Zweites Blatt.
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mit Erzähler vom Schwarzwald.
Amtsblatt für die Ltadt Wildbad.
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Nr. 244 .
Dienstag, den 1 K. Oktober 1 SVS.
2 <». Jahrg.
Zur Strafrechtsrform.
lieber den Vorentwurf zn einem neuen Strafgesetzbuch-, der Ende dieses Monats veröffentlicht werden soll, macht die „Deutsche Juristen-Zeitung" folgende Mitteilungen: Ter Entwurf wird sich ungefähr im Umfang des geltenden Strafgesetzbuches halten, nach der Zahl der, Paragraphen sogar etwas kleiner sein. Es ergibt sich daraus ohne weiteres, was übrigens auch von vornherein, anzunehmen war, daß nach der Absicht der Verfasser die zahlreichen und zum Teil umfänglichen strafrechtlichen Nebengesetze nicht in das neue Strafgesetzbuch eingearbeitet werden sollen. Auf dem Gebiete der Gesundheitspflege, der Nahrnngsmittelfälschung, des unlauteren Wettbewerbs, des Gewerbe- und Arbeiterrechts, des Schifffahrtswesen, des Verkehrs auf öffentlichen Straßen, des Steuer-und Zollwesens usw. werden daher die bestehenden Rechtszustände durch die Grundsätze des neuen Gesetzbuchs nur insoweit berührt werden können, als es sich um allgemeine, für jede strafgesetzliche Vorschrift gültige Normen handelt, wie sie der Erste Teil unseres geltenden Strafgesetzbuchs enthält. Auch der Borentwurs wird einen Ersten Teil — „Besonderer Teil" — umfassen. Während aber jetzt dieser Zweite Teil ohne weitere Gruppierung in 29 Abschnitte zerfällt, soll der Besondere Teil des Vorentwurfs zunächst in vier Bücher geteilt werden — Delikte gegen den Staat, gegen Einrichtungen des Staates, gegen die Personen, gegen das Vermögen —, die insgesamt 28 Abschnitte begreifen. Ihnen folgt ein fünftes Buch mit den Uebertretungen, die nicht, wie vielfach angeregt fst, aus dem Strafgesetzbuch ansscheiden, - sondern in ähnlichem Umfange wie bisher darin verbleiben sollen. Demgemäß wird auch die bisherige Dreiteilung der strafbaren Handlungen in Verbrechen, Vergehen, Uebertretungen aufrechterhalten. Auch dein Strafvollzug ist, wenngleich nicht erschöpfend, eine Reihe von Bestimmungen gewidmet. Zn bemerkenswertem Gegensatz zu den Erklärungen, welche im Reichstag wiederholt für das Reichs-Justizamt abgegeben worden sind, scheint der Borentwurs von der Annahme auszugehen, daß es einer weiteren Regelung des Strafvollzugs durch Reichsgesetz nicht bedürfen wird. Ein Gegensatz zu dem bisher von der Regierung eingenommenen Standpunkt tritt ferner darin zutage, daß die bedingte Aussetzung des Strafvollzugs für einige Jahre der Erprob-
Großen Menschen ziehen 'die schmerzen nach, wie den Gebirgen die Gewitter, aber an ihnen brechen sich auch die Wetter.
Jean Paul.
n -E -V
Am Franzosenstein.
Triginal-Roman von Erich Ebenstein, tk (Nachdruck verbaten.)
(Fortsetzung.)
Gerade vor dem Panischen Wohnhause wurde Sabine von einem magern, elend gekleideten Weibe angc- sprochen.
„Ich bitt' zu tausendmalen, gnä' Fränl'n, heute haben sie uns die letzte Kuh fortgetrieben, und kein Stein gehört mehr uns vom Hof, die Trine hat müssen in Dienst gehen und die Ahndlmutter ist vor acht Tagen gestorben, und ich weiß mir keinen Rat mehr, wohin ich gehen soll. . Wenn Sie mir doch ein Platzel verschaffen täten im Schloß oder sonstwo ... ich täte schon keine Arbeit scheuen!"
Sabine blickte ärgerlich erstaunt auf das Weib.
„Was fällt Euch denn ein?" sagte sie entrüstet. „Ich bin ja selbst arm wie eine Kirchenmaus", und wollte weitergehen.
Aber die Frau vertrat ihr den Weg und faltete bittend die Hände.
„Schicken Sie mich um Gotteswillen nit fort, gnä' Fräul'n ... es ist ja nicht wahr, daß Sie arm sind, Sie sind doch die reiche Schloßsräul'n . . und eigentlich, wenn mans recht nimmt, sind Sie mirs schuldig, daß Sie mir helfen . . . denn von da an, wo Sie damals bei uns oben waren, ist unser Elend angegangen. Danach hat der Mann sich um nichts mehr bekümmert wid ist ganz ausgewechselt gewesen . . ."
Sie hatte unwillkürlich lauter gesprochen, und meh-
ung des Verurteilten nicht mehr durch die Justizverwaltung nach dem gerichtlichen Urteilsspruch verfügt, sondern daß darüber durch das Gericht erkannt werden soll. Bisher hat die Regierung den dahin gerichteten, im Reichstag geäußerten Wünschen stets Einwendungen entgegengesetzt.
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Wie die schwarz-blaue Reichsfinanzreform im einzelnen wirkt,
das illustriert die „Schwarzwälder Volksstimme" durch folgende Mitteilung: Kommt da kürzlich in die Erste badische Zündholzfabrik Bauer u. Schönenberger in Sch uellingeu ein Steuerkommissarius, um die Warenvorräte der Firma aufzunehmen; zuletzt kamen die W a ch s str e i ch h ö l zch e n an die Reihe. Für einen Bestand von 8hd Groß Schächtelchen im Gesamtwerte von 37 Mark 32 Pfg. sollte die Firma die im Verhältnis zum Wert ungeheuerliche Summe von 124 Mark 40 Pfg. Steuer bezahlen. Auf die Frage des einen Geschäftsinhabers, ob er die Wachshölzchen steuerfrei verschenken dürfe, bekam er ein Nein zu hören. Kurz entschlossen ließ der Fabrikant Feuer aumachen und sämtliche Päckchen flogen (steuerfrei) hinein. Die Herren Bauer und Schö- ueuberger wissen sicher, welchen Parteien sie den Scheiterhaufen errichteten.
-ft . -ft *
Der NaLionalliberale Paasche
hat in Eisenach eine Rede über die innerpolitifche Lage gehalten. Er sprach den Wunsch aus, die nationalliberale Partei möge in ihr Programm die Forderung aufnehmen, künftig keinerlei indirekte Steuern zu bewilligen. Er charakterisierte die frühere sog. kleine Finanzreform und insbesondere die Fahrkartensteuer als verkehrsfeindlich im höchsten Maße und sprach sich in schärfster Weise auch gegen die jüngste Finanzreform aus; hier knüpfte er die Hoffnung an, daß trotz der Zertrümmerung des Blocks die Linksliberalen nicht wieder in ihre negierende Haltung in nationalen Fragen verfallen möchten. Tann kam Paasche auf die liberale Einigung zu sprechen. Er fand cs merkwürdig, daß von Seiten der Linksliberalen der Liberalismus geeinigt werden solle, daß mau aber dabei die größte liberale Partei, die Nationalliberalen, einfach bei Seite schiebe; die Nationallibc- ralen selbst dächten freilich nicht an die Aufgabe ihrer Selbständigkeit aber trotzdem, meinte er, diese Art der Einigung sei unrichtig, lieber die preußische Wahlreform
sprach der Redner in dem Sinne, daß er nachdrücklich von der Regierung eine „verständige Wahlreform" verlangte. . * * *
Zu Ferrers Tod.
Ter Protest der deutsches: Demokratie..
Aus Berlin wird berichtet: Die demokratische Bereinigung veranstaltete in der Viktoria-Brauerei eine P r o r e stv e r sa m mlung anläßlich der Hinrichtung Ferrers. Es wurde folgende Resolution angenommen:
„Die von der demokratischen Vereinigung einbernfeue Volksversammlung gibt ihreni tiefsten Abscheu über den von der spanischen Regierung an Francesco Ferrer verübten Justizmord Ausdruck Es handett sich ihrer Ueberzeugung nach hier nicht um eine Angelegenheit, die Spanien allein anginge, sondern eine Tat, die aus das schwerste zu verdammen alte Kulturvölker das Recht und die Pflicht haben, und die zur Folge haben müßte, daß die europäischen Negierungen, nicht zuletzt die deutsche, Spanien auf die Stufe jener barbarischen Staaten stellten, in denen die persönliche Freiheit von keinerlei Garantien umgeben ist. Die Versammlung spricht weiter aber auch die Hoffnung aus, daß bas deutsche Volk aus der grauenvollen Tat seine Lehre ziehen und den Kampf gegen dP Mächte, denen die Niedxrhaltung der Freiheit des Volles höchstes, politisches Gesetz ist, mit verdoppelter Energie aufnehmen wird."
Ferner wurde beschlossen, an den Bürgermeister N a- thaninRom ein Sympathietelegramm und an die beiden Töchter Ferrers ein Beileidstelegramm zu senden. Einige hundert Teilnehmer der Versammlung zogen nach Schluß der Versammlung nach der Regentenstraße, wo die spa- nisch e Botschaft liegt, doch machten sie Kehrt, als die dort aufgestellte Schutzmannschaft sie dazu aufforderte. Es'geschah mit dem Rufe: Nieder mit Spanien, hoch Ferrer, Abzug Alfons. Es wurden einige Verhaftungen vorgenommen.
Die Sozialdemokratie Berlins veranstaltete am Sonntag drei Protestversammlungen gegen die Hinrichtung Ferrers. Es sprachen die Reichstagsabgeordneten Fischer und Ledebonr und die Landtagsabgeordneten Heimann, Borgmann und Adolf Hoffmann. Nach Schluß der Versammlungen wurde ein von der Koppenstraße durch die Andreasstraße nach dem Schlesischen Bahnhof marschierender D e m o nstr a t i o ns zug von Schutzle uLenzu Fuß und zu Pferd zurückgedrängt. Die Schutzleute zo gen blank, machten aber von ihrer Waffe keinen Gebrauch, obgleich es zu einem erheblichen Gedränge kam und aus der Menge mit Steinen geworfen wurde. Mehrere Demonstranten wurden festgenommen.
rere Arbeiter blieben neugierig stehen. Sabine starrte das Weib zornig an.
„Zum Kuckuck — was geht mich das. an? Ich kenne Euch ja garnicht!" ' '
„Wirklich? Ja freilich . . . das Unglück hat mich halt ganz heruntergebracht .... die Ameisöderin bin ich."
Bei der Nennung des Namens „Ameisöder" fuhr Sabine zurück, als habe sie einen Schlag erhalten. Ein Zittern lief durch ihren Leib, und abwehrend streckte sie die Hände aus gegen die Frau. Dann flüsterte sie scheu:
„Scht . . . sprich nicht von ihm. . .»er liegt da unten irgendwo . . im Mondenschein .... aber ich hab's nicht getan ..."
Auch die Ameisöderin fuhr zurück bei diesen Worten, dann stieß sie einen gellenden Schrei aus und rang die Hände.
„Jesus Maria — Sie haben ihn nmgebracht!" schrie sie, daß es laut über den Platz schallte. Im Nu hatte sich ein dichter Kreis um die beiden Frauen gebildet, aus dem „Hl. Florian" stürzten die Gäste herbei, und von allen Seiten drängten Leute hinzu.
Sabine war bei diesen Worten der Ameisöderin zusammengezuckt. Dann sagte sie hastig: „Nein — nein
— nein -- er ist von selbst gefallen. . . nicht angernhrt habe ich ihn . . . laßt mich fort!"
Sie wollte, von plötzlicher Angst erfaßt, davonlau- fen, aber die Leute ringsum bildeten einen so dichten Kreis und rührten sich nicht, sodaß es unmöglich für Sabine war, hindurchzukommen.
„Haltet sie fest, die Mörderin!" heulte die Ameisöderin. „Holt die Gendarmen — sie hat mir den Mann umgebracht!"
Sabines Lage wurde immer kritischer. In diesem Moment stürzte oben in der Panischen Villa Barbara leichenblaß in Hans' Zimmer und rief diesem zu: „Um Gotteswillen, Hans, laufe hinunter und stehe Sabine bei
— ich weiß nicht, was los ist, aber der ganze Platz ist
voll Menschen, und sie schreien und drohen, und mitten drin steht Sabine Herzog. . ."
. „Zurück, Leute!" schrie er mit lauter Stimme und versuchte sich Platz zu machen in dem Sabine immer enger umschließenden Kreis. Die Leute, durch die Ameisöderin aufgestachelt, bedrohten Sabine nun tatsächlich und drangen unter Verwünschungen mit erhobenen Fäusten auf 'sie ein. Sabines Hilferufen gellten laut über den Platz.
„Zurück, Leute!" rief Hans noch einmal. „Was gibt es denn? Was macht Ihr ba?"
Seine Stimme brachte die meisten zur Besinnung. Sie wichen zurück, und Hans sah nun Sabine da stehen mit fahlem, angstverzerrtem Gesicht, das graue Haar wirr um die Schläfe hängend, die Augen unstät von einem zum andern irrend.
Am Boden lag ein Gemengsel von Erdbeeren, Schwämmen, Spinatblättern und Tannenzapfen.
„Was wollt Ihr denn eigentlich von Fräulein Sabine?" fragte Hans verwundert.
„Meinen Mann hat sie umgebracht!" schrie die Ameisöderin.
„Den Ameisöder hat sie vom Franzosenstein heruntergestürzt!" erklärte ein anderer. Hans war sprachlos. . Dann warf er einen Blick auf Sabine, die ein Bild des Jammers bot. Aus ihren Augen leuchtete Heller Wahnsinn . . .
Er trat zu ihr und zog ihren Arm unter den seinen.
„Es wird ein Irrtum sein," sagte er ruhig ; „Ihr seht ja und wißt, daß sie krank ist. Kommen Sie, Fräulein Sabine!"
Sie klammerte sich angstvoll wie ein Kind im Dunkeln, an seinen Arm und flüsterte: „Ja — führen Sie mich fort, ich kann den Alten nicht sehen, und er stand immer dort hinter feiner Frau. . ."
Ein Schauer lief Hans über den Rücken. Sollte es möglich sein, was die Leute behaupteten?
(Fortsetzung folgt.)