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mit Erzähler vom Schwarzwild.

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Amtsblatt für die Stadt Mildbad.

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Die Kundgebung der Linken.

Rede Hes Reichstagsabgeordneten Friedrich Naumann.

Laßt! 'uftls in Gedanken hinübergehen in die Straßen der Altstadt, in die Pauls kirche, und laßt uns den Kreis jener Männer vorstelleu, die dort im Jahre 1848 beieinandersaßen, Kaum einer ist unter uns, der jene Zeiten tätig miterlebt hat. Dieser Kreis hatte auch Ane Mühe mit derliberalen Einigung. Von Mo­nat zu Monat einigte man sich und wurde nie ganz sertig. Diese Uneinigkeit des alten Liberalismus wurde für die ganze übrige Geschichte des Liberalismus verhängnisvoll, keil sie weitergegangen ist durch die nächsten Jahrzehnte, s o daß wir jetzt das letzte Stück jener Debatten zu vollenden saben. Laßt uns aber auch denken, was jene Alten vvn der Pauls kirche an Kraft besaßen. Sie Men nicht so viel Abgebrühte politische Weisheit und nicht viel Taktik, aber eine Fülle von liberaler Ge­sinnung, hie ihnen brennend in der Seele lag. Und jene Fülle wollen wir aus der Paulskirche heraufwünschen, haß sie auserstehe. (Beifall). Denn die Einigung des Liberalismus muß mehr sein als ein äu­ßerer Vorgang. Es ist nicht damit getan, daß wir uns zusammensetzen und schließlich mit Majorität beschließen, däß statt dreier Körper ein Körper sein soll. Was wir brauchen, ist eine Neuregelung der politischen Gesinnung, (damit die Menschen von selber wissen, was Liberalismus ist. (Zustimmung.) Dieses instinktive Verständnis für Pie liberal-demokratische Staatsauffassung wiederzugewinnen, das .ist die Seele der liberalen Be­wegung. Wir müssen Zu diesem Zweck die Gegensätze scharf erfassen, unter denen der Liberalismus entstand. Da war die alte konservative Herrschaft, die zweierlei Menschen unterschied: Hochgeborene und Nied­riggeborene' die Hochgeborenen geboren, damit sie herr­schen, Me Niedriggeborenen, damit sie dienen. Das ist die konservative .Grundform, die Formel aller Herren­häuser auf der Erde (Zustimmung). Ihr gegenüber sagte der Liberalismus: Es gibt nur einerlei Volk, es gibt nur Bürger und weiter gibt es nichts. Mag einer per­sönlich und wirtschaftlichein geringer Mann" sein vor dem Staat gibt es keinengeringen Mann", da gibt cs nur einenMann" und soll es geben eine Frau. Nicht zweierlei Volk, sondern einerlei, das ist Nummer eins in allem Liberalismus. (Lebhafter Beifall). Der Staat der Konservativen hält sich viel­leicht so lange, als es keine Schulen und keine Zeitungen

gibt. Alsbald aber tritt der Klassenherrschaft der Kon­servativen die Klassenthevrie der Sozialdemo- krati e entgegen, die von derselben Logik ausgeht. Je konservativer ein Staat ist, desto mehr Sozialdemokraten hat er. Wie man in den Wald Hineinrust, so tönt es Zu­rück. Der Klassenherrschaft von oben antwortet die Klas­senumwälzung von unten. (Lebhafte Zustimmung.) Von diesem menschlich-demokratischen Gefühl müssen wir uns aufnehmen, damit wir wieder Werbekraft bekommen. Die Väter der Leute, hie jetzt Sozialdemokraten, Zentrums­leute, Bündler sind, standen zu einem guten Teil in der liberalen Bewegung. Aus ihrer Jugend klingt in ihnen noch das Marschlied des alten Liberalismus. Nun fragt es sich, ob der neue Liberalismus die alte Me­lodie wiederfindet, die auf den Grund der deutscheu Seele hinuntergeht. Wenn wir ihr tastend nachgehen, gewinnen wir innerlich die Einheit des Denkens, von der aus sich alles Organisatorische so leicht findet. (Zu­stimmung.)

Von dieser Grundanschauung aus ergibt sich auch unsere Stellung zw den sozialpolitischen Prob­lemen von selbst. Man sagt uns: Hütet euch, eure Fin­ger könnten rot werden. Wie falsch ist das! Wir tun nichts der Sozia ldemokratie zuliebe. Was hat sie uns denn zuliebe getan, sie, die jeden Tag sagt, und morgen wird sie es wieder sagen, wir alle miteinander seien ein Haufen ohne Sinn und Verstand. Den Leuten einen Gefallen zu tun, hat keiner von uns Veranlassung" und Lust. Aber es ist klar, daß wir keine sozialen Fort­schritte zurückweisen dürfen, bloß weil sie auf sozialdemo­kratischen Tagesordnungen gestanden haben. Wir Libe­ralen sind seit Jahren auf sozialem Gebiet in festem Schritt mitgegangen, und wir sind darin einig, daß wir festen Trit­tes weiter gehen werden. (Bravo!) Da ist das Koa­litionsrecht. Wir verlangen für den Arbeiter das­selbe Recht, das die in Syndikaten und Verbänden zu­sammengeschlossenen .Herren haben. Jede unter­schiedliche Behandlung, und sei es des rötesten Sozialdemokraten, bekämpft der Liberalismus so scharf wie nur möglich. (Beifall.) Wenn jetzt das Vereinsrecht im Reichstag kommt, müssen wir yor allem die Sich e rung des Koalitionsrechts erstreben. Ein Recht, das ich nicht an wenden darf, ist kein Recht. Das ist aber die Lage der Arbeiter in der syndizierten Großindustrie, wo der Herreustandpunkt eines Kirdorf gilt. Ta heißt es: Ihr habt die Koalitionsfreiheit, ihr dürft sie aber nicht brau­chen. Der Liberalismus muß in allen diesen Dingen fest sein in der Gesinnung v'olkshelfender.politischer Barmherzigkeit, und zwar nicht nur für die Ar-

Die andre Hälfte.

H Roman von Martin K i l n e r.

(Fortsetzung.)

Nun kamen schüchtern die Kinder heran, die bis jetzt scheu an ihrem Tischchen gestanden hatten, und wurden allmählich zutraulich. Ein prächtiger, fünfjähriger Bub' und ein kleineres, zartes Mädelchen. Arnold hatte Kin­der sehr gern und ergötzte sich an ihren Fragen und Be­merkungen. Er nahm die einfache Einladung dankend an und "empfahl sich.Nach Tisch gehen wir dann gemein­sam zum Maifest", rief Reiterer ihm noch nach, als er schon die Treppe hinunterstieg.

Arnold war das sehr angenehm, er hatte dadurch ei­nen festen Punkt in der Gesellschaft und konnte sich von dort aus das Schauspiel ansehen und jenen Kreis aus­suchen, der ihm am besten zusagte. Reiterers gefielen ihm sehr, und er freute sich nun auf den Sonntag.

Bei den Spitzen der Militärbehörden hatte man ihm ebenfalls nahegelegt, sich vorzustellen, aber nicht im Bu­reau der Herren, sondern gleich in den Familien Be­suche zu machen. Bei dieser Gelegenheit lernte er auch die von Prochaska besprochenenOberstischen Töchter" kennen. Fräulein Marie, die Aeltere, machte einen zer­streuten Eindruck und sprach kaum hier und da ein Wort; man konnte nicht unterscheiden, ob es Schüchternheit oder Hochmut war, was sie so still machte. Die Jüngere indessen schien ihm in ihrer frischen, natürlichen Art sehr ansprechend und fast schade für den unansehnlichen Ober­leutnant. Aber da dieser solide Grundsätze und ein paar tausend Gulden hatte, nichts weniger als dumm und ein guter, gemütlicher Mensch war, so galt er sicher für eine sehr begehrte Partie, und die allgemeine Wertschätzung ließ seine Eroberung auch dem hübschen, klugen Mädchen wünschenswert erscheinen.

Der offizielle Besuch bei seinen Hauswirten war ebenfalls ganz unerläßlich, und man hatte, derselben er-, wartend, heute besonders gut abgestäubt und aufgeräumt.

Im Salon mit der grünplüschenen Garnitur, .zu der das weih überhangene Bett, das auch darin stand, einen eigen­tümlichen Gegensatz bildete, wurde Dr. von Rosner feier­lich von Mama Brand empfangen und wortreich aufs Sofa genötigt, während sie selbst ihre umfängliche Gestalt auf die Kante eines Sessels placierte, mit dem sie be­ständig wippte, so daß Arnold vor Sorge, sie werde im nächsten Moment damit umkippen, ganz nervös wurde.

Ach, Hörr Doktor, ich freue mich unendlich, sie bei uns zu sehen; ich hab's ja nicht anders erwartet, daß sieht Ihnen eine gebüldete Frau wie ich ja) auf den örsten Blück an, was für eine feine Lebensart Sie haben. Aber wo Nur meine Mättchen bleiben? Amalie, Elise, Scho- sefien! Kommt's doch raus." Man hörte die jungen Damen hinter der Tür kichern.

Was schreien'S denn, Mutterl, mir sein ja schon. da", rief die letzte beim Eintreten in unverfälschtem Dialekt.

Aber Kind!" flötete die Mutter,wie red'st denn wieder! Sie müssen schon entschuldiget:, Herr Baron, meine Schosefien ist noch gar so kindlich."

Arnold verbeugte sich.Sie geben mir einen zu hohen Rang, gnädige Frau." DerGnädigen" er­strahlte das ganze Gesicht bei dieser Anrede.Ich bitte, nur ganz einfach Doktor oder von Rosner. Mein Großvater ist am Ende seiner vierzigjährigen Beamten­laufbahn mit dem üblichenvon" ausgezeichnet worden, ich lege aber wirklich gar keinen Wert darauf."

Nein, diese Bescheudenheit!" rief die Frau Kanzlei­direktor entzückt.

Arnold lieft seine Augen, während er sprach, über die Mädchen streifen; der Oberleutnant hatte nicht zu viel gesagt; eine schöner, blühender, vollkommener, als die andere. Die Aelteste, Amalie, hatte braunes Haar und große, dunkelblaue Augen, die zweite war von lilien­weißer Gesichtsfarbe, weizenblond mit Veilchenaugen und langen Wimpern, die sie ganz langsam aufzuschlagen ver­stand, einen leuchtenden Blick dahinter hervorschießend. Sie hatte ein volles Unterkinn, was dem Gesicht etwas

1907

beiter. Da sind z. B. die geplagten Weinbauern, die Schutz für ihre Arbeit verlangen, und die ein Recht auf eine menschenwürdige Existenz Haben.' (Zustimmung.) Die absolute Gesinnung sozialer Hilfsbereit­schaft ist eines der Grundelemente, um den Liberalismus sachlich zu einen Mit. der Menge der Bevölkerung. (Lebhafte Zustimmung.)

Bei der Zolldebatte wurden wir geschlagen, die andern waren die Sieger. Jetzt fangen die andern an, niedergeschlagen" zu sein. (Heiterkeit und Znstimmung.) Einige Zeit ging es ganz gut. Aber lesen Sie einmal, was heuteGeld" kostet! Und im nächsten Jahr wird um sfo weniger Arbeitsgelegenheit sein, als^jetzt Geld verfügbar ist für neue Anlagen und Bauten. -Sehr richtig!) Dazu kommt ein Hochstand der Getreidepreise, wie seit langem nicht mehr und das Kohlensnydikat hat erklärt, daß es nicht willens sei, seine hohen Preise vor dem Frühjahr 1909 herabzusetzen. Weristschuld, fragt man und wird man im nächsten Jahr noch mehr fragen. Wer hat den Traum von dem Glück des Zolls erweckt? Wer hat gepredigt: schließt euch ab und macht euren Export geringer? Vielleicht wird bald die Zeit kommen, wo es heißt: Wir möchten euch gerne Arbeit geben, aber unser Auslandsmarkt ist geschwächt» und im Inland ist kein Geld. Dann beginnt di - innere Umkehr, die volks­wirtschaftliche Buße der Leute, die gegen ihr inneres Ge­fühl dem Reklamegeschrei des Zolls folgten. Sie werden in sich gehen und sagen: Was sind wir doch für Esel ge­wesen, den Agrariern die Kastanien aus dem Feuer zu holen. (Lebhafter Beifall.)

Politisch Recht" bedeutet Einfluß haben auf die prak­tische Entwicklung der Politik. Wer kein politisches Recht hat, ist mundtot. Und damit kommen wir auf die Kar­dinalfrage aller Fragen, auf das preußische Land­tag sw a hl r echt. (Beifall.) Es ist unnötig, im ein­zelnen nachzuweisen, wie schlecht undgering und elend dieses Wahlrecht ist. Fernher von der Grenze Rußlands ruft man uns:Das Berühren der Kunstgegenstände ist verboten. Dieses, Wahlrecht ist eine Rarität und muß sorgfältig aufbewahrt werden." Un­sere Konservativen sind ja überhaupt die Konservatoren der aufgesammelten Altertümer bei uns. (Lebhafte Hei­terkeit.) Es,ist klar und unbestreitbar: Das Recht der dritten Klasse ist der Schein eines Rechts. Man häßt die Leute wählen, sorgt aber, daß es nichts hilft. (Zustimmung.) Man gibt ihnen den Stimmzettel in die Hand öffentlich, damit der freie Mann frei, der ge­bundene Mann gebunden wähle (Beifall), und sucht so das .Volk darüber hinwegzutäuschen, daß im O-Zug der

Junonisches gab, und als einzige Unvollkommenheit eine etwas starke Unterlippe. Die dritte hatte ein feines, brau­nes Gesichtchen, etwas unregelmäßiger, als das der Elise, und 'trotz aller Biegsamkeit noch nicht die üppig schlanken Formen der Schwester. Die Mutter hatte recht, cs war noch etwas Kindliches an ihr.

Werden Sie auch das Mäufest besuchen?" fragte die Mutter wieder.

Ich weiß noch nicht sicher, aber ich glaube wohl, wenn es mir die Umstände erlauben."

Lisi stieß die Pepi an, die Mädchen kicherten; sie waren gewohnt, dieUmstände" in einer zweifelhafteren Bedeutung anzuwenden.

Die Aelteste schien davon nicht erbaut. ;Jhr seid's Fratzen!" sagte sie tadelnd.Wir sind auch dort, Herr Doktor, beim Basar", wandte sie sich zu Arnold.Hof­fentlich kaufen's uns recht viel ab, wenn's kommen."

Ich werde mein Möglichstes tun", erwiderte Arnold.

Die Mädchen lachten jetzt gerade heraus.

No, da können's an schönen Rausch kriegen!" schrie di'e Schosefien.Wir ha'm nämlich die Schnapsbuden."

Aber," rief die Elise,es sein andre Sachen schon auch dabei. Pfefferkuchenreiter und -Herzen, Maiglöckerl- sträußeln, Festabzeichen und was halt solche Sachen noch sind. Dazu dann Sauerbrunn, Kognak, Veilchenlikör und Wacholder. Die Buden hat niemand haben wollen, ha'm mir 'dacht, nehmen hat mir sie, dann kommen die Offi­ziere doch am meisten zu uns."

Arnold amüsierte diese triviale Naivität.

Das wird wohl nicht des Kognaks, sondern der Verkäuferinnen wegen sein", sagte er verbindlich und un­terdrückte ein Lächeln.

Aber gehn's weg", eiferte die Mutter, in den Dia­lekt verfallend,und Verderbens mir die Mädeln nit. Solche Schmäucheleien sollten so zarte Ohren nicht an­hören. Sie, als.Hausgenosse, können sich allerdings .schon eher etwas herausnehmnr!" schloß sie dann wieder hoch­trabend. ' (Forts, folgt.)