Kerbst Anfang.
Der diesjährige Sommer hat uns mit Ausnahme der letzten acht Tage — gerade so arg enttäuscht, wie der vorjährige; dann und wann brachte er im August und September uns einige schöne Tage, in der Mehrzahl aber herrschte unfreundliches Wetter mit Sturm, Regen und Kälte vor. Und nun nimmt am 23. d Mts, mittags 12 Uhr der Herbst kalendermäßig seinen Anfang, nachdem wir in Wirklichkeit schon darinstehen. Früher denn sonst haben uns die meisten Zugvögel verlassen, wurde das Laub der Bäume fahl und gelb, mehrten die Zeichen unwirtlicher Zeit sich diesmal gegen die Vorjahre. So möchte man auch der Prophezeiung Glauben schenken, daß uns diesmal ein ausnahmsweise zeitiger Winter bevorsteht. Bei den schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen für die meisten von uns ein trüber Ausblick in die Zukunft, wenn die Hoffnung nicht wäre, daß es doch vielleicht noch anders kommt, als man prophezeit. bl.
Wildbad, 23. September 1908.
* 2. Fortsetzung und Schluß des Berichtes über die Versammlung des Volksvereins Wildbad am vergangenen Sonntag mit voraufgegangenem Vortrag des Herrn Stadtgeometer Kercher -Stuttgart:
Die Bauordnung 1SV8.
(Stenographischer Spezial-Bericht unseres ü.-Korrespondenten)
Art. 30. Vorschriften über Gebäudeabstände usw.
Art. 44. Bretter- und Schindeldächer: 4 m Abstand bei ausgemauertem Flachwerk; bei Anstrich usw. 2,3 w. Baupolizeibehörde kann noch weniger zu lassen. Bei unausgemauertem Flachwerk: 6 m und 4 m wie oben, und wenn nur Istöck. und nicht mehr als 100 gm Grundfläche: 7 m Höhe samt Dach.
Art 46 Schuppen mit feuersicherer Bedachung, die nach einer Seite offen und nur mit Latten abgeschlossen sind, nicht mehr als 50 gm in 8 m Höhe. Göpelhäuser nicht mehr als 120 gm und 8m ohne Abstand, wenn Bauart dem Nachbargebäude nicht feuergefährlich ist und wenn Nachbar bei Göpelhäusern von mehr als 5 m Höhe keine Einwendung erhebt. Grenze 5 m.
Art. 48. Unbedeutende Gebäude mit feuersicherer Bedachung nicht mehr als 25 gm mit 4 m Höhe samt Dach, kein Abstand. Schweineställe 0,5 m von dem Eigentumszwange, wenn Nachbar nicht ausdrücklich verzichtet.
Art. 63. Baudenkmäler evtl, durch Zwangsenteignung erhalten. Bauten können verweigert werden. RÜlameschilder durch Ortsbausatzung. Zuständigkeit der Behörden, Verfahren, Kosten.
Art. 67 ist aufgezählt, was baupolizeilich zu genehmigen ist-
Art. 68 ist aufgezählt, was nicht genehmigungspflichtig ist: Im freien Felde unheizbare Gartenhäuschen usw., Gebäude mit 25 gm Fläche und 4 m Höhe samt Dach, wenn sie 5 m von dem Eigentumszwange und 10 m von anderen Gebäuden entfernt sind.
Art. 69. Baupolizeiliche Entscheidung kann immer verlangt werden. Nach dem ersten Monat ist schriftliche Mitteilung zu machen, wenn Baugesuch noch nicht entschieden ist.
Art. 70. Gemeindebehörde zuständig für alle diese kleinen Bauten außerhalb des Ortes; sobald ein Ortsbautechniker (Bauwerkmeister) da, auch alle andern mit Ausnahme von Gebäuden und Straßen. Wenn diesem Privatarbeit, Betreibung eines Baugeschäfts und Baumaterialien- Handlung untersagt ist, auch bei letzterem.
Art. 70a Ortsvorsteher ist bei von den Gemeindebehörden zu genehmigenden zuständig, Gemeinderat bei
Einspruch oder wenn Ortsbautechniker und Ortsvorsteher nicht gleicher Meinung sind. ('.-Ortsbautechnik ist ein wichtiger Fall für Gemeinderatssitzung. -^)
Art. 70b Alle andern Fälle Oberamt oder Bezirksrat, wenn Gemeinde, gegen die Einspruch erhoben ist, selbst baut.
Art. 72. Jede Gemeinde hat einen Bausachverständigen (Ortsbautechniker) aufzustellen, der in der Regel mindestens die Berechtigung zur Führung des Meistertitels als Maurer- oder Zimmermeister haben soll.
Art. 73. Oberamtsbautechnikern sind Privatgeschäfte gegen Entgelt verboten usw.
Art. 75. Bau- und Lagepläne in doppelter Ausführung; in einfachen Fällen Handzeichnungen oder wenn dies der Ortsbautechniker bei, dem Gutachten tut.
Art. 76. Einwendung vom Nachbarn.
Art. 82. Bauschau kann wegfallen; öffentliche Feldmesser ; beaufsichtigte Höhe und Baulinien.
Art. 83. Gebühren für den Staat, wenn staatl. Organ zuständig. Gemeinde kann durch Ortsbausatzung Gebühren erheben oder nicht.
Art. 85. Jedem Beteiligten ist die Einsicht in das Baulastenbuch gestattet.
Zum Schluß ermahnte Redner die Mitglieder u. a treu zusammenzuhalten und neue Freunde zu werben. (Langanhaltender lebhafter Beifall)
Darauf erhob sich der Vorsitzende, Herr Gemeinderat Aberle, dankte dem Vorredner für die hochinteressante sachlich gehaltene Rede und gab Herrn Schwizgäbele das Wort. Letzterer erstattet der General-Versammlung kurzen Bericht über Mitgliederbewegung, Rechenschaftslegung etc. und schritt zur Wahl des Vorstandes: der bisherige Vorstand wurde von den anwesenden Mitgliedern einstimmig wiedergewählt. Darauf verabschiedete sich der Referent durch einige markante Worte, die freudig ausgenommen wurden. Angekündigt wurden für nächste Zeit Vortrag über das neue Check- und Postcheckgesetz (Herr Schwizgäbele) und Vortrag über die neue Bodenreform anläßlich der Bebauung des Sommerbergs (Herr Parteisekretär Fischer).
* Verkauf abgängiger Bahnschwellen. Die Kgl. Bahnmeisterei versteigert eine Anzahl abgängiger Eisenbahnschwellen und zwar auf dem Bahnhof in Wildbad am Freitag, 25. Sept., vorm. v. 8 Uhr 30 ab Calmbach „ „ „ „ „ ,, 9 „ 10 „
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L, Zur Erneuerung des Abonnements wird seit dem 15. d. Mts. durch den Briefträger unter Vorlegung des Bestell- und Quittungsformulares eingeladen, worauf wir unsere auswärtigen Leser aufmerksam machen, da nur durch eine rechtzeitige Neubestellung der regelmäßige Weiterbezug unseres Blattes gesichert ist. Bei allen sonstigen Lesern nehmen wir, falls nicht eine ausdrückliche Abbestellung erfolgt, ohne weiteres an, daß sie auch fernerhin unser Blatt zugestellt haben wollen, und bitten zugleich alle unsere Freunde, für eine immer größere Verbreitung desselben nach Kräften mitwerben zu helfen. Wie vor jedem Quartalswechsel, so werden die Bewohner unserer Gegend auch jetzt wieder mit Abonnements-Einladungen gr. Zeitungen bedacht, deren Wert im Vergleich zum heimatlichen Lokalblatt für den Stadt- und Landbewohner aber nur ein geringer ist. Denn das, was alle zunächst berührt: die Angelegenheiten der Vaterstadt, deren Umgebung und des Heimatlandes, kann nur in einem Lokalblatte zur Sprache kommen und die gebührende Beleuchtung finden, die heimische Eigenart kann nur in ihm mit Pietät gepflegt werden. Aus diesem Grunde allein schon muß es im Interesse aller Bewohner liegen, daß die Lokalblätter von den großstädtischen Zeitungsfabriken nicht an die Wand gedrückt werden, daß vielmehr
Berlin, 22. Sept. Aus Antrag des Verteidigers Justizrat Wronker, ist entgegen dem Antrag des Okw/ staatsanwalts die Haft des Fürsten Eulenburg genM dem medizinischen Gutachten anfgehoben werden.
ihre Stellung durch fortwährendes Anwachsen der Lei errat,l
wie durch fleißige Benutzung des Inseratenteiles eine immer
festere werde. Und wenn man dann weiter in BürM zieht, daß gerade seitens der Lokalblätter das Publikum immer und immer wieder gebeten wird, in den Geschäften der Heimat zu kaufen und das Geld nicht in die Großstädte zu tragen, damit die heimischen Kaufleute, Handwerker und Gewerbetreibenden existieren können, so darf der Verleg« des Lokalblattes wohl auch aus diesem Grunde hoffen, daß auch diese letzteren eine tatkräftige Unterstützung der Lokalpresse, des „Freien Schwarzwälder«, als Ehrenpflicht betrachten werden.
Stuttgart. Im Landesgewerbemuseum beherbergen die beiden Vorhallen uun wieder zwei neue Sonderausstellunaen. In der linken Vorhalle ist die neue kräftige Behrens Antiqua zu sehen, welche die, um den deutschen Buchdruck so überaus verdiente, im besten Wortsinne moderne Firma Gebr. Klingspor in Offenbach soeben herausgebracht hat, nebst einigen fligarrenpackungen derselben Firma, die dem Ungeschmack, der sonst auf diesem Gebiete leider allgemein ist, endlich steuern soll. Außerdem ist eine ganze Wand mit den neuesten Münchener Plaketen behängt, die ebenfalls tüchtigen Plakatkünstlern, erstklassig. Steindruckereien und modern denkendenYFirmenPihre^Entstehung verdanken. — Die recht e.'Vorhalle nehmenZdie entzückenden Arbeiten vonAdolf RAch ter in Cannstatt ein. Es ist dies eine große Anzahl von JntarsienFmit landschaftlichen, botanischen oder freiornamentalen Motiven von künstlerisch vornehmer Eigenart und technisch tadelloser Ausführung. Die Einlege. technik ist bei uns immer heimisch gewesen und hat namentlich in der Verbindung mit Möbeln seit Jahrhunderten die schönsten Werke heroorgebracht. Daß die Technik der letzten Jahrzehnte hinter der früheren Zeit nicht zurücksteht, bewies u. a. das bekannte Halmhuberzimmer von der Pariser Ausstellung 1900 von Wölfl, das das Museum besitzt. Aber man ist heutzutage viel kritischer geworden und hat keine Freude mehr an einer Häufung von großzügigen figuralen Motiven, die sich für diese Technik nicht sonderlich eignen; wie anspruchslos wirken dagegen Richters Arbeiten, und doch wie viel feines Empfinden, wie viel Zartgefühl für gute Farbentönung und subtile Oberflächenbehandlung ist hier vereinigt. — Während diese Ausstellungen noch länger dauern werden, wird die in der König-Karl-Halle befindliche Serie von altkoptischen Geweben demnächst wieder Stuttgart verlassen. -
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Direktion: H.. krem, LZI. Uusikäirebtor.
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2. Ouvertüre rur Op. „Diebtsr unä Lauer" 8uppe
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vormittags 11—12 Dbr.
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1. Okoral: l^aeb auk mein Herr uuä singe.
2. Ouv. Op. „Der Wasserträger"
3. Loooavoio, Zairer
4. a. KeeleuspisAsl, Lieci b. Lomanre aus „Losamunäo"
5. I?ant. aus „Dis ^auberstöte"
6. koralleulippsv, Narmrka
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freundlichst eingeladen.
Mehrere 1883.
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ist am Sonntag in den Anlagen verloren gegangen.
Abzugeben gegen Belohnung
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Hauptstr. 106.
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ging von der Kirche bis Ende der Kolonaden ein
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Villa Frankenstein.
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nicht unter 18 Jahren wird für so fort gesucht.
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Der Verein macht am Sonntag, de« September, einen
zum Besuch der Bau-Ausstellung u des Cannstatm Volksfestes. . ^ ^ ^
Die Ehren- und passiven Mitglieder find Z" Beteiligung freundlichst eingeladen. ^ .
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im Gasthaus zur „alten Linde".
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Teile der geehrten Einwohnerschaft sowie meiner werten Kundschaft mit, daß ich infolge Rückkehr meines Sohnes von jetzt ab wieder die Anfertigung von
Vau- und
Wasserleitungs-Arbeiten
in gewissenhafter Ausführung übernehme und bitte u gütige Unterstützung. ^ ^
Wobert Weck,
Flaschner.
Druck und Verlag der Beruh. Hosmannschen Buchdruckerei in Wildbad. Verantw. Redakteur E. Reinhardt, daselbst.