mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Ltadt Wildbad. 1/^

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Verkündigungsblatt

der Agl. Forstämter lvildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit

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Nr. 21«.

Montag, den 2«. September ISO«.

Sozialdemokratischer Parteitag.

Leipzig, 16. Sept.

Nach Erledigung der Maifeierangelegenheit gab es heute nachmittag zunächst eine persönliche Polemik. Ri­chard Fischer-Berlin gab eine Erklärung ab, in der er ans einen Angriff desVorwärts" antwortet. Ei­nige Bemerkungen Fischers über denVorwärts" haben nämlich dieBorwärts"-Redaktion so erbost, daß sie heute jeinen ArtikelStank" bringt, der gegen Fischer das schwerste Geschütz aufführt und ihn zugleich lächerlich zu -machen sucht. Demgegenüber erklärte Fischer heute: Ich stelle fest, daß ich gegen dieBorwärts"-Redaktion auch nicht ein einziges Wort gebraucht habe, das als beleidigend aufgefaßt werden konnte. Ich kann mich hierfür sogar auf den hier anwesenden ,Vorwärts-"-Redakteur berufen, der weder aus dem Parteitag noch in seinen Berichten Klagen nach dieser Richtung hin ausgesprochen hat. Das Recht der Kritik amVorwärts" ob sie berechtigt ist oder nicht, ist hier .gleichgültig , lasse ich mir nicht neh­men. Ich protestiere daher gegen die unqnalifizierbaren Angriffe desVorwärts" und kann Mitteilen, daß auch tzrne große Anzahl Berliner Delegierten sich diesem Pro­test anschließt. (Lebhafter Beifall.) Im Anschluß an diese Erklärung Fischers sei noch eine andereVor­wärt s-Asfä r e erwähnt. Ein Redakteur desVor­wärts" hatte gestern eine telephonische Unterredung des Vertreters derKölnischen Volkszeitung" mit seiner Re­daktion angehört, in der zur Information der Redaktion Mitteilungen über die Verhandlungen gemacht wurden. DerVorwärts"-Redaktenr hielt es für zulässig, sich über das, was er hörte, Aufzeichnungen zu machen und sie der Vorwärts"-Redaktion zu übermitteln, die sie heute ver­öffentlicht. Auf eine xBeschwerde des Vertreters derKöl­nischen Volkszeitnng" beim Vorsitzenden Singer erklärte ihm dieser, er halte ebenfalls das Verfahren desVor­wärts" für unanständig und werde dafür sorgen, daß etwas Derartiges ans dem Parteitag nicht mehr vor­komme. Der Vertreter derKölnischen Volkszeitnng" er­klärte sich mit dieser Antwort Singers für befriedigt.

Der Parteitag ging in seinen weiteren Verhandlungen tzur Beratung der

Neichckversicherungsordnuug über. Hierzu liegt eine große Resolution vor, in der die Stellung der Partei für alle Versicherungszweige Hegstclegt wird. Nach Verlesung dieser Resolution erstat-

Der Ligensinn des Gescheitesten bat mit der Dummheit das gemein, daß er vor dem-Unsinn nicht haltmacht. Sirius.

Am Franzesenstein.

LS.i

Origmal-Roman von Erich Eben stein.

Nachdruck verbaten.)

So darfst Du nicht sprechen, mein Kind. Du wirst das alles einmal sehr lieb gewinnen. Auch die schwar- jzen, schmutzigen Männer, welche Dir helfen werden, Dein Brot zu verdienen, .und deren Herr Du einmal sein wirst."

Nein , ich mag nicht," sagte der Knabe eigen­sinnig,ich will werden, wie Papa. Der geht auch nie jn die Hütten. Der ist ein Kavalier!"

! Richard sachte aus' vollem Halse.

Das gibt er gut! Bravo, Rene! Du hast alle An­sagen, ein Kavalier zu werden!"

Herr Peter blieb ernst. Er stellte den Knaben auf die Erde und wandte sich an seine Schwiegertochter:Es wäre mir lieb, Konstanze, wenn Du das Kind öfter zu Wir schicktest . . ich werde auch fleißiger zu Euch kommen."

'Dafür werde ich Dir von Herzen dankbar sein, Papa," gab sie rasch zurück und sah den Alten mit jeinem Blick an, der diesem zu denken gab.

Sie war also doch nicht so oberflächlich, wie er ge­dacht hatte. Sie verstand, wozu ihr Kind dereinst be­stimmt war. Margereth fiel ihm unwillkürlich ein. Die hatte es auch verstanden, wozu sie ihm den Sohn ge­hören hatte. Sie war weder für Gymnasium noch für die Universität gewesen bei Richard. Aber seine dumme Eitelkeit hatte nicht uns sie hören wollen. Jetzt saß er da, der Tr. juris) und bildete sich was ein aus sein Schönheitsgefühl, und war einKavalier".

Ein dumpfer Groll erfaßte ihn gegen den Sohn und gegen sich selber.

Konstanze hatte das Kind hinaus zur Bonne ge-

tete Bauer-Berlin ein ausführliches Referat über die allgemeinen Bestimmungen und die Krankenversicherung. Bauer macht über den Aufbau und die Einzelheiten der neu vorgeschlagenen Organisation eingehende Mitteilungen und charakterisiert den Entwurf als eine außerorden ti­li che Verschlechterung des seitherigen Zu­standes und als eine Vergewaltigung der Ar­beiter, denen man die Selbstverwaltungsrechte, die sic besitzen, rauben wolle. Die weiteren Referate werden morgen gehalten werden.

Am Schluß der Sitzung werden noch zwei persön­liche Erklärungen abgegeben, die sich gegen die Leipziger Volkszeitnng" richten. Am Schluß der gestri­gen Debatte über die Haltung der Fraktion zur Erb­schaftssteuer hatten, wie erinnerlich, Freunde der Frak- tionsmehrheit eine Resolution eingebracht, die die Zu­stimmung zur Erbschaftssteuer billigt. Die Resolution kam nicht zur Verhandlung, weil sie dem Bureau zu spät über­reicht worden war und Bebel hatte den Antrag in einer kurzen Bemerkung einen Ueberrumpelnngsver- such genannt. Als Frank daraufhin den Sachverhalt klarstellte, erklärte Bebel in einem Zuruf, er meine nicht, daß die Ueberrumpelung beabsichtigt gewesen sei. Trotz­dem wiederholt dieLeipziger Volkszeitnng" in ihrer heu­tigen Nummer den Vorwurf der Ueberrumpelung. Dem­gegenüber erklärt zunächst Hug (Bant), der den Antrag eingebracht hat: Trotz der Richtigstellung des Genossen Frank hält dieLeipziger Volkszeitnng" unter beleidigen­den Ausfällen die Behauptung aufrecht, daß die Resolu­tion ein Ueberrumpelnngsversuch gewesen sei . (Zuruf: Un­verschämtheit! Gerade so schäbig, wie derVorwärts"- Artikel!) Ich stelle fest, daß ick) von 9 Uhr ab für den Antrag Unterschriften gesammelt habe. Lediglich der Umstand, daß ich möglichst viele Unterschriften haben wollte und den Schluß der Debatte nicht voraussehen konnte, hat die Einreichung des Antrages verzögert. Ich protestiere daher gegen die Unterstellung derLeipziger Volkszeitnng". (Lebhafter Beifall.) Frank (Mannheim): DieLeipziger Volkszeitnng" schreibt in dem erwähnten Artikel, ich hätte mit gutgemimtem Erstaunen die Be­hauptung Bebels zurückgewiesen. Ich weise diese Be­schimpfung mit Entrüstung zurück. Es hieße den Partei­tag beleidigen, wenn ich annehmen wollte, daß er nicht in seiner Gesamtheit das Wort eines anständigen Partei­genossen in Ehren halten würde. (Lebhafter Beifall.) Die Sitzung wird hieran," geschlossen.

geben und stellte nun Zigarren vor ihren Schwiegervater hin. Sie wußte, daß er ein leidenschaftlicher Rancher war.

Ja, darf man denn hier bei Dir rauchen?" fragte er zögernd und schielte begehrlich ans die Upman flor, die einladend auf der Tasse lagen.

Aber selbstverständlich, Papa!" lachte Richard und knipste die Spitze einer Zigarre ab, um sie dem Vater zu präsentieren.Konstanze ist gar nicht so zimperlich und wir haben ja auch die Fenster offen."

Peter Herzog zündete sich die Zigarre an. Dann lehnte er sich behaglich in seinen Stuhl zurück und blies große Rauchwolken vor sich, hin.

Es war verdammt gemütlich da. . .

Ja was ich Dir sagen wollte, Richard," be­gann er nach einer Weile,ich Lin eigentlich, zu Euch ge­kommen, um ernsthaft mit Dir zu reden."

Mit mir?" Richard war sehr erstaunt.Und ernst­haft gar?" Was denn, Papa?"

Ich wollte Dir sagen, daß es so nicht weiter gehen kann. Die Spielereien mit der Schule und der Feuer­wehr sind ja ganz nett... ich habe mich nicht viel bekümmert um das, was Du tatest. . . aber jetzt möchte ich, daß Du Dich doch, mehr mit dem befaßt, was not- tnt."

Ich verstehe Dich wirklich nicht, Papa! Was tut denn not?"

Daß Du Dich mit ganzer Kraft in Deinen Berus einlebst. Ich werde alt. Ich fühle, wie es /angsam abwärts geht. . ."

Aber Papa. . .!"

Unterbrich mich nicht! Ich weiß und fühle genau, wie es steht mit mir. Vielleicht nur mehr Monate im besten Falle noch einige Jahre. Das ist ja schließlich, nur natürlich. .Aber dann bist Du der Herr."

Nun und?"

Und Du verstehst kein Jota vom Betrieb der Gewerkschaften. Jeder Arbeiter steckt Dich in dieser Be­ziehung in die Tasche. Das muß anders werden! Ziehe Deine feinen Kleider aus, gehe in die Werkstätten und lerne. Du wirst's verdammt Notwendig brauchen."

28. Jahrg.

Leipzig, 17. Sept.

Heute wurde in der Beratung der Reichsveich sicherungsordnung fortgefahren. Robert S chm i d t referierte über die Unfallversicherung. Er er­klärt, der neue Entwurf enthalte nur wenige Bestimmi- ungen, die einen wirklichen Fortschritt bringen, dagegen recht viele Verschlechterungen des bisherigen Zustandes. Der Referent begründete seine Stellungnahme im ein­zelnen.

Das letzte Referat, das die Invaliden- und die Hinterbliebenen-Versicherung behandelt, er­stattet Frau Zietz. Die Referentin kritisiert die Vor­schläge des Entwurfes sehr scharf und bezeichnet speziell die Sätze der geplanten Hinterbliebenenversicherung als erbärmliche Almosen, die nicht den Namen von Renten verdienten. Die Forderungen der Resolution, die die Red­nerin im einzelnen begründet, seien Minimalforderungen, für deren Bewilligung auch außerhalb der Sozialdemokra­tie jeder sozial Denkende eintreten müsse.

In der Diskussion empfiehlt Maurer (Mün­chen) einen Antrag der dortigen Genossen, der den Partei­vorstand auffordert, sich unverzüglich mit der General­kommission der Gewerkschaften Deutschlands in Verbind­ung zu setzen zur Einberufung einer Konferenz, die sich mit der Beratung der Reichsversiehernngsordnung befaßt. Diese Konferenz soll zusammengesetzt sein aus Arbeiter­sekretären, Vertretern von Krankenkassen und Berussge- nossenschaften, Beisitzern von Schiedsgerichten, .Landesver- sicherungsämtern, des Reichsversicherungsamtes, der un­teren Verwaltungsbehörden und der Versicherungsanstal­ten, sowie sonst .in der sozialen Versicherung praktisch wirkenden und erfahrenen Genossen. Me verschiedenen Bundesstaaten sollen soweit wie möglich berücksichtigt wer­den. Fräßdors (Dresden) beantragt, statt dessen die Fraktion anfznfordern, bei der Erledigung des Entwurfs Fühlung mit den Praktikern für Arbeiterversichernng zu halten.

Die vorgeschlagene Resolution wird hierauf e i in­st i m m i g angeno m in e n. Die übrigen Anträge wer­den dem Parteivorstand überwiesen. Der Parteitag vertagt sich 'sodann auf morgen früh. Heute Nachmit­tag besichtigten die Partcitagsteilnehmer die Anlagen des Konsumvereins Leipzig-Plagwitz.

Richard Herzog war starr. Dann versuchte er zu lachen.

Das ist doch nicht Dein Ernst Papa?"

Mein vollster!"

Aber wie kommst Du denn plötzlich darauf? Es war doch immer stillschweigend bestimmt, daß der Di­rektor alles weiterführt. Baumann versteht seine Sache von Grund ans . . ."

O ja. Er ist ein tüchtiger Arbeiter, solange ihm der Herr auf die Finger sieht. Aber er hat keine Ini­tiative. Und. . . sein Interesse liegt nicht darin, den Reichtum des Herzogs zu vermehren."

Ich verstehe Dich wirklich nicht, Papa! Du selbst hast mich Jus studieren lassen. Hast nie verlangt, daß ich mich in den Werkstätten umtne. Ich- tauge auch nicht dazu. Mich stößt das' alles ab. Ich könnte nie etwas Tüchtiges leisten darin."

Dann lern es eben!" brauste der alte Herr auf und fuhr ruhiger fort:Die Zeiten sind anders geworden. Als Du ein kleiner Knabe warst, da war keiner neben mir hier in Winkel. Ich war der Herr. Alles ging wie von selber und das Geld floß uns zu. . . wir brauchten's nur zu nehmen. Und wir nannten Dich un­fern kleinen Prinzen, und es sollte etwas ganz Be­sonderes aus Dir werden. Obwohl. . ." Peter Herzog machte eine kleine Pause und blickte wie in Erinnerung versunken vor sich hin,Deine Mutter, die war klüger als ich ... die sah's nicht gern, daß ich Dich auf den Doktor studieren lassen wollte, und nannte es Torheit und Eitelkeit. Es' war immer gut, wenn ich auf sie hörte! Warum tat ichis damals'nicht?"

Das werde ich Dir sagen, Papa", fiel Richard ein,ich erinnere mich noch gut, wie Du Deinen Stand­punkt vor ihr verteidigtest.Der Junge," sagtest Du, wird nie zu arbeiten brauchen, wie ich gearbeitet habe. Bis er groß ist, haben wir genug ... es genügt, wenn er da ist als Erbe und den Namen Herzog zu Ehren bringt, nach außen hin." Und dann schwieg die Mutter allemal, sie sah's wohl selber ein."

Dann schwieg die Mutter. Ja," wiederholte der Alte leise.Sie war eine gute Frau . . (F. f.)

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