meinsam bekämpft werden. Charakteristisch ist die Auf­merksamkeit der Regierung gegenüber der Krone. Im Budget für 1908 soll für den Kronprinzen Georg eine Apanage von 360 000 Dinars festgesetzt werden.

Wenn man bedenkt, wie verhaßt der junge Kron­prinz Lb seines brutalen Treibens in ganz Serbien ist, so muß man sich sagen, daß die Regierung durch diesen Plan den gegen sie bestehenden Haß ins Unbegrenzte stei­gern muß. Sie spielt ein gewagtes Spiel.

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Aus Marokko.

Nach den in Paris eingegangenen Meldungen er­scheint 'die vom Oberstleutnant Dubretoy begangene Unvorsichtigkeit in etwas milderem Lichte, da der genannte Offizier bestrebt war, jener Leute vom Uledsaid- Stamm habhaft zu werden, die Tags zuvor den Kaufmann Küntzer ermo rdet hatten. 'Küntzer war aus der Nor­mandie nach Casablanca gekommen und hatte vermutlich einen größeren Geldbetrag bei sich. Dubretoys Marsch war also keineswegs gegen die von Muley Raschid ge­führten Heerhaufen gerichtet. Dubretoy wurde von zirka 60 Mann angegriffen, die sich listigerweise 3 Kilometer weit verfolgen ließen. Nun mußte Dubretoy das Ge­fecht gegen eine übermächtige Reiterei aufnehmen, die von Taddert herkam und den Osten und Norden von Dubre­toys Hauptposition (ein einsames Haus nebst dem Grab­heiligtum) zu umzingeln versuchten. Die etwa '800 Me­ter nordöstlich von diesem Hause kämpfenden Chasseur d'Afrique, sowie die noch weiter vorgesandten Eingeüore- nen-Freiwilligen befanden sich in höchst mißlicher Lage, als endlich ein Kanonenschuß das Herannahen der von Drude befehligten Verstärkung ankündigte. Noch eine sehr heftige Reiterattacke hatten die Chasseurs zu bestehen, in deren Verlauf Kapitän Jhler den Tod fand. Dann führ­ten die Obersten Boutgourg und Blanche die- gesamte französische Truppe in zwei Vierecks nach Casablanca zu­rück. Aus Tanger wird der Vossischen Zeitung ge­meldet : Die Truppen Muley Hafids haben eine Stärke von 4000 Mann. 2000 davon befinden sich im Gebiet der Schauja-Stämme um Casablanca, die andern 2000 bereiten sich für den Marsch nach Mogador vor, um den dortigen Gouverneur, der dem Sultan Abdul Aziz treu bleibt, zu verjagen. Muley Hafid hat sich nach den Namen der Konsuln der verschiedenen Staaten er­kundigt, um ihnen ein Rundschreiben senden zu können, worin er ihnen die Absichten, die er mit den Truppen­bewegungen erreichen will, mitteilt und den friedlichen Charakter dieser Maßregel in Bezug auf die Europäer versichert.

Bei Eröffnung der französischen Deputiertenkammer widmete Präsident Brisson den Soldaten in Ma­rokko, die im Interesse der Zivilisation gestorben sind, einen Nachruf und gab dem Schmerze des Landes we­gen 'der Katastrophe im Süden Ausdruck. (Beifall). Hier­auf wurde auf Freitag die Besprechung der Interpella­tionen über die nationale Verteidigung und auf den 8. § November die 'Besprechung der Interpellationen über Marokko festgesetzt und sodann die Sitzung geschlossen.

Tages-Chronik.

Berlin, 22. Okt. Fürst Wilhelm zu Wied ist nach kurzem Leiden auf Schloß Neu-Wied gestorben. Der Fürst war erbliches Mitglied des preußischen Herren­hauses, dem er von 18971904 präsidierte.

Berlin, 22. Okt. Auf dem christlichen Arbei­terkongreß verlas der Vorsitzende Abgeordneter Beh­rens eine Kundgebung des Kaisers:Ich ersuche den Vorstand, dem zweiten deutschen Arbeiterkongreß für den. Ausdruck treNer Anhänglichkeit und nationaler Gesinnung meinen wärmsten Dank auszusprechen. Ich freue mich, daß auf dem Kongreß eine solche ansehnliche Zahl patrio­tisch fühlender deutscher Arbeiter vertreten ist und wünsche den Verhandlungen des Kongresses guten Erfolg Zum Se­gen der Arbeiterschaft wie des gesamten Vaterlandes. - Wilhelm I. U."

Leipzig, 21. Okt. Tie Abgeordneten der Frei­sinnigen Volkspartei im sächsischen Landtage brachte einen Antrag auf Einführung der vierten Wa­ge n k l a s s e an Sonn - und Festtagen und auf Ver­besserung von Einrichtungen dieser Wagenklasse ein. Au­ßerdem werden freisinnige Abgeordnete einen besonderen Wahlrechtsantrag einbringen.

München, 22. Okt. Im Verkehrsministerium zu München tagt gegenwärtig eine Konferenz zwischen Ver­tretern des Reichspostamts, der bayerischen und der würt- tembergischen Generatdirektion der Posten und Telegra­phen. Die Konferenz beschäftigt sich mit dem Telegra- phengebührent'aris.

St. Gallen, 22. Okt. Wegen Streiks der Arbei­ter wurde in dem großen Wasserfluhtunnel dev Bodensee-Toggenburgbahn bei Lichtensteig von der Ban­unternehmung die Arbeit auf unbestimmte Zeit einge­stellt und 200 Arbeiter entlassen.

Paris, 22. Okt. Das lenkbare Luftschiff Patrie, welches in letzter Zeit beträchtlich vergrößert worden war, unternahm heute bei ruhigem Wetter eine durchaus gelungene 2hZ'tündige Fahrt von Meudon Nach Paris. Im Korb befanden sich 8 Personen.

Konstantinopel, 22. Okt- 14 türkische Offi­ziere unter Führung eines Tivisionsgenerals sind ge­stern abend von Konstantinopel nach Berlin abgereist. Die­selben werden in die preußische Armee eintreten. Diese Maßregel hat besonders in türkischen militärischen Kreisen sehr große Befriedigung hervorgerufen. In den letzten drei Jahren hat der Sultan von der üblichen Ab­kommandierung türkischer Offiziere in die preußische Ar­mee Abstand genommen, die mit der Entsendung obiger Of­fiziere wieder ausgenommen zu sein scheint. Der Sul- tan beauftragte den türkischen Botschafter in Berlin, dem Deutschen Kaiser eine in Konstantinopel hergestellte kunstvolle Uhr, deren Gehäuse aus Kristall besteht und Sie mit prächtigen Steinen besetzt ist, zu überreichen.

Tobolsk, 23. Okt. Bei der Revision, beschlagnahm­te. Gewehre in Ifchim erfolgte eine Explosion. Drei Mann wurden getötet, 15 verletzt.

'Lodz, 23. Okt. Gestern abend begegnere eine mi­

litärische Patrouille 5 verdächtigen Männern und jagte diesen, als sie flohen, eine Salve nach. Anstatt die Fliehen­den zu treffen, wurden siebenPassanten, 4 Männer und 3 Frauen, getötet.

Johannesburg, 21. Okt. Auf der New Modder- fontein-Grube meuterten gestern Abend chinesische Kulis. Sie verbarrikadierten sich auf dem Grundstück und zerstörten die Geschäftsräume der Grubengesellschaft. Die Polizei wurde von einem Hagel von Steinwürfen empfan­gen und svar außer Stande den Haupteingang zu erzwingen. Nachher vermochten sie durch die Küchen einzudringen, wurden aber hier durch die Külis überfallen und genötigt, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Endlich ge­lang es her Polizei, den Eingang zu erobern, wobei sie wiederum auf die Kulis feuerte, die schließlich in ihre Wohnungen zurückgetrieben wurden. Es wurden 19 Chi­nesen verwundet, einer getötet und 24 verhaftet. Die Meuterei ist durch Agitatoren hervorgerufen worden, die den Chinesen vorredeten, sie brauchten am Sonntag nicht zu arbeiten. _

Ein wichtiger Fang scheint der Sicherheitsbehörde in Sülze moos (Bayern), der Heimat Kneißls, geglückt zu sein. Es wurde der Taglöhner Popfinger verhaftet, der in dem dringenden Verdacht steht, die in Sülzemoos in den letzten Jahren vorgekommenen 14 Brände gelegt zu haben. Anläßlich einer Haussuchung fand man in der Wohnung des Verhafteten Briefe, aus denen hervor­geht, daß Popfinger der Schreiber der zahlreichen Droh­briefe war, die während der Kneißljagd an das Be­zirksamt und die Gendarmerie gelangten.

Chordirektor Knörzer in Darm stadt ist durch, einen Sturz aus einem hochgelegenen Fenster im Hof­theater verunglückt. Er war sofort tot.

DieHildburghauser Dorfzeitung" meldet: Ein Ar­beiter wollte seine Frau erstechen. Ter zufällig dazu kommende Sohn der Ueberfallenen ergriff sofort einen Re­volver und erschoß den Stiefvater. Darauf stellte sich der junge Mann der Behörde.

Die Maschinenfabrik Brebeck und Brandenburg in Barmen ist durch ein Großfeuer zerstört worden.

Im Vittberger Wald bei Halle a. S. wurde die seit voriger Woche vermißte Kaufmannsfrau Müller aus Leipzig mit aufgeschlitztem Leib tot aufgefunden. Eine Herrenuhr lag daneben, was auf einen Kamps mit dem Mörder schließen läßt.

Der Inhaber der Firma Paul Nathan in Hamburg hat sich erschossen.

Ter Schwager des Berliner Einbrechers Kirsch, der Schlosser Otto Wilke, der wegen Raubes in der Lan­deshauptkasse in Dessau inhaftiert ist, versuchteaus - zubrechen. Als man ihn überraschte, hatte er bereits die Eisenstäbe seines Gitters durchgefeilt. Seine Flucht wurde noch rechtzeitig verhindert. Der Verbrecher wurde in Eisen gelegt.

TieSchles. Volksztg." meldet aus Neu salz, daß das in der Nähe der Stadt gelegene Pulvermagazin mit starkem Getöse in die Luft geflogen ist. Die Untersuchung ergab, daß auf 'der Schwelle des Pulver­magazins verstreut liegendes Pulver von jungen Bur­schen angezündet worden war. Einer von diesen ist dabei stark verletzt worden.

In Sosnowice fuhr ein Personenzug auf einen Güterzug auf. Bisher sind 18 Tote gezählt.

Ein Peterburger Dampfer, von Libau nach Rotterdam unterwegs) ist bei Skillinge (Schweden), g e- str andet. Der Dampfer, der 795 Passagiere an Bord hatte, sitzt sehr fest und hat 14 Fuß Wasser im Vor­derraum. Drei Bergungsdampfer sind von Kopenhagen abgegangen, um mit schwedischen Dampfern Hilfe zu leisten.

Auf der Station Karatschem (Orel), wurde ein Raub üb erfüll auf einen gemischten Personen- und Güterzug ausgesührt. Es gab viele Verwundete und ei­nige Tote.

In der Nähe von Nieu l-sur-l' Antise (Dep. Vendee) entgleiste ein Personenzug der Staatsbahn. Ein Reisender wurde gq'töjtet, 5 Personen, darunter 3 Bahn­bedienstete, sind verletzt.

Aus Württemberg.

Dieuftsachrichte«. B«förde r t: Die Postsekretäre tit Oier- postsekretäre Ratz bei de« Bahnpostamt Stuttgart znm Postinspekwr bei dem PostamijNc. t in Ulm und Weiß bei der Gmeraldiiekt on der Posten und Telegraphen zum Postinspeklor in Friedrichshofen.

Uebertragen: Dem Oberlehrer Beurlen an der Realschule in Aalen die realistische Profcsiorsstell« am Realprogymnasium in Calw dem Oberrealleh.er Schnapper an der Realschule in Ebingen eine Piofessorsstelle an dem Realprogymnasium und der Realschule in Heidenheim, dem Oberpräz-ptor Wiest an der Lateinschule in Bieiig- häm eine Oberpräzeptorsstclle an dem Realpropymnafinm in EclS- lingen, dem Reallehrer Nothhelfer an der Realschule in Horb eine Reallehre,sstelle an der Realschule in Biberach und dem Hilfslehrer Bezner an der Friedrich Eugens-Realschule in Stuttgart die Real- lehrersstelle an der Realschule in Backnang.

Versetzt: den Postinspektor Maier bet der Generaldirektion der Posten und Telegraphen nach Cannstatt. Kehm bei dem Postamt No. 1 in Ulm zur Generaldirektion der Posten und Telegraphen, Schupp in Tuttlingen zu dem Postamt No. l in Ulm und Linck in Göppingen zur Generaldirekt'on der Posten und Telegraphen.

Erteilt: dem Oberreallehrer Wölsflen an dem Gymnasium in Ulm die nachgtsuchle Dienstentlassung.

Zur Gemeinderatswahl schreibt derStaatsanz.": Wie die Zeitungen berichten, ist in den Städten Ludwigs- bnrg und Eßlingen vom Gemeinderat beschlossen worden, die diesjährige, nach dem Gesetz im Monat Dezember vor- zunehmende Gemeinderats- und Bürtzerausschußergänz- ungswahl nicht, wie das Ministerium des Innern durch allgemeines Gesetz vom 23. Sept. ds. Js. empfohlen hatte, gegen Ende Dezember, sondern wie bisher üblich, schon in den ersten Tagen dieses Monats stattfinden zu lassen. Der Gemeinderat ist zu diesem Beschluß zweifellos berech­tigt, da er es ist, der nach Art. 12 der Gemeindeordnung den Tag der Mihl zu bestimmen hat. Auch der ange­führte Ministerialerlaß konnte und wollte in dieses Recht, der Gemeindeordnung selbstverständlich nicht eingreifen, er wollte vielmehr, wie auch sein Wortlaut zeigt, fuasorisch aus die Gemeinden dahin einwirken, daß ein Wahltermin festgesetzt wird, welcher auch denjenigen Personen, die so­fort nach dem Inkrafttreten der Gemeindeordnung unter der von diesem Gesetz festgesetzten Erleichterung in das

Gemeindebürgerrecht ausgenommen werden, die Teilnahme an der Wahl ermöglicht. Wenn aber, wie das Mittags- blatt des Schwäb. Merkur vom 19. ds. Mts. für den vom Gemeinderat Ludwigsburg gefaßten Beschluß die Er­wägung maßgebend war, daß die Befolgung des in dem Ministerialerlaß gegebenen Rates sowohl praktisch un­durchführbar als gesetzlich unzulässig sei, so werde das eine noch das andere als zutreffend anerkannt werden." Tatsächlich ist es aber doch so, wenn das Ministerium die Richtigkeit des Standpunkts der Gemeindevertretungen von Ludwigsburg und Eßlingen auch nicht anerkennen will. Der Staatsanz. führt dann des Näheren aus, daß in den größeren Städten die Einreihung der anfangs De­zember neu aufgenommenen Bürger sofort bei der Anleg­ung der Wählerliste von Amts wegen allerdings nicht erfolgen könne, wenn die Wahleil noch im Dezember vor­genommen werden sollen, da bei der Proportionalwahl die Wählerliste mindestens vier Wochen vor dem Wahltag auf­gelegt werden müsse. Es sei aber auch gar nicht nötig, daß die Namen der neuen Bürger von Amtswegen in die Wählerliste ausgenommen werden, es genüge vielmehr nach Art. 13 Abs. 2. des Gesetzes, daß. die nachträgliche Auf­nahme ihrer Namen während der Auflegungsfrist ans dem Weg der Einsprache verlangt wekde. Wenn daher bei­spielsweise die Liste am Donnerstag den 28. November auf­gelegt würde, so könnten die am 2. oder 3. Dezember ans­genommenen Bürger in den Tagen vom 2. bis 5. Dezember ihre nachträgliche Aufnahme in dieselbe verlangen, die Wahl selbst aber könnte vom Freitag, den 27. Dezember an stattfinden.

Gerade diese Ansicht ist bestritten. Nach Art. 14 des Gesetzes kann eine Eichprache nur erfolgen wegenUeber- gehens von Wahlberechtigten, die in die Wählerliste aufzunehmen gewesen wären. Da nun" die nach dem 1. Dez. aufgenommenen Bürger zur Zeit der Anlegung der Wählerliste von -Amtswegen nicht aufzunehmen waren, so kann eine Einsprache von später aufgenommenen Bürgernwegen Uebergehens" auch nicht erfolgen. Aber abgesehen von diesen und anderen ge­setzlichen Erschwerungen sind gegen die Vornahme der Wahl zwischen Weihnachten und Neujahr die schwersten Bedenken geltend zu machen, da durch die Weihnachts­feiertage die Vorbereitungen zur Wahl beeinträchtigt wür­den. Das alles hätte der Gesetzgeber bei der Beschluß­fassung über die Einführung des Gesetzes berücksichtigen und einen früheren Termin für das Inkrafttreten des Gesetzes vorsehen müssen. Die Fehler, die der Gesetzgeber gemacht hat, können durch die Gemeindeverwaltungen nicht korrigiert werden.

Arbeitsnachweis. Der Septemberausweis der öffentlichen Arbeitsnachweise weist absolut betrachtet, immer noch ein recht befriedigendes Gepräge auf. Ange­bot und Nachfrage decken sich fast noch, es kamen näm­lich auf je 100 offene Stellen nur 101,1 Arbeitsuchende im September. Im Vergleich mit der Gestaltung des Arbeitsmarktes im Vorjahr freilich präsentiert sich der Herbstaufschwung im laufenden Jahre sehr viel schwächer als 1906, denn es kamen auf 100 offene Stellen im September d. I. Wb er, wie schon oben erwähnt, 101,1. Was die württem belgischen Arbeitsnachweise an­belangt, so ergaben sich für dieselben im September fol­gende-Ziffern:

Offene

Arbeit­

Besetzte

Stellen:

suchender

Stellen:

Ludwigsburg

578

557

277

Eßlingen

311

550

243

Tübingen

56

39

10

Reutlingen

203

180

84

Heidenheim

57

36

15

Gmünd

212

114

57

Heilbronn

569

745

379

Ravensburg

468

320

185

Ulm

1724

1184

602

Vom hiesigen

Arbeitsmarkt wird bemerkt, daß e

ungelernten Arbeitsuchenden unverhältnismäßig viele wa­ren, besonders von auswärts; im Baugewerbe habe sich der Geschäftslage folgend, Angebot und Nachfrage ver­ringert. _

Stuttgart, 21. Okt. Am Samstag erschien hier zum erstenmal 'eineGelbe Arbeiter-Zeitung, Or­gan der freien (nicht-sozialdemokratischen) Arbeiterschaft in Stadt und Land, Bruderorgan desZaune" (Paris), Zentralorgan der gelben Arbeiterpartei Frankreichs". Ms Chefredakteur zeichnet R. v. Veldegg, den Druck besorgt die Südd. Druckereigesellschtaft m. b. H. Stuttgart. Als Motto trägt das neue Blatt am Kopf die Sätze:Durch Erwerb­ung von Eigentum und Besitz zu wahrer Freiheit und Selbständigkeit der Arbeiter!"Durch- Eintracht zwischen Arbeiter uNd Arbeitgeber zu vereinter, für jeden frucht­bringender Arbeit!"

Stuttgart, 22. Okt. Zur 5z of theaterfrage erfährt das Neue Tagblatt, daß die maßgebenden Behörden an die Stadt Stuttgart das Ersuchen gerichtet haben, sie solle die von ihr bewilligte Summe von 1200 000 Mk. schon jetzt, d. h. bei Begiinn des Baues, für das kleine Thea­ter leisten. Die bürgerlichen Kollegien haben dies zuge­sagt Unter der Bedingung, daß der Hoftheater-Neubau nicht an der Stelle des Botanischen Gartens, sondern an die verlängerte Schillerstraße nach dem Projekt von Prof. Theodor Fischer erbaut wird.

Biberach, 22. Okt. Bei der gestrigen Stadtschult­heißenwahl in Buchau wurde Verwaltungsaktuar Laub zum Schultheißen gewählt.

Ravensburg, 22. Okt. Das vom Abg. Storzim Landtag seinerzeit angeregte Eisenbahnprojekt Essendorf- Waldsee-Weingarten-Ravensburg, ist, wie einer unter Führung des Abg. Keilbach dieser Tage vorstellig gewor­denen Abordnung seitens des Ministerpräsidenten und der Generaldirektion gesagt wurde, nicht durchführbar. In erster Linie steht im Weg, das zurzeit im Bau begriffene zweite Gleis Ulm-Friedrichshafen, 3 Gleise auf der Süd­bahn wären zu' viel. Würde man aber das eine Gleis über-Aulendorf fallen lassen, und dafür die Strecke Wald­see-Weingarten bauen, so kämen die Kosten wesentlich hö­her. Zudem würden die Stände ihren Beschluß über den Bau des zweiten Gleises Ulm-Ravensburg kaum ändern.