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mit Erzähler vom töchwarzwald.

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Amtsblatt für die Ltadt Mldbad.

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N241.

V e»S ag, den 15 Hktoöer

18«?

Der Hochverratsprozeß Liebknecht

hat mit der Verurteilung des Angeklagten zu einem Jahr und sechs Monaten Festung geendet. Vor der Ur­teilsverkündigung war es noch zu einem scharfen Zu­sammenstoß zwischen Liebknecht und dem Oberreichsan­walt gekommen. Der Oberreichsanwalt erklärte, daß er von der Behauptung, daß der Angeklagte eine ehrlose Gesinnung habe, nichts zurücknehme. Der Angeklagte habe auf ihn gezeigt mit der Bemerkung: Dort steht der Un­gesagte. Er stehe im Namen der kaiserlichen Regierung hier und weise ein derartiges Vorgehen entschieden zurück. Liebknecht erklärte, daß auch er nichts zurückzuneh­men habe und sagt zum Schluß:Ich mag meine Stelle im Saal nicht mit derjenigen des Oberreichsanwalts ver­tauschen. Daraufhin wurde das Urteil verkündet. Aus den Gründen ist nachfolgendes hervorzuheben: Der Ge­richtshof hielt den Tatbestand als erwiesen, daß in der Broschüre des Angeklagten die Vorbereitungen zu einem hochverräterischen Unternehmen vorliegen. Nicht um ein lehrhaftes Buch handelt es sich, sondern um die Bekund­ung einer politischen Gesinnung und ihre Betätigung durch Angabe von Mitteln, z. B. Geldsammlungen rc., durch welche die Ziele der Broschüre zu erreichen sind. Das hochverräterische Unternehmen erblickte der Ge­richtshof darin, daß der Angeklagte zur Organisa­tion der Jugend auffordert, mit dem Ziel, den Mi­litarismus zu bekämpfen und dadurch die Wehrverfassung zu beseitigen. Die letztere aber ist eines der Rechte des obersten Kriegsherrn, des Kaisers. Der Gerichtshof glaubt ferner, daß die gewaltsame Aenderung dieser Verfassung in der Broschüre gegeben ist, z. B. durch das Mittel der Fahnenflucht und noch andere. Eine ehrlose Gesinnung nehme der Gerichtshof nicht an. Der Angeklagte hat nur einer politischen Gesinn­ung Aufdruck gegeben, mag diese nun falsch sein oder nicht.

Ms der Angeklagte das Gerichtsgebäude verließ, durchbrach die vor dem Gebäude angesammelte Menge die Schutzmannskette und wälzte sich dem sozialdemokra­tischen Agitator entgegen. Es -entstand ein großer Tu­mult. Die Menge rief stürmisch:Hoch Liebknech t." Viele Personen drückten Liebknecht die Hand und küßten ihn.

Diese Kundgebung zeigt, daß man in der Bevölker­ung der Anklage kein Verständnis entgegenbrachte. Der

Die blaue Dame.

KnmivatRoman von Auguste Grauer 89) ^Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Und die zwei hatten ein Verhältnis."

Ja, es dauerte aber kaum ein halbes Jahr. Seit­her"

Seither, und zwar in diesem Winter hatte Herr Richard Bolkner, Ihrer Stiefschwester wegen ein Duell mit Baron Edmund Wallroth."

Das wissen Sie auch schon:? Aber deshalb"

Muß er durchaus nicht mehr in Verkehr mit ihr ste­hen. Das ist schon richtig."

Warum interessieren Sie sich also für ihn?"

J4ch interessiere mich derzeit für alle, welche Elise Dehmann geliebt oder gehaßt haben, und Volkner. . ."

. . . war einst oder möglicheweise noch jetzt ein Verehre Ihrer Stiefschwester. Wissen Sie daübex wixk- lich nichts?"

Nein. Er ist doch jetzt noch mein Freund ich meine. . ."

Was denn?"

Er schrieb mir unlängst erst, daß er derzeit den Weibern aus dem Wege geht."

Schrieb kr das vom Lido aus?"

Wer konnte Ihnen denn seinen Aufenthalt verraten? Jfch meinte, daß nur ich diesen kenne. Richard hält näm­lich den Grund seines Krankseins geheim. Sein schlag- hafter Vater würde sich furchtbar aufregen, wenn er wüßte, was eigentlich Schuld ist an Richards Lungenübel. Also den können Sie ruhig aus dem Spiele lassen."

Meinen Sie?"

Müller lächelte ironisch, dann sagte er:Man läutet schon zum zweitenmal."

Löhr erhob sich. Er trat ans Fenster.

Ah! Raimund, du bist schon da?" rief er hinaus, und eine frische Männerstimme antwortete:Fräulein Jettchen ist also noch immer verreist, und deine liebe Frau ist auch! nicht zu Hause. Da muß man freilich eine halbe Stunde vor dem Hause stehen. Und wir haben es doch schon recht eilig."

...Ich komme schon", antwortete Löhr dem Ungedul-

gemeine Mann kann es nicht verstehen, daß man wegen ! eines Buchs, das allerlei Theorien enthält, verurteilt wer­den kann und er wendet daher dem vom Strafgesetz Ver­folgten seine Sympathie zu. Ob im vorliegenden Fall mit Recht, ist schwer zu entscheiden. Das, was man aus der Gerichtsverhandlung erfahren hat, läßt erkennen, daß Liebknecht selber nicht recht weiß, was er will. Er per­sönlich glaubt, daß sein Buch gegen den Militarismus so aufgefaßt werden müsse, wie er es auslegt. Allein schon Bebel und Wollmar haben das Buch anders auf- gxfaßt als Liebknecht und haben vor der Kasernenagi­tation Liebknechts gewarnt. Sie wußten, daß das Buch in der Hand eines wenig geschulten Mannes gefährlich werden könnte. Allein von dieser Auffassung bis zum Begriff des Hochverrats ist noch ein weiter schritt. Es gibt noch mehr Bücher, die in der Hand ungeschulter Leute Verwirrung anrichten können, ohne daß deren Verfasser wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt worden wären. Zur Unschädlichmachung eines Buches gibt es noch andere Wege.

Das Urteil zeigt übrigens, daß das Reichsgericht die Tat des Angeklagten wesentlich milder beurteilt hat als der Oberreichsanwalt, der'zwei Jahre Zuchthaus und Ehrverlust beantragt hatte. Das Reichsgericht läßt dem Angeklagten den guten Glauben und die Ehre und gibt ihm lediglich für seine Torheit Men Denkzettel. Wir glauben, daß Liebknecht das Urteil des Reichsgerichts nicht schwer ausgenommen hat, macht es ihn doch, ohne ihm besonders wehe zu tun, zu einem populären Mann. Und das war er vorher sicher nicht.

In der Presse wird das Urteil verschieden beur­teilt. DieFrankfurter Zeitung" hält das Urteil für einen schweren Justizirrtum. In Liebknechts Vorschlägen liege weder ein Hochverrat noch überhaupt etwas Strafbares, das Delikt habe nur dadurch konstruiert werden können, daß man einige theoretische Bemerkungen der inkriminierten Broschüre in den Begriff des be­stimmten hochverräterischen Unternehmens einbezog.

Man hat kein Recht, die subjektive Ueberzeugung der Richter in Frage zu ziehen. Aber daß hier ein schwerer Justizirrtum vorliegt, ist uns klar, und Tau­sende werden derselben Ueberzeugung sein. Man stelle sich nur die Konsequenzen dieses Standpunktes vor! Es gibt unzählige Schriften, in denen sich Muster­ungen finden, die nach der vom Reichsgericht geübten Methode die Verfasser auf die Anklagebank gebracht hätten oder bringen würden, und zwar nicht etwa nur

in Schriftenrevolutionärer" Autoren, sondern auch sehr bürgerlicher. Man prüfe z. B. einmal die Werks Treitschkes unter jenem neuen Gesichtspunkt der Vor­bereitung strafbarer Handlungen, und man wird fin­den, daß er leicht in eine üble Lage hätte kommen können. Unter dieser Methode des Reichsgerichts ist es ja überhaupt nicht mehr möglich, ohne Rücksichten Theorien zu entwickeln, denn man muß sonst stets befürchten, auf irgend eine Denunziation hin die Theo­rie in eine strafbare Handlung verwandelt zu sehen."

DieNativ nalzeitung" schreibt zu der Ver­urteilung:Wenn es die Absicht war, von Staatswegen dafür zu sorgen, daß eine Mittelmäßigkeit wie Lieb­knecht jr. in Zukunft auch von den verständigen Leuten der eigenen Partei ernst genommen werden muß, so würde diese Absicht zuverlässig erreicht sein. So war es aber doch wohl jedenfalls nicht gemeint und darum soll man froh sein, daß der hoffnungsvolle Sprößlingj des alten Liebknecht nur zur Festungs- und nicht zur Zuchthausstrafe verurteilt worden ist." - »

DasBerliner Tagblatt" ist der Ansicht, daßj Liebknecht die Konsequenzen seiner Agitation zu tragen hat. Es schreibt:

Mit dem Urteil selbst wird sich auch der Ange­klagte abfinden können; er mußte als Jurist den I 86 des Strafgesetzbuches kennen, der schon eine ein hochverräterisches Unternehmen vorbereitende Handlung mit Zuchthaus oder Festungshaft bedroht. Vielleicht glaubte Liebknecht gerade aus seiner Kenntnis der Ge­setze heraus um die Schlingen dieses Paragraphen her­umtänzeln zu können. Er hat sich geirrt und muß die Konsequenzen seiner Handlungsweise tragen. Und man kann ihn nicht einmal bedauern, da man sich sagen mußte, daß seine Propaganda für seine Anhänger schlimme Konsequenzen nach sich ziehen würde. Tenn selbst vorausgesetzt, daß er selbst sich den Folgen sei­ner Agitation entzog, so war tausend gegen eins zu! wetten, daß sich seine juristisch weniger geschulten An­hänger strafbar machen würden, sobald sie das Lieb- knechtsche Rezept in die Praxis umzusetzen versuchten. Herr Bebel hat diese Gefahr mit sicherem Gefühl herausgefunden und deshalb der antimilitaristischen Agitation von vornherein scharfen Widerspruch ent­gegengesetzt. Er weiß aus seiner langen Praxis her­aus, daß man' die heutige Gesellschaftsordnung noch nicht umstürzt, wenn man mit unvorsichtigem Eifer an ihrer stärksten Stütze zu rütteln versucht.

digen und sich zu Müller wendend erklärte er ihm, daß das alte Fräulein Jettchen die Besitzerin des Häuschens sei und manchesmal Pförtnerdienste tue jetzt auf ein paar Tage zu ihren Verwandten gefahren und seine Frau ge­wiß einkaufen gegangen sei, er aber von seinem Freund zu einer Musikprobe abgeholt werde.

Dann ging er hinaus.

Gleich danach hörte Müller den anderen wieder recht lebhaft reden.

Ganz recht hast du vorgestern gehabt", rief der sehr lebhafte Raimund,es gibt notwendige, es gibt herr­liche Verbrechen. Dieser Fall in Lyon ist Wieder ein Be­weis dafür. Natürlich ist diese Gattenmörderin freige­sprochen worden. Diese Franzosen sind halt famose Ker-- le! Ob denn unsere Sumper auch so hoch menschlich em­pfinden würden, ein Weib freizusprechen die den gelieb­ten Mann tötet, weil er selber nicht den Mut hat, sein ehrlos gewordenes Leben hinzuwerfen, die ihr Liebstes lieber tot als vor aller Welt verurteilt sehen will."

Mit leuchtenden Augen und gerötetem Gesichte stürmte der junge Schwärmer in das Zimmer, in dessen Mitte er verdutzt vor,Müller stehen blieb.

Sie werden nicht übermäßig entzückt sein über unsere Ansichten", sagte Löhr matt lächelnd und stellte dann die Herren einander vor.

Da wurde Raimund Hellmer noch verlegener, aber es wurde ihm gleich wieder warm ums Herz, als Müller tiefernst sagte:Auch ich habe schon einigemale tiefe Sympathie für solche gehabt, die man Verbrecher nannte und habe manche Tat, die schließlich doch bestraft werden diese Blüten mi dem Allsdruck meiner Bewunderung Ih­rer Frau Gemahlin. Es tut mir recht leid, daß ich nicht mtzßte, für richtig und edel erkannt. Wir bilden also meine Herren", fügte er lächelnd hinzu,in dieser Be­ziehung einen schönen Dreibund. Jetzt aber gehe ich. Was wir zu besprechen hatten, Herr Löhr, ist ja bereits bespro­chen. Nur ein Anliegen habe ich noch! Ueberreichen Sie den Vorzug habe, dies selbst tun zu können."

Löhr nahm den Zweig entgegen, den er mit einem eigentümlichen Lächeln in den auf einem Nebentische be­findlichen Wafserkrug steckte. Er machte sich wohl ein wenig über die Sentimentalität des alten Herrn lustig.

Einige Minuten später gjngen die Herren schon di? Rote Berggafse hinunter.

Löhr hatte das Haus hinter sich abgesperrt.

Aber es war nicht leer, dieses hübsche, kleine Hau^ An dem Fenster, welches so reizend grün verhangen war, regte es sich.

Ganz sachte wurden die leichten Ranken auseinander; geschoben, und da kam das hübsche, jetzt aber totenblasse! Gesicht der Frau Löhr zum Vorschein.

Die Augen der jungen Frau schauten entsetzensvolk den Männern nach.

Oder schauten sie nur einem von diesen nach?

Die Ranken fielen wieder zusammen.

Die Hände, die sie auseinandergeschoben, hatten plötz­lich alle Kraft verloren. , j

Ein Schwindel hatte die Frau ergriffen. Sie wollte sich in einem der Sessel niederlassen. Aber sie erreichte ihn nicht mehr. Es wurde dunkel vor ihren Augen und! in ihren Ohren fing es zu brausen an. Im nächsten Au­genblick stürzte sie, wie vom Blitz gefällt, der Länge nach hin.

* * *

Am selben Vormittag hatte Müller sich die Ueber­zeugung verschafft, daß es einen höchst verschwiegenen, für Geld und gute Worte gar nicht zugänglichen und im üb­rigen äußerst bärbeißigen Hausmeister in Wien gäbe-

Selbige Persönlichkeit hatte er im Hause des Fabri­kanten Volkner kennen gelernt.

Anher Schwelle dieses Hauses muß man sagen, denn weiter kam Müller gar nicht.

Aber außerhalb dieses so wohlbehüteten Hauses brachte er etwas, djas ihn interessierte, in Erfahrung. Ein Ge­schäftsdiener, der das, noch eine Weile von Müller beobach­tete Haus des Fabrikanten verließ und mit derElektri­schen" fuhr, war viel gesprächiger als der Hausmeister. Müller hatte sich im Wagen neben ihn gesetzt und hatte sogleich mit ihm zu reden angefangen. Der M«nN be­kam den Eindruck, daß der ältere, gemütliche Herr, de? ihn aus Volkners Haus hatte kommen sehen, den Fabri- kannten gut kenne. Mülle hatte sich nach dessen der ma­ligen Befinden erkundigt.

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