Vilüvsüer Unrelger Iggevlstt

mit Erzähler vom Schwarzwald.

erscheint km Mn lSerktegsii. WvnnemeM

tu cler Ltinlt vterteljäkrl. Kl. 1.35 monstl. 4Z K.

bei ÄlM würlt. kostsilstgsteil unü Koten im Orts- n. kischbnr- ortsvsrkeür vierteil. K. I.3S, susserliolb üessglben Ll. 1.35, kiteru LesIöllgM 30 Kg.

Lelekvli flr. 4l.

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Amtsblatt für die Stadt Wildbad.

Verkündigungsblatt

der Kgl. Forstämter lvildbad, Meistern, Lnzklösterle rc. während der Saison mit

amtl. Fremdenliste.

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Nr. 2 SS.

Montag, den S. Oktober

i««8.

Zur politischen Lage in Baden.

Professor Hermann Hummel- Karlsruhe beschäftigt sich in DerWs. Ztg." Mit der politischen Lage in Baden. Er schreibt: Am 28. September war dar Jahrestag des Todes' Friedrichs I. von Baden. Sein bleibender Ruhm vor der Geschichte ist neben seiner Ar­beit um die nationale Einigung der meisten deutschen Stämme der Segen geistiger Freiheit, unter dem er die Wissenschaft, die religiöse Ueberzeugung, das politische Denken sich ausleben ließ.. Er war einer der wenigen Fürsten, die diese Errungenschaften der revolutionären Periode nicht gewaltsam Zerstörten, als das Zeitalter der Reaktion ihnen die Macht dazu in die Hände gegeben hatte. Hinter seinem Sarge ging die Vertretung des ganzen badischen Volkes, Angehörige aller politischen und religiösen Schichten, auch und das muß in Deutschland besonders erwähnt werden Abgeordnete derinternationalen, revolutionären Sozialdemokratie."

Man sollte meinen, unter diesen Umständen wäre die politische Erbschaft des Liberalismus gesichert. Sie wird über angesochten werden. Man kann dem ba­dischen Liberalismus den Vorwurf nicht ersparen, daß er sich seine Gegner zum großen Teil durch eigene Schuld hat Herairwachsen lassen. Die politische Klein­arbeit hat jahrelang geruht, während die Kleriker und Laien des Zentrums in Beichtstuhl und Kanzel, im Bierhaus und Dienstbureau das ihre taten. Auch dem Ansturm der konservativen Bäudler ist man nicht wirk­ungsvoll genug begegnet, sondern hat ihm durch Kom­promisse den Boden geebnet. Und nun bleibt noch ein Winter und ein Sommer. Die wollen ausgenutzt sein. Tie Arbeit des Zentrums hat schon eingesetzt. Die Vor­arbeiten in den Bezirken, in denen man die Konserva­tiven zu unterstützen gesonnen ist, sind getan. An vie­len Orten werden neue Zentrumsblätter gegründet, oder es wird versucht, alte liberale in den Besitz des Zen­trums zu überführen. Die Agitatoren der Bündler bereisen das Land.

Bei den Liberalen sind noch kleine Krisen zu nber- stchrn. Während^ der Rücktritt des Abg. Rebmann von der Vörstandschaft der Karlsruher Partei keine landespolitische Bedeutung hat, da er durch kommunal­politische Vorgänge genugsam erklärbar ist, ist man zu der Annahme gezwungen, daß bei dem Rücktritt des Abg. Binz gewisse politische Verstimmungen mitspielen. Wenn der Vorgang auch' nicht gerade einen Sieg des

rechten Flügels der Nationalliberalen bedeutet, so schei­nen dennoch Einflüsse dieser Art im Spiel zu sein. Diese Strömung darf indes als paralysiert erscheinen durch die Absage der Jungliberalen an den Reichsver­band, ein Zeichen der Stärkung des entschieden liberalen Flügels dieser Partei. Den Jubel der klerikalen Presse über diese Vorgänge halten wir für unbegründet, da sie "sicher nicht imstande sein werden, auf die Partei­konstellation umwälzend einzuwirken. Der Lärm der Sozialdemokratie darüber entbehrt sogar nicht des Hu­mors, Wenn man daran denkt, daß die badischen De­legierten in Nürnberg säst die eigene Partei in Trüm­mer gehen ließen, bloß um bei den nächsten Landtags­wahlen mit jenerin sich zusammengebrochenen Par­tei" gemeinsam Vorgehen zu können. Diese hervorra­gend geistreiche Taktik, die politisch näherstehenden Gruppen als Einleitung zum Wahljahr in den Kreis beständiger Kritik zu .ziehen, ist inzwischen auch vom nationalliberalen Zentralorgan adoptiert worden, ohne aber dadurch an Vornehmheit und Intelligenz zu ge­winnen.

Die Stellung der großherzoglichen Regierung zur Konstellation der Parteien und zu den politischen Gegenwartsfragen ist nicht völlig geklärt. Es ist aber nicht anzunehmen, daß, sie gesonnen ist, der liberal- demokratischen Seite des politischen Körpers eine all­zugrohe Unterstützung angedeihen zu lassen. Tie Li­beralen und Demokraten werden ohne die Sonne der Regierungsgunst in -den Wahlkampf ziehen, und das wird gesund sein. Sie werden sich um so mehr be­mühen, die Kraft ihrer Grundsätze wirken zu lassen, und das wird wieder einen stärkeren Einfluß auf die liberale Betätigung überhaupt ausüben. Die Badische Volkspartei ist am Werk, zu tun, was in ihren Kräften steht, den Boden vorzubereiten. Es ist die Gründung einer Reihe neuer demokratischer Vereine in Aussicht genommen, auch dort, wo wegen der Stärke des Zentrums vorläufig Wenig Aussichten sind, aber auch in liberalen Bezirken, Ivo es gilt, dadurch die Liberalen zu stärken. Eine große Anzahl von Agitations- Versammlungen durch- das ganze Land ist vorbereitet, und es ist getan, was getan werden kann.

Nun ist noch abzuwarten, wie sich die Stellung­nahme zu den verschiedensten Fragen der nächsten Ge­setzgebungsarbeit fruchtbringend verwerten läßt. Der Landtag des Jahres 1909 soll eine Reform der Ge- meind-eordnung und des Gemeindewahlrechts bringen. Es

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nürd gut sein, wenn insbesondere die nationalliberale Partei durch eine fortschrittliche Auffassung dieser Frage dem Vorwurf von vornherein begegnet, daß es bloß wegen der Verschlechterungen "der vergangenen Legisla­turperioden nötig geworden sei, hier mit Reformen vo-r- zugehen. Dem Zentrum soll es nicht vergessen werden, daß von seiner Seite der Regierung nahe gelegt worden ist, die Disziplinargewalt gegen Beamte anzuwenden, die in entschiedener Weise für eine Verbesserung ihrer Lago eintraten. Daß, dieser Ruf einen Widerhall in der Seele des jetzigen Finanzministers gefunden hat, ist erwiesen worden durch seine Schlußrede bei der Verabschiedung des innen Beamtengesetzes. Und wenn weitere Kon­sequenzen daraus erwachsen, so verdanken wir das der Tatsache, daß die stärkste Partei des Landes die Beamten denunziert hat. Man sollte denken, daß gerade die mitt­lere und untere Beamtenschaft dadurch- den Geschmack am 'Zentrum verliert. Anzeichen dafür sind allerdings, noch nicht vorhanden. Das ist um jo verwunderlicher, als das Zentrum auch durch seine Haltung bei der be­kannten Maßregelung eines sozialdemokratischen Arbeiters, der zum Stadtverordneten gewählt war, bewies, daß ihnt die politischen Rechte der Menschen auch einmal billiger -als Brombeeren sind, wenn es ihm vorteilhaft dünkt.

Im ganzen ist die politische Lage ungeklärter denn je. Ein politisches System der Regierung ist nicht erkenn­bar. Es fehlt zur Zeit auch völlig ein Maßstab der Be­urteilung "darüber, ob von der höchsten Stelle des Lan­des «ine Aenderung oder ein Verharren in den Bahnen des verflossenen Regimes zu erwarten ist. D agegen'stehen wir nicht auf der Seite der pessimistischen Trompeter des jüngsten Gerichts, das nun über Die liberale Fort­entwicklung Hereinbrechen soll. Die Sache ist nicht schlim­mer und nicht besser als vor den Wahlen der letzten J-ahve. So wollen wir auch diesmal vertrauen auf die Einsicht der politischen Richtungen, die den Fortschritt wollen, auf den gesunden Sinn unserer Bevölkerung und auf die Kraft unserer eigenen Arbeit, an der wir nicht sparen wollen.

Rundschau.

Born Fürsten Eulenburg.

Der Herausgeber der Allgemeinen Berliner Kor­respondenz hatte in diesen Tagen auf Schloß Lieben­berg eine längere Unterredung mit dem Für st e u und der Fürstin Eulenburg. Die Fürstin saate unter

In dem menschlichen Herzen findet eine fortwährende Wieder­geburt der Leidenschaften statt, so daß die Vernichtung der einen die Erzeugung einer andern wird. La Rochefoucauld.

Rosa-Marina.

53 j

Nomav von Melaii von Java,

Druqch von k>v van Heeo-iieoe.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Sie war ganz in den eigenartigen Lichtitrom gebadet. Ihr hellgraues Kleid schien wie ans Sonnenstrahlen gewebt, mit der «neu Hand hielt sie den Zipfel eines im Winde flatternden Tuches fest, das sich in natürlichen, aber anmutigen Falten über wre Schultern warf. Ihr Kops war unbedeckt, der Wind hatte aeie« Spiel mit ihren lose hängenden Haaren, die wie iin Feuer vergoldet schienen; auch ihr Angesicht hob sich glühend ab von dem schwarzen Hintergründe des Gesichtskreises. Sie starrte un« «veglich in die Ferne, ohne etwas zu sehen oder zu hören von «ui, was ringsumher vorging, und Frank blieb sieben, von einem »«druck bezaubert, so groß und überwältigend, wie er nie einen wvfaiigeii hatte. Sticht Rose-Marie war es. die er dort sah, sie uischwand gleichsam seinem Gedächtnis es war sein Werk ^ er hier fand, sein Werk, wie er es sich in seinen Träumen hatte, wie es sein und werden mußte; es ging ihm btzuch ein «>cht ans. er wußte, was er zu tun hatte, um seine Melliiiig schön und lebendig.zu verwirklichen.

. ^ verharrte regungslos, bis die Sonne sich wieder hinter .vlkcn barg und das geheimnisvoll? Licht erstarb: Rose« sich noch nicht. Dann schlich er leise von dannen »n ^ ^ zurück, setzte sich in den Tram und reiste noch

M nämlichen Abend nach Paris.

Pbeitete er ununterbrochen Wochen lang. Sein Talent >id » letzt Bahn durch alle manierierte und nngequälte Kunst natürlich und frei. Rosa-Marina trat ans die Lein-

«u Mcincrsiück von Farben, aber auch von Zeichnung,

ohne das Herkömmliche der altern, ohne das Uebertrieben.e de neuen Richtung. Meer und Weib waren eins, von beiden schiel das Licht in breiten, kräftigen Strömen anszustrablen. Wal wallte sie von, Meere? Was brachte ihr dieses? Ein dunkles, befrcmüiches Rätsel.

Aber je mehr er sich vertiefte tu die zarle Fraucngesiait, dr da einsam und verlassen stand zwischen dem wilden Meere uni dem dunklen Himmel, desto inniger und wärmer wurde lein Ge fühl für das Kind, das ihm bisher allein als die Verkörverun, seiner Künstlervorstellung erschienen war. Er vermochte sich nich von seiner Arbeit loSznrcißen, und doch schmachtete er nach ihren Blick, nach ihrer Stimme, und als er den tiefen Eindruck, der er empfangen, wiedergegeben hatte, cmvfand er eine Leere ir seinem Innern, eine Lücke, die keine Kunst mehr ansznfiilleii im­stande war.

»Ich muß zu ihr, ich kann nicht mehr leben ohne sie... ohne meine Fran."

Und noch an dem nämlichen Abend verließ er seine Staffel? nnd fuhr nach Amsterdam.

«Bist Du schon wieder da?" So begrüßte ihn seine Schwestei Meta.Ich glaubte, wir dürsten Dich erst im nächsten Jahre er­warten!"

Er zwang sich zum Lächeln und Meta bemerkte, daß er schlecht ausfebe. ^

«Fehlt Dir etwas?" war die besorgte Frage.

Mir, nein! Aber ich habe angestrengt gearbeitet, mein Ge­mälde ist fertig."

Und willst Dn Dich jetzt ein wenig ausrnben?"

«Nein, ich muß heute abend schon wieder fort.*

»Schon wieder?"

»Ja, ich muß in Duinwijk sein."

»Ach so? Aber es ist ja wahr. Konim eben mit; Mama, Sophie und Lotte sind unter der Veranda."

Sie schob ihn hinein und ries laut:Zum hundertsten Male wiederholt: Das Drama in sechs Aufzügen und zehn Bildern. Der verlorene Sohn!"

Ach, sieb da. Frank! . . . Frank, wie geht es?" wurde von

allen Seüen gerufen.Mein Gott, wie Du anssieüst, so bleich wie ein Gesvcnsi!"

Mama . . ." fragte er, und eine unerklärliche Angst schraubt, ihm die Kehle zu.sind auch Briefe von Onkel da?"

»Ja, gleich am Tage, nachdem Du fort warst, kam einer, nnd etwa zehn Tage später wieder einer; ich habe Onkel ge­antwortet. Dn seiest nicht da und habest natürlich als liebe­voller Sohn Deine Adresse nicht zurückgelasseii. Denke Dir. Lottchen, ich hätte in der Zwischenzeit tot und begraben sein können. Es ist unverantwortlich, aber so sind die jungen Leut« Heutzutage."

Wo sind die Briefe. Mama?"

»In meinem Schreibtisch."

Sie ging in das Gartenziinmer und brachte sie ihm. Frank schien nicht daran zu denken, daß er nicht allein im Zimmer war und daß die Damen mit großer Neugier all seinen Bewegungen folgten: er öffnete den letzten Brief, und sein Blick glitt rasch über den Inhalt; eine Leichenblasse überzog sein Antlitz, und mit zitternder Hand zerknitterte er den Brief.

Was gibt es?" riefen alle zugleich.Was ist geschehen. Frank?"

Nichts", cntgegiicte er barsch, aber sich einen Augenblick be­sinnend. ließ er gleich darauf in heiserem Tone folgen:Meine Frau ist krank, ernstlich krank; Onkel hatte wenig Hoff­nung, nnd darüber sind drei Wochen vergangen. Wie mag eS jetzt sein?"

Deine Fran!" riefen seine Mutter und Charlotte zugleich. »Was weiß Onkel von Deiner Fran?"

Sie ist seit mehreren Monaten bei ihm."

Wie?!" ries Charlotte. »Es ist niemand bei ihm. als Marie, meine Magd, die er mir in so geheimnisvoller Weise ent­führt hat, oder hat er sic vielleicht geholt, damit sie Deiner Frau ruswarten sollte?"

Rose-Marie ist meine Frau; Onkel hat sie auf meinen Wunsch aus Deinem Hanse fortgeholt und zu sich genommen, «brr fragt jetzt nichr weiter, ich reise unmittelbar hin."

lForncpiiiig folgt. -

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