den sie vom Staat empfangen und den sie mit Eifer und Treue erfüllen werden. Sie wünschen nur, daß der Dienst so gefaßt werde, wie er der Würde des Amts und ihrer Stellung entspricht. Dann wird das alte Vertrauen zu den Geistlichen auch wiederkehren.

Domkapitular Moser muß seinen ernstlichen Be­denken gegen di: neue Regelung Ausdruck geben Der Ortsgeistliche wolle nicht herrschen, er will als Seelsorger dahin arbeiten, daß die sittlich-religiöse Erziehung ge­wahrt wird und daß Alles, was dem schadet, abgewehrt wird. Wieviel Wert liegt in der bisherigen Ordnung, die eine wirkliche Sicherung der religiös-sittlichen Erziehung bildete. Ter Staat kam nicht zu kurz und die Kirche kam zu ihrelm Recht. Ten Grundsatz, die Schule für die Schule, lasse er nicht gelten. Wir dürfen nicht die Augen verschließen vor dem, was für Anschauungen in der Leh­rerschaft herrschen und welche Ziele sie verfolgt. Wir haben allen Grund, an den bisherigen Grundlagen der Ordnung festzuhalten. Ob die den Geistlichen jetzt eingeräumte Stellung so sehr zum Frieden dienen wird, möchte ich doch stark bezweifeln.. Ich furchte, daß die komplizierten Verhältnisse nicht zum Schulsrieden führen und kein Schulsortschritt damit erzielt wird. Wie fließt doch das Schultechnische mit der Schulpflege zusammen. Ich sehe wohl ein, daß der geistliche Einfluß zurückgedrängt wird, aber ich sehe nicht ein, worin da der Schulfortschritt liegen soll und kann mir auch keine Vorstellung von den Wun- . dern der Schultechnik machen, die die neuen Bezirks- schulinspektvren jetzt leisten sollen.

Fürst v. Quadt will den Einfluß der Geistlichen wie bisher gewahrt wissen und überreicht einen Antrag, wonach auch dort, wo die Bezirksschulinspektoren und Rek­toren die Ortsschulauflicht haben, den Ortsgeistlichen das Recht zu Schulbesuchen eingeräumt werden soll, ohne daß sie Anordnungen zu treffen haben.

Fürst zu wenstei n-Fre u d enb erg hält die Neuregelung der Bezirksschulauflicht für gerechtfertigt. Tie Ortsschulaussicht müsse aber den Geistlichen übertragen bleiben. Was hier geschaffen werde sei ein Zwitterding. Er bekenne sich zum Antrag der Minderheit.

Hierauf wird um 12HH Uhr abgebrochen.

Nachmittagssitzung.

Tie Debatte über die Ortsschulaufsicht leitete in der Nachmittagssitzung der Ersten Kammer Kultminister v. Fleischhauer ein: Domkapitular Moser habe sich ein Bolksschulideal vorgestellt, wie pr es sich wünsche. Aber er befinde sich im Irrtum, wenn er meine, daß dieses Ideal auch dem Ideal weiter Volksschichten entspreche. Tie Volksschule sei grundsätzlich eine Staatsschule, ohne daß die Verbindung zwischen Schule und Kirche gelöst zu werden brauche. Tie Regierung habe die Rechte und Interessen der Kirche beim Religionsunterricht dadurch anerkannt, daß sie die Aufsicht darüber den Kirchen zuge­stehen will, allerdings vorbehältlich der Oberaufsicht des Staats. Tie letzte Entscheidung müsse der Staat sich und seinen Organen Vorbehalten. Tie Verhältnisse haben sich äußerlich und innerlich geändert. Tie Regierung wolle Schule und Kirche nicht trennen, sondern dem Verhältnis nur eine andere Gestalt geben. Tie Begründung, die Fürst Quadt seinem Antrag gegeben habe, sei geeignet, dem Geist­lichen ein allgemeines Recht der Aufsicht über den welt­lichen Unterricht einzuräumen, den Geistlichen gewisser­maßen zum Zensor .über die Tätigkeit des Lehrers zu machen. Das würde zu neuen Reibereien und Konflikten führen. Er habe in Erfahrung, daß speziell auf katholischer Seite von dem Recht der Schulbesuche kaum Gebrauch ge­macht werde, das beweise, daß ein Bedürfnis für den Antrag Quadt nicht vorhanden sei. Mit dem Antrag würde eine neue Schwierigkeit in das Gesetz hineingetragen.

Staatsrat v. Kern bestreitet, daß die technische Schulauflicht der Geistlichen heute von großer Bedeutung sei und stimmt auch den Ausführungen des Ministers über den Antrag Quadt zu. Dieser Antrag würde das Be­streben der Kirche, ein Mitauffichtsrecht über den gan­zen Unterricht sich zu sichern, stützen, und das könne man aus prinzipiellen Gründen nicht zulassen.

Fürst Quadt verteidigt seinen Antrag, der nur Aus­schreitungen in religiöser Hinsicht verhindern wollest die persönlichen Gründen der Lehrer müßten vor den Rechten der Eltern, die ihr Wertvollstes den Lehrern anvertrauen, zurücktreten.

Präsident v. Zeller bittet dringend, dem Antrag des Fürsten Quadt nicht zuzustimmen, ebenso Prälat von Braun, der dem Hause vvrstellt, welch ernsten Kämpfen man entgegengehe, wenn man den Bedürfnissen der Zeit nicht Rechnung trage. Fürst Quadt, der der Schuldträger des christlichen Einflusses sein wolle, überschätze den Ein­fluß des Ortsschulinspektors. Wenn man hier den Bo­gen überspanne, so könne die Entwicklung gerade das Ge­genteil bringen, was Fürst Quadt wünsche. Es spreche auch aus diesem Antrag ein unberechtigtes Mißtrauen ge­gen die Lehrer und er bitte ihn abzulehnen, weil er unnötig und schädlich sei.

Nachdem noch einmal der Minister den Antrag Quadt bekämpft, weist Grafv. Uxkull eindringlich die fol­genschwere Entscheidung der Abstimmung hin. Wenn der Entwurf scheitert, so gehe der Kampf weiter und schärfer und die Folge werde ein Gesetz sein, das noch liberaler sein werde.

Fürst Hohenlohe-Waldenburg erwidert, die Geistlichen 1909 seien gerade so Diener Gottes wie 1836 Für den Minderheitsantrag (Beibehaltung der geistlichen Ortsschulaussicht) beantragt Fürst Löwen st ein-Rv- senberg namentliche Wstimmung. Fürst Hohen­lohe-Langen bürg motiviert seine Ablehnung des Minderheitsantrages damit, daß er, obgleich er mit ver­schiedenen Bestimmungen sehr wenig einverstanden sei, mit Rücksicht darauf, daß beim Scheitern des Entwurfs in wenig Jahren ein neuer Entwurf vorgelegt werden würde, der noch weniger feinen Wünschen entsprechen würde. Ihm schließt sich Graf Bentinck an.

Ter Minderheitsantrag wird mit 25 gegen 11 Stim­men abgelehnt. Art. 12 wird in der Fassung der Kommission mit 26 gegen 9 Stimmen angenommen. Ter .Antrag Quadt, der den Geistlichen das Recht zu Schulbesuchen auch da einräumt, wo der Bezirksschul­inspektor oder der Rektor die Ortsschulaufsicht ausüben,

wird mit 22 gegen 14 Stimmen ab gelehnt, nnd dann Art. 72a nach dem Kommissionsvorschlag mit 26 gegen 9 Stimmen angenom m e n. Schließlich wird dem Art. 72b (Bestellung von Schulrektoren) zu gestimmt. Da­mit sind durchweg die Kommissionsbefchlüsse, die im wesent­lichen mit der Regierungsvorlage übereinstimmen, ange­nommen.

Art. 73 behandelt die.Bestellung des Orts - schulrats. Tie Kommission beantragt, die Möglich­keit gemeinsamer Beratungen der verschiedenen Ortsschul­räte, die die Zweite Kammer beschlossen hat, wieder Zu beseitigen. Ter Minister gibt zu, daß praktische Gründe für den Beschluß des anderen Hauses sprechen, wenn er auch auf dem Boden des Kommissionsantrages stehe. Das Haus stimmt dem Kommissionsantrag zu.

Art. 74 und 75 regeln die Zusammensetzung des O r t s s ch ulr a t s. Die Kommission hat den Orts­geistlichen wieder an die Spitze gestellt. Ein Minderheits­antrag geht dahin, 3 Geistliche zu Mitgliedern des Orts­schulrats zu berufen. Tiefer Antrag wird jedoch ab ge­lehnt und die Kommissionsbeschlüsse angenommen.

Morgen vormittag Fortsetzung.

Kammer der Abgeorbneten.

Stuttgart, 20. Juli.

Tie 2. Kammer nahm bei Beratung des Steueretats einen Antrag sämtlicher Parteien auf Erwägungen derRe- gierung über die teilweise Uebernahme der Katastervcr- mefsungskosten auf den Staat an. Sodann wurde die Besprechung über die Frage der Schaffung von Han­delsinspektoren fortgesetzt. Das Haus lehnte diejenigen Anträge ab, Ne die Regierung auffordern, im Bundes­rat für die 'Einführung solcher Inspektoren sinzutreten, und nahm einen Antrag des Bauernbunds an, wonach über diese Frage Erwägungen angestellt werden sollen. Damit war einem Wunsche des Ministers des Innern v. Pischsk Rechnung getragen, der darauf hingewiesen hatte, daß vom Bundesrat die Einführung von Handelsinspek- toven oder die Beauftragung der Gewerbeinspektoren mit erner besonderen Handelsaufsicht wiederholt abgelehnt worden ist. lieber leine Eingabe bctr. die Eingemeind­ung Botnangs nach Stuttgart wurde zur Tagesordnung übergegangen, eine Eingabe des geschästssührenden Ans­schusses sür die Erste deutsche Konferenz zur Förderung der Arbeiterinneninteressen der Regierung zur Kenntnis­nahme und eine Eingabe des Landesverbands der Wirte betr. Aendernng der bundesrätlichen Ruhezeitsverordnnng zur Erwägung übergeben. Morgen Fortsetzung der Etats­beratung.

Rundschau.

Die Wahl in Neustadt.

Erste Niederlage der Biindler und des Zentrums nach der Steuerreform.

In Neustadt a. H. war am Dienstag Reichstags­ersatzwahl sür den verstorbenen Reichstagsabgeordneten Schellhorn. Herr Schellhorn war 1906 von den Nationalliberalen ansgestellt und mit Unterstützung der Bauernbündler im ersten Wahlgang mit 14 613 Stim­men lau die erste Stelle gebracht worden; der Zentrums- kamldidat Erlewein erhielt damals 8767 Stimmen nnd der Sozialdemokrat 6340 Stimmen. Im zweiten Wahl- gang wurde daun Schellhorn mit 17 394 Stimmen ge­wählt. Entsprechend diesem Vorgang 1906 präsentierten die Nationalliberalen sür die jetzige Ersatzwahl einen Angehörigen ihrer Partei, den Herrn Tr. Oehlert und traten in Unterhandlungen mit den Bündlern ein. Mese verlangten sür ihre Unterstützung, bescheiden wie sie ein­mal sind, Oehlerts Beitritt zur Wirtschaftlichen Ver­einigung im Falle seiner Wahl. Dieses Ansinnen hat Oehlert erfreulicherweise im Hinblick auf die gegenwär­tige politische Konstellation rundweg abgelehnt. Nun stellten die Bündler einen eigenen Kandidaten, den Herrn Lehmann aus, während die Freisinnigen im Bezirk dem Herrn Oehlert ihre Unterstützung züsagten. Und mit diesem Herrn Lehmann haben sich die Bünd­ler eine furchtbare Niederlage geholt. Er brachte es bei der jetzigen Ersatzwahl aus nur 2487 Stimmen, wäh­rend der Kandidat der Liberalen Oehlert 9105 Stim­men ans sich vereinigt hat. Der sozialdemokratische Kan­didat Huber, der mit Oehlert in die Stichwahl kommt, erhielt 8484 Stimmen und der Mann hes Zentrums, Herr Siben, 7056 Stimmen. Dieses Ergebnis, das die Wahl Oehlerts itt sichere Aussicht stellt, ist außerordent­lich interessant, denn es zeigt die Liberalen und Sozial­demokraten, kurz den Block vonBassermann bis Bebel" in Front, während die Bündler und sogar das sonst so fest gefügte Zentrum je ein erhebliches Minus auszinwei- sen haben. Die Herren vom schwarz-blauen Block ha­ben hier das erste Beispiel davon, wie das Volk über seine Steuerpolitik denkt nnd wir sind überzeugt, daß Me kommende Wahl ein weiteres Exempsl davon ge­ben wird.

* *

Ein agrarischer Gemütsmensch

ergreift in dem in Kreuznach erscheinendenOeffentlichen Anzeiger" zur Bekämpfung der Erbschaftssteuer das Wort. Ter wackere Patriot führt folgendes aus:

Für die Arbeiter ist gesorgt worden, man hat Ge­setze geschaffen, damit sie sich nur ja in ein warmes Bett legen können, wenn sie krank und arbeitsmüde sind; aber für größere Landwirte, die es durch Fleiß, zu etwas gebracht haben, hat man kein Herz, denen nimmt man in der schwersten Stunde ihres Lebens auch noch eine ruinöse Steuer ab. Warum schafft man denn, wenn man Geld braucht, nicht die überflüssigen sozialen Ge­setze ab? Wer sich nicht selbst erhalten kann, mag unter­gehen! Wir wollen keinen sozialen Urbeiterstaat statt der von Gott gewollten, alten Gesellschaftsordnung, in der nicht Knechte zu Herren werden und die Herren mehr für die Knechte tun als für sich selbst."

Endlich ein vernünftiger Agrarier!Wer sich nicht selbst erhalten kann, mag untergehen!" Das ist zwar etwas stark ausgedrückt, zeugt aber von einer robusten anti­

agrarischen Gesinnung. Denn da sich die Agrarier nach ihrer eigenen Behauptung nicht selbst erhalten können, sondern zu ihrer Erhaltung der Zölle und Liebesgaben, also der Almosen seitens der Allgemeinheit, bedürfen, so spricht ihnen ihr eigener Kollege in Kreuznach die Existenzberech­tigung ab . . . Wirklich famos!

-i- -i-

Die Zentrumsarbeiter revoltieren.

In Mingolsheim bei Bruchsal in Baden erstat­teten «die Zentrumsabgeordneten BenLfiziat Dr. Schoser un!d Baron von Menzingen in einer Versammlung Bericht über ihre Tätigkeit inl der letzten Session des badischen Landtages. Als erster Redner ging Dr. Schoser ans die Reichspolitik und die Fiuauzresorm ein und warnte die Zuhörer, doch ja dem «allerwärts gebrauchtenSchlag- Wort voN der Erbanfallsteuer" keinen Glau­ben zu schenfken, im nahenden Landtagswrhlkampfe müsse man standhaft zur Fahne des Zentrums Halden.

Die zahlreich anwesenden christlichen Arbeiter schienen wesentlich anderer Meinung über dasSchlagwort von der Erbansallsteuer" zu sein; einer von ihnen erklärte, nach dem das Zentrum die Erbansallsteuer im Reichstag nie­dergestimmt hübe, h e g e m an keinen G tauben me h r zu den Versprechungen der Partei, die Besitz­losen mit Neuen Steuern verschonen zu wollen. Auch! in der Hab akstdu erfrage in Mingolsheim wohnen Diele Habakarbeiter habe sich die Zentrumspartei und speziell ihre Arbeiter Vertreter wie Giesberts wenig arbeiterfreundlich gezeigt.

Das wirkte wie eine kalte Dusche aus den geistlichen Referenden; aber es kam noch besser. Als der Baron v. Menzingen, der eigentliche Vertreter des Kreises, auf seine Landtagstätigkeit einging und auch die Tabaksteuer­vorlage verteidigte, trat ihm wieder eilt christlicher Ar­beiter aufs schärfste entgegen und versicherte,

die Arbeiter hätten auch zu dem adligen Zentrums­kandidaten kein Vertrauen mehr. Der Benefiziat Dr. Schoser solle nur versuchen, den Baron in einem anderen Wahlkreise unterzubringen. Die Arbeiterschaft des ganzen Bezirks sei mobil gemacht und werde sich von der Zentralleitung in Zöhringen (Wohnsitz des Z entr ums führ ers Wacker) keinen Kandidaten präsentieren lassen. Sie verlangten einen Vertreter der Arbeiter und ließen sich durch leere Versprechungen nicht mehr irre machen."

Vergeblich suchten >die beiden Referenten die Ver­sammlungsteilnehmer zu beschwichtigen. Das hätten sie in einem Ort wie Mingolsheim, woselbst bei der letzten Landtagswahl neben 23 sozialdemokratischjen und 61 na­tionalliberalen Stimmen 2 6 6 Zentru m s st i m men ab­gegeben wurden, nicht für möglich! gehalten. Selbst der Vorsitzende versicherte, er habe noch nie eine solche Vers am mlung miterlebt. Vielleicht ist's Nicht die letzte ihrer Art,.

* * *

Der Kaiser auf der Rordlandreise.

Die deutsche KaiserjachtHvhenzollern" ist am Diens­tag nachmitt, halb 6 Uhr bei schönstem Wetter von der Fest­ung Und dem PanzerschiffNorge" mit Salut empfangen in Bergen eingetrosfen. Nach einem kurzen Besuch des deutschen Konsuls, Moor, und !des Kommandanten Ge­neralmajors Nyssen bestieg der Kaiser die Schaluppe, um den gewohnten Besuch bei seinem alten Bekannten, dem SchirmfabrikaNten Erik s e n, zu machen. Bei der LäNdung geriet die Schaluppe in den Schären fest, wurde jedoch schnell wieder flott gemacht, ohne Schaden zu neh­men. Der Kaiser verweilte zwei Stunden bei Erikseu. Um 8 Uhr begab sich der Kaiser wieder aN Bord. König Ha'kon traf um 12 Uhr 15 Minuten nachts in Ver­ein, wo er von dem Minister Treutler und dem ehe­maligen Minister Michel s o n in der Station empfangen wurde. Heute frühstückten die Monarchen in dem Re­staurant Floeien. Abends ist Galatasel auf derHohen- zollern". Der Kaiser fährt am Donnerstag mit dem König auf der Bar genjt bahn bis zur höchsten Ge- birgsstation Finfle. Von der Station Myrdal geht es dann durch das lgroßartige Flaamstal zum Aulandfjord, wohin inzwischen das Kaisevschifl gefahren sein wird.

Das Ministerium Clemeneean gestsirzf.

In der französischen Deputiertenkammer kam es am Dienstag bei der Beratung über den Bericht derUntek- suchuingskommission über die Marineeinrichtungen zu ei­ner scharfen Auseinandersetzung zwischen Clemenceau und dem früheren Minister De l c a s s 6. Elemenceau for­derte die Kammer in scharfer persönlicher Rede ans, M erklären, ob ein Mann wie Delcassä, der die Nation in der Mgecirasaffäre zu einer Demütigung nötigte, das Recht habender Regierung den Vorwurf Kn Machen, daß sie ihre Einrichtungen zur Verteidigung nicht im! In­teresse der Nation verwalte. Delcasse erwiderte in gro­ßer Aufregung. Ein Abgeordneter stellte die Ver­trauensfrage, die mit 212 gegen 176 Stimmen abgelehnt wurde. Damit ist das Ministerium Elr- menecan gestürzt und Präsident Fallieres hat die De­mission sämtlicher Minister bereits angenommen, hiese

aber gebeten, ihre AeMter vorläufig weiter Kn führen * * *

Spanien und Marokko.

Wie bereits gemeldet, hat am MoUtag zwischen Mauren und Spaniern bei Melilla ein heftiges zwölf Stunden dauerndes 'Gefecht stattgesunden, wobei es auf maurischer Seite «Norme Verluste gab und die Spanier 12 Tote und 21 Verwundete hatten. Letztere sollen unter General Marinas Führung, mit He-llxnmut gekämpft halben, denn die .Marokkaner drangen bis vor die Ka- Noneumündungen vor. Zahlreiche Leichen von Riffleu­ten türniten sich Vor den Geschützen aus. Eine Korn-' pagnie des Asriikanerregiments machte tollkühne Bajo­nettangriffe und drängte den Feind zurück. Das be­rittene Jägerbataillon kämpfte stundenlang im Nahge- focht zu Fuß. Um 3 Uhr morgens war der Angriff ab' geschlagen. ^

Die Ruhe wird Mit diesem Sieg der Spanier aber noch nicht hergsstellt sein, denn wie verlautet, ist das