sein, daß uns dieser Tag die Erinnerung an Luther, Schiller und Blum wachruft, auf welche die Freiheit in aller Ewigkeit stolz sein kann. (Stürmischer, anhalten­der Beifall).

Das deutsche Kaiserpaar in England.

Windsor, 12. Nov. Der Kaiser und König Eduard begaben sich heute auf die Jagd. Abends war Galadiner. Der Kaiser hat Highcliffe-Castle bei Christ- church von Montag an auf vierzehn Tage gemietet. Er wird dort Aufenthalt nehmen. Der deutsche Botschafter ist dort bereits eingetroffen, um die Arrangements für den Aufenthalt des Kaisers zu treffen. Wie dieEve- ning News" meldet, besuchte der hervorragende Kehl­kopfspezialist Sir Felix Semon heute Schloß Wind­sor behufs einer Konsultation mit dem Leibarzt des Kaisers. Die Kaiserin wird sich am Sams­tag oder am Sonntag auf der Hohenzollern nach Holland begeben. Staatssekretär v. Schön kehrt am Montag nach Berlin zurück.

Windsor, 13. Nov. Bei der Festtafel brachte Kö­nig Eduard folgenden Trinkspruch aus:

Bei der Begrüßung Eurer Majestät und Ihrer Maje­stät an den britischen Gestaden ist es mir vergönnt, im Namen der Königin und für mich selbst der großen Be­friedigung und Genugtuung Ausdruck zu geben, die es uns genährt. Eure Majestäten hier in diesem alt-histori­schen Schlosse zu bewirten. Seit langer Zeit hatte ich gehofft, diesen Besuch zu empfangen und noch kürzlich be­fürchtete ich, daß er infolge der Unpäßlichkeit Eurer Maje­stät nicht stattfinden könne. Glücklicherweise sehen Eure Majestät jetzt so voll Gesundheit aus, daß ich nur hoffen kann, der Aufenthalt in England, wenn auch nur für kurze Zeit bemessen, werde Eurer Majestät recht wohl tun. Ich habe die verschiedenen Besuche, die (Eure Majestät von frühe­ster Kindheit an hier abgestattet, nicht vergessen. Es ist mir schmerzlich, daran zu denken, ldaß Eurer Majestät letzter Besuch so traurig war. Ich werde niemals, solange ich lebe, die Güte und Sympathie vergessen, die mir von Eurer Majestät bewiesen wurden, in der letzten Zeit und als die große Königin verschied. Eure Majestät mögen ver­sichert bleiben, daß Eure Majestät Besuche in diesem Lande stets eine aufrichtige Freude sind sowohl für die Königin und mich als auch für das ganze Volk. Ich hege nicht nur innige Hoffnungen für das Glück und das Gedeihen des großen Reiches, über das Eure Majestät herrschen, son­dern auch für die Erhaltung des Friedens. Ich trinke auf die Gesundheit Eurer Majestät und Ihrer Majestät der Kaiserin und bitte damit nochmals der aufrichtigen Freude Ausdruck geben zu können, welche uns dadurch gewährt wird, daß wir Ew. Majestäten als unsere Gäste empfan­gen dürfen!"

Kaif er Wilhelm erwiderte:Die überaus freund­lichen Worte des Willkommens, die Eure Majestät an die Kaiserin und mich richteten, haben mich tief gerührt. Die Bande enger Verwandtschaft und viele teuere Erin­nerungen an vergangene Tage verbinden mich mit Eurer Majestät Familie. Unter diesen Erinnerungen steht an erster Stelle die Gestalt meiner verehrten Großmutter, der großen Königin, deren Bild in meinem Herzen un­auslöschlich ist, währeno die Erinnerung an die geliebte Mutter mich zurückversetz! in die frühesten Tage glück­licher Kindheit, die ich unter dem Dache und innerhalb der Wälle dieses großen alten Windsorschlosses zugebracht habe. Die Reize aller Erinnerungen sind jetzt erhöht durch den warmen Empfang, den Eure Majestät uns aus Anlaß des gegenwärtigen Besuches bereitet haben. Es ist mein ernstester Wunsch, daß die enge Verwandtschaft zwi­schen ,unseren beiden Familien sich widerspiegeln möge in Pen Beziehungen unserer beiden Länder und so den Frieden der Welt bekräftigen mögen, dessen Aufrechterhalt­ung ebenso Eure Majestät beständiges Streben wie mein eigenes ist. In diesem Sinne danke ich Eurer Majestät sehr warm im Namen der Kaiserin und für mich selber für die freundlichen und huldvollen Worte, mit denen Sie uns begrüßt haben und in diesem Sinn erhebe ich inein Glas aus das Wohl Eurer Majestät und Ihrer Majestät der Königin und auf das Wohlergehen aller Mitglieder des Königlichen Hauses, meinen nahen und geliebten Verwandten!"

Rundschau.

Die Winzer und das Weingesetz.

In einer von 300 Winzern und Weinhändlern in Kreuznach besuchten Versammlung, an der auch Reichs­tagsabgeordneter Tr. Paafche teilnahm, wurde in drei­stündiger Besprechung der Entwurf des neuen Wein- gefetzes besprochen. Wie Landtagsabgeordneter Engel- mann anerkannte, entspricht der in derDeutschen Wein­zeitung" veröffentlichte Entwurf den Absichten der Re­gierung. Die Versammlung nahm den Gesetzentwurf ein­stimmig an unter folgenden Abänderungen: Die in § 2 angeregte Bildung von Weinbaubezirken wird ab­gelehnt, da praktisch undurchführbar, besonders in Grenz­gebieten. Mindestens müssen Rheingau, Mosel, Rhein, Rhein-Hessen, Nahe und Pfalz ein einheitliches Weinbau­gebiet bilden. H 3 stellt den Begriff des N o r m a lw ei n s auf, den die Versammlung ablehnt, weil damit wieder der verschiedenartigen Auslegung der Gerichte Spielraum ge­schaffen wird. Sie erklärt sich ferner für einen Höchst- Zuckerzusatz von 25 Prozent im fertigen Produkt und ist mit der zeitlichen Beschränkung des Zuckerns von der Lese bis zum 31. Dezember einverstanden. Den H 5 lehnt die Versammlung ganz ab. An die Stelle des Z 7 soll der § 4 Ms alten Gesetzes treten. Bei der in H 15 ge­forderten Buchkontrolle sollen vor Erlaß her Aus­führungsbestimmungen vom Bundesrat Sachverständige ge­hört werden, damit die Buchführung nicht zu kompliziert wird. Der in Z 17 geforderten Wein-Keller-Kontrolle stimmt die Versammlung zu, wenn sie im ganzen Reiche gleichmäßig im Hauptamt ausgeführt wird und nicht die Einführung einer Weinsteuer bedingt, gegen die sich sowohl die Versammlung als auch Abg. Paasche aussprach, der jedoch erklärte, daß sie vorläufig noch nicht in Aussicht genommen sei.

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Wertzuwachs.

Die Notwendigkeit einer Wertzuwachssteuer illustriert folgende Meldung ans Wilhelmshaven: Ein selten gutes Geschäft machte in den letzten Tagen ein Herr de Taube in Hoppens, indem er den Rest seiner zu beiden Seiten der Fortifikationsstraß: belegenen Landstelleum 6 0 0 0 00 Mk. an den Reichs marinesiskus ver kaufte; die ganze Landstelle, von der bereits früher für 200 000 Mk. verkauft sind, die also im ganzen Mark 800 000 einbrachte, wurde vor etwa 14 Jahren für et­wa 53000 Mk. erworben.

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Ausnützung der Wasserkräfte in Bayern.

Das bayerische Ministerium des Innern veröffent­licht eine umfassende Denkschrift über die Ausnützung der Wasserkräfte des Landes. The Regierung kommt unter Ab­lehnung der Projekte des hessischen Obersekretärs Schmiick und (dies Majors v. Donat zu dem Vorschlag, die Isar und den Rißbach in gedrängten Stollen dem Walchensee zuzuleiten. In die Isar und den Riß­bach werden an Stelle von Talsperren Wehre eingebaut. Für die Zuleitung des Rißbachs wird die Erbauung eines Aquädukts über die Isar erforderlich. Die Gesamtwas­serkräfte, die so bei einer möglichst vollkommenen Aus­nutzung der verfügbaren Wassermenge und Gefälle erzielt wird, betragen rund 56000 k8. Die Gesamtkosten für den Ausbau dieser Kraft sind mit 17ich Millionen Mark berechnet. Die Staatsregierung will die Ausnützung der meisten noch verfügbaren Wasserkräfte dem Staate Vorbe­halten, Wasserkräfte an Private hingegen in der Regel verpachten oder mit Privaten gemeinsam verwerten. Zur Ausarbeitung aller gegenwärtigen und künftigen Projekte werden besondere Kommissäre eingesetzt.

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Die Marokkofrage in -er französischen Kammer.

In der französischen Deputiertenkammer kanr am Dienstag die Interpellation über die Lage in Marokko zur Verhandlung. Graf Boni de Castellane sagte, daß die Regierung nicht mehr Herr der Lage sei und verlangt Aufklärung wegen der Untätigkeit der spanischen Trup­pen, deren Instruktionen mit denen der ftanzösischen nicht übereinstimme. Nachdem verschiedene Redner gesprochen ergriff der Minister des Aeußern Pichon das Wort. Er erinnert an die Bluttat in Casablanca, den Ausbruch des Fremdenhasses, und schilderte die zur Unterdrückung der Unruhen getroffenen Maßnahmen. Alle Mächte hätten auf Frankreich und Spanien zurückgegriffen, um die Sicherheit ihrer Staatsangehörigen in Marokko zu gewährleisten. Tie Marokkaner hätten sogar um den Beistand Frankreichs nachgesucht. Seit der Landung französischer Truppen sei kein Europäer getötet oder verwundet worden. Die herrschende Aufregung habe in allen Häfen abgenommen. Pichon beschrieb dann die Anstrengungen Frankreichs und Spaniens, um die Polizei einzurichten und fuhr fort: Dank dem guten Einvernehmen zwischen Philibert, Trude und Rsgnault und der Klarheit unserer Haltung ist eine Aus­schiffung in den anderen Häfen vermieden worden, aber Frankreich wird sich dazu verstehen müssen, wenn die Lage es erfordern sollte. Die französischen Geschäftsträ­ger hätten die Anweisung, sich in keiner Weise in die in­nere Politik Marokkos einzumischen. General Drude dürfe sich nur in Mm Falle in einen Kampf mit Muley Hafid einlassen, wenn er angegriffen werde. Er, Pichon, stimme mit Ribot darin überein, daß Frankreichs Schick­sal in Marokko durchaus nicht mit dem einen oder dem andern Sultan verbunden sei. Die Regierung habe aus Grund der Algeciras-Akte immer mit Abdul Aziz ver­handelt und werde tatsächlich auch zu ihm halten. Hier­über habe es auch niemals eine Meinungsverschiedenheit zwischen Frankreich und Spanien gegeben, doch seien selbst­verständlich Verhandlungen darüber gepflogen worden und Spanien habe sich in allen Punkten Frankreich angeschlos­sen. Der kürzliche Aufenthalt des spanischen Königspaa­res und der Minister in Paris habe in schlagendster Weise die vollkommene Ucbereinstimmung zwischen Frankreich ünd Spanien gezeigt. (Beifall.) Die provisorische Po­lizei habe zuverlässige Dienste geleistet. Es seien Maß­regeln zur Vermeidung einer Wiederholung von verhäng­nisvollen Zwischenfällen an der algerischen Grenze ge­troffen worden. Der Minister schloß: Frankreich will durchaus eine militärische Expedition vermeiden und sich nicht in die inneren Angelegenheiten Marokkos einmischen, um jedem Verdacht bezüglich seiner Intervention zu ent­gehen. Es will Marokko nicht zu einem Lande machen, das unter seinem Protektorate steht, aber auch keine an­dere Macht soll einen überwiegenden Einfluß haben, Frank­reich wird seine Verpflichtungen gegenüber den Mächten einhalten. Und der Minister hoffe, daß in Marokko in Bälde wieder Ruhe und Frieden einkehren werden. (Bei­fall.) Morgen Fortsetzung der Debatte.

Tages-Chronik.

Berlin, 12. Nov. Der Verein der Sprit­fabriken Deutschlands hielt heute eine stark be­suchte Versammlung ab, in der auch nicht der Zen­trale für Spiritusverwertung ungehörige Fabrikanten ver­treten waren. Es wurde festgestsllt, daß die Gerüchte, die auf Verhandlungen zwischen der Reichsregierung und der Zentrale hindeuteten, jeder tatsächlichen Unterlage ent­behren, daß sich die Regierung vielmehr darauf beschränkt hat, Sachverständige aus allen Zweigen der Branntwein­industrie anzuhören. Die Versammlung nahm alsdann eine Resolution an, in der der schweren Beunruhigung Aus­druck gegeben wird gegenüber einem beabsichtigten Brannt­weinmonopol oder einem Eingriff der Gesetzgebung zum Nachteil der Spritfabriken und ihrer Angestellten. Zur weiteren Verfolgung der Angelegenheit wurde eine Kommission gewählt.

Berlin, 13. Nov. Aus Bückeburg meldet man einem hiesigen Blatte, daß dort die Abschaffung des bestehenden Landtagwahlrechts fürSchaum- burg-Lippe und seine Ersetzung durch ein allgemeines und direktes Wahlrecht osfiz'ös angekündigt wurde.

Weimar, 13. Nov Geheimer Hofrat Dr. Rnla» d, ehemaliger langjähriger Direktor des Goethe Nationalmuse­ums sowie des Großherzoglichen Museums und einstiger

Mitbegründer der Goethe - Gesellschaft, deren langjähriger Präsident er war, hat einen schweren Schlaganfall erlitten. Sein Befinden ist ernst.

München, 12. Nov. Prinz Arnnlf von Bayern ist heute abend 8 Uhr der schweren Lungen­entzündung, an .der er auf seiner Rückkehr von einer Orientreise in Venedig erkrankt war, erlegen. Prinz Arnulf, der jüngste Sohn des Prinzregenten, General­oberst der Infanterie mit dem Rang eines Generalfeld­marschalls, ist gm 6. Juli 1852 geboren, stand also im 56. Lebensjahr. Der Prinz .hatte am 17. April München verlassen, ,nm eine Forschungsreise narch Meinasien und Kaschmir gnzutreten, von der er nun nicht mehr zurück- gekehrt ist.

München, 12. Nov. Die Spczialnummer des Sim- plizisstmuS (Prozeß Moltke-Harden) ist mit Kolportagever- bot belegt worden.

Lemberg, 11. Nov Blättermeldungen zufolge fielst der Militärreiffchule von Jaroslau der Ulanenoffist« Kahn den General Gemmingeu hinterrücks mit dem Säbel in der Hand an, als der General gerade den Rapport entgegennahm. Die anwesenden Offiziere stürzten dem General zu Hilfe und wehrten den Angreifer ab, wobei der dem General zugedachte Säbelhieb dem Oberleutnant Schrott die Hand verletzte. Die Offiziere zogen ihre Säbel und ver- setzten Kahn mehrere Hiebe, so daß er blutend die Rei> schule verließ. Er wurde verhaftet und dem Militärhospital übergeben, weil er sehr schwer verletzt war. Die Veran­lassung zu dem Vwftll gab eine Entscheidung des Mtlitär- ehrengerichts, welche Kahn des OsfiperrangeS für verlustig erklärte.

Paris, 12. Noo. Den Blättern zufolge fanden st Lo ient Schieß versuche mit neuartigen Granaten statt, die die Eigenschaft haben, daß sie in dem Augenblick, in dem sie ihr Ziel erreichen, ein starkes Leuchten verbreiten. Diese Leuchtgranaten, welche aus 65wm-Geschützen abge­feuert werden, sollen den Artilleristen auch in der Nacht ein genaues Zielen ermöglichen.

Belgrad, 12. November. In hiesigm militärischen Kreisen ruft die Tatsache große Bestürzung hervor, daß die neuen französischen Schnellfeuergeschütze bet der geheimen Probe si ch al s un b r a uch- bar erwiesen. Ein Geschoß blieb im Kanonenrohr stecken. Die, Regierung Pachilsch, die sich besonders für dieses Fabrikat einsetzte, wird von der B Igrader Presse für das ungünstige Resultat verantworrlich gemacht.

Nrwyvrk, 12. Nov Präsident Roosevelt arbeitet gegenwärtig an der Botschaft für den Kongreß. Dieselbe wird eine Anzahl bedeutender gesetzgeberische Vorschläge namentlich auch bezüglich der Trusts enthalten.

Dem Dienstag morgens 1 Uhr vom Bahnhofe Bernau ausfahrendcn Güterzuge 9433 fft der von Berlin kom­mende Eilgüterzug 6035 in dieFlanke gefahren, weil der Lokomotivführer des Zuges 6035 nach seiner An­gabe den Zug vor dem aus Halt stehenden Einfahrtssignale nicht hat zum Halten bringen können. Der Schaffner Btvde aus Stettin wurde g e t ö t e t. Eine Lokomotive und 13 Wagen siud beschädigt, davon sind 10 Wagen entgleist.

Dienstag morgen stießen in Schwtenrochlowitz zwei elektrischeSiraßen bahnwagen aus der Rich-ung von Kattowitz und Beuchen zusammen; sie wurden zer- trümme.t. Acht Personen wurden teils leicht, teils schwer verletzt Der Führer des Beuthcner Wagens rettete sich durch Abspringen, während der Führer des Kattowitzer Wagens schwere Verletzungen erlitt.

In Nürnberg wurde ein Schneidermeister von seinem Sohne mit einer Schnetderscheere erstochen.

An dem Dudelinger Walzweck bet Ford ach i. L. platzte ein Dampfrohr, wodurch achtPersonen so schwer verunglückten, oaß vier davon vollständig verbrühte» und die anderen vier so starke Brandwunden erlitten, daß man an ihrer H.ilung zweifelt.

In Großwardein stürzte ein 2stöckiger Neubau ein. Die Schuld an dem Unglück soll den Baumeister tnffen. Unter dcn Trümmern sind angeblich noch zur Zeit Arbeiter begraben. Bisher sind 9 Tote geborgen worden.

Aus Valeries sur-Rhone wird gemeldet, daß ein Berg­sturz 40 Häuser dls Dorfes Fel nies, darunter das Pfarrhaus und die Schule, zerstört hat. Die Einwohner konnten rechtzeitig flüchten.

Aus Württemberg.

Die Generalversammlung -er württb. Frie- -ensereine fand bei zahlreichem Besuch letzten Sonn­tag in Eßlingen statt. Aus dem Geschäftsbericht war ein Fortschritt her Friedensbewegung und eine rege Tätig­keit zu entnehmen. Zur Förderung der 2. Haager Kon­ferenz fanden in Deutschland wie in anderen Staaten vielseitige Kundgebungen statt. Stadtpsarrer Umfrid- Stuttgart referierte über die 2. Haager Konferenz. Ex wies nach, daß trotz der langen Tagung im Haag wenig Positives erzielt worden sei. Die Abrüstungsfrage soll zunächst von den Mächten studiert werden. Daß man bei Mr Frageder ständige Schiedsgerichtshof" zu keiner Uebereinstimmung kam, hing damit zusammen, daß man vom Standpunkt der widerstrebenden nationalen Interessen äusging, hie sich! selbstverständlich niemals zusammen­reimen lassen, solange man den Kriegszustand als zn- rechtbestehend anerkannt. Nach einer lebhaften Debatte wurde folgende Resolution angenommen:

In Anbetracht dessen, daß die positiven Ergebnisse her 2. Haager Konferenz für die Sache des Weltfriedens verschwindend klein sind, daß aber derartige Konferenzen, wenn sie richtig zusammengesetzt und gut vorbereitet wären, von größtem Wert sein könnten, daß eine Regle­mentierung oder Humanisierung des Kriegs ein Wider­spruch in sich; selber ist und daß es sich, wenn greifbare Fortschritte erzielt werden sollen, nur um den Ver- sirch handeln kann, den Krieg durch ein möglichst umfas­sendes Rechtssystem zu ersetzen, wünscht der württ. Lan­desverein der deutschen Friedensgesellschaft in Aner­kennung dessen, daß die Stellung Deutschlands ans der 2. Haager Konferenz eine positivere war als z. Zt. der 1. Haager Konferenz, daß für die 3. Haager Konferenz die in ihrem Schoß zu behandelnden Materien möglichst