st

TS

ML

mit Erzähler vom Schwarzwald.

krsSelLk > «i stlsri VerkisM. !

Wsmir«mt i

iilüsrL1«liAgr1s!;M!.N.l.3S ! m«»8. 45 ki.

ki! ÄIsii isöttt. Vvstsnstsüeg um! SotM im VN5- o. Ichüibsr- ottsvsrksiir rierlrlj. U. l.zs, sirsssrüsib sssseiö« Hk. 1.35, kisru S rstsIIgsii 3ll Az.

Lelslo« 4 l. /

Amtsblatt für die Stadt Mldbad.

Verkündigungsblatt

der rttzi. Forstämter Wildbad, Meistern, Enzklöfterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

lnsersle nsr » kig.

I äilswsrtigE rs Kg., üie Mill- > sMigi Ksrmaiclreüe.

kwisissn 15 Kg. üii keittreiis.

Lei Mecksrkorllnge» enlspr. LsLZtt.

?^0Mems»!s nsäi UsbersinkiM.

7klegrsmm-ükI?6LSk: 5Ärssrrioälkl«r Mciögcl.

-I.

Rr ISO.

Mittwoch, den SS. Mai 1SVS.

SS. Jahrgang.

Teures Brot und neue Steuern.

Es ist eine Komödie, die zurzeit die Finarrzkvmmis- sion des Reichstags spielt. Mit einer nicht mehr zu nber- trcfsenden Oberflächlichkeit werden neue Steuern gesucht und beschlossen, nicht anders, als wenn mit unver­antwortlichen Kannegießereien ein paar Bierbankpolitiker zusammcnsäßen und auch Steuern machten. Dabei ver­teuern diese Beschlüsse das Wohnen und den Grund und Boden, der dem Volk die Nahrung bieten soll. Frei- siimig« und Nationalliberale, in diesem Stadium fest zu­sammenhaltend, beteiligten sich nicht an diesem Treiben. Auch die Sozialdemokratie hat sich vom Zentrum ge­trennt. Dieses und die Konservativen beiderlei Couleurs mögen die Verantwortung tragen. Tie Zensur der Re­gierung und der Oeffentlichkeit wird das Pfuschwerk, aus der Augenblicksstimmung geboren, schon noch deutlich cha­rakterisieren. Es ist besser, man läßt diese Gesetzgeber vorerst wursteln und zeigt dann die Nichtswürdigkeit ihrer Beschlüsse.

Während das vor sich geht, berat eine andere Kom­mission über die Verderblichkeit der Einfuhrscheine. Unü die Regierung will noch Material zusammensuchen zu Vor­schlägen für die Aenderung dieser Liebesgabenpolitik. So sehr sind wir im konservativ-agrarischen Banne, daß man eine offenkundige Kalamität, die einer Katastrophe zu­drängt, nicht mit rascher Hand zu beseitigen wagt.

Die Getreidepreise haben schon setzt eine enorme Höhe erreicht. Der Weizen notierte an der Berliner Börse 262 Mark für 1000 Kg., ein Preis, wie er annähernd noch niemals in den letzten Jahrzehnten notiert ist. Auch der Hafer hat den Preis von 200 Mark sprungweise er­reicht und steht damit auf dem bisher höch sten Stande vom Sommer 1907. Ter Roggen ist auf 184 M ge­stiegen: sein Preis, vor kurzem noch im Herrenhause von einem Agrarier als Notstandspreis bezeichnet, nähert sich mehr und mehr dem beispiellos hohen des Jahres 1907. Und dabei gehen ungemein große Mengen von ein­heimischem Roggen zu wesentlich billigeren Preisen, als wir zahlen müssen, nach dem Auslande, dank dem Ein­fuhrscheinsystem, dessen Schädlichkeit die Agrarier ableug­

nen und die Regierung und die Reichstagskommission ge­mächlich noch untersuchen wollen-

Tabei sind die S aat en st an d s b e r i ch t e aus Preußen recht ungünstig. Winterroggen und Winterweizen, die Hauptgetreidearten, stehen weit unter dem normalen Stand. In den letzten 10 Jahren hatte der Weizen nur im Jahre 1901 und der Roggen außerdem im Jahre 1900 einen gleich schlechten Stand.

Das sind trübe Aussichten: teures Brot, neue Steuern, schlechter Geschäftsgang; mit Einsuhrschcinen aber wird deutsches Getreide wohlfeiler ins Ausland geworfen, und das Reich zahlt dafür noch in einem einzigen Jahre 100 Milk. Mark! Das ist eine Politik, die nrit den schärfsten Worten nicht erschöpfend gebrandmarkt werden kann.

Rundschau.

Gegen die Börserr-estenerung.

Im heutigen Leitartikel sind die Wirkungen der kon­servativen Anträge zur Besitzbesteuerung dargetan. Sie laufen darauf hinaus, den agrarischen Grundbesitz zu scho­nen und dafür den Handel zu belasten. Mit Recht wendet sich hiegegen einmütig der gesamte deutsche Handel. So teilt das Bureau der Berliner Handelskammer folgendes mit: Angesichts der durch die neuerlichen Beschlüsse der Finanzkommission nicht nur den deutschen Börsen, sondern auch den am Börsenhandel interessierten weiten gewerb­lichen Kreisen drohenden schweren Gefahren hat die Han­delskammer zu Berlin sämtliche deutschen Handelskam­mern, unter deren Aufsicht Börsen stehen, zu einer Kon­ferenz auf 2. Juni nach Berlin berufen. Auch der Zentral­verband für das deutsche Banken- und Bankiergewerbe wird in nächster Zeit eine Versammlung der Interessenten zur Besprechung der neuen Steuervorlagen und zur Stellung­nahme gegen die dem inobilen Kapital drohenden Be­lastungen zusammenberufen. TiePost" fordert die Bank­welt und die Industrie auf, angesichts der drohenden Ge­fahr der Annahme der konservativen Besitzstcueranträge im Plenum des Reichstags schleunigst sachgemäße Vorschläge zu machen, da .die Kommission voraussichtlich noch vor Pfingsten ihre Arbeiten beendigen werde.

An der Konferenz im Reichsschatzamt über die letzten Beschlüsse der Finanzkomm'ssion des Reichstags haben als Vertreter der Regierung Schatz- iekretär Sydow, Finanzminister v. Rheinbaben, Reichs­bankpräsident Havenstein und mehrere Kommisfarien teil­genommen, aus der Bankwelt Franz v. Mendelssohn, Geh. Rat Rieher, die Direktoren Mankiewicz, Ludwig Delbrück, Nathan und Salomonsohn. Von der Industrie wlM eine große Elektrizitätsgesellschaft vertreten. Sämt­liche Herren waren darin einig, daß die von der Finanz­kommission des Reichstages angenommenen Richthofen- schen Anträge undurchführbar und unannehm­bar seien. Derselben Ansicht schienen auch dw Vertreter! der Regierung zu sein, namentlich auch der preußisch« Finanzminister Herr v. Rheinbaben. In der Besprech­ung, die vier Stunden dauerte, scheint man dann den Ver­tretern der Bankwelt nahegelegt zu haben, sich über even- ruellc andere Vorschläge auszufprechen, die aus einer Be­steuerung dessen, was man das mobile Kapital nennt, einen erheblichen Beitrag zur Ergänzung der Erbschafts­steuer liefern solle, an der die Regierung festzuhalten ent­schlossen ist. Mittwoch findet wieder eine Besprechung statt.

O * »

Wohin soll das führen?

Tie Weiterentwicklung in der Finanzkom­mission scheint nirgends vollen Beifall zu finden, wenn man dabei von dem aus lauter Taktik zusammengesetzten Zentrum absieht. Es ist ganz selbstverständlich, oaß man' in weiten Kreisen mit der absolut lendenlahmen und saft­losen Haltung der Regierung sehr wenig einverstanden! ist, insbesondere in den Kreisen, die in der Hauptsache die aus her jetzigen Steuerproduktionsepoche in Reich, Staat und Gemeinde resultierenden Lasten zu tragen haben. Allenthalben tritt uns in politisch orientierten Kreisen die Auffassung entgegen, daß es bei einem Festhalte;: an dev Erbschaftssteuer wenig glücklich operiert war, wenn die Regierung in der Kommission eme falsche Mehrheits­bildung auf einer verfehlten Grundlage zuließ und da­durch ihren Gegnern die Vorhand verschaffte. Dadurch wird das, was jetzt in der Kommission beschlossen wird, zur

2 , 4, :> (Treu für Treü) versprech ich Dir,

2 zu bleiben 4 »nd 4 ,

2 zu sein, nimm wohl in 8,

Weil 2 bei 2 Vergnügen macht.

(Alte ksausinschrist.)

vv-

Das Haus am Rhein.

37 Roman von Anny Wothe.

(Fortsetzung.)

Waldenburg sah mit einem verächtlichen Lächeln aus die Mau herab. Nicht das kleinste Gefühl des Mitleids für sie regte sich in seinem Herzen.

Leonvre aufgeben," sagte er langsam,ich werde es wohl müssen, denn obwohl ich Leonvre rein von Schuld und Fehler weiß, könnte meine Ehre es ge­bieten, umher MutterWillen dieT 0 ch ter ans- zn schlagen, wollen Sie jetzt schreiben?"

Ja", nickte Frau Helene leise.

Waldenburg diktierte und Frau von Gleichenburg warf in spitzen, herben Schriftzügcn, die ihr eigen waren, folgende Zeilen auf's Papier:

Geehrtes Fräulein!

Ich bedauere sehr, Sie unverdientermaßen gekränkt und Ihre Kräfte in meinem Interesse ausgenutzt zu haben. Ich lege Ihren wohlverdienten Lohn für Ihre Arbeiten, die Sie mir geliefert haben, in Höhe von MV Mark bei, und bitte um meiner Kinder willen mir zu verzeihen.

Helene von Gleichenburg.

Tie Kranke sank ächzend in ihren Polsterstuhl zurück Äs sie diesen, ihr förmlich in die Feder gezwungenen Brief an die Näh-Marie beendet hatte.

Waldenburg brach langsam das Papier und cou- vertierte es.

Tie Summe, gnädige Frau?"

Frau Helene erhob sich mühsam und auf seinen, shr galant gebotenen ?lrm gestützt, schleppte sie sich zu ihrem Schreibtisch, dem sie die geforderte Summe ent- nahni und Waldenburg übergab, der ihr in flüchtig hmgeworfenen Zügen eine Quittung darüber auf einem Blatt seines Notizbuches ausstcllte.

Ich werde die Summe sofort übermitteln," sagte

er mit einer tiefen Verbeugung,und werde nicht ver­fehlen nachzuforschen, ob hier und da ähnliche alte Schulden abzutragen sind, denn Sie werden begreif­lich finden, daß ein Waldenburg nicht dulden darf, daß Mitglieder seines Hauses ihren Verpflichtungen nicht Nachkommen.

Zuletzt habe ich noch den Wunsch auszusprechen, gnädige Frau, daß meine Vermählung mit Leonore so bald »ls möglich stattsindet."

Frau von Gleichcnburg's Antlitz leuchtete für einen Moment triumphierend auf.Und wann wünschen Sie dieselbe?" kam cs dann anscheinend demütig und unterwürfig von den Lippen der stolzen Frau.

In vier Wochen."

Ich werde Leonvre benachrichtigen, aber nicht wahr, lieber Schwiegersohn" - Frau Helene tat so, als wäre nichts vorgefallenSie versprechen mir, über meine kleine Nachlässigkeit zu schweigen?" Lauernd streifte ihr glühender Blick sein ernstes Antlitz.

Ich werde stets das tun, was die Ehre eines Mannes gebietet," entgegnete Dietrich und verließ mit einer tiefen, kühlen Verneigung das Zimmer.

Als er auf den Korridor hinaus trat, war es ihm als husche eine Gestalt eiligst durch den Gang. Doch seine Wahrnehmung war so flüchtig, daß er sie bald wieder vergaß.

Kaum hatte Waldenburg den Salon verlassen, so ließ auch Frau von Gleichenburg ihre heuchlerische Maske fallen. Ihr schönes Gesicht verzerrte sich zu einer häßlichen Fratze der Wut, und die Hände, die ungestüm an der Klingel rissen, glichen mehr als je den Krallen einer Katze, die zum Sprunge ausgeholt. Das heftige Läuten batte die Erzieherin herbeigerufen und über deren Haupt entlud nun die wütende Frau ihre ganze Entrüstung. Sie war der Meinmrg: Clarissa hätte, um sich bei Waldenburg angenehm zu machen, ihre Andeutungen über ihr Verhältnis zur Näh-Marie gegeben.

Umsonst waren alle Unschuldsbeteuerungen Fräulein Berger's. Die Gnädige tobte wie eine Wahnsinnige, warf einige Vasen von den Konsolen und zerriß ihr Schtes Spitzentaschentuch in Fetzen. Erst als aus Clarissa's Munde ein Name an ihr Ohr drang, be­ruhigte. sie sich, denn dieser Name hieß:Irmgard."

Die Erzieherin erzählte mit der unschuldigsten

Miene von der Welt, daß sie Irmgard und Waldenburgs schon öfter iny, heimlichen Gespräch angetrossen, daß Irmgard sich auch zuweilen mit der Näh-Marie unter­halte und daß es für alle im Hause am besten wäre, Frau von Gleichenburg bedeute dem Fräulein Jntri- guantin, möglichst bald ihr Reisebündel zu schnüren.

Das paßte nun aber gar nicht in die Pläne der Frau des Hauses, sie brauchte Irmgard noch, und eins Abreise des Mädchens war ihr jetzt unerwünschter als je. Das verhinderte natürlich nicht, daß sie nur zu- gern den hämischen Worten der Erzieherin lauschte und Clarissa bedeutete, jeden Schritt und Tritt Irmgards zu überwachen und ihr über jedes Wort, daß die jungs Malerin spreche, genau Bericht zu erstatten. Durch eine hübsche Brosche aus ihrem Schmuckkasten wurde der Wink, den sie der Erzieherin gab, noch wirksamer unter­stützt und beide Teile trennten sich sehr befriedigt.

Daß Irmgard in Wirklichkeit wußte, was ihr Waldenburg zu verstehen gegeben, daran glaubte Frau, von Gleichenburg nicht sie unterschätzte Irmgard wie schon früher gesagt überhaupt und dem jungen, ein­fachen Mädchen jeden Verdacht zu nehmen, wenn etwa ein solcher etwa in Irmgard auftauchen sollte, erschien Frau von Gleichenburg ein Kinderspiel.

Sie ärgerte sich über sich selbst, daß sie sich durch Waldenburg so zu sagen hätte überrumpeln lassen, und sann auf Mittel und Wege, wie sie sich am besten, in» seinen Augen wieder rehabilitieren konnte, ohne dabei ihre eigenen gewinnsüchtigen Zwecke aus dem Auge zu lassen. Den Auftritt mit Waldenburg als ejnen Finger­zeig der Umkehr zu halten, fiel ihr garnicht ein, sch wollte unbeirrt weiter schreiten auf der Bahn des Ver­derbens, die sie gewohnheitsgemäß wandelte. Gewinn und immer wis>er Gewinn war ihre Losung. Nichts' war ihr zu klein ünd zu gering. Tie Frau, die oft an einem Gesellschaftsabend ein kleines Vermögen ver­schwendete, um zu glänzen und gefeiert zu werden, rechnete ängstlich mit Pfennigen, die sie bei ihren Wohl­taten verdienen konnte. Sie wußte eben, daß Pfennig zu Pfennig auch ein Vermögen werden kann und jedes Mittel und jeder Weg, ein solches zu erwerben, war ihr recht, wenn der Nimbus ihrer Wohltätigkeit ge­wahrt blieb.

(Fortsetzung folgt.) ^

!,

js

1 '

r

!l

; U

' ' i,

Ui

Uu

?!