würden sie es sich Wohl versagt haben, den Trancrzug durch ihre Teilnahme zu vergrößern, in dem sich der Kaiser und fast sämtliche deutsche Bundesfürsten befanden."

Einer der angegriffenen Genossen, Redakteur Kolb verteidigt im Bolksfreund die Teilnahme an dem Begäng­nis. Er führt an, daß der Parteivorstand der Auffor­derung, eine Fraktionssitzung einzuberufen, um zu der Frage Stellung zu nehmen keine Folge geleistet habe. Die Teilnahme sei sowohl aus parteitaktischen als allgemein menschlichen Gründen erfolgt. Die allgemein menschlichen Pflichten des Taktes, des Anstandes und der Pietät seien nicht an Parteiprogramm und Parteiprinzipien gebun­den glücklicherweise nicht. Die Behauptung, daß man zwischen einem liberalen und einem reaktionären Fürsten keinen Unterschied zu machen habe, sei zu albern, als daß er Kolb es für nötig halte, dagegen zu polemi­sieren. Zum Schluß weist Kolb die imVorwärts" ver­tretene Auffassung summarisch unter diepolitischen Kinderkrankheiten", die man nachgerade überwunden ha­ben sollte.

Soweit Kolb. Tie Radikalen wollen aber scheints die Gründe nicht gelten lassen, denn wie das Berl. Tagbl. meldet ist bei dem Vorstand der badischen sozialdemokrati­schen Landespartei ein Antrag eingegangen, die beiden Ab- geordrwten, die an den Beisetzungsfeierlichkeiten für den Großherzvg von Baden teilgenommen haben, Rechtsanwalt Dr. Frank-Karlsruhe und Redakteur Kolb-Karlsruhe, aus der Partei auszuschließen.

Das kann eine hübsche Auseinandersetzung geben.

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Vom bayerischen Landtag.

Der liberale Abg. Dr. Casselmann kam in seiner gestrigen Budgetrede auch auf die Auswüchse der katholi­schen Geistlichen zu sprechen. Zu der Aeußerung des Bi­schofs Dr. v. Henle in der Allgemeinen Zeitung bemerkte Dr. Casselmann, daß der Bischof die zitierte Aeußerung getan habe, wenn auch nicht in einer Ansprache an den Klerus, so doch unter anderem einem geistlichen Mitglied des Hauses gegenüber. Das Zentrum verhielt sich! hier vollkommen schweigend. Ebenso, als der Redner den Fall Grandinger unter Herbeiziehung wichtigen Materials ver­handelte. Trotz her Kundgebung des Erzbischofs von Bamberg habe dieser es nicht verhindern können, daß ein katholischer Geistlicher in die Kammer eingezogen ist, der sich offen als liberaler Mann bekennt. Der bayerischen Staatsregierung stehe die liberale Fraktion nach wie vor mit Mißtrauen gegenüber. Sie bekämpfe insbesondere die Haltung des Kultusministeriums, das in der Simultan­schulfrage aus Gefälligkeit gegen das Zentrum entschieden hat. Trotz der Uebermacht des Zentrums wird die liberale Fraktion mutig und rücksichtslos nach oben wie nach Unten ihrem Programm getreu arbeiten. Unter lebhaften: Bei­fall der Linken schloß die großangelegte Rede des Führers her liberalen Vereinigung.

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Zur Frage der Silbervermehrung schreibt dieNordd. Mg. Ztg.": Gegenüber der in einem Teil der Presse verbreiteten Behauptung über die Erhöhung des für die Silbermünzprägungen bestimmten Höchstbe- trags um 5 Mk. für den Kopf der Bevölkerung und über die Verwendung des ckus den vermehrten Prägungen sich ergebenden Münzgewinns wird darauf hingewieseu, daß die Erhöhung der gegenwärtigen Kopfquote (15 Mk.) zwar erwogen wird, daß jedoch eine bestimmte Entschließung nach dieser Richtung hin überhaupt noch nicht getroffen ist. Damit widerlegt sich auch die beabsichtigte Verwendung jenes Münzgewinns zur Deckung ordentlicher Ausgaben- Ueber die Schaffung eines neuen handliche­ren Fünfmarkstücks sind die Erwägungen noch nicht abgeschlossen. Daß diese Münze die BezeichnungReichs­taler" erhalten solle, ist amtlich nicht bekannt.

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Aus den deutschen Kolonien.

Aus Morogoro wird gemeldet: Die Beratungen zwi­schen dem Staatssekretär Dernburg und dem Gou­verneur haben zu einer vollständigen Uebereinstimmnng hinsichtlich der in O st afr ik a einzus ch l a g en den P o- litik geführt. Da der Staatssekretär mit Rücksicht auf den Beginn der parlamentarischer: Verhandlungen seinen Aufenthalt im Schutzgebiete nicht, wie er wünschte, hat verlängern können, kM der Gouverneur vorgeschlagen, im Laufe des Monats November zu einem Aufenthalt von etwa 2 Monaten nach Berlin zu fahren, um die gemein­same Ausarbeitung der verschiedenen zu treffenden Ver­ordnungen und gesetzgeberischen Maßnahmen in Gemein­schaft mit dem Kolonialamt zu übernehmen.

Aus Düdw estafrika wird das Wiederauftreten S i- mon Coopers gemeldet. Ter genannte Hottentottenfüh­rer foll angeblich mit 500 Mann gegen Hasnur im Vor­marsch begriffen sein. Nach einer in Berlin eingetroffe­nen Meldung des Gouvernements ist kein Grund zur Be­unruhigung vorhanden. Tie Begleitung Simon Coopers wird von amtlicher Stelle im Schutzgebiet auf etwa 200 Mann geschätzt. Es ist nicht unmöglich, daß sich zer­sprengte Herero und anderes Grenzgesindel bei Simon Cooper befinden. Im übrigen herrscht jedoch im Herero­gebiet sowohl wielpn der Nordgrenze bei den Ovambv voll­kommene Ruhe.

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Aus Marokko.

Die Kämpfe und Plünderungen der Stämme unter­einander dauern fort und üben eine Rückwirkung ans die Umgebung Casablancas ans. Es bilden sich Banden, welche die Vorposten des Lagers beschießen, und die ver­folgt werden müssen. Gleiche Zustände, nur noch in grö­ßerem Umfange, herrschen bei Udschda, von wo eine fran­zösische Kolonne ausgesandt worden ist, um einen unter­worfenen Stamm gegen unbotmäßige Stämme zu schützen. Tiefe Kolonne wurde angegriffen, hatte 4 Tote und 20 Verwundete, war aber schließlich siegreich. Ein Rachezug zerstörte am folgenden Tage die feindlichen Dörfer ohne Verluste. Ueberall wird der Krieg gegen Frankreich ge­predigt. Tie aus Marakesch abgegangene Mahalla unter dem Befehle Muley el Raschids hat ihren Vormarsch un­terbrochen, ha die Mehrzahl der Truppen nach dem Be­kanntwerden der Ankunft Abdul Aziz in Rabat desertierte. Der Befehlshaber ging zurück und hatte eine Beratung

mit Muley Hafid, der die Neubildung der Mahalla an­ordnete.

Tages-Chronik.

Berlin, 11. Okt. Die Nätional-Zeitung teilt mit: Die von uns seinerzeit veröffentlichte Verfügung des preußischen Kultusministers, wonach für die an den höheren Schulen und Fortbildungsanstalten ab­gehenden Schüler unter Hinzuziehung der Eltern und Vor­münder ein Kursus über sexuelle Aufklärung zu unterhalten ist, wird von Ostern an praktisch zur Ein­führung kommen. Der Besuch dieses Kurses, zu dem nam­hafte Aerzte und Gelehrte bereits ihre Mitwirkung zugesagt haben, soll nicht obligatorisch sein. Die Belehrungen sollen sich auf das Gebiet der .Hygiene, der sexuellen Gesund­heitspflege und die geschlechtlichen Krankheiten erstrecken.

Berti», 11. Okt. Man schreibt derBoss. Ztg.": Alle Nachrichten, welche die Verzögerung der Einbringung des Wetngesetzes und eine erneute Aufnahme von Verhandlungen über die Festsetzung des Entwurfes betreffen, sind unzutreffend. Die Vorlage wird bestimmt in dieser Tagung und zwar voraussichtlich nach Weihnachten an den Reichstag gelangen.

Berlin, 11. Oktober. Die deutsche Kochkunst- Ausstellung wurde heute vormittag hier eröffnet.

Berlin» 11. Oktober. Hiesige Blätter melden aus MünÄen-Gladbach: Der Fmnziskanerpater Nazarius vom Kloster in Aachen lehnre die ihm vom Staat tat­sächlich angebotene Kandidatur für den Posener Erzbischofs- stuhl ab.

Berlin, 12. Okt. DerVorwärts" meldet aus Effrn, daß der Sekretär des Knappschaftsoereins in Dortmund, Fretber, der 5000 M. unterschlagen hat, verhaftet worden ist. 2000 M. fanden sich bei ihm noch vor

Essen, 11. Okt. Um Arbeiter-Entlassun­gen in den Lafettenwerkstätten vorzubeugen, führt Krupp von Montag ab eine v erkürzte Arb eitszeit von 8 bis 31/2 Uhr ein.

Offeubach, 10. Oktober. Morgen wird im hiesigen Krematorium die etntausendste Einäscherung vollzogen. Die erste Verbrennnng erfolgte am 18 Dezember 1899. Während die Einäscherungen in den ersten Jahren kaum 100 betrugen, stieg die Ziffer in den letzten Jahren auf über 200 und ist in steter Zunahme begriffen.

Wien, 11. Oktober. Nach den letzten Nachrichten über das Befinden des Kaisers dauern die katarr­halischen Erscheinungen und leichles Fieber fort. Zu Be« sorgniffen ist kein Anlaß.

Wien, 12. Okt. Die Erkältung Kaiser Franz Josefs nimmt einen normalen Verlauf. Kaiser Wilhelm erkundigt lich täglich zweimal telefonisch nach dem Befinden Franz Josefs.

Graz. 12. Okt. In Teifaili (Steiermark) hat eine 25jähr. Frau ihren drei Kindern die Kehle durch­schnitten und hat sich dann selbst entleibt. Die Frau scheint geistesgestört gewesen zu sein.

Warschau, 11. Okt. In Lodz kam es heute gegen zehn Uhr vormittags in der Näh« des Kalischer Bahnhofs! zu einem blutigen Zusammenst 0 ß zwischen Militär und Terroristen, dis einen Ueberfäll der Geldpost vor­bereiteten. Man wechselte Salven. Wie bisher festge­stellt wurde, gab es auf beiden Seiten drei Tote und f: eben Verwundete, doch ist die Zahl der Opfer sicher bedeutend größer. In der Stadt herrschte eine unbe­schreibliche Panik. k

Der Zusammenstoß der beiden Züge aus der Main- r Neckarbahn hatte gewaltige Verkehrsstörungen zur Folge, ß Glücklicherweise bestätigt sich, daß ernste Verletzungen von - Personen picht vorgekommen sind. Zwar hat sich noch k eine Anzahl von Passagieren als verletzt gemeldet, doch > handelt es sich Nur um leichtere Fälle: Hautabschürfungen, S Quetschungen, Verstauchungen. Während der dreistündi- E gen, vollständigen Sperrung der Gleise wurden die Züge z der Main-Neckar-Bahn bis Louisa gefahren. Von? hier aus legte ein Teil der Reisenden die Strecke nach Z Frankfurt Zu Fuß zurück, die anderen wurden von der s städtischen .Waldbahn befördert, deren Züge überfüllt waren. Nachdem hie beiden Bebraer Gleise frei waren, wurde der gesamte Neckarbahn-Verkehr über Louisa-Sach- senhausen-Hauptbahnhof geleitet. Trotzdem gab es wäh­rend der Nacht und auch heute Früh noch, erhebliche Ver­spätungen, sodaß die Reisenden in vielen Fällen die An- z schlösse nicht erreichen konnten. Die Reisenden von Ber- z lin ,und Bebra benutzten von Offenbach die Lokalbahn s und von Sachsenhausen die Straßenbahn nach dem Haupt­bahnhofe. Die Postsendungen von Berlin, Württemberg und Basel erreichten weder Donnerstag Abend, noch'in der Nacht und Freitag Früh im Hauptbahnhof bei den Uebergängen die Anschlüsse. Der Materialschaden wird auf 50 000 Mark geschätzt.

An einem Neuvau der Gasanstalt tnKoburg brach Freitag nachmittag ein Gerüst zusammen. 3 Arbeiter wurden in die Tiefe gerissen. Einer erlitt einen Schädel­bruch und war sofort 10 t, die beiden anderen Arbeiter trugen erhebliche Verletzungen davon.

Die Ehefrau des Schneidermeisters Marten in Gött­ingen sprang nach einem Familienstreit mit ihrer zehn­jährigen Tochter in den Leinekanal. Beide ertranken.

In der Nähe von Goltfchee (Sleiermark) ist ein Wa­gen mit 12 Insassen von einer schadhaften Brücke in den Fluß gestürzt. Acht Personen sind ertrunken.

Einem Berliner Blatte drahtet man aus Rom: Un­geheures tragikomisches Aussehen erretzt in Italien der Fall der jungen Gräfin Eva Barbara Cornaro aus Ve­nedig, die den Senator Diego Tajani, den früheren Ju­stizminister, anklagt, sie verführt zu haben. Das Schönste > daran ist, daß der unternehmende Senator nicht weniger > als 87 Jahre zählt. i

Aus Aubenas (Dep. Ardeche) wird berichtet: Ein auf vulkanischem Grund lagernder Berg ist ins Gleiten geraten und reißt auf seinem Wege alles mit sich fort. 300 Meter einer Chaussee und zwei Brücken sind bereits zerstört. Ungefähr 1 Million Ku­bikmeter Erdmassen sind in Bewegung. Innerhalb eines Zeitraums von 26 Stunden legten sie eine Strecke von 900 Meter zurück. Ein Stillstand ist noch nicht einge­

i treten. Das Ereignis wird auf das Eindringen von r Quellen zurückgeführt. Ingenieure sind an der Arbeit, ? um der Verwüstung Einhalt zu tun.

Arbeiterbewegung.

Wasseralfingen, 11. Okt. In dem hiesigen Hüttenwerk ist unter den Arbeitern eine Lohnbewegung im Gange. Es herrscht unter der Arbeiterschaft eine Stimmung großer Unzufriedenheit darüber, daß eine Reihe von Wünschen, die auch in der Mg.-Kammer des Land­tags schon erörtert wurden, bis heute noch nicht erfüllt worden sind.

München, 11. Okt. Gestern haben auch die letzten Arbeitgeber im Möbeltransportgewerbeei- nen dreijährigen Tarifvertrag abgeschlossen, wo­durch der Friede endgültig gesichert ist.

Rotterdam 11. Okt. Die Reederei Thomson! u. Co. entließ heute 400 Dock arbeite r, welche sie vergeblich aufgefordert hatte, die Arbeit ihrem Kon­trakt gemäß wieder aufzunehmen. Einer der größten A r- beitgeber erklärte: wer entlassen ist, ist entlassen. Der Streik wurde leichtfertig unternommen. In Antwerpen war das Recht vielleicht auf seiten der Arbeiter, aber im Rotterdamer Hafen wird üer Arbeiter glänzend bezahlt. Die Wochenlöhne von 30 bis 40 Gulden sind keine Sel­tenheit. Wenn wir später entlassene Arbeiter teilweise wieder in Dienst nehmen würden, würde es! sicher sogenannte Unfälle" geben, wobei die neuen Arbeiter die Opfer würden. Der Arbeitgeberoerein hat heute auf ein Schrei­ben des Tockarbeiterbundes, welcher über die Bedingungen verhandeln wollte, wiederum ablehnend geantwortet.

Brüssel, 11. Oktober. In Antwerpen droht der Ausbruch eines n eu en Haf e narb eiter­st r e i k s. Der Führer Chapelle erklärte in einer heute abgehaltenen Versammlung der Dockarbeiter, die seit vor­gestern bereits auf verschiedenen Dampfern die Areit ver­weigern, weil die versprochene Lohnerhöhung nicht er­folgte, daß man eine letzte Frist bis Dienstags geben wolle. Sei bis dahin die Lohnerhöhung nicht be­kannt geworden, werde man von neuem in den Ausstand treten. Wie die Federation Maritime jedoch verlauten läßt, wird in diesem Falle sofort die allgemeine Anssper­rung erfolgen.

Mailand, 11. Okt. Der Generalstreik wurde beschlossen. Morgen wird auch keine Zeitung erschei­nen, da die Setzer in den Streik getreten sind.

Mailand, 11. Okt. Als heute nachmittag einige Aushilfsarbeiter der Gasgesellschaft nach dem Bahnhof gebracht wurden, um in ihre Heimat zurück- znkehren, da der Gasarbeiterausstand beendet ist, wur­den sie von den Arbeitern einer benachbarten Maschinenfabrik mit Steinwürfen ange­griffen. Hierbei wurde ein Arbeiter verwundet und verschiedene Fensterscheiben zertrümmert. Karabineri ver­suchten, der Ruhestörer Herr zu werden, wurden aber mit Steinwürfen empfangen. Die Karabinieri sahen sich ver­anlaßt, von der Waffe Gebrauch zu machen und gaben Feuer, 4 Arbeiter wurden verletzt, davon ei­ner schwer, die 3 anderen leichter. Die Arbeiter zogen sich dann zurück. Mehrere Geschäfte, darunter auch di« Gasgefellschast, hörten ans zu arbeiten. Auch die Stra­ßenbahn stellte den Betrieb ein.

Aus Württemberg.

Dicnftnachrichteu. Uebertragen: Die Stelle eines etats­mäßigen Regierungsbaumeisters bei der K. Kulturinspektion für den Neckarkreis dem Regierungsbaumeister Schweickhardt in Stutt­gart, diejenige bei der K. Kulturinspektion für den Scharzwald- kreis dem Regierungsbaumeistrr Kälber in Reutlingen und die­jenige bei der K. Kulturinspektion für den. Donaukreis dem Re­gierungsbaumeister Berner in Ulm, je eine Eisenbahnasststentenstelle in Kirchheim u. T. dem Eisenbahngehilfen Dreher und in Freuden­stadt Hbf. dem Eisenbahngehilsen Jakob Müller.

Versetzt: Den Oderamtssekretär Zimmermann in Blau­beuren seinem Ansuchen entsprechend auf die erledigte Stelle eines Kanzleibeamten bei dem Oberamt Geislingen, den Eisenbahnassi­stenten Schwarz in Reutlingen nach Ludwigsburg auf Ansuchen, die Oberpostassistenten Henke bei dem Postamt Nr. 1 in Reutlingen nach Tuttlingen, Bauer (Adolf) in Gmünd nach Böblingen und Stotz (Julius) in Ebingen nach Schorndorf.

Ernannt: Die Postpraktikanten 1. Klasse Lorenz zum Ober- postassienten in Oberndorf und Bauer (Hermann) zum Oberpost­assistenten in Friedrichshafen.

Eine Bischofrede. Anläßlich der in Rotten­burg tagenden 4. Generalversammlung des Kathol- Schulvereins für die Diözese Rottenburg fand auch ein Bankett statt, bei welchem der Landesbischof Dr. v. Keppler über das ThemaFamilie und Schule" sprach.

Der Bischof führte ungefähr aus: er sei freudig be­wegt, wenn er diese große Versammlung hier sehe, alle ein Herz und eine Seele in der wichtigsten Angelegenheit, die es für die Menschheit gebe, in der Fürsorge für das Kind. Freilich sei auch diese Freude keine un­gemischte. Dieses Arbeitsgebiet sollte eigentlich eine Oase des Friedens sein und sei dies auch lange gewesen. Dies sei nun aber anders geworden; jetzt sei kein Gebiet mehr umstritten als eben dieses.Wir suchen nicht den Streit, sondern den Frieden und wir suchen diesem Gebiet jene Ruhe wieder zu geben, die es so nötig hat, und auch wo wir kämpfen, tun wir dies nur, weil Nichtkämpfen Feigheit und Pslichtvernachlässigung wäre, und auch da kämpfen wir nur um den Frieden." Der Bischof führte Weiler aus, wie die Familie, der Grundpfeiler der mensch­lichen Gesellschaft, unter den Wehen, aus welchen dw moderne Zeit herausgeboren worden, unter den Wild- waffern der Unsittlichkeit, des Unglaubens und ver Ir­religiosität, unter der unruhigen sozialen Bewegung, un­ter verkehrten staatsrechtlichen Theorien, unter der Le:ch- tigkeit der Eheschließung und der Ehescheidung, unter dem Fabrikleber:, das Vater und Mutter viel vom Hache fernhalte, unter den entsittlichenden Einflüssen schlechter Literatur schwer "gelitten habe und .noch leide. Ange­sichts der entsetzlichen Folgen, welche diese Zustände im sich gebracht haben, denke jetzt aber eine gesunde Sozwl- wissenschaft doch wieder auf Mittel, wie man die Fa­milie heben könne. Daß dies nicht Möglich sei ohne d:e Hilfe des Christentums und der Religion, komme all-