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mit Erzähler vom Schwarzwald.

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Amtsblatt für die LLadt Wildbad.

verkündigungsblatt

der ttgl. Forstämter Wildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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Nr. '.'76.

Mittwoch, den 2L. November

^ Deutscher Reichstag.

Berlin, 23. Nov.

Am Bundesratstisch haben sich eingefunden Staats­sekretär Sydow, Twele, Loebell.

Präsident Graf Stolberg eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 15 Min.

Die Beratung der Reichsfinanzreform

wird fortgesetzt. Wi eurer (srs. Bp.): Unsere Finanzen wären besser, wenn nicht für eine verkehrte Polenpolitik Hunderte von Millionen nutzlos ausgegeben würden. (Sehr richtig links). Die beste Ablösung der den Ein- zelstaaten gestundeten ß42 Millionen betragenden Ma- trikularbeiträge wäre die Einführung der Reichsvermö­genssteuer. Solange nicht ein anderer beweglicher Fak­tor geschaffen ist, müssen wir die Festsetzung des Höchstbetrags der Matrikular beitrage ab­lehnen. Der ,Reichskanzler und der Finanzminister haben ein Loblied auf die'Sparsamkeit gesungen. Sie haben aber nicht gesagt, wo und wann gespart werden soll. Ich meine,der Kriegsminister muß voran, weil der am meisten sparen kann." Im Heerwesen finden viel zu viel Schaustellungen und Schaugeprange statt. Die Hauptquelle mancher entbehrlicher Marine- und Hee- resaüsgaben liegt in der Kommandogewalt. Wir kennen jedoch die Notwendigkeit einer Aufbesserung der Reichs- sinanzen an und sind bereit, an dieser Frage mitzu- arbeiteu. Wenn ganze Arbeit gemacht werden soll, so muß äüch Klarheit und Uebersichtlichkeit in die Finan­zen hineingetragen werden. Die Entwürfe halten wir für kein Meisterstück sozialpolitischer Weisheit. Für die Herabsetzung der Zuckersteuer sind auch wir. Wir wollen, daß in «erster Linie die Wohlhabenden und Reichen zur Steuer herangezogen werden. Die Reichsvermö­genssteuer dürfte mit bestem Erfolg an die Stelle dieser Vortage treten. (Der Reichskanzler betritt den Saal). Die Nachlaßsteuer sollte lieber ganz verschwin­den. Die Tabaksteuer in Form einer Banderolesteuer müssen wir aus wohlerwogenen Gründen bekämpfen. Die Weinsteuer wird noch zu prüfen sein. Der Gas- und Elektrizitätssteuer stellen wir einNein" ent­gegen. Wenn der Abg. Raab die Beobachtung neuer Erfindungen zu Monopolzwecken empfiehlt, so halten wir das für verfehlt. Vielleicht schwebt diesem Herrn die Erfindung einer neuen Art von Manschettenknöpfen vor.

Der Schatzsekretür will die Reklame, die am Potsdamer Platz ein Moment der Beunruhigung im Straßenver­kehr sein soll, besteuern. Da gäbe es noch andere Sa­chen, die man, weil sie Beunruhigung verursachen, be­steuern könnte. Wir hoffen, daß die Frage der Reichs­finanzreform in einer Art und Weise- gelöst wird, die unseres Volkes würdig ist. (Beifall links).

Zimmermann (Resp.): Der Reichstag kann die neuen Steuern weder sn Kloo annehmen noch ihre Be­willigung von der Erlangung von Volksrechten abhängig machen. Der Heranziehung des Großkapitals und der Börse ist man vollständig abgeneigt. Der Banderole­steuer können wir nicht zustimmen. Was man hier er­freulicher Weise wieder gut machen will, das macht man auf der anderen Seite durch« die Inseraten-, Gas- und Elektrizitätssteuer schlecht. Ausfuhrzölle auf Kohlen sollte man erheben, eine Mühlenumsatzsteuer schaffen und die Luxussteuern ausbauen, z. B. in Form einer Equipagensteuer.

Schräder (srs. iVgg.): Finanzreform heißt nichts anderes als Aufstellung eines fünfjährigen Etats. Es ist unmöglich, die Einnahmen auf 5 Jahre festzusetzen, ohne die Ausgaben übersehen zu können. Sollten die Staatsbahnen in Preußen elektrisch betrieben werden, so müßten ungeheure Anleihen ausgenommen werden. Auch die Kommunen werden in Zukunft noch- neue Anleihen brauchen. So wird der Kursstand der deutschen Pa­piere immer ungünstiger werden. Bei der Reform un­serer Finanzen ist vor allem notwendig, daß wir ver­antwortliche unabhängige Beamte haben, die uns Re­chenschaft abzulegen schuldig sind. Soll gespart wer­den, so muß es bei der Heer- und Marineverwaltung geschehen. Die neuen indirekten Steuern werden das Erhoffte nicht einbringen, zumal da sie ein großes Heer von neuen Beamten notwendig machen werden. Des­halb verlangen wir mit besonderem Nachdruck eine Reichsvermögens- und Reichseinkommen­steuer. Wir werden die Finanzreform fördern helfen, unsere Stellungnahme jedoch von der Frage der Mi­nisterverantwortlichkeit abhängig machen.

Finanzminister v. Rheinbaben: Meiner Ansicht nach eignet sich kein Objekt besser für die Besteuerung als der Tabak. Hätten Sie uns bei der letzten Reform nicht die Tabaksteuer ganz abgelehnt und uns zu der unglücklichen Fahrkartensteuer gezwungen, so sähe die Form dieser Finanzreform heute ganz anders aus. Wenn der Abgeordnete Schräder die Matrikular-

beiträge Schulden an das Reich genannt hat, so hat er dabei die Tatsachen auf den Kopf gestellt; denn das Reich hat die Schulden gemacht. Im übrigen ist die Situation zu ernst, als daß wir noch einmal den Ver­such machen dürften, der Not des Vaterlandes mit klei­nen Mitteln begegnen zu wollen. Das Volk muß große Opfer Prinzen für seine eigene Größe, Würde und Un­abhängigkeit. (Lebhafter Beifall rechts.)

Abg. Frhr. v. Ga mp (Reichsp.): Noch nie ist eine Finanzreform im Volk so günstig ausgenommen worden, wie diese (schallende minutenlange Heiterkeit links und im Zentrum). Ersparnisse müssen besonders im Posten und Telegraphen gemacht werden. Dagegen halten wir die Marineausgaben für notwendig. Die Nachlaßsteuer ist namentlich für bäuerliche Verhältnisse von größter Ungerechtigkeit. Bei der Banderolesteuer werden für Entschädigungen der kleinen Unternehmer hohe Beträge in den Etat eingestellt werden müssen. Auch die kleinen Brauereien müssen bei der Biersteuer eine Abfindungs­summe als Ersatz erhalten. Wir wünschen, .daß das Branntweinmonopol auf den Trinkbranntwein beschränkt bleibe. Mögen die einzelnen Minister nur von ihrem Ressortfanatismus lassen und sich dadurch, daß sie sich in ihren Forderungen beschränken, der Finanzreform un­passen. (Beifall rechts.)

Reichsschatzsekretär Sydow: Wenn der Reichskanz­ler Sparsamkeit anempfohlen hat, so hat er ausdrücklich betont, daß mit Ersparnissen nicht eine Betriebsverschlech­terung verbunden sein dürfe.

Abg. Payer (T. Vp.): Reden wie die des Abg. Gamp erschweren nur andern das Mitarbeiten. Was soll es denn heißen, wenn der Abg. Gamp sagt, der Abg. Schräder habe das Niveau der Debatte über die Reichs­finanzreform herabgedrückt. Ist denn die Reichs- finanzreform ein Gegenstand der Verehrung? (Große Heiterkeit.) Ich habe auch nichts davon gemerkt, daß die Finanzreform eine günstige Aufnahme gefunden hat. Ter Finanzminister hat von der äußersten Not des Vater­landes gesprochen. Davon kann nur ein Finanzminister sprechen. "Wir sind noch lange nicht in der äußersten Not. Wir sind nur durch Mißwirtschaft in eine sehr unangenehme Lage gebracht wo r d en. Tie frühere Reichstagsmehrheil und der Bundesrat müssen an ihre Brust schlagen und sagen: Wir sind allzumal Sünder. (Heiterkeit.) Unsere Zollpo liti k ist jedenfalls auch mit daran schuld. Gewiß haben wir durch die Zölle Ein-

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Ls ist merkwürdig, dass der Unwissende ein Vorurteil für die Gelebrsamkeit Hut und der Gelehrte dagegen wiederum ein Vorur­teil für den gemeinen verstand. Kant.

Ls; Schuldig oder nichtschuldig?

Roman nach C. Bk. Braeme voir E. Felsing.

(Nachdruck »erboten,)

(Fortsetzung.)

.Hefter," sagte er sanft, sie schien gar nicht da­rauf zu achten, daß er sie beständig bei ihrem Vornamen nannte,wissen Aie, daß, wenn ich diese Gesänge zelle verlasse, ich alle Hoffnung meines Lebens hier zu­rücklasse? Ach, Hefter, wollen Sie mir glauben, daß ich Sie lieber aus diesem Gefängnis hier hinwegnehmen würde, als daß ich eine Königin von ihrem Throne holte?"

Wohl erkenne ich Ihre Güte an," sagte sie, und ihre schönen Augen füllten sich mit Tränen,aber zwischen Ihnen und mir kann nie die Rede sein. Ich hasse und fürchte schon das bloße Wort Liebe; denn es scheint mir nichts als Elend und Kummer zu bringen. Mir erscheint es wie ein grausamer Scherz, daß Sie von Liebe und Heirat zu mir sprechen, wo ich doch nichts als den Tod vor mir sehe."

Das kann nicht sein, Hefter," eiferte er,die Un­schuld hat noch immer gesiegt, Es war eine grausame Ungerechtigkeit, daß solche Anschuldigung wider Sie er­hoben wurde doch: muß ich sagen, daß daran allein der arme Angus schuld ist. Was veranlaßte ihn, diese «schreckliche^ Worte zu Ihnen zu sprechen?"

Ich weiß es nicht," sagte sie,wahrscheinlich glaub­te er daran. Es ist Ihnen ja kein Geheimnis, daß wir

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Die Verhandlung beginnt am Sechsundzwanzig­sten," sagte er.Hefter, Sie wollen mich weder zum Gat­ten, noch zum Geliebten haben, und Freundschaft ist nur <ein kleiner Ersatz für das, was ich. Ihnen zu geben habe. Ich werde bei dem Termin zugegen sein, ich werde Ihnen so nahe wie möglich sein, und Sie werden dann wissen, daß es ein Herz gibt, das treu und liebend für .Sie schlägt! O, sagen Sie mir, daß dies Ihnen ein Trost ist!"

Das ist es mir!" antwortete sie.Sie sind ein edler, wahrer Freund, wie ich« erkennen muß !"

Er nahm ihre Hand in die seine und hielt sie fest umschlossen.

Wie die Untersuchung auch immer ausfällt," sagte er,sobald sie vorüber ist, suche ich Sie wieder auf, um meine Bitte noch einmal vorzubringen!"

Lange, yachdem er sie verlassen hatte, dachte sie noch Mer das eben Vernommene nach. Kaum konnte sie es fassen, daß dieser Mann, Len sie zu hassen ge­glaubt hatte, zu ihr ins Gefängnis gekommen war, um ihr seine Liebe, sein Leben zu Füßen zu legen. Sie würde ihn nie lieben können, das wußte sie, aber das wußte sie auch, sie hatte jetzt doch wenigstens einen treuen Freund.

Wer was konnte ihr selbst dies helfen? Nur noch wenige Stunden und sie würde vielleicht ihr Todesur­teil hörend

Ihr Todesurteil! Wieder begann sie zu beten. Würde der Himmel sie erhören? Ihre Gebete, die sie emporschickte, waren so heiß und innig, daß sie kaum erstaunt gewesen .wäre, wenn ein weißgekleideter Engel aus jenen lichten Höhen heruiedergestiegen wäre, ihr Be­freiung zu bringen.

Siebentes Kapitel.

Der Tag war angebrochen, an dem Hefter Blair ihr Urteil empfangen sollte, ein schöner Junimorgen, der mit blendendem Sonnenschein und lieblichem Vogel­gezwitscher seinen Einzug hielü Sie stellte sich im Geiste vor, wie die Sonne auf Colde-Fell herab,:r.:h.te, wie dort alle Vögel jubilierten und wie die grünen Bäume Bäume ihre vollen Aeste im goldenen Sonnenschein aus­

streckten. Ach! Dieses herrliche Stückchen Erde, das sie vielleicht nie wieder schauen durfte!

Die Entfernung zwischen Athole, wo sie sich im Gefängnis befand, und Adrvssan, wo die Gerichtsver­handlung stattfinden sollte, war nicht allzngroß.

Tudley Roß hatte unermüdlich für sie geschafft. Er hatte eine höchst schwungvolle, glänzende Verteidigungs­rede ausgearbeitet; er hatte den unerschütterlichen Glau­ben an ihre Unschuld und doch zweifelte er an dem Erfolg. Alles -war gegen sie, nichts sprach zu ihren Gunsten. Wenn jemals die überzeugendsten Beweise gegen jemand Vorlagen, so war es gegen, sie. Er hatte nur schwache Hoffnung; er hatte wiederholt Unterred­ungen mit ihr gehabt, und nach einer jeden mußte er sich sagen, daß sie nicht von dem geringsten Nutzen für die Verteidigung waren. Sir Alan Fletcher hatte sich dem Rechtsanwalt angeschlossen. Sie hatten mehr­fach auf jede nur denkbare Weise versucht, das Ge­heimnis zu enträtseln, doch je mehr sie forschten, desto undruchdringlicher schien es zu werden. Kein Grund oder Anlaß zu dem Mord ließ sich nach irgend welcher Seite hin entdecken.

Mir scheint," erklärte Sir Alan endlich,als wäre dieses Verbrechen zwecklos und unüberlegt ausgesührt worden. Wenn es picht doch aus irgend einem unbe­kannten Grunde geschah, so sollte ich meinen, daß nie­mals ein größeres Verbrechen als dieser Mord ohne jede stichhaltige Ursache begangen worden ist. Ein Mann tötet wohl einen andern, entweder aus .Haß, Ei­fersucht «oder Rache, oder weil sein Leben in des Ge­mordeten Hände lag, oder er hofft durch des andern Tod irgend etwas zu gewinnen, aber in diesem Falle liegt kein solcher Grund vor."

Die zwei schlimmsten Beweise im vorliegenden Falle sind folgende," sagte der Advokat verzweifelt. Erstens die allgemein bekannte Tatsache, daß Mr. und Mrs. Blair sehr unglücklich zusammen lebten, und fer­ner die Anklage, die ihr Gatte selbst gegen sie erhob., Das sind für ein Gericht unumstößliche, nicht zu über­gehende Tatsachen."

Sie haben nur zu sehr recht," sagte Sir Alach bedrückt. (Forts, folgt.)