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Mm-^rs"Erros"- aus' dem GeMrbe'Je72M60E MM angtnommen sind.

Hiezu liegt vor der Antrag der Kommission, den Erlös aus der mechanischen Werlstätte statt mit 235500k Mark mit 2 405 000 M. einzusetzen und demgemäß den Gesamterlös auf 7 257 600 M. festzusetzen.

Ferner beantragen die Abg. Wieland (d. P.). Käß (Vp.) und Keil (Soz.): ^... ...., '

' Die K. Regierung zu ersuchen,

1. den Walzwerkbetrieb im Kgl. Hüttenwerk Was­seralfingen nach Aufarbeitung der vorliegenden Auf­träge und Vorräte dauernd einzustellen;

- 2. die zur Zeit im Walzwerk beschäftigten Arbeiter

ohne wirtschaftliche Schädigung derselben möglichst in anderen staatlichen Betrieben unterzubringen,

3. soweit dies nicht möglich ist und soweit die Arbeiter auch in Privatbetrieben ein Unterkommen nicht oder nur unter wirtschaftlicher Schädigung finden, ihnen hiefür einen einmaligen Ersatz zu gewähren. Wenn Äterc Arbeiter in Betracht kommen, sollen sie eine dauernde ausreichende Versorgung erhallen;

: 4. die erforderlichen Mittel in einem Nachtragsetat

onzufordern.

Der Berichterstatter Rembold - Aalen (Z.) gibt eingehende Ausführungen über den derzeitigen Stand der Berg- und Hüttenwerke. Das Kapitel ergebe einen an die Staatskasse abzuführenden Ueberschuß von M000 M. in jedem Etatsjahr. Die mechanische Werk­statte sei der blühendste Teil des Wasseralfinger Unter­nehmens. -Das Hauptinteresse werde sich der Frage Menden müssen, ob das Walzwerk aufgehoben werden solle oder nicht. Als das Walzwerk bis zum Jahr 1904 nicht unerhebliche Verluste ergeben habe, habe es ßch um die Frage seiner Auflösung gehandelt. Im Jahr 1905 sei dann aber wieder ein Gewinn einge- tretem der^1905 und 1906 je..mehr als.5000 M., 1907 IS 681 M. betragen have. Für 1908 sei die Rechnung noch nicht abgeschlossen. Für 19091910 sei ebenfalls rin Ueberschuß in Aussicht genommen. Das Wasser- elfinger Walzwerk sei das einzige im Land. Seine Aufhebung würde bedeuten, daß Arbeit und Verdienst außer Landes wandern würden. Es handle sich um die Rücksichtnahme auch auf die Familien der Arbeiter Md auf die Verhältnisse der Gemeinden. Wenn man jetzt hier auch Ersparnisse erziele, schädige man auf der anderen Seite einen Teil unserer Volksgenoffen.

Wieland (d. P.): Er sei im Gießerei- und Walzwerkbetrieb Fachmann und wolle sich als solcher Mn vorliegenden Etat äußern. Auf die Einnahme­posten des Etats lege er keinen großen Wert, weil das Wahrscheinlichkeitsrechnungen seien, die man auf zwei Fahre hinaus nicht mit Sicherheit machen könne. Viel wichtiger seien die Rechnungsergebnisse und die Bilanz, kr habe unter Führung des Bergratsdirektors von Wpfel die Werke in Königsbronn, Abtsgemünd und Wasseralfingen besichtigt und wolle sich in Kürze dar­über äußern. Das Königsbronner Werk sei sehr gut eingerichtet. Abtsgemünd sei eine alte Hammerschmiede mit alten Ofenanlagen, die fürchterlich rauchen. Hier wären umfassende Aenderungen mit erheblichen Kosten nötig. Der Betrieb von Abtsgemünd sollte gelegentlich m ein größeres Werk angegliedert werden. Das wich- iigste Hüttenwerk sei Wasseralfingen. Der Hochofen­betrieb scheine ihm vollständig zweckentsprechend. Ein gewisser Raummangel sei in der Gießerei vorhanden. Der Neubau sei kein Luxus. Einzelne Artikel könne man billiger kaufen, als ihre Produktion in Wasser - ckfingen koste. Damit sei den Arbeitern nicht gedient; man müsse die Arbeiter daran gewöhnen, auch die neue Marktware herzustellen. Ausgefallen sei ihm, daß in den Werken keine künstliche Ventilation vorhanden sei. Eine Zentralisation der Kraftanlagen des ganzen Wer­kes sei für Wafferalfingen notwendig, sonst sei der Dampfverbrauch zu groß. Das Schmerzenskind sei das Walzwerk, dessen Einrichtung aus dem Jahre 1865 stamme. Es sei unbegreiflich, daß dieses Walzwerk noch im Betrieb sei. Wer neue Walzwerke gesehen habe, begreife einen solchen Betrieb einfach nicht mehr. Von einer Konkurrenzfähigkeit gegenüber neuen Walz­werken könne keine Rede sein. In ähnlicher Verfas­sung sei auch das Walzwerksgebäude. Bei hohen Eisen- Preisen könne ja schließlich auch jetzt noch verdient wer­den; aber eine Modernisierung oder Aufhebung des Werks sei notwendig. Ein rationeller Betrieb des Walzwerks sei nur möglich, wenn man mindestens das Doppelte produziere gegenüber jetzt. Von einem Neu­bau könne kaum eine Rede sein. Dazu wären minde­stens IjH Millionen notwendig. Ein Privatmann, der «!»j ^stn Betrieb aufrechterhalten hätte, wäre längst ban- t i krott. Ein neu eingerichtetes Werk würde um jährlich ^ t 210 000 M. billiger arbeiten. Diese Zahlen beweisen unsere Konkurrenzunfähigkeit. Jetzt beschäftigen wir un Walzwerk über 250 Arbeiter; in einem neuen Be­trieb würde man, um die doppelten Leistungen zu er­zielen, nur 42 Arbeiter brauchen. Von 1899 bis 1904 habe das Walzwerk einen Gesamtverlust von 331 000 Mark ergeben. (Hört! Hört!) Von 1905 bis 1907, »Iso in der Zeit der Hochkonjunktur, sei nur ein Ge­winn von 29 000 M. erzielt worden. Nach diesen Darlegungen bitte er um Annahme seines Antrags.

8 Monate werde man den Betrieb noch aufrecht er­halten können, bis aufgearbeitet sei. Jedenfalls solle wan den Betrieb nicht im Winter einstellen. Ein Fa- brikbetrieb dürfe sich nicht zu einer Versorgungsanstalt Auswachsen. Für das freiwerdende Gebäude in Wasser- chmgen hätte man schon Verwendung. i

Finanzminister v. Geßler: Aus historischen § münden sollte allerdings ein Werk nicht aufrechterhal- eM ^ werden. Das geschehe auch beim Walzwerk nicht; Du Anregungen Wielands werden von der Verwaltung ^ w Erwägung gezogen werden. Ueber kurz oder lang Werde der Betrieb verschwinden müssen. Die Regierung habe die Aufhebung noch nicht vorgeschlagen, weil sie H nach den Kammerbeschlüffen von 1907 gerichtet h?be. Immerhin könnte man noch zuwarten, ob sich Mwieder eine bessere Rente erzielen lasse. 1908 Wi wieder ein unzweifelhafter Ueberschuß vorhanden, «s sti jedock nickt nötia. die Aufhebung sofort vor.

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zunehmen. Der Minister" legt sodann die" Verhältnisse des Walzwerks dar. Die früheste Einstellung des Be­triebs könnte im Herbst 1910 erfolgen, wahrscheinlich aber erst am 1. März 1911. Beschäftigt seien 215 Ar­beiter, von denen 174 über 21, 41 unter 21 Jahren alt seien. Verheiratet seien 130. 100 seien schon län­ger als 5 Jahre im Dienst. Ueber 60 Jahre alt seien 6, über 50 34, über 40 59, 21 8 40 Jahre 115.- Er müsse sich eine wiederholte eingehende Prüfung der Frage Vorbehalten. . ch;. Z

Käß (Vp.) meint, Wasseralfingen verdiene an Provisionen jährlich etwa 150 OM M. Der Fabrika­tionsgewinn betrage also nach dem Etatssatz nur noch 150 MO M. Da werde es wohl nicht unangebracht sein, daß ein investiertes Kapital von 7 Mill. Mark, das mit 1300 Arbeitern umgetrieben werde, 2M Millie an die Staatskasse abliefere. Deshalb habe man in der Kommission den Reinertrag um 50 OM M. erhöht; Der erzielte Umsatz stehe in keinem Verhältnis zu dem investierten Kapital. Er wundere sich, daß der Mi­nister bezüglich des Walzwerks noch zu keinem anderen Entschluß gekommen sei angesichts der sachverständigen Aeußerungen Wielands., Der Zustand, in dem das Werk sich befinde, könne nicht länger toleriert werdend Die Amputation müsse rasch vollzogen werden. Die Ar­beiterverhältnisse in Wasseralfingen können nur vervei­fert werden, wenn der Betrieb modernisiert werde. Eine Gesundung des Betriebs müsse Platz ^ greifen, (Lebhaftes Bravo!)

i- Finanzminister v. Geßler: Die Zahlen, die Käß bezüglich der Provisionseinnahmen genannt habe, seien nicht richtig.

; . Rembold- Aalen (Z.) verwahrt sich gegen die Unterstellung, als ob sein Standpunkt von der Rücksicht auf die Wähler diktiert sei. (Zuruf: Das war. doch bloß ein Versprechen.)

- Vizepräsident Dr. v. Kiene: Ich gehe auch da­von aus, daß wir bei loyaler Auslegung annehmen müssen, daß es dem Abg. Käß mit seiner Korrektur (Pardon Arbeiter") ernst war.

Rembold: Dann bitte ich, daß der Abg. Käß das noch deutlicher ausspricht. Es sei eine Ehrenpflicht des Staates, für seine Arbeiter zu sorgen. , - -

chv Graf' Heidenheim (B. K.): Seine Freunde seien ebenfalls für die Aufhebung des Walzwerks. Man hätte vor einigen Jahren das Werk nicht auch noch vergrö­ßern sollen. :

Hans er (Z.): Er halte den jetzigen Zeitpunkt nicht für richtig zur Aufhebung des Walzwerks. Red­ner wird in seinen weiteren Ausführungen öfters durch Zwischenrufe und Heiterkeit unterbrochen. Wenn der Betrieb modernisiert würde, wäre auf eine dauernde Rentabilität zu rechnen. Er beantrage, in Ziffer P die Regierungsvorlage wiederherzustellen. -dW

Keil (Soz.): Seit geraumer Zeite bestehe im ganzen Hause keine Meinungsverschiedenheit darüber^ daß das Walzwerk das Schmerzenskind der VerwM tung sei. Diesen Ausdruck habe vor 2 Jahren Rer^ bold selber gebraucht. Vom Regierungstisch hätte uns heute gesagt werden sollen, was die Regierung eigenÄ lich wolle. Wie lange wolle denn die Regierung noch zuwarten? Leichtgenommen habe seine Fraktion Frage der Aufhebung des Betriebs ganz gewiß nichff Es sei selbstverständlich, daß für die existenzsos.werdew

ven Arbeiter, gleichviel welchen Alters, alles' getan werden müsse, was möglich sei. Die sozialdemokrati­sche Fraktion werde nur unter der Bedingung der Aw nähme der Ziffern 2 und 3 des Antrags für den gaw zen Antrag stimmen. - -

Finanzminister v. Geßler: Der Antrag sei iHch heute erst in dieser Sitzung bekannt geworden.; Unter diesen Umständen sei seine vorsichtige Haltung Mechtz fertigt.

Berichterstatter R e m b o l d - Aalen (Z.): ^ habe sehr mit Uebertreibungen gearbeitet, wenn er be­hauptet habe, daß das Zentrum im Gegensatz zur fort­schrittlichen Sozialdemokratie immer am Ueberlebtes festhalte. Für Ziffer 1 können er und seine Freunde nicht stimmen, aber für den Fall seiner Annahme.für die Ziffern 2 und 4.

Bantleon (d. P.) spricht sich für die Au^ Hebung des Walzwerks und für eine entsprechende Fütz sorge zu Gunsten der Arbeiter aus.

Nach weiteren Bemerkungen des Finanzministers v. Geßler und der Abgg. Maier- Blaubeuren (d. P.), Graf-Stuttgart (Z.) und Liesching- (Vp ), welcher die Zustimmung zu dem Antrag Hau­ser erklärt, falls die Regierung noch nicht in dieser Etatsperiode das Walzwerk beseitigt, sowie des Bericht­erstatters Rembold- Aalen (Z.) und des Bergrats­direktors v. Klüpfel wird die Beratung geschlos­sen. Der Antrag Hanser (Z.) wird angenommen.

Der Antrag Wieland-Käß-Keil wird nach den Erklärungen des Abg. Liesching (Vp.) als ein einheitliches Ganzes betrachtet. Hanser (Z.) bean­tragt namentliche Abstimmung. Diesem Antrag wird entsprochen.

Der Antrag Wieland-Käß-Keil wird mi! 50 gegen 23 Stimmen (des Zentrums) angenommen. ^ Hier wird abgebrochen. ^

' ' Nächste Sitzung morgen vorn-. 9 Uhr mit der Ta­gesordnung: Nest der ben^'^-n ^ nere Gese '

Schluß 0

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n'-ng und klei-

Aus Württemberg.

Di»»K«achrichte«.

Nrchivrat Dr Mehring am Geheimen HauS- und Staats­archiv in Stuttgart wurde zum ordentlichen Mitglied der Württ. Kammisfion für Landesgeschichte ernannt. Auf die katholische, im Patronat der K »ne befindliche Pfarrei Dorndorf, Dekanats Wiblingen, wurde Pfarrer Hönlr in Sroßallmerspanu, Dekanats Ellwangen, ernannt und dem Amtmaun Stegmaier bei dem Oberamt Göppingen die nachgesuchte Entlassung auS dem Staats­dienst erteilt.

Eine Eingabe des Landesschützenvereins an

das Krisgsministerium dahingehend, von seiten des Mi­

litärs die zur Reserve entlassenen Mannschaf­ten darauf aufmerksam zu machen, daß ihnen bei den Schützenvereinen Gelegenheit zum Weiterüben im Schießen mit dem Armeegewehr geboten sei, wurde vvm Ministerium sehr anerkennend entgegengenommen. Es wurde die Anregung gegeben, daß der Landesschützen- verein Merkblätter drucken lassen solle, die dann den ent­lassenen Soldaten ausgesolgt werden, eventuell sollen sie auch bei den Kontrollversammlungen verteilt werden. Es wurde" besonders betont, daß es sehr wünschenswert sei, wenn die Mannschaften sich besonders im Armeegewehr- fchießen weiter zu üben und auszübilden Gelegenheit haben.

Kann ein Handwerker eine geforderte Offerte bezahlt verlangen? Diese wichtige Frage wurde vor kurzem vom Reichsgerichte in besäendem Sinne ent­schieden. In dem Urteil wurde ausgeführt, daß diese Offerten oftmals lediglich zur Erzielung niederer Preise eingeholt würden. Obgleich nur eine Offerte den Auftrag erhalten könne, würde oft das Zehnfache derselben ein­gefordert. Ter Offertgeber handle im guten Glauben, den Auftrag eventuell zu erhalten. Doch sei dieses in vielen Fällen nicht zutreffend. Durch die Anfertigung derartiger Offerten erwachsen dem Geschäftsmann häufig große Kosten ohne auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg. Die Offerte stelle somit eine geforderte Leist­ung dar, welche gesetzlich zu vergüten sei.

Naturwissenschaftlicher Kurs für Bolksschul- lehrer. Vom 14. bis 23. Juni ds. Js. wird an der Naturaliensammlung in Stuttgart ein Kurs zur Ein­führung in die Praxis des naturkundlichen Unterrichts (Anlegung von Sammlungen u. s. w.) abgehalten wer­den, zu dem im ganzen etwa 40 evangelische und katho­lische Lehrer zugelassen werden können. Meldungen zu diesem Kurse sind bis 1. Juni ds. Js. bei dem Evangeli­schen Konsistorium bezw. dem Katholischen Kirchenrat ein­zureichen. Tabei ist anzugeben, wie im Falle der Ein­berufung für Stellvertretung gesorgt werden könnte. Nur den Bewerbern, die zugelassen sind, wird ein besonderer amtlicher Bescheid zugehen. Tie Teilnehmer erhalten ne­ben dem Ersatz der Reisekosten ein angemessenes Taggeld.

Stuttgart, 18. Mai. Tie Finanzkommission der Kammer der Abgeordneten nahm gestern ei­nen Antrag Käs (Vp.) an, die Saline in Sulz als un­rentabel aufzuheben. Wie man hört, soll auch das Walz­werk in Wasseralfingen ein durchaus unrentabler Betrieb sein, und es besteht deshalb die Absicht, auch hier die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen.

Stuttgart, 18. Mai. Dem Vernehmen nach! hat die Stadt Stuttgart den Reichstag eingeladen, an­läßlich des Besuchs in Friedrichshofen beim Grafen Zep­pelin auch der Stadt Stuttgart einen Besuch abznstatten, wo den Reichstags-Mitgliedern ein freudiger Empfang si­cher sein wird. Me Einladung wurde im Reichstag mit allseitigem Bravo ausgenommen.

Göppingen, 14. Mai. Ter im Jahre 1904 ge­gen den Fabrikanten Bernhard Gut mann aus Göp­pingen erlassene Steckbrief ist unterm 11. ds. erneuert worden. Gutmann befindet sich seit seiner Flucht aus Göp­pingen in Athen.

Wellendingen, 18. Mai. Ter Kirchenchor- streik hat noch kein Ende gefunden. Auch am Sonn­tag erschien kein Personal. Ter Gemeinderat, der um eine Erhöhung der Sängerbezüge gebeten wurde, hat das Bitt­gesuch abschlägig geschieden. Bei auch nur einigem .Ent­gegenkommen wäre der eigenartige Ausstand beseitigt wor­den und die Sänger hätten ihren Dienst wieder angetreten.

Nah und Fern.

Ter Oberschw. Anzeiger berichtet unter dem 17. Mai: Eine recht schwäbische Cisenbahnfart wurde den Passagieren des Montag abend fahrplanmäßig um 11 Uhr 16 eintreffenden Lokalzuges zu Teil. In Mecken­beuren fuhr der Zug pünktlich ab, ohne die Ankunft der letzten Tettnangcr Elektrischen abzuwarten. Verblüfft schauen die Reisenden dem entschwindenden Lichtern des Zuges nach, der sie nach Hause bringen sollte. Doch der Stationsv-orstand wußte Rat. Telephonisch rief er den Zug von der Station Oberzell zurück. Zu nicht geringem Erstaunen der im Zug befindlichen Personen kam wieder Meckenbeuren in Sicht. Nach schleuniger Aufnahme der Verlassenen gings mit Volldampf der Heimat zu. Es lebe die schwäbische Gemütlichkeit!

In Rastatt entwich aus dem Festungsgefängnis ein inhaftierter Soldat. Ne Verfolgung wurde sofort ausgenommen und zu Fuß, Pferd und mit Fahrrädern den ganzen Tag fortgesetzt,, ohne daß es bis jetzt gelang, den Flüchtling, der dem nahen Rhein zu floh, einzuholen. Es wurden auch Schüsse hinter ihm abgegeben, die anschei­nend nicht trafen. Wahrscheinlich ist der Gefangene über den Rhein ins Elsaß entkommen.

Aus Mannheim wird gemeldet: In einem Haufe der Kleinfeldstraße fand man Montag früh den 35jahr. verheirateten Schlosser Wilhelm Pfeilsticker tot in seinem Bette liegen. Eine Stecknadel war ihm in die rechte Schläfe gedrückt. Ob Selbstmord oder Ver­brechen, ist noch nicht festgestellt.

Gerichtssaal.

Rottweil, 18. Mai. Pfarrer Bauer von Taldors hat die von der Strafkammer des K. Landgerichts ge­gen ihn wegen Sittlichkeilsverbrechens und Vergehens ge­gen die Religion ausgesprochene Zuchthausstrafe von 3 Jahren angenommen und auf Revision verzichtet. Ev wird nunmehr zur Verbüßung der Strafe ins Zucht­haus nach Lndwigsburg überführt werden.

Zum Tode verurteilt.

Das Elbinger Schwurgericht verurteilte den Inva­liden Ferdinand Hein, der am 20. Januar dieses Jah­res den Oberbürgermeister von Marienberg, Tr. Kunze, in seinem Amtszimmer mit einem Messer erstochen hatte, wegen Mords zum Tode. Hein erklärte, Be­rufung einlegen zu wollen.