Dinge ab, sie gehen einen nichts mehr an. Ein probates Mittel vielleicht, aber immer verfängt es doch nicht. Denn was ich zu sagen kam, Dame Liane. Dir vor allen, und ich will doch sehen, ob Dein lächelndes Selbstbewußtsein auf die Dauer meinen Worten gegenüber standhalten wird, ob es mir nicht gelingt. Dir die Tugendmaske von dem schönen Antlitz zu reißen. Denn schön bist Du, schön wie die Sünde, und nie sind wohl Schönheit und Sünde und Verbrechen mehr Hand in Hand gegangen, als bei Dir."

Du faselst", sagte Liane kalt.Die sinnlosen Worte, die Du eben sagtest, sind wohl nur aus Rechnung einer hoch­gradigen Nervenüberreizung zu setzen, sie entziehen sich somit jeder Beurteilung."

»Hochgradige Nervenüberreizung halber Irrsinn, nicht so? Nun, es wird mir nicht schwer werden. Dir, Euch allen, zu beweisen, daß mein Kopf kaum jemals verständiger und klarer gewesen ist. Haben Sie jemals auf die Treue und Tugendhaftigkeit Ihres Weibes Häuser gebaut?" wandte sie sich mit einer ausdrucksvollen Kopfbewegung ihrem Schwiegervater zu.Nun wohl, so sind es Kartenhäuser gewesen, ein Hauch meines Mundes bläst sie um."

Die Augen flogen zu Ruth hinüber.

»Warst Du vielleicht so töricht. Kleine, Dir einzubilden, Dein Verlobter habe aus Liebe, aus Zuneigung, um Deine Hand angehalten? Die Verlobung mit Dir war nur ein gefälliges Mäntelchen nach außen, unter dem das verbrecher­ische Treiben jener beiden um so ungefährlicher seinen Fort­gang nahm."

Harald!" schrie Ruth auf und wandte ihrem Ver­lobten ihr tief erblaßtes Gesicht zu, mit zu Tode erschreckten, hilfeheischenden Augen seinen Blick suchend.

Er schlug dis Augen nieder und wandte sich heftig ab.

, Das war Antwort genug.

Harald!" wollte Ruth noch einmal rufen, aber es waren nur halb gebrochene, stammelnde Laute, die über ihre Lippen kamen.

Mit einem tiefen Aechzen schlug sie beide Hände vor das Gesicht, und dann sank sie wie gebrochen auf dem Fuß­boden zusammen, die Erde schien mit ihr zu wanken, und das Herz, das noch eben so glückessicher ihrem Verlobten entgegengeschlagen, wollte unter dem unerhörten, grausamen Jammer in Stücke gehen.

Liane war wie versteinert. In beinahe unheimlicher Ruhe verharrte sie unbeweglich auf ihrem Sitz, aber Philips Rechtenberg nahm für sie das Wort.

Es kostete ihn ersichtlich Mühe zu sprechen. Seine Stimme hatte einen rauhen, heisern Klang, und er mußte die trockenen Lippen zu wiederholten Malen anfeuchten, bevor sie sich dazu herbeiließen, verständliche Worte zu bilden. Aber seine Willenskraft siegte, zudem, er hatte den Schlag, der heut auf ihn niedersauste, geahnt, er traf ihn nicht un­vorbereitet.

Du bringst sehr kecke, unerhörte Anschuldigungen vor, mein Kind", sagte Philipp Rechtenberg.

Keine, die ich nicht beweisen könnte", unterbrach ihn Erda bestimmt.Ich kann die Zeit und den Ort namhaft machen, wo jene beiden ihre verbrecherischen Zusammenkünfte abhielten, ich kann auf Wunsch auch Zeugen dafür stellen; das Personal eines Gasthofes niedersten Ranges ist jederzeit käuflich, und die schöne Dame, mehr noch ihr Ritter, waren bei aller Schlauheit doch nicht vorsichtig genug."

In LianenS Kopf wirbelte es, die Gedanken jagten einander. Wenn man alles zusammenhielt, wer weiß, ob ihr dann Erda durch ihre boshaften Enthüllungen nicht noch einen Dienst geleistet hatte.

Sie hatte eS ja bis jetzt so gut verstanden, sich die Ver­hältnisse untertan zu machen; sollte es ihrem anschlägigen Kops nicht leicht werden, auch diese an sich häßliche Szene zu ihrem Vorteil auszubeuten?

Wenn sie, auf die Güte und Großmut ihres Gatten spekulierend, alles zugestand? Ableugnen erschien gefährlich, man wußte nicht, wie weit Erda eingeweiht war.

Wenn sie sich zu ihrer Liebe für Harald offen bekannte,

dann brach sie Erdas hämischen Angriffen die Spitze ab, und es konnte vielleicht noch alles gut werden.

Trennung von ihrem Gatten, und noch war Harald zum Glück nur der Verlobte jenes schwächlichen Geschöpfes, das da beim ersten Schicksalsschlag schon gebrochen zusammen­sank spätere Vereinigung mit dem Geliebten. DaS heißt, es kam immer auf Philipp Rechtenbergs Willfährigkeit betreffs des Geldpunktes an. Denn reiche, glänzende Verhältnisse ge­hörten zu Lianens Lebensbedingungen, darüber war sie sich vollständig klar. Sie liebte Harald, sie trachtete nach seinem Besitz, aber um seinetwillen Entbehrungen ertragen, dazu fühlte sie nicht die Fähigkeit.

Es lag beinahe etwas Abwägendes in dem Blick, der jetzt demjenigen ihres Gatten begegnet, fest und furchtlos. Aber sie suchte doch erst vorsichtig nach den richtigen Worten, bevor sich die roten Lippen zu einer Erwiderung öffneten.

Fortsetzung folgt.

Der Streit um das Goldland.

Der Afrikareifende Dr. Peters reist zur Zeit in Deutsch­land umher und hält über seinewissenschaftliche Entdeck­ung", daß die Städte des biblischen Goldlandes Ofir am ZamDesi zu suchen sei, öffentliche Borträge. Diese geschäftige Agitation des Dr. Peters in einer iviffenschast- lichen Angelegenheit ioird in einer soeben erschienenen kleinen Schrift ,,Ofir lischt am Zambesi" von Baron v. Falkenegg unter die Lupe genommen. Zunächst etMärt Baron Falkenegg die Ofir-Theorie des Dr. Peters sei ,,im Interesse Englands, im allgenreinen Interesse Groß­oder Größer-Britanniens ausgestellt. Größ-Britannien will in seinen afrikanischen Besitzungen als Goldland par excellence gelten, von der Kapkolonie bis -um Zam­besi in Rhodesia. Gott Plutus soll hier seine Altäre haben, und der deutsche'Coriolan Dr. Karl Peters ist sein Prophet."

Falkenegg behandelt dann die Streitfrage selbst an der Hand der durch die Bibel'in dem interessantesten Kapitel der Chvoriik der Könige gebotenen Quellenangaben. Er kommt dabei zu dem Schluß:So geht denn aus der Dar­stellung der Mbel unwiderleglich hervor, daß die Köni­gin von Saba, düs heißt Habesch, den Landweg über 'Arabien genommen hat. Sie wird aus der'Harrar- Landschaft, etwa von der Gegend Dschibutis aus nach Jemen an irgend einen südlicheü Punkt Arabiens gesegelt sein und dort die große Karalvane zusammengestellt haben. Höchstwahrscheinlich war sie als 'Herrscherin von 'Habesch auch Beherrscherin des südlichen Arabien, denn in den Kämpfen zwischen Aethiopien, dem heutigen Abessinien und den Könige u von Südambien !vvr Aethiopien damals zu­meist siegreich geblieben.

Der Verfasser bespricht dann werter die Kolon ial- Politik, die König Salomo gemeinschaftlich mit dem König Hiram von PHönizien betrieb:

Mit seinem Freunde Hiram, dem phörrizischerr See­könig, dem aber die Machtmittel zu Lande fehlten (die ihm Salomo zur Verfügung stellte), legte er Kolonien in Afrika an. Die Phönizier stellten di« Schiffe und die see­tüchtige Mannschaft der jüdische König die Krieger und die Kriegsmittel. Vom heutigen Tripolis an hatten die Phönizier an allen Küsten Afrikas ihre Kolonien'in Nordwest- Und Südvstafrika bis zum heutigen Habesch Darin ist sa-uch der Grund zu suchen, daß ihre Schiffe, wie es heißt, drei Jahre unterwegs waren. Sie trieben Tauschhandel an den Küstenorten, anHenen sie Anker !var- sen und vermittelten auch vielleicht die Post zwischen den einzelnen Kolonien. Es mögen vielleicht -loaMg oder dreißig gewesen sein. Hieraus ist ihr langer Aufenthalt unterwegs zu erklären. Denn solche Entfernungen bis nach Indien und selbst nach Amerika zu durchmessen, dazu hätten die phönizischen Schnellsegler so lange Zeit nicht be­nötigt. Hin- und Rückfahrt hätte höchstens sechs Monate beansprucht.