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mit Erzähler vom Achwarzwold.
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Der geflickte Block.
Neben der Hau-Affäre wissen wir kein Thema, das den Sommer über so häufig die Spalten der Zeitungen gestillt hätte, wie die Frage des Blocks. Förmlich auf- geatmet hat inan, als die Eröffnung des Reichstags näher kam, weil inan hoffen konnte, daß durch die praktische politische Tätigkeit alle die Fragen hon selbst gelöst würden, über die sich eine Reihe superkluger Zeitungsschreiber den Sommer über vergebens die Köpfe zerbrochen hatten. Und nun ist kaum der Reichstag beisammen und wieder ifts der Block, der die Spalten der Zeitung füllt. Schuld daran ist einzig und allein der Reichskanzler, der aus Gott weiß welchen Gründen ein Vertrauensvotum haben wollte, um weiter regieren zu können. Wir sagen aus Gott weiß welchen Gründen, weil der Verlauf der Etatsdebattc einen zwingenden Grund zu der zweischneidigen und ganz ungewöhnlichen Aktion nicht ergeben hatte. Daß die Volksvertrercr bei der Etatsdebatte klar und scharf zu allen 'Fragen Stellung nehmen, das erwartet man von ihnen, damit muß auch der Reichskanzler rechnen, also kann der Verlauf der Etatsdebatte den Grund für die Krisis nicht bilden. Biel richtiger wird sein, was einzelne Blätter andeuteu, daß nämlich wieder einmal hinter den Kulissen gearbeitet worden ist, daß die Ministerkollegen Bülows lieber mit der Zen- trumsmehrhcit als mit der Blockmehrheit regieren würden. Das trifft offenbar namentlich aus den Finanzminister v. Rheinbaben zu, der in herausfordernder Form die steuerliche Deckungssrage vor dem Reichstag vertreten hatte. Wenn man diese Vorgänge ins Auge faßt, dann kommt man zu dem Ergebnis des Korrespondenten der Frankfurter Zeitung, der andeutet, daß Bülow aus der Vertrauenskundgebung die Kraft Zur Besiegung von Widerständen innerhalb der Regierung schöpfen wollte. Die Zukunft wird lehren, ob ihm das gelingt, sie wird auch lehren, yb die Kraft, die er aus den Blockparteien schöpfte, nacki dem NaturaeieH. nicht schwächend auf diese wirkte.
Vorläufig muß man die Tatsache feststellen, daß der Block wieder zusanNnengeschweißt ist und Bülow im Amte bleibt. Wie Bülow bis jetzt immer Glück gehabt, so ist ihm auch sein neuester Schachzug vorläufig geglückt. Wir sagen vorläufig, denn Bülow ist kein Parteiminister, der wie in parlamentarisch regierten Staaten aus Grund eines Programms aufgestellt ist, er kann über andere Mnge als über eine Reichstagsmehrheit fallen.
Und alle die sachlichen Schwierigkeiten, die, wie nur schon gestern ansgeführt haben, in der grundsätzlichen Meinungsverschiedenheit der zur Mehrheit zählenden Parteien liegen, sind durch die Vertrauenskundgebung nicht beseitigt. ' ' ' '
Die Hauptschuld an. der jetzigen verfahrenen Situation trägt sicher der Reichskanzler selbst. Die Regierung hat der Linken ursprünglich weitergehende Reformen in Aussicht gestellt, als die Konservativen jetzt zugestehen wollen. Die Reform des Börsengesetzes und die Einbringung des Vereinsgesetzes hätten auch ohne den Block kommen müssen. Dagegen sind die Bepackung des Vereinsgesetzes mit dem Sprachen-Paragraphen, und die Polenvorlage mit ihren Enteignungsbestimmungen Pillen, die der demokratische Liberalismus einfach nicht schlucken kann. Von einer Verbesserung des preußischen Wahlrechts vollends hört man gar nichts. Die Regierung wird also wohl oder übel daran denken müssen, den Versprechungen an die Liberalen, die sie in der ersten Freude über den Ausfall der Reichstagswahl gegeben hat, mehr als bisher nachzukommen, wenn dre Krisis im Block und in der Regierung nicht latent weiter bestehen soll. Mit den Mühlsteinen reaktionärer Bestimmungen belastete Gesetzentwürfe allein sind zu schlechte Schwimmgürtel für den demokratischen Liberalismus, um sich damit im Blockfahrwasser zu behaupten. Ein tüchtiger Auftrieb durch eine preußische Wahlreform ist dazu' unbedingt nötig, sonst kann man von der überwundenen Krisis sagen, geflickt aber nicht geheilt.
Rundschau.
Politische Gespräche des Kaisers.
Der Manchester „Daily Tispalch" veröffentlicht Gespräche desKaisers init her vor ragen denen- ropäischeu Diplomaten. Vor dem Abdrucke sind diese Mitteilungen durch den deutschen Botschafter dem Kaiser zur Richtigstellung vorgelegt worden. Unter anderem sagt der Kaiser, Deutschland bedürfe einer starken Marine zu seiner künftigen Entwicklung, um die Ernährung tim Kriegsfall zu ermöglichen und um seine Siedel- ttugen zu beschützen. Europa besitze keine Länder, die zu erobern Deutschland geneigt sein könnte: weder Skandinavien, Holland die Schweiz noch-die baltischen Provinzen Rußlands kämen in Betracht. Ueber die englisch-deutschen Beziehungen sprach der Kaiser mit großer Lebhaftig
keit: Wir wollen England nichts wcgnehmen und England kann uns nichts ivegnehmen. England und Deutschland haben allen: Grund znsammenzuhaltcn zu gegenseitiger' Hilfe, solange ihre wesentlichen Interessen nicht Streit verursachen. Welche Schwierigkeit aber Putschen beiden Ländern könnte nicht friedlich beigelegt werden? Außer den verwandtschastlicheu Beziehungen haben wir jedes Interesse, England start und nrächtig zu sehen. Wir würden bald genug Englands Schwächung fürchten. Ein deutscher Staatsmann, der England bekriegte, um vielleicht eine kleine Siedellurg von Großbritannien zu erhaschen, denn mehr könnten wir nach einem siegreichen Kriege nicht erwarten, würde keinen Platz am Steuerruder des Reiches verdienen. Nein - wiederholte her Kaiser miß größtem Nachdruck - wir wollen nichts Derartiges, wir brauchen nur Frieden und abermals Frieden, um unseren Handel,, nufere Industrie und unsere nationale Kultür zu entwickeln.
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Reichsentschädigung für Graf Zeppelin.
Die Tägl. Rmrdschan schreibt: Die Budgetkommissiou des Reichstags wird sich wahrscheinlich noch vor Weihnachten mit der Etatsposition von 2,150,000 Mk. beschäftigen, die das Reichsamt des Innern zur Gewährung einer Entschädigung an den Grafen Zeppelin und zur Erwerbung! der beiden von ihm gebauten Luftschiffe fordert. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß der Reichstag bereitwillig diese Position bewilligen wird. Ebenso wird im Interesse der Sache darauf gerechnet werden dürfen, daß der Reichstag iveiterhin die in einem Nachtragsetat zum Etat 1907 geforderten 400 000 Mk. zur Fortsetzung der Versuche mildem Zeppelinschen Luftschiff anstandslos bewilligen wird.
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Wagenmangel — Arbeitseinstellung.
Den chronischen Wangenmangel bei der preußischen Staatsbahn und die daraus entstehenden Folgen illustriert ein Notschrei der Niederlausitzer Industrie den die in Weißwasser erscheinenden „N. Nachr." in ihrer Ausgabe vom 1. Dezember veröffentlichen. Es heißt da: „Infolge andauernden Wagenmangels bei den Kohlenwerken des hiesigen Bezirkes leiden die hiesigen Glashüttenwerke, sowie dre von Rieischen, Moskau und Umgegend schon seit Wochen an Kvhlenmangel, der sichcho gesteigert hat, daß sich die einzelnen Glashütteubesitzcr heute mittag telegraphisch an den Minister Breitcnbach mit der Bitte'ichm sofortige Abhilfe wenden mußten,' andernfalls
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Die cmdre Hälfte.
Roman von Martin Kilner.
(Fortsetzung.)
„Sie Haben uns hier .mit einer Aufmerksamkeit umgeben, für die ich einen anderen Grund suchen mußte als die bloße Fürsorge für die Landsleute. Ich fand ihn darin, daß die schönen Augen meiner Margret es Ihnen .angetan haben mußten. Sie schienen sich Wohl zu fühlen bei uns; Sie suchten unsere Gesellschaft; das bestätigte meine Annahme. Wie sehr ich mich darüber freute, kann ich Ihnen kaum schildern; hoffte ich doch an Ihnen, bei einer Verbindung mit meiner Nichte, einen treuen Freund fürs Leben zu gewinnen. Nun aber, Herr von Sternen- feld, liegt die Sachlage ganz anders; Sie sind ein junger Mann und ich eine alte Frau, wenn ich auch tatsächlich ein paar Jahre jünger bin; eine Frau mit^weißem Haar, -die ihr Leben hinter sich hat. Das zahlt mehr, als die berechneten Jahre. Ich bin deshalb doch älter als Sie."
' Sternenfeld blickte ihr in die Augen. Das Licht über ihnen war hell genug, um ihm die nervösen Fält- chen zu zeigen, die er sonst nie gesehen hatte, sie waren durch die Aufregung hervorgerufen. Es überkam ihn ein Verlangen, sie sortzuküssen. Marie Alfters schönes Gesicht war. das einer reifen Frau, alt war es nicht.
„Greisin! Mumie!" erwiderte er, seine Lippen zitterten. „Ich habe Ehe gekannt, Notabene glückliche Ehen, wo der Mann zehn oder zwölf Jahre jünger war als die Frau. Bei uns wäre das nicht der Fall. Ich verlange ja nicht, daß Sie sich heute entscheiden, aber lassen Sie mir ein wenig Hoffnung. Sie haben so oft Ihre Einsamkeit erwähnt. Bedenken Sie, daß Sie vielleicht noch sünfunzwanzig Jahre in voller Kraft und Frische vor sich Hachen, vielleicht sünfunddreißig bis vierzig Jahre. Ihres Lebens überhaupt, und da sollten Sie immer allein sein, ahne einen Menschen, der Ihnen ganz zu eigen ist? Margret wird ja wohl bald heiraten, und troß aller ihrer Zärtlichkeit sür Sie, fürchte ich, füllen Sie dann nur einen recht bescheidenen Platz in ihrem Leben aus; bedenken Sie das wohl!"
Marie Alster stützte den Kops in die Hand.
„Sie haben in allem recht, Baron, ich werde einsam sein. Darum möchte ich meinerseits um Sie werben, und zwar als meineil Freund. Einem Menschen an- zugehören mit Leib und Seele, dazu gehört Jugend und Elastizität. Beides ist mir in den zehn anstrengenden Arbeitsjahren seit dem Tode meines Gatten abhanden gekommen. Nun habe ich mich frei gemacht, es verlangt mich danach, mir selbst leben zu können; nach Ruhe und Frieden, nicht nach neuen Aufgaben und Pflichten. Das ist nicht die Stimmung, in der man eines Mannes Weib werden kann."
Sternenfeld strich seinen Bart und hörte ihr gespannt zu.
„Wenn PH aber einen Freund finden könnte, der in das farblose Dasein einer alternden Frau etwas Leben und Frische brächte, das wäre für mich ein großes, großes Glück. Solche schöne, reine Verhältnisse hat es zu allen Zeiten zwischen hochgesinnten Menschen gegeben.
! Könnten Sie sich in ein solches nicht finden? 'Wollen ' Sie mein Freund nicht sein?"
Sternenfeld streichelte noch immer seinen Bart.
„Gnädige Frau, ich will es versuchen, vielleicht können Sie mich nach und nach dazu erziehen, obwohl das „warten ohne Schmerz und Klage" des Toggenburgers eine verflucht langweilige Todesart ist; aber man kann eventuell auch daran Geschmack finden . . ."
Frau Marie rollten die Tränen über die Wangen.
„Nein, nein!" rief Sternenfeld, „verzeihen Sie mir meine Abscheulichkeiten; es ist nur die Enttäuschung, die mich so brutal macht, und ich bin ein Narr, daß ich das Almosen, welches Sie mir geben, nicht cinstecken will!"
Er drückte ihre Finger an die Lippen und eilte fort.
Marie Alster blieb in einem Aufruhr von Gedanken und Enrpfindungen zurück. Sie, die ruhige, ältere Frau, und dieser stürmische, jugendliche Mann, konnte das sein? Nie! niemals! Die drei Jahre, die er'tatsächlich vor ihr voraus hatte, fielen da gar nicht ins Gewicht; und doch, ihn zu einer Freundschaft knechten, wo er ein ganze? volles Leben begehrt«, war das möglich, war das menschlich?"
Es war ein Sturm in ihrem Kopf und Herzen, der nichts von der Alterskühle hatte, die sie sich selbst zu-
, sprach; das eine mächtige Gefühl brach immer wst^xx durch, : daß er ihr nicht verloren warr ^ ^ ih„ halten konnte, k wenn sie wollte. Nicht ein Geoanke ,?7kEe mehr das Mißverständnis wegen seiner vermeintlichen Zuiier'g".""g M. Margret, das lag abgetan "hinter ihr, als ob Jahre da-" Mischen lägen. Der neue Konflikt hatte alles andere verschlungen. Sie sehnte Lina herbei, um sich Rat zu holen und sich mit der Freundin klar zu sprechen, wie sich das junge Mädchen nach der Mutter sehnt, an derem Halse sie ihre Zweifel, ihren Kummer ausweinen kann.
XVIII.
Die Welt war um zehn Wochen älter geworden, aber in der Gesellschaft war man trotz Veilchen und Hellem Märzsonn'enschein noch dicht darinnen im geselligen Treiben. Statt der Eispartien gab es jetzt Korsofah-rten im Prater, der schon mrt dem grünen Spitzenschleier der Vorfrühlingstage überw-oben war. Die Fastenzeit hatte die offiziellen Bälle eingestellt, aber die Routs, die Matineen, die Basare drängten einander, und rm intimeren 'Kreise der nicht streng kirchlich Gesinnten wurde noch flott getanzt. Dazwischen überboten sich jetzt die Opern und Schauspielhäuser an interessanten 'Vorstellungen, und ganz Wien drängte sich dazu, um mitgenießen und mitkritisieren zu'ffönnen.
Marie Mster saß am Schreibtisch und war eifrig dabei, 'ihre Korrespondenz zu erledigen, zu der sich selten ungestörte Stunden fanden.
4)er Brief, an dem sie schrieb, war an die älteste Schwester ihres Gatten gerichtet, die seinerzeit rß Mew- Orleans der kindlich jungen Schwägerin Führerin und Beraterin, fast eine zweite Mutter gewesen war, nun aber schon lange mit ihrem Gatten in Chicago lebte.
Das Mädchen trat ein und blieb stehen, bis es von der Herrin bemerkt wurde.
„Was gibt es, Leni? Wenn es nichts Wichtiges ist, möchte ich nicht gestört sein."
Leni hob die Hände zur Entschuldigung. „Das habe ich dem Herrn Baron auch schon gesagt, er bittet aber trotzdem, daß gnädige Frau ihn empfangen."
Der Herr Baron schlechtweg, das war bei Leüi immer Sternenfeld.
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