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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Mldbad.
verkündigungsblatt
der ttgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit
amtl. Fremdenliste.
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Nr 281.
Dienstag, den 1. Dezember
L»«8.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 28. Nov.
Am Bundesratstische Staatssekretär Sydvtv. Fortsetzung der ersten Beratung der
Reichsfinanzreform.
Abg. Erzberger (Ztr.): Won den Rednern sind die Steuerprojekte so zerpflückt worden, daß nur wenige unversehrt geblieben sind. Schon vor einem Jahre standen wir vor einer Kanzlerkrisis, die aber durch den parlamentarischen Rütlischwur beigelegt wurde. Wo bleibt jetzt der Reichskanzler? Warum beseitigt er nicht den großen Riß im Block? Das Zentrum hat stets in schweren Zeiten Hilfe für das Blühen und Gedeihen des deutschen Vaterlandes geleistet. In diesem Sinne werden wir auch sachlich an der Finanzreform Mitarbeiten, nicht nur der schönen Augen des Reichskanzlers willen. Eine Ausdehnung der Erbschaftssteuer auf , die Deszendenten und Ehegatten lehnen wir heute ab, wie wir es früher getan haben. Mit seinen Angriffen auf die Gewerkschaften hat -er Finanzminister nicht nur die sozialistische, sondern auch die christlich-organisierten Arbeiter getroffen. Ein Staatsminister mit derartig reaktionären Ansichten kann nicht als Vertrauensmann des ganzen Volkes gelten. (Sehr richtig im Zentrum). Heute wird dem Zentrum die Schuld für die Finanzmisere zugeschoben. Existierte das Zentrum nicht, dann hätten wir nach Ansicht des Herrn Müller-Meiningen das Paradies auf Erden. (Heiterkeit. — Sehr richtig bei den Freisinnigen). Es liegt aber am System. Der Reichstag sollte das Budgetrecht mehr aus- -chnen und steO, darauf dringen, daß seine Abstriche auch beachtet werden. Was mag die Regierung im Umherziehen an Reisespesen, Depeschen und Zulagen kosten? Ganze Regimenter werden nutzlos zu Paraden von Osten nach Westen geschickt. Statt Sparsamkeit in den Kolonien, werden viele Millionen verschwendet, namentlich für den Ausbau von Kiautschau. Ein wunder Punkt ist ferner die enorme Zunahme der Militärpensionen. Wenn wir nicht dazu übergehen jährlich einige Millionen im Etat zu streichen, so kommen wir in 5 Jahren zu einer neuen ZOO Millionen-Forderung. (Beifall im Zentrum.)
Abg. Emmel (Soz.): Die Erhebung von zwangsweisen Beiträgen zu den Gewerkschaftskaffen ist nichts verwunderliches, müssen doch die Handwerker zu der Zwangs- Innung auch Zwangsleistungen entrichten. Die neuen Steuern bringen den Arbeitern nur Arbeitslosigkeit und
Gegen unsere Vorzüge sind wir gleichgültig, über unsere Gebrechen aber suchen wir uns so lange zu täuschen, bis wir sie endlich sür vortiesflichkciten halten. Heine.
Ly Schuldig oder nichtschuldig?
Roman nach C. M. Braeme von E. Felsing.
Nachdruck verboten.:
(Fortsetz ang.)
Ter nächste Umstand, den die Anklage hervorhob, war die Tatsache, daß Mrs. Blair, gleich nachdem sie den Kaffee neben ihren Gatten hingesetzt hatte, das Gesellschaftszimmer verlassen und ihr Zimmer ausgesucht hatte. Wieder konnte er klar und deutlich darlegen,, daß Mrs. Blair genau dasselbe schpn oft getan hatte, daß sie, wenn ihres Gatten vier intimsten Freunde bei ihnen gespeist hatten, es stets als Herrenabend angesehen hatte und daß sie dann gewöhnlich nur eine halbe Stunde geblieben sei und die Herren sodann ihrem Billard- und Kartenspiel überlassen habe, so daß dieser Umstand, den der Herr Ankläger so besonders hervorgehoben hatte, seiner Meinung nach eher ein Beweis ihrer Unschuld denn der Schuld sei.
Tann folgte der Hauptgrund der Anklage, nämlich die Anklage ihres Gatten. Seiner Meinung nach, sagte er, fiele dieser Beweis erst gar nicht ins Gelvicht. Ter unglückliche Mann haßte sein Weib. Wenn man bedächte, daß er sie haßte, weil sie ihn nicht liebte, so wäre es nicht zu verwundern, daß seine Vermutung, seine Gedanken gleich auf sie sielen. Term sie hatte ihm den Kaffee gebracht, durch den er seinen Tod fand; so war es nur zu natürlich, daß er nun auch glaubte, ihre Hand hätte das Gift in den Kaffee hineingetan, -ber das sagte gar nichts, schloß der Verteidiger seine Rech f. tig-.ng d'est? Punk eö. Angmoinnrer:, Sir John Har: oder Sir Alan Flerchcr hätten ihm die Tasse ge-
Sorge. Die Sozialdemokratie hat nicht den geringsten Anläße ihren Obolus für die Reichssinanzreform beizusteuern, weil sie von dem jetzt herrschenden Regierungssystem doch bloß anfs brutalste unterdrückt wird, für dessen Aufrechterhaltung sie kein Interesse hat. Infolge der neuen Steuern wird die Arbeitslosigkeit noch verstärkt werden. Wir verlangen eine Einschränkung der Ausgaben, sowie eine Aenderung des politischen Systems nach der Richtung, daß im Interesse der Masse der Bevölkerung und nicht gegen sie regiert wird. Dem bestehenden System bewilligen wir keinen Mann und keinen Groschen. (Beifall bei den Soz.)
Dr. Arendt (Reichspt.): Auch wir treten dafür ein, daß die stärkeren Schultern schärfer herangezogen werden. Nachdem wir aber 1906 die Nachlaßsteuer ^»gelehnt haben, kann man nicht ohne weiteres, erwarten, daß wir ihr jetzt Anstimmen. /Die Reichsvermögenssteuer können wir nicht als Ersatz der Nachlaßsteuer betrachten. Eine Reichsvermögenssteuer würde eine Reichseinkommen-Steuer nach sich ziehen. Was würde aber dann aus den Finanzen der Einzelstaaten werden. Einen Weg zur Verständigung erblicken wie in der Einführung der Erhöhung der Matrikularbeiträge, die von den Einzelstaaten durch Erhöhung der Besitzsteuer getragen werden soll. Meine Freunde werden beim Etat das Prinzip der Sparsamkeit in jeder Weise praktisch zur Geltung bringen.
Abg. Hilpert (Bbd.): Eine Finanzreform ohne Heranziehung der stärkeren Schultern ist undenkbar. Die gegenwärtige Vorlage trifft aber fast durchweg die ärmeren Volksschichten.
Damit schloß die erste Beratung. Die Vorlage würde einer besonderen Kommission von 28 Mitgliedern überwiesen.
Die nächste Sitzung findet am Montag Nachmittag um 1 Uhr statt. T.-O.: Gewerbeordnnngsnovelle. Fra u en arb eit.
Schluß gegen 4 Uhr.
Rundschau.
Anträge auf Abänderung der Verfassung.
^ Die freisinnige 'Fraktionsgemeinschaft hat eine Kommission mit der Ausarbeitung eines Gesetzentwurfs, betr. die Aenderung oer Verfassung beauftragt. Diese Kommission hat gestern den vom Abg. Müller-Meiningen ansgearbeiteten Entwurf geneh-
migt. Die Grundlage dieses Entwurfs bildet die Er- riiAung eines Staatsgerichtshofs. Die Verantwortlichkeit der Minister und deren Stellvertreter ist ans der Grundlage der badischen Gesetzgebung ausgsarbeitet worden. Sie enthält die Haftung auch für die Handlungen des Kaisers, und zwar nicht nur dann, wenn diese der Verfassung entgegen sind, sondern auch wenn sie die Wohlfahrt und Sicherheit des Reichs bedrohen. Der Stratsgerichtshof soll an das Reichsgericht angegliedert werden und nach den Bestimmungen, die aus der Vorlage selbst; hervorgehen, seine Funktionen lausüben.
Die Pvlensraktion des Reichstags hat den Antrag eingebracht, daß der Reichstag einberufen werden muß, wenn ein Drittel seiner Mitglieder es verlangt.
» * *
Neue Stuventenkrawalle i« Prag.
In Prag ist es am Samstag zu neuen Ausschreitungen der tschechischen Studenten gegen Deutsche gekommen. Bei der Auffahrt der Studenten wurden 8 deut- fche Couleurstudenten von tschechischen Studenten überfallen und mißhandelt. Die deutschen Studenten mußten in das Gebäude der Unionbank flüchten, deren Tore geschlossen wurden. Die tschechische Menge belagerte das Gebäude solange, bis einige hundert Mann Gendarmerie die .Eingeschlossenen befreiten. Außerdem fanden Kundgebungen vor dem Deutschen Hause am Graben statt.
Zu den Vorgängen in Prag meldet die Neue Freie Presse: Bei der Samstag-Promenade der deutschen Studenten auf dem Graben kam es wieder zu großen Ausschreitungen der Tschechen, bei denen die deutschen Studenten insultiert And mißhandelt wurden. Um 12 Uhr mittags wurde bei dem Gebäude der Landesbank der Kordon der Gendarmerie durchbrochen und die Studenten angefallen. Ein Techniker erhielt einen Stockhieb über den Kopf, durch den die Schädelknochen zersplittert wurden. Auf dem Wenzelsplatz wurde ein sechsjähriger Knabe von dem Säbelhieb eines Wachtinspektors getroffen und verletzt. Der Student Ernst Veit aus Straßburg erlitt Verletzungen an Kopf und Händen. Auch ein Redakteur der Bohemia wurde insultiert. Die Ausschreitungen dauerten am Abend noch fort. Die Polizei erweist sich machtlos bei den Ausschreitungen. Am Vormittag wurde militärische Hilfe in Anspru^. genommen.
reicht, so würde er ebensogut einen von ihnen angeklagt haben.
Dndley Roß forderte die Anwesenden auf, sich die Gefangene anzusehen und ein jeder müsse bekennen, daß sie gar nicht dazu fähig sei, ein so schwarzes und grausames Verbrechen überhaupt nur zu ersinnen.
Seine Prophezeihung traf ein. Seine Lippen schienen Feuer in die Seelen seiner Zuhörer zu gießen. Er riß die Herzen der Menschen im Sturm mit sich fort, und wieder kam dem aufmerksam lauschenden jungen Weibe, das sich hier als Angeklagte vor den Schranken des Gerichts befand, die höchst sonderbare Vorstellung, daß alles dies von einer anderen Person, nicht aber von ihr gesagt würde, und wieder ertappte sie sich voller Staunen dabei, daß sie über sich selbst das Urteil sprach, diesmal nur mit anderen Worten: „Sie hat es nicht getan, sie ist unschuldig!" Das war das Endresultat, zu dem sie gelangte.
Und noch immer ließ ihr Verteidiger seine kräftige, klangvolle Stimme erschallen.
Er ging zu einer andern Einzelheit über, von der sich der Ankläger den größten Erfolg versprochen hatte, — nämlich zu der Auffindung von Arsenik unter ihren Besitztümern.
Er zerlegte die mädchenhafte Eitelkeit und den Wunsch, sich ihre Hautfarbe zu erhalten, der das junge Weib zu diesem verhängnisvollen Einkauf bewogen habe, bis in die tiefsten Einzelheiten; für die Wahrheit dieser ihrer Absicht könne er voll und ganz einstehen.
Er legte klar dar, wie unwahrscheinlich es doch sei, daß sie, falls sie wirÜich die Absicht gehabt habe, ihrem Manne Gift beizubringen, dies in einer benachbarten Stadt eingekanft haben sollte, wo sie doch so wohl- bekannt war und wo sie gar ihren Namen einschreiben mußte; sicherlich, hätte sie doch dann wenigstens den Versuch gemacht, diesen Einkauf geheimzuhalten. Und ferner —-wenn sie das Arsenik in der festen Absicht gekauft hätte, ihren Gatten damit zu vergiften, tvarum sollte sie es dann mehrere Monat? aufbewabrt haben, ehe sie cs gebrauchte?
„Und dann noch eins," fuhr Mr. Roß fort, „und wohl zugleich der stärkste Beweis zu ihren Gunsten. Wenn die Gefangene das Gift wirklich gebraucht hätte, um ihren Gatten aus der Welt zu schaffen, so wäre doch sicherlich ihr erster Gedanke, als die Aerzte von Arsenik sprachen, der gewesen, in ihr Zimmer zu eilen und es zu beseitigen, wenn sie das nicht überhaupt schon vorher getan hätte, wenn der Fall eben znträfe. Schon die Tatsache, daß sie gar nicht mehr an das Päckchen dachte, ist doch der deutlichste Beweis der vollkommensten Schuldlosigkeit der Angeklagten. Auch wurde Mr. Blair nicht sofort in Verwahrsam genommen; sie hätte also hinreichend Zeit gehabt, an ihren Toilettentisch zu eilen, um das Päckchen zu entfernen. Ein Mensch mit schuldigem Gewissen hätte das sofort getan."
Ta entstand ein Murmeln und Flüstern im Saale, das sich von Minute zu Minute steigerte. Tie Erregung galt der Tatsache, daß die Auffindung von Arsenik im Besitz der Gefangenen, was als der stärkst Punkt in der Anklage erschienen war, nun auch den stärksten Punkt ihrer Verteidigung ausmachte. Und diese Verteidigung war von einer Ueberzeugungskrast, der keiner sich zu entziehen vermochte. Es war ein Einwand, der jeder gesunden Vernunft einlenchten mußte. War sie schuldig, so wäre es ihr erster Gedanke gewesen, diesen verhängnisvollen Beweist ihrer Schuld zu beseitigen; aber sie hatte mit keinem Gedanken nur daran gedacht, hatte selbst nicht einmal mehr gewußt, daß sie Arsenik in ihrem Besitz hatte. Und dann hielt.Mr. Roß noch eine kurze Anrede an die Richter, die die Zuhörer gleichsam elektrisierte. Er warnte sie, sich durch bloße Erscheinungen und ungenügende, mangelhafte Beweise irreführen zu lassen; er warnte sie vor einem rUteilsspruch, der ein junges, blühendes Leben zerstören würde.
Eine Pause entstand, und wie ein tiefes, liefes Aufatmen ging es durch die versammelte Menge.
Solche, die mit ernsten Gesichtern und traurigem Herzen der Beweisaufnahme gegen die Gefangene zugehör: hatten und die zu dem Aes.Ulat gekommen waren,