hatte das Waldhaus Jakob bei Konstanz die Ehre, der Ort der Feier zu sein. Eine Wohl noch nie dagewesene Beglückwünschung wurde dem greisen Jubilar zu teil: Als er etwa um 1/46 Uhr mit seiner Familie beim Frühstück saß, ertönte plötzlich durch den Nebel das den „Ja- kobsgästen" vertraute Surren der Lustschiffpropeller; bald zeigte sich das Luftschiff, wie es in mäßiger Höhe und in gerader Linie auf 'den Jakob zusteuerte. Es war eigens zum Zwecke der Begrüßung von Manzell herübergeschickt worden. Nachdem man gegenseitig Grüße ausgetauscht hatte, schwenkte das Luftschiff rechts ab, die Richtung nach 'Friedrichshafen nehmend. Noch zweimal paradierte das Schiff vor dem Jakob und nachmittags erschien Graf Zeppelin, der Schwager des Jubilars, unter den zu einer kleinen gemütlichen Feier geladenen Gästen selbst, nm seine Glückwünsche noch persönlich darzubringen.
Dürrmenz-Mühlacker, 12. Okt. Wie bekannt, wurde im Jahr 1855 auf der Markung Dürrmenz ein Bohrversuch auf Steinkohle angestellt, der ergebnislos verlief. Bekannt ist auch, daß die den Uebergang vom Muschelkalk zum Keuper bildende Vettekohlenschicht auf Mühlacker Seite Andeutungen von Kohle führt. Nun hat neuerdings eine tiefe Ausbaggerung auf dem Abbau- gelände der Ziegelei von Gebr. Vetter ein stärkeres Kohlenflöz angeschnitten, das nach Beschaffenheit, Mächtigkeit und Ausdehnung Beachtung, mindestens von wissenschaftlicher Seite verdient. Die Kohle lagert etwa 15—20 Meter unter der Oberfläche, in eine mächtige Lehmschicht eingeschlossen. Es ist ein jüngeres Produkt, wohl der jüngeren Jnterglazialzeit entstammend: diluviale Braunkohle, eine holzige Masse, die Holzstruktur teilweise noch vollkommen deutlich, noch ganze Stämme bildend (Eichenholz) oder von loserem, blättrigem Gefüge. Ob sich der Abbau lohnen würde, könnte nur durch weitere Bohrversuche ermittelt werden.
Nah und Fern.
Die Täter des Einbruchdiebstahls im Kontor der Wnrttsm- bergischen Eisenwerke in Zuffenhausen sind ermittelt worden. Es sind Albert Hack von Neulautern OA. Weinsberg und August Huber von Hemmendorf OA- Rottenburg. Sie sind beide vorbestraft und können nun der Öffentlichkeit vorläufig nicht mehr schädlich werden. Der Bestohlene ist wieder im Besitz seiner Habe.
Das Fabrikgebäude von Otto Krüger in Hirsau (frühere E. Horlacher'sche Ziegelei) ist tojal nieder- gebrannt. Das Konotrgebäude blieb unversehrt. Ueber die Brandursache ist noch nichts bekannt.
Aus Mergentheim wird berichtet: Als in der Mcht ein hiesiger Automobilbesitzer mit einem hiesigen Herrn nach Lauda zum 12 Uhr Nachtzug fuhr, ranntes ein Kilometer vor Lauda das Auto in ein unbeleuchtetes Fuhrwerk, das einem Müller von Königshofen gehörte. Das Auto ist schwer beschädigt, während die Insassen mit dem Schrecken davonkamen. Änes der wertvollen Pferde brach den Fuß und mußte sofort getötet werden.
Ein aus Ammerstetten gebürtiger Lehrling, der bei Schmiedmeister Manch in Laupheim in Stellung ist, half, als es schon Nacht war, bei Oekonom Dobler, her die mit Elektrizität getriebene Dreschmaschine benützte, Stroh aufräumen. Dabei kam er mit den elektrischen Leitungsdrähten in Berührung und sank sofort tot nieder.
In D 0 n a u e s ch i n g e u ist eine Stallung des Fürsten' von Fürstenberg, der sogenannte Sennhof, mit vielen Futtervorräten abgebrannt. Das Feuer dürfte durch Selbstentzündung von naß eingebrachtem Futter entstanden sein. Der Schaden ist ziemlich beträchtlich.
Zum Stuttgarter Juwelendiebstahl.
In Sachen des! Juwelendiebstahls ist bei der Stuttgarter Kriminalpolizei die Nachricht eingelanfen, daß Mittwoch früh der eine der beiden Einbrecher, Schilling, alias Valenta, in Frankfurt a. M. fest genommen worden ist. Der andere Haupttäter, Rode, soll in Altona verhaftet worden sein. Weiter wird heute gemeldet, daß der der Mittäterschaft verdächtige Bruder des Haupttäters Gustav Rode, Eugen Rode, welcher flüchtig ging, eben- salls in Altona verhaftet worden ist.
Gerichtssaal.
Tllwarrgen, 12. Okt. Das Schwurgericht hat den in Dettingen Oberamts Heidenheim wohnhaften verwitweten Landwirt Johannes Schlumpberger wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tod zu drei Jahren Gefängnis, auf die drei Monate Untersuchungshaft angerechnet werden, verurteilt. Er hatte am 3. Juli bei einer Auseinandersetzung mit seiner Frau und seinen Kindern erstere durch einen Messerstich in die linke Brustseite so schwer verletzt, daß sie daran verblutete. Die Geschworenen hatten die Frage nach mildernden Ugiständen verneint. — Ferner hat das Schwurgericht den aus Pforzheim gebürtigen und in Heidenheim wohnhaften verheirateten Former Eugen Winzarrer wegen Münzverbrechens zu neun Monaten Gefängnis verurteilt, wovon vier Wochen Untersuchungshaft ab- gehen. Winzauer hatte, um dringende Schulden zu bezahlen, aus 15 zinnenen Kaffeelösfeln und etwas Blei 50 Zweimarkstücke geprägt, aber nur eines davon in den Verkehr gebracht.
Pforzheim, 13. Okt. Gestern wurde vor der Karlsruher Strafkammer wieder eine große Pforzheimer Schnipste raff äre verhandelt, in der es sich um, aus hiesigen Fabriken gestohlene Goldwaren im Werte von 40 000 M. handelte. ^Es wurden mehrere Angeklagte verurteilt, darunter die Stuttgarter Juweliere Jaques Zimmer Vater und Julius Zimmer Sohn. Ersterer erhielt drei Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverlust, der Sohn ein Jahr vier Monate Zuchthaus und drei Jahre Ahrverlust. Die beiden Zimmer hatten den Pforz» heiiner Dieben das Gold abgenommen.
Kolmar, 14. Ott. In dem Gneijse-Wetterle-Pro- äsß wurde gestern vormittag das Urteil gesprochen. Der Abg. -Wetterte wurde wegen einer Veröffentlichung vom 27. März zu Z Wochen Gefängnis, ferner wegen Veröffentlichungen am w. und 17. April, sowie am 27. Mai zu je einer Woche Gefängnis, wegen zweimaliger Verteilung von Karrikaturen an den Schüler Ostermaier zu zwei Wochen Gefängnis, zusam- uren zu einer Gesamtgefängnisstrafe von zwei Monaten und zur Tragung der Kosten verurteilt. Dem Kläger wurde das Recht der Veröffentlichung des Urteils zugesprochen.
Leipzig, 11 . Oktober. (Grober Unfug durch dis Presse?) Der Setzer Paul Zielte in Konstantinopel hatte beim Setzen eines Artikels für den „Osmanischen Lloyd" den Namen eines Schriftstellers absichtlich entstellt gesetzt, sodaß em unästhetisches Wort entstand. Bei der Korrektur wurde die-
Setzerstreich übersehen, und die ntchtdeutschen Blätter machten über den angeblichen Namen höhnische Bemerkungen. Das -deutsche Konsulargertcht in Konstantinopel verurteilte Zielte am
11. Juni d. I. wegen groben Unfugs zu einer Woche Haft, da -der Angeklagte wußte, daß die Veröffentlichung das Publikum belästigte und beunruhigte. — Auf die Berufung des Angeklagten hob heute das Reichsgericht das Urteil ans und stellte das Verfahren ein. Nach der neueren Rechtsprechung kann der Unfug-Paragraph nur angewendet werden, wenn der äußere Bestand der Ordnung gestört oder verletzt ist. Die Bloßstellung einer deutschen Zeitung ist aber noch keine Störung der Ordnung. Uns Einstellung, nicht auf Freisprechung mußte gekannt werden, weil die Tat des Angeklagten eine Beleidig- ung. In der Feuerversicherung hoben sich die bei den deut» hätte führen können, wenn ein Strafantrag vorläge.
Vermischtes.
von der Fiskalität der Reichspostverwaltung,
vor der uns Schwaben der Himmel in Gnaden bewahren möge, legt ein Vorgang ein drastisches Zeugnis ab, über den in der Frankfurter Zeitung wie folgt berichtet wird: Die verschiedenen Betriebe aus der Jla hatten gestern Morgen eine unangenehme Ueberraschung, indem ihnen die Postbehörde die Telephone entfernen ließ. Es stellte sich heraus, daß die Anschlüsse auf drei Monate vereinbart waren, weil man damit rechnete, daß die Ausstellung in den ersten Oktobertagen geschloffen würde. Die Postbehörde ließ sich nicht dazu bereit finden, die Apparate bis zum 17. Oktober, dem Schluß der Ausstellung, gegen entsprechende Vergütung in Betrieb zu lassen, verlangte vielmehr, daß noch drei weitere Monate zu bezahlen seien, wenn das Telefon noch die sechs letzten Tage den seitherigen Inhabern zur Verfügung bleibe. Me Frage liegt nahe, ob ein derartiges Vorgehen einer Ausstellung gegenüber zu billigen ist, die ganz speziell Rr Post (Ansichtskarten, Telephongespräche, Telegramme usw.) außerordentlich große Mitnahmen verschafft hat. Gerade bei der Liquidation wird sich das Fehlen der gewohnten Telephonverbindung besonders unangenehm bemerkbar machen.
Wichtige Regierungshandlungen.
Nr. 226 des Fuldaer Kreisblattes bringt im lokalen Teil folgende Notiz: „Gestern Vormittag fand in den Geschäftsräumen des Friseurs Herrn Joseph Hartmann, Marktstraße, hier, die theoretische Prüfung des Lehrlings Glitz von hier statt. Herr Geheimer Regierungsrat v. Eziak aus Berlin hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich teilzunehmen. Ferner waren anwesend die Herren Landrat Springorum, Regierungsassessor v. Mantey, als Vertreter der Handwerkskammer Herr Hosbäckermeister Stimmer, sowie der Innungs-Obermeister und einige Beisitzer. Der Prüfling beantwortete die von her Kommission gestellten Fragen, welche sich aufs Geschäft, aufs Schreiben, praktisches Rechnen und Versicherungswesen bezogen, schlagfertig, so daß ihm das Prädikat gut einstimmig zuerteilt werden konnte. Nachdem derselbe vom Herrn Ge- heimrat noch einige praktische Ratschläge erhalten hatte, fand die Prüfung gegen 12 Uhr ihren Abschluß. Der Ansporn fürs Gewerbe kann auf solche Weise nur gehoben werden!"
Dazu bemerken die M. N. N.: Wir haben uns erlaubt, das, was uns an der Notiz als besonders merkwürdig aufgestoßen ist, durch Sperrdruck hervorzuheben. Wir schlagen vor, zur Prüfung des nächsten Fuldaer Friseurlehrlings außer den genannten Größen und dem Wunderdoktor Ast noch einen Konsistorialrat, einen Kultusminister, einen General-Feldmarschall, den Reichskanzler und verschiedene Vertreter auswärtiger Mächte beizuziehen. Für die Erteilung praktischer Ratschläge, besonders im Schaumschlagen, käme vielleicht Reichstagsabgeordneter Erzberger in Frage.
Ein germanisches Hans ans den Jahren 3V0 bis 2VV v. Ehr.
Prof.. Schuchardt Pom Museum für Völkerkunde hat bei seinen AuMrabungen an der Römerschanze bei Nedlitz ein germanisches Haus bloßgelegt. Das Haus mißt in der Länge neun und in der Breitei sechs Meter. Die Längsseite war durch sieben, die Breitseite durch vier Pfähle markiert. , Ein etwa IH 2 bis 2 Meter im Durchmesser großer Steinhaufen, dessen einzelne Steingefüge durch Lehmbewurs verschmiert waren, bildete die Kochstelle. Im offenen Kochloch befanden sich Holzkohlenreste und Ueberbleibsel von Knochen, die sofort einen Schluß auf die Zusammenstellung der germanischen Speisekarte gestatteten. Es wurden Rinder-, Schaf- und Wildschweinsknochen in großer Anzahl gefunden, Fischgräten nur ganz vereinzelt. In der Nähe des Herdes fanden sich die sogenannten Mahl- und Klopfsteine, ferner eiserne Messer. Unweit dieses Germanenhanses wurden die Reste einer slawischen Siedlung gefunden, und an der einzigen Feuerstelle entdeckte man unter dem Brandschutt und Knochenresten den Kiemenknochen eines Wels, in dem noch die eiserne Angel steckte. Die Existenz des jetzt entdeckten germanischen Hauses, das überhaupt das erste ist, das man bisher gefunden hat, fällt in die Jahre 300 bis 200 v. Ehr. Die Nachforschungen auf der Römerschanze haben jauch den Beweis erbracht, daß die von Natur aus bevorzugten Anlagen, die man gewöhnlich als heilige Haine anzusprechen pflegte, nicht dem Kultus der Germanen sondern reinen Niederlassungszwecken dienten. Man hat noch eine Sichel gefunden, aus Eisen, Holzverankerungen mit Nietlöchern und der dazu gehörigen! Holzniete, sowie Spinnwirtel, und einer Hirschhornflöte. Tie auf der Römerschanze jetzt durchforschte germanische Gauburg ist die größte, die überhaupt nachzuweisen ist; sie mißt 200 zu 250 Meter im Geviert und diente nur Verteidigungszwecken und Wohnzwecken des Gauherrn.
Diphtheriegift «nd Röntgenstrahlen.
Es scheint, daß die Röntgenstrahlen, die bereits in mehrfacher Beziehung für die Heilkunde sich als wertvoll erwiesen haben, auch bei der Bekämpfung der Diphtherie eine Rolle zu spielen berufen sind. Die Hauptgefahr bei dieser Erkrankung beruht in der herzlähmenden Wirkung eines von den Diphtheriebazillen abgeschiedenen giftigen Stoffwechselproduktes, des Diph- teritoxins. Das Serum vermag dies Gift nur so weit zu neutralisieren, wie es noch in der Blutbahn zir
kuliert; ist es aber bereits in den Gewebszellen verankert, gebunden, so ist es der Einwirkung des Heilserums entzogen. Daraus folgt, daß die Serumeinspritzungen so frühzeitig wie möglich vorzunehmen sind; allein das gelingt eben nicht immer, und hier scheint es nun nach einer Mitteilung, die die nächste Nummer der Münchener Allgemeinen Zeitung veröffentlicht, daß die Röntgenstrahlen berufen sind, diese Fälle, für die das.Heilserum bereits zu spät kommt, günstig zu beeinflussen. Zunächst spricht allerdings nur das Tierexperiment für diese Annahme. Es handelt sich um Versuche, die Heinrich Gerhartz in der Professor Senator unterstellten Berliner Universitäts-Poliklinik an einer größeren Zahl von Kaninchen angestellk hat. Den Tieren wurde eine starke Diphtheriegift-Lösung eingespritzt, die vorher einige Zeit den Röntgenstrahlen ausgesetzt worden war. Tie Kaninchen starben stets stunden- bis tagelang später als die gleich großen und schweren Kontrolltiere, die unbestrahltes Gift in derselben Dosis erhalten hatten. Eine zweite Reihe von Versuchen wurde in der Weise angestellt, daß die Tiere selbst bestrahlt wurden, nachdem sie die Gistgabe bereits bekommen hatten. Auch hier gingen diejenigen Tiere eher ein, die nach Einverleibung des' Diphtheriegiftes nicht bestrahlt worden waren, während die Kaninchen um so länger am Leben blieben, je frühzeitiger die Bestrahlung strttgefunden hatte. War bereits' einige Zeit seit Einverleibung des Giftes verstrichen, war das Gift also schon in den Gewebszellen verankert, .so mußte intensiver und länger bestrahlt werden. Nach diesen bemerkenswerten Versuchen erscheint die Annahme gerechtfertigt, daß hie Bestrahlung mit Röntgen- strahlen imstande ist, die Giftigkeit des Mphtherietoxins abzuschwächen, und daß diese Wirkung sich sowohl am zirkulierenden wie am gebundenen Gift äußert. Offenbar beruht die giftzerstörende Eigenschaft der Röntgew- strahlen auf ihrer großen Tiefenwirkung.
Eine Offizierstragödie.
Aus Buchau in Westböhmen wird geschrieben: „Ein Herzensroman, der an Hartlebens „Rosenmontag" erinnert, fand vorige Woche in der Nähe des Oertchen Luck einen furchtbaren Abschluß, und seine Opfer sind ein junger Oberleutnant und die Tochter eines reichsdeutschen llni- versitätsprofessors. Tie Tochter des Professors M., der sich seit Jahren schon ein Schlößchen bei Luck zu seinem idyllischen Ruheplatz erkoren, namens Gertrud, heiratete im Mai des Vorjahres den Oberleutnant Max Edlen v. P. Tie Ehe, der ein jetzt halbjähriges Kind entsproß, war die denkbar glücklichste bis zu den heurigen Manövern. Tie junge Frau war bei ihrem Vater zu Gaste, dort traf nach Abschluß der militärischen Uebungen auch ihr Gatte ein und vor etwa drei Wochen auch ein Freund des letzteren, der Oberleutnant Adolf W. Zwischen diesem und der Frau des Freundes entspann sich gar bald ein Liebesverhältnis, das, weil aussichtslos, am Wenzelstage mit dem gemeinsamen Tode des' Paares seinen Abschluß fand. Am Morgen des genannten Tages verließen beide das Schloß und wurden lebend nicht mehr gesehen, Tags darauf fand man auf dem sogenannten „Schafteiche" die Kappe des Offiziers und eine Frauenkopsbedeckung schwimmen. Sofort schritt man zur Abwässerung des Teiches, doch erst Freitag in den Vormittagsstunden gelang es, die Leichen der beiden Unglücklichen zu bergen. Tie Leiche des Oberleutnants war mit seiner Uniform bekleidet, auch den Säbel hatte er angeschnallt; mit dem Riemenzeuge des Mehrgehänges hatte er sich die Hände gefesselt, die Hände der jungen unglücklichen Frau waren mit einem Taschentuch zusammengebunden worden, das' .sich aber im Wasser gelöst hatte.
Bei beiden fand man größere Geldbeträge vor, so daß die Annahme Wohl berechtigt ist, daß sie zunächst an Flucht gedacht hatten. Die Liebestragödie hat im gesamten Westböhmen das größte Aufsehen hervorgerusen. Dem unglücklichen Vater, sowie dem vom Geschick betroffenen Gatten bringt man allseits die herzlichste Teilnahme entgegen."
Handel und Volkswirtschaft.
Essingen OA. Aalen, 13. Okt. Das hiesige Degenfeld- sche Schloß, Vas früher im Wöllwarth.schein Besitz war, im Jahr 1679 aber mit einem größeren Teil an Grundbesitz von dem Freiherrn Alexander Max v. Wöllwarth an den damaligen Freiherrn von Degenfeld in Ehbach verkauft wurde, ging dieser Tage samt dem zugehörigen ummauerten großen Garten, Stallungen und Scheunen durch Kauf in den Besitz unseres hiesigen Schloßherrn Freiherr Max v. Wöllwarth über. Das Schloß das gegenwärtig nur teilweise bewohnt ist, soll zu einem Herr-
Herbftuachrichten.
Heilbromn, 13. Okt. Die hiesige Stadtgemeinde hat heute den Trauben-Ertrag ihrer eigenen Weinberge im „Pfühl" und im „Käferflug" öffentlich verkauft. Dabei wurde.für den den auf zus. 12 Hl. geschätzten Ertrag der beiden Weinberge am Stock im Ganzen 502 Mark oder pro Eimer im Durchschnitt 1251/2 Mark erlöst.
Güglingen, 13. Okt. Mehrere Käufe heute zu 75, 77 und 80 Mark pro 3 Hl.
Hessigheim, 13. Okt. Bei herrlichem Wetter lebhafter Besuch und Kontrolle in den Weinbergen. Der bevorzugte Stand unserer Weinberge wird dabei anerkannt. Käufe von gelesenem rühgewächs zu 90 Mark, sonst Lese im Gange. Verschiedene äufe am Stock zu Mittelpreis und 5 Mark Pro Eimer darüber. Die Tendenz ist offenbar, daß infolge des neuen Weingesetzes die besseren Qualitäten erstens Absatz finden.
Vom Zabergäu, 13. Okt. Die Weinpreise ziehen an. In Dürrenzimmern wurden 100 Mark für den Eimer erlöst. In Brackenheim 90 Mark, in Cleebronn 70—80 Mark. Die Hauptlese sollte heute anfangen, allein über Nacht trat Regenwetter ein, was die Lese etwas verzögern wird. In den Neipperg'schen Heuchelberglagen ist Behang und Reifegrad der Trauben sehr gut.
Mrchheim a. R.» 13. Okt. Viele Käufe zu 87—90 M.
pro Eimer. Qualität sehr befriedigend. Die Weinkäufer, welche unsere schönen Berglagen besichtigen, können nicht genug Wundern. Der Ortsvorsteher nimmt gerne Bestellungen entgegen. Rufnummer 9. s
Fellbach OA. Cannstatt, 13. Okt. Bei der am letzten Dienstag in Cannstatt slattgefnndenen Versammlung von Vertretern der weinbantreibenden Gemeinden des Oberamtsbezirks Cannstatt einschließlich der Stuttgarter Vororte Cannstatt, Un- tertürkheim und Wangen, sowie der Stadtgemeinde Fenerbach, wurde beschlossen, mit der allgemeinen Weinlese in sämtlichen beteiligten Gemeinden am Freitag 15. Oktober zu beginnen. Heuer war zum ersten Male die Stadtgemeinde Stuttgart nicht vertreten, und wird in Zukunft auch nicht mehr an dem Herbstsatz teilnehmen, da die Stuttgarter Weinlese regelmäßig acht Tage später stattfindet, als die in unserem Oberamtsbezirk. Das Gesamterzeugnis wurde ans ca. 23 800 Hl. geschätzt.