Wäbsüer Znreiger »sÄ Isgeölstt
mit Erzähler vom E>chwarzwald.
Lf,chti«! vi »Ne« SIrüü«O«. Md»nne«ent
I« «e? K«<, viMetjidN. «U^v 44 N.
dei »tk« »Skt. ?»e4»Ml»««> ««t S»te« kn Sk«- «. S»ch- d«»kr«rklts>s »rkkj. kk-i. »»rrrrk»Id är»»e»»«n IS. i. dieru Sritellgekl Z4 ^e-
krleton IK. 41.
Amtsblatt für die ^>tadt Wildbad.
Oerkündigungsblatt
der Ugl. Korstämter Diidbad, Meistern, Lnzklösterte »c. mit
amtlicher Fremdenliste.
Z»»«k«I« »« r p», H««»e»ige Iv ?t«. ck« k»k»- S»rmonlir«te.
kiekt»««« IS eiz 5rüir«ile.
k« Bi«Sesk»iun,«n üsk»t>
Mspnimenii n«i> Uekeirinkunk
letetzf-mm.-Iclrrrir:
. S>K»4rrv»»! er M!4s»s.
Wr. 248.
Zonnerriäg, den 24 . Oktober
LW7
Rundschau.
Liberale Einigrtng.
Der Einigungsausschuß der drei linksliberalen Parteien hat in seiner letzten Sitzung beschlossen' die schon im vorigen Jahre in Aussicht genommene Kundgebung am 10. November in Frankfurt a. M. abzuhalten. Die Feststellung der Einzelheiten ist einem besonderen Ausschuß übertragen worden. An die Versammlung wird sich ein gemeinsames Mittagsmahl <m- Mießen.
* * *
Dem Bundesrat
sind zur Vorberatung des Reichs haushalts- etats bereits eine Reihe von Einzeletats der einzelnen Reichsverwaltungen zugegangen. Die Etats der feineren Verwaltungen werden, wie die Voss. Ztg. hört, in den nächsten Tagen folgen. Die Beratungen der Ausschüsse über den Entwurf eines Börsengesetzes stehen unmittelbar bevor. Der Entwurf eines Vereinsgesetzes, der dem Bundesrat vor einigen Tagen zugegangen ist, und dem sehr umfangreiche Materialien über die Gesetzgebung der einzelnen deutschen Bundesstaaten und des Auslandes beigegeben sind, wird jetzt von den einzelnen Bundesregierungen erörtert und. in den ersten Wochen des November zur Verhandlung in den Ausschüssen gelangen. Die Beratung der N o v ell e z u.r Gewerbeordnung wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Bei dem Gesetzentwurf über die Haftung des Tierhalters und über die Aenderung der Maß- und Gewichtsordnung wird die Vorberatung verhältnismäßig kürzer sein können, weil der Bundesrat bereits früher hierüber eingehend verhandelt hat.
Ein Branntwein-Monopol?
Das B. T. hört aus bester Quelle, daß die Reichsregierung sich dahin entschieden hat, schon in der kommenden Session einABranntweinnzonoPolvorlage dem Reichstage zu unterbreiten. Die Verhandlungen mit dem Spiritussyndikat sind so gut wie abgeschlossen. Die Hauptpunkte sind kurz folgende: A
Die Reichsregierung verstaatlicht das Spi- !
ritussyndikat in seiner jetzigen Form nnd Gestalt.
Tie großen Sprits a riken werden vom Reich aufgekauft; die kleineren werden entsprechend abgefunden.
Die Reichsregierung bietet den Spiritusprvduzentcn die Gewähr, für den zu liefernden Rohspiritus derartig hohe Preise zu zahlen, daß sie den unter den jetzigen Verhältnissen erzielten Preisen zum mindesten gl eich kommen, wenn nicht gar darüber hinaus gehen.
Die Br a nn tw ein p r eis e werden entsprechend erhöht; die Mehrkosten sind also vom Konsumenten zu -tragen.
Der Reinertrag des Branntweinmonopols wird für die nächsten Jahre auf zirka 7 0 Millionen bemessen. Später soll die Einnahme aus dem Monopol gesteigert werden.
Das sind die Grundzüge des geplanten Branntweinmonopols; die Einzelheiten der Verhandlungen zwischen der Reichsregierung und der Jnteressenvereinigung entziehen Aich vorläufig noch der Oesfentlichkeit. Doch sei erwähnt, daß die preußische Regierung an diesen Verhandlungen zum Teil ausschlaggebend mitgewirkt hat. — Diese Vorlage wird man sich noch genauer ansehen müssen.
* * *
Die badische Zivilliste
soll erhöht werden. Sie betrug seit 1875 1598 983 Mk. Entsprechend der Erhöhung der Kosten der Lebenshaltung und namentlich des bedeutenden Zuschusses zum Karlsruher Hoftheater, soll wegen Erhöhung der Zivilliste für den jetzigen Großherzog an den Landtag herangetreten werden. Bekannt ist, daß der verstorbene Großherzog sehr sparsam lebte, ihm scheint daher der Gehalt noch ausgereicht zu haben.
Die Kosten der Haager Konferenz.
Während der 127 Tage, die die Konferenz- im Haag inAnspruch nahm, hatten dieDelegierten an 317 Essen teilzunehmen, die ihnen zu Ehren veranstaltet worden sind. Die Kosten dieser Abspeisungen werden aus 2 Millionen Mark geschätzt. Das kostspieligste waren die Men. die Senhor Barboßa (Brasiliens nab., der bei diesen Gelegenheiten rund 8000 Mark allein für Blumen verausgabte. Die Gesamtkosten der Regierungen beliefen sich
W»
»»WWW
«7)
Die blaue Dame.
Kriminal-Roman von Auguste Groner.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Er hatte ganz sanft geredet, und seine Augen und sein Mund — die lächelten dabei selig. Die Deisler ging kopfschüttelnd hinaus, um das Essen aufzutragen. Sie begriff des jungen Menschen Glücksgefühl nicht. Sie hatte eben keine Ahnung davon, daß und warum er noch immer an Sennfelds so warmen. Händedruck dachte.
Nach dem Essen durchforschte Jewljeff noch einmal die Zeitung, »in welche Toni die drei Goldstücke gewickelt hatte.
Es war dazu, wie- schon gesagt, das äußerste Blatt des „Linzer Tagblattes" vom 2. Juni verwendet worden.
Dieser Teil des Blattes enthielt den Leitartikel, ein Feuilleton, den Anfang des Berichtes über eine tumul- tuarische Sitzung im Gemeinderate und auf den zwei letzten Seiten Annoncen.
>,Ob sie sich dieses Linzer Blatt absichtlich kaufte?" fragte Jewljeff sich jetzt abermals, während seine Augen über die Inserate wandorten — dann wandte er, von einem Gedanken gepackt, das Blatt um. Er hatte jetzt die» letzte Seite vor sich. Aus dieser befanden sich die Inserate intimer Natur, die Verständigungen zwischen Flirtenden, die Heiratsanträge usw.
Ossip las jetzt langsam, ganz langsam und mit großer Aufmerksamkeit.
Und plötzlich stieg ihn: das Blut zu Kopse.
Seine Augen blieben wie gebannt auf einem der Inserate haften.
Es war ein Inserat, das nicht leicht einen anderen so interessiert hätte, als es eben ihn fesselte.
Es hatte gls Ueberschrift das Wort „Ennstaler".
Der Text lautete: „Keine Sorge. Bin ganz ruhig. Beweis: War gestern wieder auf dem Damischbachturm*). Erwarte Dich sehnsüchtig. Dortbleiben keinen Sinn. Sogar gewagt. Eine Freude. Vorgestern M. Maria Stiegen ausges."
Wieder und wieder las Ossip die paar Zeilen, dann
*) Ein von Hochtouristen stark frequentierter Berg im Gesäuse Ensial.
legte er das Blatt hin, stand aus und ging zu der Kommode, auf welcher hie Deisler ihre' wenigen schönen Sachen, ein Halleiner Salzkruzifix unter gläsernem Sturz, eine Lourdesmadonna und ein paar Kaffee-schalen stehen hatte. Aber natürlich interessierten nicht diese den Russen, der griff nach den obersten Nummern des Stoßes Zeitungen, welchen die Deisler da aufgestappelt hatte.
Und aus den letzten Seiten dieser Linzer Zeitungen suchten jetzt Jewljeffs Augen. Er hätte beinahe einen Schrei ausgestoßen, als er in der Nummer vom letzten Mai, über einer Annonce auch die Ueberschrift „Ennstaler" entdeckte.
Darunter stand: „Es bleibt bei der Abmachung. So werden wir wenigstens Sicherheit haben. Laß mich wissen, wie es Dir geht."
De.r Russe atmete tief auf, dann durchsuchte er die anderen Linzer Blätter.
Was er erwartet hatte, traf ein. In der Nummer vom 3. Juni befand sich, abermals ein Inserat mit der Ueberschrift: „Ennstaler", und darunter nur die Worte: „Uebermorgen früh. Nicht abholen."
„Uebermorgen", sagte Ossip leise vor sich hin, „das ist am 5. Juni gewesen. Das Mädchen ist also sm 4. Juni, nachts nach Wien gereist und" setzte er nach einer Weile hinzu: „Es war kein Radfahrer, es war ein Tourist, und zwar ein Hochtourist und — er hat mit Wien Beziehungen. Eine Kirche „Maria Stiegen" wenigstens befindet sich in Wien".
Die drei, ihn so interessierenden Zeitungen zu sich steckend, hinkte er in sein Zimmer hinauf.
Er schrieb einen längeren Brief, in welchem er an verschiedenen Stellen wie sie eben in seinen Text paßten, die drei „Ennstaler" Inserate einklebte.
Soeben wollte er die Hausmeisterin zu sich berufen, als sie von selber kam. Sie brachte einen Brief. Er kam aus Berlin. Jewljeff legte ihn seinem Schreiben bei.
Dieses ging noch in der Nacht nach seinem Bestimmungsorte, Venedig ab.
Ossip Jewljeff fuhr ebenfalls mit einem Nachtzuge
weg.
Sein Ziel war Linz.
-n * *
auf 12 Millionen Mark, von denen 4,5 Millionen für Telegramme verausgabt wurden. Auch hier steht Senhor Barbosa inbezug aus Länge imd Kostspieligkeit der Telegramme obenan.
* * *
- Steuerreform in Ungarn.
Im Abgeordnetenhause reichte Ministerpräsident We- kerle 7 aus die Steuerreform bezügliche Vorlagen ein. Es wird eine Einkommensteuer Angeführt, die auf Progression beruht. Das Exigenzminimum von 600 Kronen ist steuerfrei. Tie Grundsteuer wird pon 25 Prozent Reineinkommen auf 20 Proz. herabgesetzt, doch wird die bisherige Ungleichmäßigkeit der Besteuerung durch richtigere Einschätzung des Reinertrags beseitigt. Das Gesamtergebnis der Grundsteuer bleibt unverändert. Die Kapitalzins st euer wird von 10 auf 5 Prozent ermäßigt, doch sind Maßregeln getroffen, daß ein richtiges Einbekenntnis erfolgt. Tie Steuerhinterziehung wird'durch einen Zuschlag von 5 Prozent bestraft.
-1- * *
Peter arntsrnüde?
Allem Anscheine nach geht Serbien mit Riesenschritten einer neuen Katastrophe entgegen. Das Treiben der Regierung, die blutigen Gewalttaten gegen mißliebige Persönlichkeiten und die Heldentaten des Kronprinzen haben in der Skupjchtina wie im ganzen Volke eine tiefgehende Erbitterung gegen das Ministerium und die königliche Familie hervorgerusen. Aus Belgrad wird gemeldet:
Die hiesige politische Lage verschärft sich trotz der offiziellen Dementis in bedenklicher Weise. Selbst „wohlgesinnte" Politiker erklären die Situation für unhaltbar. Es verlautet bereits, daß sich der König ernstlich mit Abdankungsideen trage.
Tie Parteien der Opposition (Jungradikale, Nationalisten, Fortschrittler und ein Sozialdemokrat) einigten sich dahin, ein gemeinsames Manifest andas Volk zu richten mit einem Protest gegen die Vertagung der Skupschtina und einer Darstellung der tristen Verhältnisse im Lande. Die gesamte Opposition soll sich zu einem Block Zur Bekämpfung des Kabinetts Pasitsch zusammentun, und im Lande sollen überall gemeinsam Pro- tcstversammlungen abgehalten werden. Bei den bevorstehenden Gemeindewahlen soll die Regierungspartei ge-
Vierzehntes Kapitel.
Herr Grünwald, her Besitzer des Hotels d'Jtalie in Venedig, nahm soeben unter dem Torbogen Abschied von lieben Gästen und will sich schon wieder zurückziehen, da legt eine andere Gondel an. Grünwald tut einen Blick hinunter, dann greift er, lebhafter als sonst, nach seiner stadtbekannten, schwarzen Samtmütze, die seinen charakteristischen Kops erst recht zum Dogenhaupte macht. -
„Na, da sind Sie ja wieder einmal, lieber Müller!" ruft er und nickt dem Ankommenden gemütlich zu, Und als Müller auf festem Grunde steht, reicht Grünwald dem alten Manne die Hand nnd sagt, nachdem sie einander begrüßt haben, leise: „Was führt Sie denn dieses Mal her? Wieder ein Hochverratssall, wie vor zwei Jahren? Oder, wie anno Dreiundneunzig, ein Raubmord?"
„Diesmal handelt es sich um ein Menschenleben, Herr Grünwald", entgegnet Müller, „aber warum es verlöschen mußte, das weiß ich noch nicht."
„Sie werden es jedoch früher oder später wissen", sagt im Tone der Sicherheit der Hotelier, woraus man erkennen kann, daß Man nicht nur in Wien, sondern auch jenseits der Alpen Müllers große Tüchtigkeit und seine großen Erfolge kennt.
Er, der Bescheidene, der überhaupt in letzter Zeit an sich Zweifelnde, zuckt die Achseln.
„Ich bin alt geworden", sagt er traurig. „Mit sechzig Jahren leistet keiner mehr das, was er in seinen besten Mannesjahren hat leisten können. Es werden leider nicht nur die Haare grau, es werden auch Körper und Geist minder elastisch."
„Sie haben sich doch noch nicht zu beklagen", meint Grünwald freundlich. „Hat mir's doch Ihr Gönner und Freund, ja, ja, man kann ruhig Freund sagen, der Land- zerichtsrat, der natürlich zu Ostern Venedig wieder seine Visite abgestattet hat, erzählt, was sie im letzten Jahre noch geleistet haben.
„Zufall! Es lag da ja alles auf der Hand."
(Fortsetzung folgt).
!U!S