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Kr 277.

Mittwoch, den 27 Wovemöer

Deutscher Reichstag.

Berlin, 25. Nov. Am Bundesratstisch die Staats­sekretäre v. Bethmann-Hollweg und Nieberding, sowie der preußische Landwirtschaftsminister. Präsident Gras Stoiberg eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 20 Min. Der Gesetzentwurf betr. die Errichtung von Stiftungen aus dem Vernrögen, das dem Reiche aus dem Nachlaß des Walers Müller zugeflossen ist, wird in erster und zweiter Lesung erledigt. Es folgt die Beratung der

Interpellation betr. Lebensmittel­und Kohlenpreise.

Staatsminister v. Bethmann-Hollweg erklärt sich zur sofortigen Beantwortung bereit. Scheide mann (Soz.) begründet die Interpellation. Durch die Krisis, die seit einem Jahr in allen Industriegebieten eingetreten sei, hätten zahllose kleine Geschäftsleute, Handwerker und Arbeiter zu leiden. Dazu trete die Verteuerung der Le­bensmittel, deren durchschnittliche Preissteigerung seit den letzten 10 Jahren .33 1/3 0/0 betrage. Unleugbar bestehe zur Zeit eine schwere Krisis. Die Bankkrachs in Amerika und die Erhöhung des Reichsbänkdiskontos seien Beweise da­für. Seit 30 Jahren sei ein solcher Zustand nicht dage­wesen. Die Lebensmittelpreise seien in neuester Zeit wie­der gewaltig gestiegen. Die Agrarpolitik fei mit der Grenzsperre für Vieh und ' der Oeffnung der Grenze für ausländische Arbeiter, die die Lohnverhültnisse drücken, ge­radezu verbrecherisch vorgegangen. Während der Ein­fuhrzoll ungeheuer hoch sei, werde wegen der Export- vrämie das deutsche' Getreide in großen Mengen nach Rußland ausgeführt. Dadurch werde die fortgesetzte Preissteigerung im Jnlande bedingt. Der Redner wünscht die Aufhebung der chikauösen Bestimmungen bei der Vieheinfuhr, die Ermäßigung der Gebühren und die schnellste Suspendierung aller Zölle auf Lebensmittel, wenn die Regierung und der Reichstag die Interessen des Holkes wahren wollen. (Beifall bei den Sozialdemo­kraten.)

Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg führt auS: Die Reichsverwaltung hat die Entwicklung der Ge­treidepreise aufmerksam verfolgt und beurteilt die Ge- ! samtlage wesentlich unter folgenden Gesichtspunkten: ! Unsere Industrie stand in den letzten Jahren unter den Zeichen einer besonderen Lebhaftigkeit und größten An­spannung, teilweise Ueberspannung. Die Arbeitskräfte reichten nicht für den vermehrten Bedarf der Industrie

aus; daher mußten ausländische Arbeiter herangezogen werden, nicht um die Löhne zu drücken, sondern um den Bedarf zu befriedigen. Infolgedessen stiegen die Löhne. Mit dieser Steigerung trat auch ein größerer Verbrauch von Lebensmitteln ein. Von diesen Verhältnissen hatte auch unsere Landwirtschaft insoweit Vorteile, als sie ihre Kaufkraft wesentlich stärkten. Die Produktivität wurde leider behindert durch mangelnde Arbeitskräfte. Die Pro­sperität der deutschen Landwirtschaft wurde entschieden geschädigt. Durch diese Verhältnisse sind die Lebens­mittel- und Getreidepreise wesentlich gestiegen. Dazu kom­men noch internationale Faktoren. Die Welternte ist keine befriedigende. Im Auslande ist die prozentuale Steigerung der Getreidepreise bedeutend höher als bei uns. Daß das Leben allgemein teurer geworden ist, darüber sind wir alle einig. Unsere Wirtschaftspolitik hat den Zweck, die wirtschaftlichen Verhältnisse in In­dustrie und Landwirtschaft stabil zu gestalten. Das ist uns gelungen; daran werden wir festhalten. (Lebhafter Beifall). Die Lebensmittelpreise werden wieder zurück­gehen. Jedenfalls würden die von den Interpellanten vorgeschlagenen Maßnahmen die wirtschaftliche Lage auf das ernsteste gefährden. Wenn wir gegenwärtig den Höhe­punkt der industriellen Konjunktur überschritten haben, dann müssen wir auch mit einem Rückgang der auslän­dischen Bestellungen rechnen. In einem solchen Momente müssen wir aber die Stärke und die Aufrechterhaltung des Jnlandmarktes anstreben. Eine Suspendierung der Getreidezölle wäre höchst ungeeignet zur Abhilfe und würde nur dem Zwischenhandel und der Spekulation zu­gute kommen. (Lebh. Beifall). Auf Antrag des Abg. Norm« nn (kons.) erfolgt die Besprechung der Interpellation.

Rösicke (B. d. L.): Die Tatsache, daß die Krisis durch die Spekulation verschärft wird, werde auch von liberalen Blättern anerkannt. Es sei in keiner Weise berechtigt, zu glauben, daß die Beseitigung der Zölle eine Aenderung herbeiführen werde. Dies würde nur das ganze Land beunruhigen. Gerade die Konservativen nehmen sich der Interessen des ganzen Volkes an und würden fortfahren, dahin zu arbeiten, daß die günstigen Auspizien fortdauern. (Beifall rechts, Zischen bei den Soz.)

Gyßling (frs. Vp.): Wir sind der Ansicht, daß die wirtschaftliche Krisis nicht die Dimensionen annehmen wird, die vielfach prophezeit werden. Zur Beseitigung des Arbeitermangels schlage er eine Ansiedelungs-

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Politik vor, die es allerdings notwendig mache, die Fideikommisse und die Domänen nicht zu vermehren. Gegen die Suspendierung der Zölle habe seine Partei lebhafte Bedenken. Sie befürworte die Aushebung der Ausführ­prämien und die Errichtung von Notstandsausnahme - tarifen.

Höffel (Reichsp.) gibt die Teuerung zu, die weite Kreise des Volkes empfindlich treffe, und ist bereit, falls sich Abhilfemittel finden lassen, diese anzuwenden. Die Politik der Regierung sei eine volkserhaltende. Dieser; Politik werde auch seine Partei treu bleiben. (Beifall.)

Paasche (natl.) hält die jetzige Teuerung für eine vorübergehende Erscheinung, der zuliebe die ganze Wirt­schaftspolitik nicht geändert werden könne. Die Aufheb­ung der Lebensmittelzölle wäre für weite Kreise über die Landwirtschaft hinaus von allergrößtem Nachteil.

Herold (Ztr.) sagt: Die Einnahmen der Bevölker­ung seien im ganzen stärker gestiegen als die Teuerung.- Mit der' Aufhebung der Getreidezölle werde der Zweck, die Preise herabzusetzen, nicht erreicht.

Böhme (wirtsch. Vgg.): Nicht die Aushebung der Zölle, sondern die Einführung einer Dividendensteuer ist zur Aufstellung der mißlichen Lage geeignet.

Naumann (frs. Vgg.): Wir stehen am Anfang einer niedergehenden Konjunktur und da ist die Teuerung umso bedenklicher. Das Verdrängen der männlichen Ar­beiter durch geringer bezahlte Arbeiter verändert die Le­bensbedingungen ungünstig. Die Frage der Volkser­nährung ist auch eine militärische. Der Getreideverkehr im Jnlande sollte durch Nottarise erleichtert und jede Förderung der Ausfuhr vermieden werden. Durch ein anderes Zollsystem würden Teuerung und Krisis am besten überwunden werden.

Ricklin (wild) bleibt auf der Tribüne unverständ­lich. Ein Vertagungsantrag wird angenommen. Morgen 1 Uhr Interpellation betr. Kohlenpreise, kleinere Vorlagen. Ein Antrag Singer, die Fortsetzung der heutigen Be­sprechung als ersten Punkt auf die morgige Tagesoörd- nung zu setzen, wird abgelehnt. Schluß der Sitzung 61/4 Uhr.

Rundschau.

Tie Grundlagen des Werngesetzentwnrfs.

Das in Neustadt erscheinendeWeinblatt" ist in der Lage, Mitteilungen übe^ das Ergebnis der Berat-

Die andre Hälfte.

Romun von Martin Kilner.

(Fortsetzung.)

Wann müssen Sie denn schon fort?" fragte er­weich und sah ihr in die Augen.

Ach, schon in fünf Wochen," antwortete die Lisi und begann zu schluchzen.

Ja, in fünf Wochen ungefähr", bestätigte die Mama. Am ersten Oktober müssen wir Ang'richt' sein. Ich war neulich in Wien und habe eine größere Wohnung im Alsergrund genommen, denn ich will dort auch Zimmer vermieten, und da ist der erste Oktober die höchste Zeit, daß wir in Ordnung sind, weil die Studenten so um den achten herum einrücken. Ich werde mit den Mädchen etwa den zwanzigsten bis fünfundzwanzigsten September hinziehen. Der Vater fährt dann erst um einige Tage später, da er so lange hier im Amt zu tun hat."

Was geschieht denn da mit mir?" fragte Arnold, muß ich da ausziehen?"

Ja, denken Sie sich den glücklichen Zufall, Herr Doktor, Sie bleiben ganz ungestört", rief Frau Brand mit beglückendem Lächeln.Die Frau Majorin, die die Wohnung genommen hat, übernimmt auch Sie als Mie­ter. Sie haben also nur die kleine Unbequemlichkeit, an­dere Möbel zu bekommen, die in einem Vormittag um- gcwechselt sind. Der Professor ist schon gekündigt, der Handelsschüler hat ohnehin ausstudiert, aber der eine Zimmerherr, hat die Frau Majorin gesagt, ist ihr gar nicht unangenehm, und weil Ihr Zimmer, Herr von Ros- ner, am besten dazu paßt . . ."

So bin ich der Glückliche, der bleiben darf", schloß Arnold.

Er war recht froh über diese Einrichtung; seine Bude war freundlich, er war gern darin, sie hatte eine herr­liche Aussicht über die nächsten niedrigen Häuser hinweg nach der Donau und den Waldbergen gegenüber; und schließlich, er hatte so ganz das männliche Grausen vor allem, was Umzug oder Räumerei heißt.

Nun erschien Mali, die mit der Wäscherin seine Stube in Ordnung gebracht hatte.

iSo, Herr von Rosner, jetzt sei ma fertig. Js ma leid, daß's nicht eher haben 'nein können in Ihr Zimmer.

H Wo haben Sie's denn auf'ßeben, Ihre Karten, daß's gar 1 so spät an'kommen is? Halt die Post im Gebirg', die ! is unsicher."

! Arnold nickte.Vielleicht war auch ich schuld und nicht die Post. Wenn man wandert, da verschwinden die Tage, ohne daß man sie zählt." Er empfahl sich rasch, er fühlte seine Müdigkeit mehr und mehr und wollte den Brands doch kein Gähnkonzert zum Besten geben.

X.

Am nächsten Mittag machte Arnold einen Besuch bei Obersts. Malvine begrüßte ihn aufs herzlichste.

Wie geht's, wie steht's, was sagen Sie zu allen neuen Begebenheiten bei uns?" fragte sie, in der sicheren Annahme, daß ein Mensch, der eine Nacht und einen , Vormittag in den Mauern von Krems gelebt hat, von allen Vorkommnissen unterrichtet sein müsse. j

Begebenheiten? Ich weiß von nichts, ich habe noch ! niemanden gesprochen als Brands, und die sind ganz 1 mit ihren Umzugsgedanken beschäftigt; nicht einmal mit z Doktor Reiterer, welcher . . . ." r

Ist es denn wahr, hat die arme kleine Fifi wirk­lich Dyphtherie?" unterbrach ihn Malvine mit Teil- ! nähme.Ist das Kind in Lebensgefahr?" kGerade bevor ich aus dem Bureau ging, kam zum k Glück die Nachricht, daß das Aergste vorüber sein dürfte."

!Gottlob!" rief Fräulein Malvine warm. S

iSie haben mich aber sehr neugierig gemacht, gnä- » diges Fräulein, ich bitte um die Neuigkeit." !

Die ist für uns sehr wichtig. Meine Schwester hat ! schon längst den Wunsch gehabt, ins Kloster zu gehen; i endlich hat sie es erreicht, daß Papa ihr dazu die Er- l laubnis gibt. Sie wissen, wie wenig Freude sie bis jetzt i am Leben gehabt hat, nun ist sie unaussprechlich glück- ! lich; Sie werden sie kaum wiedererkennen. Gleich nach > unserer Trauung, soll Papa sie nach Linz bringen." k Ist denn Ihr Hochzeitstag schon bestimmt, gnä- f l diges Fräulein?" 1

Ja, gleich nach den Manövern; Papa und Karl drängen beide so sehr."

Daß Prochaska nicht lange warten will, hat er mir selbst oft gesagt, aber der Herr Oberst hat doch noch vor seiner Abreise davon gesprochen, daß es ihm schwer wird, auch nur daran zu denken, Sie, seinen Augapfel, her­zugeben."

Auch das hat sich geändert; mein guter Vater blecht bei uns. Die Wohnung ist groß genug, wir wirtschaften zusammen. Mir war so schrecklich bange, wie das wer­den sollte; Marie war immer so wenig praktisch, nun bin ich wie erlöst durch diese Fügung."

Bei Reiterers waren einige Tage schwerer Sorge ge­wesen. Fifi erholte sich jetzt, aber nur langsam, und ihre Mutter war nicht dazu zu bewegen, sich von ihr zu ent­fernen. Reiterer mußte die Spaziergänge, die ihm nach den Amtsstunden Bedürfnis waren, allein machen und war herzlich froh, wenn Arnold sich anschloß.

Es dunkelte schon stark, wenn sie zurückkamcn. Die Damen empfingen sie am traulich gedeckten Abendtisch mit der gewohnten Freundlichkeit.

Was sagen Sie dazu, daß die Aeltcre vom Oberst Nonne wird?" fragte die junge Frau.

Das ist etwas, was sich mir ganz entzieht," er­widerte Arnold.Ich habe selten eine so strahlende Glück­seligkeit gesehen, wie die ihre in den letzten Tagen, gegen die kaum Malvinens Brautglück ankommen kann."

Es muß so eine Art geistiger sechster Sinn sein, der uns Weltkindern abgeht", warf Hella ein.Ich habe schon davon gehört, aber erleben, an einem lebendigen Menschen erleben tue ich es jetzt erst. Andacht als Le­benszweck, als Ausfüllung des alltäglichen Tages, kann ich mir nicht vorstellen, und wenn ich es könnte, würde ich nicht wagen, sie zum Beruf zu machen. Die Ent­täuschung muß ja kommen, wenn das zum Handwerk wird, was nur höchste Weihe sein sollte."

Wer weiß denn, wie viel Enttäuschungen hinter den Klostermauern verwunden werden; jedes Leben bringt Enttäuschungen; das wäre noch das Schlimmste nicht", meinte Frau Reiterer,ausgenommen vielleicht eine rechte Ehe, wo sich Mann und Weib eins wissen in tiefster