Berlin.
(Nachdruck verbalen.)
Be-vlin! Vor 100 Jahren hatte es noch nicht 200 600 Anwohner, heute füllen seine Mauern über 2 Millionen; Niil den Vororten beherbergt es über drei Millionen. -Das rapide, amerikanische Wachstum der Stadt begann ^rfi 1871; wer weiß;, wie es nnt Berlin gegangen wäre, Mte Bayern damals i,m> Wettstreit zwischen Süd und ^rd die Paline errungen, wäre München damals des -kutschen Reiches Hauptstadt geworden.
Man mag es für Münchens Weiterentwicklung be- Kmcrn, daß, die Dinge damals so gingen, sie mußten ja Allerdings mit Naturnotwendigkeit so konrmen. München, §yisr unbestrittene Theater- und Kunststadt ist als Thea- -nchadt von Berlin völlig verdrängt worden, in der Kunst wacht ihm Berlin heute schon gewaltig Konkurrenz und zchrd es im Lauf der nächsten Jahrzehnte vielleicht überflügeln. Wie ein unwiderstehlicher Magnet zieht Berlin Alles an, was einen Namen hat oder sich einen NameN machen null, was nach Ehre nnd Gewinn brennt und was -as brausende Leben lockt, da wo es am tosendsten brandet.
sind das Leben brandet und braust in Berlin wie nirgendwo sonst in Deutschland. Es ist der Brennpunkt, M dem sich di« Strahlen sammeln. Hamburg, das init dein angebauten Altona 1 Million Einwohner zählt, die groß-' Handels- und Hafenstadt, macht dagegen einen fast ruhigen Eindruck.
In Berlin drängt sich alles zusammen, was em- porkommen will, was im Mittelpunkt des moderneu Lebens mitringen und mitstreiten will, aber auch alles was stch ausleben und ausrobM will. Und dieses letztere Moment verleiht Berlin seinen unangenehmen, widerwärtigen Charakter. Es wäre allerdings auch ohnedem nicht liebenswürdig. Denn der alteingesessene Märker und Ber- kmer ist kühl bis ans Herz hinan und hält sich für eine Art von höherem Lebewesen, Und nun seit der Berliner zum ReickMMiptstädter geworden ist, da weiß er sich kaunr mehr zu fassen. Er enrpsindet vielleicht ein ähnliches Gefühl wie der alte Römer mit seinem: „Oivm Ro- wsmm 8nm". Wie der Römer auf seine Provinzialen geringschätzig herabsah, so denkt der Berliner wohl Und «och mehr die Berlinerin: „Gott, die Provinzler". Nnd Nun vollends das internationale Lebeelement, das sich hier breit macht. Es könnte einem wirklich manchmal die Freude an Berlin verleiden.
Denn man muß, seine Freude haben an diesem Berlin. Wie schön und erhebend ist doch dieses machtvoll flutende Leben, diese geheimnisvolle Kraft, durch die Hunderttausend« hier zusammengetrieben worden sind, die nun in rastlosem Wettbewerb immer neue Kräfte frei machen. Hier erscheint der Mensch als der Sieger über die Natur. Alle Hilfsmittel der Technik, alles was Men- Hchengeist erdachte und erfand, um die Lebensmöglichkei- tM zu bessern, alles steht hier in vollen! Maße zur Verfügung, Me Errungenschaften der Kultur können hier -.rusgeschöpft und ausgekostet werden.
Aber neben dieser einen Kraft, die je den, der sich ihr anvertraut, mit emporreißt, und zu ungeahnten Höhen And Ausblicken führt, neben ihr waltet nctchj eine andere Kraft, einesdämonische Kraft voll unsagbaren Grauens und wehe dem, der sich von ihr ergreifen läßt. Wie viele Äusgetzöhlten Gesichter, wie viele vertierten Fratzen zeugen oon ihren verheerenden Wirkungen. Doppelt gefährlich W diese Dämonin, da sie so oft in glänzendem! Gewände ' mht, da sie so oft verführerisch winkt. Aber ihr Glanz ist gleißnerisch und hinter ihrem Lächeln lauert der Untergang. Viele reißt sie ins Verderben und Menschenopfer fallen unerhört.
Es ist klar, daß mau Berlin nicht nach der Friedrichsstadt und ihrem berüchtigten Nachtleben beurteilen darf. Im Anfänge verfällt man leicht in diesen Fehler. Mer allmählich nrerkt man, daß dieses WsunKnenschen- ftim übelster Art doch nicht alles in sich faßt, was Berlin heißt, und daß es nicht nur Berliner sind, aus denen, sich Las Publikum der Cabarets und Barytes nnd Ball- kvkale der Friedrichstadt zusammensetzt.
Was hier ins Auge fällt, das ist eine direkt brutale, entmenschte Genußsucht, der jede Rücksicht und jedes Verantwortungsgefühl abhanden gekommen ist. „Laßt uns leben, denn nrorgen find wiL tot", das scheint das grausige Grundmotiv dieser grellen Musik zu sein.
Es ist schon gesagt worden: es sind- nicht allein die Berliner, die es so treiben; aber die Berliner sind es auch Alerdings ist ja schwer zu sagen, wie weit der Begriff „Berliner" reicht. Bei der Volkszählung von 1005 waren nur 40 Proz. der ortsansässigen Berliner in Berlin geboren, und ich weiß nicht, ob die zugewanderten Berliner moralischer sind, als die eingeborenen, oder umgelehrt. Aber, wenn wir geborene und eingewanderte Berliner als ortsansässige zusammenfaffen, so müssen wir sagen, daß weiten Kreisen der Berliner jede Spur von Religiosität abgeht. Religiosität natürlich nicht zu verwechseln mit Kirchengläubigkeit. Ich, meine jene tief greifende Lebensauffassung, die dein Menschen das vollständige Nchgehenlassen niemals gestatten kann, das Verantwortungsgefühl, das jede Handlung nach ihrem sittlichen Werte wißt und dem Schiedsspruch des Gewissens unterwirft.
, Gewissenhaftigkeit, Verantwortungsgefühl, das ist es, was weiten Kreisen der heutigen Berliner Bevölkerung vollständig zu fehlen scheint. Ob man diese Gemütsver- whung aus dem ursprünglich gemütsarmen, kalten, nüchternen und der feineren Gefühlstöne entbehrenden Naturell des Märkers entsprungen, oder ob sie von aussen keceingetragen ist, genug sie ist da.
Neben dieser jeden guten Schein.meidenden Lebensrichtung macht sich, wenn auch etwa verschwiegen und dem Fernerstehenden nur etwa durch die Vermittlung der christlichen Hospize zugänglich, jene in ihrer Art fast Aenfo wenig erfreuliche Orthodoxie geltend, die dem «Grundsatz des Lebens und Gewissens um jeden Preis, Ebenso schroff den Grundsatz vom Ertöten alles Fleisch- «Gm, vom Verzicht auf alle Lebensfreudigkeit entgegew- mllt. Diese entsagungsvolle Zlskese würde mehr Achtung ^nötigen, wenn sie nicht allzuoft einen fo heuchlerischen, pharisäerischen Eindruck machte und wenn sie selbstlos und kW auf Belohnung genrünzt wäre.
Viele sympathischer wirkt neben diesen Frömmlern die äußerst rührige Heilsarm«, die nicht nur betet, sondern gleich auch zufaßt. Wie viel Gutes hat sch schon Unter den Elenden der Großstadt gewirkt, ihre soziale Fürsorge steht Unbestritten als etwas Einzigartiges da. Wie bewundernswert sind die Mädchen und Frauen, die im Dienste ihrer Idee auf den Straßen und in den Cafös Flugschriften verteilen und da und dort einem durch ihr bloßes Erscheinen das Gewissen wieder erwecken.
Vs gibt im Schoße der Reichshauptstadt allerhand sonderbare Sektierer und Schwärmer. Interessant ist eine Gruppe von Leuten, die sich als die „Armee des Einen" bezeichnen und den merkwürdigen Kampfruf „Omen" im Munde führen. Ans einem Flugblatt, das mir zufällig in die Hände kam, geht hervor, daß sie kein bestimmtes Dogma haben und daß sie es auf die Erweckung wahrhaft sittlicher Persönlichkeiten absehen, die in sich selbst eine Kraft bsergen, die sie oben erhält.
So wäre noch mancherlei zu reden von den geistigen Strömungen der Reichshauptstadt, wie sie sich im religiösen, im sittlichen, im politischen, im literarischen, im künstlerischen Leben wiederspiegeln.
Durch das Ganz« hindurch geht ein Streben nach Form, hinter dem der Inhalt zu kürz kommt. Das Aesthe- tische steht im Vordergrund, nicht das Ethische. Schöne Kleider, Form vollendete Feuilletons, prickelnde Theaterstücke, viele Gemäldeausstellungen, das will man. Nirgends Betonung des Gehalts, nirgends Suchen nach dauernden Werten. Sensation, nur Sensation! Dies ist die Kultur des Berlin der Gegenwart. Denn: die Kultur der Gegenwart im allgemeinen, dies wollen wir doch nicht sagen. Berlin ist ja glücklicherweise nicht — Deutschland. Noch..haben wirf München, Dresden, Hamburg, Frankfurt a. M., Leipzig und andere Städte.
Aber trotz dieses Verdikts bleibe ich dabei: Man muß seine Freude haben an diesem Berlin. Und man kann seine Freude haben a'n diesem Berlin, wenn man das ins Zentrum seiner Betrachtung rückt, was, nüchternes, reales, alltägliches Leben ist. Lassen wir alle höheren Aussprüche weg wie auf Herzensbildung, Gemütstiefe, Kunstverständnis, kulturerfiillte Persönlichkeit, lassen wir all dies weg, was wir von süddeutschem Leben gewöhnt sind. Erinnern wir uns, daß Berlin im Grunde eine Parvenüstadl ist, ein junger Barbarenfürst, der sich in seinen seidenen Gewändern, unter seinen Bildern, und im Verkehr nrit einer ihm! bisher fremden höheren Welt noch nicht recht wohl fühlt.
In Allem, wo es nur ein rein praktisches Denken gilt, da ist der Berliner sehr brauchbar. Will er Persönlichkeit sein, individuelles Denken zeigen, daun wird er zur Karikatur. Aber- er ist ein ausgezeichneter Organisator nnd Geschäftsmann. Er ist rauh und lebendig, erfaßt den Dcionrent und steckt: voll von Lebensklugheit.
Jeder kahle Hof wird ausgenutzt, um einen „Sommergarten" herzustellen, der Arbeiter baut sich in seinem Gärtchen von ein paar Quadratmetern ein Häuschen; steckt eine Fahne drauf und fühlt sich so wohlj als ein Millionär in seinein Sommerhaus. Ter Bürger strömt zur schönen Jahreszeit in Hellen Haufen in den Grunewald, dort legt er sich hin, ißt seine „Stullen" und tut, als ob er zu Hanse wäre. Neberhaupt Ungeniertheit ist Grundsatz. Denn der Berliner als Aebenskünstler weiß, daß man mit zu großem Feingefühl nicht weit kommt.
Und vieles gibt es, was ihn mit Stolz erfüllen kann. Da ist das Warenhaus Wertheim, eines der schönsten Bauwerke der Stadt mit seinen riesigen Dimensionen, ein ganzes Geschäftsviertel ersetzend, da ist die Untergrundbahn^ eine Vereinigung von Technik und Kunst, da ist der Eispalast, der im Sommer gestiert, da ist die vorzügliche Feuerwehr und Schutzmannschaft und da ist der Kaiser mit seinen Prinzen, dem man seine Interviews nicht allzu übe! nimmt. Otto Werbach
Vermischtes.
Das Opfer einer Betrügerin
ist am ersten russischen Weihnachtstage in einem Koupe estster Klasse des Warschauer Schnellzuges Baron I. v. W. gcivorden. Auf einer der ersten großen Stationen bestieg das Koupe, in dem sich Baron W. allein befand, eine junge, hübsche, init geschmackvoller Eleganz gekleidete Dame und stellte sich bald dem Baron als die Witwe des Generals Tsch-arnowski, vor. Sie befinde sich auf der Reise nach Brest-Litewsk, um einer Richte, die von ihrem Manne böswillig verlassen worden wäre, und dem Verhungern nahe sei, Hilfe zu bringen. Gleichzeitig ließ die schöne Witwe durchblicken, daß sie Mitbesitzerin einer großen Goldwäscherei in Sibirien wäre.
Baron W. unterhielt sich mit der reichen und interessanten Witwe, die scheinbar naiv allerlei ans ihrer Ehe mit einem weitaus älteren Manne erzählte. Ws die Unterhaltung im besten Zuge war, öffnete die Unbekannte; ihre Handtasche, um gleich darauf mit einem .Aufschrei halb ohnmächtig in die Polster zurückzusinken. „Ich bin bestohlen", rief sie mit matter Stimme, „während meines Aufenthaltes im Petersburger Hotel d'Europe hat man mir mein ganzes Reisegeld im Betrage von 3 0 0 0 Rubel gestohlen." Unter anderen Umständen, fuhr die schöne Unbekannte fort, ließe sich der Verlust verschmerzen; allein sic müsse ihrer dem Untergange nahen Richte helfen, und der Feiertage wegen würde eine telegraphische Geldanweisung des Bevollmächtigten zu spät konnnen.
Mitleidig f lickte Baron W. auf die Erregte, zog sein Portefeuille und fragte unter Entschuldigungen, ob er ihr mit 50 Rubel aus der Not Helsen könne. Tie „Generalen" wieS das Anerbieten dankend zurück und erklärte mindesteus 300 Rubel nötig zu haben. Baron W. konnte von seinem Gelde nur 180 Rubel entbehren, wandte sich aber an einen bekannten Eisenbahningenienr, der denselben Zug benutzte und bat ihn, die noch fehlenden 120 Rubel auszulegen. Ter Ingenieur kam dieser Bitte ohne weiteres nach und Baron W. überreichte der Unbekannten 300 Rubel, dch ihrerseits ein Telegramm an ihren Bevollmächtigten aussetzte und ihn beauftragte, sofort an die Adresse des Barons W. 300 Rubel telegraphisch anzuweisen. Das Telegramm überreichte die „Generalm" dem Baron zur Beförderung. Als der Zug
auf der Station Sdolbunowo hielt, verließ die Uribe- .kannte Kren .Zug, nm,stne sch sagte, «der Petersburger Polizei über den; Diebstahl zu telegraphieren. Baron W. war von der Fahrt ermüdet und schlummerte ein; als er erwachte, sah er zu seiner' Verwunderung, daß die „Generalin" nicht da sei. Er erkundigte sich, wie die „Petersb. Ztg." meldet, bei dem Zugpersonal nach: ihr und erfuhr,, daß sie auf der Station Sdolbunowo den Zug verlassen hätte. Es stellte sich.heraus, daß die angebliche „Generalin" eine Schwindlerin ist, die ähnliche Manöver schon öfter ansgeführt hat.
Der verweigerte Gruß.
Ein origineller Vorschlag ist in Schopfheim im oberbadischen Wiesental von einem Herrn gemacht worden. Er scMgt ch der Press« vor, zum Schutz der Singvögel ejnen.Verein zu gründen, dessen Mitglieder keineDame mehr grüßen, die eien Bogelbalg auf dem Hute trägt. Der Ausruf schließt mit den Worten:
„Ein holdes Weib wählt Blumen,
Auch .Bänder steh'n ihr gut,
Ein stolzes würgt die Vögel Und steckt sie auf den Hut.
Ich grüß' dich, schönste Blume In frischer Morgenluft,
Und weig're Gruß dem Balge Mit seinem Moderdust.
Gemeinnütziges.
WÄMs" jünger Saaten gegen ^ögel. 1
demnächst in den ersten wärmeren Wochen die Au« fast im Garten begimch fängt gleichzeitig auch die Rot! mit den Vögeln an. ES ist nicht nur der freche Spatz»! sondern auch di« Lerche, die Amsel, und mancher ander«! liebe Sänger, dem wir sonst seine Körnchen gerne gönne» möchten, die sich hier in einer Weise unnütz machen, daß auch guten Vogelfreunden schließlich die Geduld reißü Leute, deren Liebe zum Garten größer ist als ihre Anhäng«' lichkeit an das gefiederte Kleinvolk, greifen dann zum Flobert und baumeln baS erste unglückliche Opfer ihr« Schießkünste an einem Faden über dem Saatbeete auf, de» übrigen Störenfrieden zum warnenden Exempel. Meist! nützt diese Grausamkeit garnichtS, bei den dreistesten Spitz«, buben wenigstens, den Spatzen, hat es gar keinen Erfolg.! Man empfiehlt vielfach das Aufstreuen von Farbpulver aüf die Beete. Man wählt einige grelle unangeriebene Ölfarben und bestreut mit dem Pulver daS Erdreich. Sie halt« dem Regen io lange Üand- Lis die Saaten über die größte Gefahr hinaus find. OS dieses Mittel, das ja den Vorzug der Einfachheit und Billigkeit unbestreitbar besitzt wirklich hilft, können, wir aus eigener Erfahrung nicht bestätige«. DaS Rotfärben der Erbsen mit Mennige vor dem Aussäe»
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N ein bewährtes Abschreckungsmittel gegen Tauben. Sperlinge kehren sich nicht daran. Klappern und der«, gleichen haben auch nur geringen Wert. DaS Zudecke»; mit Tannenzweigen hält die Entwicklung der Saaten; hintan, das Schützen mit eingerahmten Drahtgiiiern ist KaS zweckmäßigste, unbedingt sichere Mittel, lohnt sich aber! NM bei kleineren Flächen und wenn man im Eigentum fitzt! und sich dementsprechend vor Ausgaben nicht scheut, di« nur für di« bestimmten Verhältnisse eines Gartens be«' rechnet find. Tsps Empfehlenswerteste wird in den meiste» Fällen das Bespannen mit Fäden sein, welches unsere Abbildung vor Augen führt. Es ist keineswegs nötig, daß, man Fähnchen, Papierschnitzel und dergl. an den Fäden: anhängt. ES ist auch nicht notwendig, daß die Fäden sehrj eng gespannt find. Die meisten Vögel fürchten sich vor: den dünnen Fäden, in denen sie Fangschlingen vermuten» und selbst der freche Spatz meidet ein so bespanntes Beeh! wenn er einmal unversehens mit einem der Jädm zu», kammengestoßen ist. Auch die Tauben scheuen sich davor,! ferner auch die Feinde der aufgekeimten jungen Saat, wie B. die Rebhühner. Wenn man die Bespannung um das Beet herumführt, werden auch Kaninchen vielfach abgehalten. Nur die Ratten lasten sich nicht -urückschrecke» vnd müssen mit Fallen weggefcmgen werden.
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Vom Hasenfratz beschädigte Obstbäuuie
werden, wenn die Rinde nur auf einer Seite durchgenagt ist oder wenn die Nagestellen in großen Unterbrechungen um den Baum gehen, wenn also die übriggebliebenen Brücken von Rinde und Bast noch genügend Nahrung vermitteln und Schutz gewähren, mit Pflaster geheilt: Man verschmiert die Wunden mit Baumwachs, oder man streicht eine Mischung von Lehm und Kuhdung (in dünnem Brei) darauf. Ist dagegen die Nagefurche rings um den Baum durch den Bast hindurchgeführt, so hilft nur eine energische Operation dem Todeskandidaten. Denn das ist ein solcher Baum in allen Fällen. Man schneidet mit der Säge die ganze zernagte Stelle heraus und verbindet die beiden unversehrten Stammteile durch Veredelung wieder miteinander. So können in vielen Fällen wertvolle Obst- büume gerettet werden, denen man rechtzeitig einen genügenden Schutz vor Hasenfraß zu geben vergessen hat. Di« Veredelung muß im Frühjahr oorgenommen werden.