Wohl und Wehe des Osftzierkorps, dem seine Ehre in erster Linie anvertraut sind! Der eine Macht hat ohnegleichen, vor dem selbst die kommandierenden Generale zittern und der Kriegsminister verschwindet! Er reist 'in der ent­scheidenden Zeit nach Italien und nimmt keinen Einfluß darauf, daß die Angelegenheit zum Wohle des Heeres, ohne jedes Ansehen der Person, erledigt werde. So erst schwillt der Skandal riesengroß an und wirft seine Spritzer auf das Heer, wahrend er durch weise Maßnahmen im Keime erstickt werden konnte. Die Entrüstung im Offi­zierkorps über den Chef des Militärkabi- Uekts, den Er äsen Hülsen-Häseler ist eine allgemeine und tiefgehende; sie verlangt, daß er den Platz räume, auf den ihn das Ber - trauen seines Kaisers und Herrn gestellt, und dem er sich nicht gewachsen gezeigt. Es genügt nicht, auf dem Parkett des Hofes gewandt zu sein und nicht zu straucheln, ein Chef des Militärkabinetts muß ein starkes Verantwortlichkeitsgefühl, eine tiefgehende Men­schenkenntnis, eine unbeugsame Festigkeit besitzen, und darf im Interesse der Sache, im Interesse des Heeres, im Interesse seines kaiserlichen Herrn selbst dessen Ungnade nicht fürchten.

Was nützen in der Tat die schönsten Kabinettsorders, die nachträglich ergehen, wenn die Männer an der Spitze des Heeres fehlen, die allein ihm nottun?

Wo war der Kommandeur des Gardekorps, der G e- neral v. Kessel?Bedauere sehr, nichts bekannt", das war die stereotype Auskunft, die er vor Gericht er­teilte! Ein Regimentskommandeur, der bei solcher Ge­legenheit eine solche Antwort gäbe, hätte den blauen Brief eher, als er sich den Zylinder anschasfen könnte, lind das von Rechts wegen!

Und wo war schließlich der Krieg sm i n ister, der Herr v. Einem, hier, wo es sich nicht darum handelte, dem Parlamente etwas vorzuerzählen, sondern das Offizierkorps, das Heer vor ernstem Schaden zu be­wahren? Gewiß, seine Rolle in Personenangelegeuheiten ist leider einflußloser, als dem Heere gut tut. Aber da er einmal der oberste, dem Kaiser wie dem Reichstage verant­wortliche Chef der Verwaltung ist, fühlte er denn nicht selber das Bedürfnis einzutreten, seinen obersten Kriegs­herrn aufzuklären? Wußte auch er nichts von allen den Dingen, die alle Welt wußte, die nicht nur im vertrauten Kreise der Garderegimeuter geraunt wurden? Die in al­len Kneipen Berlins erzählt wurden?

Nicht Maßregeln brauchen wir, nicht Kabinettsorders, sondern Männer, andere Männer, ganze Männer!

Mögen die Personen so rasch als möglich verschwin­den, die ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind, und damit die Beförderung Lws Offizierkorps in der geeignetsten Weise beschleunigen, um deren Stocken sie ja gewohnheitsmäßig jammern! Darin liegt das Heil! Sie sind die wahren Schuldigen!

Rundschau.

Dringende Steuerbednrfnisse.

Der Ausschuß des Bundesrats ist gegenwärtig ver­sammelt und es soll, wie verschiedene Blätter melden, keine Meinungsverschiedenheit darüber geherrscht haben, daß ein dringendes Bedürfnis zur Erschließung neuer Ein­nahmequellen besteht. Es wird offen zugestanden, daß die berühmte Fahrkartensteuer völlig Fiasko gemacht hat. Allein in Preußen rechnet man infolge der Abwanderung die 4. Klasse mit einem Ausfall von 40 Millionen Mark. Und bei den anderen Verwaltungen wirds nicht besser sein. Jetzt will mans offenbar mit Monopolen probieren. Würde mans doch einmal mit Sparen probieren. Das wäre gescheidter.

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Die Börsengesetznovelle

steht nach Informationen des B. Tgbl. nunmehr in den Hauptpunkten fest. Die verbündeten Regierungen haben versucht, die Wage der Forderungen der Parteien der Rechten und der Linken auszubalanzieren. Sie glauben auf Grund folgender Vorschläge zu einer Verständigung zu gelangen. Der Widerstand der agrarischen Partei ge­gen die Börsengesetznovelle soll dadurch überwunden wer­den, daß der Terminhandel in Getreide und Futtermitteln nicht nur nach wie vor verboten bleibt, sondern daß die Strafen für eine Umgehung des Ver­bots in einer Weise erhöht werden, die eine künftige Ueber- tretung völlig ausgeschlossen erscheinen lassen. Man hofft durch diese Bestimmung die Getreidepreise in einer den Agrariern annehmbaren Höhe zu halten. Dafür soll der Terminhandel in Börsenpapieren und son­stigen Jndustriewerten völlig freigegeben werden.

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Der Feldzug gegen die Modernisten.

Wie dieAllgemeine Zeitung" aus zuverlässiger Quelle erfährt, hat das erzbischöfliche Ordinariat München den bekannten Schriftsteller und Geistlichen Dr. Josef Müller, den Gründer und Herausgeber der Renaissance", Präger des WortesReformkatholi­zismus" und einen der markantesten Vertreter des letz­teren, aus der Erzdiözese ausgewiesen. Dr. Mül­ler kehrte zunächst nach seiner Heimatdiözese Bamberg zu­rück und soll sich nunmehr in Oesterreich aufhalten. So hat dieRenaissance" das Schicksal ereilt, und dasZwan­zigste Jahrhundert" wird nicht verschont bleiben, wenn es auch nicht so leicht zu treffen sein wird wie der seit Jahren gehaßte geistvolle Redakteur und Philosoph Dr. Müller, der sich allerdings leider jüngst eine schwere Blöße ge­geben hat, indem er Aeußerungen über die moralische Qua­lität des verstorbenen Bischofs Senestrey machte, die er, als das Ordinariat ihn dieserhalb maßregelte, widerrief. (Die Nachricht bedarf noch der Bestätigung. Das bischöf­liche Ordinariat kann Niemand äusweisen, soweit ist es in Deutschland dock/ noch nicht. Red.)

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Bayerischer Landtag.

Im bayer. Landtag wurde am Donnerstag der durch den Fall 'Roßhaupter veranlaßte Antrag der liberalen Fraktion behandelt, der dahin geht, auch den Arbeitern in Staatsbetrieben, ebenso den Kreis-, Di­

strikts- und Gemeindebeamten re. den im Ar­tikel 35 des Landtagswahlgesetzes bewilligten Urlaub zum Zweck der Teilnahme an den Verstand; lungen des Landtags unter Fortbezug des Gehaltes bezw. des Lohnes zu gewähren. Die Staatsregierung lehnte eine Aenderung des Bersassungs- gesetzes ab, dagegen wurde bei der Abstimmung der An­trag einem Ausschuß zur weiteren Behandlung über­wiesen. Weiterhin wurde ein Antrag der Liberalen, dem Fremdenverkehrsverein eine Unterstützung von 75 000 Mark zu gewähren, besprochen. Der Antrag wird erst in der Sitzung am Montag entschieden werden. Der Antrag von Dr. Müller-Hof über die Reform der Rei ch s- ratskammer wurde auf Veranlassung der Regierung von der Tagesordnung abgesetzt.

Tages-Chronik.

Berlin, 31. Okt. Graf Zeppelin, der bei Berlin der Dauerfahrt des Militär- und des Parseval-Ballons bei­wohnte, gedenkt nach denB. Z " am Mittag noch in diesem Jahre eine große Dauerfahrt über Land zu unternehmen.

Berlin, 1. Noo. DemL. A." zufolge wurde in D ü s s e l d o r f ein angeblicher Schriftsteller Rosen Hagen ausStuttgart festgenommen, der bei einem Maler 10 Oel» gewälde im Werte von 25 000 Mk. unterschlagen und den Maler außerdem um 400 Mk. betrogen hat. Die Bilder wurden beschlagnahmt.

Berlin, 1. N»v. DerKreuzzeijuug" zufolge hat der erste Staatsanwalt des Landgerichts I eine Erklärung abgegeben, daß er die Verfolgung in Sachen des Grafen Kuno v. Moltke wider Maximilian Harden übernommen habe.

Köln a. Rh., 31. Okt. DerKöln. Ztg." wird aus Saloniki vom 30. Okt. telegraphier!: In Klepusna in der Casa Fima wurden 11 wohlhabende bulgarische Bauern von einer griechischen Bande gelangen genommen und getötet. Die Tätigkeit der Banden nimmt überall zu.

Straßburg, 31. Okt. Die hiesige Universität erhielt von Kaiser Wilhelm nach der Immatrikulation seines Sohnes folgende Dankdepefche:Ich danke viel­mals für die freundliche Mitteilung von der erfolgten Immatrikulation meines Sohnes August Wilhelm und freue mich, daß es ihm vergönnt ist, der berühmten Straß kurzer Universität, on der einst ein Goethe seinen Geist gebildet, näher zu treten. Der Aufenthalt im Reichs­ten de, der persönliche Verkehr mir den Professoren und der Studentenschaft werden in Verbindung mit ernster Arbeit meinem Sohne bleibende Eindrücke gewähren und feiner wissenschaftlichen uud geistigen Ausbildung von größtem Nutzen sein. Wilhelm. I. L."

Rotterdam, 31. Okt. Die deutsche Konsulatbehörde in Virssirigen erhielt heute nachstehende offizielle Meld­ung aus Berlin: die Kriegsschiffe Scharnhorst, Königsberg und Sleipner treffen am 3. November mit der Hohenzollern ^ auf -der Vliffinger Reede ern. Am 9. wird die Hohen- zollern am südlichen Ponton Liegeplatz nehmen. Der Kaiser rriffl gegen murag mit Sonöerzug ein und begibt sich sofort an Boro. Sonnraa den 10. November früh dampft die Hohenzollern nach Enchmd ab.

Newyork, 1. Noo. Hier wurde ein armenischer Revo­lutionär verhaftet, der bei einem bekannten Mllltonär El­fi r e s s u n g s v e r f u ch e wachte unter der Angabe, er werde ui der Wohnung des Binders des Millionärs tu Konstanrinopel Bomben legen und diesen dann als Verschwörer zur An­zeige bringen.

In Biebesheim im Ried (Hessen) hat der 31jäh- rige frühere Lehrer Otto Seipel feinen zehn Jahre älte­ren Bruder, den Kolonialwarenhändler und Landwirt August Seipel erschossen. Ter Mörder war vor längerer Zeit aus dem Staatsdienst entlassen worden und hatte einige Zeit im Auslande gelebt. Seit feiner Rück­kehr fiel er seinen Angehörigen zur Last. Tie Tat geschah ohne sichtbaren Anlaß.

DieSchlesische Volksztg." meldet: Unter dem drin­genden Verdachte, versucht zu haben, seine beiden Kin­de r im Alter- von ein und fünf Jahren bei lebendigem Leibe zu verbrennen, wurde der Grubenarbeiter Walosch in Siemianowitz verhaftet. Aus der ver­schlossenen Wohnung Waloschs drang Qualm hervor, woraus die Tür eingeschlagen wurde. Bor dem Bette der schla­fenden Kinder fand man einen Hansen brennender Lumpen.

Die Neue Freie Presse meldet aus Innsbruck: Am Mittwoch bestiegen zwei Nürnberger die Son­nenspitze bei Ehrwald. Einer von ihnen namens Haase stürzte beim Abstieg ab und starb. Tie Leiche wird heute herabgeholt werden.

Der Chefredakteur des Pest er Lloyd, Leo Veigelsberg, schoß sich im Redattionszimmer eine Kugel in den Kopf und blieb sofort tot.

Ans Reggia wird gemeldet: Nach den endgülti­gen Feststellungen beträgt die Zahl der Opfer des Erdbebens in Ferruzzano 175 Tote, von denen 118 aus den Trüm­mern geborgen find, und 50 Verletzte, darunter 12 Schwer­verletzte. In den übrigen vom Erdbeben heimgesuchten Gegenden sind 11 Tote und 35 Verwundete festgestellt. Am Donnerstag mittag erfolgte eine neue Exderschüt- terung. In Feruzzano stürzte ein Gewölbe em, wobei zwei Pioniere verwundet wurden.

DieBreslauer Zeitung" meldet aus Zabrze: Das seit vierzehn Tagen verschwundene Liebespaar der Bu- reanassistent Scharff und die Kontoristin Schwan, verüten nach einem hier eingegangenen Telegramm in Pöstyen (Ungarn) Selbstmord. Das Motiv ist unbekannt.

Aus Württemberg.

Die Zeit des EinheizenS ist da. Nun ist den Zimmerpflanzen besondere Sorgfalt zu widmen, denn deren größter Feind ist die trockene Luft des Zimmers. Je stärker geheizt wird, desto höher die Temperatur steigt, um so mehr leiden die Gewächse. Unter Einwirkung trocke­ner Luft werden die Blattspitzen der Palmen und anderer '' Gewächse dürr; man schneidet sie ab, aber damit ist nur . scheinbar geholfen, die Blattränder trocknen rasch weiter

und schließlich bleibt vom stolzen Palmwedel nuk nM der Stiel, der natürlich auch abgeschnitten werden muh, denn er verunziert die Palme. Um dies zu vermeiden/sorax man stets für eine feuchte Zimmerluft. Man stellt des­halb während der Heizperiode ein flaches stets mit Wasser gefülltes Gesäß auf den Ofen und einige ebensolche Mi­schen die Blumentöpfe, oder beschaffe sich eine selbstündiae Zimmerfontaine, die bekanntlich auch für den Menschen von außerordentlicher Wohltat ist.

Gmünd, M. Okt. Ein Teil 'der seither dem mittleren Remsgau-Sängerbunde angehörigen Vereine haben sich diesen: losgesagt, um einen unteren Remsgau-Sängerbund bilden. Der mittlere Gau wirbt deshalb um neue Mit­glieder.

Saulgau, 31. Okt. Gestern fand unter vollzähliger Beteiligung eine Versammlung ver S ch l o s s e r m e i ster des Oberamtsbezüks zwecks Gründung einer freiwilligen Innung statt. Einstimmig wurde beschlossen, nachdem d>e Lebensmittel und die Rohmaterialien eine wesentliche Step gerung erfahren haben, eine entsprechende Preiserhöhung eintreien zu lassen. Einem sofort gewählten Ausschuß wurdi die Feststellung ves Jnnungsstatuts und die Ausarbeitung einer Preisliste übertragen.

Ulm, 31. Okt. Die bürgerlichen Kollegien beschlossen heute, die Gemetnderatswahlen wie bisher am zweiten Mitt­woch des Dezembers abzuhalten und oen Personen, welche in der Zeit vom 1. November bis l. Dezember das Bürger­recht erwerben, 3 Mark zurückzuerstatten. Einem frühere» t Beschlüsse der bürgerlichen Kollegien entsprechend ist im s Einvernehmen mit den hiesigen, in der Buchdruckereioereinig- r ung befindlichen Buchdruckereibesitzern eine Turnumpms- l liste festgesetzt worden, die von den Kollegien heule genehmigt E und auf ein Jahr giltig erklärt wuroe. Dem Verlangen : der Vereinigung, daß nur ihre Mitglieder im Turnus und ! bei Submissionen berücksichtigt werden sollen, wurde nicht r stattgegeben, doch soll wegen des soziolm Hintergrunds düser j Frage die sozial Kommission des Gemeinderats sich üa.nit ! noch beschäftigen.

H In einer der letzten Nächte drang bei Wendlin- ! gen OA- Eßlingen ein Wolfshund in einer: Pferch ein ! und zerriß drei Schafe, die er übrigens so zurichtete, daß das Fleisch nur noch als Hurckwfutter verwendet werden konnte. In ß>(en Vormittagsstunden des andern Tages drang das Tier wiederholt ein und zerfleischte zwei wei­tere Schafe. Der Besitzer des Hundes ist bekannt.

Am letzten Kirchweihsonntag wurde in Eichwald', bei Steinheim am Albnch die Leiche eines Männes aufgc- funden, der nach seinen bei ihm Vorgefundenen Papiere» Eugen Beck von Neudorf OA. Riedlingen gewesen war. Der Kops war schon vom Körper getrennt, "die Kleidung mit Blut stark besudelt. Näheres ist noch nicht bekannt.

! Arbeiterbewegung.

Leipzig, 31. Okt. Die Aussperrung der Ar- beiterschaft der M u s i k tn st ru m e n r en - B ra n ch e wird j zur Tatsache werden, da eine heule im Etablissement sSansiouci" tagende Versammlung der in der Hofpiano­fortefabrik von Julius Blüthner Streikenden beschloß, am Freitag nicht in die Werkstätten zurückzukehren, und die ! Beschlüsse des Arbeitgeberverbandes bezüglich der Ausspen- : ung somit perfekt werden. Doch soll am Freitag eine uoch- ! malige Verhandlung zwischen den Streikenden und der ! Firma Blüthner staitfrnden.

s Mailand, 31. Okt. Die Eisenbahner Mai- - lands beschlossen, sämtliche Eisenbahnvereinigungen Italiens ! aufzufordern, Bestrafungen wegen Teiuwhme am General- ! streck durch Anwendung der passiven Resistenz zu j beantworten.

Gerichtssaal.

Zn:n Fall Ha«.

wird aus Karlsruhe gemeldet: Tie Akten im Prozeß Hau sind jetzt von Leipzig wieder zurückgekommen und dem Justizministerium übergeben worden. Die Begnadig­ung Haus zu lebenslänglichem Zuchthaus dürfte in wenigen Tagen erfolgen und sodann seine Ueberführnng nach dem Bruchsaler Zuchthaus statt- sinden. Tie Verteidigung setzt ihre Bemühungen um Wie­deraufnahme des Verfahrens fort.

Das Geheimnis der indischen Gaukler.

Einen sehr interessanten Aufsatz über die Kunst der vielbewunderten indischen Gaukler hat einer der bekannte­sten unter ihnen, Sch aik' a, der Fürst der Gaukler", ver­faßt und nun im London Magazine veröffentlicht. Im Gegensatz zu so viel Reisenden, die aus Indien heimkehrend, Wunderdinge zu berichten wissen von den unglaublichen! Ta­ten, idsie dieBeschwörer" vollbringen, und mehr oder minder deutlich annehmen, daß bei jenen seltsamen Kunst­stücken noch unerklärte Gewalten wirken, weist der Ken­ner und Fachmann mit unzweideutiger Ehrlichkeit alle diese verworrenen Ideen von sich und betont immer von neuem, daß nur eine durch Generationen hindurch ge­pflegte Hebung und Fingerfertigkeit die Grundlage all jener verblüffenden Tricks sind, die die reifenden Europa« so oft nur mit einem gewissen unheimlichen Schauer be­trachten.

In Indien nennt man uns auch nicht Beschwörer, sondernjadoowallahs", Gaukler. Ein Jadoowallah aber ist nicht ein Mann, der plötzlich, vielleicht infolge allerlei Fehlschläge seiner Hoffnungen, wie so oft in anderen Län­dern, einen neuen Beruf ergreift; unsere Kunst ist erblich und pflanzt sich fort vom Vater auf den Sohn. Die al­ten, großen Gauklersamilien kennen sich alle gegenseitig und eine große Eifersucht unter ihnen gibt es nicht; viele üben die gleichen Kunstgriffe, ohne daß daraus eine An­feindung erwüchse. Es gibt kaum einen unter uns, der nicht die meisten indischen Kunststücke beherrschte und alle sind gelernte Taschenspieler von Kindheit auf. Auch weine Lehrzahl begann in frühester Kindheit, und als Zehnjäh- j riger vollsührte ich bereits eine Reihe der schwersten Zau- > berkünstler-Knnstgriffe, die wir überhaupt kennen. Es geht