Prüfung jst von ihnen nicht zu verlangen. Ter Zugang zur Hochschule muß jedem Lehrer offen stehen. Die Stel­len ^r Leiter von mehrklassigen Schulen sollten nur an Lehrer im gereifteren Mannesalter übertragen werden. Es muß namentlich auch Vorsorge getroffen werden, daß Leh­rer zu Bezirksschulinspektoren erst in dem Alter ernannt werden, in welchem Pfarrer, Regiminalisten und Richter für gewöhnlich in Bezirksämter kommen. 12) Tie Be­au fs i ch t i g u n g des vom Lehrer erteilten Reli gions- unterrichts durch kirchliche Organe muß unbedingt verworfen -werden. Die Kundgebung geht besonders auf letzteren Punkt ein und betont, daß dadurch ein Aus­nahmegesetz für die evangelischen Volksschullehrer ge­schaffen werde. Das gesetzliche Recht der Beaufsichtigung und Leitung des vom Lehrer gegebenen Religionsunter­richts habe bisher die evangelische Kirche nicht besessen. Es müsse dringend verlangt werden, daß der gesamte Unterricht des vom Staate angestellten Lehrers le­diglich unter der Aufsicht des staatlichen Schul­inspektors stehe. Wolle aber die Kirche das Aufsichts- recht über den Religionsunterricht, so möge sie diesen! Unterricht auch in vollem Umfange erteilen. Es sei nicht ersichtlich, warum nicht in das Gesetz ausgenommen werde, was das Konsistorium in Aussicht gestellt habe, daß der Religionsunterricht des Lehrers auch künftig allein vom staatlichen Schulinspektor geprüft werde.

Zur Kundgebung des Bischofs bemerkt die in Freiburg erscheinendeBreisgauer Zeitung": Das Vorgehen hsss Rottenburger Ordinariats erinnert an die Haltung der Freiburger Kurie in den 1860er Jahren zur Schulfrage, und nach Ablauf der Schulkämpfe fand sich die Kurie ganz tzut mit den neuen Schulgesetzen ab. Das wird auch in Württemberg der Fall sein. Warum sich gegen eine zeitgemäße Schulreform sträuben? Will man denn konservativer sein als die Konservativen?

Gegen den Schund in Wort und Bild. Das Ministerium des Kirchen- und Schulwesens hat durch die aufdringliche Art, mit der die sogenannten Detektivgeschichten unter den Schülern der Volks-, Fortbildungs- und höheren Schülern ausgestellt und angeboten werden, die Polizeibehörden angewiesen, gegen die Verbreitung solcher Schriften im Rahmen der bestehenden Gesetzgebung mit Strenge.vorzugehen, sowie die kinematographischen Vorführungen, deren Einfluß auf die Schuljugend nicht weniger bedenklich ist, einer scharfen Ueberwachung zu unterziehen und ihnen den Besuch aller anstößigen und ungeeigneten Darstellungen zu untersagen.

Stuttgart, 8. Dez. Heute ist ein weiterer Teil de« Berichts der Volksschulkomission der Abg. Kammer über die Volksschulnovelle ausgegeben worden, der sich auf die Beratungen 1. u. 3. Lesung der Art. 811 der Novelle bezieht. Dem Bericht ist auch die bekannte Ausstellung der Mehrkosten beigegeben, welche nach Art. 8 u. 9 gegenüber der Regierungsvorlage durch die Vorschläge Dr. Hieber (DP), Löchner (Vp) bezw. Heymann (Soz) entstehen würden.

Stuttgart, 8. Dez. Die Ueberschreitungen der Vor­anschläge bei verschiedenen größeren städtischen Bauten haben .die Stadtverwaltung veranlaßt, die betreffenden technischen Aemter anzuweisen, in Zukunft nur noch genau ausgearbeitete und ins Detail gehende Voranschläge dem Kollegium zu unterbreiten, wodurch derartige Ueber-- fchreitungen, wie sie in letzter Zeit vorkamen, vermieden werdet können.

Stuttgart, 8. Dez. Die Vereinigten 20 Bürgerver­eine haben für die am 11. Dezember stattfindeude Bürger­ausschußwahl folgende Kandidaten empfohlen: 1) von der Deutschen Partei: Kaufmann Bock mit 61 St., Hofkupserfchmied Harrsch mit 61 St., Fabrikant Beisbarth mit 60 St., Bauwerkmeister Haller mit 60 St., Hof­schlossermeister Kantlahuer mit 60 St., Schultheiß a. D. Geiger mit 58 St., Weingärtner Stöckle mit 58 St., Kanzleisekretär Heußler mit 54 St. 2) Von der Volks­partei: Handelsgärtner Hausmann mit 39 St., Hof- flafchnermeister Vötter mit 30 St., Privatier Hahn mit 22 St. 3) Von der Konservativen Partei: Kauf­mann Kienzle jr. mit 61 St., Schnhmachermeister Bär mit 60 St., Kanzleirat Schilling mit 60 St. 4) Vom Zentrum: Rechtsanwalt Dr. Schilling mit 30 St.

Stuttgart, 8. Dez. Zu der Frage der Wasser- v e r f o r g u n g «GroßkStuttgarts erfährt das Neue Tag­blatt, daß ein anderes Schwarzwaldprojekt außer dem Enztalwasserversorgungsprojekt ausgearbeitet werde, bei dem es möglich sei, den von der Regierung verlangten Nachweis zu erbringen, daß bei seiner Ausführung die Quellen in Wildbad in keiner Weife berührt werden. Das Jllertalprojekt, >tzas 13 Millionen mehr erfordern würde, als das Enztalprojekt, nämlich insgesamt 25 Millionen, habe wegen dieser hohen Kosten geringe Aussichten auf Verwirklichung.

Stuttgart, 8. Dez. Heute nachmittag wurde in An­wesenheit des Königs, des Herzogs Robert, des Kult­ministers und des Kriegsministers das renovierte Stutt­garter Schwimmbad wieder eröffnet. Der Vorsitzende des Auffichtsrats, Geh. Hofrat Leo Berter, hielt die Fest­rede, an die sich ein Rundgang und verschiedene Schwimm­vorführungen anschlossen.

Reutlingen, 8. Dez. In dem von Touristen viel besuchten Traifelberg ist bei der Verfolgung eines Wildes durch einen Jäger der Eingang zu einer Höhle entdeckt worden. Tie Hälfte befindet sich unweit des Lochfelsens, ist 200 Meter lang, 34 Meter hoch und hat ganz eigen­artige Gebilde. Zur Nebelhöhle und zu der Honauhöhle kommt somit nunmehr auch eine dritte in derselben Ge­gend.

Nah und Fern.

In der Nacht vom Sonntag zum Montag brach in Holzgerlingen bei Böblingen wiederholt Feuer aus, dem die drei zusammengebauten Häuser zum Opfer gefallen sind. Nur dem raschen Eingreifen der Feuerwehr ist es zu verdanken, daß nicht eine enggebaute Gasse vollständig abgebrannt ist.

Aus Ellwangen wird gemeldet: Am Sonntag kam zu der Frau des wegen Brandstiftung zur Zeit hier in Untersuchungshaft sitzenden Waldhornwirts Förderer in

Aalen ein Herr, der sich als Gerichtsschreiber am Land­gericht Ellwangen vorstellte und der Frau die Mitteil­ung machte, daß ihr Mann aus der Untersuchungshaft entlassen würde, wenn sie für ihn eine Kaution in Höhe vion 300 Mark stelle. Die Frau, welche das Geld nicht daliegen hatte, wendete sie sich an einen Dritten, der Verdacht faßte und ihr riet, die Sache dem Stations- kommandanten anzuzeigen. Die Frau befolgte den Rat und bestellte denHerrn Gerichtsschreiber" Dienstag früh an die Bahn, wo er die 3P0 Mark erhalten sollte. Als die Frau mit dem Stationskommandanten am Bahnhof Aalen erschien, war der Herr nicht da. Sie fuhr daher nach Ellwangen und erkundigte sich auf dem Amtsgericht nach dem Sachverhalt, worauf ihr die Mitteilung ge­macht wurde, daß das Ganze auf Schwindel beruhe. Als nun die Frau wieder nach Haufe fuhr, stieg auf einer Zwischenstation derHerr Gerichtsschreiber" ein, worauf die Frau die Polizei verständigte, welche den Schwindler in Aalen in Empfang nahm und in sicheren Gewahrsam brachte. Er gibt an, Mayer zu heißen und von Söf­lingen zu sein.

Nach einer Meldung aus Chemnitz ist Dienstag nachmittag gegen 3 Uhr in Grün-Hainichen eine Jn- teyimsbrücke ein ge stützt. Dabei sind zwölf Per­sonen verunglückt; eine ist tot, acht sind leicht und drei schwer verletzt.

Aus Krefeld wird gemeldet: Im Krankenhaus Be­thanien zu Mörs verübte ein soeben operierter Kranker einen Mordversuch auf die ihn pflegende Schwe­ster. Er brachte ihr mit einem Messer sehr schwere Ver­letzungen bei; man hofft die Schwester am Leben er­halten zu können.

Eine seltsame Nachricht kommt aus Aachen: In der Kreisstadt Eupen (im belgischen Hertogenwald) wurde das Automobil eines Herrn G. Malmedi von 5 Hir­schen angegriffen. Bei einer scharfen Ausbiegung stürzte der Wagen und die beiden Insassen stürzten aus dem Automobil, erlitten jedoch nur leichte Verletzungen. Die Hirsche ergriffen alsbald die Flucht.

Vermischtes.

Eine Bluttat im Gefängnis.

Berlin, 8. Dez. Eine schwere Bluttat im Un­tersuchungsgefängnis versetzte in der vergange­nen Nacht gegen 11 Uhr die dort beschäftigten Beamten in große Aufregung. Der Gefangenenaufseher Bastard hatte auf dem Hof, in dem sich das Lazarett befindet, ge­stern Nachtdienst. Als Bastard gegen 1 / 2 II Uhr die in ei­nem Gange befindliche Wächterkontrvlluhr auffuchen wollte, sprang plötzlich aus einer dunklen Nische ein Mann mit gezücktem Messer auf ihn zu. Ehe Bastard zur Besinnung kam, hatte ihm der Häftling drei tiefe Stiche in den Kopf beigebracht, welche das Gehirn bloß­legten. Der Schwerverletzte hatte noch die Kraft, seinen Säbel zu ziehen und sich den Bursch vom Leibe zu hal­ten. Tann brach er zusammen. Als er nach einiger Zeit aus der Betäubung Erwachte, schleppte er sich ztz dem nächsten Telephott, um nach der Zentrale den Alarmruf zu geben. Bastard konnte aber nur noch die Kurbel drehen, dann sank er wieder zusammen. Im letzten Moment gab er aus seiner Brownnigpistole zwei Alarmschüsse ab. Diese Schüsse wurden von dem übrigen Aufseherpersonal! gehört, das aber machtlos war. In dem Untersuchungs­gefängnis ist nämlich von dem Direktor nach Einziehung der Militärposten die Einrichtung getroffen wor­den, daß in jedem der Höfe nur ein Gefängnisaufseher Wache hält. Tie Schlüssel zu den einzelnen eisernen Ver­bindungstüren sind den Aufsehern abgenommen, während die Militärposten früher mit den Schlüsseln versehen waren und einen Rundgang durch sämtliche Höfe machen konnten. Durch diese neue Einrichtung war es den übrigen Aufsehern unmöglich, ihrem Kollegen sofort Hilfe zu bringen. Schließlich kletterte ein Aufseher über die fünf Meter hohe Mauer. Kaum hatte er den Gang betreten, als der Mes­serheld aus ihn losstürzte. Es kam zu einem heftigen Kampfe. Als es dem Aufseher nicht gelang, dem Ge­fangenen das Messer zu entreißen, schoß er in der Not­wehr den Gefangenen nieder. Jetzt erschienen die üb­rigen Aufseher, nachdem von der Zentrale die Schlüssel; geholt worden waren. Ter schwerverletzte Aufseher wurde in hoffnungslosem Zustande einem Krankenhaus zuge­führt. Der von dem Aufseher niedergeschossene Häftling ist ein gewisser Rubin, der wegen verschiedener Ver­brechen in Haft sitzt. Er war in einer Werkstatt im Ge­fängnis beschäftigt gewesen und hatte es verstanden, das zu seiner Bluttat benutzte Messer zurückzubehalten. Er wurde noch in der Nacht mit einer Droschke^ nach der Charitee geschafft, wo er inzwischen gestorben sein soll.

Ein merkwürdiger Prozeß.

Aus London wird der Stuttg. Mp. gemeldet: Mrs. Florence Maybrick, eine geborene Amerikanerin, die im Jahre 1889 wegen Vergiftung ihres Mannes, des Engländers David Armstrong, in Liverpool zum Tode verurteilt, dann aber zu lebenslänglichem Zuchthaus be­gnadigt und im Jahre 1904 in Freiheit gefetzt wurde, hat nach Meldungen aus Amerika zusammen mit ihrer Mutter, der Baronin v. Roque, gegen ihren ungetreuen Verwal­ter einen Prozeß gewonnen, bei dem es sichl, um ausgedehnte Ländereien in Virginia im Werte von 10 Millionen Mark handelt.

Der jagdfeindliche Pastor.

Die jagdlustigen Lehrer Braunschweigs können fürder nur noch unter erschwerenden Umständen ihrer Passion frönen. Sagt doch eine Verfügung des herzoglichen Konsistoriums, dem die Schule unterstellt ist, daß sie an Tagen, an denen sie im Dienst gewesen sind, einer besonderen Erlaubnis bedürfen und daß diese nur ausnahmsweise erteilt werden soll. Zu welchen Zwischenfällen es dadurch kommen kann, geht aus einem Briefwechsel hervor, den dieAllgemeine deutsche Lehrer­zeitung" mitteilt. Der Lehrer sendet folgendes Bitt­schreiben an seinen Ortsgeistlichen:

Hochehrwürden! Nächsten Mittwoch schließt mein Unterricht stundenplanmäßig mittags 12 Uhr. Falls es das Wetter erlaubt, gedenke ich nach Tisch einen

Prrschgang durchs Feld zu tun und erbitte mir dazu Ew. Hochehrwürden Erlaubnis, indem ich zugleich verspreche, vor Einbruch der Dunkelheit wieder zu Hause zu sein. Mit Ehrerbietung untertänigst -- N. dl., Lehrer.

Darauf schickt ihm der Pastor folgendes Ant­wortschreiben:

Herr Lehrer! Ich wundere mich sehr, daß Sie schon wieder einmal Erlaubnis haben wollen, um e'-- nem Vergnügen obzuliegen, das, wie ich Ihnen schon wiederholt bedeutet, mit dem stillen, geistlichen Cha­rakter des Lehrerberufs schwer in Einklang zu bringen ist. Kaum sind die Ferien geschlossen, während welcher

Sie, nach meinen eingezogenen Informationen, fast täglich mit Ihrer Flinte das Feld durchstreiften (zehn­mal in vierzehn Tagen), da baten Sie schon für ver­gangenen Mittwoch wieder um Erlaubnis, und nun schon wieder! Nach bestem Wissen und Gewissen muß ich Ihnen diesmal Ihre Bitte abschlagen. Ich meine es dürfte Ihnen auch nicht schwer werden, auf ein Vergnügen zu verzichten, das sogar Ihrem Pa­stor versagt ist. Anstatt mordlustigen Sinnes durchs Feld zu schleichen, lassen Sie uns lieber mit Mariasinn fromm zu Jesu Füßen sitzen. Ergebenst der Ortsschulinspektor dl. dl.

Dichter und Partei.

Peter Rosegger hat sich kürzlich dahin geäußert, daß er und mit ihm Wohl viele Gleichdenkende in keine unserer politischen Parteien Hineinpasse.Wenn man vor allem Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit sucht, ist man für keine Partei möglich." Darum solle man keiner zu­gehören, sich das Gute aus jeder Partei aneignen, das Schlechte bei jeder bekämpfen. Derngegenüber macht Otto Grund (Iserlohn) im Dezemberheft des Türmer geltend, daß ein solcher wahrhaft freier und edler Mensch zwar nicht in das heutige Parteigetriebe Hineinpasse.Aber was folgt daraus? Daß er nun fortbleiben und vor­nehm beiseite stehen soll? Das wäre meiner Ansicht nach das Schlimmste und im letzten Grunde Verhängnisvollste, was dem Vaterlande passieren könnte. Denn die aus natürlichen Wurzeln entstandenen Parteien selbst werden nicht verschwinden. Aber sie werden, wenn die edel und groß Denkenden sich zurückziehen, immer mehr in die Hände der Kleinen und Schlechten fallen, die aus jedem Tempel ein Geschäftshaus, aus jedem Heiligtum ein Pfund Ware machen, das zu den höchsten Preisen verkauft wird. Sie werden sich die Macht anmaßen und eine Schreckens­herrschaft aufrichten, die schließlich auch alle füll in der Ecke stehenden edlen Geister demütigen und bedrücken muß. Nein: jedes Staatswesen, dessen geistig bedeutende Bürger dem öffentlichen Leben, der Volksvertretung und den Staatsgeschäften völlig fernbleiben, muß sich ab­wärts bewegen. Die wirkende und schaffende Kraft er­leuchteter Geister ist für den Staat die Sonne, ohne die er verkümmert. Deshalb folgere ich: gerade die geistig bedeutenden Menschen müssen hinein in den öffent­lichen Kampf. Sie sind dem Staat die Sonnenkräfte schuldig, die in ihnen lebendig sind. Sie müssen den Kampf der Parteien veredeln, ihn durch ihr besseres Beispiel, durch das Gewicht ihrer Persönlichkeit beein­flussen, ihn auf die hohe Stufe hinaufführen, von der Segensströme für das Staatsleben ausgehen. Aber sie können das Parteileben nur veredeln, wenn sie sich an ihm beteiligen; das Wachstum zur Vollendung kommt von innen, nicht von außen. Leicht und angenehm ist es gewiß nicht, den Kampf der Parteien in reinere Bahnen zu lenken. Aber wer anders soll es, wer anders kann eS überhaupt vollbringen, als die, die schon in der Höhe heimisch sind, zu der sie die anderen emporziehen wollen?" Zum Schluß meint der Verfasser, Rosegger selbst gehöre in seine Partei! Vielleicht müsse er sie sich erst schaffen oder mehrere zu einer verschmelzen. Ich denke mir aber, daß gerade die deutschen Dich­ter Parteiführer im höheren Sinne sein müßten. Führer von Parteien, die sie aus der Tiefe zur Höhe geleitet haben. Sie, die geistig Begnadeten, besitzen ja doch einen tausendfach größeren Einfluß auf das Volk als irgendein anderer. Dürfen sie den Reichtum, der gerade in ihre Seele niederfiel, allein für sich behalten? Sie sollen ihn weitergeben und andere Seelen damit be­gnaden helfen. Nicht nur durch Bücher, die vielen tote Dinge loleiben, sondern auch nurch ihr Wort, durch« ihre lebendige Persönlichkeit."

Kaiser und Lotse.

Dem Pester Lloyd teilt ein Leser folgendes nette Ge- schichtchen mit: Der deutsche Kaiser kam im Sommer dieses Jahres mit seiner JachtHohenzollern" in einen norddeutschen Hafen. Wie üblich, übernahm vor der Einfahrt ein Lotse die Führung des Schiffes und postierte sich an dem Hauptsteuerräd. Der Kaiser, der seine Geschicklichkeit auch im Führen eines Schiffes er­proben wollte, stellte sich an das daneben befindliche Aushilfssteuerrad, und bemühte sich, die Richtung des. Schiffes ein wenig abzuändern, worauf er vom Lotsen, der offenbar nicht wußte, wen er vor sich hatte, mit den nicht sehr höflich betonten Worten ungefähren wurde: Bischt 'Du der Lotse oder ich?" Der Karser Verließ das Steuerrad und begab sich in seine Appar­tements; er kam aber gleich darauf mit einer Kiste Zv garren zurück, legte diese auf die Bank neben dem Lot­sen, klopfte ihm auf die Schulter und sagte:Du bist der Lotse."

Heiteres.

Der berühmte Kanzelredner Henry Ward Brecher betrat eines Sonntags seine Kirche und fand verschie­dene Briefe auf ihn warten. Er öffnete einen und fano, daß er das einzige WortNarr" enthielt. Gelassen uno mit dem gebührenden Ernste teilte er seiner Gememoe diese Taffache in folgenden Worten mit:Ich habe me Fälle erfahren, in denen jemand einen Brief ""g vergaß, seinen Namen zu unterzeichnen, aber dies u der einzige Fall, der je zu meiner Kenntnis gelang y' wo jemand seinen Namen unterzeichnet und den Bne; zu schreiben vergißt."