mittags über Berlin. Gegen h/>5 Uhr passierte das Schiff die Linden und fuhr zum Schloß- um nachher ins Depot zurückzukehren. Eine große Menschenmenge verfolgte die Bewegungen des Luftschiffs. -

Berlin, 10. Okt. Das T.-Bl. meldet ans Wien: das Befinden Kaiser Franz J osephs, der an einem Katarrh erkrankt ist, gibt zu ernsten Besorgnissen Anlaß; es wird der Eintritt einer Lungenentzünd­ung befürchtet. Der Oberleibarzt Hirt neben dem Zim­mer des Kaisers Wohnung genommen.

Lübeck, 9. Okt. Das neu angelegte Kabel Lübeck- Fehlmarn-Dänemark, wodurch eine direkte telepho­nische Verbindung Berlin-Kopenhagen hergestellt wird, brachte bei den heutigen Probegesprächen vorzügliche Ergebnisse.

Düsseldorf, 9. Okt. Der nächstjährige Katholi­kentag, der inDüssel - orf stattfinden soll, wird vom 16. bis 20. August abgehalten werden.

Frankfurt, 9. Okt. Tie Köln-Düsseldorfer-Schiff- fahrts-Gesellschaft teilt der Fr. Ztg. mit, daß die Nachricht, die Gesellschaft habe die Schiffahrt eingestellt auf einem Irrtum beruhe.

Dresden, 9. Okt. Das sozialdemokratische Zentralkomitee für Sachsen erklärte, daß die Sti m- menabgabe sozialdemokratischer Wahlmänner im länd­lichen Wahlkreise Zittau für einenNationallibera- len kein Verstoß gegen die Parteigrundsätze sei.

Mannheim, >8. Oktbr. Eine Versammlung von Schmieden aus dem ganzen Lande, die am Sonntag hier stattfand, beschloß die Gründung eines Landes­verbandes. ^

Paris, 9- Okt. Infolge desUebertritts der Rhone über die Ufer erleiden die Züge beträchtliche Verspätungen. ^

Paris, HO. Okt. Die Loire mit ihren Zuflüssen ist über die Ufer getreten, wodurch große Uebersch wem- mungen hervorgerufen wurden. In Privas sind s i e- ben Personen ertrunken.

Billiers für Marne, 10. Okt. Auf dem hiesigen Friedhof wurde gestern das von den sächsischen Krie­gervereinen zum Andenken an die am 2. Dezember 1870 gefallenen Kameraden errichtete Denkmal eingeweiht. Der deutsche Botschafter in Paris und der Maire von Villiers hielten Gedenkreden. Die Gräber der gefallenen Franzosen und Deutschen wurden reich ge­schmückt.

London, ,9- -Okt. Aus Liverpool wird telegra- i phiert: Nach drahtlosen Telegrammen legte die Lnsi- tania,auf ihrer Fahrt nachNewyork von Montag ; mittag his Dienstag mittag 608 Seem eilen zurück. ! Ihre ^Durchschnittsgeschwindigkeit von Queenstvwn bis Kap Pace war 24,32 Knoten. Damit hat sie alle Re­korde überboten.

In Essen erstach der Fensterputzer Greddert auf der Straße seine neunzehnjährige Frau, als er sie mit einem Liebhaber traf.

Der Kafiterer oeS sozialcemokcal scheu Fabrikarbeiter- verbands m Bremen hat 1000 Mk. unterschlagen und ist flücbttg

Nach in London eingegangenen Nachrichten ist der Londoner ,Dampfer Merwintau von der Goldkreuz­linie letzten Freitag im Meerbusen von Biscaya unter- ge gangen. 5 von der Mannschaft und ein Passagier ertranken. Der Rest wurde von dem griechischen Dampfer Ch-ristofore Vagliano gerettet und in Gibraltar an Land gesetzt.

In Rußland gehen die Räubereien fort. Nach Meldungen aus Jekaterinoslaw wurde das Bahnpostamt Werchnedujeprowsk, wo sich ein Beamter und 5 Wachleute »ufhielten, bon 10 M ä nnernüierfallen. Sie war­fen zwei Bomben und eröffneten ein Revolverfeuer, durch das ein Wachmann getötet und der Beamte verwundet wurde. Durch Sprengung des Geldschrankes gelang es ihnen, 60000 Rubel zu erbeuten. Vor ihrer Flucht mach­ten 'sie Fernsprecher und Telegraphenapparate unbrauch­bar.

Arbeiterbewegung.

Antwerpen, 9. Okt. Das Komitee derUnion pour protection de travaill" beriet heute nachmittag die drei Petitionen um Lohnerhöhung der Ha­fenarbeiter und überwies diese den Spezialsektionen, deren Vorstände am 22. Oktober einen endgültigen Ent­schluß dem Zentralkomitee unterbreiten werden. Diese Verzögerung der erwarteten Lohnerhöhung führte zu ei­nem unangenchmen Zwischenfall im Hafen. Eine Gruppe von 50 Arbeitern verhinderte gewaltsam 30 Arbeiter, sich an Bord des Dampfers der Paketfahrtlinie zu begeben, um Lagerarbeiten zu dem alten Lohnsatz an­zunehmen. Die Polizei mußte einschreiten.

Rotterdam, 9. Okt. Etwa 1000 Dockarbei­ter erhielten heute ihre Entlassung, weil sie trotz vertragsmäßiger Verpflichtung in den Ausstand getreten waren. Ihre Arbeit ist von deutschen und zahlreichen aus der Provinz zuströmenden Arbeitern über­nommen worden.

Aus Württemberg.

Dieustuuchrtchten. Ern au ui: Deu OSerlaudeSgnkhtSrat Landau» in Slunpari zum sicllvektrrtendkn Mit«tted des Dl»üvti»ar- ho:» für'persckafltdeamie für die Dauer sei«» Hauvlaau«.

Uederrragen: Je eine Lehrstelle an der kdh Volksschule in Abl»«müud. OA. Aalen dem «emtvcnunterlehrer Josef Rovv in Saulxau, B-sfingen OA. Ulm dem Stellverlreler Bernhard Köhler in Laidach. OA Künzelsau, Geidlia e» a Si. dem Schullehrer Karl Schneider in «taselheim, AO Liderach Neckarsulm der Uuterlehceri» Sofie Frank in Teituang, Uttenweiler, OS Atedlivgen, der Ualer- lehreri« Margareta Eisele in Allshausen. O« Saulgan.

In de» Ruhestand versetzt: Den er eu Redakteur de» Staatdanzeiger» Prof fsor von Wieland seine« Ansuchen rntsvrechesd unter Auelkennun, sauer lan,jährige«, Neue, uad «isviietzltcheu Amtsführung. _

Arbeitsordnung für Werkstättenarbeiter.

Die Generaldirektion der Staatseisenbahnen erläßt eine Verfügung betr. die Ausgabe neuer Arbeitsordnungen für die Werkstättenarbeiter. An Stelle der Arbeitsord­nung für die Werkstättenarbeiter vom 5. Juni 1902, die mit wenigen Abweichungen auch seither für die Arbeiter

der Holztränkungsaustalt Zuffenhausen galt, ist nach An­hörung der Arbeiterausschüsse je eine neue Arbeitsord­nung für die Werkstättenarbeiter und für die Arbeiter der Holztränkungsaustalt in Zuffenhausen festgestellt wor­den. Die Arbeitsordnungen, sowohl die für den Aushang als auch die für die Aushändigung an die Arbeiter be­stimmten Ausfertigungen, werden mit den erforderlichen Abdrücken der auszuhängenden Unfallverhütungs-Vor­schriften den Inspektionen und der Oberbaumaterialver­waltung Heilbronn demnächst zugehen. Die neuen Ar­beitsordnungen find jedem Arbeiter auszuhändigen. Die alten Arbeitsordnungen und Unfallverhütungsvorschrif­ten sind einzuziehen und zu den ausgebrauchten Dienst­papieren zu legen.

Deutscher Kirchengesangverein. Im Konzert­saal der Stuttgarter Liederhalle fand am Mittwoch die 20. Hauptversammlung des Deutschen evangeli­schen Kirchengesangvereins unter zahlreicher Be­teiligung statt. Unter den Anwesenden befand sich Kult­minister v. Fleischhauer, der Präsident des evairge- lischen Ko nsistoriums, Dr. v. Sandberger, ferner "Prä­sident v. Zeller, als Vertreter der Königin Geh. Kab.-- Rat v. Kübel, als Vertreter der Laudesuniversität Pros. Dr. Karl Müller. Die Verhandlungen wurden mit Choralgesang eingeleitet, worauf Stadtpfarrer a. D. Abel das Eingangsgebet sprach und der Präsident, Prä­lat F l ö r in g, eine Begrüßungsansprache hielt. Den Vor­sitz in den Verhandlungen führte Prof. Smond -Straß­burg. Knltministcr v. Fleischhauer entbot der Ver­sammlung im Namen den Königs einen herzlichen Will­komm. Die Grüße der Königin überbrachte Kabinetts­rat v. Kübel und für die evangel. Oberkirchenbehörde Württembergs sprach Präs. Dr. v. Sandberger. Wei­tere Begrüßungsreden wurden gehalten von Prof. Dr. Müller-Tübingen, für die Universität, Stadtdekan Kä­ser für die Gesamtkirchengemeinde Stuttgart und von Stadtpsarrer Abel-Waiblingen namens des württ. Lan­desvereins der evangel. Kirchengesangvereine. Sodann wurden zahlreiche schriftliche Grüße und Glückwünsche zur Kenntnis gebracht, worunter solche von der Herzogin Wera, von Oberbürgermeister v. Gauß, von Präs. v. Gemmingen u. a. lieber den Stand des Vereines ver­breitete sich hierauf Prälat v. F l ö r i n g - Darmstadt. Wir haben das nähere hierüber gestern schon mitgeteilt. Pros. S p i t t a - Straßburg hielt hierauf einen Vortrag über die Bedeutung der freiwilligen Kirchenbehörde für die musikalische Erziehung des evangelischen Volkes. Seine Darlegungen gipfelten in der Hervorhebung der 'Gegner­schaft des Kirchengesangvereines gegen die Bewegung, welche die freiwilligen Kirchenchöre bekämpfe.

Württembergischer Goethebund. In Stuttgart hat der württ. Goethebund am Dienstag Abend seine Generalversammlung abgehalten. Im Mittelpunkt des Abends stand ein gediegener Vortrag von Geheimrat Pro­fessor Dr. Erich Schmidt über Anzengruber, mit dem der Referent in seiner Jugend in Berührung stand. Er charakterisierte bas dramatische Element Anzengrubers dahin: er habe weder durch die schwarze, noch durch die rosige Brille die Bauern gesehen, nicht unwahre Idyllen habe er gezeichnet, sondern die Bauern, wie sie sind, als Utilitarier; in der Technik griff er wohl zu naiven Mit­teln und unterbrach die langen Monologe und breiten Erzählungen durch Gesang und Tanz, aber nie hat er mit den plumpen Mitteln der Schlierseer und Tegernseer ge­arbeitet. Was er in seinen Banernstücken predigt, ist die tätige Lebensfreude, nicht die oberflächliche Lustigkeit und ans der anderen Seite die müde Resignnation der damaligen Wiener Dramatik. Nach dem Vortrag er­stattete der Vorstand des württ. Goethebnndes den Ge­schäfts- und Kassenbericht über das Geschäftsjahr 1905/06. Das Winterprogramm für 1907/08 bewegt sich auf den­selben Grundlagen, wie dasjenige der Vorjahre, nur wurde von den Jugendkonzerten wegen des minimalen Besuches der bisherigen für diesen Winter Abstand genommen.

Darmsheim, 9. Okt. Die Gaben für die Abgebrann­ten haben nunmehr die Summe von 40000 Mark in Geld erreicht. Zur unmittelbaren vorläufigen Verteilung kamen außer den Naturalien 1500 Mark. Wenn eine wirksame Hilfe den Abgebrannten zuteil werden soll, so muß die Summe der Liebesgaben noch eine erhebliche Steigerung erfahren. An der alten Brandstätte werden Heuer noch Kellergewölbe errichtet, in denen die Abge­brannten "wenigstens einen Teil ihrer Vorräte lagern können. Einigen Abgebrannten sind auch nicht unbeträcht­liche Geldsummen, die sie gerade zu Hause liegen hatten, im Feuer zerschmolzen, und sie konnten bei den Nach­grabungen später nur weniges mehr retten. Bar Geld wird von den Versicherungsgesellschaften bekanntlich nicht ersetzt.

Baihingen E , 9. Okt. Zu dem Selbstmord des Stadtschultheißen Bentel bemerkt derEnzbote": Die Erregung hierüber in hiesiger Stadt ist eine begreifliche. Ueber die Gründe dürfte die oberamtliche Untersuchung weitere Klarheit bringen. Zur Beruhigung können wir mitteilen, daß sowohl Stadtschultheiß Bentel als die Stadt­gemeinde Pachingen in der Haftpflichtversicher­ung sind. Als Stadtschnltheißenamtsverwesen wurde Herr Privatier Bester und als Stellvertreter für die standes­amtlichen Geschäfte Herr Stadtpfleger Wisch uf gewählt. Der Verstorbene hinterläßt eine Frau und 5 Kinder, Wel­chen sich große Teilnahme zuwendet. Die Beerdigung fin­det in Pforzheim statt.

Tuttlingen» 9. Okt. Die Streitfrage, ob die Stadt­verwaltung zur Bezahlung des von den hiesigen Geist­lichen an den mittleren und unteren Klassen der Real­schule seit Jahren erteilten Religionsunterrichts verpflich­tet ist, wurde von den bürg. Kollegien nunmehr dahin entschieden, daß den Geistlichen in Berücksichtigung vor­liegender Billigkeitsgründe künftig eine Belohnung aus der Stadtkasse gewährt wird. Seit Beginn des neuen Schuljahres haben in der hiesigen Latein- und in der Realschule mit Genehmigung der Ministerialabteilung für die höheren Schulen auch Mädchen Ausnahme gefunden.

Einem geriebenen Einbrecher, den beschäftigungslo­sen Johannes Lepple von Linsenhofen Oberamt Nürtingen festzunehmen, ist gestern der Polizei in Zuffenhausen

gelungen. Lepple war im Besitz einer Partie neuer Stiefel und trug lveitsr-noch zweihundert Mark in Bargeld lund Diebeswerkzeuge auf den Leib.

Der Wirt Schiefer in Unterreichenbach OA. Calw wurde unter dem dringenden Verdacht, den Tod seiner 26jährigen Ehefrau durch Mißhandlung verschuldet zu ha­ben, verhaftet.

Das große Zentral-Säge- und Hobelwerk G. m. b. H. in Biberach steht in Flammen. Das Feuer, das Mittwoch Mittag entstand, fand in den reichen Holzvor­räten eine gute Nahrung. Sämtliche Gebäulichkeiten sind binnen kurzer Zeit lein Raub der Flammen geworden. Das Feuer ist in einem Holzschuppen entstanden. Tie Ent- stehungsnrsache ist unbekannt. Die Geschäftsbücher und die Geldvorräte im Kontor konnten gerettet werden. Dp: Schaden wird auf über 100 000 Ml. geschätzt.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 9. Okt. Vor dem Schöffengericht stand heute der Inhaber der TrockeneierpnlverfabrikPa­cific", der Chemiker Karl Schwimmer, unter Anklage wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz und gegen das Gesetz betr. den unlauteren Wettbewerb. Beim Ver­trieb des von ihm hergestellten Trockeneierpulvers hatte er die Behauptung ausgestellt, daß 3 Gramm seines Trok- keneierpnlvers 5 natürliche Eidotter zu ersetzen vermögen. Sein Präparat war verschiedentlich im städt. chem. La­boratorium in polizeilichem Auftrag untersucht und da­bei festgestellt worden, haß der Inhalt eines Pakets von 3 Gramm, das zu 10 Pfg. verkauft wurde und das nach der Reklame 5 Eigelb ersetzen sollte, nur die wertvollen Bestandteile von höchstens einem halben Ei enthielt; au­ßer getrocknetem Eigelb enthielt d-w Präparat einen aus­giebig färbenden gelben Teerfarbstoff, sowie noch! andere hinsichtlich der Ernährung weniger wertvolle Produkte, als sie das Eigelb in sich birgt. Nach den Gutachten der Sachverständigen war der auf den Paketen nicht dekla­rierte Farbstoffzüsatz geeignet, in den mit dem Pulver her­gestellten Backwaren einen größeren Eigehalt vorzutäu­schen, als sie wirklich enthielten. Geladen waren als Sachverständige Dr. Mezger vom städt. chem. Laborato- reinm. Das Urteil lautete auf 50 Mk. Geldstrafe event. 5 Tage Gefängnis; außerdem wurde die öffentliche Be­kanntmachung des Urteils angeordnet. Ter Angeklagte will gegen das Urteil Berufung einlegen.

Ravensburg, 9. Okt. Der 27 Jahre alte. Friseur Josef Hauser von Meersburg, welcher am 1. August 1907 in der Radwirtschaft zu Friedrichshafen die Kell­nerin Therese Bielweib, seine frühere Geliebte, in der Ab­sicht, sie zu töten, mit einem Revolver in die Brust ge­schossen und schwer verletzt hat, wurde heute nur der ge­fährlichen Körperverletzung für schuldig erkannt und zu der Gefängnisstrafe von zehn Monaten verurteilt.

Paris, 9. Okt. Der russische Anarchist Ja­kob Law, der am 1. Mai auf die Soldaten auf dem Place -de la Republique geschossen hat, ist zu 15 Jahren Zwangsarbeit mit daran anschließender Ausweisung aus Frankreich auf 20 Jahre verurteilt worden.

Hochverratsprozeß Liebknecht.

Leipzig, 9. Okt. Ein Hochverratsprozeß be­gann gestern vor dem Reichsgericht. Rechtsanwalt Dr. Liebknecht- Berlin hatte sich wegen Vorbereitung zum Hochverrat durch seine SchriftMilitarismus und Anti­militarismus unter Berücksichtigung der internationalen Jugendbewegung" zu verantworten. Der Angeklagte machte zunächst Angaben über die Veranlassung zur Ab­fassung der Schrift und erläuterte das Wesen der so­zialdemokratischen Jugendorganisationen. Dann wurde in die Beweisaufnahme eingetreten. Die Verlesung der inkriminierten Schrift dauerte bis 6H4 Uhr. Dem An­geklagten wurde nochmals Gelegenheit gegeben, sich über die Anklage zu äußern. Er bestritt, irgend etwas getan zu haben, was als Vorbereitung eines Hochverratsunter­nehmens angesehen werden könne. Die Anklage stelle den Sinn seiner Schrift anders dar als er in Wirklichkeit sei. Auch sei die Anklage auf andere Punkte ausgedehnt worden, als in der Anklageschrift angeführt sei. Gegen die Auffassung, daß er Frankreich zu einem Angriff gegen Deutschland anfhetzen wollte, enthalte seine Schrift die vernichtendsten Argumente. Der Angeklagte erklärt schließ­lich, er habe sich innerhalb seiner Partei ausdrücklich gegen die Kasernenagitation gewendet. Verlesen wird die Aeußerung von Vollmars auf dem Essener Parteitag und die Antwort des Angeklagten darauf. Nach weiterer Er­örterung der Stellung des Angeklagten zu Herve bezüg­lich der antimilitaristischen Agitation wird die Verhand­lung nach 9 Uhr auf morgen Vormittag vertagt.

Haftpflicht des Turnlehrers.

Essen /Ruhr), 2. Okt. Während der Tu rnstunvs kam ein Schüler bei einer Reckübung zu Fall und erlitt einen Armbruch, der die Ueberführung ins Krankenhaus notwendig machte. Der Vater des Schülers verlangte nun von dem Lehrer, der die Aufsicht geführt hatte, Schaden­ersatz mit der Begründung, daß der Lehrer durch Fahr­lässigkeit die Verletzung herbeigeführt habe. Der Beklagte habe ferner die pflichtgemäße Aufmerksamkeit dadurch au­ßer Acht gelassen, daß er zwei ungeeignete Schüler ange- niesen habe, in Hilfsstellung zu gehen. Der Beklagte be­antragte Abweisung der Klage, indem er bestritt, den Un­fall durch Fahrlässigkeit verschuldet zu haben, da der Schü­ler den Armbruch bei einer Kürübung erlitten habe. Er selbst könne bei einer Klasse von etwa fünfzig Schülern nicht jeden einzelnen Turner beaufsichtigen; ferner seien die von chm mit der Wahrnehmung der Hilfsstellung beauftragten Schüler hierzu durchaus geeignet gewesen. In dem vom Landgericht Essen gefällten Urteil heißt es n. a.: Selbst wenn man eine fahrlässige widerrechtliche Verletzung des Schülers durch die mit Hilfsstellnng be­auftragten Schüler annehmen wollte, so würde eine Ersatz­verbindlichkeit des Beklagten zu verneinen sein, weil er fei­ner Aufsichtspflicht genügt hat. Er hat dieser Pflicht Puch insbesondere hinsichtlich der Auswahl der mit Hilfsstellung zu beauftragenden Schüler genügt. Die Klage rvar da­her abzuweisen.

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