preußischen Politik die dritte Klasse nicht mitläuft. (Leb­hafte Zustimmung.) Die freisinnigen Parteien sind einig inper Fordern ngrWegmitdem Dreiklassen­wahlrecht, her mit dem Reichstagswahlrecht (Stürmischer Beifall.) Und wenn auch über die Taktik Meinungsverschiedenheiten bestehen mögen das Ziel steht für alle unverrückbar fest. (Lebhafte Zustimmung.) J!m Zirkus Busch hat Fischbeck das Wort geprägt: Die Zwingburg hes Klassenwahlrechts muß nie­dergezwungen werden. (Beifall.) Das soll unser Leitwort sein.

Nach einein Jahr der Fraktionsgemeinschaft im Reichs- und Landtag kann ich mit aufrichtigem Dank gegen die Leitung sagen, derStreitistnichtbei den Führern. Gegenüber manchem Zank in den Zeit­ungen und Vereinen hat sM die Fraktion als ein fester Fels der Einigung erwiesen. (Lebhafter Beifall.) Wir wollen keine Einigung nach dem Muster sozialdemo­kratischer Parteitage, wo es nur eine Katechismuswahr­heit gibt. (Beifall.) Wir wollen die Verschiedenheiten in Charakter und Temperament erhalten, getreu dem Geist des Liberalismus, der die P ers ö nlichkeit achtet. (Bei­fall.) Aber wir wollen ein einmütiges Zusammenarbeiten aller derer, die guten Willens sind. Es ist gut, daß vor­sichtige Leute da sind, die davor warnen, die alte Form zu zerbrechen, ehe die neue Schale fertig ist. Aber es Muß auch Leute geben, die drängen und schieben- Mit Hauß- Mann rufen wir der Freisinnigen Volkspartei zu: Führe uns alle zusammen zur wirklichen Einig­ung. (Stürmischer Beifall.)

Wenn heute einervonder altenPaulskirche unter Uins wäre, er riefe uns zu: Vergeht nicht, um Mas wir hier gerungen .in dem kleinen Frankfurt von einst, vergeht nicht Menschenrecht, auch nicht Bürgerrecht, auch nicht Bolksrecht und vergeht nicht die Freiheit. Und je­ner Alte hätte heute am Schillertag vielleicht geschlossen mit den Worten Attinghausens. Es sind nicht viele Worte, aber dasselbe Wort dreimal für alle drei Beteiligten: Seid einig, einig, einig! (Brausender Beifall.) Wir aber könnten mit einem andern Vers aus Schillers Frei­heitsdrama antworten:

Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern,

In keiner Not uns trennen und Gefahr.

Wir wollen bauen auf den ewigen Gott

Und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen!

(Stürmischer, anhaltender Beifall.)

Darauf ergriff Reichs- und Landtagsabgeordneter Dr. Müller-Meiningen das Wort. Er führte aus: Von heute an wollen wir uns die Ausgabe stellen, wenig mehr von Einigung zu sprechen, aber umsomehr einig zu handeln. (Beifall.) Man schreit Verrat, tveil wir dem Block angehören. In einer Zeit, wo die Partei der engelhaften Güte, christlichen Demut und Wahrheitsliebe" mit dier Partei des Klassenkampfes bald das zehnjährige Jübiläum der Paarung in Bayern feiert, wird man em­pfindlich gegen solche Vorwürfe. (Heiterkeit.) Wir Li­beralen verlangen im Interesse des Reiches die Liberali­sierung des .Reichsgedankens und den freiheitlichen Aus­bau des Meiches. (Lebhafter Beifall.) Wir verlangen die Koalitionsfreiheit, ein Reichsvereinsgesetz ohne kleinliche Nadelstiche. Wir verlangen ein Wahlgesetz, das die Bür­ger des Meiches gleichmacht. Fort mit den Privilegien. Wir erkennen nur ein auf Arbeit fundiertes Pri­vilegium der Tüchtigkeit an. Das ist das Evan­gelium wahrer Demokratie, und der Fürst, der danach handelt, wird fein Phili und Tütti neben sich haben. (Lebhafter Beifall.) Im Zeichen gemeinsamer kulturfort­schrittlicher Arbeit haben wir uns zusammengefunden Und werden wir den Sieg erreichen. (Lebhafter Beifall.)

Der letzte Medner, Reichstags- und Landtagsabgeord­neter Wiemer, .erklärte: Auch die Freisinnige Bolkspartei ist dser Meinung, daß die Fraktionsgemeinschaft sichbewährthat und weiter bewähren wird, auch wenn sie einer stärkeren Probe unterworfen wird als bisher. Wir meinen es alle ehrlich mit dem Liberalismus. Und wenn in jüngster Zeit zu unserem Bedauern eine Preß- fehde in den liberalen Blättern ausgesuchten wurde, so hoffe ich, daß derFrankfurter Friede" auch in der libe­ralen Presse gehalten wird. Der Block hängt davon ab, daß wir Mittun. Soll der Weg nach! links gehen, so tun wir mit. Dem Block zu Liebe wechseln wir aber unsere Ue- berzeugung nicht. Eine Steuerpolitik, die unseren An­schauungen entgegengesetzt ist, machen wir nicht mit. Da haben wir nur eine Antwort: Links um! (Lebh. Beifall.) Auf das geheime Wahlrecht in Preußen können wir uns im gegebenen Augenblick nicht beschränken. Wenn wir die Zwingburg nicht auf einmal nehmen kön­nen, so werden wir uns damit begnügen, Ba­stion auf Bastion zu erobern. Wir sind alle darin einig, daß das Treiklassenwahlsystem beseitigt werden Muß, und daß in Deutschland nicht die Kapläne und Gewerk­schaftssekretäre allein regieren dürfen. (Beifall.) Die Freisinnige Volkspartei dankt für die Anerkennung, die ihrem Wirken zur Einigung des Liberalismus gezollt wird. Sie wird auch bei der weiterhin gemeinsamen Arbeit aller wahren Liberalen ihre Pflicht tun. (Lebh. Beifall.)

Das deutsche Kaiserpaar in England.

Der Empfang in London.

London, 13. Nov. Mit dem großartigen Empfang, der dem deutschen Kaiserpaar heute mittag von der Bevöl­kerung und den Stadtbehörden Londons bereitet wurde, erreichte der Besuch auf englischem Boden seinen Höhe­punkt. Die fast eine deutsche Meile lange Via Trium- phalis, die am Hydepark in Westend Oxford Street ent­lang bis ins Herz der Altstadt führte, war außerordent­lich reich mit Fahnen, Guirlanden und Trophäen aller Art geschmückt. Kopf an Köpf standen die Menschen­massen zu beiden Seiten der Straßen. Unter fortwäh­render Kundgebung der Bevölkerung traf der Kaiser und die Kaiserin mit dem Gefolge in 5 Staatskutschen in der Guildhall ein.

Die Guildhall bietet einen prächtigen Anblick dar. Auf der mit Scharlach «kleideten Estrade saßen der Lord- in a y o r und seine Gemahlin in Scharlachroben und gol­

denen Amtsketten und die Aldermen. Die Uniformen bo­ten ein glänzendes Farbenbild. Der Lordmayor trug die Tracht eines Grafen mit dem Hermelinmantel, der nut beim Empfang von königlichen Herrschaften getragen wird. Außer dem Gefolge des Kaisers waren als Gäste anwesend auch der englische Botschafter in Berlin Sir Frank Las- celles, dler englische Generalkonsul in Frankfurt a. M. Sir Francis Oppenheimer, Generalkonsul Johannes, Vize­konsul Mayer, die Herren Julius Wernher, Hubert Her- komer, A. Siemens u. a.

In der Guildhall waren schon vorher die Mitglie­der der deutschen Botschaft eingetroffen, die mit lautem Beifall begrüßt wurden, besonders als Prinz Wilhelm zu Stolberg-Wernigerode dem Lordmayor und des She­riffs die ihnen vom Kaiser verliehenen Orden überreichte. Als der Kaiser den Saal betrat, ertönten Fansarenklänge. Der Kaiser, der die Gemahlin des Lordmayors führte, wurde zu dem Thronsitz zur Linken, die Kaiserin zum Thronsitz zur Rechten des Lordmayors geleitet. Der Kai­ser trugsdie Uniform der Zietenhusaren. Er sah wohl aus, augenscheinlich befand er sich in heiterer Stimmung. Der Lvrdmayor überreichte dem Kaiser namens der städtischen Verwaltung die ,in einer wertvollen Kassette liegende Adresse, in per es unter andern: heißt:

Wir freuen 'Uns, Euer Majestät nicht nur als nahen Verwandten und Gast unseres geliebten Königs, sondern auch als berühmten Herrscher der großen deutschen Nation bewillkommnen zu dürfen. Wir sind glücklich, bei dieser Gelegenheit in unseren: Namen, im Namen der Bürger Londons, den Gefühlen der Hochachtung, Freund­schaft, Sympathie Ausdruck zu geben, welche das Volk des vereinigten Königreichs gegenüber dem deut­schen Volke beseelt. Wir geben der zuversichtlichen Hoff­nung Ausdruck, daß die Gefühle von Achtung und Wert­schätzung, welche schon solange bestehen zwischen der gro­ßen Nation, über welche Euer Majestät regiert, und der Unsrigen, sich immer stärker und dauerhafter gestalten mö­gen, Zum Wohle und Glücke beider Völker.

Bei Entgegennahme der Adresse schüttelte der Kaiser dem Lordmayor, der inzwischen den ihm vom Kaiser ver­liehenen Orden angelegt hatte, die Hand und erwiderte mit vernehmlicher Stimme:Bitte meinen Dank für die Adresse und die prächtige Kassette, sowie den glänzenden Empfang entgegennehmen zu wollen. Inmitten all der Ausschmückungen sah ich die Inschrift:Blut i st dicker a!ls Wasser!" Möge dies immer so zwischen beiden Ländern bleiben, möge die große Stadt London sich unter den Auspizien meines geliebten Onkels, den Gott schützen möge, immer erfolgreich weiter entwickeln."

Das Festmahl im Londoner Rathaus.

London, 13. Nov. Bei dem F estm a hh in der alten Banketthalle der Guildhall saß der Kaiser zur Rechten, die Kaiserin zur Linken des Lordmayors, die Gemahlin des Lordmayors zur Rechten des Kapers während die Kaiserin zu ihrer Linken den Prinzen von Wales hatte. Der Lordmayor brachte zuerst die Trinksprüche auf den König und die Königin und dann auf den Kai­ser und die Kaiserin aus. In letzterem sagte er:

Von den mancherlei Ereignissen und Aenderungen die sich seit der letzten Anwesenheit des Kaisers zugetra­gen hätten, sei Deutschland anscheinend am wenigsten be­rührt Morden. Es regiere dort immer noch der deutsche Kaffer mit ähl der bewundernswerten Kraft, dem Geschick und Fleiß, die ihn stets ausgezeichnet hätten. Sein In­teresse für Kunst, Wissenschaft, Literatur und Kültur im allgemeinen sei poch! genau so lebhaft, als es immer gewesen sei, und zu keiner Zeit sei das Ansehen Deutschlands und des Kaisers Volkstümlichkeit größer als jetzt gewesen. Wir hoffen und beten, daß Ew. Majestät und der Kaiserin! ein langes Leben beschieden sei, um sich der wohlverdien­ten Liebe und Ehrfurcht Ihres Volkes und der Achtung und .der .Ehrerbietung zu erfreuen, auf die Sie durch Ihre vielen Tugenden und Ihren persönlichen Mut überall An­spruch haben.

Auf die Ansprache des Lordmayors erwiderte der Kaiser mit Dankesworten für den herzlichen Empfang und die ihm gebotene Gastfreundschaft. Der Kaiser fuhr fort:

Ich hin ff: der Tat kein Fremder in Ihrer Mitte. Ich bin stolz in dem Gedanken, durch ein enges Band Mit Äffer Weltstadt verbunden zu sein. Ich bin erfreut, daß ich Ihrer Einladung habe Folge leisten können und noch mehr, daß die Kaiserin, die das herzliche Willkommen ebenso würdigt wie ich, mich hat begleiten können. Ich erinnere mich mit Vergnügen daran, daß die Haupt­stadt meines Reiches im" vergangenen Sommer die Ehr: gehabt hat, in ihren Mauern Ew. Lordschaft unmittel­baren Vorgänger zu empfangen, und ich hoffe, daß er sich in Berlin ebenso wohl befunden hat, wie ich mich jetzt in jdter Gesellschaft der Bürger Londons befinde. Jede Vertretung der City von London wird ein herzliches Willkommen in Berlin finden. Als ich an dieser selben Stelle vor 16 Jahren sprach, sagte ich, daß mein Bestre­ben vor allem darauf gerichtet sei, den Frieden zu er­halten. Die Geschichte wird mir, hoffe ich, die Gerech­tigkeit widerfahren lassen, anzuerkennen, daß ich dieses Ziel seither unerschütterlich verfolgt habe. Die Haupt­stütze und die Grundlage des Weltfriedens ist aber die Aufrechterhaltung von guten Be­ziehungen zwischen unseren beiden Län­dern. Dann wird die Zukunft glänzende Aussichten zei­gen und der Handel zwischen den betreffenden National, die sich gegenseitig zu vertrauen gelernt haben, sich weiter entwickeln. ^

Der Kaffer schloß mit nochmaligen Dankeswörten für den schönen Empfang. Auf die Rede des Kaisers er­griff der Lordmayo r nochmals das Wort und führte insbesondere aus, daß unter den zahlreichen Vorzügen, deren sich die Bürger von London erfreuten, keiner höhw geschätzt werde als der, der durch die Anwesenheit des deut­schen Kaiserpaares bei dessen zweimaligem Besuch ihnen gewährt wurde.

Windsor, 13. Nov. Das 'deutsche Kaiserpaar traf um 3 Uhr 50 Min. nachmittags hier wieder ein und fuhr! in Begleitung einer Eskorte nach dem Schloß-

Rundschau.

Die Marokkoangclcgenheit in der französischen Kammer.

Bei der fortMetzten Beratung der Interpella­tionen über Marokko wird nach kurzer weiterer De­batte mit 462 gegen 54 Stimmen eine Tagesordnung an­genommen, in der der Regierung das Vertrauen aus­gesprochen wird, daß sie die Achtung der Rechte Frank­reichs in Marokko sichern werde, ebenso wie die Aus­führung der eingegangenen Verbindlichkeiten. Außerdem werden die Erklärungen der Regierung gebilligt. Jeder Zusatz wird abgelehnt. Im Verlauf der Beratung über die Interpellationen übÄ Marokko bemerkte Minister Pichon auf eine Anfrage, daß die Geiseln in Casa­blanca angesehene Marokkaner seien, welche Frankreichs Bemühungen, die Handelsbeziehungen mit den Stämmen wieder anzuknüpfen, unterstützen sollten. Diese Geiseln würden in keiner Weise schlecht behandelt oder zu Dienst­leistungen herangezogen. (Beifall). Die Kammer be­schloß dann mit 490 gegen 55 Stimmen die Priorität der bereits gemeldeten Tagesordnung, in welcher der Re­gierung das Vertrauen ausgesprochen wird.

Tages-Chronik.

Stratzburg, 13. Nov. Wie der Berliner Korre­spondent derStraßburger Post" hört, wird das Kaiser­manöver 1908 bestimmt zwischen dem 15. (elsässischen) und dem 16. (lothringischen) Armeekorps abgehalten wer­den. Den Generalkommandos der beiden Korps ist die Mitteilung bereits zugegangen.

London, 14. dtov. Bei dem gestrigen Festmahl der Handelsgesellschaft wurde ein Brief der Admiralität ver­lesen, wonach diese ihr Bedauern über den negativen Verlauf der Friedenskonferenz zum Ausdruck bringt und die Fortsetzung des Baus von Kriegsschiffen ankündigt.

Rom, 13. Nov. Die Königin von Italien wurde gestern früh von einer Prinzessin entbunden, die den Name:: Johanna erhalten soll. Die Königin und die Prinzessin befinden sich Wohl.

Warschau, 13. Nov. Heute abend halb 7 Uhr explodierte an einer Ecke des Jndenviertels vor dem Hotel Rossia eine starke Höllenmaschine. Die Treppen, Fenster und Türen wurden zerstört, zwei Stock­werke vollständig zertrümmert. Viele Hotelgäste wurden vor Schreck ohnmächtig, verletzt wurde jedoch niemand.

Zwei Offiziere, die vor mehreren Wochen Ber­lin besuchten, werden vermißt: ein Hauptmann aus Po­sen und ein Leutnant aus Ostrowo. Die Kriminalpolizei ist auf der Suche nach den Vermißten.

Aus Astrachan wird gemeldet: Infolge Frostes find 500 Fischerboote vom Land abgeschnitten und im Ei» eingeklemmt. 5 Dampfschiffe sind zur Hilfeleistung abgegangen und haben die Besatzungen gerettet. Man be­fürchtet Mafsenerfrierungen von Fischern.

In Völklingen stürzte Mittwoch Nachmittag ein 15 m hoher Neubau ein, dessen Dachstuhl bereits errichtet war. Bis 5 Uhr nachmittags waren 2 Tote und 5 Schwerver­letzte geborgen.

Aus Württemberg.

Dieuftuachrichteu. Ueberrragen: Die evangelische Pfarrei Merltingen, Dekanat« Blaubeuren, dem Lladlpsarroerweier Ludwig Rippmann in Möckmühl, die Bahuhosinspektorftelle in Geislingen dem Eisenbahninspekio: Greil bei der Bubnstatioa Ulm und diejenige in Ravensburg dem Ei'enbahninspcktor Weber bei der Bahnstation Ulm.

Versetzt: Die Eisenbahninspektoren Herrmann bet der Be­triebsinspektion Rot, weil zur Generaldirektion der Slaatseisendahnen, und Lach«nmaier bet der Giiterstelle Heilbronu Hauptbahn- hos zu der BeliiehSiuspeklion Heilbronu.

Befördert: Dte Etsenbahnsekietäre tit. Oberbahnsekreläre. Rau in Aalen zum Eisenbohntnspekior bei der Bahnstation Hälbronn Hauptbahnhof, König in Plochingen zum Eisenbahainspektor bei der Betrtebsinspektion Mühlacker und Wörner in Crailsheim znm Elsen- bahninspekior bei der BetiiebSinspeknon Backnang.

Bon der Legitimationskommission. Die Le-

gitimationskommission der Zweiten Kammer hat in ihrer heutigen Sitzung di« Berichte der Referenten über das Ergebnis von Mher beschlossenen Beweiserhebungen be­treffend noch unerledigte Wahlanfechtungen entgegenge­nommen und hiebei die angefochtene Wahl für den Ober­amtsbezirk Reutlingen (Abg. Kurz, Sozialdemokrat) ein­stimmig für giltig erklärt; wohl sind einige Stimmen wegen Verletzung von Wahlvorschriften dem Gewählten in Abzug zu bringen. Es bleibt ihm aber immer noch ein Ueberschuß von mindestens 25 Stimmen. Die Berat­ung der Wahlanfechtung von Geislingen wurde nach Verlesung des über die Vernehmung des Stadtpfarrers von Wiesensteig aufgenommenen Protokolls nochmals zu­rückgestellt und es folgte die Beratung der Wahlanfecht­ung von Waiblingen. Hier yprrde nach längerer Be­ratung die Vernehmung von 7 weiteren Grabarbeitern von Reichenbach wegen der in der Anfechtnngsschrift dort behaupteten Wahlbiergffchichte beschlossen.

Stuttgart, 13. Nov. Rechnungsrat Zepf, der erste Hoftheaterkassier Stuttgarts, ist vor wenigen Tagen aus dem Verband des Hoftheaters ausgffchieden, um sich wegen andauernd leidender Gesundheit in den Ruhestand zu begeben. Wie bekannt, hatte Herr Zepf im vorigen Jahr das Mißgeschick, bei der Entgleisung eines Schncll- zugswagens einen Unfall zu erleiden, Äffen ernste Folgen nun seine vorzeitige Pensionierung notwendig gemacht haben. 16 Jahre hindurch hat der geachtete Beamte dem Amt eines Ästen Hoftheaterkassiers vorgestanden, und sich während dieser Zeit durch sein verdienstvolles Wir­ken, seinen lauteren offenen Charakter, die Achtung und das Vertrauen seiner Kollegen erworben. In wetten Kreisen der Stuttgarter Einwohnerschaft aber darf sich Herr Zepf durch die entgegenkommende und freuMiche Art des Verkehrs großer Beliebtheit und Wertschätzung erfreuen, und wird darum auch sein Weggang allgemein bedauert.

Stuttgart, 14. Nov. Zur Verhaftung des Sekre­tärs Brillerty erfährt heute das Schw. K., daß sich