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mit Erzähler vom Schwarzwild.
Amtsbiart für die Stadt Mildbad.
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Deutscher Reichstag. -
Berlin, 5. März. Präsident Graf Stolberg eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 20 Min. Die Etatsberatung des Reichsamts des Innern wird fortgesetzt.
Bruhn (Refp.): Eine Reform des Gesetzes gegen -en unlauteren Wettbewerb sei dringend rwtwen- dig, um den Auswüchsen des Warenhauswesens entgegenzutreten. Das Handwerk müsse gegen den Terrorismus der Arbeiterschaft geschützt werden. Die sozialdemokratischen Gewerkschaften gewinnen immer mehr an Zahl und geben den Ausschlag. Die Arbeitswilligen müssen gegen Terrorismus geschützt werden. Wir gehen neuen Kämpfen entgegen. Ein Zusammenschluß der Arbeiter gegenüber diesen Erscheinungen sei notwendig, ebenso die Einrichtung eines Reichshandwerksamts. Der Redner tritt sodann für eine Herabsetzung der Altersrente auf 65 Jahre ein. Würde man den Beitragsmodus ändern und die bemittelteren Klassen heranziehen, so könnte die Altersrente sogar auf 60 Jahre herabgesetzt werden. Seine Partei vertraue, daß der neue Staatssekretär die Sozialpolitik weiter fördern werde.
Kulerski (Pole) fragt die Regierung, ob es wahr sei, daß sie das Projekt der Arbeitslosenversicherung fallen lassen wolle. Die Altersgrenze für den Bezug der Rente müßte auf 60 Jahre herabgesetzt werden. Auch seine Partei wünsche eine Jnaugurierung der Pri- vatbeamten-Versicherung. Die Deckungsmittel seien leicht zu beschaffen, wenn an den Ausgaben auf militärischem Gebiet mehr gespart werde. Der Redner ging dann auf die Ausbeutung der Heimarbeiter ein, deren s Löhne Hungerlöhne seien. Seine Partei verlange eine Verkürzung der Frauenarbeit und den lOstündigen Maximalarbeitstag für männliche Arbeiter, wenn der 8 stündige jetzt nicht zu erreichen sei. Für den gesundheitsschädlichen Betrieb der Hütten- und Walzwerke verlange seine Partei den 8 stündigen Arbeitstag, ferner die Erweiterung der .Sonntagsruhe für alle Arbeiter. Die Arbeitgeber, welche gegen die Arbeiterschutzbestimmungen verstießen, müßten mit den schärfsten Strafen belegt werden. Solange nicht Arbeiter als Gewerbeinspektoren angestellt würden, werde es mit dem Arbeiterschutz nicht wesentlich besser werden.
Mayer (Ztr.) begründet die Resolution des Zentrums auf Errichtung eines Reich skartellamts, das im wesentlichen eine informatorische Reichsaufsicht über
die Kartelle bezwecke. Die Regierungen würden selber nicht behaupten wollen, daß die seinerzeit veranstaltete Kartell-Enquete die gewünschte Klarheit über die Wirksamkeit der Kartelle gegeben habe. Der Redner hebt die Uebergriffe der Syndikate gegenüber der Allgemeinheit hervor, namentlich die des Kr> h l en s y nd i k a ts. Aehnlich stehe es mit der Eisenindustrie. Das Ausland bekomme von den syndizierten Werken die Waren oft billiger als das Inland. Die Mittel, die der Staat gegen die Kartelle zur Anwendung Dringe, müßten auf wirtschaftlichem Gebiete liegen. Als Zielpunkt empfehle seine Partei ein Reichskartellamt.
Graf Kanitz!(kons.) stimmt den meisten Ausführungen des Vorredners zu. Die von den Gegnern der neuen Zollerhöhung befürchtete Lebensmittelteuerung sei nicht eingetroffen, wohl aber habe die Preispolitik der Syndikate dazu geführt. Deshalb habe man sich der von den Beamten verlangten Gehaltserhöhung nicht entziehen können. Amerika sollte für Deutschland eine Warnung sein, daß es der Kartellwirtschaft nicht freien Lauf lasse. Es mache den Eindruck, als ob die Regierung gar nicht beabsichtige, den Syndikaten auf den Leib zu gehen. Bei der letzten Enquete sei außer den hohen ' Kosten wenig herausgekommen. Die Syndikate schädigten selbst die einheimische Industrie. Der Redner führt hiefür verschiedene Beispiele an. Dann bespricht er die hohen . Dividenden der Zechen, sowie die Arbeitslöhne in denselben. Durch die hohen Kohlenpreise sei am meisten die Landwirtschaft geschädigt und ferner dadurch, daß ihr die Arbeitskräfte entzogen würden. Er sei kein prinzipieller Gegner der Syndikate, aber die Berechtigung derselben höre auf, wenn die Preissätze ohne Rücksicht aus die Produktionskosten erfolgen. §
Fuhrmann (natl.): Seine Partei sei stolz darauf, sich zu einer konsequenten Sozialpolitik durchgerungen zu haben, weil sie den Wert einer aufstrebenden Arbeiterschaft für den Staat erkenne, namentlich den Wert einer nationalen Arbeiterschaft. Die Nationalliberalen seien keineswegs die Schutztruppe der Unternehmer, wie diese meinten. Die Unternehmer müßten sich gegenwärtig halten, daß die christlichen Arbeiter ihre Interessen nicht weniger vertreten, als die sozialdemokratischen. Es komme . darauf an, die Arbeiter sozial zu versöhnen.
v. Dirks en (Reisp.) kommt auf die Wahl-; rechtsdemonstrationen zurück und meint, sieben; Achtel von den Demonstranten hgtten gar nicht verstanden, !
um,was es sich handelte. Die Sache sei nur inszeniert worden, um die Stimmung aufrecht zu erhalten. Keine Partei wolle sich davon ausschließen, die Sozialpolitik der Regierung mitzumachen.
Nach persönlichen Bemerkungen wird die Weiterberatung um 6 H 4 Uhr auf morgen nachm, 1 Uhr vertagt. Die Beamtenbesoldungs-Jnterpellation wird am Dienstag auf die Tagesordnung gesetzt werden.
Rundschau.
Fürsorge für die schulentlassene Jugend.
Zur Beratung eines Gesamtplans, welcher der Fürsorge für die schulentlassene Jugend von 14 bis 18 Jahren zu Grunde gelegt werden soll, waren unter dem Vorsitz des Abg. von Schencken- dorff Vertreter der Deutschen Turnerschaft, des Zentralausschusses für Volks- und Jugendspiele ustd des Deuten Turnlehrervereins in Berlin zusammengetreten, ese Konferenz hat sich auf folgende Beschlüsse geeinigt:
I. 1) Die Rücksicht auf die Gesunderhaltung des deutschen Volksstammes wie die Bewahrung der nationalen Wehrkraft erfordert dringend, daß die Körperpflege mit dem Verlassen der Volksschule nicht abgeschlossen, sondern auch in den folgenden Entwicklungsjahren dieser Jugend fortgesetzt wird. 2) Das einzige Mittel, alle Angehörigen dieser Altersstufen in diese körperliche Ausbildung einzubeziehen, ist die Durchführung der Pflichtfort- bildungsschule für alle Knaben und Mädchen des 14. bis mindestens des 17. Lebensjahres und die Einfügung körperlicher Hebungen in den Erziehungsplan dieser Schule. 3) Zu diesem Zwecke ist notwendig a) ein Reichsgesetz, das in Abänderung des Z 120 der Gewerbeordnung den Erlaß des dort erlaubten Ortsstatuts für Gemeinden mit mehr als 20 000 Einwohnern verbindlich macht, d) der Erlaß von Landesgesetzen in sämtlichen Bundesstaaten, wodurch der Besuch der Fortbildungsschule für alle aus der Volksschule entlassene Knaben und Mädchen verbindlich gemacht wird. '4) In den Lehrplan dieser landesgesetzlichen Fortbildungsschulen ist die Pflege von Leibesübungen in mindestens zwei Wochenstunden für alle Fortbildungsschüler verbindlich einzufügen, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob die einzelnen Schulen nach diesem Gesetz eiüen direkten Fortbildungsschulzwang haben oder einen indirekten. 5) Um es den Gemeinden zu erleichtern, daß sie den Betrieb von Leibesübungen m der Fortbildungsschule neu einführen.
Zwischen Himmel und Erde.
4S) Roman von Otto Ludwig.
(Fortsetzung.)
Endlich geht die Tür auf. Der Sarg steht auf der Bahre, das Leichentuch bedeckt beides; lesse und in gleichmäßiger Bewegung hebt sich die schwarze, wallende Masse; nun ist sie an ihrer Stelle, denn die Träger rücken den Hut zurecht. Und nun bewegt sich's schwankend, flatternd. Obenauf plitzt der Deckhammer, den Valentin poliert hat, und sagt, was man jetzt der Erde übergiebt, hat ehrlich zwischen Erde und Himmel hantiert. Die alten Weiber schwemmen mit süßen Tränen hinweg, was von Schmutz auf seinem Andenken liegt. Innerlich geben sie sich das Wort, niemand, den sie daran hindern können, soll Schieferdecker werden. Es ist gefährlich, das Schieferdeckerhandwerk zwischen Himmel und Erde; das predigt der Mann, der unter dem schwarzen Flattern zwischen den Brettern liegt, so stumm er ist, mit erschütternder Beredsamkeit. Dann mustern sie den alten Herrn, den zwei Leidtragende führen. Er sieht aus, wie der Geist des ehrlichen Begräbnisses selbst. Doch über den schlanken, hohen Apol- lonius neben dem würdigen Bauherrn, vergessen sie die ganze Milde, die sie vorhin geübt; sie graben den Toten wiederum aus den nassen Totenblumen heraus, womit man seine menschliche Blöße bedeckt. Seinetwegen wär der Hammer über ihm voll dunklen Rosts der Schande, Apollonius ist's, dem er dankt, daß das Werkzeug so ehrenblank über seinem letzten Bette liegt. Und ob er's um ihn verdient hat? Das will keine sagen. Könnte sie der Tote hören vor den Brettern und dem schwarzen Geflatter darum, er hätte dem Bruder noch mehr zu verzeihen. Oder auch nicht zu verzeihen; er hatte ihm nichts verziehen, nicht, was er an Apollonius, nicht, was dieser an ihm getan. Und könnte er vollends dem Bruder in das Herz sehen, aus dem sein Tod allen Groll verwischt, das sich Vorwürfe macht, weil es einen Böfewicht sah, wo es den unglücklichen Wahnsinnigen hätte bedauern müs- sin, er steifte sich noch tiefer in den Neid der Teufel. Dann kommt die junge Frau an die Reihe, und völlig in der Weise ihres Geschlechts schlagen die Klageweiber in
^ Ehestifterinnen.um. Und wahrlich! sie haben nicht unrecht; ein schöneres Paar, eines, das besser zusammenpaßte, das seiner gegenseitig so wert wäre, wie dieses, fänden auch tiefere Beobachter im Bereich der ganzen Stadt nicht aus. Der Zug ging am roten Adler vorbei. Es war schon wieder ein Ball da oben, bei dem Fritz Nettenmair fehlte; gewiß ein lederner Ball! Da ist er ja! da ist er ja! klang dem Zug entgegen und begleitete ! ihn unermütlich die ganze Straße entlang. Aber famos I konnte es nicht werden trotzdem. Es war derselbe Weg, ' den Fritz Nettenmair zurückging, nachdem er den Gesellen begleitet hatte. Damals sah er im Geiste den Bruder unter / dem Deckhammer und dem wallenden schwarzen Behänge und er ging leidtragend hinter ihm drein. Nun war's . umgekehrt Wirklichkeit geworden, aber Apollonius fühlte ! wirklich, was der Bruder nur zur Schau trug. Und fort ging's immer die Straßen hin, die Fritz Nettenmair da- ! mals hergekommen war. Und draußen vor dem Tore zerflossen wiederum die Weiden in Nebel oder Nebel gerann zu Weiden. Hüben und drüben trugen Nebelmänner Nebelleichen neben der wirklichen her. An dem Kreuzweg, wo Fritz Nettenmair damals den Gesellen im Nebel verschwinden sah, verschwand er heute selbst darin. Ob es ihn freuen würde, wenn ihm einer sagte, er wird den Freund Wiedersehen? Er werde ihn wieder begleiten — wohin? Eben tragen sie in Tambach ihn hinaus. Sie haben viel zu sprechen miteinander. Fritz Nettenmair kann dem Gesellen sagen, wie sorgsam er den Gedankenkeim, den jener gegeben, bis zum Zerschneiden des Seiles ausgebrütet hat, und der Gesell dem ehemaligen Herrn, daß der unter dem Seilschnitt verunglückte, den dieser gemacht. Der Geistliche, der Fritz Nettenmair die Grab- z rede hält — denn Fritz Nettenmair wird mit allen Ehren begraben, die seinem Stande ziemen und für Geld zu haben find — weiß nicht, welch furchtbares Thema ihm entgeht.
Das letzte Wort der Grabrede war verklungen, die letzte Scholle auf Fritz Nettenmairs Sarg gefallen, die Leidtragenden waren heimgekehrt; es tvar Nacht geworden und wieder Tag, und wieder Nacht geworden und wieder und wieder Tag und Nacht: andere Dinge hatten Fritz Nettenmairs Unglücksfall aus dem Munde der Stadt ver
drängt und noch andre diese. Auf sein Grab war ein Stein gesetzt und darauf sein ehrlicher Tod nochmals vom Bildhauer bescheinigt sind der vergeßlichen Nachwelt mit Meißelstreichen eingeschärft worden. Man sollte meinen,, die düstere Wolke über dem Haus mit den grünen Fensterläden müßte sich in dem Wetterschlag entladen haben, der den älteren Sohn vom Turmdache von Sankt Georg auf das Straßenpflaster medergeschmettert, und das Leben darin müsse nun so heiter sich gestalten, als sein äußerer Anblick verspricht. Ja, man konnte es meinen, wenn man die junge Witib, oder ihre Kinder sah! Die drei schnellkräftigen Wesen hoben die niedergedrückten Köpfchen wieder, sobald die Last entfernt war, die sie niedergedrückt. Die junge Witib sah nicht aus, als wäre sie schon Frau, noch weniger, als wäre sie schon eine unglückliche Frau gewesen; sie erschien von Tag zu Tag mehr ein bräutlich Mädchen oder eine mädchenhafte Braut. Und sollte sie nicht? Wußte sie nicht, daß er sie liebte? liebte sie ihn nicht? Mußte sie nicht das Necken Dritter darauf bringen, fiel es ihr auch selbst nicht ein, daß ihre Liebe nun eine erlaubte war? Wie oft mußte sie sich fragen lassen, ob sie schon an ihrer Ausstattung nähe? die Kinder fragen hören, ob ihnen ein neuer Papa auch recht sei? Konnte sie anders darauf antworten, als mit stummem Erröten und indem sie rasch von etwas anderem zu sprechen begann? Und so machen es bräutliche Mädchen und mädchenhafte Bräute; das weiß jeder. Und die Heirat war so natürlich, ja nach den hergebrachten Begriffen so not- dig, daß die ersteren und die über das Necken hinaus waren, dies unausgesprochen voraussetzten und es eben deshalb nicht aussprachen, weil es sich ihnen von selbst verstand. Auch der alte Herr ließ es in seiner diplomatischen Art zu reden an dergleichen Andeutungen nicht fehlen. Christiane sah den Mann, von dem die Leute meinten, er könne, ja er müsse sie heiraten, noch immer hoch über sich; es war ihr in dieser Beziehung, wie in allen Bedürfnis; Pflicht und Wollust sich in seinen Willen zu ergeben, den sie den reinsten und den heiligsten wußte. Wenn sie trotz dieser Ergebung Wünsche und Hoffnungen nährte, wer wird es nicht natürlich finden? wer möchte es ihr verdenken?
(Fortsetzung folgt.)