sich die Hütten gezwungen sehen, ihren Betrieb von nächstem Miointag ab, wenn auch nur ans kurze Zeit einzustellen. Es würoen hierdurch in Weißwasser und Umgegend nicht weniger als ungefähr 4000 Arbeiter eine Zeit- lang brotlos. Was dies aber für einen jeden Betrof­fenen so kurz vor Weihnachten, zumal, ivenn er Familien­vater ist zu bedeuten hat, braucht wohl nicht erst besonders erörtert zu werden."

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Aus Marokko.

Aus Lalla-Marnia wird gemeldet, daß die marokkani­schen Stämme, gegen die General Liantey im Feld steht, täglich neuen Zuwachs erhalten und gegenwärtig über 12000 Mann stark sind. Es bestätigt sich, daß Abgesandte einzelner aufrührerischer Stämme in Udschda eingetroffen sind, um ihre Unterwerfung anzubieren, daß diese aber ab­gelehnt worden ist. General Liantey werde erst dann die Unterwerfung annehmen, wenn er die Stamme exenrpla- risch gezüchtigt habe. Die Vorhut der französischen Trup­pen besetzte einen marokkanischen Marktplatz, der 8 Kilo­meter von dem Lager von Mondimporev liegt. Der Marktflecken Aghbal ist von den französischen Trup­pen eingenommen worden. 1500 Mann nahmen an der Einnahme teil. Zahlreiche Marokkaner verteidigten den Ort; Artillerie zerstreute sie. Die Franzosen hatten zwei Verwundete. Sie gingen ins Zager von Modimprey zu­rück, nachdem sie das Haus des Kaids Moktar verbrannt hatten. Während ihrer Rückkehr versuchten die Beni Strassen eine Angriffsbewegung, wurden aber unter Ver­lusten zurnckgeschlagen. Der Kampf währte den Vormit­tag und einen Teil des Nachmittags über. ,

Tages-Chronik.

Berlin, 6 Dez. Dir Ostmarkn koniwsnorie:! des Ab- LeordlntLkhniseZ hm die auf die Enteignung bezüg­lichen Paragraphen der Polenvottow mit 19 gegen 9 Stimmen ab ge lehnt Für Ne Enttignung stimmten nur Natlonaüiberale und Frciko-servotzv ; die KonscrvatNen i stimmten mit der Opposition dageg>.n Tr tz der Ablehnung der Euteignunn srlbt' wurden i.d ssen ,-u ch Mehrheitsbe­schluß dch Bestimmung n über das Verfahren bet Enteig­nungen aufrechteihaltei-, woraus zu icklußm ist, dcß auch eine Korreliu: des ablehnrndrn Beschlusses über die Ent­eignung Vorbehalten bleibt. Die zweite L sung soll am Dienstag, den 10. d M beginnen.

Berlin, 6. Dez. Wie derDeutsche Bote" mitteilt, ist dem Abg. Baffer m ann für die Zukunft das Reichs- justizamt angeboren worden, doch hat er entschieden abgelehnt.

Breslau, 7. Dez. Auch Breslaus Nachbarftäötchen T e n t sch-Lissa, in dessen Schloß Friedrich der Große am Abend nach der Schlacht bekanntlich beinahe Gefange­ner wurde, als er mit dem Gruße: Lov sott msssiaurs! unter die hier speisenden feindlichen Offiziere trat, feierte Le» Gedenktag der Schlacht bei Lenthen durch einen glänzenden Fackelzug zum Schloß und Siegesdenkmal und durch einen großen Festkominers. Das Städtchen war glänzend ausgeschmückt. Abknds fand eine allgemeine Il­lumination. statt bei großem Volksandrang von nah und fern.

Nürnberg, 5. Dez. Ter Stadtmagistrat bewilligte die städtische Festhalte im Luitpoldhain für den Be­grüßungsabend u,nd die Eröffnung des Parteitages der d e u t s ch e n S o z i a l d e m o k r a t i e im Oktober 1908.

Hamburg, 6. Dez. Der DampferPräsident Lin­coln" der Hamburg-Amerika-Linie ist gestern mit der bis­her noch nie erreichten Gesamtzahl von 3848 Pas­sagieren von Newyork nach Italien abgegangen.

Schwerin, 6. D^. Auf Schloß Serrahn hat heute früh die Verlobung des Fürsten Ferdinand von Bulgarien mit der Prinzessin Eleonore, Reuß j. L., stattgesunden.

Paris, 0. Dez. Der Kriegsminist er machte der Staatskommission für das Heereswesen folgende V o r- schlage für die U e b u n g sz ei t e n der Reserve und der Landwehr. Die erste Reserveübung soll 21 Tage, die zweite 15, die Landwehrübung 7 Tage dauern. Aufschub und Dispensationen sollen nicht mehr gestattet werden. Für Militärpersonen, welche ein Jahr bei der Fahne gedient haben, wird für 1908 vorläufig eine 28 tägige Uebung vorgesehen.

infolge der Arber'iFnOdiuI-'gung der Weber und Weberinnen, in 4 Krowwtevstoffabiikrn o oroe» trüb-nilzche in rrechonisben L>id?r stcff,ndl.strie tätigen Weber und Weder-' MMN cm-zr-spenen

Deutscher Reichstag.

^Berlin, 6. Dez. Präsident Gras Swlberg eröffnet die Sitzung mn l Uhr 20 Min. Am Bnndesratstisch ist Staatssekretär v. Bctymann-Holliveg erschienen. Zur Be­ratung steht ein Antrag des, (strafen Hompesch (Ztr.) und Genossen betr. die

Erhaltung und Förderung des Handwerker- n nd de s k a u f in n n n ische n Mittel st a n d e s.

Abg. T riinborn (Z.) begründet der: Antrag. Ter gegenwärtige hohe Bankdiskont treffe ganz besonders den Mittelstand; es würden'diesem dadurch, ganz bedeutende Opfer auferlegt. Er bittet die Regierung dringend, bald­möglichst auf Abhilfe für diesen Notstand zu sinnen. Trim- born geht.bann auf die einzelnen Teile des Antrages

v. Gauß als unmöglich. - Hang (BK.) hob hervor, man werde sich an den Entwurf halteil müssen, doch se- zn prüfen, ob die ländlichen Verhältnisse eine besondere Berücksichtigung finden können. - - Minister des Innern, Dr. v. Pischek, stellte fest, daß durch die bis jetzt gefallenen Aeußerungen der Kommission der Entwurf als geeignete Grundlage der Kommissionsberatnngen belassen werden wolle. Es sei null die Frage, ob zwischen Stadr und Land Unterscheidungen gemacht werden sollen. Nach seiner Ansicht könne dies auch bei den einzelnen Artikeln des Entwurfs geregelt werden. Der Regierung stehe das allgemeine Recht zu, das Banen durch'Verordnung zu Z bestimmen. Nach § 89 der Verfassungsurkuilde habe die s Regierung auch das Recht, baupolizeiliche Vorschriften z» d erlassen, der Erlaß bezirkspolizeilicher Vorschriften sei z nicht erwünscht. Zu Art. 1 wurde sodann der Antrag ^ ans Zustimmung zum Beschluß erhoben, unter Billigung ^ der Motive. Bei Art. 2 gab der Berichterstatter einen k längeren Neberblick über die Frage der Ortsbanstature,

^ wobei er auch aus das Verhältnis zwischen Gesetz und i Verordnung zu sprechen kam. In diesem Artikel sei eine

ünd die Bestimmung zur Umgrenzung von Fabriks- und Handwerkerforderungen ein und verlangt fermer, öaß Fa­brikbetriebe mir handwerksmäßig ansgebildeten Arbeitern,

zu den Kosten, welche den Handwerttsorqaiusati-anen für! ^ .

acwerbllckre Ansbildl-na des Handwerkerstandes er-oack-! L" ''' gewlpes Gebret könne hier auf dem

Wege der Verordnung geregelt werden, wofür auch Zweck-

Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse der Gemein­den und der fortschreitenden technischen Entwicklung zu- gelasscn, was seither nur durch Ortsstatut möglich ge-

gewerbliche Ausbildung des Handwerkerstandes erivach sen, herairgezogen toerden und daß die Grenzen der Zn tassung zur freilvilligerr Invalidenversicherung für die selb ständigen Handwerker erweitert werden. Ein Handwerks blakt soll nach dem Vorbild des Reichsarbeitsblattes ans gcgeben werden. Zn Gunsten des kaufmännischen Handels­

mäßigkeitsgründe sprechen. Die Gemeindeautonomie werde aber illusorisch gemacht, wenn auf dem Weg der Er­gänzung der allgenreinen Vollzngsvorschriften es durch­gesetzt werden könne, daß eine Gemeinde, die trotz des

gcgeven werden. ;gn cvunpen oes taurmnnmichen Larrdels- ? ctz ... ^ 2 : tz . ,: - .

jtairdes verlange Trimborn eine Erweiterung des Gesetzes s, ,, ^ tz ^ ^rtsbausta ut "E st"/"

Zur Bekänrpfnrig des nnlaureren Wettbewerbs, Regelung, l stelle, bcstunntte Vorschriften hierüber erhalte. Mttberrcht

des Ausverkayfswesens, Revision des Gesetzes über die Ab­zahlungsgeschäfte, ferner ans dem Kausmannsstand zu be­rufende kaufmännische Beamte (Handelsinspektoren). Sie sollen an Stelle von Polizeibeamten die Durchführung, der

Bestimmungen zum Schutze der Gehilfen nüd Lehrlinge i "ea wre 01

nberwackM Endlich verlangt der Redner Erhebungen j ^^n begründet sec. - Mrnrster nber die Lage des kaufmännischen Mittelstandes auf dem j Lande, den kleineren und mittleren Städten, D'fe Forder- f ringen seiner Partei auf dem Gebiete des Submissionswc- ' sens ständen bei der Lösung der Aufgabe der Förderung ^ des Handwerks ganz besonders im Vordergrund. Das s Reich soll mit gutem Beispiel bei der Vergebung von Lie- > serungen vorangehen. Bei den Vergebungen seien die j

Handiverkergenossenschaften zu berücksichtigen. Der Wunsch nach einem Handwerksblatt sei berechtigt. In ihm sollen - Verordnungen, Gesetze und alle Vorgänge, die für das k Handwerk wichtig shrd, niedergelegt werden. Der Redner r bittet schließlich um Unterstützung des Zentrumsantrags. ^ P a n l i - Potsdam (kons.) erklärt, seine Partei sei ge- j neigt, für die meistert Teile des Zentrumsantrages zu stirrr- s

erftatter Dr. Lindemann ist mit dem Berichterstatter damit einverstanden, daß die Gebiete zwischen Verord­nung und Ortsbaustatut abzugrenzen seien. Den Zwang auf Erlassung eines Ortsbaustatuts bekämpfe er ebenfalls und namentlich den Weg, wie dieser Zwang in den Mo- f " v. Pischek machte gel­

tend, daß hier durch Verordnung geregelt werden müsse, was nicht in das Gesetz Passe. Nach längerer Weiter­beratung, an welcher die Abg. Kraut und der Berichter­statter sich beteiligen, wurde abgebrochen.

Die Kommission setzte am Freitag ihre Beratungen fort. Berichterstatter v. Gauß ging nochmals eingehend auf die Prüfung der Frage des Verhältnisses von Orts­baustatut und Verordnung ein. Minister von Pischek nahm wiederholt für die Regierung die Ermächtigung in Anspruch, daß sie in allgemeinen Verordnungen die Grundsätze des Gesetzes durch nähere Bestimmungen er­läutern könne. Sonst müßte das Gesetz zu sehr irr De­tail gehen, v. Gauß meinte, mit Verordnungen in geringerem Umfang könne.man schon die praktischen Be­

uren. Tie Einsetz ring von Handelsinspektoren halte er für j dürsnisse befriedigen. Häsfner (D. P.) betonte, daß überflüssig. s der Verordnung ein gewisses Gebiet überlassen werden

Findel (natl.) betont, seine Partei stehe dem Arttrag ^ "küsse; sonst müßten alle Gemeinden Ortsbanstatnlen auf-

Einiges Aussehen erregte in Pforzheim dir Ver­haftung des Inhabers eines bekannten hygienischen Bazars. Sie ist wahrscheinlich in Zusammenhang mit unlauteren Manipulationen des Geschäftsmanns mit Frauensperso­nen im Sinne des ß 215.

In Gerresheim bei Düsseldorf wurden 12 Bahn­beamte arnd Bahnarbeiter verhaftet, die auf -der Strecke Elberfeld-Aachen schon seit längerer Zeit umfangreiche Ei­senbahndiebstähle verübt haben, darunter Beraubungeil ver­schlossener Waggons. Die bei dk" Dieben beschlagnahm­ten Sachen, Stückgüter aller Art, mußten mit einem Last­wagen abgefahren werden.

Falschmünzerei.

In München sollte der 35 Jahrs alte Kunstmaler Naschinann wegen Verausgabung g ei ä l s chte r Geld­stücke verhaftet werden. Im Moment sriner F stnahme trank Roschmar.n ein Glas Cyankali aus und starb auf dem TrmSpo-t. Das Aielier d s Kunstmalers erwtts sich als eine Falsch-! ünzerwkikstäne, in der gefälschte-Zehn- maik.-'ück- und ZwanzPMMkstücke mit dem Münzzetchen W und der Jahreszahl 1897, 1901 u.d 1906 g-sunden wurden. *

I-, dem Bergwerk der Fairmonl Coal-Cowpany wurden durch eine yesrige Kohlenstaubexplosion 100 Bergleute verschüttet Der Betrübtletker schätzt die Zahl derstlben auf mindestens 500. Er lind bereits mehrere Leichen geborgen worden. Eine Z ilnng meldet, Laß bet dem Unglück 425 Bergleute umzrkomuen seien. In der Umg.bung der Mim n, die jetzt brennen, spislrn stch er­schütternde Szenen ab.

. Arbeiterbewegung.

Köln a Rh.. 6 Dez. Der Arbeitgeberverband der rheinischen Seidenindustrie beschloß in feiner heutige« Sitzung

wohlwollerrd gegenüber. Beim Submissionswesen könne das Handwerk wesentlich unterstützt werden, namentlich durch die Städte. Den Antrag wegen Erweiterung der freiwilligen Versicherung des Handwerkerstandes, sowie die Forderungen zur Hebung des karijsmännischen Mittelstandes unterstütze seine Partei. Gegen den unlauteren Wettbewerb müsse energisch xingeschritten werden. (Beifall bei den Natronalliberalen.)

Schmidt (S-oz.) bemerkt, daß bei der Vergebung von Arbeiten die Organisationen unterstützt werden sollen, entspricht unseren Wünschen. Wir wollen den Mittel­stand erhalten.

Frhr. v. Ga mp (Rp.): Ein Reichshandwerksblatt halten wir für unzweckmäßig, auch sind wir gegen die Schaffung von Handelsinspektoren. Die Reichsbankdiskont­krisis sollte viel mehr die Regierung beschäftigen. (Beifall.)

Frhr. v. Gamp (Rp.): Ein Reichsbankdiskottkrisis sollte viel .mehr die Regierung beschäftigen. (Beifall.)

Dorr mann (frs. Vp.): Nicht nur der Handwer­ker, sondern auch der Kausmannsstand muß weit mehr gefördert werden, als bisher. Mit der Ten­denz des Antrages sind wir einverstanden.

Nach Bemerkungen des Mg. Kulerski (Pole) wird ein Vertagnngsantrag angenommen. Morgen 11 Uhr Fort­setzung. Schluß 6 Uhr.

Aus Württemberg.

Dieustttaryrlcht«». Uebertragen: dem Hilfrarber Fried­rich Walker atz der Obkrrealschule ii, Ulm eine Overreall hrerstelle an der Realschule in Cralsheim, und dem Amlsverweser Dr. Wandt an der Oberrealschule in Reutlingen eine Oberreallehrerstelle an der Realschule in Ebingen, die Bahnhüsverwaltstelle in Gaildorf dem E senbahnsekretär Hotz in Heilbronn Hauptbahnhof.

Bersetzt: den Postsekretär Eble beim Bahnpostaml Ulm auf Ansuchen nach Friedrichshafen.

Aus den Kommissionen der Abgeordneten­kammer. Am Donnerstag ist zum ersten mal die Bau­ordnungskommission der Abgeordnetenkammer zu einer Sitzung zusammengetreten. Ber.-Erst. v. Gauß machte zunächst einige einleitende allgemeine Bemerkun­gen. Mit dem Anschluß an die bestehende Bauordnung wie dies der Entwurf vorsehe/ könne man sich einver­standen erklären. Hinsichtlich der Regelung der zwischen Stadt und-Land verschiedenartig entwickelten Verhältnisse sei schwierig, besonders im Hinblick darauf, daß durch die Entwicklung eines Landortes dieses auch zuin Gewerbe­ort oder zur Stadt werden könne; die Begriffsbestimm­ung sei hier schwer. Sein Antrag gehe dahin: In die Ernzelberatung des Entwurfs einzutreten und von einer verschiedenen Behandlung von Stadt und Land abzusehen. Die Erörterung wurde mit einigen Ausführungen des Abg. Häsfner (D. P.) eingeleitet. Durch die General­debatte im Plenum sei erwiesen worden, daß für eine verschiedene Behandlung von Stadt und Land weitere Kreise eintreten würden. Er glaube aber auch, daß dabei nichts besonderes zu erreichen sei. Schmidt (Z.) betonte, der Wunsch auf verschiedene Behandlung von Stadt und Land hinsichtlich der Bäufragen mache sich überall geltend. Die entsprechende Berücksichtigung solle jedoch nicht bei den Gemeinden, sondern bei den einzelnen Orten und Ortsteilen erfolgen. Letzteres bezeichnte Berichterstatter

stellen. Hang (BK.) führte aus, daß sich die Vollzugs- Verfügung im Rahmen des Gesetzes halten müsse. Wal­ter (Z.) hält eine Ausführungsverordnung für notwen­dig; indessen dürfe das Ortsbanstatutarrecht durch die Verordnung nicht ein papierenes Recht werden. Ein Zwang auf die Gemeinde zur Erlassung von Ortsbsu- statuten dürfe nicht ausgeübt werden. Nach weiteren Ausführungen v. Gauß, Minister v. Pischeks, Kraut's (B.K.), Schmids-Neresheim (Z.), Häfsners (D. P.) wird der Antrag v. Gauß, in Art. 2 die Worte :und der zu seiner Vollziehung ergangenen Verordnungen" zu strei­chen, mit 9 gegen 6 Stimmen (Volkspartei und Sozial­demokratie) abgelehnt. Ueber Art. 3, welcher von der Aufstellung und Genehmigung der Statuten handelt, ent­spinnt sich eine lange Debatte, die noch Zu keinem Be­schluß führte. Im Entwurf ist die Genehmigung der Ortsbaustatuten dem Ministerium Vorbehalten. Nur in gewissen Fällen soll die Genehmigung der Ortsbaustatu­ten von Gemeinden, die weniger als 10 000 Einwohner- Haben, dem Oberamt zustehen, das die Zustimmung des Bezirksrats einzuholen hat. v. Gauß beantragte, daß in letzteren Fällen die Vollziehbarkeitserklürung des Regierung treten solle. Hang (BK.) erklärte seine Zu­stimmung, während der Mitberichterstatter Dr. Linde­mann (Soz.) überhaupt die Aufhebung des Genehmig­ungsrechts der Regierung beantragte. Er will die Fest­legung der Ortsbaustatuten ganz in die Hände der Kol­legien gelegt wissen. Minister v. Pischek gab zu, dast der Unterschied zwischen Genehmigung undVoWehbarkeits- erklärung kein besonders großer sei. Im allgemeinen sei aber das Genehmigungsrecht der Regierung bisher eine Wohltat für Gemeinden und Betroffene gewesen. Die' Verzögerung der Genehmigung beim Ministerium sei meist durch die Mangelhaftigkeit der vorgelegten Orts­baustatuten verursacht worden. Hier wird abgebrochen. Nächste'Sitzung Dienstag 10. Dezember, nachmittags halb 4 Uhr. ' _

Die gerichtliche Untersuchung wegen des am l. Novem­ber inStuttgarr an der 13 Jahre alten Metzgerstochtcr Klara Schabe! angeblich begangenen Lustmords hat lt Staatsanzeiger ergeben, daß jeglicher Anhaltspunkt für die Annahme eines an der Schabet begangenen Verbrechens wider das Leben nach dem Ergebnis der Leichenschau und Leichenöffnung ünd den sonstgien Erhebungen sehltt Aus­geschlossen ist/daß das Mädchen erdrosselt worden ist. Si­cher ist dagegen, daß die Schabet an Erstickung gestorben ist. Nach ärztlichem Gutachten, ist änznnehmen, daß diese Er­stickung durch das Eindringen erbrochener Speisereste in >diie Luftröhre und die Lunge verursacht worden ist. Nach Erhebungen am Fundort der Leiche ist die Möglichkeit ohw' weiteres gegeben, daß die l,4l Mir. große Klara Schabet, die sich erwiesener Maßen an einem 75 Zentimeter hoh^" Bretterzaun erbrochen hat, beim Hinüberbengen ihres gan­zen Oberkörpers das Gleichgewicht verloren hat, kopfüber über jenen Zaun gestürzt ist und so den Erstickungstad ge­funden hat. Daß an der Schabe! unmittelbar von ihrem Tode ein Sittlichkeitsverbrechen begangen oder versucht wotzden ist, ist ebenfalls ausgeschlossen. Da somit der objek­tive Tatbestand eines Verbrechens des Mordes oder vol­lends desLustmordes" nicht vorliegt, ist das bezügliche Verfahren von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden.