träge für die Kleinhandwerker denen der Angestellten gleich­gestellt sind, ist auch eine größere Beteiligung zu er­hoffen, umsomehr, wenn der Hansabund eine größere agi­tatorische Tätigkeit unter Kleingewerbetreibenden im kom­menden Winter ausübt. Ich bitte sie nun, in die Berat­ung der einzelnen Leitsätze einzutreten und gebe mich der Hoffnung hin, daß die Beratungen ein warmes Interesse an dem Wohlergehen des landwirtschaftlichen und ge­werblichen Mittelstandes ergeben mögen.

Preßstimmen zum Parteitag der Volkspartei.

In der demokratischen Presse wird der glänzend ver­laufene Parteitag der Volkspartei als ein politisches Er­eignis ersten Ranges bezeichnet. Im Vordergrund steht die Einigungsfrage. Drüber schreibt die Frankfur­ter Zeitung":

Wir können diese Entwicklung, die den von uns stets ver­tretenen Forderungen entspricht, mit Genugtuung begrüßen. Im Weiteren Ausschuß wie vom Parteitage selbst ist das Für und Wider ausgiebig durchgesprochen, jedes Bedenken gründlichst ge­prüft worden. Wenn schließlich fast vollständige Uebereinstimm- ung erzielt worden ist, so darf man daraus die Sicherheit schöpfen, daß auch die demokratische Wählerschaft in ihrer gro­ßen Ueberzahl die Einigung will und die Zeit dafür gekommen hält, und daß keine nennenswerten Absplitterungen aus der Einigung zu besorgen sind.

Und über die Handwerker- und Mittel­standsfragen schreibt die Franks. Ztg. :

Die Demokratie ist darin dem gutem Beispiel ihrer früheren Tagungen gefolgt, neben der Durcharbeitung aktueller gesetz­geberischer oder wichtiger politisch-theoretischer Fragen den wirtschaftlichen Strömungen und den durch sie an die Ober­fläche getriebenen speziellen Standesfragen ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. Und ein Mann aus der Praxis, der in seinem eigenen Beruf und durch seine intime Kenntnis des Gewerbes in dessen weiten Verzweigungen zu sehen und durch die tag- tägliche enge Berührung mit Handwerkerkreisen auch ihre Sor­gen und Wünsche kennen gelernt hat, war der Referent. Augsts Ausführungen stießen in vielen Einzelheiten der Darstellung wie den erhobenen Forderungen aus Widerspruch, aber in der Grundanffassung, daß der Handwerkerstand als wichtiges wirt­schaftliches und gesellschaftliches Glied der Volksgemeinschaft und als ein nicht zu unterschätzender politischer und kultureller Machtfaktor weitestgehende Beachtung verdiene, daß die Sorge um seine Erhaltung und Kräftigung wahlberechtigt und das Be­streben, dieser Sorge durch den Willen zur Tat den praktisch allein wertvollen Nachdruck zu geben, vorhanden sein müsse, herrschte volle Uebereinstimmung. Die Uugst'schen Leitsätze wer­den von einer Kommission durchgearbeitet und der Partei als­dann vorgelegt werden. Die Zusammenarbeit von Männern der Praxis und der Wissenschaft wird auch in dieser Frage ein Programm schaffen, das über der Berücksichtigung des Spe­ziellen doch auch die Rücksichtnahme aus das Ganze nicht außer Acht läßt..

DerBeobachter" schreibt zu der Einigungsfrage:

Die Entscheidung ist von größter prinzipieller Bedeutung und historischer Tragweite. Die deutsche Volkspartei hat mit ihrer fast einmütigen Entschließung den Weg zur Einigung der drei linksliberalen Gruppen rückhaltlos und unverzögert zu betreten, als erste Gruppe diese wichtige Entscheidung getroffen. Die beiden anderen Gruppen werden nun mit ihren Entschließ­ungen nachzufolgen haben. Auf diese wird nicht ohne Ein­fluß sein das Temperament und die Einigkeit, mit der die deutsche Bolkspartei ihre Entschließung gefaßt hat. Nur 15 verweigernde Stimmen unter mehreren hundert zustimmenden! Die letzteren repräsentieren ganz Württemberg, Baden, Hessen mit Frankfurt und die Reichslande, während die Verneinenden nur einen Teil des rechtsrheinischen Bayern vertraten, wo die Partei trotz der langjährigen, auch parlamentarischen Arbeit eines Köhl und neuerdings Quiddes eine erhebliche politische Bedeutung nicht zu erlangen vermochte. Dabei zerfällt das kleine Häuflein der sich zur Seite Stellenden in zwei Teile. Die einen um Quidde sind prinzipiell der Einigung, die sie als förderlich und notwendig erachten, geneigt nnd er­achten nur den Zeitpunkt für noch nicht gekommen. Sie be­tonen ihre Bedenken, werden aber, wenn in der Fusion die demokratischen Grundsätze in nichts angetastet werden, sich dem Beschlüsse der Gesamtpartei fügen und den Anschluß als gute Demokraten mit vollziehen. Mit der Androhung, das letztere nicht tun zu können, steht der zweite Teil der Opposition ganz allein. Es ist das nur der Volksverein Nürnberg, wo besondere persönliche und sachliche Verhältnisse bestehen. So hat also die erdrückende Mehrheit der Partei unter lang anhaltendem stürmischem Beifall den Beschluß zur Einigung gefaßt, nnd durch alle Reden des Tages, wie auch durch die Tischreden, klang das eine Bestreben und die eine Hoffnung, daß durch Zu­sammenschluß aller wirklich freisinnigen Männer des deutschen Reiches eine große demokratische Partei gebildet werde, die den Regierungen wie den übrigen Parteien volle Beachtung ab­nötigt und die mit ihrem starken Einfluß die Geschicke des deutschen Volkes mehr als seither mitzubestimmen in der Lage sein wird."

Von Interesse ist auch die Aeußerung der Berliner freisinnigen Presse. DasBerliner Tagblatt", - das oft genug dem Freisinn Prügel zwischen die Beine geworfen hat, ist erfreut über die Stellungnahme der Deutschen Volkspartei. Es sagt u. a.:Wenn die große liberale Volkspartei verwirklicht wird, dann wird man auf die Süddeutschen zählen können. Diese Gewißheit bleibt; und wir möchten die Hoffnung nicht aufgeben, daß der Süden auch in diesem Falle den Norden mit sich fortreißen wird." Von diesem Gesichtspunkt aus ist das Berl. Tagbl. mit Quidde gar nicht einverstanden, der den Zeitpunkt noch nicht für gekommen erachtet. Es schreibt:

So bestimmt wir uns indessen bei dem DilemmaPayer oder Quidde?" auf die Seite des letzteren schlagen würden, so wenig können wir Herrn Professor Quidde zustimmen, wenn er zu der liberalen Einigung Nein sagen will. Wir kommen eben mit der Eigenbrötelei nicht weiter. Erst muß einmal der entschiedene Liberalismus einig sein, ehe er eine Macht im Reiche darstellen und die praktische Politik beeinflussen kann. Deshalb wäre es auch grundfalsch, wollten nun etwa die vor­wärtstreibenden liberalen Elemente ihre Beziehungen zu der neuen Bolkspartei lösen. Sie sind ja gerade nötig, um zu verhindern, daß der Liberalismus in Bureaukratismus und Re­gierungsfähigkeit erstarrt; sie /sollen mithelfen, den Liberalis­mus zu regenerieren, nicht ihn zu zerstören. Wir müs- sen aus dem heutigen Cliquenwesen, das die Reaktion nur för­dern hilft, heraus zum liberalen Selbstbewußtsein, zur Durchsetzung liberaler Gedanken. Die Einigung ist dazu der erste Schritt; indem er sich dafür mit großer Mehrheit aussprach, zeigte der Heidelberger Parteitag einen gesunden Blick für die Realitäten des politischen Lebens.

Die sozialdemokratische Presse sagt zu dem Einigungsbeschluß vorläufig wenig, aber dieses wenig sagt genug. Ganz schlimm kommt natürlich unser Parteifreund Augst weg, der in einen Topf mit den extremsten Mittel­standsrettern geworfen wird. Darüber würde sich Augst wohl keine grauen Haare wachsen lassen, wenn er solche nicht schon hätte, denn die Wirtschaftspolitik der Sozial­demokratie wird sich von der der bürgerlichen Demokratie immer um etliche Schattierungen unterscheiden. Tie Volks­partei lebt in der Gegenwart u. hat daher allen Erschein­

ungen im Wirtschaftsleben nachzugehen, die die Gegenwart zeitigr. Im Wirtschaftsleben gibt es keine ewigen Wahr­heiten, deshalb wird eine Partei gut tun, von Zeit zu Zeit ihr wirtschaftliches Programm daraufhin anzusehen, ob es mit der Wirklichkeit noch Schritt hält. Dazu wollte der Abg. Augst den Anstoß geben, denn er lebt in der Wirklichkeü und kennt alle die Sorgen und Wünsche, die er vorgetragen Hai, aus persönlicher Erfahrung.

Rundschau.

Parteitag der Deutschen Bolkspartei.

Der Engere Ausschuß besteht nach der vorge­nommenen Wahl aus: Direktor Dr. Heimburger, Prof. Herrn. Hummel, Kaufmann Alb. Werthei­mer, Reallehrer Fink, Rechtsanwalt Tr. L. Haas, Lokomotivführer Hermann, sämtliche in Karlsruhe, und Stadtrat Hoffmann-Bruchsal.

Dem Weiteren Ausschuß gehören an: Augst, Landtagsabgeordneter, Gerabronn, Balz er, Arbeiter­sekretär, Frankfurt, Betz, Landtagsabgeordneter, Heil­bronn, Block, Kaufmann, Fürth, Bruck, Tr., Rechts, anwalt, Frankfurt a. M., Elsas, Tr., Rechtsanwalt, Stuttgart, Fried el, Lehrer, Schwabach, Gold­schmidt, Tr., Redakteur, Frankfurt a. M., Göbel, Martin, Gutsbesitzer, Landau, Haußmann, Conrad, Reichstagsabgeordneter, Stuttgart, Hoffmann, Prof., Stuttgart, Käß, Landtagsabgeordneter, Backnang, Köhl, Landtagsabgeordneter, Würzburg, Kercher, Atadtgeo- meter, Stuttgart, Lang, Bürgermeister, Kirchheimbolan­den, Liesching, Rechtsanwalt, Tübingen, Mainzer, Stadtrat, Mannheim, Mayer, M- M., Kommerzien­rat, Mannheim, Möllgaard, Chefredakteur, Kaisers­lautern, Miersberger, Nürnberg, Muser, Rechts­anwalt, Offenburg, Oes er, Reichstagsabgeordneter, Frankfurt a. M., Payer, Reichstagsabgeordneter, Stutt­gart, Quidde, Tr., Prof., München, Rieth, Rechts­anwalt, Aschaffenburg, Richter, Dr. Pforzheim, Röß­ler, Tr. Frankfurt a. M., Scheu, Bürgermeister, Standenbühl, Schickt er, Rechtsanwalt, Stuttgart, Schweickhardt, Reichstagsabg., Tübingen, Siegel, Justizrat, München, Storz, Reichstagsabgeordneter, Heidenheim, Benedey, Rechtsanwalt, Konstanz, Wag­ner, Stadtpfleger, Stuttgart, Wedel, Stadtverordneter Frankfurt a. M.

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Ein Bündnisjubiläum.

Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Am Donnerstag fährt'sich zum 30. Mal der Tag, an dem in Wien das Bündnis zwischen Deutschland und Oesterreich- Ungarn unterzeichnet wurde. 30 Jahre hindurch hat das Bündnis seine volle Wirksamkeit geübt. 30 Jahre hat es, durch den Hinzutritt Italiens zum Dreibund er­weitert, dem europäischen Frieden unschätzbare Dienste geleistet. Tie unverringerte Geltung des Bundesver­hältnisses drei Jahrzehnte nach seinem Abschluß ist ein beredtes Zeugnis dafür, daß es den Lebensbedürfnissen der in ihm geeinten Völker in vollem Umfang gerecht wird. Allen gegnerischen Unterstellungen zum Trotz hat die Bundesgenossenschaft zu keiner Zeit die Grundlage einer angreifenden, auf die Beeinträchtigung der Rechte Dritter abzielenden Politik gebildet ein festes Boll­werk des Friedens, hinter dem die verbündeten Mächte sich ungestört der Pflege ihrer inneren Angelegenheiten widmen konnten. Seinem friedlichen Charakter gemäß hat das Bündnis die Herstellung freundschaftlicher Ver­hältnisse zu den außenstehenden Staaten nicht nur ge­fördert, es ist geradezu das fruchtbringende Erdreich ge­worden, aus dem. der Friedensgedanke neue Nahrung ge­zogen hat. Der Abschluß des Bündnisses zählt zu den bedeutendsten politischen Taten des großen ersten Kanz­lers des Deutschen Reiches. Mit seinem in die Zukunft vordringenden Fernblick hat Fürst Bismarck schon mehr als ein Jahrzehnt vor der Unterzeichnung den Grund gelegt für die enge völkerrechtliche Vetknüpfung Deutsch­lands und Oesterreich-Ungarns. Von seinen verdienst­vollen Mitarbeitern weilt unter uns nur noch der jetzt im Ruhestand lebende Botschafter v. Radowitz. Das große Werk des Bündnisses aber lebt und wirkt fort und ist vom Tage seiner Vollziehung an das Fundament der > europäischen Politik geblieben.

TieWiener AbendPost" spricht sich ebenfalls in freundlicher Weise über das Bündnisjubiläum aus.

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Aus -er bayerischen Abgeordnetenkammer.

München, 6. Okt. Abgeordneter Dr. Müller- Hof (lib.), Ab r e sch und Genossen haben heute einen An­trag eingebracht, die Regierung zu veranlassen, daß bald­möglichst ein Gesetzentwurf vorgelegt werde, der eine zeitgemäße Reform der Kammer der Reichsräte enthält, bei der die gewählten Vertreter der einzelnen' Haupterwerbsgruppen der freien Berufe, der Hochschulen und der Städte Sitz und Stimme hätten.

München, 6. Okt. Heute setzte die Abgeordneten­kammer ihre Beratungen fort. In einer Besprechung ei­ner Interpellation über die Schädigung des pfälzischen Weinbaues durch den Sauer wurm forderten Redner aller Parteien die Regierung auf, Bestimmungen zur Ab­hilfe des' Schadens anzuordnen. Tie Negierung erklärte sich damit einverstanden und versprach, Maßnahmen da­gegen zu treffen. Tie Liberalen und Sozialdemo­kraten wandten sich gegen die Beeinträchtigung des Koa­litionsrechts der Beamten unnd Arbeiter bei der Augs­burger Maschinenfabrik. Tie Regierung beant­wortete die Interpellation dahin, daß sie bisher keine gesetzliche Möglichkeit gehabt hätte, gegen die Firma einzuschreiten. Bei der Entlassung des gemaßregelten In­genieurs Bai er scheine das Vorgehen der Firma aller­dings nicht einwandfrei gewesen zu sein.

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Drahtlose Verständigung mit den Kolonien.

Wie nach demLok.-Anz." verlautet, sind die Ver­suche einer drahtlosen Verständigung zwischen einem nach Kamerun fahrenden Woermann- Tam Pf er und der Station Nauen erfolgreich ge­

wesen, sodaß die Möglichkeit einer funkentelegraphischen Verbindung mit den Kolonien nun gegeben erscheint. An­gesichts der englischen Monopolisierungsbestrebungen auf diesem Gebiete beabsichtigt die Telefunkengesellschaft, ihr System in weiterem Maße bei Handelsschiffen einzuführen, was umsoweniger Schwierigkeiten machen dürfte, als die Reichweite der Telefunken dem Marcoui- System erheblich> überlegen ist. Eine Konferenz von Schiffv ersichewungs-Gesellschaften dürfte sich in nächster Zeit mit dieser Frage befassen.

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Spanien und Marokko.

Madrid, 6. Okt.Corriero" teilt mit, daß bei einer privaten Versammlung verschiedener hochgestellter politischer Persönlichkeiten, an der u. a. auch Geniale der Armee teilgenommen hätten, berichtet worden sei, an dem Kampf vom 30. September hätten auch, Truppen Mu­lch Hafids teilgenommen. Tie Generale rieten,zu einer schnellen und energischen Aktion, zu der sofort 150 000 Mann nach Marokko geworfen und 50 000 Mann in Reserve zurückbehalten werden müßten.

Luftschiffahrt.

Vom Z 3.

Friedrichshafen, 6. Okt. Das Luftschiff, das um 11 Uhr 15 aufgestiegen war, ist um 2 Uhr wieder glatt , gelandet. Außer dem Prinzen Heinrich von Preu­ßen befanden sich noch folgende Gäste in den Gondeln: Tic Prinzessin Heinrich von Preußen, der Großherzog und die Großhcrzogin von Hessen, Prinzessin von Solms, eine Hofdame, Geheimrat Friedländer-Berlin, Geheimrat Müller-München. Ferner beteiligten sich an der Fahrt: Graf Zeppelin sen., Oberingenieur Dürr, Kapitän Lau und vier Monteure.

Die Fahrt richtete sich ans schweizerische Ufer und ging nach Konstanz hin und zurück. Um 2HH Uhr landete das Luftschiff wieder. Die Fürstlichkeiten waren von der Fahrt außerordentlich befriedigt und äußerten sich in diesem Sinne zu ihrer Umgebung. Der König von Württemberg bewirtete die fürstlichen Herr­schaften, während Graf Zeppelin die anderen Herren zu einem Tiner im Deutschen Haus einlud.

Friedrichs Häfen, 6. ,Okt. Unter dem Vorsitz des Prinzen Heinrich von Preußen fand gestern in Fried­richshafen eine Sitzung des Arbeiterausschusses der deutschen arktischen Zeppelin-Luft­schiffexpedition statt, an der Graf Zeppelin, Geh. Regierungsrat Professor Hergesell, Geh. Kommerzienrat von Friedländer-Fulda, Geh. Oberregierungsrat Dr. Le- wald und Bergwerkbesitzer Oertz teilnahmen. Zu der Sitz­ung wurde der Polarfahrer Lerüer zugezogen. Der Ar­beitsausschuß, der die aus dem eigenartigen Plane erwach­senden Schwierigkeiten des Unternehmens in vielstündiger Sitzung durchberiet, beschloß die Grundlagen des Unter­nehmens zunächst durch eine Vorexpodition nach allen Richtungen hin zu untersuchen. Die Vorexpedition soll im Sommer 1910 nach Spitzbergen mit Vorstößen ins Po­lareis ausgesandt werden und die Bedingungen für den Betrieb von Luftschiffen in Polarregionen feststellen. Der Arbeitsausschuß legte großen Wert darauf, daß die wei­tere Entwicklung der Zeppelinluftschiffe für lange Fahr­ten, insbesondere über Meer, zum Zweck wissenschaftlicher Erforschung mit allem Nachdruck gefördert werde. Zs soll daher der Entwurf eines entsprechend,gebauten Luftschiffes schon jetzt in Angriff genommen werden, das zu Beginn des Jahres 1911 Uebungsfahrten von einem deutschen Seehafen aus antreten kann.

Ein Reichs flug ap p arat.

Berlin, 0. Okt. Wie verlautet, geht man an maß­gebender Stelle mit der Absicht um, einen Reichsflug­apparat für militärische Zwecke ausprobieren zu lassen, um ihn eventuell anzukaufen.

Vom Gordon-Bennett-Weitfliegen.

Zürich, 6. Okt. Der Ballon Amerika II ist am Dienstag, nachmittags 3 Uhr, bei Ostrolacka, nord­östlich von Warschau, gelandet. Der BallonBus-ley" (Deutschland) landete am Dienstag nachmittag um M Uhr in Laz, Komitat Tvencsin in Ungarn.

Zürich, 6. Okt. Die Resultate der Weitfahrt sind folgende: In Klasse III wurde Harburg II vom Ham­burger Verein erster, Danmark von der Danske Aeronaut Selskab zweiter, Justitia (Frankfurt) dritter. In Klasse IX Hassen (Frankfurt) erster, Belgica (Belgien) zweiter, Pommern (Pommern) dritter, Prinz Adolf (Niederrhein. Verein) vierter, Ulm (Oberschw. Verein) fünfter. St. Gotthard (Schweiz) sechster, Atlas (Berlin) siebter, Clouth (Köln) achter. In Klasse V Graf Zeppelin (Sachsen) erster, Colmar (Colmar) zweiter, Frankfurt (Frankfurt) dritter. Den ersten Spezialpreis der Wettfahrt, gestiftet vom Bundesrat in Bern für die längste Dauerfahrt, be­stehend aus einer Marmorstatue im Wert von 3000 Fr. erhielt der Ballon Pommern.

Tages-Chronik.

Halle, 6 ,Okt. Wegen Entlassung von 50 sozial­demokratisch organisierten Bergleuten brach am Montag bei der Mansselder Gewerkschaft ein Streik aus, der heute ungeahnte Ausdehnung genommen hat. Am dem Niewandtschacht streiken heute 1400 Mann.

Wien, 6. Okt. DasNeue Wiener Tagbl." erhält eine bedenkliche Mitteilung aus Prag, wonach die Tsch ^ chen beschlossen hätten, am 19. Oktober, also am Tage vor Eröffnung des Reichsrats, unter Vorantritt der slawr- schen Abgeordneten auf der Wiener Ringstraße ei­nen Demonstratiönsbummelzu veranstalten, Zum Beweis dafür, daß Wien keine deutsche Stadt sei. Fall» die Nachricht sich bestängen und die Behörde den Puuu mel nicht verbieten sollte, wäre ein schrecklicher Zusammen­stoß mit den Deutschen sicher.

Prag, 6. Okt. In der heutigen Landtagssitzung ver­ließen die deutschen Abgeordneten den Saal, weil der Lan­deshauptmann gestattete, daß eine Interpellation in slo­wenischer Sprache verlesen wurde. Der Landes-