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Amtsblatt für die Stadt Wildbad.
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Wer sind die Schuldigen?
Mit größter Entschiedenheit nimmt der Oberst a. D. Kädke im „Berliner Tagblatt" Stellung zn den Krebsschäden, die der Prozeß Moltke-Harden enthüllt hat. Gädke schreibt:
Eine tiefe Erbitterung murrt und grollt in dem Offizierkorps des deutschen Heeres über die beschämenden Vorgänge bei jenen Verhandlungen, und mit zornigem Unmut fragt man, ob es nötig war, daß es so weit kam? Dem Himmel sei Dank, bis jetzt ist die Masse unserer Offiziere noch intakt, bis jetzt haben die Fäulnis- erregcr, die von gewissen Kreisen ausgehen, erst die Oberfläche mit' unsauberen Flecken angreifen können, bis jetzt reagiert das unbeirrbare Ehrgefühl unserer Offiziere rn Berlin ebenso wie in der Provinz gegen die Schmach dieses Prozesses, und flammt in wilder Empörung auf, daß durch eine Schar verderbter Höflinge sein guter Ruf geschädigt werden konnte.
Nachdem es einmal zn dieser unseligen Klage gekommen, war es vielleicht besser, daß die Oesfentlichkeit alles erfuhr, daß nichts mehr verborgen blieb, der Schmutz bis auf den Grund aufgerührt wurde, bis zur Erregung ' körperlichen Ekels.
Aber ich wiederhole die Frage: War dieser Prozeß nötig? ' Mußte es so weit kommen? Gab es kein Mittel, diesem Prozesse zuvorzukommen, keine Möglichkeit, das Verderben mit fester Hand an der Wurzel anzupacken, es zu ersticken, ehe es um sich griff? Und hat man es etwa jetzt schon ausgerottet?
Um des Himmels willen: wozu habt ihr denn eure Ehrengerichte? Habt ihr nicht unaufhörlich dem Parlamente, aller Welt erzählt, daß sie notwendig seien, um unwürdige Mitglieder aus dem Offizierkorps zu entfernen, selbst das letzte Band des bloßen Titels mit ihnen zu zerschneiden? Habt ihr nicht immer gerühmt, dch das gemeinsame Urteil der Genossen ein untrügliches Mittel sei, die Ehre des Offizierkorps rein zu erhalten?
Wo blieb denn hier das Ehrengericht? Hat auch nur einer der so schwer Angegriffenen vor einem 'Ehrengerichte gestanden, obwohl sie alle aktive Offiziere waren? Wo war der Chef des Militärkabinetts?
Herr Graf v. Moltke hat vor Gericht ausgesagt, daß die Bezichtigungen Hardens allein ihn gezwungen hätten, die Uniform auszuziehen, weil ein preußischer Of
fizier unter solchen: Verdachte nicht im Dienste bleiben könnte. Mit Verlaub, Herr Graf, das i st nicht richtig. „Die Bestimmungen dieser Verordnung haben den Zweck, die Pflege der bewährten Ueberlieferüngen ritterlichen Sinnes im Offizierstande zu Fördern uns, gewahren die Mittel, da, wo einen Offizier derBor- wurfkrifft, er habe Schaden an seiner Ehre gelitten, oder wo er selbst dies befürchtet, im geordneten Wege einzuschreiten", so steht es in der Einleitung der Allerhöchsten Verordnung vom 2. Mai 1874 zu lesen, und dementsprechend sagt Z 1 über die Ehrengerichte: „Ihre Aufgabe ist es, ... 2. die Offiziere von unbegründeten Verdächtigungen ihrer Ehrenhaftigkeit zu reinigen, insofern andere standesgemäße Wege hierzu nicht vorhanden sind."
Hier war das Mittel, Herr Graf, Ihre angegriffene Ehre zu reinigen, wenn Herr Harden den Zweikampf verweigerte. Aber ich will Ihnen etwas in das Ohr flüstern, Herr Graf! Wären Sie nicht Kommandant von Berlin und ein Graf Moltke gewesen, so hätte man Ihnen die Uniform schon allein deshalb ausgezogen, weil Sie nach den ersten Andeutungen in der „Zukunft" im November vergangenen Jahres Herrn Harden nicht forderten. Entsinnen Sie sich des Rechtsanwalts Neuhaus, der ehrengerichtlich bestraft wurde, weil 'er einen Schlingel, der ihm einen ungezogenen Brief schrieb, nicht forderte, sondern vor Gericht verklagte? Entsinnen Sie sich der volltönenden Worte, die damals der Kriegsministet vor versammeltem Reichstage fand? Verlangte er nicht, daß man um der Ehre willen sogar gegen göttliches und menschliches Gebot handeln müsse?
So aber ist das System! Wo es gilt, einen einflußlosen, armen Schlucker mit der ganzen Schärfe des ehrengerichtlichen Verfahrens zu treffen, „das schwer sich handhabt wie des Messers Schneide", da ist man leichten Herzens bei der Hand, kein Zaudern kennt man, die Standesehre verlangt es so! Wo man unabhängige Schriftsteller vor der Oesfentlichkeit verdächtigen und diffamieren kann, die den maßgebenden Personen durch ihren Freimut lästig geworden sind, da greift man unbekümmert um Gesetz und Verfassung zu der furchtbaren Waffe des Ehrengerichts — nach der Willkür weniger Personen! Wo es sich aber um die Verfehlungen hochgestellter, dem Hofe nahestehender Offiziere handelt, da existieren keine Ehrengerichte. Noch jetzt laufen die Schuldigen, deren Namen vor Gericht an den Pranger gestellt wurden, mit
ihren Osfizierstiteln herum. Widernatürliche Unzucht mit Untergebenen, auf die das Gesetz entehrende Strafen setzt, ist scheinbar kein Verbrechen, das die Standesehre unter erschwerenden Umständen verletzt! Das ist der notwendige Fluch eines Systems, das eine besondere Staudesehre konstruiert, die sich von der Ehre jedes unabhängigen vornehmen Mannes, die sich von der Ehre des Bürgers durch besondere.Kennzeichen unterscheidet! Die etwas noch Höheres, noch Sublimeres darstellen soll und schließlich dahin Hinuntergleitei, daß ihr einziges Kennzeichen Lakaiensinn und Unterwürfigkeit wird. Nichts weiter!
— Und nebenbei gesagt — wie steht es denn in Wirklichkeit mit der monarchischen Treue, mit der loyalen Ehrerbietung dieser Kreise? Im Vertrauen bezeichnen sie den Allerhöchsten Kriegsherrn als „Liebchen"! Was für einen Nebensinn mögen sie diesem Kosenamen Wohl geben, welche Hintergedanken dabei hegen? Was kann man diesen Leuten nicht alles zutrauen!
War denn nun das Laster nur so eng begrenzt, so im Verborgenen getrieben, so sehr „Privatsache", daß es sich der Kenntnis der verantwortlichen Offiziere entziehen konnte, daß man mit nachsichtigem Stillschweigen darüber schonend, wenn auch verächtlich Hinweggleiten durfte? Ein Laster, unter schwerstem Mißbrauch der Dienstgewalt getrieben! Die Mannschaften, die sich zu dieser Unzucht hiergeben wollen, habe ihre Erkennungszeichen, ihre besondere Kleidung! „Ganze Kavallerieregimenter sind verseucht", behauptet Herr Harden vor Gericht. Und einer der Schuldigen hat das sittliche Gefühl derart verloren, daß er ganz entrüstet ausruft: „Was, ich muß fallen, und der . . . .!"
Die einzigen, die von all' den Dingen, die seit Jahren die Spatzen von den Dächern pfeifen, nichts wissen, sind die unmittelbaren Vorgesetzten, sind die,'die für die Moral für den guten Ruf des Heeres in erster Linie verantwortlich sind. Sie sind die wahren Schuldigen! Der Chef des Militärkabinetts ist absolut nichtsahnend. Er weiß nichts, und als er es endlich erfährt, da schweigt er, d!a überläßt er es dem Kronprinzen, dem junge,:, tapferen Herrn, seinen kaiserlichen Vater zu orientieren. Merkwürdige Unkenntnis, während sonst die geringsten Vorkommnisse in der entferntesten Garnison schneller in Berlin als an ihrem Ursprungsort bekannt zu sein pflegen! Merkwürdige und das Heer höchst schädigende Unkenntnis des Mannes, dem die Personalien, dem also
Die blaue Dame.
Kriminal-Roman von Auguste Groner.
75) . (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Müller schüttelte den Kopf.
„Nein, es ist kein Grund dazu vorhanden."
„Sie haben sich in der Person geirrt."
„Ich habe diesen Irrtum noch zu richtiger Zeit erkannt." .
„Auch Sie gehören der Polizei an? Sie find kein Wasfenhändler?"
„Nein, ich war niemals Geschäftsmann."
„Wie kamen Sie aber auf die Idee, sich! für mich zu interessieren — oder doch besser sollte ich fragen — was hat Sie darüber aufgeklärt, daß ich nicht der Richtige bin?"
Müller sah Volkner überrascht an.
„Jetzt verstehe ich Sie nicht", sagte er hastig, „sollten Sie um eine Tat wissen, um derentwillen man den, der sie begangen, verhaften zu dürfen das Recht hätte? Das täte mir leid — denn —"
„Denn ich bin Ihnen, man spürt das so heraus, ein bißchen sympathisch geworden und außerdem —"
Volkner redete nicht sogleich weiter; nach einer langen Pause, während welcher die Blicke der beiden Männer fest ineinander hafteten, sagte er im Tone der Verwunderung etwas, das nicht im entferntesten zu seinem Unvollendeten Satze paßte; er fragte: „Was hat es denn mit dem Dolch, dessen Sie früher erwähnten, für ein Bewandtnis? Hat diese Rede vielleicht einen tieferen, einen versteckten Grund gehabt?"
„Sie kennen Elise Lehmann!" sagte Müller ebenso unvermittelt.
In Volkners Gesicht zeigte sich der Ausdruck hohen Ueberraschtseins.
„Ja", entgegnete er nach einer Weile ruhig, „ich habe sie gekannt."
Müller nickte. „Habe sie gekannt", warf er ein. „Das ist schon die richtige Zeitform. Sie wissen also —"
„Daß sie einen Selbstmord ausführte. Ja, das weiß
ich. Als meine Schwester ankam, brachte sie diese, mich immerhin aufregende Neuigkeit in einer Zeitung mit."
„Nun also!"
„Was denn also?"
„Stand denn nicht in dem Blatte, woran sie starb?"
„An einem Dolchstich etwa?"
„Ja."
„Nein, davon stand in der ganz kurzen Notiz nichts. Aber, mir wird es schwindelig. Sie redeten zu mir, zu mir von dem Dolche. Warum denn? Was dachten Sie sich denn Mbei? Ich kann doch gar nichts mit diesem Sterben zu tun haben. Ich verstehe Sie einfach nicht."
„Sie werden mich sogleich verstehen. Die Lehmann starb nicht durch ihbe eigene Hand."
„Nicht! Nicht! Dann ist sie also ermordet worden
— und — und heute sind Sie da lind kennen Luise, und widmen sich mir und — reden von einem Dolch und reden von einer Verhastung. Herr Müller — oder wie Sie heißen mögen — ich fange an, Sie zu verstehen — Und
— ich konnte einen Augenblick lang glauben, Sie seien einer anderen Sache auf der Spur."
Ganz heißer war Volkners Stimme geworden.
„lLtzer diese also richtig existierende andere Sache werden wir später sprechen müssen", warf Müller ernst ein, „zuerst bitte ich Sie, mir zu antworten."
„Fragen Sie nur. Ich werde ja wohl antworten müssen, Ihnen oder einem anderen."
„Gewiß, wird man Wert auf Ihre Zeugenschaft legen/'
„Ja, richtig. Sie nehmen jetzt nicht mehr an, daß ich ein Mörder bin."
„Nein, ich habe das übrigens niemals als sicher oder auch nur .als höchst wahrscheinlich! angenommen. Ich mußte Sie aber ins Auge fassen, da just auf Sie allerlei Spuren hinwiesen."
„Ah! Seien Sie nicht so bitter. Was Ihnen da geschehen ist, das mußten sich schon viele, auch ehrliche Menschen, ebenfalls gefallen lassen. Wenn Sie nicht einmal der Geliebte der Lehmann gewesen wären, hätte ich keinen Augenblick lang mich bei Ihnen aufgehalten. Aber jetzt reden Sie. Da Sie etliche Monate lang mit dem Mädchen in Verbindung standen, werden Sie ja wahrscheinlich, wenn auch nicht die Freunde, soi doch Freundinnen
der Lehmann kennen gelernt haben. So zum Beispiel eine, welche es wußte, daß Sie derzeit hier zur Kur weilen. Ein Frauenzimmer nämlich richtete im Mai einen Brief an die Lehmann, darin Sie von Ihrem Hiersein spricht."
„Ah! Die Schreiberin dieses Briefes kann ich Ihnen nennen", sagte Volkner lebhaft, „sie heißt Risa Egghart, ist eine kleine Schauspielerin und war vor drei Jahren zugleich mit der Lehmann im Carl-Theater in Wien engagiert. Die Egghart war Ende Mai auf zwei Tage hier und da habe ich ein paar Worte mit ihr geredet."
„Kennen Sie auch jemanden, den die Lehmann „Goldener" und „Herzensmaus" nannte", erkundigte sich- Mül- ler.
Da färbte sich Volkners Gesicht ein bißchen. „Herzensmaus hat sie mich auch genannt", erklärte er ein wenig verlegen.
Er begriff dabei selber nicht, warum er sich jetzt dieses Liebesausdruckes einer freilich! mehr lustigen als poetischen Geliebten schämte.
Vielleicht hatte das „auch", das ihm unwillkürlich entschlüpfte, und das Zeugnis dafür gab, daß er sich niemals für den „Einzigen" gehalten, ihm das bißchen Blut in die Wangen getrieben.
„Wer der „Goldene" gewesen sein kann, mit dem sie auch — schon wieder ein solches „auch" dachte Volkner — per „du" war, das wissen Sie nicht?" forschte der Detektiv.
Volkner schüttelte den Kopf.
„Einer, der ihr viel gab, wird es gewesen sein", sagte er. „Uebrigens kann sie damit vielleicht auch einen Blonden gemeint haben. Sie schwärmte nämlich für blonde Männer. Und — ja — da fällt es mir gerade ein, die Egghart hat mir Andeutungen gemacht, daß es Elisen sehr schwer ankomme, ihren dermaligen Liebhaber dieser Heirat wegen aufzugeben. Vielleicht ist er dieser „Goldene?"
„Die Egghart wird ja leicht aufzufinden sein", sie! Müller ein, „und sie wird vielleicht sagen können, wer der letzte Geliebte ihrer Freundin war. Können Sie mir sagen, wo das Mädchen jetzt ist?"
(Fortsetzung folgt).