Festrede des Herrn Stadtschultheißen
Bätzner.
(Schluß.)
Wenn sie vorhin aus unserem engen Tale, das Wildbad von Mutter Natur neben dem Kleinod der Heilquelle in die Wiege gelegt wurde, hinauf in die herrl che Höhenluft gefahren sind, wenn Sie hinunter ins löbliche, im saftigsten Grün prangende Enztal blickten, wenn Sie Len Gottesfrieden des Wäldermeeres, das üns dort oben umgibt, auf sich wirken ließen und wenn Sie dann bedachten, daß all' diese Herrlichkeiten den meisten unserer Kurgäste, namentlich den armen Kranken und Fußleidenden, bisher infolge des mühevollen Aufstieges verschlossen blieben, nun aber durch die Bahn zugänglich gemacht worden sind, daß alt dies jetzt dem täglichen Kur- und Vergnügungsprogramm unseres Bades eingereiht worden ist und daß die Bahn es vielleicht ermöglichen wird, ruhebedürstigen Menschen dort oben bleibende Wohnsitze zu schaffen, so brauche ich Ihnen über die Zwecke und Ziele, die uns bei dem Unternehmen leiteten, kein weiteres Wort zu sagen.
Gestatten Sie mir aber, daß ich Ihnen kurz einige! Mitteilungen über das Zustandekommen des Unternehmens mache. Als Herr Dr. Josenhans im Jahr 1904 in einem Wilbbader Brief im Schwäb. Merkur den Gedanken der Erbauung einer Drahtseilbahn in Wildbad mit überzeugenden und trefflichen Worten anregte, glaubte hier anfangs niemand daran, daß diese glückliche Idee so bald verwirklicht werden sollte. Vielen schien das Projekt für ein Gemeinwesen von 3700 Einwohnern ein zu großes und zu gewagtes. Manche befürchteten von der Erschliessung der Höhen eine Beeinträchtigung der Badestadt im Tale. Der Josenhans'schr Artikel, der die erste öffentliche Anregung des Projekts war, hatte aber zur Folge, daß in einer vom Gewerbeverein ein- derufenen Versammlung, in der Herr Dr. Josenhans sprach, em Comite behufs Förderung des Projekts bestellt wurde und daß später in einer öffentlichen Sitzung der bürgerlichen Kollegien unter dem Vorsitz des verstorbenen Stadtschult- haßen Bätzner die Stadt sich zur unentgeltlichen Abgabe des zur Bahn erforderlichen städtischen Areals und des Stein - Materials bereit erklärte.
Die Frage der Aufbringung der Baugelder konnte aber t904 nicht gelöst werden und manche glaubten, da über das Projekt Ende 1904 und im Frühjahr 1905 hier immer weniger gesprochen wurde, daß es in den Papierkörben der verschiedenen Behörden und des Komitss eines sanften, aber sicheren Todes verblichen sei. Wundersam war es deshalb, wie M Sommer 1905 sich mit einemmal wieder die Begeisterung für das Bahnprojekt in der hiesigen Bürgerschaft ansachte, ats infolge eines von mir ergangenen Aufrufs in den Zeitungen sich die beiden im Bergbahnbau erprobten schweizerischen Ingenieure Strub und Englert für die Sache interessieren ließen und Herr Englert hierherkam und sich »ach einem Studium des Geländes und der Verhältnisse geneigt zeigte, den Bau und die Finanzierung der Bahn in die Wege zu leiten.
Eine über diesen Vorgang in die Zeitung gelangte Notiz hatte zur Folge, daß dann auch die Maschinenfabrik Eßlmgen, die sich schon früher für die Sache interessiert hatte, als Bewerberin auftrat und sich in einer im September 1905 stattgehabten Sitzung unter Leitung des Herrn Oberbaurats v. Leibbrand der Stadt gegenüber bereit erklärte, durch me thr nahestehende Württ. Gesellschaft für Elektrrzuatswerke ein Projekt auf ihre Kosten ausarbeiten zu lassen. Dre Stadt erstatte sich hiegegen wiederholt zur Abgabe des Geländes und der Bausteine bereit und überdies zur Lieferung oes elektrischen Stromes zum Bahnbetrieb zu ermäßigten Preisen. Herr Bauinspektor Eberhard in Stuttgart wurde hieraus mit der Ausarbeitung des Entwurfes betraut Or batte sich schon bei seinem früheren Aufenthalt in hiesiger Trat ats warmer Befürworter des Bahnbaues erwiesen und tosre die ihm gestellte Aufgabe mit der ihm eigenen Tüchtigkeit und Gewandtheit. , .
Im Herbst l906, nach Fertigstellung der Plane und des Voranschlags, schritt ich zur Ausbringung Baurapi- lats. Dank der Opferwilligkeit der hiesigen Geschaftsweil, die zusammen 133000 Mark zeichnete, und dank der Anhänglichkeit alter treuer Kuraäste und Freunde unseres Bades, die zusammen 67 000 Mark zur Verfügung stellten, gelang tim bis zum Frühjahr !907 die Beschaffung des erforderlichen Aktienkapitals von 200000 Mark, worauf am 19. ifMrz 1907 zur Gründung der Aktiengesellschaft geschritten und der Vau unverweilt in Angriff genommen wurde. Die Overleitung des Baues wurde in die bewährten Hände des Herrn Oderbaurat v Leib'orand unter Beigabe des Herrn -"bgw*- ungsbaumeisters Enßlin und Herrn Bauwsrkmeisters Schi« gelegt; der Tiefbau der leistungsfähigen Unternehmerstrma C. Barejet in Untertürkheim, die Lieferung der maschinellen und elektrischen Einrichtung der im Bergbahnbau erprobten Maschinenfabrik Eßlingen übertragen.
Vor Inangriffnahme des Baues wurde noch der a s Kapazität im Bau von Drahtseilbahnen geltende Jngemem Strub in Zürich zugezogen, dessen Vorschlägen zufolge der Entwurf mehrfache Abänderungen erfuhr, die zwar eme trächttiche Erhöhung der Baukosten, aber andererseits dura Einführung des direkten elektrischen Antriebs an Stelle dei Wasserbetaftung auch die Gewähr eines rationelleren Betrieb, brachten. Der erste Voranschlag bezifferte sich auf ca. 25000011i Die Gesamtbaukosten werden sich jetzt nach Fertigstellung Lei Bahn aus ca 440000 M belaufen; hievon ist aber.de' Aufwand für die Staüons- und Wirtschaftsgebäude im Tal und auf der Höhe, die im ersten Voranschlag nicht enthaltet waren, mit ca. 100 «.'00 Mark abzncechnen (dem gegenübe' ein Erträgnis dieser Gebäulichkeiten mit jährlichen 4800 Ni steht), sodaß die Bahn selbst aus ca 340000 Mk. zu stehe« kommt. Nach einjähriger Bauzeit ist die Bahn nun fern« gestellt Ein glücklicher Stern leuchtete über den Bauarbei en indem während der ganzen Bauzeit kein nennenswerter un fall passierte.
Groß waren aber die sonstigen Schwierigkeiten, u sich dem Unternehmen in allen Phasen seines Werdens gegenstellten und die zu überwinden waren, und es oed des verständnisvollen, opferwilligen Zusammenwirkens der treuen Mitarbeit vieler Kräfte, um das gesteckte zu erreichen. In vorderster Reihe stehen da die He' Oberbaurat v. Leibbrand und Fabrikdirektor Schnitzer, sich unvergängliche Verdienste um das Unternehmen erw« haben und denen heute wärmster Dank zu zollen ist
Herr Oberbaurat v. Leibbrand, dessen Name mit Wildbad ohnedies schon durch die bedeutenden, von ihm geschaffenen Bauwerke der Stürmlesloch-Wasserleiiung und des Elektrizitätswerks II samt den städtischen Anlagen in der König Karls-Straße für alle Zeiten verknüpft sein wird, hat in der Bergbahn ein unvergängliches Monument seiner genialen Jngenieurkunst geschaffen. Seinem schöpferischen Geiste, seiner frohen Arbeitskraft ist das Gelingen des Baues vor allem zu danken.
Herr Fabrikdirekror Schnitzer hat als Vorstand der Bergbahngesellschaft seine reichen technischen und geschäfts- männischen Kenntnisse in uneigennütziger Weise in den Dienst des Unternehmens gestellt Die Opfer an Zeit und Kraft, die er dem Unternehmen gebracht hat, alle anszuzählen, würde Stunden beanspruchen. Namentlich in den letzten Monaten vor der Vollendung und Eröffnung der Bahn ruhte eine ungeheure Arbeitslast auf ihm, die er freudig und opferwillig auf sich nahm. Herr Fabrikdirektor Schnitzer hat damit ein leuchtendes Beispiel der aufopferndsten Mitarbeit eines Bürgers an einer Angelegenheit des öffentlichen Lebens .statuiert, das ihm in weitesten Kreisen der hiesigen Bürgerschaft für alle Zeiten unvergessen bleiben wird.
Ich danke namens der Gesellschaft dem Herrn Regierungsbaumeister Enßlin und Herrn Bauwerkmeister Schick, denen die Bauausführung übertragen war und die sich der ihnen gestellten Aufgabe mit großem Geschick und seltener Hingabe widmeten und sie zu einem glücklichen, erfreulichen Ende führten. Ich danke den Meistern, Handwerkern und Arbeitern für ihre treue, durch die schwierigen Terrainver- hältniffe oft sehr mühevolle Mitarbeit. Anerkennung ist auch zu zollen der Firma Bareset und der Maschinenfabrik Eßlingen, die die ihnen übertragenen Arbeiten zur vollsten Zufriedenheit lieferten.
Ich danke den beteiligten Behörden und Verwaltungen, die das Unternehmen nach allen Richtungen förderten. Vor allem Seiner Excellenz dem hochverdienten Herrn Minister des Innern v. Pischek und den ihm unterstellten Regierungsbehörden. Zu unserer größten Freude hat Se. Excellenz heute in der Person des verehrten Herrn Ministerialrats Dr. v. Köhler einen Vertreter gesandt und damit unserer Feier eine besondere Weihe verliehen. Dank sei auch gesagt den Kgl. Forstbtchörden und dem Hüter unseres Stadtwaldes, Herrn Oberförster Hopfengärtner, dem der Bahnbau manche Mühe und Sorge brachte.
Herzlichen Dank spreche ich der Kgl. Domänendirektion, dem Herrn Badekommiffär Freiherrn von Gemmingen und der Kgl. Badverwaltung für ihre freundliche Stellungnahme zu dem Projekt aus, die sich insbesondere dadurch äußerte, daß die K. Domänendirekiion bei der Beschaffung der Baugelder in Aussicht stellte, im Falle ungenügender Erträgnisse der Bahn mit einem jährlichen Zuschuß beizuspringen.
Zu unserer größlen Freude hat sich der Vorstand der Kgl. Domänendirektion, Herr Präsident Dr. v. Schwarz, zu unserer Feier eingefunden und sie durch seine Anwesenheit verschönt. Ich ergreife mit größtem Vergnügen die Gelegenheit, dem Herrn Präsidenten für die große Förderung, die unser Bad unter seiner Amtsführung durch die Erbauung des Schwimmbads, die Umbauten in den Badgebäuden, die Erweiterung der Trinkhalle und der Anlagen u. s. w. in den letzten Jahren erfahren hat, und die vielen Mühen und Sorgen, die ihm dadurch erwuchsen, herzlichen Dank zu sagen.
Vielen Dank verdient auch Herr Kommerzienrat Heermann für die hochherzige Stiftung von 3"00 Mark zur Herstellung von Wegen und Schutzhütten. Dem aus diesen Mitteln hergestellten Weg wurde durch Gemeinderatsbeschluß zur bleibenden Erinnerung an den Stifter der Name „Heermannsweg ' beigelegt.
Allen, allen die bei dem Unternehmen mitgewirki haben, sei heute Dank gesagt Nach kaum 4 Jahren seit der ersten öffentlichen Anregung ist die Idee nun zur Tat geworden. Berechtigter Stolz und frohe Genugtuung erfüllt uns alle, angesichts des vollendeten in allen seinen Teilen wohlgelungenen Baues.
° Möge die Bahn zum Segen unseres schönen Wildbads wirken, möge sie tausend und abertausend Gäste alljährlich hierher ziehen und ihnen allen, in den durch sie erschlossenen Waldeshöhen Genesung und Erholung bringen.
Möge sie, in der Hauptsache durch eigene Kraft der Wildbader Bürgerschaft ins Leben gerufen, als ein bleibendes Denkmal ihres fortschrittlichen Geistes und ihrer Unternehmungslust fort und fort zu unentwegtem weiteren Fortschritte in der hiesigen Stadt aufmuntern, der im Konkurrenzkämpfe mit anderen Bädern so außerordentlich notwendig ist.
Möge die Bahn mit ihrer kühnen Steigung zur Bergeshöhe, wo der unverfälschte Odem wahrer Gottesnatur weht, uns hier unten Tag kür Tag die Mahnung zurufen: Aus den Niederungen des Lebens hinauf zur Höhe, zur Schönheit!
Hochverehrte Festgesellschaft! Ist die Bergbahn erfreulicherweise der Initiative der hiesigen Geschäftswelt entsprungen, so wollen wir aber auch heute nicht vergessen, daß, was Wildbad ist, es v r allem der Gunst und der unermüdlichen Fürsorge seines angestammten Fürstenhauses zu verdanken hat, mit dem es sich fest Graf Eberhards Zeiten aufs engste verbunden fühlt und dem es von jeher und bis heute mit der vom Dichter besungenen, alten Württemberger Treue anhängt. Und so soll das erste Hoch, das die heutige Festversammlung hier in Wildbad, ans dem klassischen Boden schwäbischer Untertanenireue ausbringt, unserem in Ehrfurcht geliebten König gelten, der sein warmes Interesse an dem Unternehmen, das wir heute geweiht haben, durch folgendes schon diesen Morgen bei mir eingelaufene huldvolle Telegramm zu bekunden geruhte:
Carlsruhe, Schlesien, 23. Mai, 8 Uhr 50 Min. Vorm.
Die heute stattfindende Eröffnung der Bergbahn auf den Sommerberg begleite ich mit meinen besten Wünschen. Mögen die Hoffnungen, die sich an dieses Unternehmen knüpfen in reichstem Maße in Erfüllung gehen. Wilhelm.
Ehrfurchtsvoller innigster Dank beseelt uns für diese gnädige Allerhöchste Kundgebung und ich gestatte mir, Sie einzuladen mit mir einzustimmen in den Ruf Se. Mas. König Wilhelm ll, unser vielgeliebter König und Landes- vnter, er lebe hoch!
Begrüßungsansprache des Herrn Fabrikdirektor Schnitzer.
Verehrte Gäste! Zuvörderst heiße ich Sie im Nomen der Bergbahn Wildbad Aktiengesellschaft wärmstens will
kommen und danke Ihnen herzlich dafür, daß sie der Einladung zu einer schlichten Feier gefolgt sind Das Werk, ein schönes Zeugnis württembergischer Jngenieurkunst, das dem Vaterland und den Erbauern alle Ehre macht, indem es die Prüfung des Staatstechnikers glänzend bestanden, liegt nun vollendet vor uns. Viele, viele, welche die Schönheiten unseres Schwarzwaldes zufolge körperlicher Leiden nicht genießen, sich dessen herrliche und ozonreiche Luft nur in beschränktem Maße zu Nutzen machen konnten, werden den heutigen Eröffnungstag willkommen heißen. Wir, die Gründer des ersten Bergbahnuntsrnehmens von Württemberg, hoffen, daß dieser Tag ein Wendepunkt für Wildbads Ent- Wicklung werde. Bislang habe Wildbad als Thermalkurort wohlbegründeten Weltruf, wir stad überzeugt, bälder oder später wird Neu-Wildbad auf Sommerbergs luftigen Höhen in der ersten Reihe der Luftkurorte marschieren, dabei die Heilkraft seiner Quellen wirksam unterstützend. Diese Ueber- zeugung ist und bleibt der- alleinige Beweggrund, der viele gemeinsinnige Bürger unserer Stadt, viele hochsinnige Bewohner und Freunde des Enztales, der die Mitglieder der Verwaltung unserer Gesellschaft, die alle ehrenamtlich wirken, in den Dienst dieser guten Sache gestellt hat. Vieles ist noch unvollkommen, manches mag Ihrer Kritik nicht standhalten können, glauben Sie uns aber, wir haben nur das Beste gewollt. — Und nun lassen Sie sich von uns hinauf- > führen in Wildbads Tannenrevier, weiden Sie Ihr Auge an der strotzenden Kraft mächtiger Wälder, an dem üppig grünenden" Tal der rauschenden Enz, das an Lieblichkeit seinesgleichen sucht, dann wenn Sie befriedigt zurückkehren vom Schauen erhabener Naturschönheiten auf Witdbads Höhengebiet, führen Sie uns viele, recht viele Freunde zu, damit der Zweck unseres Unternehmens sich voll erfülle, damit dasselbe sich auswachse zum Segen von Stadt und Staat. Eine berufene Stelle wird den Dank den Mitarbeitern abstatten, mir ist es ein persönliches Bedürfnis, unserem Auf- sichtsratsvorsitzenden für seine tatkräftige Unterstützung, welche er mir und uns zu keil werden ließ, unserem verehrten, fortschrittlichen Herrn Stadtschultheiß Bätzner, desgleichen aber auch den bürgerlichen Kollegien für Entgegenkommen heißen Dank auszusprechen. Mit der Parole: Mit der Stadt, für die Stadt, Mit dem Staat, für den Staat, bitte ich den Herrn Vertreter der hohen Regierung, die Bergbahn für eröffnet zu erklären. Ihr, der jüngsten Tochter württembergischer Industrie und schwäbischer Heimatliebe, rufe ich ein frisches „Glück auf". Ihnen allen ein kräftiges „Wald- he l" zu.
* Wildbad, 27. Mai. Wie wir erfahren, findet, veranlaßt durch Herrn Fabrikdirektor Schnitzer, am Samstag den 30. Mai hier eine Versammlung der „Sektion Pa- piermacher-Berufsgenofsenschckft für Württemberg und Hohen- zollern" statt. Es haben sich bis jetzt 30 Personen angemeldet und wird auf ca. 50 gerechnet werden können, da auch die Damen an dem sich an die Versammlung anschließenden Programm sich beteiligen werden. Abends 7 Uhr findet im Hotel Bellevue ein gemeinschaftliches Essen statt. Während desselben oder nach demselben konzertiert die Kurkapelle in der Trinkhalle, welche zu Ehren der Gäste beleuchtet wird, ebenso der sich an das Hotel anschließende Teil der Kuranlagen. Sonntag vormittag fahren die Papierfabrikanten nebst Damen mit der Bergbahn auf den Sommerberg, wobei denselben von den Firmen Papierfabrik Wildbad und P. Lemppenau L Co., Höfen, ein warmes Frühstück gereicht wird. Wir wünschen, daß die Herrschaften mehr Glück bezüglich des Wetters haben möchten als unsere Bergbahn-Einweihung.
* Der Neckar-Zeitung entnehmen wir folgende bemerkenswerte Zuschrift, welche wir jedoch Raummangels halber immer wieder zurückstellen mußten.
Wildbader Brief.
Die kommende Saison steht im Zeichen unserer Bergbahn! Sind doch schon seit Monaten alle Neuerungen in den Hintergrund getreten gegenüber diesem Werk, von dem man eine bedeutende Verstärkung der Anziehungskraft Wildbads sich verspricht! Man hat sich zwar gründlich getäuscht, als man glaubte, schon im Herbst die Probefahrten vornehmen zu können, aber nun wurde „die erste Drahtseilbahn in Württemberg" doch noch so zeitig fertiggestellt, daß auch unsere Frühgäste von den geschaffenen Annehmlichkeiten profitieren können. In diesen Tagen findet die Prüfung der Anlage statt und am Samstag den 23. Mai im Beisein hoher Gäste die feierliche Eröffnung der Bahn. Die Hoffnung und der berechtigte Wunsch vieler Wildbader, ihren König bei dieser Gelegenheit nach langer Zeit wieder einmal in den Mauern ihrer Stadt begrüßen zu dürfen, scheinen nicht in Erfüllung zu gehen. — Wildbad ist nicht nur als Bad und Kurort, sondern auch als Steuerquelle sehr geschätzt und deren Ergiebigkeit könnte leicht noch vergrößert werden. Womit übrigens nicht gesagt sein soll, daß unser Bad von staatlicher Seite aus nicht genügend unterstützt werde. Wenn es gilt, mit den verfügbaren Mitteln Verbesserungen und Verschönerungen zu erreichen, so wurde bisher der Verwaltung immer freie Hand gelassen. Und diese hat mit vielem Geschick stets das Nötige getan, um unser „Weltbad" auf der Höhe der Zeit zu hatten.
„Weltbad" in dem Sinne, wie unsere Stadt in den fünfziger und sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts es war, ist es zwar nicht mehr. Wohl besuchen uns alljährlich immer mehr Fremde aus aller Herren Länder, zu denen ^der Ruf unseres Bades gedrungen ist, solche, die es brauchen, welche, die aus Dankbarkeit wiederkehren und andere, die von seiner landschaftlichen Schönheit angelockl wurden, aber die Zeiten, da Kaiser und Könige und mit diesen das ganze Gefolge der Geistes-, Gebmts- und Geldaristokratie bes In- und Auslandes sich regelniäßig hier ein Stell-dich-ein gaben, müßten erst wiederkehren, wenn Wildbads Reize dadurch die rechte Würdigung erfahren sollten
Wildbad ist schöner denn je! Unser Kurpark wirkt inmitten der dunklen Tannenwälder nun wieder mit seiner ganzen lichten Schönheit auf die Erholung Suchenden und wird der Sommer so heiß, wie man annimmt, dann wird die erfrischende Kühle am Enzufer die matten Großstädter doppelt beglücken, während denen, die noch ursprüngliche Waldesschönheit suchen, der Weg dahin durch die Bergbahn nun leicht gemacht ist Und wenn ängstliche Gemüter die bei der Steilsahrt der Bahn noch häufig zu Tage tretende Furcht vor Unglücksfällen überwunden haben werden, was