Verbandslag der GabeWbergerianer. Der

Verband württ. Stenographen, System Gabelsberger, hat am Samstag und Sonntag in Stuttgart seine 22. Haupt­versammlung abgehalten und durch den überaus starten Besuch, dessen sich die Tagung zu erfreuen hatte, von neuem bewiesen, daß, die Gabelsbe rgersche Sache in Württemberg immer größere Fortschritte macht. Au dem in der Friedrich-Eugens-Realschule veranstalteten öffent­lichen Wettschreiben in Geschwindigkeiten bis zu 300 Silben in der Minute beteiligten sich insgesamt 590 Personen. Mittags fand in der Liederhalle unter dem Vorsitz von Rektor Erbe-Ludwigsburg und in Gegenwart des Präsidenten Payer, mehrere Vertreter des Kult­ministeriums, sowie von Vertretern des Landtags, der /Zentralstelle für Gewerbe und Handel und mehrerer kauf­männischer Vereine eine öffentliche F e st vestsamm - lung statt, in der einstimmig eine Resolution ange­nommen wurde, worin an die Staatsregierung die angelegentliche Bitte gerichtet wird, sie möge, die Be­mühungen des Reichsamts des Innern um dll- von der Gabelsbergerschen Schule angeregte Schaffung einer deut­schen Einheitsstenographie unterstützend, für eine be­schleunigte Lösung dieser wichtigen Frage eintreten. Die Festrede hielt der Vorstand Stenographischen In­stituts in München, K. Regiernngs- und Geistlicher Rat Professor Alteneder. Mit feinem Humor zog er, zu­gleich in großen Zügen ein Bild der Entwickelung der Stenographie in Deutschland entwerfend, eine geistreiche Parallele zwischen Franz Lader Babelsberger, dem be­rühmten und unübertroffenen Systemerfinder sowie ersten bayrischen und Karl Winter, dem ersten württ. besonders in der Praxis bewährten landständischen Stenographen. Winters Schule gehöre der Vergangenheit an, während das Gabelsbergersche System heute noch die erste Stelle und zwar auch in Württemberg einnehme. Mögen die Worte des Ministerpräsidenten von Weizsäcker, so schloß der Redner, in Erfüllung gehen:Die Entscheidung wird, wenn man eine einheitliche Regelung des Stenographen- nnterrichts trifft, in Würrtemb-rg wohl zu Gunsten Ga­belsbergers ausifallen. Ich glaube, es' würde für die Unterrichtsverwaltnng schwierig sein, hier eine gewisse organische Entwicklung der Sache zu unterbrechen und ein anderes System in den Vordergrund zu stellen." Der Verbandssekretär, Kammerstenograph Schaible, gab von einem Schreiben des Ministers des Jnnerrn v- Pischek Kenntnis, worin der Minister seine besten Wünsche für gedeihlichen Verlauf der Tagung ausspricht und be­tont, .daß er der großen Bedeutung einer guten Kurz­schrift, nicht zum mindesten für die Zwecke der Verwaltung, volles Verständnis entgegenbringe und den Bestrebungen des Verbandes durchaus wohlwollend gegenüberstehe. Der Berbandssekretär hob dann ferner die hervorragenden, ein­zig dastehenden Verdienste des Rektors Erbe um die Steno­graphie in Württemberg hervor cktd wies hierauf in sei­nem Berichte über die Tätigkeit des Verbands auf die große Ueberlegenheit der Gabelsbergerschen Schule über die Stolze-Sch-reysche,. sowie auf die Anerkennung hin, die dem Verband der zweiten Kammer gelegentlich der lediglich zur Schlichtung des Systemstreits erfolgten Streichung des bisherigen Staatsbeitrags von berufener Seite zu Teil geworden sei und die er dadurch verdient habe, daß aus seiner Mitte 15 Kammerstenvgraphen, 9 Praktiker, '70 Lehrer der Stenographie und 195 ge­prüfte Geschäftsstenographen hervorgegangen sind und daß er es sich, nach wie vor angelegen sein läßt, au, eigenen Mitteln den stenographischen Unterricht an Leh­rerseminaren und Schulen, sowie in den Vereinen unterstützen, und zu fördern. Durch eine nenaufgeß.l e Wettschreibordnung wolle der Verband der durch d-e Konkurrenz der Systeme immermehr übertriebnen Ver­teilung von Ehrengaben steuern. An die Versammlung, die den Rednern lebhaften Beifall spendete, schloß! sich ein gemeinsames Mittagessen, dem nachmittags im K. Wilholmatheater eine Sondervorstellung bei ausverkauf­tem Hause folgte. Den Schluß der Tagung bildete eine Feier im Wilhelmatheatergartenhaus Anlaß, des zwan­zigjährigen Bestehens des Stuttgarter Zentralvereims, der auf eine erfolgreiche Tätigkeit im Dienste der Gabels- bevgerschem Sache zurückblicken darf. Auf das an den König abgesandte Huldigungstelegramm ist eine Antwort singellanfen, in der der 'König für die übersandten Grüße danken läßt. Ms Sieger in dem Wettschreiben gingen folgende Stenographen hervor: Bei 300 Silben eine Ehrengabe an Franz Lutz, Oberrvalfchüler in Stuttgart, bei 275 Silben je einen ersten Preis mit Ehrengabe an K. Müller in Reutlingen und Waller Eiche in Stutt­gart. Bei 250 SilbeU einen ersten Preis mit Ehren­gaben an Wilhelm Althnon-Stuttgavt, bei 225 Silben einen zweiten Preis an Elsa Weik-Stnttgart. Bei 200 Silben einen ersten Preis mit Ehrengabe an Elise Nu- ding-Aalen, Erwin Höllriegel-Cannstatt, Ernst Hvffmann- Schw- Hall, Eugeniie Guigas-Stuttgart. Ferner 4 zwecke,

2 dritte Preise und vier lobende Erwähnungen.

Zum Kreisturufest. Die volkstümliche Bücherei im Pforzheim macht anläßlich des Kreisturnfestes ans eine in deren Verlag erscheinende Schrift von Dr. Karl Brun­ner aufmerksam:Friedrich Ludwig Jahn's Vermächt­nis aus großer^ Zeit." Der Inhalt des Büchleins ist, wie der Altmeister der deutschen! Turnerfchaft Dr. Götz in Leipzig geschrieben hat,ein erfrischender warmer Er­guß ans treuem Herzen", >dem eine Verbreitung unter den deutschen Turnern wohl zu gönnen ist.

Die Kaisermanöver. Bei den bevorstehenden Kaisermanövern werden, wie der Schw. M. hört, in Bad Mergentheim außer dem Kaiser der österr. Thronfolger, Erzherzog Franz Ferdinand, ferner Prinz Oskar von Preußen und der Fürst von Fürstenberg Quar­tier nehmen. Für die bahr. Prinzen ist das Schloß in Würzburg vorgesehen. Der Kronprinz n. a., beson­ders auswärtige Fürstlichkeiten, werden über die Ma­növertage in der Stadt Würzburg in den dortigen Gast­höfen untergebracht werden.

Stuttgart, 19. Juli. Am gestrigen Vereinstag des Württ. Lustschisservereins aus der internationalen Luft- schiffahrtsansstellung in Frankfurt a. M. sind 7 Ballons ausgestiegen. Es liegen folgende Ergebnisse vor: 1. Preis

BallonGersthofen-Augsburg", Führer Herr Ried- inger-Augsburg; 2. Preis BallonWürttemberg", Führer Herr Alfred Tierlamm-Stuttgart.

Stuttgart, 19. Juli. Am Samstag wurde hier in der Liederhalle die 10. Generalversammlung des Verbands der Württ. Eisenbahn- und Dampfsch i ffa hrts- unterbeamten gehalten. Ms Vertreter der General- direktivn nahm an der Versammlung O.Fin.-Assessor Bin­der teil. Außerdem waren Mitglieder sämtlicher Frak­tionen der Kammer anwesend- Es wurden dienstliche und Verwaltungsfragen besprochen. Abends fand im vollbe­setzten Festsaal der Liederhalle eine Familiennnterhalt- ung statt. Am gestrigen Sonntag war sodann der 10. Schwäb. Eisenbahnertag, der etwa 5000 Eisen­bahner aus dem ganzen Land in Stuttgart vereinigte. Der imposante Festzng bewegte sich durch verschiedene Straßen der Stadt am dekorierten Bahnhof vorbei nach der Liedcr- halle, wo rasch Festsaal und Garten gefüllt waren. An dem Fest, mit dem zugleich! die Weihe des neuen Ver­bandsbanners verbunden war, nahm auch, 'der Präsident der Generaldirektivn der Staatseisenbahnen v. Stieler teil, der in längerer Rede zn der Versammlung sprach: Abends fand im Festsaal eine Tanzunterhaltnng statt. Am Montag schloß das Fest mit einem Ausflug nach Vaih­ingen a,. F., zn dem die Verwaltung einen Sonderzug gestellt hatte.

Reutlingen, 17. Juli. Bei der gestern stattgefun­denen Gewerbegerichtswahl entfielen auf die Liste der Vereinigten Gewerkschaften 934, auf die der vereinigten christlichen Vereine 126 Stimmen. Nach dem Proportional­wahlsystem erhalten die Vereinigten Gewerkschaften 11 und die Vereinigten christlichen Vereine 1 Sitz.

Friedrichshafen, 19. Juli. Ter letzte Binder der großenBauhalleder Zeppelingesellschaft wurde heute aufgerichtet ;es fand aus diesem Anlaß eine kleine Richt­seier statt, bei der Graf Zeppe lin eine Ansprache hielt. Fertig im Gerüst steht damit der bedeutungsvolle, aus der Spende errichtete Bau, aus dem das deutsche Volk hoffentlich immer vollkommenere Fahrzeuge hervorgehen sehen wird zur Ehre des Reichs und zur Förderung der menschlichen Kultur.

Nah und Fern.

Aus Cannstatt wird berichtet: In den letzten Tagen haben sich, einige schlecht beleumundete Burschen dahin verabredet, einen Kassenbeamten hier, der sich al­lein auf seinem Bureau befindet, niederzuschlagen, zn knebeln und die Kaffe 'zn berauben. Das Verbrechen sollte am Freitag ausgeiführt werden; die Fahndungspolizei hatte jedoch noch rechtzeitig von dem Plane Kenntnis erhalten und sich an geeigneten Plätzen postiert, um die Burschen in Empfang zu Nehmen. Tatsächlich sind diese, der Hanpträidvlsfüihrer mit einem großen Hammer aus­gerüstet, auch, gekommen, um das Verbreiten auszufüh­ren. Nur dadurch daß im dem Hanse lebhafter Verkehr ist, konnten sie ihren Plan nicht zur Ausführung bringen. Ihre Absicht, das gleiche Verbrechen an einem anderen Platze zn verüben, wo es ihnen besser gelingen würde, wurde dadurch verhindert, daß der Haupträdelsführer von der Polizei sestgenommen und unschädlich gemacht wurde. Es ist ein verwegener Bursche, der schon längere Zeit nichts arbeitet und sich von gestohlenen Fsldfrüchten durch- gebracht hat.

In vergangener Nacht gab es in Dettingen OA. Urach zwischen Italienern und Einheimischen eine Schlägerei. Hierbei wurde ein Italiener von dem Ar­beiter Wols erstochen. Der Tod soll sofort einge­treten sein.

In Merklingen brachte der achtjährige Sohn eines Landwirts die Hand in die Fntterschneidmaschine. Es wurde ihm die Hand glatt abgeschnitten.

Nach Meldungen derM ündener N a chr i ch t en" haben die beiden Mörder des Fabrikarbeiters Giesel er eingestanden, auch die Luise Penker ermordet zu haben.

Aus Greifswald wird gemeldet: Tie Kinder des Gerichtsdieners Wolthusen, ein Knabe von 5 und ein Mädchen von 7 Jahren, gerieten beim Spielen im Innern des Landgerichtsgebäudes am Sonntag auf den Booen über dem Schwurgerichtssaal, der durch ein Glasdach sein Licht erhält. Tie Glasplatten brachen und die Kinder stürz­ten in den Schwurgerichtssaal hinab. Ter Knabe war sofort tot; das schwerverletzte Mädchen wurde nach der Uni­versitätsklinik gebracht.

Vermischtes.

Die Berliner Radbahnkataftrophe

wird in den Blättern der Reichshauptstadt eingehend ge­schildert. Danach ereignete sich die Katastrophe beim Stun­denrennen, woran die Rennfahrer Contenet, Ryser, Stell­brink und Stvl teilnahmen- Das Rennen war bis zum 20. Kilometer ohne Zwischenfall verlausen, als plötzlich ein Aufschrei aus tausend Kehlen erfolgte. Ein kurzes Durch­einander in der Auslauskurve und dann fliegen 23 Menschenleiber durch die Lust und ein schweres Motor­tandem schmettert mit fürchterlicher Wucht in den dichtgedrängten Zuschauerraum. In dem Bruchteil einer Sekunde steht die Tribüne in Flammen. Schmerzens- und Entsetzensschreie werden laut. Tie Un­glücksstätte bietet einen schrecklichen Anblick. Bon beherzten Männern werden mehrere Manschen furcht­bar verstümmelt unter den brennenden Motorrädern her­vorgezogen. Ueberall sieht man zersetzte, blutende Ge­sichter und Köpfe mit Braichwünden. Bon den Opfern sind mit Sicherheit 2 Tote erkannt, ejne ältere Frau und ein junges Mädchen. Tie Persönlichkeit der beiden ums Leben gekommenen jungen Männer ist noch nicht zweifelsfrei festgestellt. Etwa 20 Schwerverletzte haben implizierte Schädelbrüche, Arm- und OberschvnkÄbrüche und Verbrenn­ungen erlitten. Tie Zahl der Leichtverletzten ist über 20. Tie Menschenmenge, die nach dem Bekanntwerden der Katastrophe nach dem Botanischen Garten strömte, zählte nach 'vielen Tausenden. Ter Straßenbahnverkehr mußte in der Potsdamer Straße längere Zeit vollständig einge­stellt werden.

Wie heute aus Berlin gemeldet wird, hat die Kata­strophe ein fünftes Opfer gefordert. Von den 29 Schwerverletzten, die von der Unglücksstelle weg nach dem Elisabethenkrankenhaus gebracht worden sind, ist die Gast­wirtin Frau Anna Krüger gestorben. So sind Mutter und Tochter Opfer des Unglücks geworden. Frau Krüg-r und ihre Tochter sind von dem Motor, der über die Barriere fuhr, niedergeworfen und unter dem Tandem be­graben worden, lieber ihren Körpern explodierte der Mo­tor. Tie Tochter, ein 17jährjges Mädchen, wurde durch die Flammen vollständig verbrannt. Die Leiche war der­art verkohlt, daß die Identität lange nicht sestgestellt wer­den konnte. Tie Mutter hatte derart schwere Brandwun­den erlitten, daß sie im Krankenhause in ein Wattebett ge­legt weichen mußte. Sie durchlebte eine schmerzvolle Nacht, bis sie am Morgen der Tod von ihrem Leiden erlöste. Ter Bräutigam des Fräulein Krüger, Privatbeamter Sch urig, liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Ueber­aus tragisch ist das Schicksal der Familie des Tischlers Groß mann. Die Frau wurde von der Rennbahn als verkohlte Leiche weggetragen, der Mann wurde als Schwer­verletzter nach dem Krankenhaus gebracht. Sein Zustand hat sich in der Nacht derart verschlimmert, daß sein Ableben stündlich erwartet wird. Das Befinden der übrigen Kran­ken ist ein verhältnismäßig gutes. Der Pionier Müller von der Betriebsabteilung der Eisenbahnbrigade, der sich bei dem Rettungswerk hervorragend betätigt hat, liegt im Garnisvnlazarett am Tempelhofer Feld. Tie Brandwunde ist zwar ziemlich groß doch liegt Gefahr für sein Leben nicht vor. Ter Minister des Innern forderte kurz nach dem Unglück einen ausführlichen Bericht über die Kata­strophe ein, in dem die genauen polizeilichen Feststellungen, auch soweit sie Mängel an der Anlage der Rennbahn be­treffen, angegeben werden sollen-

Der bei der Radr e Nnba hn-Katastrophe ver­unglückte Maurermeister Großmann ist heute nacht sei­nen Verletzungen jerlsgen. Er ist das sechste Ojp fer.

Lathams Flug iu den Kanal.

Aus London wird vom Montag gemeldet: Lat­hams Versuch, den Kanal heute morgen zu überfliegen, endigte, wie zu befürchten war, tragisch. Bruchstücksweise melden drahtlose Depeschen aus Sangatte hierüber: Im Kanal herrschte in den frühen Morgenstunden dichter Nebel, der sich gegen 6 Uhr zerstreute. Um 6 Uhr 42 Minuten flog Latham auf und richtete seinen Flug über den Kanal. Man sah ihn zuerst einen großen Bogen be­schreiben, in zehn Minuten war- seine Maschine nur noch ein kleiner verschwindender Punkt über dem endlosen Ozean. Sie flog wunderbar schön wie ein Vogel. Eine halbe Stunde später konnten die stärksten Fernrohre ihn von der französischen Küste nicht mehr erblicken. In Dover, wo drahtlose Depeschen den Beginn des Fluges angekün­digt hatten, strengten Hunderte und tausende von Äugen­paaren, bewaffnet mit Fernrohren, ihre äußerste Seh­kraft an, um den kühnen Segler der Lüste zuerst zu er­blicken. Allein vergeblich. Ta kam die drahtlose Meldung aus Sangatte, der Handelskammerpräsident habe eine tele­phonische Meldung erhalten, daß Latham ins Meer gestürzt sei. Tie verhängnisvolle Kunde erregte allge­meine tiefe Bestürzung. Aus drahtlosen Depeschen wird bekannt, daß die Flugmaschine im Meer aufgefischt wurde und von einem Schleppdampfer nach Calais ge­bracht wird. Latham selbst wurde 10 Seemeilen von der französischen Küste von dem französischen KreuzerHar- pon" aufgelesen und nach Calais gebracht.

Der Aviatiker Latham erklärte einem Berichter­statter, daß er infolge einer Abnahme der Leistung des Motors gezwungen gewesen sei etwa 80i/s Kilometer von der französischen Küste entfernt seinen Flug zu unterbre­chen und mittels Gleitfluges auf die Meeresfläche nieder­zugehen. Ter Aeroplan schwamm auf dem Wasser, als der Torpödojäger Hakon zur Hilfeleistung herbeieilte und Latham ruhig am Steuer saß. Ter Aeroplan war unver­sehrt und wurde erst beschädigt, als man ihn an Bord des Schleppdampfers brachte.

Ein merkwürdiges Verbrechen.

Aus Brüssel wird gemeldet: Gin eigentümliches und bis jetzt unaufgeklärtes Verbrechenhat sich inNeder- Hasselt, einer Keinen vlämischen Ortschaft, zngetragen. Tort lebt eine Frau Camu, deren Mann vor zwei Jahren nach dem Kongostaat ging. Tie Frau war, als sie Ab­schied von ihrem Mann nahm, in gesegneten Umständen. Das Kind starb jedoch einige Monate nach der Geburt, und die Frau wagte nicht ihrem Mann den Tod des Kindes mitzuteilen und fortdauernd erzählte sie in den Briefen von dem blonden Töchterchen. Vor einigen Wochen kehrte der Mann zurück, und die Frau, die um jeden Preis ein Kind herbeischaffen wollte, trat mit ihrer Hauswirtin, einer Frau de Gelas, in Verbindung. Die Gelas, deren Mann in Amerika lebt, hatte ein zweijähriges blondes Töchterchen Namens Zoo. Bei der Wirtsfrau Lebte als Zimmergast ein junges hübsches Mädchen namens Octaoie Band er ha egen. Die Camu bot der Gelas 1000 Frs. für die Keine Zoo; sie zahlte angeblich 200 Frs. sofort und der Rest sollte nach Ablieferung des Kindes entrichtet werden. Vor einigen Tagen verschwand nun plötzlich die Wirtsfrau Gelas und mit ihr die Keine Zoo, das junge Mädchen Vanderhaegen wurde erdrosselt in seinem Bett gefunden. Die Polizei nahm an, daß die Camu und Seren beide Brüder die Meine Zos geraubt, daß dabei das Fräulein Vanderhaegen und die Mutter der Zoo ermoroet worden seien, um die Zeugen des Raubes aus der Welt zu schaffen. Merkwürdig bleibt nur, daß es bis jetzt nicht gelungen ist, die Leiche der Frau Gelas aufzufinden. Dagegen wurde die verschwundene kleine Zoo in Onde- naerde entdeckt und sofort in einer rührenden Szene von ihrem achtjährigen Schwesterchen Madeleine indentifiziert. Tie Camu und ihre beiden Brüder wurden verhaftet. Die Bauern von Neder-Hasselt bewaffneten sich mit Knüppeln und wollten die Camu totschlagen, als sie vorbeigesührt wurde. Das ist so die Art, wie die rohen des Lesens und Schreibens unkundigen Massen ihr Mitgefühl zeigen. Um ihren Abscheu vor einem Mord zu beweisen, wollen sie einen neuen Mord begehen!