Wüksüer KMigsr svä Isgsvlätt
mit Erzähler vom Schwarzwald.
sn sllrrl MrkLsgsa. >
Wonnsmsilt I
ia ürr Ltsalvkl'trMi'!. N. 1.Z5 ! monstl. 45 ki.
Sei sllsn isSrtt. kostsnstsKen un<i boten tm Orts- n. Zlsüiösr- ortsvsrLÄir vierte!!. H. t35, »usserkslb rlesrslbsn U. US, Men ös steügotS 2L Kg.
Lelelo« ltr. 4 l. .
Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
verkündigungsblatt
der Agr. Forstämter lvildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
f'
lvssrsle nsr 8 Kg. Knsvörtige IS Kg., äte ktytn- SWtttge Sormon^rette.
nemeNen 15 Kg. Ä» keljtreüe.
Sei i/Sieüsrkolnnqe» sslspr. ksbstt. r^vlinsmeniL nsltl Uebereinkuntt.
IsIegrsmia-KäreLse:
ScktWrriMäM.liSjlMgü.
Rr US.
Kleinere Fleischrationen.
Tie übermäßige Arbeitslosigkeit während des vergangenen Winters hat einen sehr großen Teil der Bevölkerung zu weitgehender Sparsamkeit und zu starken Einschränkungen in ihren Ausgaben sür den Haushalt genötigt. Taß die Einschränkung ziemlich allgemein und erheblich gewesen sein muß, geht daraus hervor, daß weniger Fleisch verzehrt wurde. Ein Rückgang des Fleischkonsums ist immer ein bedenkliches Zeichen, das auf die Ernährung des Volkes kein gutes Licht wirft. Tenn die Verhältnisse müssen sich in einem Haushalt schon recht ungünstig gestaltet haben, wenn man sich zu einer Kürzung der Sleischrationen entschließt- Nach der Statistik der gewerblichen Schlachtungen ging der Fleischkonsum pro Kopf der Bevölkerung im ersten Vierteljahre um etivas mehr als ein halbes Pfund gegenüber dem nämlichen Zeitraum des Jahres 1908 zurück. Tiefe durchschnittliche Abnahme pro Kopf scheint auf den ersten Blick nicht allzusehr ins Gewicht zu fallen, machte sie doch für eine vchrköpsige Familie im ganzen Vierteljahr nur ein einziges Kilogramm Fleisch aus. In Wirklichkeit verteilt sich aber die Abnahme des. Fleischkonsums aus die verschiedenen Schichten der Bevölkerung sehr ungleichmäßig. Neben breiten Schichten, die zu einer Einschränkung des Fleischverzehrs überhaupt nicht genötigt werden, ihn vielleicht sogar noch steigern, steht der Teil der Bevölkerung, der infolge des verminderten Einkommens seinen Fleischverbrauclp weit stärker, als es eine Durchschnittsberechnung anzeigen kann, herabmindern muß. Wenn man z. B. sieht, daß der Verbrauch von Rindfleisch und .Hammelfleisch im ersten Quartale noch zugenommen der von Kalbfleisch nur ganz unerheblich abgenvmmen hat, daß. dafür aber der Sch w e i ne flei s ch k o ns u m um so stärker zurückgegangen ist, so kann man daraus allein ohne weiteres schließen, daß die minderbemittelten Schichten, die in erster Linie auf den Verzehr von Schweinefleisch angewiesen sind, in der Hauptsache den Ausfall zu tragen hatten, den der Fleischkonsum im ersten Quartale 1909 aufwcist. Ter Konsum von Schweinefleisch allein ging nämlich um beinahe ein Pfund pro Kops der Bevölkerung oder um zwei Kilogramm pro Familie zurück. Mer mau kann auf Grund des statistischen Materials noch Weiler gehen und behaupten, daß in erster Linie die Ar- beiteroevütterung ihren Fleischverbrauch empfindlich ein-
?<>
wenn dich die Leut' verdrießen Und Unmut dein Herz beschleicht,
So tu' ihnen gleich was Gutes,
Und dir ist wieder leicht.
Peter A. Rosegger.
Das Haus am Rhein.
58; Roman von Anny Wothe.
(Fortsetzung,)
Marie war verschwunden und Waldenburg und Irmgard sahen sich allein. Stumm gingen sie den Rhein entlang, dem Hause zu.
Die Glocken läuteten den Abendsegen und die Soune spann abschiednehmend goldene Schleier um die Beiden, die wie traumumfangen einander zur Seite schritten. Die Wellen rauschten zu ihren Füßen das uralte ewige Lied von Scheiden und Meiden und dasselbe lag auch in der beiden Augen, als sie, am Hause angelangt, sich; znm Abschied die bebenden Hände reichten.
„Schweigen!" kam es wie ein Hauch von Waldenburgs Lippen, als er sich zum Kusse Mer Irmgards schlanke Figur neigte, zu einem Kusse, der noch lange wie glühendes, heißes Weh in Irmgards Herzen brannte.
Warum nur?
Das war am gestrigen Abend gewesen und ein langer, banger Dag lag dazwischen. Irmgard hatte Waldenburg nicht wiodergesehen, sie wußte auch nicht, baß er gestern, gleich! nachdem sie sich getrennt, sich batte bei Frau von GleichcMurg melden lassen, um sie unter vier Augen zu sprechen. ^
Frau von Gleichenburg hatte ihren künftigen Schwic- Ursohn huldvoll lächelnd empfangen und zärtlich versichert, er wäre ihr nächst ihren Kindern der Liebste auf Erden, aber Waldenburg hatte von ihren Worten gar keine Notiz genommen und stand ihr in ernster reservierter Halt- uug gegenüber.
„Sie irren, gnädige Frau," (Waldenburg nannte pmx Schwiegermütter zu ihrem Aerger Nie „Mama"),
Dienstag, den 33. Mai 1SOS
36. Jahrgang.
schränken mußte. Mau braucht nur einen Blick auf solche Gebiete zu werfen, in denen die gewerbliche Arbeiterbe- völkeruug vorherrscht. In ihnen hat sich der Konsum von Schweinefleisch pro Kopf der Bevölkerung noch merklich stärker vermindert, als es dem Reichsdurchschnitt entspricht. Obenan steht mit einer ungewöhnlichen Abnahme die Stadt Berlin: hier fiel der Konsum von 12,05 Kilogramm im xrsten Quartal 1908 auf 10,49 im lausenden Jahre; diese Abnahme entspricht einer Einschränkung von >6,24 Kilogramm für die vierköpfige Familie, der Verbrauch blieb sogar hinter der Vergleichszeit 1907 mit 11,29 Kilogramm noch erheblich zurück. Im Königreich Sachsen, in den Rheinlanden, in Westfalen, daun aber auch noch in Hessen-Nassau ging die Abnahme des Schweinefleischkonsums gleichfalls über den Reichsdurchschnitt hinaus. Dagegen war diese für die Bevölkerung Schlesiens nicht der Fall, da dort die Wirkungen der Krise für die Arbeiter im Kohlenbergbau und Eisengewerbe sich weniger stark fühlbar machten als z. B. in den Rheinlanden und im Königreich Sachsen. Aber die Fleischrationen sind nicht nur kleiner, sondern auch teurer geworden. Für das nämliche Geld erhielt man im ersten Vierteljahre dieses Jahres um ca. 20 Proz. weniger Schweinefleisch als im Vorjahre, sodaß eine keineswegs nebensächliche Verteuerung der Haushaltskosten eingetreten ist.
Gewerbefreiheit für die Fran.
Es geht oft merkwürdig zu im menschlichen Leben. Im selben Augenblick, in dem noch eine starke Bewegung gegen die Gewerbefreiheit im Handwerk im Gange ist, drängt die weibliche Hälfte des menschlichen Geschlechtes in allen Kulturstaaten aus die völlige bürgerliche Gleichstellung mit denn Manne. In wirtschaftlicher und politischer Hiüsicht verlangt die Frau gleiche Rechte, soweit sie diese nicht bereits erkämpft hat. Das politische Wahlrecht ist den Frauen allerdings bisher nur in beschränktem Maße zuteil geworden, aber auf wirtschaftlichem Gebiet sind sie für den Mann schon vielfach zu Konkurrenten geworden, sofern die Ausübung eines Berufes nicht ausdrücklich dem männlichen Geschlecht Vorbehalten ist.. Taß das weibliche Geschlecht aber aus diesen Gebieten dem Manne wenigstens in Deutschland noch nicht mehr Boden abgetrotzt hat, beruhte bisher hauptsächlich auf den Schwierigkeiten, die sich der Vorbildung der Frau speziell für die akademi
schen Berufe entgegenstcllten. Wohl gibt es vereinzelte Mädchengymnasien und in Baden und Hessen dürfen auch Mädchen an jenen Orten, an denen ihnen keine eigenen Anstalten zur Verfügung stehen, die höheren Knabenschulen besuchen, aber das sind alles erst Errungenschaften, die zu kurze Zeit bestehen, als daß sie bereits ausschlaggebende Wirkungen gezeitigt haben könnten.
Einen viel stärkeren Eingriff in die bestehenden Verhältnisse bedeutet die Umgestaltung des höheren Mädchenschulwesens, in Preußen, die jetzt im preußischen Landtag durch die Genehmigung der angeforderten staatlichen Mittel sür diese auf dem Vcrordnungsweg geregelte Frage gewissermaßen die öffentliche Sanktion erhielt. Mit dieser Reform hat das preußische Kultusministerium, trotz mancher Schwächen, die ihr anhaften, doch wieder einmal ein Werk geschaffen, das sich sehen lassen kann. Wenn jetzt nicht wieder die bei den Knabenlehranstalten in der letzten Zeit eingerissene Experimcntierkunst auf dem Gebiete dev Mädchenschulbildung Unheil anstiftet, haben wir eine auf einheitlicher Grundlage aufgebaute Gliederung für daS! höhere Mädchenschulwesen, wie sie leider bei den höheren Knabenschulen vollständig fehlt. Tie nach den staatlichen Grundsätzen errichteten höheren Mädchenschulen zerfallen in die grundlegende eigentliche „höhere Mädchenschule", eine zehnstnfige Realschule, an die sich das Lehrerinnen- seminar und die mehr praktischen Zielen dienende „Frauenschule" zur Ausbildung der Frau für die Hauswirtschaft anschließen, einerseits und die „Stndienanstalt", das Mäd- chcngymnasium, andererseits. Nun hat mit Recht der freisinnige Abgeordnete Cassel im preußischen Landtag daraus hingewicsen, daß zwischen der „höheren Mädchenschule" und der „Studienanstalt" der Zusammenhang nicht verloren gehen dürfe, sondern daß der Übertritt dev jungen Mädchen von der einen Anstalt auf die andere womöglich ohne Examen ermöglicht werden solle. Dieser Anregung gegenüber hat sich auch Ministerialdirektor Schwartzkopff nicht ablehnend verhalten und erklärt, daß aus alle Fälle ein etwaiges Uebergangsexamen nicht zu schwer gemacht werden dürfe.
Hoffentlich wird nun auch in den übrigen deutschen Bundesstaaten, soweit sie noch nicht wie Baden und Hessen beerits durch die Zulassung der Koedukation (gemeinschaftlicher Unterricht von Knaben und Mädchen) weiter gegangen sind, das gute Beispiel Preußens in der Umgestaltung der Mädchcnschulreform Nachahmung finden. EH
sagte er endlich, als ihn ihre langatmige Rede zu Worte kommen ließ „wenn Sie meinen, ich hätte Sie allein zu sprechen verlangt, um Ansichten Mer Zu- und Abneigungen zu tauschen. Mich führt ein Geschäft hierher, das, wenn Sie wollen, schnell erledigt ist."
„Ach Sie meinen Lore's Mitgift", sagte Frau Helene und setzte ihre weiseste Miene aus.
Ein fast verächtliches Lächeln huschte über Waldenburgs Züge, als er mit einer spöttischen Verneigung sagte:
„Die künftige Baronin Waldenburg wird des Gleichewburgschen Mammons nie bedürfen. Nein, mein Geschäft ist ein anderes, kennen Sie die Näh-Marie?"
„Was soll das, mein Herr?" fuhr Frau von Gleichenburg auf.
„Nur langsam, gnädige Frau, das sollen Sie gleich hören. Mir ist durch; einen Zufall das Glück geworden, mich zum Anwalt des armen, wackern Mädchens anf- schjwingen zu können, das Sie ja Wohl, wie ich höre, jahrelang beschäftigt, ohne ihr den wohlverdienten Lohn zu zahlen- Sie glaubten das wohl nicht nötig zu haben, da Sie dem armen Ding und seiner Familie zuweilen ein Almosen reichten. Die Mutter des Mädchens ist gestorben — weil sie Mangel und Not litt, trotzdem Sie allenthalben für die arme Familie bei Ihren Bekannten sammelten. — Ich nehme an, die Gelder sind nur vergessen worden, an die richtige Adresse abzn- führen und Sie werden das Versäumte unverzüglich nachholen. Ich bitte um die Liste der Arbeiten, welche die Näh-Marie in den letzten Jahren für Sie gefertigt hat, ohne Bezahlung dafür zu erhalten."
Frau von Gleichenburg saß wie erstarrt in ihrem Lehnstuhl und sah den Sprecher entsetzt an.
„Er ist wahnsinnig," murmelte sie endlich zwischen den znsammengepreßten Zähnen.
„Ganz und gar nicht, Gnädigste," sagte Dietrich kühl, „mindestens 'aber so vernünftig wie Sic. Bitte, wollen Sie jetzt diktieren?"
Er hatte ein Notizbuch hervorgezogen und sah sie erwartungsvoll an.
„Ich verstehe Sie nicht," murmelte Frau Helene fast verzweifelt, denn Waldmüurg's unerschütterliche Ruhe jagte ihr Furcht ein.
„So werde ich noch- deutlicher sein," sagte Dietrich. „Ich werde die Arbeiten notieren und Sie sollen dieselben bezahlen, bei Heller und Pfennig. Weigern Sie sich dessen, so soll morgen die kleine, amüsante Anekdote, wie Frau von Gleichcnburg sich Vermögen erwirbt, in der Stadt circulieren, und es dürfte dann bei dieser Gelegenheit noch so Manches zur Sprache kommen, das lieber nie enthüllt wurde. Wollen Sie jetzt diktieren?"
Frau von Gleichenburg neigte widerstrebend- daH Haupt. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Sie fühlte, daß sie znm ersten Mal in ihrem Leben Jemand gegenüberstand, der ihr an Verstand und Klugheit weit überlegen war, und der kein Erbarmen für sie hatte.
Leise und mit gepreßter Stimme nannte sie Waldenburg die Arbeiten, welche die Näh-Marie gefertigt und er fügte willkürlich; die Preise zu und nannte ihr dann dieselben mit einem spöttischen Lächeln um die vollen Lippen.
Sie hatte erst versucht, Einspruch dagegen zu erheben, doch sein Blick war dem ihrigen so drohend begegnet, daß- sie stumm das, was sie einsah, Unabwendbare geschehen ließ.
Waldenburg klappte das Notizbuch zu und schob langsam die Bleiseder hinein.
„Jetzt werde ich Ihnen diktieren," sagte er, jedes! Wort schwer betonend, „wie ich sehe, sind Sie mit allem Nötigen versehen, bitte schreiben Sie".
Frau von Gleichenburg, die ihrem zukünftigen Schwiegersohn gegenüber sich wie gelähmt und vollständig machtlos vorkam, sah ihm -entsetzt ins Gesicht.
„Ich- werde nichts schreiben," sagte sie vergeblich nach- Festigkeit ringend.
„Sic werden es doch tun, gnädige Frau," ent- gegnete Waldenburg spöttisch, „oder ich werde sofort die Fannlienglieder zusaimnenrufen und ihnen zu wissen tun, warum ich heute dieses Haus verlassen, um es nie wieder zu betreten."
„Um Gottes Willen, lieber Baron, Sic wollen doch nicht Leonore ansgeben?"
Es' lag 'eine qualvolle Angst in dieser Frage.
. . WmHHSW ftilAt.).