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mit Erzähler vom Schwarzwald.
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Amtsblatt für die Stadt Dildbad.
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Do«nerrtag, den 'L Dezember
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Die Aussichten des Blocks.
Alle Politiker sind sich darüber klar, daß das Blockgebilde auf schwachen Füßen ruht. Nicht nur weil sehr verschiedenartige Gruppen demselben angehören, sondern hauptsächlich auch deshalb, weil bei der Naturanlage der preußischen Konservativen auf großes Entgegenkommen von dieser Seite nicht zu rechnen ist. Das hat Naumann in Heilbronn ausgeführt und das führen nunmehr auch Payer und Haußmann im März aus. Payer schildert die bisherige Haltung der Linksliberalen, die mit aller Vorsicht Stellung zu Gunsten des Blocks genommen haben, und tadelt scharf, daß Per Reichskanzler den Versuch zu- keß, den Vereinsgesetzentwurf zu einem Werkzeug für die preußische Polenpolitik zu inachen, indem diesem Entwurf IN 8 7 das omiiröfe Verbot des Gebrauchs anderer Sprachen als der deutschen in öffentlichen Versammlungen kin- vcrleibt würde. Für den Liberalismus bedeute das Ansinnen, den Fortschritt mit djeser Preisgabe der seitherigen Mncdsätzlichen Haltung zu bezahlen, eine unbegreifliche« Zumutung. Ein zweiter Fehler sei es gewesen, daß in den letzten Tagen vor der Reichstagseröffnung der Reichskanzler, der dis dahin den Blockparteien in Aussicht gestellt hatte, der Reichstag könne für diese Tagung mit neuen Steuerprojekten verschont werden, plötzlich an diese mit dem Ansinnen herangetreten sei, ohne Verzug ein Branntweimnoiropol und eine BanderolesteUcr auf Zigarren zu bewilligen, , Trotzdem sei zunächst alles gut gegangen, bis es zu den bekannten scharfen Auseinandersetzungen und dem Drängen des Reichskanzlers auf eine klare Entscheidung «über die Fortsetzung der Blockpolitik kam. Ueber das hierbei erzielte Ergebnis urteilt Payer folge nderuiaßeu:
Die Erklärmrgen 'Her Parteien beziehen sich nicht aus materielle Fragen; «über solche wurde überhaupt nicht verhandelt imd konnte auch nicht verhandelt werden. Dazu war die Zeit zu kurz; die Gegenstände, über welche eine Einigung herbeigeführt werden soll, sind zu mannigfaltig und zu schwierig, als daß sie geschwind in Bausch und Bogen erledigt werden könnten. Jede Partei .behielr sich deshalb nach wie vor ihre Stellung zu allen Fragen vor. Was der Reichskanzler erreicht hat, ist die formelle Bestätigung des guten Willens der Parteien, und das ist viel, weil es die stillschweigende - Verpflichtung in sich birgt, unnötige Schwierigkeiten fern zu halten. 'Die Stellung des Reichskanzlers ist damit
wesentlich gestärkt. Das Zentrum wird weiter warten müssen, und es wird sich zeigen, wie ihm dos Warten bekommt.
Von den sachlichen Schwierigkeiten der Blockpolitik ist dadurch, daß man im Bestreben, etwas zustande zu bringen, einig ist und keine unnötigen Hindernisse bereiten will, natürlich nicht eine einzige beseitigt. Die Entscheidungen fallen nach Neujahr. Dann werden die Enttoürfe in den Kommissionen behandelt, dann wird sich die Regierung im preußischen Abgeordnetenhaus über das Wahlrecht aussprechen.
Des Reichskanzlers und des Blocks Geschick wird davon abhängen, ob es dem Reichskanzler gelingt, eine großzügige Politik zu treiben. Die Voraussetzungen für den Erfolg einer solchen sind vorhanden wie vielleicht noch nie seit dem Bestehen des Reichs. Halten er und feine Mitarbeiter sich an kleines, sollen Nebenvorteile mit durch- etzt werden, so !«erden die Linksliberalen ihre Vorsicht gnen.
Haußmann legt das Hauptgewicht auf-das konstitutionelle Novum, daß hier erstmals in Deutschland das Offert einer Kanzlerkrisis nicht gegenüber dem Monarchen, sondern gegenüber der Parlamentsmehrheit erfolgte; und er meint, daß der Kanzler recht daran tat, bei dem ersten Anlaß und in einem Zeitpunkt, in dem er angefangen hatte, in der öffentlichen Meinung sich Vertrauen Sympathie Zu erwerben, die Frage klar zu stellen. EH heißt dann weiter:
' Freilich hatcher Kanzler dadurch sein politisches Schicksal für die ganze nächste Zeit mit dem Block verkettet. Sio hat sich in dieser Woche der Einfluß gesteigert, aber auch die Verantwortung jeder der drei Gruppen, aus denen der Block besteht. Darin liegt das Wesentliche, das politisch Erzieherische. Die Linke wird nicht um kleiner Fragen willen sich, von der großen Gruppe loslösen dürfen, deren Zerfall den Rücktritt des Kanzlers morgen wie heute bringen würde. Sie darf das nicht, weil die Bevölkerung und ihre Wähler verstehen, daß die Politik des Fürsten Bülow, mag sie wollen oder nicht, noch der Richtung einer parlamentarisch konstitutionellen Entwicklung gravitieren uruß. Diesen ersten Versuch darf die Linke minderwichtigen Punkten zulieb im heutigen Zeitpunkt nicht zum Scheitern bringen, sie darf es um der Zukunft willen nicht, denn sie würde dadurch den Gegnern einer solch stetigen Vorivärtsentwicklung den größten Dienst tun. Die nativnolliberale Partei scheint die Lage gleichfalls zu erkennen, sie scheint zu verstehen, wie viel stärker sie ist.
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wenn sie ehrlich die Wage auf die liberale Seite drückt. Die Konservativen aber müssen trotz aller ihrer Antipathien fühlen, daß es ihre politische Aufgabe ist, den Kanz- ler zu stützen, und sie werden sich klar machen, daß sie das nur dadurch wirksam tun können, daß sie aus liberalen Kon-« Zessionen des Kanzlers keinen Grund zur Abschwenkung wachen. Denn einmal duldet die Zeit kein Stillstehen, stutz znm zweiten besteht auch für sie das Problem, die politisch vvrangeschrittcnen Wähler beim Block zu erhalten.
Beide Parlamentarier lassen trotz Festhaltens an dep Blockpolitik doch Pie gebotene Reserve erkennen. Das Schicksal des Blocks hängt erst vom weiteren Verhaltes der Regierung ab, von der Lösung der Hauptfragen, mit Rücksicht auf ivelche nicht ein Abbruch wegen kleiner Fra« gen erfolgen darf. Vielleicht bringt schon die preußische Wahlrechtsdebatte im nächsten Monat eine Klärung.
Inzwischen läßt die Haltung der Konservatives erkennen, daß ihnen an dem Fortbestand des Blocks nicht viel liegt. Schon aus dein Delegicrtentag in Hannover wurde von den Konservativen kein Zweifel darüber gelassen, daß sie von einer preußischen Wahlrechtsandernng und von direkten Steuern nichts wissen wollen. Und auch lese man, was die „Kreuzzeitung" in ihrer letztest Wochenrundschau sagt:
Was wir bisher von seinen Versuchen gesehen haben, berechtigt nicht zu großen Hoffnungen. Immerhin wird die Anerkennung des gesamten Liberalismus als eines Partei ko nglomerats, ans das in nationalen! Dingen Verlaß sei, auch die kirchlichen und kulturellen Bestrebungen des Liberalismus mächtig fördern, mag er auch in der Politik schließlich versagen. Diese Gefahr ist die ern steste. Sie wich von den christlich-konservativen Elementen ich Zentrum ebenso bedrohlich gefunden wie von u n s, und es ist Unsere gemeinsame Sorge, daß wir beich Scheitern des BlvcL den angerichteten Schaden nickst werden ausgleichen können. Doch die Schuld müssest wir den Demokraten im Zentrum zuschieben, die zu spät erkannten, was alles sie bei ihrem vv dangus- Spiel eingesetzt und verloren haben. Der Reichskanzler hat sich, nun im Parlament und aus dem Verlaufs der Delegiertenversammlung überzeugen können, daß dis ganze konservative Partei entschlossen ist, seinen Politischen Plänen, so weit es ihre Grundsätze zulassen, ist der weitherzigsten Weise entgegenzukommen. Er hat sich auch davon überzeugen nüissen, daß diese Partei zuverlässig ist. Wichtiger wäre es uns aber, wenn er nu n auch W-BS ^
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Die andre Hälfte.
oma« von Marl!» Kilurr-
(Fortsetzung.)
Die Mutter lächelte. „Ich glaube, es ist noch da; aber von deinem Großstadtstandpunkt vergißt du eines; nämlich, daß du dir die recht guten Vorstellungen von einem Platz ansehen kannst, der dir den vollen Genuß wahrt, während du in Wien um denselben Preis nur die dritte Galerie bekommst und schon von Glück sagen mußt, wenn du die Bühne übersehen und die Handlung verfolgen kannst. Habe ich nicht recht, Margret?"
Diese zuckte die Achseln. „Ich kann kaum mitsprechen, Tantchen. Gewöhnt bin ich nichts, und gesehen habe ich durch unsere Reisen sehr viel. Ich war oft in Bayreuth und habe dort manches drei -und viermal mit Begeisterung gehört. In Mailand die Skala, in Paris und London die großen Theater, und siehst du, neulich habe ich einmal eine Wandertruppe in Eisenach gesehen — sie haben den Don Carlos gegeben — ich versichere dich, eine ordentliche, kunstbegeisterte Schmiere, das ist eigentlich das Wahre. Eine Eboli in Papieratlaß und ein Alba in Wachstuchstiefeln, und trotzdem ist mir das Heulen nahe gewesen."
Arnold war ihr mit Interesse gefolgt, aber er scheute sich in die Debatte näher einzugehen. „Ja, ich gebe zu, daß mein Standpunkt engherzig ist," sagte er abschließend, „aber der Eindruck bleibt für mich deshalb doch derselbe, und bleiben könnte ich doch nicht."
„Natürlich, Kind, richte dir's ein, wie es dir Paßt. Wahrscheinlich hast du mit Lisi etwas vor, da werde ich doch nicht mit egoistischen Wünschen eure Pläne durchkreuzen wollen."
„Ach nein, Mutti, das nicht; Lisi ist am Sonntag fast Ammer bei den Eltern. Aber unser Kinderfräulein heiratet in der nächsten Zeit, und da hat sie andre Gedanken, als die Sorge für das Kind. Ich habe sic gern ! beurlaubt und gehe nachmittags mit Else aus."
„Das finde ich aber doch eigentümlich, daß Lisi es Ldir überläßt as Kind zu hüten!" rief Frau von Ros- ner etwas scharf. , , . , . . . ,
„Da tust du Lisi entschiede» unrecht, Mutti. Sie würde Else sehr gern Mitnehmen, aber ich will sic nicht einen ganzen Nachmittag unter Brandschen lassen. Sie hätscheln sie ünd loben sie, sie überfüttern sie und tollen mit ihr, sie ist immer ganz außer Rand und Band, wenn sie länger bei ihnen ist. Und mir ist das gar kein Opfer; du hast keine Idee, wie vernünftig das kleine Mädel in der letzten Zeit geworden ist. Wir fahren ein paar Stationen mit der Stadtbahn und setzen uns in den Wald. Else trägt einen kleinen Retikül mit Butterbrot — sie denkt schon selbst daran — und ich ein Fläschchen Milch für-sic ünd ein Fläschchen für mich, da halten wir im Freien unsere Mahlzeit, dann leg' ich mich niit einem Buch ins Moos, und sie pflückt Blumen und Erdbeeren, oder sie Macht sich ein Gärtchen und läßt darin ihre mit- gebrachten Püppchen spazieren gehen. Nachher erzähl' ich ihr ein Märchen, mache sie aufmerksam aus Schmetterlinge und Blumen — sie kennt schon viele beim Namen — und wenn's kühl wird, fahren wir vergnügt miteinander heim. Ein bißchen altklug wird sie mir dabei, aber das kann ich nicht vermeiden."
„Und Lisi macht es keine Freude, mit euch zu gehen?" fragte die Mutter.
„Ach ja, warum nicht. Aber ich kann dem jungen, lebenslustigen Geschöpf doch nicht alle Geselligkeit verbieten, ich muß sie doch mit ihren Eltern und Geschwistern verkehren lassen. Der Vater hat aber nur am Sonntag frei, ebenso Grabner — du weißt doch, daß Mali seit einem Jahr verheiratet ist — Antschi hat im Putzgeschäft auch Sonntagsruhe, so hat sich allmählich bei den Eltern ein Jonrfix herausgebildet; jeder bring' da seine Intimen mit, auch Pepi hat hie und da einen Sonntag für sich; es ist da ein lustiges Volk beiscrmen. Wenn's schön ist, machen sie Landpartien, wenn's regnet, wird die elterliche Wohnung auf den Kopf gestellt."
„Und du tust da nicht mit, Arnold?"
„Ich hole Lisi am Abend immer ab und bleibe eine Stunde dort, ehe wir gehen. Mit Schwager Grabner stehe ich mich sogar recht gut; die andern sind harmlose, brave Menschen, aber mir verstehen uns nicht; es ist, als ob wir verschiedene Sprachen sprechen würden. Grab- Mr pber ist ein innerlich feiner, anständiger Mensch,"
„Ich denke, dein Schwiegervater ist das auch?"
„Gewiß; ein streng ehrenhafter Mann, aber so still k Man kann ein Gespräch mit ihm nicht weiterbringen Sie haben ganz recht, lieber Schwiegersohn — und ganz wie sie sagen, Herr Schwiegersohn, dann wieder grvßs Pause; dcE hält niemand ans!"
Die Mutter lachte herzlich. „Könnt ihr mit Pro- chaskas nicht öfter verkehren?"
„Oester nicht. Sie sind in Simmering und wir in Döbling, das ist eine Reise. Sie haben drei Kinder, und Malvine verläßt diese nicht gern. Drei- bis viermal int Jahr, einen regeren Verkehr gibt's nicht."
„Wie geht's denn Prochaska, ist er nicht mehr so unzufrieden mit den engen Verhältnissen?"
„Gar nicht, er ist immer noch der alte Gemütliche« urL ich freue mich jedesmal, wenn ich die beiden zusammensehe. Sein Spruch ist immer: Ein lediger Mensch ist doch nur ein halber Mensch, weißt du noch, was ich damals für ein Esel war? — Verzeihen Sie, Grete,^ wendete sich Arnold zu dieser, „daß Mutti und ich lauter Sachen verhandeln, die Sie nicht interessieren."
Margret sah ihn erstaunt an. „Aber Arnold, wie kommen Sie auf die Idee, daß etwas, was Sie und Ihre liebe Mutter angeht, mir gleichgültig sein könnte? Sie müssen mir noch viel mehr erzählen in der kurze» Zeit, die ich sie hier sehen werde."
Mama Rosner stiegen Sorgen auf; die teilnehmenden Blicke, die sich trafen, machten sie unruhig. „Dazu ist morgen noch Zeit, wollen wir nicht eine Partie Tarok machen? . Margret kann das Spiel, weil ihr Onkel es gern spielt, und hier in Graz habe ich immer meine Whist- oder Tarokabende."
Arnold stimmte zu und richtete den Tisch. Der Abend verging rasch bei der animierten Partie.
XXVI.
Als Arnold am nächsten Morgen zum Frühstück hinunterkam, fand, er Margret allein am Teetisch auf der Veranda. Mama Rosner war zu einer Trauermesse gefahren. Hausfraulich hantierte sie mit den Tassen und Tellern, goß Tee auf, schüttete etwas kochendes Wasser zum Nachgießen in ein bereitstehendes Kännchen, dann legte sie die Eier in den -rodelnden Kupferkessel putz