Vom Kaisermanöver.

Mergentheim, 17. Septbr.

Der frühe Morgen des 17. September fand Blau mit dem 1. bayr. und 13. württb. Armeekorps auf den Höhen des rechten Tauberufers zwischen Werbach und Marbach in einer durch die schroffen Höhen geradezu formidablen Stellung. Die Uebergänge über die Tauber bei Königshofen, Lauda, Distelhausen, Dittigheim und Tauberbifchofsheim waren die Punkte, die zunächst der blauen Artillerie als Ziele dienten. Noch unter dem Schutze des Nebels waren Vortruppen von Rot über die Tauber gedrungen, zum Teil durch das Wasser, und be­setzten geeignete Geländestriche, um den nachfolgenden Mas­sen die Uebergänge offen zu halten So günstig der Nebel für solche Wsichten war, so neckisch kann er auch anders wirken. Bekanntlich wird durch den Ballon der Manöi- verleitung das Schlußzeichen für das ganze Manöver ge­geben und dann durch Signale mit dem Horn den weiter­entfernten Truppen übermittelt. Der Ballon war heute früh, trotztem er über den Häuptern der Leitung stand, nicht zu sehen. Auf einmal aber pflanzte sich das Signal: Das Ganze Halt! Einrücken! durch einen Teil der Trup­pen bei Rot fort und veranlaßte einige Abteilungen zum Zufammensetzen der Gewehre. Es war erst ch>lO Uhr vorm, und ein eigentlicher Kampf noch nicht gewesen, so'daß man sich über den frühen Manöverschluß eigentlich wun­derte. Es stellte sich auch bald heraus, daß man ein Akkordsignal eines Automobils falsch verstanden hatte. Der Irrtum klärte sich bald auf. In immer größeren Mengen gewannen die Roten das rechte Tauberufer und erklommen die ersten zur Feuerabgabe geeigneten Stell­ungen. Vom rechten Flügel schlossen sie mit der 28., 23., 39., 4., 6. und 5. Division aneinander. Sie hätten zum Teil gewaltige Märsche hinter sich. So war z. B. die 39. Division schon um 3 Uhr früh aufgebrochen. Die Tauberübergänge waren nicht mühelos zu gewinnen; teils mußten Wiederherstellungen vorgcnommen werden, teils Behelfsbrücken gebaut werden. So waren an der Brücke von Tauberbifchofsheim 3 Bogen zerstört, zu deren Auf­bau etwa l. 1/2 Stunden Zeit angenommen werden mußten. Bayrische Pioniere legten hier brückenabwärts 15 Behelfs­stege aus Vorgefundenem Material über die Tauber. So­bald die Spitzen der vordringenden roten Divisionen am rechten Ufer sich eingenistet hatten, schaffte der sofort längs der Linie rückwärts gelegte Feldtelegraph die nötige seitliche Verbindung, die für den zeitlich gleichmäßigen später be­absichtigten Angriff nötig war. Am lebhaftesten ent­brannte, aus dem schüchternen Schützenfeuer der zuerst aufs rechte Ufer gelangten Abteilungen allmählich anwachsend, der Kampf gegen 11 Uhr Vormittag an zwei Stellen, auf den Höhen östlich Tauberbifchofsheim und auf 'den Hö­hen östlich Lauda um Gerlachsheim. Während das 3. Korps mit starken Verlusten bei Tauberbifchofsheim zu rechnen hatte und deshalb trotz sehr geschickter Annäherung nicht ganz bis auf die vom 1. bayr. Korps besetzten Kämme gelangen konnte, hatte der gegen den linken Flügel des bei Gerlachheim-Marbach-Kntzbrunn stehenden 13. Korps an­gesetzte Umfassungsangriff der 28. und 29. Brigade des 14. Korps mehr Aussicht auf Erfolg. Bekanntlich trifft der Kaiser nie in der Schlußbesprechung eine Entscheidung dahin, daß diese Partei gewonnen und jene verloren habe; sondern er wägt nur das Für und Wider einer taktischen Maßnahme ab und gibt in großen Zügen ein Bild der gewonnenen strategischen Lage. Die Frage, wer hat ge­siegt, wer verloren, die natürlich jeder,, ob Württem­bergs, Bayer, Badenser usw. für sich günstig beantwor­tet haben möchte, ist daher belanglos. Und sie ist es auch in der Tat. Denn wer etwa eines Erfolges besonders teil­haftig wird, braucht deshalb noch lange nicht der Tüch­tigere, der Unterliegende nicht der Minderwertige zu sein. Es sprechen ja so unendlich diel Umstände am Gelingen eines Waffensieges mit, die vollständig außerhalb des Einflusses des Truppenführers liegen, daß man über die­sen Punkt am besten mit den tiefen Sentenzen hinweggeht, die in einem armeebekannten Gedichte sich borfinden und lauten:

Mancher, der sich hoch geglaubt,

Wird gar tief herabgeschraubt;

Mancher, der es nicht gedacht,

Hatte etwas gut gemacht.

Es gehört auch immer etwas Glück dazu. Trotz alle­dem behält das Moltkesche Wort Recht: Glück hat auf die Dauer nur der Tüchtige.

Der Kaiser schloß um 12 Uhr durch den Signali- ballon das Manöver und hielt auf den Höhen südlich Gerlachsheim die Schlußbesprechung. Den Angriff der 28. Division auf 'Kützbrunn-Messelhausen hat er an der Seite seines badischen Grenadier-Regiments Nr. 110 selbst begleitet. Die geplante Mitwirkung des Luftschiffes Groß 2 und des Zeppelin 3 blieb zunächst unsichtbar. Aber ge­rade bei Beginn der kaiserlichen Kritik surrten die Pro­peller und trugen Groß 2 über das Taubertal und etwa eine halbe Stunde darauf erschien auch Zeppelin 3. Ihm fehlte der rechte vordere Propeller, wodurch er langsa­mer als gewöhnlich zu fahren schien. Beide vortrefflichen Schiffe manövrierten eine Zeit lang gewissermaßen für sich selbst, denn der Krieg unter ihnen auf der Erdscholle war ja schon vorüber. Der Kaiser zeigte sichtlich erfreut seinen Gästen dieLuftflotte". Eine Landung war nicht beabsichtigt und hat auch zweckmäßigerweise! nicht stattgefunden. Ich bin überzeugt, daß mich die Leser meiner Berichte für diese in dem Wortezweckmäßig" liegende Auffassung am liebsten steinigen möchten; denn gar zu gern hätte Jeder einer Landung beiwohnen wollen. Ich selbst am liebsten auch; aber trotzdem bleibe ich bei meiner Ansicht. Denn eine Landung hätte die unendlich schwierige Aufgabe, die nun an die Truppen herantrat, außerordentlich erschwert, gestört, ja vielleicht unmöglich gemacht. Denn nun galt es, die riesigen Truppenmaffen, die sich in 5 Armeekorps hier aufgestaut hatten, wieder zu entwirren, und ordnungsmäßig zu dislozieren, in Marsch zu setzen und für die morgen vorzunehmenden Abtransporte bereitzustellen. Dazu ist vor allem Ver­kehrsmöglichkeit auf den Straßen geboten. Und diese wäre direkt unterbunden worden im Augenblick einer Landung. Das weiß sowohl Zeppelin 3 als auch Groß 2. Ueber

diese Abtransports will ich im Schlußberichte noch ei­niges sagen. Für heute nur noch, daß die großen Manö­ver die süddeutschen Truppen in einem hohen Grade der Aiesbildung gezeigt haben und ein einheitlicher Guß unver­kennbar ist. Welche prächtigen Soldaten diese Bayern sind, welche unverdrossen straffen Kerls die Württem­bergs und Badener, das zeigte sich im ganzen Manöver und soeben jetzt ganz besonders deutlich, wo zur späten Abendstunde diese nicht tot zu machenden Leute, nachdem sie von heute morgen 3 Uhr ab auf den Beinen waren, im straffen Marschschritt durch Mergentheim in die Bi­waks oder Quartiere ziehen.

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Stuttgart, 17. Sept. Der König ist mit dem Fürsten zu Wied und in Begleitung des Generaladjch- tanten, sämtlicher Flügeladjutanten, des Oberstallmeisters sowie des wirklichen Stallmeisters heute nachmittag um 4.39 Uhr aus dem Manövergelände wieder in das Wil­helmspalais zurückgekehrt.

Stuttgart, 17. Sept. Der König hat aus An­laß des Kaifermanövers den Erzherzog Franz Ferdinand von Oesterreich ü In suits des Füsiliert­regiments Kaiser Franz Joseph Nr. 122 und den Prin­zen Rupprecht von Bayern ü In suitw des Feld­artillerieregiments Prinzregent Nr. 29 gestellt.

Luftschiffahrt.

Ls HL im Manövergelände.

Das Zeppelinsche Luftschiff Z 3 ist vom Manövert- gelände bei Mergentheim Freitag abend um 5 Uhr 15 Minuten nach Frankfurt zurückgekehrt. Der Unfall, der es bei Merchingen im badischen Bauland Freitag früh um 6 Uhr betroffen hat, macht die Anbringung eines neuen Propellers und sonstige Flickarbeit nötig. Sobald diese Reparatur beendigt fein wird, soll die geplante Fahrt ins Rheinland angetreten werden. Die Be­schädigung des Z 3 erfolgte, als das Luftschiff infolge des dichten Nebels die Orientierung verlor. Um den Ort festzustellen, wo man sich befand, wurde auf die Erde niedergegangen. Dabei wurde ein Motor abgestoppt, so- daß das Luftschiff sehr stark ins Fallen geriet. Bei dem Nebel hatte man absolut keine Aussicht auf den Erdboden. Als man bemerkte, daß das Luftschiff sich zu stark der Erde näherte, wurde der abgestoppte Motor wieder jn Gang gesetzt und man gab sehr viel Ballast ab. Aber der Ballon erhob sich nicht schnell genug und die hinh tere Gondel geriet, da man sich über einem Wald befand, in das Laubwerk. Eines der Stahlbänder des Hinteren Getriebes wurde abgerissen, außerdem einige Verstrebungen an der Hinteren Gondel. Ferner bekam der Ueberzug am Laufgang einige Risse. Auch die Oet- ungsvorrichtung ist beschädigt. Die beiden Flügel des rechten Hinteren Propellers sind verbogen. Wie Direk­tor Colsmann den in Frankfurt anwesenden Herren aus dem Rheinland,'die zur Teilnahme an der für Samstag früh beabsichtigten Fahrt nach Düsseldorf hierhergekomh men waren, mitteilte, werden die Reparaturen zwei Tage in Anspruch nehmen.

Es ist klar, daß bei dem hier beschriebenen Defekt, die Fahrt von der Unfallstelle ins Manövergelände nicht in beschleunigtem Tempo vor sich gehen konnte und so kam es, daß Z 3 auf 'dem Manöverfchljachtfeld erst eintraf, als schondie Schlacht geschlagen und Sieg geblasen war". Ueber dem Standort des Kaisers und seiner Suite bei Kützbrunn traf Z. 3 mit seinem kleineren Halbstarren Bruder, dem Groß 2, zusammen, und begleitete mit die­sem gemeinsam den obersten Kriegsherrn ein Stück Wegs zurück ins Mergentheimer Hauptquartier. Dann wurde die Rückfahrt nach Frankfurt angetreten. Um halb 6 Uhr lag Z. 3 gut geborgen in der Zeppelinhalle der FrankfurterJla". Dort wurde sofort mit den Repara­turarbeiten begonnen.

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La Republique" im Manöver.

Lapalisse, 17. Sept. Bei den heutigen ManiP vern kam es zu einem lebhaften Nahgefecht in Gegen­wart der fremden Offiziere. Das LuftschiffLa Repub­lique" hatte einen vollen Erfolg, Die Rekognoszier^- ung erstreckte sich auf 110 Kilometer und die drahtlose Telegraphie funktionierte während des ganzen Ma­növers.

Der italienische Lenkballon.

Bracciano, 17. Sept. Das Militärluft-- schiff blieb bei seinem gestrigen Ausstieg 5 Stunden in der Luft und legte nach den verschiedensten Richtungen fahrend eine Strecke von 239 Kilometer zurück, das ist mehr als die Entfernung zwischen Rom und Neapel. Die mittlere Geschwindigkeit betrug 48 Kilometer in der Stunde, die größte Höhe 860 Meter. Das Luftschiff, das seit 2 Monaten gefüllt ist, hat in dieser Zeit 16 Aufstiege unternommen.

Orville Wright.

Berlin, 17. Sept. Jn Gegenwart der Kaiserin, der Prinzessin Viktoria Luise und der Prinzen Adalbert und August Wilhelm schlug Orville Wright den Weltre­kord für Hochflug, der bisher 155 Meter betragen hat, durch einen Höhenflug von 180 Meter in einem Flug von 55 Minuten Dauer. Vorher hatte schon ein Flug von 55 Minuten Dauer stattgefunden, bei dem Korvettenkapitän Engelhardt als Passagier mitfuhr.

Vom Grafen Zeppelin.

Cannstatt, 17. Sept. Jn Schmiden wird beabsich­tigt, an der Stelle, wo am 8. September Graf Zeppelin mit seinem Ulanenregimente eine Parade abhielt, einen Gedenkstein zu errichten.

Mannheim, 17. SefH. Der Stadtrat beschloß in feiner gestrigen Sitzung, dem Grafen Zeppelin für die große Freude, die er der Mannheimer Bevölkerung durch die Entsendung und Landung des Z. 3, sowie ins­besondere durch die persönliche Führung des Luftschiffs hierher und den Besuch in Mannheim bereitet habe, den herzlichsten Dank auszusprechen und zur dauernden Er­innerung an dieses für die Stadtgeschichte stets bedeutsam bleibende Ereignis die hervorragendste Hauptstraße in

dem östlich der Otto-Beckstraße in der östlichen Städt­erweiterung neu zu erschließendem BaugebietZeppe­linstraße" zu nennen.

Rundschau.

Zur liberale« Einigung.

Der Frankfurter demokratische Verein faßte am Montag nach Vorträgen des Redakteurs Burger und des Dr. Heinrich Rößler einstimmig folgende von Redak­teur Dr. Goldschmidt empfohlene Resolution:

Der Frankfurter demokratische Verein erklärt sich grundsätzlich für die Verschmelzung der drei linksliberalen Parteien (Freisinnige Volkspar­tei, Freisinnige Vereinigung und Deutsche Volkspartei).- Er geht dabei von der Erwartung aus, daß durch diese Verschmelzung die Werbe- und Aktionskraft der Demo­kratie gestärkt, daß unter Zusammenfassung aller frei­heitlichen Richtungen der Kampf gegen die reak­tionären Parteien energisch geführt und damit eine fortschrittliche Entwicklung im Reich wie in den Bun­desstaaten möglich gemacht wird. Unter diesen Voraus­setzungen stellt sich der Frankfurter demokratische Ver­ein grundsätzlich auf den Boden der Stuttgarter Be­schüsse des weiteren Ausschusses der Deutschen Volks­partei und beauftragt seine Delegierten auf dem Hei­delberger Parteitag, demgemäß Stellung zu nehmen."

Mit wenig Stimmen Mehrheit wurde noch ein Zu­satz antrag angenommen, wonach es als wünschens­wert bezeichnet wird, daß auch die Demokratische Vereinigung (Gruppe Barth) in den Verschmelzungs­prozeß einbezogen werde.

Die Folgen der neuen Tabaksteuer.

Welche Wirkungen die neue Tabaksteuer auf die be­teiligten Kreise fortgesetzt ausübt, das geht klar aus ei­nem Artikel hervor, den das Zentralorgan der deutschen Tabakindustrie, dieSüddeutsche Tabakzeitung^ in ihrer letzten Ausgabe veröffentlicht. Darin heißt es:

Wie sehr die Tabaksteuererhöhung auf den Konsum urkd demzufolge auf die Zigarrenindustrie drückt, zeigt sich auch in der Uckermark. Jn Schwedt wurden bisher; im Zigarrenmachergewerbe rund 400 Personen beschäftigt-, Von diesen sind jetzt bei einer Firma 25 Personen gänz­lich entlassen, bei einer anderen Firma wurde 37, Personen bis auf weiteres gekündigt. Ob sie wieder ein­gestellt werden, ist fraglich. Eine Firma mit 36 Ar­beitern hat die Arbeitszeit täglich um eine Stunde, eine andere Firma mit derselben Arbeiterzahl täglich um zwei Stunden gekürzt. Eine staatliche Unterstützung ist bisher nicht erfolgt. Verschiedene der Entlassenen ar­beiten am Bau des Kanals Berlin-Stettin, aber nur wenige sind imstande, die schwere Arbeit zu verrichten. Die Folgen der neuen Steuerpolitik machen sich nun auch in der Zigarrenindustrie Oerlinghausens (West­falen) bemerkbar. Nachdem bereits in der Blinder Ge­gend weit über tausend Zigarrenarbeiter entlassen sind, sehen sich auch die dortigen Fabrikanten wegen Man­gel an Aufträgen gezwungen, ihren Arbeitern zu kün­digen. Von der Kündigung wurden etwa 50 Personen be­troffen. Jn Enger (Westfalen), einer reinen Zigarren­arbeiterstadt, sind in neun Fabriken 263 Arbeiter beschäftigungslos geworden. Jn Trupps von 30 bis 40 Personen ziehen die Arbeiter von Dorf zu Dorf, um landwirtschaftliche Arbeit zu erhalten, doch ohne Erfolg. Die neue Tabaksteuer zieht auch die ausge­dehnte Zigarrenindustrie des Kreises Witzenhausen in Mitleidenschaft. Eine der größten dortigen Zigarren­fabriken hat bereits zwei Zweiggeschäfte aufgegeben und deren sämtliche Arbeiter entlassen, weitere Be­triebseinschränkungen sind mit Sicherheit zu erwarten. Bei dem Bürgermeisteramt Schwetzingen (Baden) wur­den bisher insgesamt über 1000 Unterstütznngs- gesu che von Tabakarbeitern eingereicht. Die Stadt Hockenheim ist mit mehreren 100 solchen Gesuchen be­teiligt. In den Zigarrenfabriken in Elbing und Bromberg, sn denen rund 300 Personen beschäftigt sind, wurden gegen 40 Arbeiter entlassen. InHamburg- Altona sind jetzt infolge der neuen Tabaksteuer etwa 250 Arbeitslose vorhanden; über 500 Arbeiter arbeiten bei verkürzter Arbeitszeit^ zum größten Teil nur halbe Tage.

Weitere Betriebseinstellungen auf längere Zeit ha­ben infolge der Tabaksteuer in folgenden Orten des Rhein­lands stattgefunden: Goch, Dülken, Rheydt, Rees, wo rund 450 Arbeiter und Arbeiterinnen be­troffen wurden, ferner wird in Emmerich, Geldern, Kaldenkirchen, Kreuznach, usw. bei verkürzter Arbeitszeit gearbeitet. In Frankenberg (Sachsen) wurde mehr als 1000 Arbeitern auf acht Tage gekündigt. Jn Halle a. S. wurde ca. 60 Arbeitern, darunter 35 weiblichen und zwar auf 2 bis 5 Wochen ge­kündigt. Jn Froschhausen dürfen 40 Arbeiter und Arbeiterinnen nur die Hälfte ihrer früheren Wochen­produktion anfertigen, während dort mehrere Arbeiter entlassen wurden. Jn Kl.-Krotzenburg entließ eine Firma 19 Hausarbeiterinnen. Zwei andere dortigen Fir­men lassen seit Inkrafttreten der neuen Tabaksteuer nur halbe Tage arbeiten. Es' kommen bei diesen beiden Fir­men 300 Tabakarbeiter in Betracht, darunter 90 männliche. Jn Schotten hob eine Firma, die ihren Sitz in Gießen hat, infolge der neuen Tabaksteuer ihre Filiale auf und entließ ihre sämtlichen dort beschäftigten Arbeiter. Jn Scharmbeck wurden bis jetzt 70 Zi­garrenarbeiter entlassen. Jn Oetinghausen wurden infolge von durch die Tabaksteuer veranlaßten Betriebs­einstellungen auf unbestimmte Zeit 120 Tabakarbei­ter brotlos.

Der verminderte Umsatz für Tabakfabrikate wirkt nicht nur auf das Zigarrenmachergewerbe ein, sondern auch auf andere Industriezweige und besonders auf das Gewerbe der Zigarrenkistenmacher. Mehr noch als durch den geringen Umsatz von Zigarren verschlechtern sich die Beschäftigungsverhältnisse der Zigarrenkistenmacher, weil die Zigarrenfabrikanten infolge der erhöhten Tabaksteuer