Erzähler vom Schwarzwald.

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Lelekoll ttr. 4l.

Amtsblatt für die LLadL Wildbad.

Verkündigungsblatt

her Kgl. Forstämter Wildbad, Meistern, LnzklSsterle rc. während der Saison mit

aintl. Fremdenliste.

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Islegromin-sidresse:

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Nr. 21«.

Dienstag, den IS. September

LS08.

Momentbilder vom sozial. Parteitag.

(Nachdruck verboten.)

Er. Nürnberg, 13. Sept.

I.

Der Prolog zum Parteitag. - Die Frauenkonferenz. Die Frage der Budget- bewill igung, eine Frage der Taktik. Ro- sL Luxemburg, der einzige Mann in der Par­tei. Ede Bernstein, der Maffdatlose.

Die Schönheit des Nilpferdes.

In der .städtischen Festhalte im Luitpoldhain, der früheren Maschinenhalle der vor zwei Jahren hier statt- gesundenen Bayerischen Kunst-- und Gewerbeausstelluug, wurde heute Abend der diesjährige sozialdenrokratische Parteitag eröffnet. Als Prolog voran ging dem Partei­tag die fünfte Konferenz sozialistischer Frauen. Die Frauenkonferenz ist ein Parlament für sich, in dein manches kräftige Wörtlein gegen die Herren Genossen gesprochen wird, die von der Gleichheit in punkto PvlW nichts wissen wollen. Dieses Mal'ging es sehr ruhig zu. Besonders!. interessant war es nur, daß, die Zentralvertrauensperson" Ottilie Baader- Berlin rückhaltlos unter dein Beikall der Delegierten zugab, daß der Terr o r is m u s bei den letzten Landtagswahlen rück­sichtslos ausgeübt worden sei. Allen kleinen Geschäfts­leuten. Milchhändler, Holzhändler usw-., die von der Ar­beiterschaft leben, hätten entweder kür den Sozialdemokra­ten gestimmt oder nicht gewählt. Das nächste Mal würde es noch ganz anders! gemacht werden. Diese rückhaltlose Anerkennung des Terrorismus fand nicht den Beifall des bekannten Gewerkschaftsführers v. Elm-Hamburg, der daran erinnerte, daß die Sozialdemokratie den Terroris­mus grundsätzlich verwirft und daß, sie es ablehnt, durch Virtschastliche Machtmittel jemand zu zwingen gegen seine üeberzeugung zu wählen. Aber diese Stimme verhallte migehört. Tie Sozialdemokratie verwirft den Terroris­mus aber die Frauen üben ihn rückhaltlos aus. 8i äuo lkviuut 68t iäsm, non 68t läoin ... t

Das. Hauptinteresse des diesjährigen Parteitages wird die Frage der

süddeutschen Budgetbewilligung

in Anspruch nehmen. Frau Rosa Lübeck geb. Luxem­burg, die nach dem witzigen Ausspruch eines Partei- Kardinals dereinzige Mann in der Partei" ist, hat

in dem hiesigen sozialdemokratischen Parteiorgan soeben ihre Stellung zu dieser strittigen Frage dargetan. Die Daime, die als die Wortführerin des radikalsten Flügels gilt, genießt in der Partei Ansehen und ihr Wort hat Geltung. Da die zehn Minuten Redezeit auf dem Partei­tag ihr nicht gestatten, ihre Ansichten darzulegen, so hat sie es vornweg in der Presse getan. Sie kommt zu dem Schluß.: Die sozialdemokratische Taktik ist durch das Vor­gehen der Parteiparlamentarier in Bayern, Baden, Würt­temberg und durch ihre Argumente zugunsten dieses Vor­gehens in Frage gestellt. Man treibt uns zur bürger­lichen Reform Politik, und als unvermeidliches Ge­genstück dazu würde uns aus dem unzufriedenen Proleta­riat totsicher das nunmehr vermorschte Gespenst des Anar­chismus wiederaufstehen, wenn wenn wir nicht in Nürnberg, Kraft, Klarheit, Geschlossenheit genug haben, diesem Gespenst sowie den andern ein Apage zu- zurufen."

In der gleichen Nummer erhält auch der bekannte Revisionist Eduard Bernstein das Wort. Bernstein hat dieses Mal kein' Mandat erhalten und so muß, er mit seinen Ansichten in die Zeitung flüchten. Er zählt eine Reihe von Fällen auf, in denen die Sozialdemokratie bereit gewesen (ist, der Regierung die Mittel zu den verschiedensten- Ausgaben zu. bewilligen. Zum Schlüsse macht er sich darüber,lustig, daß, das Stimmen gegen das Gesamtbud­get eine Demonstration darstelle. Diese Abstimmung sei keine Entscheidung von prinzipieller Bedeutung.Man muß nur einmal, so fährt er wörtlich fort, der Schluß­sitzung der Budgetberatungen im deutschere Reichstage bei- gewvhnt haben, um von diesem Wahn kuriert zu werden. In endloser Monotonie ruft der Präsident stundenlang Positionen über Positionen auf, die bewilligt sind, wenn kein Widerspruch erhoben wird. Niemand erhebt Wider­spruch, es werden Millionen auf Millionen bewilligt, wäh­rend die Abgeordneten).teils lesen/ teils schreiben, teils schwatzen, oder aber gähnend zur .Galerie hinaufschauen. Darm endlich schreitet der Präsident zur Gesamtabstim- mung. Gelangweilt erhebt sich die Mehrheit, die Sozial­demokraten aber bekunden ihre umstürzlerischen Tendenzen dadurch, daß sie auf ihren Plätzen verharren und in der Beschäftigung sortfahren, die sie gerade Vorhaben. Das ist der große Moment, wo über das Milliarden­budget abgestimmt wird. Wenn die Schönheit des Nilpferdes verhandelt würde, könne Pie Jnteressenlosig- keit nicht größer sein. . . ." Bernstein widerspricht dann dem! Bestreben, aus der Sache mit aller Gewalt eine'Haupt­aktion zu machen. Das ist die Angelegenheit abcp

zweifellos .bereits und die erbittersten Kämpfe stehen auf dem Parteitag bevor.

-i- * -j-

Unter Beteiligung von 15 000 Personen, worunter 400 Delegierte, sowie in Anwesenheit sämtlicher sozial­demokratischen Reichstagsabgeordneten und vie­ler Ausländer ist gestern Sonntag abend der 19. Parteit ag der Sozialdemokratie eröffnet worden. Der bayerische Landtagsabgeordnete Dorn- Nürnberg hieß den Parteitag in den Mauern der Stadt willkommen. Singer dankte für den Empfang und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Parteitag nach schwe­ren Kämpfen volle Klarheit schaffen werde. Die Beschlüsse des Parteitags seien als Evan­gelium zu betrachten. Hierauf wurden Singer und Horn zu Vorsitzenden gewählt und die Verhandlungen auf Montag vertagt.

Die Aenderung der

Arbeiter - Versicherung,

die amtlich als eine Reform bezeichnet wird, soll jetzt endlich in ihren Grundsätzen festgelegt sein. Aus dem Resormprojekt teilt das Zentralblatt für das deutsche Bau­gewerbe die Grundzüge mit. Und da diese Angaben von devNorddeutschen Allgemeinen Zeitung" übernommen werden, so darf man glauben, daß sie gutreffend sind. Da­nach sollen die vorhandenen Arten der Krankenkassen, die sich bewährt haben und/ in den Rahmen der neuen Organi­sation hineinpasseil, zwar beibehalten werden, dafür soll aber die als notwendig erscheinende Zentralisation einmal durch weitgehende Erleichterung und Förderung der freiwilligen Verschmelzung mehrerer Einzelklassen und sodann durch die allgemeine gesetzliche Einführung des Zusammenschlusses sämtlicher Kassen eines Bezirks zu eurem Verbände erreicht werden.

Dementsprechend bleiben neben den Ortskrankenkassen die besonderen Kassenarten des Krankenversicherungsge- fetzes: Betriebs-, Bäu-, Jnnungs- sowie Knappschasts- kassen nach wie vor zugelassen. Statt, der Gemeindekran­kenversicherung soll eine Landkrankenversicherung Platz greifen. Tie Kasseirleistungcn hinsichtlich der Unterstütz­ungen fallen gleichwertig sein und gleichgestellt werden.

Für die Ortskrankenkassen, deren Zusammenschluß veranlasst werden soll, ist grundsätzlich der Abgrenzung nach Bezirkender Vorzug vor der bisherigen, überwiegend

wenn auch 'die Freude eilig ist, so geht doch vor ihr eine lange Hoffnung her und ihr folgt eine lange Erinnerung nach.

Jean Paul.

Rosa-Marina.

^ Roman von Mr! ari vr> n Java.

Deutsch von Leo oau Hee in siede.

(Nachdruck verboten.)

Fortsetzung.

ße wird alt. und es wird ihr je länger, je erei, ihre kleinen Flügel-Adjutanten zu Mrannisieren, denn ist Dorf ist sie als Tantippe verschrien. Na, ich habe -alt und Luit davon zu tragen, und weiter niemand. Aber -niE ictzt erst einmal eine Antwort auf meine Frage: Wie M ev Deiner Frans"

.Hast Du denn nichts davon erfahren. Onkel?"

.Wovon?"

i°sseu^at,»"b - >>. daß sie mir fortgelaufen-ist, mich vrr-

/.^Een! Ja, wie sollte ich das wissen? Deine »ad. dm, ^ Zweimal im Jahre: zu meinem Namenstage Du A ^uwhr. Zum Namenstage schrieb sie mir, daß Deiner ^ie Reite geinacht bebest, und daß sie seit

Nachrichten von Dir sei, und den Neu- kslwn,/natürlich noch nicht erhalten. Also fort- -MMn,ft sie. sagtest Du, und weshalb?"

liste"'"" ^ ^ nicht länger mehr "aßt« mir Modell zu

ist ^ öa? nichts So? Das gefällt mir wieder an

ei,, ^ kim lange Geschichte, und ich bin nie

irr '"" vielen Worum gewesen, aber ich sitze gehörig in

i° °-ndringl'jch"?M,E°^ komme ich zu Dir. Du- hast mich .iu Sstx fts * Werse gewarnt, ehe rch den. dummen Streich be» ">n w.ig sih niemand, d« mir raten könnte."

Ei, mein Bester, Du hast entschieden Fortschritte gemacht: Du bekennst Deine Schuld und fragst um Rat. lauter kon­ventionelle. banale Dinge, aber nach meiner altmodischen Auf­fassung der Anfang der Weisheit. Also bekenne nur, ich bin ganz Ohr."

Frank erzählte in aller Kürze, was zwischen ihm und Rose» Marie vorgefallen war, von ihrem Aufenthalten der Residenz, ihrer Flucht, seiner Rückkehr nach Amsterdam, Mein Wiedersehen unter so eigentümlichen Umständen, den Forderungen, die sie stellte, und den Schwierigkeiten, worin sie sich jetzt befand.

Aber wie kurz er sich auch fassen mochte, immer wieder wurde seine Erzählung durch die Klingel au der Haustür unter- brachen, fortwährend kamen neue Patienten, um den Doktor ab- zurusen und ihm ihre Nöten zu klagen. Jungfer Bol kam her­ein und' brachte deinEierknchen, indem sie gegenüber Frank ihrem Herzen von neuem ^uft machte über die Eigentümlichkeiten des Dotters, der seine Sprechstunde gerade während des zweiten Frühstücks abhielt, wodurch dieses sich unendlich in die Länge zog.

Beim Eintreten ihres Herrn schlich sie still davon; der Doktor nahm seine Serviette, bediente sich und sah Frank fragend an. der darauf seine Erzählung fortsetzte. Sein Oheim nickte hin und wieder beifällig mir dem Kopfe.

.Ein braves Kind, ein tüchtiges Weibchen! Junge, Du darfst dem lieben Gott wohl auf beiden Knien danken, daß Dir Deine tolle Laune eine solche Frau zngcführt hat. Da ist Kern und Charakter drin, und wenn Du diese Eigenschaften zu würdigen weißt, dann bist Du der einzige, dem man Glück wünschen darf. Ich habe es Dir ja gesagt, die Seele rückt sich früher oder später, das hast Du jetzt erfahren. Was willst Du -jetzt tun?"

»Ich weiß es nicht. Onkel; ich möchte Dich gerade fragen, was ich tun soll."

»Du sorgst dafür, daß sic den Dienst verläßt; sic muß zuerst kündigen und nichl Deine Schwester, und dann bringst Du sie in ein gutes Pensionat unter Leitung einer verständigen Dome. Du bezahlst das Kostgeld, und um dieses zu erschwingen, arbeiten Du Tag und Nacht, wenn es sein muß. Du löstest sie ein Jahr dort oder zwei, so lange cs nötig ist, und dann stellst Du sie Deiner Mutter und Deinen Schwestern vor. Wenn sie e

dann hören nii) leben. daß die junge Frau van Saeren und Marie, das Zwcitmadchen der Frau Doktor Sauüberg, eine und die nämliche Perlon sind, so macht das weiter nichts aus. Las ist ja gewissermaßen interessant, aber bald vergessen, und Du be­trägst Dich ferner wie ein vernünftiger Ehemann und lassest Dich von Deinem Weibchen auf Händen tragen."

..Auf Händen tragen?" - seine Stimme klang bitter - »dazu ist an erster Stelle erforderlich, daß sie mich lieb hat, und das ist gar nickt der Fall. Sie bat mich nur geheiratet, um ans ihrer mißlichen Lage herausznkommen, und sie läßt mich das oft genug fühlen. Sie ist gut und wird daher nichts tun, woraus ich ihr einen Vorwurf machen könnte, aber im übrigen ist nichts zwischen uns gemein."

»Um so schlimmer! Du hast die Ehe entweiht, Frank, und damit einen schweren Fehler begangen, wofür Du eine lebens­längliche Strafe verdient hast. Und Deine Strafe ist wahrlich nicht so groß, wenn das Kino Dick auch noch nicht liebt. Was hast Du denn getan, um ihre Liebe zu gewinnen? Versuche es mir einmal, und Du stehst an der Schwelle eines glücklichen Lebens!"

..Es handelt sich hier nicht um das Glück oder Unglück meines Lebens, Onkel! Was kümmert das die Welt, wenn ich tot bin? Meine Arbeit ist mir die Hauptsache."

Ich meinte, Du wärest genesen, und jetzt fängst Du wieder von neuem an! Die Kunst ist eine schöne Sache, aber das Lesen steht viel höher; das größte Kunstwerk, das Du schaffen moM, ist Dein eigenes Leben, und um dieses, zur Vollendung zu bringen, gibt es der Mittel geimg: Religion. Philosophie, Moral, Geieze, die Erfahrung früherer Geschlechier, alles steht zu Deiner Ver­fügung. Davon mußt Du Gebrauch machen, um Dein Leben zu einem wahren Kunstwerk zu machen, das ist für die Mit- und Nachwelt von höherem Wert, als das schönste Gemälde eines Rembrandt oder Rafael. Und hast Du dieses Werk einmal ver­pfuscht und verschmiert, dann läßt sich nichts mehr daran ans« wischen, und ein ganzes Leben ist off nicht lang genug, um wieder gut zu machen, was in einem Augenblick der Ruchlosigkeit oder Unbedachtsamkeit jämmerlich verdorben wurde!"

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