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mit Erzähler vom Achwarzwald.
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Lelelo» kr. 41.
Nr 117.
Besser eine Freiheit mit Gehorsam, als die Ruhe in der Lklaverei. Tacitus.
Das Haus am Rhein.
Roman von Anny Wothe.
(Fortsetzung.)
Irmgard's freundlichem Zureden gelang es endlich, das Vertrauen der Unglücklichen zu erringen:
„O, eilen Sie," bat sie mit gefalteten Händen und sah flehend zu Irmgard auf, „entfliehen L>ie dem Haufe der Wohltätigen, sonst werden Sie auch, so elend, wie ich es bin."
„Ich war ein junges fröhliches Ding," fuhr sie nach eimr Pause fort, „als das Unglück über uns hereinbrach. Mein Vater starb — die Mutter krank und sechs kleine Geschwister zu ernähren. Das letzte Stückchen Brot in unfern: Hause war verzehrt. Weinend klammerten sich weine kleinen Geschwister an mich und schrieen nach Brot und die Mutter wand sich auf dürftigem Lager in wilden Fieberphantasien. Da faßte ich! mir ein Herz. Man hatte mir schon so viel von der Mildtätigkeit der Frau von Gleichenburg erzählt und ihr Wohltun gerühmt. Ich Mg als Bettelnde in ihr Haus und reich, überreich, so dünkte es mich, verlieh ich es wieder.
Nicht nur, daß Frau von Gleichenburg mich warn: ünd herzlich! empfing, nein, sie überhäufte mich auch mit -Wohltaten. Sie sandte meiner Mutter Arzt und Me- dlzin, den hungernden Geschwistern Brot und allerlei gute Aachen und ich erhielt ein blankes Goldstück und we Weisung, so lange die Mutter krank, alle Tage das Men durch meine jüngeren Geschwister aus ihrem "Hause Men zu lassen. Ich! jubelte, ich lachte und weinte in wnem^Atem, ich lag zu Füßen der wohltätigen Frau knd küßte ihre Hände und hier am Holzkreuz betete ich At auf meinen Knieen zu Gott für sie, die meine Wohl- Erin war, die uns alle vom Untergang gerettet.
Kben abgöttischer Liebe zu Frau von Gleichenburg empfand Ich eine grenzenlose Dankbarkeit gegen die edle
Amtsblatt für die Htadt Wildbad.
Verkündigungsblatt
der Fg:. Forstämter lVildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
Samstag, den 22. Mai 1SVS.
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2«. Jahrgang.
Aus der württ. Einkommensteuerstalistik für 1907.
In einem dieser Tage erschienenen Svnderabdruck ans den „Württ. Jahrbüchern für Statistik und Landeskunde" werden nunmehr auch die Ergebnisse der durch das K. Steuerkollegium bearbeiteten Einkvmmensteuer- statistik für das Jahr 1907 veröffentlicht. In den einzelnen Tabellen, sowie in den beigefügten besonderen „Beantworten" sind zur Vergleichung je die entsprechenden Zahlen der Jahre 1905 und 1906 gegeuübergestellt. Der statistischen Veröffentlichung mag folgendes entnommen werden.
Im ganzen fiel an Einkommensteuer an im Jahr 1905 16,44 Mill. M, 1906 17,17 Mill. M, also gegenüber dein Vorjahr 4,45 Proz. mehr, 1907 17,89 Mill. M., also 4,18 Proz. mehr. Von diesem Steueransall haben (i. I. 1907) die Einzelpersonen rund 90 Proz., die Personenvereinigungen (Aktiengesellschaften w.) rund 10 Proz. aufgebracht. An Einzelpersonen waren zu behandeln bei der Einkommensteuerveranlagnng im Jahr 1905 607 236, 1905 631030, 1907 643 314 (— rund 28 Proz. der gesamten Bevölkerung des Landes). Infolge der Vergünstigung des Art. 20 und 21 des Einkommensteuergesetzes (Abzug für Kinder bezw. wegen außerordentlicher Verhältnisse) sind hievon aber i. I. 1905 24201, i. I. 1906 21444, i. I. 1907 21 596 (— 3,34 Proz.) von der Steuer ganz freigelassen worden. Das steuerbare Einkommen der Einzelpersonen hat betragen
1917: 1916 SOS:
Mill. M. Mill. M. Mill. M.
»> aus Grund- und Gebäudebesttz
sowie Land- und Forstwirtschaft 999,57 309 67 3 7,79
d. bewerbe und Handel . . 236 89 229,47 221,2s
c. Kapitalien und Renten . . 143,8» 136,96 132.61
4 Dienst- oder Arbeitsoerhältnissen 472,02 439,36 401,30
zus. 1152,30 :1.-,4^ 1>i7u,96
Hienach beträgt die Zunahme i. I. 1907 gegenüber dem Vorjahr bei lit. b—ck 3,2 bezw. 5 bezw. 7,4 Proz., wahrend bei u ein Rückgang um 3,2 Proz. zu verzeichnen ist. Hierin kommen die Wirkungen einerseits der weniger günstigen Ernteergebnisse und andererseits des flotten Geschäftsgangs in Industrie und Handel im Jahr 1906 zum Ausdruck. Von Interesse ist, daß von der Gesamtsumme des steuerbaren Einkommens auf das Einkommen aus Dienst- und Arbeitsverhältnissen (also das
sog. unfundierte Einkommen) rund 41, auf das fundierte Einkommen 59 Proz. entfallen. An dem steuerbaren Einkommen kamen für Steuern, Schuldzinsen usw. i. I. 1905 insgesamt 80 Mill. M., 1906: 84,6 Mill. M., 1907: 87 Mill. M., (hierunter 71,27 Mill. M. Schuldzinse) zum Abzug: außerdem wurden auf grund des bereits erwähnten Art. 20 und 21 steuerfrei gelassen i. I. 1905: 67 Mill. M., 1906: 67,6 Mill. M., 1907: 68,5 Mill. M. (— 6,43 Proz. des geschätzten Reineinkommens aller Einzelpersonen). Die Bedeutung und Wirkung der Vergünstigung des Art. 20 und 21 zeigt sich ganz besonders deutlich in der Zahl der Fälle, in welchen eine Ermäßigung gewährt wurde; sie beträgt i. I. 1907 für Art. 20: 301090, für Art. 21: 4853 Fälle (— rund 47 Proz. sämtlicher der Veranlagung unterstellten Einzelpersonen.) Am meisten zugute kommt diese Vergünstigung den ländlichen Steuerpflichtigen, wie sich aus der Tabelle 2 6 des Näheren ergibt.
Von Interesse ist sodann'die Gliederung der einzelnen Steuerpflichtigen nach der Höhe des Einkommens und deren Steueraufbringen. In dieser Beziehung unterscheidet die vorliegende Statistik vier Gruppen: I. kleine Einkommen (bis 3050 M.), II. mittlere (3050 bis 10 000 M), HI. große (10 000 bis 30 000 M), IV. sehr große füber 30 000 M.). So ergibt sich für 1907 folgendes Bild:
der Besteuerten: deren Steueraufbringen:
4 5 3 M ll M
Zahl der
Besteuerten:
deren SI
I
92,3! /. ("
- 517 02 t
Pe s.)
28 29°/,
II
6,6S°-,
- 17«
Pers.:
29,04»/, (
III
0.75°,o ^
- 4766
Perf.)
17,44» °
IV
0,20 /-
- 1227
Pers
25,23°/» .
9.79 Mill. M. 4.04 Mill. M.)
Im Jahr 1907 entfiel auf eine besteuerte Einzelperson ein Durchschnittseinkommen in den städtischen Gemeinden von 1876,5 (in der Stadt Stuttgart: 2496 M.) und in den ländlichen Gemeinden (unter 2000 Einw.) ein solches von 1240 M. — Das gesamte steuerbare Einkommen der in Württemberg tätigen Aktiengesellschaften und sonstigen rechtsfähigen Erwerbsgesellschaften hat i. I. 1907 betragen 144,46 Mill. M.. wovon in Württemberg aber nur 27,4 Mill. M. zur Steuer herangezogen werden konnten; sie haben an Steuer insges. 1,24 Mill. M., die Körperschaften und die sonstigen steuerpflichtigen Personenvereinigungen (rechtsfähige Stiftungen und Vereine) 0.6 Mill. M., zusammen also 1,86 Mill. M., d. h. rund 10 Proz. der Gesamtsteuer aufgebracht.
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Freu, die uns fortgesetzt Gutes tat und ich sann Tag und Nacht, wie ich ihr dieselbe beweisen konnte. Wiederholt hatte ich mich Frau von Gleichenburg gegenüber in diesem Sinne ausgesprochen, aber immer hatte sie freundlich abgelehnt und Wohltat zu Wohltat gehäuft, bis ich endlich meinte, die Last der. Wohltaten nicht mehr ertragen zu können. Ich wußte damals noch, nicht, daß die gnädige Frau systematisch das Gefühl der Dankbarkeit, der tiefdrückenden Schuld in mir genährt hatte. Ich, ahnte nicht, daß sie selbst es war, die durch die Art der Darreichung der Gaben mich so tief verpflichtete, daß ich nur immer ihr gegenüber ein Schuldbewußtsein hatte, das mich Tag und Nacht marterte. Ich wußte auch damals noch nicht, daß nur der kleinste Teil der Gaben, die uns wurden, von ihr kamen und nicht, daß sie mit un- serm Elend Reklame für ihre Mildtätigkeit machte und ihre Wohltaten an die große Glocke hing, damit ihr Beihilfe zu dem Liebeswerke wurde.
Die Gnädige hatte es also verstanden, mich, durch ihre Wohltaten, die andere bezahlten, so zu verpflichten, daß ich, im Staube vor ihr kroch, und als ich sie eines Tages flehentlich! bat, doch die drückende Last mir von der .Seele zu nehmen und zu gestatten, daß ich irgend etwas für sie tue, da übergab sie mir eine kostbare Stik- kerei zur Volleirdung, an welcher ich mich Tag und Nacht mühte, um ihr so freudig meine Dankbarkeit zu beweisen. Die Arbeit gefiel und Frau von Gleichenburg gab mir mehr zu tun. Ich war glücklich. Was schadete es, daß ich die Nächte zu Hilfe nehmen mußte, da ich am Tage in die Häuser der Vornehmen nähen ging, um für die Meinen Brot zu verdienen. Frau von Gleichenburg war unerschöpflich im Hervorsuchen neuer Arbeit — aber merkwürdig, die Last ihr etwas schuldig zu sein, wurde ich nicht los) obwohl Nach meiner Schätzung die kostbaren Stickereien, die ich für sie und ihre Töchter gefertigt hatte, iweit mehr Wert hatten, als ich und die Meinen' je von Frau von Gleichenbura erhalten. — Ich glaubte aber noch immer an meinen Gott und betete sie an, die Frau mit der heuchlerischen Maske. Zeigten mir doch oft genug ihre liebevoll sein sollenden Worte, wie tief ich unter ihr stand, wie sehr ich ihr verpflichtet war. Meine kranke Mutter dachte anders darüber. Sie hatte längst erkannt, daß ich nur für Frau von Gleichenbmg
Rundschau.
Zur Reichsfinanzreform.
Der Zentralverband der National liberalen Partei Nahm in Berlin in einer sehr zahlreich besuchten Sitzung eine Resolution an, in der er den Anschauungen der nationalliberalen Reichstagsfraktion bei- tritt, daß angesichts der Finanznot des Reiches eine Mehrbelastung der Massen-, Genuß- und Verbrauchsartikel um annähernd 400 Mill. Mark unumgänglich! und auch erträglich sei, unter der Voraussetzung, daß, weitere IM Mill. Mark an Stenern auf den Besitz gelegt werden. Der Zentralvorstaud halte hiebei tu l1e.beremstimmu.ng mit der Reichstagsfraktion eine allgemeine Besitzstener für eine Notwendige Vorbedingung des Zustandekommens der Finanzreform und betrachte nach Ablehnung der Reichs- Vermögenssteuer die erweiterte Erbschaftssteuer unter -Heranziehung der Kinder und der Ehegatten in kinderloser Ehe als die z. Zt. allein mögliche, am wenigsten drückende und für die Finanzhoheit der Bundesstaaten am meisten schonende Form einer solch allgemeinen Besteuerung des Besitzes. Die nationalliberale Reichstagsfraktion werde, wie der Zentralvorstand vertraue, auf diesem ihrem Standpunkt beharren.
In der Finanzkommission des Reichstags hat am Mittwoch der nationalliberale Abgeordnete Weber erklärt, daß seine Partei an der Erbschaftssteuer fe st- halten werde. Und der Abgeordnete Mommsen sagte namens der Freisinnigen, der konservative Antrag (betr. Umsatz- und Wertzuwachssteuer) sei keine allgemeine Besitzstener. Es handle sich dabei nur um eine Besteuerung der Börse. Wenn die Konservativen die Erbschaftssteuer zu Fall brächten, dann sollten sie die Finanzreform mit dem Zentrum machen. Seine Partei werde sich dann nicht mehr beteiligen.
*
Zur Frage der Schiffahrtsa-gaben
soll Prinz Ludwig von Bayern anläßlich seines Besuches in Karlsruhe sich geäußert haben. Er habe u. a. gesagt, daß Bayern allerdings um der Mainkanalisierung willen für Schiffahrtsabgabeu habe stimmen müssen. Aber es würde doch besser sein, wenn die Abgabensrage überhaupt nicht gekommen wäre. Er bezeichnete es als einen Erfolg der norddeutschen
ein Werkzeug war und bemühte sich«, mir ihre Meinung beizubringen. Doch vergebens! Jahrelang hatte ich so für Frau von Gleichenburg gearbeitet, ohne je einen Pfennig Lohn zu erhalten. Wohl setzte sie ihre Wohltaten in der Gestalt einer Flasche Wein oder abgelegter Kleidungsstücke fort, aber das, was ich für sie leisten mußte, überstieg diese Wohltaten um das hundertfache. Ich wurde krank infolge der vielen Nachtwachen, aber ich arbeitete weiter, bis ich zusammenbrach. In unser Haus guckte der Hunger und der unerbittliche Sensenmann umkreiste dasselbe. Da faßte ich mir wieder ein Herz uill> schrieb an Frau von Gleichenburg und erbat mir für meine jahrelange Arbeit einen Keinen Lohn, damit ich meine kranke Mutter und mich selbst pflegen könnte. Mir wurde keine Antwort — ich ging selbst in das stolze Haus — ich wurde abgewiesen — ich, ging wieder — ich wollte kein Almosen, nur den Lohn für jahrelanges Mühen. Endlich, war mir der Zufall günstig, ich kam an dem Tage, wo Sie, gnädiges Fräulein, in das Haus der Gleichenburgs kamen. Ich, drohte der Vertrauten Bertha, ohne Anmeldung in den Salon zu dringen, wenn sie nicht mein Anliegen der Gnädigen mitteilte, und ich erhielt — vielleicht, weil man Ihnen, gnädiges Fräulein, zeigen wollte, wie wohltätig man ist, — ein Geldstück als Almosen. Wie eine Bettlerin an der Tür! Ich nahm es, damit die Meinen nicht Hungers starben. Andern Tags kam ein Briefchen von Frau von Gleichen- burg. Darin stand in den liebevollsten Worten: „Obgleich sie mich und meine Familie schon jahrelang unterstütze, hätte sie doch! noch, für dieses Mal gegeben — aus Dankbarkeit würde ich wohl imstande sein, die kleine beigefügte Arbeit (eine feine Stickerei) zu fertigen. Ich weinte laut auf in namenlosem Jammer — nicht darum, daß ich einsah, daß wir von diesem Weibe mit dem Stein als Herz in der Brust nichts zu erwarten hatten, sondern weil ich zur Erkenntnis kam, daß ich ein leeres Götzenbild in ihr angebetet. Jeden Blick, jede Miene, jede ihrer Handbeweanngen rief ich mir in's Gedächtnis und ich. iah, sah zu meinem Schrecken, die ganze erbärmliche Schlechtigkeit der Frau,- welche die Gesellschaft ob ihrer Wohltaten vergötterte."
Fortsetzung folgt.