lich gemacht werden. Aber das ist die geringste Summe. Die Beamtenaufbesserungen sind jedoch vom schwarzblauen Block beschlossen worden und sie waren nötig geworden, durch die Verteuerung aller Lebensbedürfnisse infolge des neuen Zolltarifs, den Zentrum, Konservative und Nationalliberale durchgedrückt hatten.
Und die Uebernahme der Matrikulärbeiträge auf das Reich ist ganz speziell ein Schachzug des schwarzblauen Blocks, auf den er sich ganz be-« sonders viel zugut getan hat und der — trotz früherer gegenteiliger Aeußerungen von Zentrumsseite — gemacht worden ist, um die Einzelstaaten bei gutem Willen zu erhalten und zugleich mit den neuen Steuern ganz freie Hand zu haben. Sie werden ja ohnehin nicht reichen.
Wenn also die Schuldensumme des Deutschen Reiches in allernächster Zeit wieder um 500 Millionen in die Höhe schnellt, wird man diese Summe wieder mit dem Vermerk buchen müssen: „vom schwarzblauen Block gemacht."
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Die Erschießung Ferrers.
Me klerikale Reaktion in Spanien triumphiert. Der der spanischen Klerisei am meisten verhaßte Mann, Jose f F e r r e r, ist nach einer raschen Verurteilung durch das militärische Standgericht wegen angeblicher Anstiftung des Barcelonaer Aufstandes am Mittwoch vormittag 9 Uhr in den Festungsgräben von Monjuich bei Madrid erschossen worden. Das Kommando bei der Erschießung Ferrers führte der Genie-Offizier Eserin. Die Soldaten waren aus der Garnison der Festung Monjuich durch Los bestimmt worden. Ferrer stand im Augenblick der Urteilsvollstreckung aufrecht mit verbundenen Augen. Die Sakramente wies er zurück.
Die Vollstreckung des Todesurteils hat in ganz Spanien, in Frankreich und Italien große Erregung hervorgerufen. In Paris hat das französische Komitee zur Verteidigung der Verhafteten in Monjuich mehrere Anschläge in der Stadt verbreiten lassen, in denen in schärfster Weise gegen die von einem Kriegsgericht an Ferrer ausgeübte Prozedur protestiert wird und die mit den Worten schlossen: „Franzosen, ihr werdet einen solchen Justizmord nicht dulden." Eine Sonderausgabe der „Humanitö" enthält einen Aufruf an die Bevölkerung von Paris, in dem diese aufgefordert wird, eine Massenkundgebung wegen der Hinrichtung Ferrers vor der spanischen Botschaft zu veranstalten. Das Gewissen der gesamten Welt müsse mit Nachdruck erklären, daß es dieses Verbrechen und zukünftige Verbrechen nicht dulde. Wenn die spanische Regierung es nicht begreife, das spanische Volk werde begreifen, daß der Zeitpunkt für heroische Entschlüsse gekommen ist. In der nämlichen Ausgabe des Blattes veröffentlicht das Komitee zum Schutze der Opfer der spanischen Unterdrückung einen Aufruf mit der Ueberschrift: „Sie haben gewagt!", in dem es erklärt, Spanien habe dem Gewissen der Welt den Fehdehandschuh hingeworfen und hinzugefügt, was die Regierungen nicht veranlassen würden, würden die Völker tun. Ferrer und alle Opfer der spanischen Unterdrückung würden gerächt werden.
Die römischen Blätter veröffentlichen Sonderausgaben mit der Nachricht von der Hinrichtung Ferrers^ In Turin haben die Metallarbeiter, die Setzer und die Maurer die Arbeit eingestellt als Kundgebung gegen die Verurteilung Ferrers. In der Turiner Arbeitskammer wurde eine Versammlung abgehalten, in der mehrere Redner die Bedeutung dieser Kundgebung hervorhoben. Nach Schluß der Versammlung versuchte eine Anzahl Teilnehmer die Straßenbahn anzuhalten, wurde aber auseinandergetrieben. Der Provinzialrat von Genua hat den spanischen Ministerpräsidenten telegraphisch um Begnadigung Ferrers gebeten und dann beschlossen, die Sitzung aufzuheben. Die Arbeitskammer von Genua hat beschlossen, daß die Arbeit für 24 Stunden eingestellt werden soll. Infolgedessen feierten die Arbeiter Mittwoch nachmittag. Auch der Straßenbahnverkehr wurde eingestellt. In Neapel hielten mehrere Hundert Studenten eine Versammlung in der Universität ab u. beschlossen, dem spanischen Konsul einen Protest zu überreichen. Die Ueberreichung des Protestes wurde aber von den Behörden verboten.
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Der Pariser „Temps" meldet in einer Madrider Depesche, die ihm auf einem Umwege zugegangen ist, der Minist errat habe die Begnadigung Ferrers nicht beantragt, weil dem König Drohungen zugegangen seien. Der Minister des Innern erklärte, daß er die seit der Verhaftung Ferrers eingegangenen Drohbriefe 'veröffentlichen lassen werde.
Tages-Chronik.
Würzburg, 12. Okt. Die heute hier abgehaltene Delegiertenversammlung des Landesverbandes bayerischer Obstbauvereine beschloß, versuchsweise Obstauk- tionen einzuführen. Billiges Obst soll in Menge in großen Städten angeliefert und zu annehmbarem Preise an Minderbemittelte abgegeben werden. Der bayerische Landesverband umfaßt z. Zt. in 2100 Vereinen 111000 Mitglieder.
Straßburg, 13. Okt. Bei Beratung der viel besprochenen Verfassungsreform der Kirche Augsburgischer Konfession, hat das elsaß-lothringischeOberkon- sistorium zum ersten Mal in Deutschland denFrauen ein passives Wahlrecht zum Kärchenrat eingeräumt unter der Beschränkung, daß nur ein Drittel der Mitglieder des Kirchenrats Frauen sein dürfen.
Braunschweig, 13. Okt. Auf Schloß Blankenburg wurde heute, wie die Braunschw. Landesztg. meldet, die Verlobung der Prinzessin Sophie Renate Reuß j. L. mit dem Prinzen Heinrich XXXIV.. Reuß j. L. veröffentlicht.
Paris, 13. Okt. Baron Ferdinand Schickler, einer der Führer des liberalen französischen Protestantismus, ist gestorben.
Saloniki, 13. Okt. Drei zum Tode verurteilte Bulgaren sind heute in Serres hingerichtet worden. — In der Nähe des Klosters Runikon auf dem Berge Athos ist ein russischer Mönch ermordet aufgefunden worden.
Luftschiffahrt.
Vom 2 III.
Friedrichshafen, 13. Okt. Tie Versuche mit Funkentelegraphie an Bord des Luftschiffes „Z 3" sind jetzt abgeschlossen worden, nachdem festgestellt wurde, daß die Verständigung auf einer Strecke von 500 Kilometer möglich ist, und daß keine störenden Erscheinungen bemerkt werden konnten. Das Luftschiff wird nunmehr mit einem Apparat für drahtlose Telegraphie ausgestattet werden. Außerdem wird es noch einen dritten Motor erhalten.
Vergleichsfahrten von Luftkreuzern.
Wie die Kölnische Volkszeitung von zuständiger Stelle erfährt, wird das Militärluftschiff Groß 2 sich zu Vergleichsfahrten nach Köln begeben und zwar, wenn das Wetter günstig ist, auf dem Luftwege, bei ungünstiger Witterung per Bahn. Es sollen in Köln Vergleiche darüber angestellt werden, was die drei Typen Z 2, Parseval 2 und Groß 2 unter gleichen Verhältnissen in gleicher Meereshöhe und bei gleicher Windstärke zu leisten imstande sind. Die Vergleichsfahrten sind auf den 25. Oktober festgesetzt. Bon einem Anerbieten der Motorluftschiff-Studiengesellschaft an das Kriegsministerium, den Parseval 3 nach Köln zu beordern, ist bei den beteiligten Stellen nichts bekannt. Ob das Militärluftschiff dauernd in Köln verbleiben wird, oder nach Metz kommt, darüber ist an maßgebender Stelle noch keine Entscheidung getroffen. Es ist aber anzunehmen, daß der Groß 2, wenn er einmal in Köln ist, auch dort bleibt.
Latham.
Iuvisy, 13. Okt. (Port Aviation). Heute nachmittag 4.35 Uhr erhob sich Latham mit seinem Eindecker Zu einem Flug. Nach Vollendung von etwa Vs Runde wurde der Aeroplan von einem Windstoß erfaßt und zu Boden gedrückt, wobei der linke Flügel des Apparats brach. Latham blieb unverletzt.
Aus Württemberg.
Dieustnachrichten.
Die Postgehilfin Schütz beim Telegraphenmut Stuttgart wurde auf Ansuchen entlassen und die Wahl des Oberamtssekretärs Otto Molfenter von Reutlingen zum Ortsvorsteher der Gemeinde Wannweil, OA. Reutlingen, wurde bestätigt, und die Stelle eines Assistenten beim Gewerbeoberschulrat dem Hilfsbeamten Hermann Westermayer bei dieser Behörde unter Verleihung des Titels eines Sekretärs übertragen.
Güterhaudel und Güterzertrümmerung in Württemberg.
Die durch die Kreisregierungen und die Oberämter über den Güterhandel und die Güterzertrümmerungen zunächst für das Jahr 1907 angestellten Erhebungen sind für das Jahr 1908 fortgesetzt worden. Aus den Ergebnissen der heurigen Ermittlungen ist, nach dem „St.-Anz.", folgendes anzuführen. Was zunächst die Verhältnisse des Güter Handels im allgemeinen betrifft, so hat sich an dem im vorigen Jahr gewonnenen Bild wenig geändert. Die Zahl der in Württemberg wohnhaften Güterhändler betrug im Jahr 1907: 210, die der gewerbsmäßigen Vermittlungsagenten für Verträge über ländliche Grundstücke dagegen 419 gegenüber 387 im Vorjahr. Wie im Jahr 1908, so war auch Heuer festzustellen, daß vielfach eine und dieselbe Person Güterhändler und Vermittlungsagent zugleich ist, ferner, daß sich beim Ankauf größerer Güter regelmäßig mehrere Güterhändler zur Durchführung des Zer- stückelungsgeschästs auf gemeinsame Rechnung zusammenfinden. Strafen werden über Güterhändler und Bermittlungsagsnten im Jahre 1908 in 16 Fällen verhängt; in 2 Fällen wurde auf Untersagung des Gewerbebetriebs erkannt.
Im Jahr 1908 wurden 227 Güter Zertrümmerungen durchgeführt gegen 234 im Vorjahr; sie verteilen sich auf 172 (185 im Jahr 1907) Gemeinden. Während sonach die Zahl der zertrümmerten Anwesen etwas abgenommen hat, hat sich die der Zertrümmerung unterworfene Fläche vergrößert. Diese betrug im Jahre 1907: 1737,29 Hektar, im Jahr 1908 dagegen 1985,26 Hektar. Von den zertrümmerten Anwesen, deren Eigentümer zu reichlich drei Vierteilen Landwirte waren, hatten 158 (153) vor der Zertrümmerung einen Flächengehalt von 3 Hektar und mehr; die Gesamtfläche dieser 158 Anspesen betrug 1867,69 Hektar >(1577,28 Hektar), die durchschnittliche Größe eines Anwesens daher 11,82 Hektar (10,3 Hektar). Bei 87 dieser Anwesen (76) erfolgte die Zertrümmerung gewerbsmäßig und zwar in 65 (41) Fällen durch gewerbsmäßige Güterhändler auf eigene Rechnung und in 22 (35) Fällen durch Vermittlungsagenten, in 3 (1) von jenen 65 (41) Fällen wurde zur Zertrümmerung Genehmigung gemäß Art. 173 Z. 5 des württ. Ausführungsgesetzes zum Bürgerl. Gesetzbuch vom 28. Juli 1899 erteilt. Im übrigen wird das in Art. 172 des Ausführungsgesetzes ausgesprochene Verbot der stückweisen Veräußerung von Grundstücken nach wie vor umgangen. Was das finanzielle Ergebnis des Zertrümmerungsgeschäfts für die Güterhändler betrifft, so ist eine genaue Feststellung desselben nur in seltenen Fällen möglich. Mitunter scheint es vorzukommen, daß ein Geschäft einen nennenswerten Nutzen für den Güterhändler nicht abwirft. Andererseits aber lassen die Erhebungen in einer recht ansehnlichen Zahl von Fällen darauf schließen, daß von den Güterhändlern außerordentlich große Gewinne erzielt und aus der Durchführung von Güterzertrümmerungen Summen gewonnen werden, deren Höhe in gar keinem Verhältnis zu der durch das Geschäft verursachten Mühe und zu dem damit verbundenen Risiko steht. Darlehenskassenvereine haben sich auch im Jahre 1908 und zwar in 5 Fällen auf dem Gebiet der Gutszertrümmerung behufs Verdrängung gewerbsmäßiger Güterhändler erfolgreich betätigt. Im Bezirk Oehringen vereitelten 2 Gemeinden in je einem Fall den Uebergang bäuerlicher Hofgüter an gewerbsmäßige Güterhändler durch Ankauf und stückweise Wiederveräußerung auf eigene Rechnung und erzielten beträchtliche Reingewinne. Als Grund für die Einleitung der Zertrümmerung wurde ermittelt: Ueberschuldung in 37 Fällen, Wegzug aus
der Gemeinde 56, Ableben des Besitzers 38, hohes Alter oder Kränklichkeit des Besitzers 47, sonstige Ursachen (worunter auch Mangel an Arbeitskräften) 49. Die Frage, ob eine Zu- oder Wnahme der Güterzertrümmerungen zu beobachten sei, ist von den Oberämtern verschieden beantwortet worden. Als Ergebnis der heurigen Erhebungen ist für das Jahr 1908 eine Zunahme der Zertrümmerungen größerer Anwesen festzustellen. Diese Zunahme beschränkt sich in der Hauptsache auf den Jagst- kreis, auf den allein 50 von den 87 gewerbsmäßig zertrümmerten Anwesen im Flächengehalt von 3 Hektar und darüber
(i. I. 1907: 40 von 76 Anwesen) entfallen, diese 50 (40)
Anwesen hatten einen Flächengehalt von zusammen 674,73 Hektar (479,84 Hektar).
Ein württembergischer Fall Schack? In einer Versammlung des Deutsch-nationalen Handlungsgehilfenverbands Mittwoch abend im „Dinkelacker" hatte der Referent Döring in einer Polemik gegen den sozialdemokratischen Redakteur Roßmann darauf hingewiesen, daß die Gegner des D. H. alle Ursache
hätten, vorsichtig zu sein. Der Verband habe zahlreiche Mitteilungen über ähnliche Fälle — wie Fall Schack — von über
all her, und auch aus Stuttgart erhalten. Der Verband habe zwar nicht die Absicht, dieses Material zu gebrauchen, aber sollte er dazu einmal gezwungen sein, so würde sich zeigen, daß die lautesten Schreier auch die größten Heuchler seien. Hiezu bemerkt der „Beobachter": „Da auch das Organ des „D. H.-V." schon ähnliche Andeutungen machte, warum nicht heraus mit der Sprache, wenn man seiner Sache sicher ist? Die „Schw. Tagwacht", die dieser Anhieb vor allem angeht, schweigt sich zu den Bemerkungen Dörings heute völlig aus.
Aus dem Eiseubahuer-Verband. Die Vorstandschaft des Verbandes, welche aus 38 Mitgliedern besteht, hat am 11. Oktober in eingehender Beratung über die gegenwärtigeLage des Verbandes einmütig folgenden Beschluß gefaßt: „Die Vorstandschaft nimmt mit Befriedigung Kenntnis von den Er- klärungen des Verbandssekretärs in Bezug auf die Buch- und Kassenführung des Verbands durch den früheren Verbandskassier Walter. Sie erklärt, daß sie nach diesen Darlegungen die vom Bücherrevisor bis jetzt gemachten Ausstellungen als im wesentlichen geklärt und erledigt betrachtet und entschlossen ist, Hand in Hand mit dem Berbandssekretär den Verband in den seit- herigen, bewährten Bahnen, entsprechend den Verbandssatzungen und Verbandsprogramm, weiter zu führen. Die Vorstandschaft hat, um Ruhe und Frieden im Verband wieder herzustellen, beinahe einstimmig beschlossen, die sechs.Verbandsmitglieder, welche in der letzten Zeit durch Herausgabe von Flugblättern, Veranstaltung von gegnerischen Versammlungen usw. die Verbandsinteressen schwer geschädigt haben, aus dem Verband mit sofortiger Wirkung auszuschließen. Sie erklärte, daß sie nach wie vor von den christl. Gewerkschaften sich ebenso wie von den anderen großen Gewerkschaftsrichtungen ferne hält und das Auftreten der christl. Gewerkschaften innerhalb des Verbandes nicht duldet."
Stuttgart, 13. Okt. In der ganzen Stadt und wohl auch darüber hinaus, wird, wie der „Schwäbische Merkur" meldet, das sichere und geschickte Borgehen der Kriminalpolizei bei der Ermittlung der Einbrecherbande, die im Kaufmann'schen Juweliergeschäfte und in anderen zahlreichen Fällen sich betätigt hat, und bei der Verfolgung der flüchtigen Verbrecher anerkennend besprochen. Wie sich nun herausftellt, ist das Verdienst in erster Linie, ja fast ausschließlich, dem seit 1. Oktober (dem Tag nach dem Einbruch) hier tätigen Berliner Polizeikommissar, Leutnant a. D. Kurt Weiß, znznsprechen. Dieser, ein offenbar gewiegter und erfahrener Kriminalbeamter, dem sich hier ein reichliches Feld ersprießlicher Tätigkeit er- öffnete, hat von Anfang an die Leitung der verwickelten Untersuchung in die Hand genommen und sie nach einem sachverständigen Plan unter unverdrossener Arbeit bei Tag und Nacht durchgeführt. Der Erfolg seines Vorgehens liegt klar zu Tag. Wir haben es Herrn Weiß zu danken, daß er einer Verbrecherbande, die sich in Stuttgart eingenistet, vollgesogen und von hier aus ihre Streif- züge unternommen hat, den Boden unter den Füßen entzog. Kaum glaublich Üingt daher die Nachricht, daß eben dieser Kommissar im Begriff ist, seinen hiesigen Posten wieder auszugeben und nach Berlin zurückzureisen Md zwar deshalb, weil er bei der hiesigen Polizei nicht die nötige Unterstützung gefunden haben soll! Die Stadt Stuttgart kann erwarten, haß ihr die Stadtverwaltung über diese Vorgänge schleunig Aufklärung gibt. Es wäre an der Zeit, nach unserer Polizeiverwaltung zu sehen. Vor Jahren wurde das in Aussicht gestellt; warum wird das Versprechen seitens der verschiedenen zuständigen Behörden nicht eingelöst? Zunächst handelt es sich darum, dem neuen Polizeikommissär, der sich mit bestem Erfolg hier eingeführt hat, das Verbleiben in seinem Amt zu ermöglichen. Wie wir hören, hat Kommissar Weiß aus dringendes Bitten des Stadtvorstandes sich entschlossen, vorläufig in den Diensten der Stadt zu verbleiben.
Stuttgart, 12. Okt. Die Regierung und die Tarifgemeinschaften.. Der Verein der Stuttgarter Buchbindereibesitzer, dem sich die organisierten Buchbindergehilfen anschlossen wandte sich im März ds. Js. mit der Eingabe an das Ministerium des Innern, die amtlichen Buchbindereiarbeiten ausschließlich an die dem deutschen Tarifverband angehörenden Buchbindereien zu vergeben. Jetzt ist hieraus seitens des Ministeriums und zugleich im Namen der mitbeteiligten anderen Ministerien die Antwort eingelaufen, daß mit Rücksicht auf die mittleren und kleineren handwerksmäßigen Buchbindereien und mit Rücksicht ferner darauf, daß von den in Stuttgart bestehenden Buchbindereibetrieben nur etwa ein Drittel dem Tarifverband angehören, in Erwägung schließlich, daß die Tarifbuchbindereien eine über das übliche Maß hinausgehende Arbeitszeit und zu geringe Löhne hätten, dem Gesuche des Vereins der Tarifbuchbinder nicht Folge gegeben werden könne. — Demgegenüber steht fest, daß in den in Frage stehenden Tarifbuchbindereien in Stuttgart tatsächlich A aller Gehilfen beschäftigt sind. Auch hat die Stuttgarter Stadtverwaltung bereits die Beachtung der Wünsche des Tarifverbandes zugesagt.
Stuttgart, 13. Okt. K. Hostheater.) Die Nachfrage nach den Eintrittskarten für das Gastspiel von Josef Kainz, das am 16. und 17. Oktober im K. Hostheater startfindet und bei welcher Gelegenheit der Künstler zwei ganz verschiedene Rollen — den Fiesko und den Mephisto — spielen wird, ist derart lebhaft, daß wohl aus zwei gutbesetzte Häuser mit Bestimmtheit zu rechnen ist, nur von den Plätzen des 1. Ranges ist so gut wie gar nichts verkauft. Das Hoftheater appelliert daher an das Interesse der betreffenden Abonnenten und Besucher, was wohl bei der eminenten künstlerischen Bedeutung von Joses Kainz mehr als berechtigt ist. Sollte dieser Äppell vergeblich sein, so müßte die Intendanz zu ihrem lebhaften Bedauern in Zukunft darauf verzichten, derartige Gäste, die ihrem Können und — man darf wohl sagen —Weltruf nach eine Ausnahmestellung in der Kunstwelt einnehmen, nach Stuttgart zu berufen. Bei der Beschränktheit des Raumes im K. Jnterimtheater ist sowieso bei derartigen Vorstellungen auf ein Geschäft seitens der Hoftheaterintendanz nicht zu rechnen.
Nürtingen, 14. Okt. Am Samstag den 16. Ott. nachmittags 2ft? Uhr findet auf dem Hohenneuffen die Einweihung des Paulus-Denkmals statt, daran anschließend um 4 Uhr Festessen im Gasthaus zum Ochsen. Anmeldungen zu letzterem sollten bis spätestens Freitag abend erfolgen.
Vom Bodensee, 14. Okt. Seinen 82. Geburtstag feierte vorgestern der frühere württembergische Konsisto- rialpräsident Dr. Wilhelm v. Gemmingen aus Stuit- gari. Auch diesmal wie seit einer Reihe von Jahren,