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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
verkündigungsblatt
der rlgl. Forstämter wildbad, Meistern. Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Lremdenliste.
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Nr. 241.
Freitag, den 13. Oktober 1SOS.
26. Jahrg.
Auf Schack folgt Bruhn.
Die Antisemiten haben in der letzten Zeit wirklich Pech gehabt mit ihrer parlamentarischen Vertretung. Noch gehört die Triole-Affäre des Abg. Schack, der den Reichslagswahlkreis Eisenach vertritt, zu den Ereignissen des Tages, und schon wieder ist ein antisemitischer Reichsragsabgeordneter unter die Räder gekommen. Es ist das der Zeitungsverleger Wilhelm Bruhn, der im Erp res- sungsprozeß Dahsel eine wenig beneidenswerte Rolle spielte. Wohl stand Bruhn nicht «Äs Angeklagter, sondern als Zeuge vor Gericht, aber der ganze Verlaus des Prozesses bestätigte die Feststellung des Staatsanwalts in seinem Plaidoyer, daß die von Bruhn herausgegebene „Wahrheit", an der Dahsel als Redakteur tätig war, ein Skandal- und Revolverblatt schlimmster Sorte sei, wenn auch Bruhn an den Fällen, Degen deren Dahsel vor Gericht stand nicht beteiligt' gewesen sei. Aber das Gericht hat ausdrücklich festgestellt, daß Angriffe auf Privatpersonen in der Bruhnschen „Wahrheit" unterbleiben, wenn Jnseratenausträge an den Verlag gegeben werden, sodaß die Geschäftsführung der „Wahrheit" in weiten Kreisen des Publikums als eine Bedrohung angesehen wird. Das ist eine gerichtliche Feststellung, die für einen Mann, der im öffentlichen.Leben eine Rolle spielen und das Ehrenamt eines Reichstagsabgeordneten bekleiden will, von rechtswegen vernichtend sein müßte; aber Herr Bruhn wird sein Reichstagsmandat wohl ebensowenig niederlegen, wie das Herr Schack bisher getan hat. So können die beiden Herren demnächst im Reichstag eine Fraktion anrüchiger Reichstagsabgeordneter bilden, wenn die Staatsanwaltschaft nicht einen Strich durch die Rechnung macht.
Der Fall Bruhn wird voraussichtlich die Oeffent- lichkeit noch länger beschäftigen, denn die Staatsanwaltschaft wird stach den Beschuldigungen, die im Dahsel-Prozeß gegen den Verleger Bruhn erhoben wurden, nicht umhin können, sich mit diesem Herrn und seiner Geschäftspraxis näher zu befassen. Außerdem hat Bruhn die Unklugheit begangen, selbst gegen den Redakteur Dr. Wilda von der Breslauer Zeitung Beleidigungsklage zu erheben, weil dieser seine journalistische Tätigkeit mit dem
richtigen Namen bezeichnete, und schließlich haben auch noch die Rcchtsanivälte Werthauer und Puppe Strafantrag gegen Bruhn gestellt, weil dieser in der „Wahrheit" die beiden Anwälte in der beleidigendsten Weise an- griff. Es wird also für die nächste Zeit an Bruhn-Pro- zessen wohl nicht fehlen. Vielleicht wird dann auch die Aufstellung Bruhns als Reichstagskandidat in dem früher Ahlwardtschen Wahlkreis Arnswalde-Friedeberg erörtert. Es wird nämlich behauptet, daß Bruhn diesen Wahlkreis seinem Vorgänger Ahlwardt geradezu abgekauft habe, demselben tüchtigen Ahlwardt, der nach den Feststellungen im Prozeß gegen Dahsel mit diesem und Bruhn etwa auf eine Stufe zu stellen ist; denn Ahlwardt hat in der Vorläuferin der „Wahrheit", in dem von ihm gegründeten Blatte „Freiheit" dieselben Geschäftsprinzipien zur Anwendung gebracht, wie sie in der „Wahrheit" Geltung hatten. Auch war Dahsel, ehe er zu Bruhn kam, Redakteur an der Ahlwardtschen „Wahrheit". Herr Bruhn ist also in allem der edle Nachfolger Ahlwardt s.
Auf eins möchten wir aber noch Hinweisen. Der Verkauf, des „Simplizi'ssimus", eines satyrischen Blattes ersten Ranges, ist auf den preußischen (nun auch badischen und bayerischen) Bahnhöfen verboten- Der Verkaüf der Bruhn'schen „Wahrheit" aber, eines Hetz- und. Schmutzblattes niederster Klasse dagegen, darf auf den preußischen Bahnhöfen in großen Plakaten angebo- ten und auch verkauft werden. Diese Tatsache kennzeichnet am besten die Verhältnisse in Preußen. Der schäbigste Charakter wird toleriert, wenn er nur ein monarchisches, konservatives Mäntelchen umhängt, der g ei st reiche überlegene Kritiker dagegen soll mit der behördlichen Keule totgeschlagen werden. Und so ist's nicht nur im Fall Bruhn!
HAH
Der antisemitische Abg. Bruhn sprach bekanntlich am 3. Sept. in der Konstanzer Zentrumsversammlung, die Herr Erzberger in taktvoller Weise mit der Einladung zum Grafen Zeppelin verband, und für die in so marktschreierischer Weise Reklame gemacht worden war. Die badische Zentrumspresse war von der Rede des Protestanten Bruhn damals über alle Maßen entzückt: seine Worte seien Gold wert gewesen! Bruhn sprach
nicht bloß gegen das Großkapital, sondern er floß auch über von frommenSprüchen:es habe ihm als eva n- gelischen Christen wohlgetan, daß man im Zentrum auf dem Grundsatz stehe, die katholischen Christen müßten, einig sein mit den Christen, die nicht katholischen Glaubens sind, um das Christentum zu verteidigen gegenüber denjenigen, die es befehden; diese gemeinsame Weltanschauung sei es, die ihn neben den wirtschaftlichen. Gründen zum Zentrum hindränge. Diese Worte des „frommen Christen" Bruhn wurden damals im St. Johann-Saal zu Konstanz wiederholt von stürmischen und brausendem Beifall der Zentrumsleute unterbrochen. Wir gönnen dem Zentrum diesen „evangelischen .Christen".
Rundschau.
S06 Millionen neue Reichsschulden
sind als Nachtrag für den Etat 1909 in Aussicht gestellt. Die Zentrumspresse beeilt sich bereits, diese Schuldenvermehrung als „Folgen der Blockwirtsch as't" hinzustellen, und dann züchtiglich zu sagen: so aber darfts nicht weiter gehen. Eitel Heuchelei!
Diese 500 Millionen sind einmal nötig, weil der blauschwarze Block die gestundeten Matrikularumlagen der Jahre 1906 bis 1908 den Einzelstaaten geschenkt und in Gnaden auf das Reich übernommen hat, das selbst nichts hat. Darum werden eben neue Schulden gemacht.
Sodann hat der schwarzblaue Block weiter beschlossen, die Matrikularumlagen für 1909 den Einzelstaaten nur bis zur Höhe von 48,5 Mill. M zuzümuten. Diese ungedeckten Matrikularumlagen für 1909 beziffern sich aber auf weit mehr als 200 Millionen Mark.
Und drittens kommen hiezu die Besoldungsaufbesserungen, die für 1908 und 1909 schon bezahlt sind, bezw. noch bezahlt werden müssen. Und das ist allein eine weitere Summe von 150 Millionen.
Dazu kommen noch die schlechten Ausfälle bei der Reichspost und der Brausteuer. Für die letzteren kann selbstverständlich der schwarzblaue Block nicht verantwort-
st er du die Blätter färbst,
5^!:i:igcr, milder Zerbst,
-chöier als Roscnblühn stunkr mir dein sanftes Glühn.
Ferdinand v. Saar.
Am Franzosenstein.
Original-Roman von Erich Eben stein.
Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Sprachlos empfing Hans die Botschaft. Dann brach er in ein krampfhaftes Lachen aus.
Und er hatte vorgestern zu ihr gehen wollen, um sie M trösten! Nein, sein Vater hatte ganz recht! Eine große Et, wie er sie nie im Leben gefühlt hatte, zersprengte chm fast die Brust. Er verließ das Haus. Ganz Winkel war ihm verhaßt. . .
Erst weit in den Bergen kam er wieder halbwegs! zur Besinnung. Und was er sich da sagte, war: Dreimal recht hat der Alte. Zwischen denen und uns gibt es kei- uen Frieden und keine Versöhnung in Ewigkeit.
Genau dasselbe dachte Konstanze, als sie in der Nacht nach jenem Tage schlaflos dalag.
16.
„Und so stehen nun die Dinge", sagte der alte Paar zu seinem Sohne ein halbes Jahr später, als sie am Abend allein im Eßzimmer saßen und von Geschäften Machen: „Das Herzogsche Bergwerk wird Unsummen verschlingen, ehe es im Frühjahr wieder betriebsfähig wwd. Diese Summen will er an der Bahn verdienen. Gestern wurde der Bau vom Landtag genehmigt."
"Ich habe davon gehört. Und Peter Herzog wird stch damit aufhelfen, die Bahn wird sich vorzüglich rentieren und früher oder später vom Lande übernommen werden."
„Nein, er wird sich nicht aufhelfen damit, denn er wird die Bahn nicht bauen können. Ich gebe die Gründe der der Annahütte draußen nicht her."
Er wird einen Ausweg finden! Technische Schwierigkeiten werden heutzutage leicht bewältigt . . ."
„Dort nicht. Ich habe mich genau informiert. Es ßt nach dem allgemeinen Urteil der Ingenieure kein an
derer Weg möglich, als der längs der Winkel zwischen unseren Hütten und dem Wasser. Das Tal ist so schmal, daß die Landstraße förmlich eingeklemmt ist, und die steil abfallenden Berglehnen, welche noch dazu mit nicht schlagbarem Bannwald bestanden sind, gehören ebenfalls uns. Durch die Lust kann er die Eisenbahn nicht bauen!"
„Er wird den Grund ablösen wollen?"
„Natürlich. Aber wenn er ihn mir mit Gold belegt — ich gebe ihn nicht her. Und damit ist er ruiniert. Ich habe erfahren, daß er schon große Kapitalien aufgenommen hat. Die Kundschaft haben wir ihm zum größten Teil genommen, die Eisenindustrie liegt ohnehin im argen, und hätte ich nicht meinen Anteil an dem neuentdeckten Erzlager in Bosnien mit großen Opfern gesichert, cs könnte wohl sein, daß es uns auch an den Kragen gehst wie den Gewerken in Hochstädt. So aber sind wir aus dem Wasser."
„Und was meinst Du, wird Herzog tun?"
Der alte Paur zuckte die Achseln.
„Eine Weile wird er sich wohl noch mühen, ans Land zu kommen, und es versuchen, seine Eisenbahn durchzusetzen. Wenn er dann sieht, daß alles umsonst ist, wird er das Gewerk losschlagen, so gut es geht, ich werde es kaufen und wir sind die alleinigen Herren in Winkel. Dann ist mein Tagewerk getan."
„Das Werk des Hasses gegen einen einzigen", dachte Hans, unwillkürlich schaudernd, aber er sprach es nicht aus, denn es war ja auch sein Wunsch, daß der Name Herzog aus Winkel ausgetilgt wurde. Wie eine giftige Saat wuchs das in ihm immer weiter empor. Er durfte seinen Vater nicht mehr verdammen um dieses Hasses willen.
„Vater — warum haßt Du eigentlich Peter Herzog so sehr?" fragte Hans plötzlich auf seinen Gedanken heraus und blickte auf.
Jakob Paur fuhr sich mit der Hand über die Stirne.
„Das sind alte Geschichten ... laß sie ruhen, Hans! Er weiß es und ich auch. Sonst braucht niemand darum zu wissen."
Wieder versanken beide in Nachdenken. Endlich begann der Alle wieder: „Ich habe gestern an Ina Landi geschrieben und sie klipp und klar gefragt, wann die Hochzeit sein soll. Ich denke, Du hast nichts dagegen, Hans, wenn es endlich Ernst wird?"
„Nein. Es hängt nur von Ina ab."
„Schön. Es ist ja auch die höchste Zeit. Ich fühle wie das Alter immer stärker über mich kommt. Mein Lebtag Hab' ich gearbeitet und immer bloß gearbeitet. Jetzt denk' ich manchmal, es müßte gut sein, ein wenig Behagen und Fröhlichkeit um sich z.i habe::. Eine urnge Frau .... Kinder . . .
Von Ina Landi kam lange keine Antwort auf den Brief des alten Paur. Endlich schrieb sie an Hans, er möge ihr um Gotteswillen noch eine Frist geben, sie sei jetzt außer Stande, irgend etwas zu sagen, am wenigsten aber an Hochzeit zu denken. Er möge also den Alten beschwichtigen bis zum Sommer, wo sie selbst nach Winkel kommen wolle und man in Ruhe über die Zukunft beraten könne.
Mit einem Seufzer der Erleichterung brachte Hans seinem Vater den Brief. Jakob Paur war sehr aufgebracht gegen Ina. Was sie denn eigentlich wolle? Anstatt froh zu sein, über die glänzende Partie und mit beiden Händen zuzugreifen, schob sie ihr Glück von Monat zu Monat hinaus! Welcher vernünftige Mensch konnte das begreifen?
Zuletzt verlangte er von Hans, er solle sofort nach Wien fahren und ihr den Kops zurechtsetzen. Aber Hans erklärte sich dazu um keinen Preis bereit. Er habe Ina sein Wort gegeben, ihr die Festsetzung des Hochzeitstages zu überlassen, und dabei müsse es bleiben.
Der Alte gab endlich nach. Er war in guter Laune, denn sonst ging alles nach seinen Wünschen. Der Winter war milde und schneearm, .sodaß man im Winklertal bereits mit den Vorarbeiten zum Bahnbau begann. Inzwischen bemühte sich Herzog durch Vermittlung anderer -Persönlichkeiten, Paur zum Verkauf gewisser Grundstücke, die zur Annahütte gehörten, zu bewegen. Und jedesmal, wenn ein neuer derartiger Versuch unternommen wurde, gewährte es Paur ein unbändiges Vergnügen, sein „Nein" zu sagen.
Vergnügt verfolgte er das Herbeischaffen von Schwellen und Schienen, die längs der Strecke aufgeschichtet wurden. Sie sollten nur bauen! Zuletzt kamen sie doch auf den toten Punkt an der Annahütte, wo alles ein Ende haben würde.
Unter diesen Umständen wollte er bis zum Sommer warten auf den Entschluß der launenhaften Prinzessin in Wien.
Fortsetzung folgt.)