Fortsetzung.

Stauwert. Herr Okeramtmann Hornung gibt zunächst bekannt, daß vor wenigen Tagen die Stadt Stutt­gart, anläßlich der Amtsversammlung, einen Dortrag betr. Talsperre in Aussicht gestellt habe. Wir seien daher der Stabt Stuttgart Dank verpflichtet, daß dieselbe uns Auf­klärung gebe über die Talsperre, welches für das Enztal 'eine Lebensfrage sei. Landtagsabgeordneter Waßner teilt nun mit, daß er schon eine Versammlung in Calmbach ge­halten und das Ersuchen an die beiden Herren Dr. Mattes und Bauinspektor Riegel gestellt habe, um einen Vortrag in Neuenbürg zu halten. Da er es bei der ersten Versammlung ersehen habe, daß eine weitere Be­sprechung über die Wasserfrage not tue um die Gegensätze, welche sich ergeben zu mindern. Herr Gemeinderat Dr. Mattes führte etwa folgendes aus: Wir sind bereit, offen zu handeln und Auskunft zu geben, Geheimnisse gibt es bei uns nicht Schon im Jahr 1879 war die Frage der Stadt Stuttgart, Wasser aus dem Enztal zu holen. Die Stadt hatte damals 2 Pläne, Schwarzwaldwafferver- sorgung oder Neckarwasfer; Stuttgart war aber damals noch nicht finanzfähig und Enteignungszwangsverfahren war nicht möglich, weil das Gesetz nicht bestand und bauten des­halb 1888 das Neckarwasferwerk mit einem Aufwand von 3 Millionen Mark. Auch hat die Stadt Quellwasser von Kaltental her. das Neckarwasser wird hauptsächlich verwendet für Schwimmbad, für Fontänen, Straßenbesprängung usw. Aber auch der Neckar habe sich jetzt verändert durch ne Vergrößerung der Industrie usw., sodaß eine Stadt mit '/i Millionen Einwohner, bei welcher man auf den Kopf pro Tag 125 Li er Wasser rechnet, mit Neckarwasser

begnügen könne. Die Stadt Stut^-.t beziehe zurzeit ihr Quell- und Nutzwasser aus dem Neckar und zwar jährlich 0,7 Millionen ebm Quellwasser, 1,2 Millionen cbm See­wasser und 6 Millionen obin N ckarwasser. Das zu er­bauende Stauwerk ist berechnet i 1925 und braucht die Stadt Stuttgart 300 Sekundenlit ü gleichmäßiger Steiger­ung der Einwohnerzahl, web . r diese Zeit bei einer Steigerung von2'/s°/o, 326000 Einwohner beträgt und pro Tag 40600 >;bm Wasser nötig ist. Hiervon kommen aus der bisherigen Quelle 2000 «'bm, 4000 obm Seewasfer und 900 odm Nekalwasser, sodaß noch 25600 obm aus dem Enztal erforderlich sind. Wir beabsichtigen also nicht 500

Sekundenliter abzusühren, denn wir gewinnen noch Wasser durch Stauseen, welches ein Unterschied vom Stattwerke ist. Die Schwarzwaldwasferversorgnng ist für die Stadt Stutt­gart die teuerste. Wir hatten nur 2 Auswege, entweder Schwarzwaldwasser oder Neckargrundwasser, letzteres hat sich nicht geeignet, da der Neckar eine Schwankung von 3,6 bis 9,5 Meter hat und darum die Quantität nicht so groß war wie man gemeint halte. Die Neckarwasseranlage würde die Stadt Stuttgart 5 Millionen kosten, die Schwarzwald- wasserversorgung sei auf 11,1 Millionen Mark veranschlagt. Die Wasserversorgung für Stuttgart sei doch eine Landes- frage. Die Quellen würden abgeleitet non Lappach, Lauten- hos und Epachtal über den Hang der Meißener Ebene und würde die Kleinen; bei Calmbach überschreiten, von da nach Reichenbach, wo sie etliche 100 Meter abwärts in das Mon- bachtal nach Würm und dann der Gäubahn entlang über Gerlingen der Feuerbacher Heide endet. Die Länge der Leitung ist 83,875 Kilometer und hat ein Gefäll von 198 Meter. Die Höhe der Leitung ist an ihrem Endpunkt 385 über Null. Die Leitung erhält drei Zwischenbehälter, welche den Druck regulieren. Die Talsperre würde 3'/i Kilometer oberhalb Wildbad angebracht werden und 5 Millionen Kubikmeter Wasser fassen, welche einen Flächen­inhalt von 2500 Quadratmeter Fläche beanspruchen.

Bauinspektvr Riegel erläuterte hierauf an der Hand dreier großer Pläne, welche im Saal aufgehängt waren, die technischen Fragen. Es sei schon die Frage betr. Bauart der Talsperre aufgeworfen worden nnd betonte dabei, daß hier die größte Sorgfalt verwendet werde durch Eintreiben von Schlitzen und Stollen. Was der Abfluß der Enz an­belange, so biete es den Werkbesitzern ja nur Vorteile. Die lästigen Schwankungen durch nasse und trockene Witterung seien hiermit abgeschafft. Es werde vollständiger Ersatz geleistet werden durch Ausgleichen des Wasserstandes. Es sei dies ja an den anzubringenden Meßinstrumenten schon zu kontrollieren, daß wenn die Stadt Stuttgart nur eine Pferdekraft mehr entziehen wollte, es bemerkt würde Die Lappachquelle reiche den ganzeil Winter. Das Be­denken betr. Moorwasser sei hinfällig, das Wasser im Stauwerk habe eine grünliche Farbe, auch sei das Ansetzen von Schlamm rc. nicht stichhaltig, was von anderen Tal­sperren, derer es jetzt 4050 in Deutschland gibt, auch bewiesen sei. Auf die Ausnützung der Wasserkraft reflek.

tieren die Stadt Stuttgart nicht, da eine Leitung nach Stuttgart von 70 Kilometer 400 000 Mk kosten würde. Fabrikdirektor Schnitzer wünscht daß die Werkbesitzer, den Beschwichtignngsvertrag (wie er ihn nennt) in Druck er­hallen würden um einen Anhaltspunkt hierüber zu haben, auch hat der Redner Bedenken betr. Mückengefahr. Dr. Mattes hat keine Bedenken gegen Mücken, wie solches sich in Solingen und Remscheid herausgestellt hat Rechts­anwalt Dr Kielmeyer (der Vertreter der Wasserwerks­besitzer) wünscht auch den Druck der beiden Reden der Herren von Stuttgart. Auch wäre es wünschenswert zu erfahren wo dann die Quelle sonst noch gefaßt werde außer der Lappachquelle. Ob die Stadt Stuttgart an die Werkbesitzer eine Entschädigung zahle oder ob sie nicht geneigt wäre einen Vorschuß zu leisten, damit die Werkbesitzer von einem einwandssreien Sachverständigen die geplante Wasseranlage untersuchen lassen können. Dr.Mattes erwiderte, was den Druck anbelangt, so könne er wie Herrn Riegel nur die Notizen, welche sie haben, zur Verfügung stellen, weiter haben sie auch nichts, wegen einer Benennung einer Quelle könne bis jetzt noch nichts gesagt werden, da die Akten noch bei der Forstdirektion liegen und es bis jetzt noch nicht bestimmt sei was für Quellen gefaßt werden dürfen. Es sei dies heut ja nur eine Vorprüfung. Was die Entschädigungen anbelungen so würde die Stadt Stuttgart jedenfalls besser daran sein Entschädigungen zu zahlen als ein Stauwerk « liegen, sie wolle aber gerade den Werkbesitzer in Natura den Schaden ersetzen und gerade die Badestadt Wildbad dürfe nicht geschädigt werden, da die Enz, welche dadurch läuft, nicht trocken gelegt werden dürfe. Bauinspektor Riegel ist der Ansicht, daß die Regierung nichts duldet, welches ihrem Interesse schadet. Hr. Öberamtmann H o r n- ung dankte zum Schluß der beiden Herren für ihre lehr­reiche Vorträge.

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