wird' durch diese Reform allerdings eine stärkere weibliche ^ Konkurrenz als bisher aus dem Arbeitsmarkt erstehen, aber wenigstens eine ebenbürtige. Und sicher wird die Reform noch eine gute Folge haben. Sie wird zeigen, daß auch auf dem Gebiete der Knabenschulbildung ein einheitlicherer Aufbau als jetzt nötig ist. Diese Erkenntnis wird also auch indirekt für den männlichen Teil der Bevölkerung eine gute Wirkung haben, ganz abgesehen von der direkten, die in der besseren Vorbildung der jungen Mädchen für das Leben besteht, als es bisher der Fall war. v. X.
Rundschau.
I» der Finanzkomrnisfion des Reichstags
macht sich der „schwarz-blaue Block" breit und breiter. Die Kommission beriet am Samstag die Novelle zum Erbsch> astssteuergesetz. durch welche einige Steuer- befreinngen und Vergünstigungen ^beseitigt und für die Entrichtung der .Steuer in gewissen Fällen und mit Wirkung auch für die Nachlaßsteuer gewisse Erleichterungen geschaffen werden. Die M 1 und 2 wurden ohne Debatte ab gelehnt. Darauf teilte Staatssekretär S y- dow mit, daß die Regierung gleich! nach Pfingsten, eine Novelle zum Erbschaftssteuergesetz, die auch die Deszendentensteuer enthalten soll, einbringen werde. Nach dieser Erklärung wurde die weitere Beratung der Vorlage für zwecklos erachtet und dieselbe gegen die Stimmen der Linken ab ge lehnt.
Die Resolution Weber betreffend den Ausbau der Erbschaftssteuer wurde nach kurzer Debatte mit Rücksicht auf die Erklärung des Staatssekretärs ebenfalls z urückgezogen. Der Gesetzentwurf über das Erbrecht des Staates, wurde nach kurzer Debatte gegen die Linke abgelehnt.
Dann begann die Beratung der Schaumweinsteuer. Hierzu liegt der schon nritgeteilte Antrag Fuhr- nrann vor, der die rückwirkende Kraft der Steuer durch die einmalige Nachbesteuerung von 50 Pfg. ersetzt und eine andere Stenerskala einsührt. Der Antrag wurde angenommen, nur wurde der Höchststeuersatz von 2hs> aus 3 Mark erhöht und der Zoll von 200 aus 150 Mark herabgesetzt.
Der Abg. Paasche erklärte hieraus, daß seine Freunde an der weiteren Beratung der indirekten Steuern zwar Mitarbeiten würden, ihre Stellung zur ganzen Fi- nauzresorm aber von der endgültigen Gestaltung der Besitzsteuer im Plenum abhängig machen würden. Eine ähnliche Erklärung gab Wiemer namens der Freisinnigen ab. Dann gab es eine Geschäfts ordnungsheb atte über den Zeitpunkt der nächsten Sitzung. Gegen die Linke wurde beschlossen, die nächste Sitzung am Dienstag abzuhalten. Gegen die sofortige Inangriffnahme der zweiten Lesung der Br au st euer wurde von sozialdemokratischer Seite Widerspruch erhoben, da hie Fachleute der Fraktionen nicht zur Stelle seien. Gegen die Stimmen der Linken wurde jedoch beschlossen, in die Beratung einzu- tveten. Die ersten 5 Paragraphen wurden mit unwesentlichen Aenderungen angenommen und dann bei Z 6 die weitere Beratung auf nächsten Dienstag.vertagt. Tis Kommission gedenkt ihre Beratungen bis Freitag vor Pfingsten sortzusetzen.
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Der Schiedsspruch in der Casablanca-Affäre.
Ter Schiedsspruch in der Casablanca-Angelegenheit ist vom Schiedsgerichtshos abgegeben worden. Einer offiziellen Mitteilung zufolge besagt der Schiedsspruchs folgendes: Zu Unrecht, sowie mittels eines schweren und offensichtlichen Versehens hat der Sekretär des kaiserl. deutschen Konsulats in Casablanca den Versuch gemacht, Deserteure der französischen Fremdenlegion, die nicht die deutsche Reichsangehörigkeit besaßen, ans einem deutschen Dampfer einznschiffen. Der deutsche Konsul und die anderen Angestellten des Konsulats sind hierfür nicht verantwortlich, doch hat der Konsul durch die Unterzeichnung des ihm vorgelegten Geleitscheines ein nicht beabsichtigtes Versehen begangen, Das deutsche Konsulat hatte unter den vorliegenden Umständen nicht das Recht, den Deserteuren nichtdeutscher Reichsangehörigkeit seinen Schutz zu gewähren, jedoch kann der in dieser Hinsicht von den deutschen Konsulatsbeamten begangene Rechtsirrtum ihnen weder als beabsichtigt, noch als unbeabsichtigtes Versehen zugerechnet werden- Zu Unrecht haben die französischen Militärbehörden den im Nennen des deutschen Konsulats über die Deserteure ausgeübteu tatsächlichen Schutz nicht soweit irgend möglich respektiert. Selbst abgesehen von der Verpflichtung, den konsularischen Schutz zu respektieren, berechtigten die Umstände die französischen Militärpersonen weder zur Bedrohung nrit einem Revolver, noch zur Fortsetzung der dem marokkanischen Konsulakssolda- ten zngefügten Schläge. Den weiteren in den Anträgen dm beiden Parteien erhobenen Ansprüchen kann nicht stattgegeben werden.
Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bemerkt dazu, es sei mit diesem Schiedsspruch ein sehr unliebsamer Zwischenfall in würdiger, für die internationalen Beziehungen durchaus befriedigender Weise abgeschlossen worden. Auch die französische Presse hat ihrer hohen Befriedigung über die Erledigung der Angelegenheit Ausdruck gegeben.
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Reichsfittanzresorm in Oesterreich.
Nach einer Meldung aus Wien nahm der Budgetausschuß das Budget des Finanzministeriums au. Der Finauzminister kündigte eine Reihe neuer Steuergesetze an, darunter eine Hausklassensteuer, eine progressive Erbsteuer, d- sogenannte Juuggesellensteuer, eine progressive. Erlchhung der Einkommensteuer von Einkommen über 20 000 Kronen. Dagegen sollen Arbeitseinkonnnen von Familienmitgliedern, die außerhalb des Hauses erworben werden, bis zu 4000 Kronen in das Einkommen des HaushaltungsVorstandes nicht eingerechnet, sondern einzeln versteuert werden. Auch' eine Tantiemensteuer, so
wie eine iteüd Stufe der MvidkudÄisteuer sind W Aufsicht genommen. Die Frage einer Zündholzsteuer bezw. eines Zundholzmonopols werde erwogen. Die Wertzuwachssteuer solle — nach Ansicht des Ministers — den Gemeinden überlassen werden. Die Frage der Barzahlungen, gegen deren Ausnahme die ganze öffentliche Meinung Oesterreichs sei, sei nicht aktuell. Den Ertrag der Steuer beziffert der Minister aus 20 Mill., die zur Deckung der Mehrerträgnisse des nächsten Budgets ausreichen dürsten.
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Der fliegende Holländer.
Seit den erfolgreichen Tagen Zeppelins spukt der böse Geist der Invasion durch ganz England. Und Leute, die aus purem Deutschenhaß, den Teufel au die Wand uralten, hat er so gezwickt, daß sie schließlich selbst an Gespenster glaubten. Dazu gehören auch die Herren vom „Daily Expreß". Dieses Blatt hat seinen Lesern allen Ernstes von einem geisterhaften Luftschiff erzählt, das allmählich in den östlichen Gegenden Englands Hebungen abhalte. Man hat dieses Gespenster- schifs angeblich in einer ganzen Reihe von Ortschaften beobachtet, seine Lichter bemerkt, das Surren seiner Motoren gehört und es dann geheimnisvoll im Dunkel der Nacht wieder verschwinden gesehen. Dieser Vorgang wiederholt sich, wie-es scheint, in jeder Nacht, und die Blätter, die gleich dem Daily Expreß darüber berichten, stellen sich an, als glaubten sie allen Ernstes, daß es ein deutsches Militürluftschiff sei. Das genannte Seusations- blatt hat eine förmliche Enquete veranstaltet und 'eine Anzahl Zeugen namhaft gemacht, die das Luftschiff .gesehen haben wollen. Dabei ist ihm das Malheur passiert, daß das eine dieser Zeugnisse, das von einem Major Mayfield in Spalding, The House, herrührte und aus das in dem Matte besonderes Gewicht gelegt wurde, sich 'als das Erzeugnis eines Spaßvogels herausgestellt hat, der den Namen eines in Spalding unter dem Namen „der General" bekannten Vagabunden zu einem Scherz benutzt Hat. Unter der Bezeichnung „The House" versteht mau in Spalding das Gefängnis, mit dem der „General Mayfield" schon öfters Bekanntschaft gemacht hat. Nichtsdestoweniger hält das Blatt an der vermeintlichen Wahrheit dieser Gespenstergeschichten fest. Tie Sache hat aber natürlich auch ihre ernste Seite. Tie dauernde Beunruhigung der urteilslosen Massen schafft eine Stimmung, die großen mälitärischen und maritimen Rüstuugsforderungen günstig ist. Das ist denn wohl auch der eigentliche Grund dieser absonderlichen Mären.
Tages-Chronik.
Neustadt a. d. H., 23. Mai. Ter nationalliberale .Reichstagsabgeordnete für den 2. pfälzischen Wahlkreis, Weingutsbesitzer Schellhorn in Forst i. d. Pfalz, ist gestern Wend an Lungenentzündung gestorben.
Heidelberg, 22. 'Mai. Der Geheime Kominerzicn- rat Wacker in Bad Schachen bei Lindau, ein geborener Heidelberger, der bereits im Jahre 1906 seiner Vaterstadt'zur Beschaffung eines Heims für den Fraueuverein 100000 Mark geschenkt hat, ließ der Stadt für den gleichen Zweck weitere 50000 Mark überweisen.
München, 22. Mai. In einer gestern abend von Interessenten zahlreich besuchten Versammlung, der auch Direktor Cols mann von der Zeppelin-Gesellschaft in Friedrichshafen beiwohnte, wurde im Prinzip beschlossen, in München eine Luftschiffhalle zu erbauen.
Aus Württemberg.
DienÜrrachrichke«.
Das Forstamt Klosterreichenbach wurde dem Forstamtmann Barth daselbst die 1 ^chulstelle in Grab. Brz. Backnang, dem Zchulamtsverweser Christian H eld in Pflummern, Be;. Ober-, Holzheim (Biberach). die 2. Schulstelle in Maulbronn dem Schullehrer Schwerer in Baienfeld. Be«. Waiblingen eine Echuistelle in Winnenden, Bez. Waiblingen, dem Schullehrer Börner in Hellershof Bez. Großdeicach (Welzheim, eine Bolksschnlstelle in Tuttlingen dem Schullehrer Hirnmelein in Gommelsbausen Bez Faurndau Göpp ngen , die Hchu stelle in Witrlenswei er, Bez. Pfalz-, afenweiler. dem Lchullelp erMorlockm Wörnerswrg, desselben Bezirks übertragen
Zur Reckarkanalisation. Tie Kommission für die Vorarbeiten zur Neckarkcmalisation hat ihre letzte Sitzung, wie wir berichteten, am 12. Mai in Heilbronn gehalten. Tie Beratungen, an denen Regierungsvertreter von Württemberg, Baden und Hessen teilnahmen, bilden den Ausgangspunkt eines beschleunigten Tempos der bedeutsamen Vorarbeiten für die Kanalisation des Neckars. Wie nun ein Stuttgarter Blatt erfährt, soll die Ausarbeitung der Pläne so gefördert werden, daß bis zum Herbst detaillierte Projekte für die Strecke Heilbronn-Mannheim vorgelegt werden können. Tie Vorarbeiten für diese Strecke würden bis Oktober soweit gediehen sein, daß die Inangriffnahme der eigentlichen Kanalisationsarbeiten erfolgen kann, sobald die Verhandlungen im Landtag über die Frage der Schiffahrtsabgaben zu einem endgültigen Abschluß gekommen sein werden. Tie Wetterführung der Neckar-Kanalisation von Heilbronn bis Plochingen dürfte in erster Linie davon abhängeu, ob in der Frage der Schifffahrtsabgaben eine befriedigende Einigung erzielt wird. Tie Vorarbeiten für die Strecke Heilbvonu-Plochingen sollen jedoch aus alle Fälle schon in nächster Zeit in Angriff genommen werden, um dem Landtag zu gegebener Zeit bestimmte Pläne unterbreiten zu können.
Güglingen, 22. Mai. In Sachen der Fortsetzung der Zabertalbahn bezw. Anschluß derselben au die projektierte Strecke Bretten-Kürnbach hatte sich eine stattliche Versammlung von Ortsvorstehern, Geschäftsleuten und sonstigen Interessenten aus dem Zabergäu und den badischen Nachbarorten in der „Post" eingesunden, um unter der Direktion des Abgeordneten v. Balz zur Frage Stellmrg zu nehmen. Beschlossen wurde eine Eingabe an die Stäudeversammlung um Verbindung von Leon- bronn nrit Kürubach unter Einbeziehung von SterueufelS. Anwesend warm auch die Abgeordneten Betz-Heilbroun, Häffner-Mergentheim und Röster-Maulbronn. Tie Ver
sammlung leitete der Oberamtmänü von B'kackenhenn, Dp. Neuschler.
Cannstatt, 23. Mai. Heute früh 111/2 Uhr fand die feierliche Enthüllung des Bert hold Auerbach- Denkmal in den Anlagen des Kursaales hier statt.
Nah und Fern.j
Aus Stuttgart wird über einen Br and fall gemeldet: Samstag mittag um II1/2 Uhr brach im Eishaus der Tivolibrauerei in der Forststraße Großfeuer aus, das s>nrch einen KammdesM entstanden sein soll. Schon nach wenigen Minuten schlugen die Hellen Flanv men znm Tuche des weitläufigen Gebäudes heraus. Das Feuer fand in den Jsolierräumen des Eishauses, die mit Sägmehl aufgefüllt waren, sowie in dem Stroh, das zum Zudecken des Eises diente und in Bündel zusammengepackt war, reichliche Nahrung. Tie beiden Wachen der Berufsfeuerwehr Ovaren mit ihren Tampfspritzen und mit 4000 Metern Schlauchvorrat rasch zur Stelle und griffen unter der Leitung des Branddirektors Jakoby das Brandobjekt energisch an. Tie Löscharbeiten waren aber roegen der schweren Zugänglichkeit des zum großen Teil aus Holz erbauten Gebäudes sehr erschwert, und verschiedene Leitern, die an das brennende Haus augesetzt wurden, fingen Feuer. Das mit geteerter Dachpappe gedeckte Dach schmolz buchstäblich und bereitete den Feuerwehrleuten nicht geringe Hindernisse. Vor allem galt es, die bedrohten Nachbargebäude zu retten, insbesondere die ebenfalls vollständig aus Holz erbaute Darre. Um 121/Z Uhr konnte die Gefahr für die Nachbargebäude als beseitigt gelten, und das Feuer war auf seinen Herd beschränkt. Das .Eishaus brannte im Innern vollständig aus.
Freitag nach geriet zwischen Sie bersbach und Sulzbach a. M. der Bauer Chr. Hirzel unter seinen mit Buchenholz beladenen Wagen, wodurch Hirzel der Brustkorb eingedrückt wurde. Sein Zustand ist hoffnungslos.
Aus Freu den st adt wird gemeldet: In benachbarter Gegend ereignete sich, beim „Rotwasser" ein Anto- unfal l. Ein Automobil mit auffallend greller Beleuchtung fuhr nach 9 Uhr abends aus dem Weg von Freudenstadt nach dem Kniebis beim Umrang bei der Rotwasserhütte mit einem vollbesetzten Break zusammen, wobei letzteres vollständig zertrümmert wurde. Tie Deichsel brach ab und der Kutscher wurde von den durchgehenden Pferden eine Strecke weit geschleift. Tie Insassen des Breaks wurden bei dem Zusammenstoß herausgeschleudert, glücklicherweise trug keines eine ernstlichere Verletzung davon. Das Auto — ein Wagen mit Verdeck — fuhr, ohne sich im geringsten um den angerichteten Schaden zu kümmern weiter und bis jetzt hat man noch, keine Spur von den rücksichtslosen Fahrern.
Die Ehefrau des Arbeiters Fitsch in Schramberg, der wegen Tötung seines Kindes in Untersuchungshaft ist, wurde nun ebenfalls verhaftet.
Beim Bau der Toppelballonhalle in Friedrichs- Hafen ist ein Arbeiter von dem 18 Meter hohen Gerüste abgestürzt und hat neben einer Handverletzung einen schweren Beinbruch erlitten.
Eerichtssaal.
Stuttgart, 22. Mai. Ter „Beobachter" hatte im Januar ds. Js. einen Artikel gebracht, in welchem dargelegt wurde, wie in einer Religionsstunde in der obersten Klasse des Gymnasiums in Ellwangen Professor Stühle ausgeführt hatte, daß das Erdbeben von Messina vielleicht ein Gottesgericht sei. Dort hätten gerade die Freidenker eine Versammlung abgehalten, zwischen der dann Professor Stützte erneu gewissen Zusammenhang mit dem Unglück zu konstruieren suchte. Lln die Schilderung dieses Vorganges hatte der „Beobachter" einige scharf kritische Bemerkungen geknüpft, durch die sich Pros, stützte beleidigt fühlte, weshalb er Strafantrag stellte. Gegen den Verantwortlichen Redakteur des „Beobachters" Helms wurde dann öffentliche Klage wegen Beleidigung erhoben. Das Stuttgarter Schöffengericht kam indessen zu einem freisprecheuden Erkenntnis, weil in dem Artikel des Beobachters die Grenze der erlaubten Kritik nicht überschritten sei.
Aus Baden, 22. Mai. In Heidelberg verurteilte die Strafkammer den Gipser Augustin von Handschuhsheim wegen Verbrechen der Blutschande, verübt an seinen minderjährigen Kindern zu tU/Z Jahren Zuchthaus.
Eine Zierde des Offlzierstandes.
Vom Kriegsgericht der 29. Division in Mülhau- s e n i. Elsaß war am 20. April ds. Js. der Rittmeister Graf v. Gersdorsf von der 2. Eskadron des 5. Jäger-Regi- ments zu Pferd in Mülhausen i. Elsaß wegen Beleidigung des Einjährigen Bloch, der sich am 15. Februar ds. Js. erschossen hatte, zu zwei Tagen Stuben- arr est (!!!) verurteilt worden. Gegen dieses Urteil legten sowohl der Verurteilte wie der Vertreter der Anklage, dtt 5 Wochen Stubenarrest beantragt hatte, Berufung ein, worauf wuu das O b er kri e g s ge r i ch t iu zweitägiger Verhandlung sich erneut mit der Sache zu beschäftigen hatte.
Im Gegensatz zur ersten Verhandlung wurde jetzt für die Vernehmung der Offiziere, zweier Soldaten und der Erzieherin im Hause des Angeklagten die Oessen tlich-
keit ausgeschlossen, weil — wie der Anklagevertreter erklärte — die Feststellung, wie sich der Angeklagte über Adel und Bürgertum im Offiziersstaude geäußert bat, eine Schädigung der militärischen Disziplin und eine Organisation im Gefolge haben könnte! Von den jetzt unter schluß der Oeffentlichkeit vernommenen Zeugen hatten zwei Offiziere, die Leutnants v. Harisseu und Müller, in der Kriegsgerichtsverhandlung vom vorigen Monat vor alw aller Oeffentlichkeit ausgesagt, es sei wahrscheinlich, miß die wachsende Angst vor dem Rittmeister, der in Aeußerungeu des Antisemitismus oft zu weit gegang-V sei, den Einjährigen Block zum Selbstmord getrieben Hab-