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mit Erzähler vom Hchwarzwald.
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Leleko« Nr. 4!.
Amtsblatt für die Stadt N)ildbad.
verkündigungsblatt
der iLgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Montag, -e» 17. Mai 1««».
2«. Jahrgang.
Zweiter deutscher Friedenskongreß.
Stuttgart, 14. Mai.
In der schwäbischen Residenz sind die Friedensfreunde aus allen Teilen des deutschen Reiches zusammengekommen zum zweiten Deutschen Friedenskongreß. Die dreitägigen Verhandlungen begannen heute mit einer Eröffnungssitzung im Bürgermusenm, die sehr zahlreich besucht war. Es waren u. a. erschienen der Kabinettsrat der Königin von Kübel, die Landtags«bg. Tr. Elsas und Betz und der Geh. Hofrat Leo Vetter. Ter erste Vorsitzende der deutschen Friedensgesellschaft Dr. Richter- Pforzheim, sowie der Vorsitzende der Ortsgruppe Stuttgart Oberlehrer Grammer waren am Erscheinen verhindert und zum -allgemeinen Bedauern mußten sowohl Baronin von Suttner wie Stadtpfarrer Umfrid infolge Krankheit ihre Teilnahme am Kongreß absagen. Oberpostsekretär Rühle, der zum Vorsitzenden gewählt wurde, begrüßte mit freundlichen Worten die Erschienenen, erinnerte an die wichtigen Vorgänge in der Entwicklung der Friedensbewegung, konstatierte die segensreichen Folgen der Haager Konferenzen und schloß mit den Worten: Wir haben die Sicherheit, daß der Friedensgedanke auf dem Marsche ist.
Namerrs der österreichischen Friedensgesellschaft sprach Pros. Tr. Kobatsch, der bei .Erwähnung der glückli- chen Beilegung des Balkankonfliktes bemerkte, daß es nicht nur die politische Entente, sondern auch die erstarkte Friedensidee. war, die den Konflikt beseitigen hals- Frl. Plank überreichte die Grüße des Bundes deutscher Frauenvereine, Tr. Bücher-Haller diejenigen der Schweizerischen Frie- dcnsgesellsckstlft. Bon Oberbürgermeister von Gauß war ein Schreiben eingelaufen, worin derselbe bedauerte, durch Krankheit daran verhindert zu sein, dem. Kongreß die Sympathien der Stadt Stuttgart persönlich zum Ausdruck zu bringen. Tr. Elsas sprach im Aufträge des engeren Ausschusses der deutschen Bolkspartei und erinnerte an die Förderung der Friedensbewegung durch die Demokratie. Insbesondere habe die württembergische Bvlks- vartei immer die Idee des Friedens, des internationalen Rechts und der Abrüstung propagiert.
Nach, weiteren kurzen Begrüßungsansprachen hielt Al- srcd H. Fried aus Wien einen Vortrag über die Frie
densidee in moderner Auffassung. Ter Vor
tragende wies zunächst ans die großen Wandlungen hin, die die Friedensidee in den letzten Jahren durchgemacht hat, daß sie sich von der Utopie zur Wissenschaft entwickelt habe, ihre Vertreter nicht mehr als „Friedensapostel" zu bettachten seien, sondern als Verkünder einer Lehre, die auf Tatsachen beruht. Ter pazifische Fciedensbegrifts erstrebe die Gesundung des internationalen Organismus, die Herstellung einer internationalen Ordnung, aus der sich jene Vorbedingungen ergeben müssen, die die Menschheit zu ihrer vollen Kulturentwicklung benötigt. Weltorganisation sei die Grundlage der modernen Friedensidee. Tie Logik der Tinge führe zum Ausbau der Friedensorganisation. Es ergebe sich die Frage, wozu es notwendig sei, für den Frieden zu arbeiten, wenn sich dieser Frieden mechanisch ans den Tatsachen entwickelt. Tic Frage werde durch das Wesen der Menschheit selbst beantwortet, die sich dadurch von der Tierheit unterscheide, daß sie nicht vorn Instinkt, sondern von der Erkenntnis getrieben ihre Handlungen einrichte. Tas Friedensproblem sei heute nur mehr ein Problem der geistigen Optik. Nicht aus Feigheit oder Furcht werde der Krieg bekämpft, sondern well er naturwidrig uus unvernünftig sei und die Menschheit an ihrer Vervollkommnung hindere. Ter Friede bedeute die Lösung der sozialen Frage, bedeute die Befreiung der Menschheit vom Elend, die Gesundung des sozialen Körpers. Und deshalb sei das Fricdensproblem die wichtigste Aufgabe der modernen Menschheit!
Landtagsabg. Pros. Tr. Q u i d d e - München sprach sodann über „Tie internationale Politik der Gegenwart." Er warnte davor, den nationalen Gedanken aus die Spitze zu treiben. Tie nationale Grenze könnte nicht nach der Sprachgrenze abgesteckt werden. Bezüglich des Schlagwortes von der Eigenart und Selbstständigkeit der Nationalitäten, müsse daraus hingewiesen tverden, daß sie alle Mischungsprodukte internationaler Entwicklung seien. Tie Kolonialpolitik, hervorgerusen aus dem Bestreben, die überschüssige Bevölkerung des Staates aus eigenem Boden anzusiedeln, führe zu Konflikten und heute sei es bereits unmöglich, neue Kolonien ohne einen Krieg zu erwerben. Für das deutsche Reich sei es wichtiger, in anderen Staaten die Anerkennung deutscher Kultur zu gewinnen. Es sei gefährlich und ein grundsätzlich zu verwerfendes Ziel, Monvpolabsatzgebiete zu
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schaffen. Ueberall sei Raum zur freren wirtschaftlichen Konkurrenz zu gewinnen, die Politik der offenen Tür und der freien Konkurrenz ans dem offenen Wettmarkt müßte beschritten werden. Auf dem großen Markt der Welt sollten die Völker friedlich nebeneinander kämpfen. Nur die Tüchtigkeit iverde in der wirtschaftlichen Konkurrenz entscheiden. Ter Friede sei durch internationale Verträge zu sichern und es sei die wichtigste Aufgabe der internationalen Politik eine internationale Organisation zur Sicherung der kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Interessen herbeizuführen. Für Deutschland handle, es sich darum, bei diesen Bestrebungen nicht ins Hintertreffen zu gelangen, sondern möglichst mit an der Spitze zu marschieren, damit es nicht heiße, wir stellten uns der neuen Entwicklung hemmend in den Weg.
Der Reichstag
hat am Freitag die Beratung der B an k ge s e tz n o v el l e fortgesetzt. Es wurde in namentlicher Abstimmung der Antrag Raab (Wirtsch, Vgg.st von dem Reingewinn der Reichsbank 10/100. dem Reservefonds gutzuschreiben, 15/100. den Anteileignern und 75/100. der Reichskasse zu überweisen, mit 177 gegen 14 Stimmen bei 1 Stimmenthaltung abgelehnt. Der zweite Antrag Raab, der den Zusatz verlangt, daß, soweit der den Anteileignern zufällende Betrag 6Proz. des Grundkapitals übersteigen würde, dieser Ueberschuß in die Reichskasse fließt, wurde ebenfalls in namentlicher Abstimmung mit 249 gegen 74 Stimmen ab gelehnt. Der unverändert gebliebene Artikel 1 wurde darauf angenommen. Artikel 2 sicht eine oprozewtige Notensteuer vor, wobei der der Reichsbank zustehende Anteil an dem Gesamtbetrag des steuerfreien ungedeckten Notenumlaufes auf 550 Mill. Mark Festgesetzt und der Gesamtbetrag auf 618 771000 Mark -erhöht wird. Für die Quartalsieuerab rechnung soll der Reichsbankantell auf 750000 000 Mark und der Gesamtbettag aus 818 771000 Mark erhöht werden. Dieser Artikel fand Annahme, ebenso der Artikel 3, der die Reichsbankrroten als gesetzliches Zahlungsmittel anerkennt. Schließlich wurde -das ganze Gesetz mitsamt einer Resolution angenommen, in der ein Gesetz verlangt wird zur Bekämpfung der Gefahren, die dem Publikum durch Banken und Bankiers erwachsen, die zur Anlage von De-
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Teilnahme am politischen Leben ist die Pflicht eines jeden Bürgers, ihre Nichterfüllung ist zugleich kurzsichtig, undankbar und -einem. 6. Spencer.
Das Haus am Rhein.
Roman von A npy Wothe.
(Fortsetzung.)
Wieder klangen in der Säulenhalle die Gläser an- Mmider.
„Ettc Lied, Fräulein Irmgard, ein Lied," rief es bittend stürmisch rings- im Kreise.
Zuerst wollte die Malerin diesem 'lauten Wunsche W Nachkommen, als' sie aber im Lluge Frau von Glei- ^vburgs es wie eine leise Drohung anfblitzen sah, die sprach: Wage es nicht! da kam eine seltene Kampfeslust Aer sie. Und zu dem war es ihr so eigen, so weh- Etig ums Herz, vielleicht konnte sie sich all' das Weh sortsmgen, das sie bedrückte, und den warnenden Blick Frau von Gleichendurg vollständig ignorierend, sang MilMrd mit ihrer weichen seelenvollen Altstimme das Mberisch süße, traumhafte Lied:
rauschen durch Ruinen zieht der Abendwind,
Wstert alle, düstere Mähren, die vergessen sind.
den Bäumen, herbstesttaurig, sinkt nun Matt auf ^ Blatt,
in der Ruine Schweigen eine Grabesstatt.
Men wird auch sie, die trotzig manch' Jahrhundert stand, werden, wo sic ragte, Nebel Lber's Land. /Märchenhaft ist dieses Leben," haucht der Abendwind: — Mder heißen Brust erglommen, mir zwei Wünsche sind: Lp^nenr Leben eine Seeile, die sich meiner eint,
'Knem Grabe eine Träne, die die Liebe weint!"
. Irmgard hatte geendet. Lautlose Stille lferrschte ^Kreise. Wie süßer Märchenzauber hatte alle das Mu Lied umstrickt und selbst Frau von Gleichenburg es nicht, wie sie vor hatte, die feierliche Stille mit höhnischen Scherzwort zu unterbrechen. Plötzlich drang ein greller Ton in den kleinen Kreis.
„Hilfe, Diebe, Mörder!" schrie Fräulein Clarissa's Stimme im höchsten Diskant aus der Ferne und im nächsten Augenblick stürzte die Erzieherin kreidebleich mit aufgelösten Locken in den SLillengang und umklammerte Waldenburgs Arni.
„Helfen, retten Sie!" schrie sie verzweifelt, „man will mich morden, man will mich umbringen, ich- vergehe vor Angst."
Mit einem energischen Ruck stellte Waldenburg die schwankende Erzieherin aus ihre Füße und machte sich von den ihn umklammerten Händen frei.
„So reden Sie doch," herrschte er sie an. „Was ist denn passiert," während die andern alle auf Clarissa mit Fragen einstürmten.
„Ach, Himmel!" sagte die Erzieherin 2.nd sank nach Luft ringend in einen Stuhl, „mir, mir io etwas anzutun, als ob ich über Schätze verfügte!'
Hier, hier habe ich ihn eingeschlossen, den Dieb, den Räuber, hier ist der Schlüssel zu meinem Zimmer, Herr von Waldenburg, bitte, greisen Sie ihn, den frechen Menschen, der es gewagt hat, in mein Zimmer, in nrein Heiligtum zu dringen."
Waldenburg nahm Clarissa den Schlüssel ab, und umschloß dann mit hartem Druck ihr Handgelenk.
„So kommen Sie endlich zur Sache," sagte er hart, sie gewissermaßen so unter dem Druck seiner Hand zum Rede«, zwingend.
„Als ich - vor wenigen Minuten - auf mein Zimmer - kam, um mir ein warmes — Tuch zu holen," kam es' endlich in abgebrochenen Sätzen ans Clarissa's Munde, „fiel — mein Blick — zufällig auf mein Bett — und wissen Sie — was ich bemerkte? Daß unter der Bettdecke ciu Mensch sich bewegte. Ich schrie laut auf und lief davon, den Dieb, denn ein. solcher hat sich sicher dort eingeschlichen, im Zimmer einschließend. O Gott, wie wäre es geworden, wenn ich nicht zufällig in inein Zimmer gekommen wäre und erst in der 'Nacht, wenn vielleicht schon alles schlief, den Verbrecher dort gefunden hätte! Ach, ich kann es nickst ausd-eitten. ich sterbe vor Angst und Qual."
„Ach, was, so leicht stirbt sich's nicht," sagte Frau Helene, ivährend Waldenburg bemerkte, daß er den Dieb schon fangen wollte. Während Frcku von Gleichen- 1
bürg mrt der Generalin zurückblieb, stürmte die junge Gesellschaft ins Haus die Treppe hinaus nach Clarissa's Zimmer, obwohl Lilly mehr als einmal gesagt hatte:
„Fräulein Clarissa sehe gewiß Gespenster und es lohne sich nicht der Mühe nachzusehen."
Vorsichtig wurde der Erzieherin Zimmertür geöffnet. Vorsichtig traten die drei Herren von dem Gärtner mit Licht begleitet, über die Schwelle, während die jungen Tarnen nur zaghaft ihre Köpfe zür Tür berein- steckten und schreckensbleich mit Ausnahme von Lilly gewahrten, daß sich die Bettdecke bewegte. Clarissa unterdrückte nur mit Mühe ein krampfhaftes Schluchzen.
Waldenburg trat näher und faßte mit fester Hand die sich betvegenüe Decke.
Ein leiser, klagender Laut sich sich verjnchmen.
Wildenstein's ernstes .Gesicht zeigte etwas wie ein Lächeln. Schnell trat er zu Waldenburg und mir sicherer Hand trennte sein Federmesser die Bettdecke auseinander.
„Miau, miau", kam es aus dem Munde des vermeintlichen Diebes und Waldenburg hielt, nur mit Mühe die aufsteigende Lachlust dämpfend, ein schneeweißes Kätzchen hoch enrpor.
„Ein schlechter Scherz", sagte er rnit einer artigen aber förmlich in Spott getränkten Verbeugung zu Clarissa und wollte das Tierchen in ihre Arme legen, was sie mit schrecklichem Geschrei verwehrte.
„Wie mag die Katze in das Federbett gekommen sein," fragte er, während Erich sich in einen Sessel geworfen hatte und seiner Lachlust keinen Zügel nrehr anlegte.
„Wirklich, ein kostbarer Spaß", sagte er immer wieder und schüttelte sich vor Lachen.
„Wer hat nur das Kätzchen in die Decke eingenälp?" fragte auch Renate lachend.
Ein listiges, verständnisvolles Augenzwinkern des Leutnants traf Lilly, die aber ganz unschuldig sei nein Blick begegnete und dann lachend wie die andern auf Wal denburg blickte, der ihr das weiße Kätzchen in die Arme legte mir der Mahnung, das arme Tier auch nnn etwas für die ansgestandene dingst zu entschädigen.
(Fortsetzung folgt.)
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