macht. Von denErfolgen" der eigenen Partei erzählt sie ihren Parteifreunden nichts:

Badische Stimmen.

Die bis fetzt vorliegenden Betrachtungen über das Ergebnis des ersten Wahlganges sind von den Nationalliberalen bis zur Sozialdemokratie einmütig auf den Ton hoher Befriedigung und weiterer Siegeszuversicht gestimmt.

Me nationalliberaleBadische Landes­zeitung" konstatiert ein gewaltiges Aiufbänmen des Volkes gegen geistige und wirtschaftliche Bedrückung, be­tont auch besonders das schlechte Wschneiden des Bauern­bundes und der Mittelständler und empfiehlt den Groß- block für die Stichwahlen. Mch die parteiloseBadische Presse" erwartet jetzt eine Einigung der gesamten Linken für die bevorstehenden Stichwahlen. Ebenso re­det derBadische Landesbote" der Erneuerung des Großblocks von 1905 zwischen Liberalismus und So­zialdemokratie das Wort.

Rundschau.

Wirkung der neuen Steuern.

Ueber die Wirkung der von der neuen Mehrheit be- I schlossenen Steuern schreibt der bekannte Publizist G. A. I Erdmann in seiner soeben erschienenen SchriftModerne I Hansepolitik" u. a.:Daß diese Steuern verkehrsfeind­lich sind, darüber braucht man Wohl kaum noch ein Wort I zu verlieren, ebensowenig darüber, daß sie für das konsu- I mierende Publikum eine schwere wirtschaftliche Last be- I deuten." Erdmann weist dann auf bie bekannten Preis- ! aufrundungen hin, dieteils wegen der Steuern, teils I wegen der allgemeinen Preissteigerung, unter der auch der Geschäftsmann zu leiden hat, teils wegen des vor- I aussichtlich zurückgehenden Konsums und aus noch tau­senderlei anderen Gründen" erfolgen. Ferner wird aus- gesührt daßder Geschäftsmann, der Handwerker mit den Preissteigerungen tätsächlich über das Maß der Steu­ern hinaus Vorgehen muß, um bestehen zu können; denn ihn trifft die Politik des rücksichtslosen Agrariertums überall". Weiterhin weist Erdmann aus eine von der Mannheimer Ortsgruppe hes Hansabundes an­genommene Erklärung Kn, worin es heißt:Wenn die Drangsalierung des Handels, der Industrie und des Geldverkehrs bedeutende Kapitalmengen in das Ausland treibt, dann sind die unausbleiblichen Folgen: Kapital- kna ppheit im Inland, Minderung derUnterneh- inungslust, Stockung des Ges chäftslebens. Jeder intelligente Handwerker weiß aus Erfahrung, daß eine schwere Schädigung des Handels, der Industrie und I des Geldverkehrs auch den Handwerkerstand in § Mitleidenschaft zieht; denn sein Wohlergehen ist , mit dem Gedeihen jener Erwerbszweige eng verknüpft. Wie sollte es aber einem Handwerker noch möglich sein, aus einen grünen Zweig zu kommen, wenn neben der Verteuerung von Brot und Fleisch durch hohe Zölle, ne­ben der fortgesetzten Steigerung der sozialpolitischen und der Steuerlasten auch noch das Betriebskapital und die Hypotheken höher verzinst werden müssen und dabei Han­del und Wandel lahmliegen! Die agrarische Zollpolitik ahat jetzt schon die Kaufkraft weiter Schichten der Bevöl­kerung in fühlbarem Maße beeinträchtigt. Wie soll das erst werden, wenn unser ^Erwerbsleben auch noch die verhängnisvollen Steuern der neuen Reichstagsmehrheit tragen muß? Nicht bloß die Nahrungsmittelgewerbe und das Bauhandwerk haben die schlimmen Folgen zu ver­spüren, allen Zweigen des Handwerks wird die Erwerbs­tätigkeit erschwert und deren Ertrag geschmälert werden."

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Reinharl Schmidt ch.

Die freisinnige Volkspartei hat durch den gestern ge­meldeten Tod des Abgeordneten Rein hart Schmidt einen ihrer ältesten Führer verloren. Schmidt, der ein Alter von 71 Jahren erreicht hat, gehörte zu den ver­trautesten Anhängern von Eugen Richter, mit dem ihn langjährige Freundschaft verbunden hatte. In der Leit­ung der freisinngien Parteiorganisation nahm er eine füh­rende Stellung ein, wenn auch in der letzten Zeit sein Be­finden ihn nötigte, mehr zurückzutreten. Sets war er «in entschiedener Verfechter fortschrittlicher Ideen. Er verstand es, durch sein liebenswürdiges Wesen sich auch die Sympathien anderer Parteien zu erwerben, und als im Jahre 1895 nach dem Streit um die Bismarck-Ehrung das Reichstagspräsidium neu gebildet wurde, verstand es sich von selbst, daß er der gegebene Vertreter der Freisinni­gen für das Präsidium sein mußte. So ist er von 1895 bis 1900 Vizepräsident des Reichstags gewesen. Er hat dem Reichstage von 1881 bis 1884 und von 1887 bis 1903 angehört, zuerst für Elberfeld-Barmen, dann für Rem­scheid und das letzte Jahrzehnt für Alzey-Bingen. Mit­glied des preußischen Abgeordnetenhauses war er 1890 bis 1893 und dann seit 1898 für dm Wahlkreis Hagen- Schwelm. Ein Mann von großem politischem Eifer und parlamentarischer Pflichterfüllung, von gesundem, aus Erfahrungen gestütztem Urteil namentlich in wirtschaft­lichen Fragen er war Fabrikant in Elberfeld hat er sehr bald eine angesehene politische Stellung einge­nommen und innerhalb und außerhalb seiner Partei sich großen Ansehens erfreut, namentlich auch in seiner Va­terstadt, in der er eine Reihe kommunaler Ehrenämter bekleidete. Sein Hinscheiden bedeutet für seine Partei und für die freisinnige Sache einen schweren Verlust.

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Verband Süddeutscher Industrieller.

Der geschäftsführende Ausschuß des Verbandes Süddeutscher Industrieller trat am Montag dm 18. Oktober d. I. zu einer Sitzung im Parkhotel zu Mannheim zusammen, um über eine Reihe wichtiger Angelegenheiten Beschlüsse zu fassen.

Das großherzöglich badische Ministerium des Innern hatte den Verband Süddeutscher Industrieller ersucht, sich noch vor Abhaltung der vom Ministerium des Innern mit den Interessen­ten beabsichtigten gemeinschaftlichen Besprechung über den Plan derEinführnngeinerbadischenkommunalenAr- bertslosenversicherung gutachtlich an das Mi­nisterium zu äußern. Der Verband hat in Verfolg die­ses Ersuchens an seine sämtlichen badischen Mitglieder ein Rund­schreiben gerichtet und die Mitglieder um ihre Meinungsäußer­

ung gebeten. Die eingelaufenen Antworten hatten ergeben, daß die Mitglieder sich einstimmig gegen die Einführung ei­ner Arbeitslosenversicherung aussprachen. Der geschäfts- sührende Ausschuß erklärte sich demzufolge ebenfalls einstimmig gegen die Einführung ei­ner solchen Arbeitslosenversicherung, in wel­cher Form sie auch gedacht sein mag. Eine dement­sprechende ausführliche begründete Eingabe wurde vom ge­schäftsführenden Ausschuß genehmigt und dem großherzoglich ba­dischen Ministerium des Innern übermittelt.

In der Eingabe, über welche wir noch weiter berichten werden, richtet der Verband Süddeutscher Industrieller als Vertreter von über 500 badischen Industriebetrieben mit über 80 000 Arbeitern an das großherzogliche Ministerium des In­nern die dringende Bitte, "den Plan der Schaffung einer ba­dischen kommunalen Arbeitslosenversicherung endgültig im In­teresse der badischen Volkswirtschaft fallen zu lassen. Die Ein­gabe schließt u. a. mit den Worten:Mau fördere m§hr, wie bisher, in unserem Vaterlande durch eine gesunde Jndustrie- und Exportpolitik die Interessen der deutschen Industrie, dann wird man schneller und auf direktem Wege das erreichen, was man auf Umwegen durch eine ertreme soziale Fürsorge zu er­zielen versuchen will. Der indirekte Weg der extremen so­zialen Fürsorge, also die Schaffung einer Arbeitslosenversicher­ung, bedeutet eine Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in ihren Wirkungen. Der direkte Weg einer gesunderen deutschen Industrie- und Exportpolitik aber bedeutet eine Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in ihren Ursachen. Dieser direkte Weg wird zu einer Erstarkung der deutschen Industrie führen und die Industrie damit in die Lage versetzen, in immer größerem Umfange Arbeitsgelegenheit für un­sere ständig zunehmende Bevölkerung zu schassen. Der direkte Weg ist von größter nationaler Bedeutung und muß zu einer gewaltigen Steigerung der Produktivität unserer Volkswirtschaft führen, der indirekte Weg ist unwirtschaftlich."

Ferner beschloß der geschäftsführende Ausschuß, im Interesse der Verbandsmitglieder Bergünstigungsverträge mit der Auskunftei R- G. Dun u. Co. und mit der Mit­teldeutschen Treuhand Akt.-Ges. Frankfurt M. ab zu schließen- 8^ MW ME

Dem Plane der Begründung einer Geschäfts­stelle der deutschen Industrie in Buenos-Aires (Argentinien) sagte der geschäftsführende Ausschuß die Unter­stützung des Verbandes Süddeutscher Industrieller zu, da er in der Durchführung dieses Planes ein Mittel zur Hebung und Förderung des Exportes der süddeutschen Industrie erblickt. Es wurde beschlossen, die Verbandsmitglieder durch besonderes Rundschreiben über diese Angelegenheit zu unterrichten.

Nach Erstattung des Berichtes betreffend Rechnungsabschluß Pro Geschäftsjahr 190809 und Erledigung einer Reihe wei­terer geschäftlicher Angelegenheiten wurde der Termin der diesjährigen Generalversammlung des Ver­bandes Süddeutscher Industrieller auf Sams­tag den 27. November festgesetzt.

Gewerbliche Sachverstiindigen-Jnstitute.

Die Handwerkskammern Karlsruhe und Mannheim haben die Errichtung von Sachverstän- digen-Jnstituten beschlossen. Die vom Ministerium des Innern genehmigten Statuten bestimmen u. a.: Zur Verhütung und Schlichtung von Streitigkeiten in gewerb­lichen Angelegenheiten bestellt der Vorstand der Hand­werkskammer nach Bedarf für bestimmte Handwerkszweige gewerbliche Sachverständige für einen Kammerbezirk oder für einzelne oder mehrere Amtsbezirke auf die Tauer von drei Jahren. Sie haben die Aufgabe, sachverständige und unparteiische Gutachten zu erstatten, um Prozessen zwi­schen Handwerksmeistern und dem Publikum, wie auch zwi­schen Handwerksmeistern untereinander oder mit den Lie­feranten vorzubeugen. Ferner sollen sie Meinungsverschie­denheiten bei Lieferungen oder Käufen jeglicher Mt über Güte und Beschaffenheit der gelieferten Arbeit oder Mate­rialien, über die Angemessenheit des Preises, über die Richtigkeit der Ausführung nach Zeichnung und Muster, oder über sonstige Mängel der gelieferten Arbeiten, Wa­ren und Materialien auszugleichen und zu schlichten su­chen. Die Bestellung von Sachverständigen erfolgt in der Regel nach Anhörung der gewerblichen Bereinigung und nach Prüfung der Befähigung und des geschäftlichen und bürgerlichen Rufes der Bewerber. Me Handwerkskammer führt ein Verzeichnis der von ihr bestellten und zu hono­rierenden Sachverständigen.

Das Ergebnis der Wahl in Sachsen,

wie es gestern bekannt gegeben wurde, stellt schon fest, daß der überwiegende konservative Einfluß in Sachsen gebrochen ist. Selbst hervorragende konser­vative Führer mußten mühevoll um ihr Mandat kämpfen. Mit großer Genugtuung muß es erfüllen, daß die reaktio­nären Mittelständler, so gründlich aufs Haupt geschlagen sind, daß sie künftig in Sachsen bescheidener auftreten wer­den. Ein starker Zug nach links macht sich namentlich in dem Anwachsen der sozialdemokratischen Stim­men und Mandate bemerkbar; allerdings kann die Sozial­demokratie nach der Lage in den einzelnen Kreisen kaum darauf rechnen, daß sie weiterhin eine größere Zahl von Mandaten gewinnt. Me Freisinnigen werden ihren Besitzstand sicher behaupten und voraussichtlich einige Man­date hinzugewinnen. Auch die Nationalliberalen werden wahrscheinlich in der alten Stärke oder doch nicht sehr vermindert wiederkommen, da die Sozialdemokraten sich ihre Mandate aus Kosten der Konservativen geholt haben.

Es ist nicht uninteressant, daß dieses Wahlergebnis mit Hilfe des neuen Wahlgesetzes erfolgte, das nach dem Willen der Konservativen dazu bestimmt war,' deren Macht zu be­festigen.

Dieses neue Wahlrecht ist direkt und geheim, aber weder allgemein noch gleich. Gewählt wird auf sechs Jahre. Stimm­berechtigt ist jeder Sachse, wenn er 1) eine direkte Staatssteuer in Sachsen entrichtet, 2) das 25. Lebensjahr vollendet hat, 3) seit mindestens zwei Jahren staatsangehörig, 4) seit mindestens sechs Monaten ortsansässig ist. Alle diejenigen also, die keine direkte Staatssteuer entrichten, sind vom Wahlrecht völlig aus­geschlossen. Das Wahlrecht der einzelnen Wähler wird nach I Einkommen, Beruf, Bildung, Alter so abgestuft, daß der einzelne I bis zu vier Stimmen abzugeben hat. Die Wahl erfolgt mit I absoluter Stimmenmehrheit; ist diese nicht erreicht, so findet I Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten statt, die die größte I Stimmenzahl auf sich vereinigt haben. Die Wahlkreisei n- I teilung ist im wesentlichen unverändert geblieben. Es bleibt I die Scheidung zwischen städtischen und ländlichen Wahlkreisen, I zu denen als besondere Gruppe die Wahlkreise der großen Städte I Dresden, Leipzig, Chemnitz, Plauen und Zwickau treten. Doch I sind die ländlichen Wahlkreise um drei vermehrt worden, und i außerdem hat man die 5 Abgevrdnetenzahl der Städte Dresden, I Leipzig und Chemnitz um je zwei erhöht. Die Zahl der länd- I liehen Kreisen ist dadurch von 45 auf 48, die Zahl der Wahlkreise I der großen Städte von 14 auf 20 gestiegen, während die übrigen I städtischen Wahlkreise mit 23 Abgeordneten unverändert ge- I blieben sind. Insgesamt beträgt die Abgeordnetenzahl 91 ge- I gen früher 82.

Der sächsische Landtag ist auf den 9. November ein­berufen worden.

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Auskunftsstellen des Hansabundes Berlin und Hamburg.

Der Hansa-Bund hat nunmehr die von ihm in seinen Richtlinien" angekündigten Auskunftsstellen für seine im Inland wohnenden Mitglieder in seiner Berliner Zentrale Berlin-Dorotheenstr. 3 und für die im Ausland woh­nenden in seiner Hamburger Muslands-Abteilung, Kai- ser-Gallerie, Gr. Bleichen 23/29 eingerichtet. Es wur­den gemäß der Natur des Hansa-Bundes als wirtschaft­liche Vereinigung lediglich Auskünfte über gewerbliche und wirtschaftliche Fragen innerhalb der Grenzen, wie sie dieRichtlinien" des Hansa-Bundes vom 4. Oktober d. I. gezogen haben erteilt. Dabei sei nochmals darauf verwie­sen, daß der Hansa-Bund die gemeinsamen Interessen von Handel, Gewerbe und Industrie zu vertreten hat, die Sonderfragen aber den Sonderkorporationen überläßt. Mit dieser Maßgabe erfolgen die Auskünfte selbstverständ­lich unentgeltlich.

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80W Kündigungen.

Die Angelegenheit Schack hat ihre Rückwirkung auf den Deutsch-nationalen Handlungsgehilfenverband, dessen Leiter der Reichstagsabgeordnete Wilhelm Schack gewe­sen ist, nicht verfehlt: der Verband ist in der Zahl seiner Mitglieder erheblich zurückgegangen. DieHandelswacht", die Zeitschrift des Verbandes, teilt mit, daß allein im Monat September 8000 Kündigungen der Mitglied­schaft eingelaufen sind, wodurch der Verein allein in diesem Monat 6^2 vom Hundert seiner gesamten Mitglieder ver­loren hat. Dabei sind die gewohnheitsmäßigen Ab­gänge, die durch Streichungen erfolgen, nicht mitgerechnet. Ter Verband mag sich für das Fiasko bei seinen Füh­rern und den Freunden des Herrn Schack bedanken, die mit ihrer blindwütigen Mandatsretterei in ihren eigenen Reihen die wildesten Verwüstungen anrichten.

Tages-Chromk.

Berlin, 22. Okt. Die Nachricht, daß die sächsische Re­gierung im Bundesrat den Antrag gestellt hat, die Beratung des Gesetzes über die Schiffahrtsabgaben zu vertagen, entspricht, wie man von unterrichteter Seit« hört, nicht den Tatsachen. Es ist zwar zutreffend, daß Sachsen noch immer der Vorlage ablehnend gegenübersteht, aber von einer Vertagung wäre für die Entscheidung der Frage kein Vorteil zu erwarten.

Coburg, 23. Okt. Bei der gestrigen Reichstags-Er­satz ft i ch w a h l wurden für den Nationalliberalen Quark 6465 Stimmen, für den Sozialdemokraten Zietsch 6986 Stimmen abgegeben. Aus einigen kleinen Orten steht das. Ergebnis noch aus.

Kiel, im Oktober. Eine neue freisinnige Tageszeitung soll hier ^>xn 1. November unter dem TitelKieler Tages­post, Schleswig-Holsteinische Zeitung" erscheinen. Ihr Haupt­gründer ist der freisinnige Reichstagsabgeordnete Dr. Leon­hart.

Worms, 22. Okt. Die Bürgermeisterei Worms, die vor kurzem den Anschlag von Plakaten verbot, die zu einer Protestversammlung gegen denSteuerraubzug" der Reichstagsmehrheit einluden, hat heute der hiesigen Sozial­demokratischen Partei den Anschlag von Plakaten zu einer Pro­testversammlung gegen die Ermordung Ferrers verboten.

Hamburg, 23. Okt. Ein 33 Jahre alter Tagmann und eine 23 Jahre alte Frau, in deren gemeinsamen Wohnung sadisti­sche Orgien im Beisein von 13jährigen Mädchen gefeiert wurden, sind verhaftet worden. Weitere Verhaftungen stehen

bevor.

Madrid, 22. Okt. Die liberale und die republi­kanische Presse widmen dem Ministerium M 0 ret freund­liche Begrüßungsartikel und treten für eine wahrhaft liberale und demokratische Politik ein.

Rio de Janeiro, 23. Okt. Ans der Höhe von Permam- buc 0 brach auf dem deutschen VollschifsPosen" Feuer aus. Die 94 Mann starke Besatzung wurde von einem eng­lischen Kreuzer gerettet.

Luftschiffahrt.

Friedrichshafen, 22. Okt. Das Luftschiff Z. 3, das um 3 "Uhr 45 Minuten zu einer Probefahrt aufgestiegen ist

nach gut verlaufener Fahrt um 5 Uhr wieder gelandet. Die Arbeit des dritten Motors hat auch heute vollauf befriedigt. Dr. Gaffer von der Technischen Hochschule in Aarmstadt nahm an dem Aufstieg teil.

Friedrichshafe«, 22. Okt. Die Mannschaften der Zep­pelin-Werft machen in der nächsten Woche Aufstiege mit den Ballons des Württemberg; schen Vereins für L u f t s ch i f fa h r t, wozu das Wgas desZ. 3" benutzt wird.

Aus Württemberg.

Schädigungen durch das neue Weingesetz.

Von einem Weinhändler aus dem Norden des Landes wird uns geschrieben:Oesterreich hat schon lange ein strenges! Weingesetz, wonach anzunehmen ist, daß die öftere. Weine dem deutschen Weingesetz entsprechen. Trotzdem werden jetzt Waggonladungen des' besten Weines, die in­nerhalb 3 Tagen von Bozen aus in den Besitz des Em­pfängers! kommen konnten, erst nach 4 Wochen an ihr Ziel befördert und dabei durch die Ausführung der Bestimm­ungen des neuen Gesetzes fast 4 Wochen in München festgehalten, so daß der Wein, durch das lange Herum­liegen durch immer wiederholtes Schütteln bei den ver­schiedenen Umladungen mit nicht mehr spundvollen Fäs­sern'so geschädigt wird, daß er auf lange Zeit hinaus für den Besitzer unverkäuflich ist. Zudem werden Mr diese Zeit Umladegebühren usw. berechnet. Alle Vorstell­ungen bei den betr. Behörden sind erfolglos. Der Eni" pfänger muß ohne alle Hilfe und Entschädigung seinen Wein dem Verderben entgegengehen sehen." Da wohl auch andere württembergische Firmen ähnliche Erfahr­ungen gemacht haben, empfiehlt der Einsender ein gemein­sames Vorgehen der Geschädigten.

Falsche Dreimarkstücke sind in letzter Zeit in verschiedenen Gegenden der badisch-württembergischen Grenze in dgn Verkehr gebracht worden. Die Falschstücke tragen das Bildnis des Kö­nigs Wilhelm II. von Württemberg, das Münzzeichen k' und die Jahreszahl 1909. Die Prägung ist so schlecht, daß du Unechtheit bei einiger Aufmerksamkeit sofort erkannt werden muß.