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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Stadt wildbad. ^

Verkündigungsblatt

der tigk. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

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Nr 1«8.

Donnerstag, den SS. Juli 1SVS.

2«. Jahrgang.

Württembergischer Landtag.

Die Erste Kammer und die Bolksschulnovelle.

Stuttgart, 20. Juli. Die Erste Kammer be­gann ihre heutige Sitzung bereits um 9 Uhr. Bezüg­lich der Pflichtstundenzahl in Art. 10 hatte das andere Haus einem Satz hinzugefügt, wonach äls Un­terrichtsstunden diejenigen Stunden gelten sollen, an denen der Lehrer in der Regel persönlich teilnimmt. Tie Erste Kammer hat nun diesen Satz aus dem Gesetz wieder ge­strichen und die Regierung um eine Feststellung dieser Be­stimmung im Vervrdnungsweg ersucht. Art. XI, der von der Fortbildung der Lehrer handelt, wurde unverändert nach dem Beschluß des anderen Hauses ange- n-ommen. Man ging über zur Beratung des Art. XII, lieber diesen und die folgenden berichten Staatsrat von Ke r n und Fürst zu Löwenstein-Wertheim- Rvsenberg. Staatsrat v. Kern führte dabei aus, daß dieser Artikel in sich die Bestimmungen über die Schul­aufsicht vereinige, deren Neuregelung schon lange den Hauptgegenstand der Bestrebungen zur Reform der Volks­schule bildet und für die fernere Entwicklung der Schule besonders wichtig, aber auch am meisten umstritten ist. Nach bisherigem Recht trägt die Volksschulaussicht in Würt­temberg, wenn schon sie im Auftrag des Staates geführt wird, mehr als sonst in Deutschland einen ausgeprägt geistlichen und zugleich einen nebenamtlichen Karakter. Der Entwurf hält nun zwar an der bisherigen konfessionellen Organisation durchaus fest, beabsichtigt aber, in anderer Richtung wesentliche Aenderungen einzuführen. Tie ört­liche Aufsicht soll unter Beschränkung auf das nichttechnische .Gebiet, die sogen. Schulpflege, grundsätzlich allein der Ortsschulbehörde übertragen sein. Tie Bezirksschulaufsicht würde durchweg im Hauptamt durch fachmäßig vorgebil­dete, auf .Lebenszeit angestellte Staatsbeamte ausgeübt, die aus den Reihen der Lehrer oder der Geistlichen hervor­gingen. Tie Mehrheit der Kommission erklärt sich "mit der vorgeschlagenen Neuregelung der Schulaufsicht nach der formalen und insbesondere nach, der materiellen Seite im allgemeinen einverstanden. Tie tatsächlichen Verhältnisse haben sich, wie auch sie annimmt, im Lause der Zeit so geändert, daß. das seitherige Recht, was den nebenamt­lichen und geistlichen Karakter der Schulaufsicht betrifft, sich nicht länger sesthalten läßt. Tie Kommissionsmehr­heit kann zwar, auf dem sicheren Boden des Volksschulge­setzes von 1836 stehend, ein positives Recht der Kirche als solcher auf Mitbeaufsichtigung der Volksschule überhaupt, nicht bloß des Religionsunterrichts, nicht anerkennen; sie ist aber der entschiedenen Meinung, daß. bei der Neuord- 1

nung die religiös-kirchlichen Interessen sorgsam geschont werden müssen. Tie somit für die Reform zu ziehende. Grenze wird indessen von dem Entwurf nicht überschritten. Nach ihm bleibt es nicht nur bei der kirchlichen Leitung des Religionsunterrichts, sondern auch in einer besonders konsequenten, selbst die Instanz der Oberschulbehörde um­fassenden Weise bei der dem konfessionellen Karakter der Volksschule entsprechenden konfessionellen Gliederung der Schulaufsicht und bei einer gesetzlich festgelegten, hervor­ragenden Teilnahme des Ortsgeistlichen an der örtlichen Schulaufsicht. Tic Kommissionsmehrheit hat die Ueber- zeugung gewonnen, daß der Entwurf die gebotene Rücksicht aus das geschichtlich Gewordene und Bewährte nicht-ver­säumt.

r st zu Löwen st ein-Wertheim-Rosen- berg vertrat den Standpunkt der Minderheit der Kom­mission, die gegen eine teilweise Umgestaltung der Art. 7279 des Volksschulgesetzes von 1836 nichts einzuwen- den habe. Sie kann aber nicht zugeben, daß eine grundsätz­liche Umbildung der Schulaufsicht in allen Instanzen, daß der Bruch mit dem Leitmotiv geboten sei. Und das ist die Bedeutung des Regierungsentwurfs. Das Gesetz von 1836 hat die Schulaufsicht in geistliche Hände gelegt, der Regierungsentwurs nimmt sie ihnen. Tie Bezirksschul- Lufsicht wird vom geistlichen Amt getrennt. Auch bei der Ortsschulaussicht wird der Grundsatz der geistlichen Aussicht verlassen. Mag die Schaffung von Bezirksaus­sichtsstellen im Hauptamt wünschenswert sein, so folgt da­raus nicht, daß nun überall im Lande diese Maßregel durchgesührt werden müsse. Der Wunsch der Lehrer­schaft, ihre Mitglieder auf dem Posten der Bezirksschulauf­sicht zu sehen, ist gewiß erwägenswert. Er kann aber nicht berücksichtigt werden, wenn die allein ausschlaggebenden Interessen der Schule dem widerstreben. Tie Minder­heit glaubt den Streit um das Recht der Kirche auf Mit­beaufsichtigung der Schule hier gar nicht ausgreisen zu müssen, das eigenste Interesse der zu erziehenden Kinder, «in überwiegendes Staatsinteresse also, läßt es der Min­derheit geboten erscheinen, alles zu vermeiden, was den Einfluß des Christentums auf die Schulerziehung abschwä­chen kann. Das tut der Regierungsentwurs. Daß dir Schulleitung in Zukunft die Hüterin des christlichen Geistes sein wird, dafür fehlen die Garantien. Tie Schulaufsicht war es seit 70 Jahren. Daß sie es von jetzt an nicht mehr im geringsten Umfang sein soll, das zu verhindern, wird der Zweck der Minderheitsanträge sein.

Bei Art. 72, der die Ortsschulaufsicht regelt, kommt der gegensätzliche Standpunkt der Kommissionsmehrheit zum anderen Hause scharf zum Ausdruck. Das andere

Haus hat den geistlichen Einfluß derart beschränkt, daß der Ortsschulrat auch schon bei ein- und zweiklassigen Schu­len ein anderes Mitglied mittelbar durch die Erteilung eines dauernden Auftrag zu Schulbesuchen mit der per­sönlichen Schulaufsicht betrauen darf. Tie Kommissions­mehrheit beantragt, die örtliche Aufsicht über die Volksschule (Schulpflege) im Namen des Ortsschulrats von dem mitvorsitzenden O r ts g e istl i che n, in großen und mittleren Städten von dem mitvorsitzenden Bezirks­schulaufseher ausüben zu lassen. An die Stelle des Orts­geistlichen tritt, wo dem Ortsschulrat der Vorstand einer 7- oder mehrklassigen Volksschule angehört, dieser, und unter mehreren solcher Vorstände der Dienstälteste. Tie hiernach die örtliche Schulaufsicht ausübenden Personen sind befugt, durch Besuche von dem Stand der Volksschule Kenntnis zu nehmen. Daneben kann der Ortsschulrat ein­zelne seiner Mitglieder mit Schulbesuchen beauftragen, ohne daß sie aber hierdurch die Befugnis zu Anordnungen erhalten. Die Ko mmi ssions mind er h ei t hat ei­nen Antrag eingebracht, der sich gegen jede Zurückdrängung des geistlichen Einflusses wendet.

Präsident von Sandberger: Unser Entwurf be­schäftigt sich eingehend mit der Ortsschulinspektion. Eine große Stimmungsbewegung habe sich dieser Frage bemäch­tigt. Das geistliche Schulaussichtsamt ist seit Jahren, sy­stematisch verfolgt worden. Tie Unsicherheit, die sich der Geistlichen bemächtigt habe, könne er begreifen und auch verstehen, daß sie müde geworden sind. Es erhebe sich die Frage, was ist die Einbuße, die das geistliche Amt er­leidet und was ist der Besitz, den das Amt noch hat. Es hat die technische Schulaufsicht verloren. Dadurch wird den Geistlichen eine große Erleichterung zuteil und die Reibuugsflächen vermindern sich. Diese Einbuße sei zu ertragen und es ist auch vom Standpunkt der Schule aus der Fortschritt zu begrüßen. Tie wichtigste Ausgabe, die schultechnische Aufsicht, ist wohl nicht von allen Geistlichen richtig ausgeführt worden, denn nicht jeder eignet sich dafür. Die Aufgabe, die ihnen verbleibt, ist aber immer noch eine schöne und lohnende, wenn man sie auf die Schul­pflege begrenzt. Es bleibt die Vermttilung zwischen Eltern und Schule. Ter Schulbesuch ist ein wesentliches Recht des Geistlichen. Wenn ihm das genommen wird, wie leidet da seine Stellung darunter. Tie Zweite Kammer will ihm eine Stellung anweisen, die der Würde des geistlichen Amts nicht entspricht. Er hoffe, daß das andere Haus die von jener Seite vorgeschlagene Regelung fallen läßt und aus 'die Vorschläge der Ersten Kammer eingeht. Von Macht- und Herrschastsgelüsten sind die Geistlichen nicht beseelt. Sie sehen das Amt als einen Tieustaustrag an,

Ist sie auch geistreich, fragt ihr jetzt zumeist, was wollt ihr denn? ^erz heißt des Weibes Geist; Wird sie unendlich lieben können.

Dürft ihr getrost sie geistreich nennen.

Zr. Th. vischer.

Die letzten Tage von Messina.

25) Roman von Erich Friesen.

(Nachdruck verboten.)

Di« beiden Liebenden schönen die Welt um sich her hergessein zu haben. Stumm, mit glückseligem Lächeln, blicken sie einander in die Augen lange-lange

Endlich löst Orlando die kleinen Hände von seinem Hals,

Doch aufs neue umklammert sie ihn angstvoll, zitternd.

Einen unterdrückten Fluch lausstoßend, stürzt der Marchese vor.

.Mit einer raschen Bewegung deckt Orlando die Ge­liebte mit seinem Körper.

Einige Sekunden bohren die Blicke der beiden Männer sich ineinander flammend voll ehrlichen Zornes und jugendlichem Kampfesmut die offenen dunklen Augen des jüngeren. . . unstät, drohend, in leidenschaftlichem Haß, unter halb gesenkten Lidern hervor, die stechenden VsvarZen des älteren. . .

Todfeinde! Todfeinde fürs ganze Leben!

Unverschämter!" zischt der Marchese, die Hand mit der Reitpeitsche hebend.

Orlando zuckt zusammen und will sich auf den an­dern stürzen.

Mit einem leisen Wehrnf gleitet Elelia an ihm nieder und sinkt lautlos zusammen.

Während Contessa Erm-inia und Dr. Röder sich! um die Ohnmächtige bemühen, versucht der alte Morgano, Or­lando zur Tür zu drängen.

Vergebens. Seine schwachen Kräfte reichen nicht aus. Wie -sine Mauer steht der hochgewrchsene Jüngling, die Augen fest auf seinen Gegner gerichtet.

Der Marchese zittert vor Wut. Zum ersten Male in seinem Leben hat er seinen zynischen Gleichmut verloren.

Hinaus!" knirscht er, mit der Reitpeitsche nach der Tür deutend.

Höhnischjes Lachen als Antwort.

In den Händen -des Marchese zuckt es.

Und plötzlich! saust die Peitsche durch die Luft.

Wie ein gefällter Baum stürzt Orlando zu Boden; sein von langer' schwerer Krankheit geschwächter Körper ist solchen Aufregungen nicht gewachsen.

Barmherziger Gott!" schreit Contessa Erminia aus. ,)Ludovico! Was hast Tu getan!"

Schon kniet Dr. Röder neben dem regungslos am Boden liegenden und horcht.

Er lebt. Wer" und der Arzt zuckt bedauernd die Achseln.

Finster, mit zusammengezogenen Brauen steht der M-archKse -am Fenster. Kein Blick für seine noch- immer ohnmächtige Braut. Kein Blick auch- für sein am Boden liegendes Opfer. Nur an die Folgen denkt er, die sein Wutausbruch für ihn selbst haben kann.

Rasch-! Ein Lager für den Getroffenen znrechtgc- macht!" kommandiert die Stimme -des Arztes.Aber rasch!"

Dort hinein! Auf mein Bett!"

Und Bernardo Morgano deutet nach seinem neben­an liegenden Gemach!.

Was?" schneit der Marchese zornig.Ans keinen Fall hier in diesem Hanse! Schafft ihn fort! Egal-wo­hin! Und wenn's drüben nach der Villa wäre! Nur hier nicht!"

Er bleibt hier!" entscheidet Tr. Röder kurz.Er ist transportnnfähig."

Ah bah!"

Zornrot tritt der kleine Doktor auf den Marchese zu.

Jetzt hat nur der Arzt zu befehlen. Verstanden?"

Marchese Lnd-ovico wagt keinen Einwand mehr. .Hastig nimmt er Reitpeitsche und Hut, winkt seiner Schwester und verläßt das Gartenhäuschen.

Drinnen aber bemüht der kleine brave Doktor sich um zwei Palienten.

Auch Elelia ist noch nicht aus ihrer tiefen Ohn­macht erwacht.

11 .

Auch aus Pia Tanelli lastet die unheimliche Schi- vokko-Slimmung. Sie, die sonst von Nerven nichts weiß sie ist heute nervös -erregt und fährt zusammen bei jedem Schritt draußen auf der Straße.

Wie eine Befreiung erschien ihr das plötzlich heranf- ziehende Gewitter, das die unerträgliche Spannung in der Natur löste.

Bis zum Dunkelwerden hatte sie im Hospital auf Dr. Röder gewartet in der Hoffnung, er würde heute, gegen seine Gewohnheit, noch einmal vorsprechen.

Vergebens.

Schweren Herzens bindet sich Pia endlich die weiße .Leinenschürze ab, nimmt die Pflegerinnenhaube von dem schlichtgescheitelten dunklen Haar, hängt Mantel und Spitzentuch über und begibt sich nach ihrer kleinen Wäh­ring drunten am Kai.

Sie unterläßt es heute, sich ihr frugales Abendessen zu bereiten. Wozu? Sie spürt auch nicht den geringsten Appetit.

Der bleiche junge Mann mit den edelschönen, von langer Krankheit zeugenden Zügen beschäftigt ihre Ge­danken unablässig. . .

Und auch, das liebe Mädchen dort hinten in dem Gartenhänschen der Villa Miranda. . . .

Was mögen -die letzten Stunden den beiden jungen Menschenkindern gebracht haben, die einander für ver­loren hielten und nun, da es zu spät ist, sich- endlich wiedersinden? ...

Fortsetzung folgt.)