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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
verkündigmrgsblatt
der Ugl. Forstämter Mildbad, Meistern, Enzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Nv 8S.
Rundschau.
Zur Reichsfinanzreform
hat dis Freisinnige Bolkspartei Groß-Berlins auf cineni Parteitag eine Resolution gefußt, in der es heißt: „1. Der Parteitag erkennt die Notwendigkeit einer baldigen und gründlichen Reform der Reichsfinanzen an. Er billigt die bisherige sachliche und taktische Haltung der Reichstagsfraktion der freisinnigen Volkspartei. Er spricht die Erwartung aus, daß die freisinnige Frak- tionsgemeinschaft nach wie vor jeden Versuch, bei der Finanzrcfvrm agrarische Sonderinteressen zur Geltung zu bringen, entschieden entgegentreten, und daß sie der Erhöhung indirekter Steuern ihre Zustimmung versagen wird, wenn nicht gleichzeitig eine ausreichende Belastung des Besitzes durch direkte Reichssteueru gesichert zvird. - - 2. Der Karteitag spricht die Zuversicht ans, daß die parlamentarische Vertretung der Freisinnigen Volkspartei wie bisher, auch weiterhin mit allem Nachdruck aus den freiheitlichen Ausbau des SLaatswese n s und die Durchführung wahrhaft konstitutioneller Grundsätze hinwirken, und daß sic nach wie vor für .eine gründliche Wahlre'form in Preußen mit aller Entschiedenheit eintreten wird."
» * »
Die Koilservativeu «nd die Nachlaßsteuer.
Seitdem die „Kreuzzeitung" selbst von der Notlage und der Gewissensbedrän-gnis gesprochen hat, der die Konservativen durch die Frage der Nachlaßsteuer oder der Erbschaftssteuer ausgesetzt sind, ist die schwierige Lage, in der sich die konservative Partei befindet, kein Geheimnis mehr. Von einer geuiaßigt konservativen Seite wird der „Täglichen Rundschau" geschrieben, daß die freikonservative Partei des Reichstages geschlossen für eine ausgebaute Erbaufallsteuer — etwa nach dem bekannten Vorschläge des Landesvereins der sächsischen Konservativen — eintrete. Das Blatt sagt, daß der Kampf um die Nachlaßsteuer die konservativen Wähler in zwei Lager geteilt habe, die sich recht schroff gegenüberstünden. Am deullichstcn komme der Zwiespalt .in der konservativen Partei in den Massenaüstrittserklär- angetenener Mitglieder ans konservativen Vereinen zum Ausdruck. Wie weit die Erbitterung gegen die extremagrarische Interessenvertretung gestiegen ist, gehe daraus
Die Musik hat eine wunderbare Araft, in einer unbestimmten Art und Weise die starken Gemütserreguuge» in uns wieder wach Z» rufen, welche vor längst vergangenen Zeiten gefühlt wurden.
Darwi n.
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Das Haus am Rhein.
L) Roman von Anny W 0 thc.
(Fortsetzung.)
Da hielt der Zug. „Aussteigeu, aussteigeu!" riefen die Schaffner. Alles drängte durcheinander. Fast wie im Traum griff Irmgard nach ihren Sachen. Kaum aber war sic dem Cvupee entstiegen, fühlte sie sich schon von einen: lveichen Mädchenarm umschlungen und eine jauchzende Stimme ries: „Liebes, liebes Fräulein Irmgard, tausend, tausendmal willkommen!"
Freudig bewegt blickte Irmgard in das glückstrahlende Mädchenantlitz, das sich ihr entgegenbog.
„Lore", sagte sie fragend, zweifelnd, „bist Du es denn wirklich, so groß und so schön?"
„Freilich!" lachte diese. „Wie eine nordische Heldeir- jungfrau airzuschauen," würde Fräulein Clarissa sagen, die ich Ihnen, liebe Irmgard (oder darf ich Du sagen?) Hiermil feierlichst vorstelle." Damit wies Lore lachend auf eine überaus schlanke Dame, die sich mit süßem Lächeln und schwärmerischem Augenausschlag vor Irmgard verneigte und leise sagte: „Fräulein Leouore lieben keine Poesie und doch möchte ich so gern einen poetischen Duft und Schimmer ün Herzen unserer teuren Leonorc werten; aber freilich, sie ist meinem Scepter entwachsen. Nur diese beiden Kleinen sind noch mein, d. h. meiner Erziehung unterworfen."
Dabei wies die poetische Erzieherin auf zwei seitwärtsstehende allerliebste, zarte Mädchengestalten, die den Ausdruck „klein" durchaus nicht inehr rechtfertigten.
Jriugard streckte den jungen Damen warm die Hände chtgegen. Die jüngste, fünfzehnjährige Lilly von Gleichen bürg küßte die entgegengestreckte Hand mit lachendem Munde, während das rote Mündchen allerlei närrisches psgudertL Md Renate, die 17jährige goldtzaarige
Mittwoch, den 14. April 1SVS.
hervor, daß man selbst solchen konservativen Vereinigungen den Rücken zukehrt, die sich auf den Boden der Rachlaßsteuer gestellt haben. Die öffentliche Meinung sei nachgerade einigermaßen verwirrt worden, und diese Verwirrung werde mit jedem Tage gesteigert werden, solange nicht von berufener konservativer Seite eine parteiamtliche Erklärung abgegeben ivird, welche Zugeständ- msse gemacht werden fallen. Sollte die konservative Partei in ihrer großen Mehrheit bei der grundsätzlichen Abneigung und Ablehiumg der Erbschaftssteuer verharren, so wäre für die Freikouservativen die Zeit gekommen, mit einer freimütigen Erklärung reiche Ernte zu haften. — Bon allem dem, was hier die T. 'Rdsch schreibt, ist soviel Tatsache, daß es in der konserv. Fraktion von Anfang an eine Minderheit gegeben hat, die aus sachlicher Üeberzeugung vom ersten Augenblick an, und nicht erst jetzt unter dem Ztvang einer schwierigen taktischen Lage, für die Nachlaßsteuer einre-tten wollte. Dazu gehört auch der Graf Schwerin-Loewitz, der 'bekannte Führer der Agrarier, der Vorsitzende des Deutschen Land- wirtschaftsrats, also ein Mann von besonderem 'Ansehen im konservativ-agrarischen Lager; er ist nur mit dieser seiner Üeberzeugung angesichts der starken Agitation des Bundes der Landwirte und der bisherigen Haltung der konservativen Fraktion nicht hervorgetreten. Die Argumentation und die taktischen Deklamationen, mit denen sich agrarische Versammlungen und Organe gegen die Nachlaßsteuer richten, erhalten eine interessante Belichtung durch die Tatsache, daß angesehene agrarische Führer die Nachlaßsteuer für die geeignetste Form der Besitzbesteuerung durch das Reich halten.
-i: -K *
Das Wettrüsten zur Sec.
An dein Wettlauf iu den Vergrößerungen der Flotten wird sich nun auch Oesterreich-Ungarn, das es sich bisher auf diesen: Gebiete, wie auf dem des Lcnidheieres iu den letzten Jahren leicht gemacht hatte, beteiligen. Es sollen zun: Herbst drei, nach anderen Meldungen vier große Schlachtschiffe von: Typus der „Dreadnoughts" mit je 20 000 Tonnen Deplacement aufgelegt werden. Bereits seit einiger Zeit wird in den offiziöse:: österreichische:: und ungarischen Blättern für den Bau dieser eisernen Seeungeheucr Stimmung gemacht, indem dargelegt wird, daß kleinere Schiffe nicht den vollen Gefechtswert haben, da sie nicht die iwtige An-
Tochter des „Hauses an: Rhein" reichte Irmgard mit strahlendem Augenaufschlag das zierliche Händchen und die frischen Lippen zum Kuß.
Fräulein Elarissa, von der sich schwer sagen ließ, ob sie dreißig oder vierzig Jahre oder noch mehr zählte, stöhnte zwar leise vor sich hin über diese Vertraulichkeiten, aber in Jr:ngards Herzen knospete es wie neues warmes Frühlingsleben auf, inmitten der sonnigen Wäd- chenblüteu.
„Ter Wagen ist vorgefahren, meine Damen," meldete Lilly, die Hand salutierend an das niedliche kraushaarige Knabenköpfchen gelegt und die Absätze zusammenklappend.
„Fräulein Lilly"! kam es verweisend von der Erzieherin Lippen, „der Mensch versuche die Götter nicht."
„Da drinnen aber ists fürchterlich," entgegnete ernsthaft Lilly, mrd tippte mit dem Finger gegen ihre Stirn.
Die Damen hatten ürztvischen ihre Plätze im Wagen eingeirommen, nur Fräulein Clarissa und Lilly standen noch an: Wagen schlag.
„Wollen Sie nicht einsteigen, Lillychen?" fragte die Erzieherin mit sanften: Flöten.
„Gewiß, wenn Sie auf dem Kütscherbock Platz nehmen wollen, Fräulein Clarissa, recht gern."
„Lilly!" kam es warnend aus der Schwestern Munde.
„Sich was, Unsinn!" sagte die Kleine, „Fräulein Elarissa weiß recht gut, daß nur vier Personen im Wagen Platz haben, sie wollte aber durchaus bei Ihrer Ankunft, Fräulein Irmgard (Lilly machte eine chevale- rcske. Verbeugung) zugegen sein. Darüber hat Fräulein Elarissa nun vergesse::, daß sie mir streng verboten hat, neben dem Kutscher auf dem Bock zu sitzen, und ich auch heilig gelobt habe, es nicht zu tun — aber in der Not frißt der Teufel Fliegen, und da muß ich wähl auf den Bock Ne-tteru rvenn Fräulein Berger es nicht tun will."
Die blonden Mädchen und Jnngard in: Wagen unterdrückten nur mühsam die aufsteigende Lachlust bei den: kläglichen Anblick, den die Erzietznin bot, als ihr die Zumutung gestellt wurde, den Kutscherbock zu besteigen. Hastig, ivorllos stieg sie in den Wage::, und nahm Irmgard gegenüber Matz. Lilly aber rvarf Irmgard Düren einen trrunrphiereirden Blick zu und schwang sich lachend zur kutscherlichen Höhe empor.
2«. Jahrgang.
zahl der ganz großen Marinegeschütze und die entsprechende Panzrruirg zu tragen vermögen. Auch ivird sin möglichst düsteren Karben die internationale Situation gemalt, die freilich zu absoluter Befriedigung iroch (keinen Anlaß bietet. Als Grund der unbehaglichen Situation ivird dabei das seegewaltige Englcnrd bezeichnet, ohne daß man indes bisher Tatsache:: cmzugeben vernurg, die diese Ansicht naher "begründen. Die Mittel für diese Vergrößerung der Flotte, die sich immerhin auf 70 bis 100 Millionen Kronen belaufen dürsten, müssen erst noch von den Delegationen bewilligt werden. Inzwischen hat aber die bloße Nachricht von der Absicht dieser Schiffsbauten in England neires Wasser au? die Mühle der Flottenchauvinisten geliefert, die ohne große Skrupel einfach die Schiffe Oesterreichs der deutschen Flotte zurechnen und eine Bedrohung des Seeweges :m'ch Indien an die Wa:st> malen. Bereits erklären die Blätter der Germanophoben und Flottenfanatiker, daß die vier bedingungÄveise in Aussicht ge:rommenen npftischen „Drecünroughts" gar nicht hinreichend seien, um Englands Seeherrschast zu sichern, und es sieht ganz danach aus, als werde das Wettrüsten zur See in den nächsten Jahren in verstärktem Maße betrieben werde::, wein: nicht doch auf dem Wege einer vernünftigen Ber- einbaruW eine gegenseitige Sicherung und Einschränkung erfolgen kann.
Kündigung des englisch-japanischen Bündnisses durch Japan ?
Wie die offiziöse „Wiener Mg. Ztg." von gut unterrichteter japanischer Seite erfährt, trägt sich die japanische Regierung ernstlich mit der Absicht, das im Jahre 1005 abgeschlossene Bündnis mit E'ng- land zu kündigen. Das Bündnis ist aus 10 Jahre abgeschlossen, kann aber im Laufe dieser Zeit immer einseitig gekündigt werden. Das Bündnis garantiert Japan den englischen Kolonialbesitz in Ostasien. Sobald das Bündnis endigt, ivird England genötigt sein, in Ost- asien eine neue gpoße Kriegsflotte aufzustellen. Bekanntlich hat England nach dem Abschluß des Bündnisses seine Kriegsflotte aus den Gewässern des Stillen Ozeans zurückgezogen. Tie Wiederausstellung einer ansehnlichen Flotte im Stillen Ozean durch Livland ist ohne Schwächung seiner vermacht in der Nordsee iu den nächsten Jahren nicht dur ch sü h r»
„Vorwärts, Johann!" rief sie dem Kutscher zu, schnalzte lustig mit der Zunge, und knallte dazu ganz rvunderuiedlich mit der Peitsche, gerade als sei das ihr Tagesgeschäst.
Fort ging es nun in die schimmernde Ferne. Irmgard war alles iwch wie ein Traum. Links die grünen Rebengellnrde, Mischen denen schon hie und da ein braunrotes Blatt prangte, rechts der Rhein mit seinen grünen Wogen und schwellenden Segeln. Dort eine Burg — hier ein Keiner Friedhof nnt schmucklosen Kreuzen. Mes nahm ihre Phantasie gefangen, lind vvr ihr auf dem Ku sicher bock, kräftig Zügel und Peitsche führnid, thronte Lilly von GleichenkMrg, das strahlende, rosige. Leben gleichsam vorkörperick). Wie reizend der Kleinen das blaue mit Weißen Litzen besetzte Matrosenkostüm stand und das kecke Hütchen auf den: Köpfchen, das von dichten goldblonden kurzen Löckchen umrahmt war, ließ es nickst ein allerliebstes Knabengesicht sehen? Und doch lag über der ganzen kleinen Figur da oben ein unsagbarer Schimmer von echter, holder Weiblichkeit.
Irmgards Gedanken schweiften weiter und ihre Augen stickten sich in die milden klaren Augensterne Renatens, svesihc ihr gegenüber auf dem Rücksitze saß. Da war keine. Lpur von dem Uebermut, der aus Lillys Augen blitzte Ein fast überirdischer Glanz lag in den Mädchen- augen Renate vvn Gleichenburgs, über dem feinen nur -inatt vvn zarter Röte angehauchten Gesicht. Csine wahre Goldslut des herrlichen Blondhaars fiel in natürlichen Locke:: in den Nacken herab, und wob einen leuchtenden Schimmer um das still verklärte Engelsantlitz.
Renate war schön, überirdisch schön! Clarissa meinte zwar, das machten nur die langen Locken, u:st> hatte nichts Eiligeres zu tun, sich gleich nach dieser Erkenntnis ebenfalls solche zuzulegen, von denen Lillys stets, wenn die Rede darauf kam, ganz ernsthaft behauptete: „Ganz frisch aus Wiesbaden," aber Fräulein Berger mußte sich doch gestehen, daß es die Locken nicht allein stein kömtten. Freilich Renatens Locke:: waren blond und Clarissas schwarz. „Ob die Mensche:: wohl blonde Locken liebe: hatten, als schwarze?"
Die Erzieherin schien im Augenblick sehr ernsthaft darüber nachzudenken, :md Irmgard hatte Muse, fix genau zu beobachten. (Forts, folgt.)