In Jttling bei Straubing hat das nach nicht 14 I ,,yre al.e Dienstmädchen Anna Stöbert am '2. Tage 'Ines Dienstverhältnisses dem 17 Wochen alten Kinde ,.s Ticnstgebers das Nasenbein abgeschlagen, das Kind mn den Fäusten bearbeitet und ihm den Daumen in t.-n Mund gesteckt, bis es erstickte.
Aus Hanau wird berichtet: Im hiesigen Infanterieregiment Nr. 166, das dieser Tage auf dem Uebungs- vlatz bei Darmstadt sein Bamillonsexerzieren abhielt, sind 43 Mann nach dem Genüsse von Wurst an Vergist- ungserschei nungen erkrankt. Die Aerzte stellten Paratyphus fest. Die kranken Soldaten befinden sich noch im Garnisonslazarett zu Darmstatt. Die Erkrankungen sind sämtlich leichterer Art, so daß eine Gefahr ausgeschlossen ist.
In der Sonntag Nacht fuhr ein von Koblenz kommendes mit sieben Personen besetztes Automobil aus Köln kurz vor dem Orte Linzig über einen umgeworfenen Akazienbaum, wodurch das Automobil in Trümmer ging. Der Führer wurde getötet, die übrigen Personen wurden leicht verletzt.
Infolge der letzten Unwetter sind bei den Berliner Glasversicherungsgesellschaften für etwa 5000 Mark zertrümmerte Oberlicht- und Fensterscheiben angemeldet worden. Tie Landwirtschaft in der Umgebung von Berlin ha: einen Schaden von mindestens 100000 Mark erlitten.
Der Wirtschaftsgehilfe Boettger, der am 19. Mai bei Tegau (Reust j. L.) feine Geliebte Olga Boellmann ermordete, wurde heute in Re utin v erh aft et. Boettger hat die Tat eingestanden.
In Br eiten au im Weiler Tal (Elsaß) wurde, Wie der „Clsässische Kurier" meldet, der 55jährige Landwirt HuinPert gegen 10 Uhr morgens von seiner Schwester blutüberströmt im Brennhaus liegend aufgesunden. Tie herbeigerufenen Nachbarn brachten den Bewußtlosen zu Bett. Der sofort herbeigeeilte Arzt konnte Nur den eingetretenen Tod konstatieren. Humpert hatte drei Schläge mit einem Beil erhalten, das man neben ihm liegend fand, darunter zwei in den Hals. Ein Bcilhieb halte den Kehlkopf durchschnitten. Die Gendarmerie beschlagnahmte die blutigen Kleider, sowie das Mordbeil. Vom Täter fehlt bis jetzt jede Spur, auch Verdachtsmomente liegen nicht vor.
Der Möbelhändler Glückmann in Zabrze wurde von einem jungen Manne unter dem Vorgeben, er wolle ein Sofagestell kaufen, in das im vierten Stockwerk liegende Möbelmagazin gelockt und dort überfallen. Er erhielt sechs schwere Kopfwunden, an denen er im Laufe des Tages starb. Der Täter nahm dem Bewußtlosen den Geldschrankschlüssel ab und versuchte einen Raub, wurde aber durch die Ehefrau Glückmanns überrascht und entfloh.
Im Uhrengeschäft Billian in Zürich wurden Uhren und Schmucksachen im Wert von 70 000 Franken durch Einbrecher entwendet.
In der Stadt Kecskemat Ungarn - wurden Sonntag vormittag 9',- Uhr fünf wellenförmige Erdstöße gespürt. 20 Minuten später wiederholte sich das Erdbeben mit vier wellenförmigen Stößen. Die Bevölkerung stürzte in furchtbarer Panik aus den Häusern. Viele hundert Schornsteine sind eingestürzt, zahlreiche Mauern erlitten klaffende Riffe. Der Schrecken wuchs, als bald darauf noch ein mäßiger Erdstoß folgte.
Wie die „Tils. Ztg." aus Lappin bei Tilsit meldet, e r - mordete die Arbeiterfrau Prepens in Julienbruck im Wahnsinn vier ihrer Kinder im Alter von B bis 7 Jahren, indem sie ihnen mit einem Beil die Schädeldecke einschlug. Ein Itljähriges Mädchen entfloh. Die Mörderin brachte sich dann selbst mit einem Rasiermesser schwere Verletzungen bei und wurde in das Kreiskrankenhaus gebracht.
Aus New - Z) ork wird berichtet: Es wird nunmehr mit positiver Sicherster-, angenommen, daß die Mö> oerin Guineß nicht mehr lebt, sondern mit ihren Kindern in der Farm verbrannte. Der in Haft genommene Farmarbeiter Ray L am fitz ere ist unter Anklage gestellt worden, Frau Guineß und ihre Kinder ermordet, das Farmhaus niedrrgebrannt zu haben und an dem Morde des früheren Ehemannes der Guineß beteiligt gewesen zu sein.
In PH i l a d e > v h i a stützen iwei dicht beietzte elektrische Straßenbahnwagen iniotge falscher Weicheiffüllung wir vo'er Geschwinmgke t zusammen. <eioe Lag-n wurden zertrümmert und die Insassen nach allen Mch.ungcu gefchl-udcil Dre - Personen wurden getötet, 5 töd lich und 10 andere melr oder weniger schwer verletzt.
Im Staate Oklahama (Amerika) richteten andauernde Wolkenbrüche große Verheerungen an. Viele Städte, unter ihnen auch die Hauptstadt, haben unter den Ueberschwemmungen gelitten. Die Stadt Guthrie steht teilweise unter Wasser. Der Verkehr stockt. Man befürchtet, daß viele Personen umgekommen sind und hat im Cotton-Woodflusse schon mehrere in den Wellen treibende Leichen bemerkt.
Vom ArbeitsmarkL.
Mannheim, 25. Mai. Die Firma Brown, Bo- meri u. Co. hat, nachdem Wei Drittel ihrer Arbeiter ihre Kündigung beschlossen hatten, sämtlichen 1450 Arbeitern gekündigt.
Aus Württemberg-
Stuttgart, 25. Mai. Fürst Carl von Urach hat den: Württ. Landesverband des Deuten Flottenvereins in einem aus Kairo vom 27. April 1908 datierten Schreiben mitgeteilt, daß er wegen seiner regelmäßigen, mehrmonatlichen überseeischen Abwesenheiten genötigt sei, den Vorsitz des Württ. Landesverbands niederzulegen. Die NhnwaU eines Vorsitzenden erfolgt in der Jahresversamnklung am 9. Juli. Ws dahin werden die Geschäfte von dem geschüftsführenden Ausschuß unter Leitung des stellvertretenden Vorsitzenden Geh. Kvmm.-Rat A. v. Pflaum geführt und durch die Geschäftsstelle erledigt.
Stuttgart, 25. Mai. Tie F i n a n z ko m m is - sion der Abgeordnetenkammer genehmigte beide Nachträge zum Finanzgesetz, die für den Ankauf des Auweieus der Kaufmann Müllerscheu Erben 1000 000 dür den Neubau eines Tienstgebäude-s für das MedtzmalloUegium 021t,00 Mart verlangen.
Etnitg?;-t 25,. Mai. Die Kirchcnvorstehcrwahlen in der Stuttgarter israelitischen Gemeinde waren beeinflußt, von dem neuerdings auf Veranlassung der israelitischen Oberkirchenbehörde ergangenen Kultministerialverfügung, die den bisher fakultativen Religionsunterricht für die israeliti
schen Schüler in den höheren Schulen des Landes obligatorisch gemacht hat. In einer gelegentlich der Wahl abgehaltenen Versammlung drohten die liberalen Mitglieder der jüdischen Gemeinde mit dem Massenaustritt aus der Kirchengemeinde und der Gründung einer reformierten jüdischen Gemeinde, wenn der Oberkirchenrat fortfahren sollte, ohne Fühlung und im Gegensatz zu den Anschauungen zahlreicher Gemeindemitglieder Verfügungen zu veranlassen, die den Frieden innerhalb der isroe'Nischen Gemeinde zu stören geeignet seien. Man will beim Landtag vorstellig werden, eine Revision des Judengesetzes von 1828 herbeizuführen — eine andere Petition aus Aenderung dieses Gesetzes liegt dem Landtag schon vor —, weil es jeden Einfluß der israelitischen Gemeindemitglieder auf die Zusammensetzung und die Entschließung der Oberkirchenbehörde ausschließt.
Neuenbürg, 26. Mai. Die Volkspartei wird ihr diesjähriges Sommerfest hier abhalten.
In der Nacht vom Sonntag auf Montag wurde ein seit einigen Wochen in Stuttgart bediensteter 32 Jahr alter Taglöhner auf dem Wilhelmsplatz niedergeschlagen und seiner Barschaft im Betrag von 52 Mark beraubt. Der Täter wurde ermittelt und festgenommen; er ist ein mit Zuchthaus vorbestrafter, 37 Jahre alter Taglöhner von hier.
Die kürzlich in verschiedenen Zeitungen erschienene Notiz, Branereibesitzer Gustav Bantleon in Schwäbisch Gmünd habe sich infolge finanzieller Schwierigkeiten vergiftet, entspricht insofern nicht ganz den Tatsachen, als er nicht Besitzer der Salvatorbrauerei, sondern nur deren Prokurist war. Die Motive, die Gustav Bantleon zu diesem unglückseligen Schritt veranlaßt haben, sind bis heute noch nicht geklärt, werden aber wohl in geschäftlicher Ueberlastung zu suchen sein.
In der Dachpappenfabrik von Gebrüder Braun in Ulm ist Montag morgen Feuer ausgebrochen. Das Fabrikgebäude ist innen vollständig ausgebrannt, svdaß nur noch die Umfassungsmauern stehen. Die Weckerlinie beschränkte sich auf die Rettung der Nebengebäude.
Bei Westerstetten sprang eine 58 Jahre alte Frau auf der Heimfahrt vom Felde von ihrem mit Kühen 'bespannten Wagen und kam dabei so unglücklich zu Fall, daß das Hintere Wagenrad über sie Hinwcgging. Die innerlichen Verletzungen, die sie dabei davontrug, waren so. erheblich, daß sie aus dem Heimtrausport starb.
Gerichtssaal.
Etztingen, 26. Mai. Drei Metzgergesellen und 8 Metzgermeister standen heute vor dem hiesigen Schöffengericht unter der Anklage der Nahrungsmittel- sälschung, begangen durch Anwendung von Kartoffelmehl. Hiebei wurden 7 Meister zu je 15 Mark, ein weiterer zu 5 Mark und die 3 Gesellen zu je 5 'Mark Strafe sowie in die Kosten verurteilt.
Karlsruhe, 2-»- DON- Wic dw „LandeLboie" me.d j, hat d r Vc'rteidigir Haas, R ch Sa.-iwaü Dr Dietz, auf Grund 1er Aus sogen d.r Lachrerffändffrii im M ol i! v r - H er z o g . P r o z eß das Wiederau snahmeverfahrsn für Hau bOm hiesigen Lardzertcht b-amrcwt,
Münch u, 19. Mai. Am 18. März hatte der Sergeant des Telegraphen-Detachements Jäger einem Rekruten den Befehl gegeben, seine (des Sergeanten) Waschschüssel zu reinigen, und- als der Sergeant fand, daß die Schüssel nicht rein genug sei, mußte sie der Rekrut dreimal auslecken ! Der Sergeant' beliebte in dieser Schüssel nicht nur sein Gesicht, sondern auch seine Füße zu waschen. Das Standgericht verurteile den Sergeanten nach der „M. Post." zu 28 Tagen M i tt e l a r r est.
Berlin, 25. Mai. Der Hauptmann von Köpenik, 3,0a.-! Schuhmacher Wilhelm Voigt, verlangt in einem aus dem Tegeler Gefängnis vom 17. Mai datierten Briefe von dem Tageblatt in Königshütte (Oberschlesien) 25 700 Mk. Schadenersatz für den Nachdruck seiner in der Untersuchungshaft verfaßten Autobiographie. Die Biographie war zuerst in der Wiener „Neuen Freien Presse" veröffentlicht worden, Voigt bedauert, daß eine Strafverfolgung wegen Nachdrucks infolge Verjährung unmöglich sei.
Kunst und Wissenschaft.
Adolf L'Arronge P.
Berlin, 25. Mai. Der Dichter und Schriftsteller Adolf L'Arronge, der Gründer des Deutschen Theaters in Berlin, ist heute früh in einem Sanatorium, in Kreuzungen bei Konstanz, in das er vor acht Tagen gebracht worden war, an Bronchitis gestorben. Er hatte vor kurzem erst unter großer Teilnahme seinen 70. Geburtstag gefeiert.
L.Arronge, am 8. März 1838 in Hamburg geboren, widmete sich nach Absolvierung des Gymnasiums der Mu- M und war als Kapellmeister in Danzig, Königsberg, Köln, Würzburg, Stuttgart, Budapest, zuletzt am Kroll- schen Theater in Berlin. 1869 vertauschte er die Battuta mit der Feder und wurde leitender Redakteur der Berliner Gerichtszeitung, in welcher Stellung er bis 1872 blieb. Zwei Jahre später war er schon Direktor des Breslauer Lobe-Theaters, 1881 des Berliner Friedrich Wilhelm- städlischen Theaters. 1882 verband er sich mit Förster, Friedmann, Haase und Barmari zur Gründung des Deutschen Theaters in Berlin, das er nach dem allmählichen Ausscheiden der übrigen Soeietäre selbständig bis Juli 1894 leitete. Als Theaterdichter war er ungemein fruchtbar und erfolgreich. Noch heute stehen einige seiner gelungensten Stücke, wie „Der Kompagnon", „Doktor Klaus", „Hasemanns Töchter" u. i. aus dem Repertoir der deutschen Bühnen. Wir nennen ns der großen Reihe seiner Werke i-och: die Posse „das große Los", „Mein Leopold", „Wohltätige Frauen", „Haus Lonay", „Die Sorglosen", „Der Weg zum Herzen", „Lolos Vater", „Pastor Brose" und andere.
Spiel und Sport.
Fußballsport. Die Vor touren zur deutschen Meisterschaft sind nun beendet. Es blieben Sieger der Berliner F.-K. Viktoria und
die Stuttgarter Kickers. Die Entscheidung zwischen diesen beiden fällt am Pfingstsonntag auf dem Germaniasportplatz in Berlin. Dort wird es sich zeigen, ob die Schwaben die beste Berliner Mannschaft meistern werden.
Vermischtes
Zur Nachahmung.
Dü er,. 25. Mai. Die Erben des jüngst verstorbenen Fabrikanten Schüller schenkten der Stadt Düren 250 000 Mk. zum Ankauf eines Grundstücks als Stadtwald und zur Errichtung einer Walderholungsstätte oder eines Genesungsheims, ferner 75 000 Mk. als Stiftung für verschiedene Wohltätigkeitsvereine. Die Firma August Schüller Söhne stiftete 100 000 Mk. zur Begründung eines Unterstützungskasse für Beamte der Firma und deren Hinterbliebene und eine Nnterstützungskasse für Meister und Arbeiter der Firma.
Die Damme» werde» nicht alle.
Landau (Pfalz), 20. Mai. Ein Maß van Leichtgläubigkeit, daß man nicht für möglich halten sollte, ist die Voraussetzung einer Schatzgräber geschieht e, der jetzt das Kriegsgericht auf den Grund zu kommen sucht. Ein Pirmasenser Makler brachte dort das Gerücht unter die Leute, in Landau sei die Regimentskaffe mit 375.000 M Inhalt und wertvollen Verteioigungsplänen, für die jede fremde Macht gut und gern noch >00.000 M gebe, von einem Zahlmeister gestohlen worden. Dieser habe die Kasse in der Nähe des Forts vergraben. Pirmasenser Arbeiter, die von der Geschichte hörten, schenkten ihr Glauben, rüsteten sich mit Hebzeug, Flaschenzug, Stemmeisen usw. aus reisten zuerst drei, dann vier Mann hoch nach Landau und gruben nächtlicherweile air der ihnen näher bezeichnten Stelle nach dem Schatze. Daß ein solcher gut geborgen wird,-liegt auf der Hand, und man ließ sich deshalb durch den ersten mißglückten Versuch nicht entmutigen, zumal es auch an der nötigen finanziellen Unterstützung nicht fehlte. Man würde vielleicht noch heute graben, wäre die Sache nicht von einem Landauer Blatte in die Oeffent lichtest gebracht worden.
Berliner Riktzkämpfe.
Im „Zeitalter der Ringkämpfe" wird folgende amüsante Plauderei, die wir in der „Berliner Morgenpost finden, interessieren:
„Von einem dichten Kreise ihrer Altersgenossen umgeben, suchen zwei Junge ihrem Dasein ein gewaltsames Ende zu machen. Sie haben sich „verheddert" wie — schauerliche Erinnerung — Maikäfer in der drangvollen Enge einer Zigarrenkiste und versuchen nun noch, sich gegenseitig die Köpfe abzureißen. „Keilerei" — denkt der Vorübergehende, und ein alter Menschenfreund mischt sich ein': „Wollt ihr wohl auseinander, verdammte Bengels," und da er dabei Len Stock hebt, lassen sich die Jungen, wenn auch widerwillig, los. Während der Menschenfreund weitergeht, wird ihm eine überraschende Aufklärung zu keil, sie wird ihm, solange er in Ruf- und Sehweite bleibt, entrüstet nach- geschrien:
„Wat jetzt Jhn'n denn det ibahaupt an — wa spielendoch b l o ß R i n g k am p f! — Ick bin doch Wachterow!" — „Und ick PaööeSubni!" Aber da fährt einer der Altergenvssen dazwischen: „Mensch, vag.Bisch dir doch nich, du bist doch Wachterow, Ln hast doch 'n Teppich uffsuchen missen!" „Wahr . . .?" fragt der andere, ick bin Paddedubni, ick bin doch jleich -n die Bank jejangen und Hab' Armfalljirff jezogen!"
Da die Sache aber doch noch nicht ganz aufgeklärt ist, beginnt der Ringkampf von neuem. Wie Raubtiere geduckt, die Arme offen, um zupacken zu können, belauern sie sich, — gehen um einander herum, die Fingerspitzen tasten schon nach der Griffstelle: da weichen sie entschlossen wieder zurück. Aber plötzlich haben sie sich umschlungen. Einer von den Umstehenden, der eine Blechuhr hat, in der früher Bonbons waren, sorgt dafür, daß die „Sachverständigen", die, mit Notizbüchern und Bleistiften ausgerüstet, würdevoll ans dem Gartenzaun sitzen, freien Ueberblick bekwnNiru. Ein ardeker, der das lange Jackett seines älteren Bruders trägt und dadurch von vornherein eines Ehrenamtes sicher gewesen ist, verfolgt — die Trillerpfeife im Munde — den Fortgang des Kampfes. Die Zuschauer ermuntern aufgeregt:
„Mensch, — holt d'm doch in't Paterr!" — „Kannste nich Halbnelson machen?" — „Jeh doch in die Brücke!"
Da, ein schriller Pfiff, einer der Kämpfer hat einen verbotenen Griff gewacht, der Jacketträger mit der Trillerpfeife ist empört dazwischen gesprungen, und der Pseudo-Padöedubni wird mit Schimpf und Schande ans der Gilde der ehrenwerten Ringkämpfer ausgestoßen. Nicht einmal zusehen darf er mehr, und so geht er gedrückt von dannen.
Ein Weilchen später sicht man chn in einer Nebenstraße vor einer jüngeren Generation als Lehrmeister des Ringkampfes ouftreten. Er demonstriert an einem Individuum — das eben erst lonfen gelernt Hot, und das, nach der Aehnlichkeit der Nase und der Ueberem- stimmung des Anzugstoffes zu urteilen, sein jüngerer Bruder sein muß — erlaubte und verbotene Griffe. Die Ehrungen, die er hier genießt, tun seinem verdüsterten Gesicht wohl; man merkt ihm an, -atz er gern bereit ist, zum besseren Verständnis seiner Erklärungen die Existenz seines Bruders gänzlich zu opfern.
Glücklicherweise ist inzwischen von den weiblichen Mitgliedern der Faw ilie die Mutte r geholt worden. Sie erscheint — mit roten Armen, die noch vom he>M Seifenwasser dampfen, — wie die verkörperte Gerechtigkeit, wie die personifizierte Mutterliebe. Der Ringkämpfer, trotzdem er sie erblickt, beendet noch schnell oen letzten Würgegriff am Halse des Versuchsobjekts, letzt es dann wie ein Kleiderbündel fallen und rennt, vo seiner Mutter verfolgt, in neckischem Zickzack auf oe» Straßendamm. „Watte man, wenn ick dir krieje! Aver sie kriegt ihn nicht, und so gibt sie das Nachlaufen aus- „Komm Lu man za Hause, dann krisle deine Drejch- eiweiheiweih — ick s ag 's Vätern!" Erd. Gr-