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mit Erzähler von: Schwarzwald.

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Amtsblatt für die Htadt Dildbad.

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Verkündigungsblatt

her Rgl. Horstämter Mildbad, Meistern, Lnzklösterte »c.

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Deutscher Reichstag.

Berlin, 2. Dez. Präsident Graf Stolberg er­öffnet die Sitzung nm 1 Uhr 20 Min. Arn Bundesrats­tisch sind erschienen: Reichskanzler Fürst Bülow und die Staatssekretäre v. Bethmann-Hollweg, v. Stengel, von Schön, v. Tirpitz, Nieberding, Krätke und Dernburg. In der fortgesetzten

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führt Abg. Schräder (frs. Vgg.) aus, er bedaure, daß man den Admiral v. Ahlefeld habe gehen lassen. Ueber die Entscheidung der Fragen in der Ostmarkenpolitik werde man sich in der von Bebel airgekündigten Interpellation zu unterhalten haben. Der Reichskanzler bezeichne als Hauptaufgabe der Blockpolitik die nationalen Forder­ungen zu erfüllen, das heiße, die Budgets für Flotte, Heer und Kolonien bewilligen. Soweit könne man die Block­politik mit ihm mitmachen. Seine Partei werde aber nach wie vor alle Vorlagen ohne Voreingenommenheit prüfen. Auf die Frage wegen Abänderung des Wahl­rechts wäre doch eine Antwort am Platze gewesen. Auf die Darier könne man im Reiche nicht liberal regieren und in Preußen eine entgegengesetzte Politik treiben.

Seine Partei sei gegen das Enteignungsverfahren in der Poleufrage und auch gegen das jetzige Zollsystem. Ter Einführung weiterer indirekter Steuern stehe seine Par­tei nicht freundlich gegenüber. Die Reichsfinanzmisere müsse durch, direkte Stenern beseitigt werden. (Bravo links.)

Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg erklärt, die Entscheidung über die Schaffung eines selbständigen Reichsarbeitsamts in völliger Trennung vom Reichsamt des Innern bitte er noch anfzuschieben. Einstweilen habe er mancherlei Bedenken gegen eine Abtrennung des Reichsarbeitsamts. Das politische Leben könne nur ge­winneil, wenn man mit dem Guten und Schlechten, das in ihm liege, wieder mehr rechne. Die Sozialdemokratie suche in den Arbeitern die Freude an der staatlichen und gesellschaftlichen Mitarbeit zu ersticken. Außer den vom Reichskanzler bereits erwähnten Vorlagen seien noch wei­tere in der Ausarbeitung begriffen und zwar betr. die Sonntagsruhe im HandÄsgewerbe, betr. Arbeiterversicher­ungswesen und Sicherung der Krankenkassen vor politi­schem Mißbrauch. (Bravo!) Ueberall müsse der gute Wille vorhanden sein, um eine Vereinheitlichung der Ber- sicherungsgesetzgebung zu erreichen, sodaß der Zweck er­

reicht werde, ,daß den Versicherten schnell und gerecht ihr Recht werde. Das Koalitionsrecht werde ausgebaut wer­den. Die Regelung des Ausverkaufswesens und die Aus­arbeitung eines neuen Weingesetzes beschäftigen gegen­wärtig das Rcichsamt des Innern. Eine umfassende Enquete über das Bankwesen und den Geldumlauf sei in der Vorbereitung begriffen. Eine Erleichterung desScheck- verkehrs werde angestrebt. Die internationale Geldkrise habe ihren Höhepunkt erreicht und vielleicht überschritten. Umsomehr vertraue er, daß es gelingen werde, die Schwie­rigkeiten der derzeitigen Verhältnisse zu überwinden. Ter Redner bittet das Haus, um Unterstützung bei der Arbeit seines Ressorts. Der Wille, an der Vervollkommnung der Gesetzgebung unausgesetzt und freudig mitzuarbeiten, werde alle in den Stand setzen, die Schwierigkeiten zu überwinden. (Lebhafter Beifall).

Abg. v. Payer (südd. Vp.): Aus der Rede des Reichskanzlers über die auswärtige Politik haben wir entnehmen müssen, daß zur Zeit der M a ro k k o a f s ä r e doch nicht alles im Reinen gewesen ist, daß eine Zeit­lang bedenkliche Verhältnisse herrschten, weil unsere Di­plomaten große Fehler gemacht halten. Es sollte doch unmöglich gemacht werden, daß ungeschickte Diplomaten zwei Völker, die auf Frieden angewiesen sirrd) aufeinander Hetzen. (Beifall links). Wir bedauern es, daß im Pro­zeß M o l tke-H a rd e n die intimsten Familienangele­genheiten in die Oesfentlichkeit g^errt wurden. Wir wun­dern uns auch, daß gegen den Grafen Lynar noch kein Strafantrag gestellt-worden ist, daß er noch immer auf Kosten des deutschen Volkes seine Pension erhält. Die Frage, ob eine Kamarilla besteht oder nicht, hat sich hier zu einer Spielerei mit Wörtern herausgebildet. Es steht doch fest, daß derartige Personen jahrelang um die Person des Kaisers beschäftigt waren. Der Sicherheits­dienst nach dieser Richtung scheint nicht genügend ausge­bildet zu sein, sonst wäre ein solcher normwidriger Zustand nicht möglich gewesen. Es wäre nicht schön, wenn ^ch nicht auch unseres Landsmannes, des Grafen Zeppelin gedenken würde. Eins ist jetzt sicher: ans dem Gebiete der Luftschiffahrt wenigstens hat den höchsten Flug die süddeutsche Intelligenz getan. (Heiter­keit). Sicher ist: Diesmal wird der Reichstag sich nicht wieder selbst auf die Steuerjagd begeben; die Jagd­beute des vorjährigen Kesseltreibens war nicht so erfreu­lich. Damit nicht das Wort Weinstener fällt, will ich hier namens der sämtlichen Abgeordneten und der gesamten Bevölkerung, der am Weinbau interessierten Be­

völkerung den nachdrücklichsten und feierlichsten Protest erheben. (Beifall). Klarheit herrscht viel mehr über das, was wir nicht wollen, als über das, was wir wollen. (Heiterkeit, sehr gut!) Das Kind, das der Schatz­sekretär mit Schmerzen zu gebären im Begriffe ist (Hei­terkeit), ist ja noch nicht so weit. Die einzelstaatlichen Minister werden s^h aber für einige Zeit wieder einer ungestörten Nachtruhe hingeben können, .denn vor der R e i ch s e i n ko mm e n st e n e r sind sie einstweilen sicher. Es hat auch, ganz abgesehen von bundesstaatlichen Rück­sichten, etwas Bedenkliches, wenn eine Milchkuh dreimal von Einzelstaaten, Kommunen und nun auch vom Reich gemolken wird. Auss.ichtslos sch eint mir schon jetzt die Zig a rr e n b a nd er o l eAeu er; in den nächsten Wochen wird es im Reickiskchatzamt ziemlich viel Makulatur geben. (Heiterkeit). Jedenfalls aber kann nicht mehr so wie bisher nur mit indirekten Steuern gewirt schäftet werden; dafür ist keine Mehrheit hier vorhanden, urrd eine Auslösung würde auch keine Mehrheit dafür bringen. Darüber muß man sich klar sein: wir stehen an einem

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und

nach

gäbe

man

endepunkt unserer Steuer- Wirtschaftspolitik.

aus der unwürdigen Finanzwirtschaft ist die Einführung direkter Reichskanzler hat den Weg gewiesen: wir sind vorurteilsfrei genug, sie auch indirekte Steuer zu bewilligen. (Heiterkeit).

Der Reichskanzler hat in einer wirklich schönen wirkungsvollen Weise den Block gerühmt. Er hat rechts und links jedem Teil unparteiisch seine Auf­innerhalb des Blockes gewiesen. Theoretisch kann sich mit manchem einverstanden erklären. Gehörte

Ter einzige V^eg, herauszukommen, Steuern. Der Erbschaftssteuer als

ich zur rechten Seite des Blocks, würde ich sogar mit Bo geisterung dabei sein (Heiterkeit); als Angehöriger der Linken aber muß ich mit aller Bescheidenheit bemerken, was theoretisch gairz gleich ist, kann in der Praxis eine große Ungleichheit sein.

Die Stellung der Parteien innerhalb des Blocks ist durchaus nicht dieselbe. Was kann die rechte Hälfte des Blocks eigentlich besseres verlangen als die Fortdauer des bisherigen Zustandes? S i e s a ß an d e r Kr ipp e, po­litisch und wirtschaftlich, sie vertritt die Satten. (Sehr gut! links). Aber dielinkeHälftedes Blocks, sie bestritt die p o l i t is ch H u u g r i g c n u n d d i e w i r t- schaftlich knapp Gehaltenen. (Sehr gut! links).

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Die andre Hälfte.

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Romen von Martin K i l n c r.

(Fortsetzung.)

Arnold erschienen heute schon die Worte des Textes besonders weihevoll.Siehe ich verkündige euch große Freude." Das Erscheinen der verheißenen Erlösung der Menschheit, aus den Banden von Finsternis und Sünde. Seine gedrückte Seele richtete sich daran auf, er fühlte das alles wie für ihn allein gesprochen und gedacht, denn etwas Neues war in sein Leben gekommen, ungebeten und ungeahnt, vom Christkind geschenkt.

Arnold erwartete nach Schluß des Gottesdienstes die Damen bei der Kirchcntür, es war so schönes Wetter, daß sie ein Stück zu Fuß gehen wollten, um die Stadt und das Festtagsleben im Glanze der Sonne zu sehen. Die Freundinnen tauschten ihre Ansichten über die Pre­digt aus, Arnold und Margret schritten schweigend vor ihnen. Sie hatten nur einen Blick gewechselt, aber sie wußten beide, daß sie sich verstanden. Arnold war in­nerlich zu beschäftigt, um zu sprechen, und ließ die Bilder der bunten Welt still auf sich wirken, und Margret kam wie aus einer anderen Sphäre. Doch sic mit ihrem Kindersinn wurde von all den neuen Eindrücken rascher abgelenkt und freute sich bald mit offenen Augen des Anblicks der schönen Stadt, der feiertäglichen Menschen und des herrlichen Sonnenscheins auf den weißglitzern­den Dächern der Straßen.

Als man zu Hanse ankam, stellten sich Besuche ein. Frau Generalin Balinsky mit ihren beiden Töchtern, ei­nige junge Herren, ehemalige Studienfreunde von Ar­

nold, ein Offizier, der auf Urlaub zu Hause war, und

zwei Stiftsdamen, die sich von Vereinstvegen mit Frau von Rosncr befreundet hatten. Die junge Welt fand rasch Berührungspunkte, man verabredete eine Schlittschuhpartie sür den frühen Nachmittag, und es mußte bei Rosners eilig gegessen werden 'Balinskys speisten erst am Abend um die Rendezvous-Stunde nicht zu versäumen. Gleich nach Tisch fuhr man zum Hilmerteich. Frau

nachdem sie eine Zeitlang zugeschaut hatten, noch weiter aus, Margret unter Arnolds und der Balinskys Schutz, die einen ganzen Schwarm Bekannte mitgebracht hatten, zurücklassend. Die Balinskys, echt polnische Rassegesichter und schmiegsame Kätzchengestalten, waren sehr gefeiert, und die herzige Amerikanerin in ihrer Gesellschaft in kurzer Zeit ebenso.

Es war schon fast dunkel, als man sich eickschloß, abzuschnallen.

Balinskys hatten ihren Wagen da und boten Mar­gret den vierten Platz darinnen an, allein sie hätten einen weiten Umweg machen müssen, und diese lehnte es daher mit Dank ab. Sie wollte mit Arnold zu Fuß gehen, und der Amerikanerin nahm man das nicht übel, während jede Einheimische in her prüden Gesellschaft von Graz damit Anstoß erregt hätte, den weiten 'Weg mit einem jungen Mann allein zurückzulegen.

Es war viel schöner, in der sinkenden Nacht unter dein herrlichen Sternenhimmel zu wandern und die ge­schnürten Füßchen frei regen zu "können, als zu fahren. Arnold und Margret schleuderten nicht allzu rasch.

Haben Sie sich gut unterhalten, Margret?" fragte der junge Mann.

O prächtig! Seit meinen Schultagen bin ich nicht mehr Schlittschuh gelaufen, und ich tue es so gern. Einige der Herren waren wirklich Künstler auf dem Eis. Da war dieser schwarze Baron, wie hieß er doch gleich? Und dann der große, schlanke Leutnant . . . und auch die Balins­kys, wie sicher die Bogen fahren!"

Sie sind doch auch ganz flink gewesen, Margret."

Ohne alle Künste, einfach geradeaus," lachte sie. Aber die Pirouetten bei der Quadrille und alles andere, das ging sehr schwach; wenn Sie mich nicht gehalten hätten, 'Arnold, ich hätte öfters Auferstehung feiern können."

Ich war froh, die Quadrille von Ihnen noch er­wischt zu haben. "Es waren Heute so viele Herren da, für Graz eine seltene Sache."

Wie gut, daß Sie noch zu rechter Zeit kamen; wir wären sonst kaum dazu gekommen, miteinander zu

Arnold streg eure heiße Röte in dch Wangen; di§ kleine, eifersüchtige Regung, die er früher empfunden hatte, als er Margret so umworben sah und sic so freundlich- mit den andern plaudern und lachen hörte, war plötz­lich in ein Gefühl von tiefer Befriedigung umgeschlä- gen. Margrets harmloseswir miteinander" hatte das hcrvorgebracht. Wir miteinander! Gegenüber der Welt da draußen, so war's kecht, das fühlte er in wallendem Herzschlag.

Morgen könnten wir früh zum Hilmerteich fahren.

Margret, um uns nach Herzenslust auszulaufen. Möchten

Me das? oder liegt Ihnen mehr an der Gesellschaft? Mali kommt für das eigentliche Schlittschuhlaufen nicht auf seine Rechnung, wenn es so voll ist wie am Nach­mittag. Meinen Sie nicht?"

Ach ja, das wäre schön; so in langer Fahrt über's Gis hinfliegen, das ist prächtig."

Es war schon dunkel, als sie zu Hause ankamen, und die Damen wartete mit dem Tee. Für den Wend war noch ein Vergnügen in Aussicht. Frau von Rosner hatte eine Loge im Theater bestellt, wo man eine neue Oper gab. Aber nur die beiden älteren Damen genossen dix hübsche Vorstellung. Margret war müde vpn der un­gewohnten Bewegung und kämpfte mit dem Schlaf, und Arnold sah nichts anderes als den runden Mädchenkops vor sich. Er rekapitulierte den gestrigen Abend und den heutigen Tag, und die Entdeckung, .daß er Margret erst seit Stunden kannte, war ihm etwas ganz Staunener- regendes. Margret, seit gestern? O nein! Er hatte sie von jeher gekannt, und nun war sie eben da, wieder­gekommen aus dem Unbekannten, wie das neu geschenkte Kindlein zu den Eltern, als ob es immer so gewesen wäre, «K selbstverständlich.

Am Morgen regnete es. Arnold hörte mit Unmut, als er erwachte, den trommelnden Tropfenfall auf dem spitzen Turmdach des Erkers, das oben neben seinen: Zimmer in Firsthöhe begann. Auch die Damen hatten verschlafen bei dem trüben Morgenlicht und kamen spät zum Frühstück.

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