§ Wildbad, 11. Nov. Gestern nachmittag hielt der „Evang. Arbeiterverein" im Hotel Graf Eberhard eine gut besuchte Versammlung ab, in welcher Herr Verbandssekretär Fischer aus Reutlingen über das Thema: „Zweck und Ausgabe des Evang. Arbeiterverein" sprach. Einleitend betonte der Redner, daß im deutschen Volke nicht blos konfessionelle Spaltungen Veranlassung zu Kämpfen aller Art geben, sondern daß dasselbe unter den Standeskämpfen viel zu leiden habe. Die verschiedensten Interessengruppen stoßen bei der sog. Jnteressenpolitik aufeinander; eine der brennendsten und wichtigsten Fragen der Gegenwart sei die Arbeiterfrage. Seit dem Jahre 1846, in welchem Deutschland nur etwa 24 -25 Millionen Einwohner hatte und in welcher Zeit 18^2 Millionen von der Landwirtschaft sich nährten und nur zirka 6,3 Millionen anderen Berussarten augehörten, habe sich ein ganz wesentlicher Umschwung angebahnt : 1896 wies Deutschland eine Bevölkerungszahl von 60,5 Millionen auf; während der Stand der Landwirtschaft seit 1816 ziemlich gleich geblieben sei und die Zahl der übrigen Berussarten aus 42 Millionen angewachsen; reichlich ^/g der gesamten Bevölkerung gehören jetzt dem sog. Arbsiterstand an. Während früher gesagt werden konnte: „Hat der Bauer Geld, hat die ganze (deutsche) Welt", müsse jetzt gesagt werden: „Hat der Arbeiter Geld, hat die ganze Welt". Kein Wunder, daß die gegenwärtige Regierung fichs zu einer ihrer vornehmsten Aufgaben macht, die Arbeiterbewegung und Arbeiterfrage mit Aufmerksamkeit und tiefem Ernst zu beachten und eine befriedigende Lösung herbeizu- sühren. Jedem gut deutschen Manne habe die Tatsache, daß bei den letzten Reichstagswahlen 3H- Millionen „Sozi" abgestimmt haben zu denken gegeben. Es müsse deshalb mit allem Ernst die Frage erwogen werden: Wie schaffen wir einen Arbeiterstand, der in jeder Beziehung ein nützliches Glied des deutschen Volkskörpers darstelle? Zunächst sei die Brotfrage zu lösen. Wohl haben manche Arbeiter ein befriedigendes Einkommen, aber die große Mehrzahl ringe noch nach solchem. Die Brotherren sollten in dieser Richtung Entgegenkommen zeigen. Dem Arbeiter sollte das werden, was jeder Mensch, wenn er ein richtiger Mensch sein will, brauche: Luft, Licht, Liebe, Leben — Luft und Licht im Hause — Liebe, warme herzliche Familien- und
allgemeine Menschenliebe und die Lebensgenüsse, die den Menschen veredeln, emporheben und die ihn sich selbst wieder finden lassen .Es müsse dahin kommen, daß auch der Arbeiter als ein richtiger Kulturmensch in die Erscheinung trete, er müsse an der gesamten Auf- und Vorwärtsbewegung teilnehmen können und dürfen. Deshalb seien zu fordern : Hebung des Volsschulwesens, ausreichendes Einkommen, Versorgung der Arbeiterwitwen- und Waisen. Versorgung der unverschuldet in Not Geratenen (bei Geschästsstockungen). Der letztere Punkt werde voraussichtlich in den nächsten Jahren die Oeffentlichkeit stark beschäftigen, denn jetzt schon sei da und dort ein Rückgang im Geschäftsleben zu bemerken. Werde von dem maßgebenden Faktoren rich'ig und in der angedeuteten Richtung gesorgt, so sei das nicht nur eine Wohltat für die Arbeiter, sondern auch für den Arbeitgeber uud nicht in letzter Linie für den Staat. Letztere brauchen tüchtige, zuverlässige, arbeitstüchtige und arbeitssreudige und damit friedliche Menschen, sie seien eine Hauptstütze für beide. Naumann habe die Wichtigkeit dieser Fragen erkannt und deshalb im Blick auf die Arbeiterbewegung gesagt: „Entweder wir steigen alle nach oben, oder wir werden alle an der Unkultur zu Grunde gehen". Wie nachteilig der Mangel an Licht, Luft usw. d. h. an richtigen Wohnungen, richtiger Ernährung und richtigem Familien- und Gemütsleben einwirken kann, habe eine Fabrikinspektion in den Rheinlanden erwiesen (Ende der 70 er Jahre). Da mußte sestgestellt werden, daß dort weitaus der größte Prozentsatz nicht das Mindestmaß an Gesundheit und Körpergröße hatte, welches zur Einstellung in den Heeresdienst erforderlich scien, aufzuweisen hatte, sodaß der damalige preuß. Handelsminister die derben und herben Worte gesprochen habe: „Hole der Teufel die ganze Industrie, wenn die Leute dabei zu Grunde gehen!" — Freilich müsse gesagt werden, daß die also gedachte Fürsorge zuweilen auch dem Unwürdigen zu teil werde, das komme aber in allen Ständen vor und hebe darum das Recht zu den gegebenen Forderungen nicht auf. Ausdrücklich verwahrte sich der Redner gegen den schon laut gewordenen Vorwurf, sie (die Evang. Arbeitervereine) seien eben auch verkappte sozialdemokratische Vereinigungen. Ihr Streben gehe dahin, nicht zu zertrümmern, sondern einigend aufzubauen — auch der Arbeiter soll, wie gesagt, ein nütz
liches achtbares und geachtetes Glied im Vaterland und eine Stütze desselben werden, das sei das Ziel, das sie erstreben und das zu erreichen im Interesse des gesamten deutschen Volkes liegen müsse. Wie sehr sich zuweilen die ungenügenden Daseinsbedingungen nicht bloß an den Arbeitern selbst sondern auch an den Begüterten räche, habe sich im Jahr 1892 in Hamburg gezeigt; damals sei die schreckliche Cholera in den ärmlichen Arbeitervierteln, in jenen Inst- und lichtarmen Höhlen ausgebrochen; aber diese tückische Krankheit sei durch die Hände der Arbeiter, die mit allen möglichen Gegenständen in der Fabrik in Berührung kommen, weiter getragen worden in die schönsten Stadteile und habe dort viele Opfer gefordert. — Der gewandte und von seiner Mission sichtlich ergriffene Redner schloß seine reichen und gediegenen Ausführungen mit einem warmen Appell an alle Stände, milzuhelfen zur richtigen Lösung der hochwichtigen Arbeiterfrage. — Leider waren bei der Versammlung neben den zahlreichen Arbeitern recht wenige von andern Berufsarten vertreten, was Einsender dieses um so mehr bedauerte, als die Ausführungen Herrn Fischers durchaus maßvoll und (den Stempel echt christlicher Weltanschauung tragend) waren!
Calmbach, 11. Nov. Die Bezirksausstellung des Geflügelvereins in dem Saal des Gasthauses zum Hirsch war von auswärts sehr schwach beschickt um so ehrender ist es für den Verein selbst, daß bei der Ausstellung zahlreich Geflügel vertreten war. Die Qualität des Geflügels war jedoch eine geringe, da nur drei 1 . Preise (ein Huhn und 2 Tauben) zur Verteilung gelangte. Als Preisrichter fungierten die Herren Steidel, Büchenbronn und Dailer, Pforzheim. Preise folgen morgen.
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— Das soeben erschienene Novemberheft der „Flotte" bringt einen hochaktuellen Artikel „lieber den Ausbau unserer Flotte". Außerdem wird die „Bewertung von Kriegsschiffen" vor Augen geführt und die Aufsätze „Deutschlands erste Kolonie. — „Kaiser Wilhelm-Brücke" — „Brügge als Seehafen" u. a. beschließen das mit reichem Bilderschmuck zusammengesetzte Heft
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2. Neuwahl des Vorstandes.
3. Beratung über Zeit und Ort des Familien-Abends.
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