Selbständigkeit der einzelnen Parteien aus ein Zusam­mengehen bei den bevorstehenden Reichstagswahlen hinzu­wirken, zur Förderung des Zusammenwirkens der Links­liberalen einen Ausschuß von Vertrauensmännern zu bilden sind in einem gemeinsamen Ausruf an die Notwendigkeit des Zusammengehens aller wirklich liberalen Kreise hin- zuwirken.

Dieses Programm nmrde auch verwirklicht.

In dem Wahlkamps, der unerwartet schon einen Mo­nat nachher ausbrach, gingen die Parteien zusammen, der Ausschuß hat sich am 14. April in Berlin konstituiert und zu Pfingsten erschien der gemeinsame Aufruf.

Daneben haben sich sofort bei Wiederzusammentritt des Reichstags im Februar die drei linksliberalen Frak­tionen desselben zusammengeschlossen: sie beraten gemein­sam und bilden zu bestimmten Zwecken eine Fraktionsge­meinschaft; haben auch einen eigenen Ausschuß. Des­gleichen haben sich die Fraktionen der Freisinnigen Volks­partei und der Freisinnigen Vereinigung im preußischen Abgeordnetenhaus zu gemeinsamen Sitzungen zusammcnge- tan.

Eine Verpflichtung auf unser Frankfurter Minvestpro- gramm hat nicht stattgefunden, dagegen haben eine Reihe anderer liberalen Organisationen dasselbe ihren Bestreb­ungen zu Grunde gelegt.

So sind die Formen für ein Zusammengehen der ent­schieden Liberalen gegeben und mit Freude dürfen wir hin­zufügen: Es ist auch,der rechte Geist vorhanden, diesen Formen Leben einzuhauchen.

Man kann nicht gerade sagen, daß der Zusammen­schluß ganz leicht vor sich gegangen sei, es war von allen Seiten viel Geduld und viel guter Wille von Nöten, und wenn wir von der Deutschen Volkspartei nicht in der öf­fentlichen Meinung so vorgearbeitet hätten und das Ver­trauen der anderen Parteien nicht seit langem besäßen, wäre wahrscheinlich die Bombe der Reichstagsauflösung geplatzt, ehe wir uns zusammengesunden hätten. So konnte schon im Wahlkampf das planmäßige Zusammengehen der drei Parteien anderen liberalen Gruppen Gelegenheit zum Anschluß und zum Zusammenarbeiten geben und die Par­teigenossen manchen Wahlkreises wissen, wie viel sie zum Beispiel der Mitwirkung der süddeutschen Liberalen verdan­ken.

Mauern, die zwischen uns bestanden, sind gefallen, neue Bande haben sich geschlungen, und wenn der Entschie­dene Liberalismus nun etwas zuversichtlicher in die Zu­kunft schaut, so ist es nicht nur, weil ihm die Gunst des Augenblicks ein wenig lächelt, sondern weil er weiß, daß er sich unter mancher Selbstentsagung selbst in die Lage versetzt hat, so zu arbeiten, wie es erforderlich ist, wenn er etwas bedeuten soll.

Niemals war uns je der Zusammenschluß nötiger als gerade für dieses Jahr.

Die Organisation funktioniert, wie ihr das auch auf dem Freisinnigen Parteitag freudig bezeugt wurde, bis jetzt recht gut.

Daß nun sofort alles ganz glatt und ohne Reibungen verlause, kann ein vernünftiger Mensch nicht erwarten. Wir in der Deutschen Volkspartei sind in einer angenehmen Lage: Konfliktsstofse zwischen uns und den beiden anderen Parteien waren stets selten und wurden von Jahr zn Jahr seltener, seit Jahren verkehren wir freundschaftlich mit beiden. Anders bei den beiden anderen, die Jahre hin­durch in scharfem persönlichem und sachlichem Konkurrenz­kampf gegeneinander standen. Keinem Menschen ist es gegeben, die in dieser Zeit gewonnenen Eindrücke und An­schauungen mit einem Schlag vollständig zu verwischen oder gar in ihr Gegenteil zu verwandeln. Es ist aller Eh­ren und alles Tankes wert, daß der Zusammenschluß so­weit gediehen ist. Zeit und Zusammenarbeit allein kön­nen die noch verbliebenen Reste des früheren Mißtrauens beseitigen, Verschiedenheiten des Temperaments, Nuan­cierung der Auffassungen werden stets ihre Wirkung aus- üben und so kommt ,es vor, daß einmal einer einen Sei­tensprung macht, welcher der allgemeinen Richtung unserer Taktik widerspricht, oder daß dann die andern bei der sachlichen Abwehr persönlich des Guten etwas zu viel tun.

Das muß man nicht tragisch nehmen. Bei gutem Willen und dieser ist allerseits vorhanden kommt man über viel größere Schwierigkeiten weg. Die Or­gane zur Schlichtung sind äußersten Falls vorhanden, Und was die Deutsche Volkspartei an freundschaftlichem Aus­gleich leiste,: kann, wird sie freudig leisten. Hinwegkom­men wird man auch über die unangenehmste aller Er­scheinungen, daß hier und da Organe, auf welche der Block selbst ohne Einfluß ist, bewußt oder unbewußt an der Störung unseres Friedens arbeiten. Alle diese Trüb­ungen werden übrigens zurücktreten, in dem Augenblick, in welchem der liberale Block, zu freiheitlicher Arbeit be­rufen, mit Erfolg in die praktische Politik eingreift. Ist ein solcher Zeitpunkt in nahe Aussicht zu nehmen? Pro­phezeien ist ein mißliches Handwerk, aber ich glaube: ja! und möchte gleich beifügen: wenn nicht jetzt, dann wahr­scheinlich auf sehr lange nicht mehr. Die Lage ist nicht einfach, aber ziemlich klar. Vom Reichskanzler wollen wir hier nicht lange reden:, er steht und fällt mit der Politik des Kaltstellens des Zentrums, die er am 13. Dezember eingeleitet hat. Man mag von der Verträglichkeit und Anpassungsfähigkeit beider Faktoren noch so viel halten: In die Bruderarme können sich das jetzige Zentrum und der jetzige Kanzler nicht mehr sinken. Und km der Kanzler allem Anschein nach derzeit nicht die Absicht hat, zu re­signieren, dürfen wir annehmen, daß er alles daran setzen wird, seine Politik durchzusetzen.

Es hat auch den Anschein, als ob er dazu aus Unter­stützung von oben ich meine nicht den Himmel (Hei­terkeit) zu rechnen hätte, und als sicher nehme ich an, daß die verbündeten Regierungen, die wohl auch alle ihre Erfahrungen mit dem Zentrum gemacht haben werden, seine Politik aus Ueberzeugung mitmachen. Tie Schwie­rigkeit liegt nur darin, für dieselbe eine sichere Mehr­heit im Reichstag zu finden. Das erscheint verhältnis­mäßig einfach, soweit sie negativer Art, d. h. nur darauf gerichtet ist, das Zentrum in die von ihm jahrelang ein­genommene ausschlaggebende Stellung nicht wieder ein- rücken zu lassen. j

, Aber damit ist natürlich noch nichts getan: das Deich !

hat positive Aufgaben zu erfüllen und da sich das Zen- l trum nach menschlichen, Ermessen, soweit dieselben unan- j genehmer Natur sind, seiner bisherigen Mitwirkung da­zu entschlagen wird und mit einer vernünftigen Politik der Sozialdemokratie heute noch nicht zu rechnen ist, wird diese Aufgabe der kleinen Mehrheit, dem sogenannten Block zufallen. Von der unglückseligen BezeichnungPaarung" ist man zweckmäßiger Weise wieder abgekommen. Kon­servativ und liberal, die geborenen Gegensätze, können sich nicht paaren, d. h. zu einer inneren Einheit zusammenfin- den, sie würden damit nutzlos gegenseitig ihre Existenz­bedingungen aufgeben. Wegen dieses begreiflichen, un­überbrückbaren Gegensatzes können sie auch taktisch nicht auf Zeit und Ewigkeit Zusammengehen.

Aber sie können sich auf kürzere oder längere Zeit zu planmäßiger Verfolgung bestimmter Ziele und zu ein­heitlicher Besorgung gemeinschaftlicher Geschäfte zusammen­tun, und das haben sie im Reichstag auch bereits getan, und auf diesem Vorgang beruhen für die nächste Zeit unsere Hoffnungen.

Daß dabei sich der eine Teil dem anderen, etwa zur selbstlosen, lückenlosen, Durchsetzung des politischen Und wirtschaftlichen Programms des anderen zur Verfügung stellen werde, hat keiner vom anderen erwartet.

Im großen und ganzen muß jeder bei seiner Welt­anschauung und seinem Programm bleiben; aber verstän­digen kann man sich von Fall zu Fall, ja gewisse Richt­linien sind w enigstens für die nächste Zeit jetzt schon gegeben.

Im übrigen wird jeder Teil damit rechnen müssen, daß er die Erfüllung manchen Wunsches wird vorerst zurück­stellen müssen, und es müßte seltsam zugehen, wenn der eine oder der andere nicht auch hie und da in die Lage versetzt wurde, zu einer Maßregel seine Zustimmung zu geben, der zuzustimmen ihm herzlich widerstrebt.

Rundschau.

Zum Tod des Großherzogs von Baden.

Auf der Mainau war von Dienstag früh 10 Uhr an dem Publikum die Besichtigung der Leiche des Groß­herzogs, die in der Schloßkapelle aufgebahrt ist, ge­stattet. Bis auf mehrere Hundert beläuft sich die Zahl der Kränze, welche auf dem Totenbett sowohl wie am Katafalk von höchsten Herrschaften niedergelegt wurden. Alle Höfe senden zu der Beisetzung Vertreter. Auch Vertreter des Bundesrats und des Reichstagspräsidiums werden sich nach Karlsruhe begeben.

Die Ausschmückung des Eisenbahnwagens, der die sterblichen Reste des verstorbenen Großherzogs nach Karlsruhe bringen soll, wurde heute vollendet. Ein vier- axiger, ganz schwarz behangener Gepäckwagen wird den Sarg ausnehmen. Die Lokomotive ist bis zum Führer­stand mit umflorten Girlanden behängen. 120 Personen geleiten den Kondukt nach Karlsruhe. Sämtliche Loko­motiven, die dem Trauerzug begegnen, werden Flor und Lorbeerkranz tragen. Der Zug fährt, wie die Frau Groß­herzogin schmerzlich bemerkte, den gleichen Weg, den sie einst als glückliche junge Gattin nahm. Während der Ueberfuhrung werden in Konstanz alle Geschäfte ruhen.

Die Beisetzung des Großherzogs im Mausoleum in Karlsruhe erfolgt am Montag den 7. Oktober, vor­mittags 11 Uhr. Großherzog Friedrich II. soll, wie nach derBad. Landesztg." bestimmt verlautet und wie von vornherein zu erwarten war, sämtliche Minister ge­beten haben, im Amt zu bleiben und die Arbeiten auch ferner im Sinne des verstorbenen Großherzogs weiter zu führen. Von einer neuen Huldigung, wie sie im Jahre 1852 stattfand, soll, wie wir auch schon angekündigt haben, abgesehen werden. Sämtlichen Beamten wurde mitgeteilt, daß der Eid, den sie dem verstorbenen Großherzog geleistet haben, ohne weiteres auf Großher­zog Friedrich II. übergehe. Als eine der nächsten Re­gierungshandlungen des neuen Großherzogs wird eine allgemeine Amnestie angekündigt. Wegen Er­richtung eines Denkmals für den verstorbenen Groß­herzog hat der Karlsruher Stadtrat Schritte unternom­men; endgültige Beschlüsse sind noch nicht gefaßt.

Der Großherzog ordnete für die Offiziere der ba­dischen Truppenteile eine sechswöchige Trauer an bis einschließlich 9. November. Drei Wochen ist tiefe Trauer zu tragen. Bis zur erfolgten Beisetzung am 7. Oktober flaggen die Militärdienstgebäude auf Halbstock. Bei per Ueberführung der Leiche am Mittwoch den 2. Oktober, über Basel nach Karlsruhe durchfährt der Eisen­bahnzug die Truppenstandorte in langsamer Fahrt. Die Truppen stehen (die Berittenen zu Fuß) an der Bahn oder in der Nähe des Bahnhofes in Paradeanzug und salu­tieren bei Ankunft des Zuges.

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Die liberale Einigung.

Der Delegiertentag der bayerischen National- Sozialenin München beschloß, an dem Gedanken der liberalen Einigung festzuhalten und für einen näheren Zu­sammenschluß der einzelnen liberalen Gruppen einzutreten.

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Derrote Postmeister".

Der frühere sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Julius Motteler, ist in dev Universitätsklinik in Leipzig im Alter von 69 Jahren gestorben. Motteler war Würt- temberger, im Jahre 1838 in Eßlingen geboren. Der deut­schen Sozialdemokratie gehörte er seit ihrem Bestehen an. Seit 1874 war er Leiter der Druckerei des sozialdemokra­tischenVolksstaat"; 1879 traf auch ihn die Ausweisung und er ging nach Zürich, wo er den Schmuggel desSozial­demokrat" nach Deutschland organisierte. Daher sein Bei­name: derrote Postmeister". Im Jahre 1888 auch aus der Schweiz ausgewiesen, ging er nach London, um von dort diese Tätigkeit fortzusetzen. Als ihm die Rückkehr nach Deutschland wieder möglich war, zog er nach Leip­zig und wurde 1903 Reichstagsabgeordneter von Leipzig Stadt, welches Mandat bei den letzten Wahlen der So­zialdemokratie wieder verloren ging. Mit Motteler ist einer der letzten Parteiveteranen, die in den Anfängen der sozialdemokratischen Bewegung eine Nolle gespielt haben, aus dem Leben geschieden.

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Das englisch-russische Abkommen

wird in der japanischen Presse als machtvoller Beitrag zur Aufrechterhaltung des Weltfriedens begrüßt. Man schätzt besonders die Tatsache, daß die Verantwortlichkeit Japans hinsichtlich der englisch-japanischen Allianz in dan­kenswerter Weise durch das englisch-russische Abkommen verringert wird, >veil es, die Ruhe an der indischen Grenze sicherstellt.Nichi Nicht" veröffentlicht ein Interview des Grafen Okuma, nach welchem er der Meinung Ausdruck gegeben haben soll, es bestehe eine nicht veröffentlichte englisch-russische Verständigung in Bezug aus die Bal­kanstaaten und Kleinasien, und hierdurch werde die Sorge wegen des Entstehens zukünftiger Verwicklungen

noch mehr beseitigt.

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Zum Balkanstroblem.

verbreitet das Wiener K. K. Telegraph. Korrespondenz- burean folgende halbamtliche Kundgebung: Die Begeg­nung zwischen Herrn v. Jswolski und Frhrn. v. Aeh- renthal, die den Charakter großer Herzlichkeit trug, bot diesen beiden Staatsmännern Gelegenheit zu einem Meinungsaustausch, der die politische n Ver­hältnisse in Europa im allgemeinen und ganz be­sonders jene Fragen umfaßte, auf die sich das Einver­nehmen der beiden Kabinette hinsichtlich des Balkans bezog. Der Ausdruck dieses Einvernehmens war das Pro­gramm von Mürzsteg. Seit damals haben sich die bei­den Regierungen fortgesetzt bemüht, dieses Programm zur Durchführung zu bringen, und besonders in der letzten Zeit ist in dieser Richtung ein wichtiger Schritt ge­schehen. Die Botschafter von Oesterreich und vpn Ruß­land in Konstantinopel haben ihren Kollegen einen Ent­wurf mitgeteilt, der die Verbesserung der Rechtspflege in den makedonischen Vilajets betrifft und gegenwärtig von den Vertretern der Mächte geprüft wird. Die Unter­stützung, die das von beiden Regierungen unternommene Werk bei den andern Kabinetten gefunden hat, die ver­söhnlichen Absichten, von denen sie alle getragen sind, bieten eine Bürgschaft dafür, daß die gegenwärtig in Konstantinopel gepflogenen Besprechungen zu einer Ver­einbarung führen werden, denen die Pforte sich anzu­schließen alles Interesse hätte. Um das Werk der Be­friedigung in Makedonien zu erleichtern und die zahl­reichen Schwierigkeiten zn beseitigen, die sich ihm ent­gegensetzten, haben sich die beiden Minister ferner über eine Maßregel geeinigt, mit der ihre Vertreter bei den Balkanstaaten betraut werden. Der Zweck dieses Schrit­tes, der ohne Verzug zur allgemeinen Kenntnis gebracht werden soll, ist, einer irrtümlichen Auslegung des dritten Punktes des Mürzsteger Programms ein Ende zu machen und dadurch einer Agitation jeden Vorwand zur Ent- fachung des bedauerlichen Kampfes zwischen den christ­lichen Nationen Makedoniens zu nehmen.

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Aus Marokko.

Der PariserMatin" klagt die Spanier an, daß sie den Waffenschmuggel in Marokko schwunghaft betreiben. Andererseits wird gesagt, sämtliche in Ma­rokko vertretenen Mächte hätten sich über Maßregeln zur Verhinderung des Einschmuggelns von Kriegsmaterial an der Küste geeinigt, lieber die Lage wird mitgeteilt, daß von den marokkanischenStämmen nur dieStämme der Uled Said und Uled Aziz, die 80 Kilometer von Casablanca entfernt ihren Wohnsitz haben und über 4000 Gewehre verfügen, unbotmäßig bleiben. Der Be­fehlshaber der Mahalla, Muley Hafids, Buria el Armin, wird angeblich Abdul Aziz aufsuchen, um ihn zu über­zeugen, daß Muley Hasid in seinem, des Sultans, eigenem Interesse das Sultanat des Südens angenommen habe und seine Rückgabe beabsichtige, Abdul Aziz sei wahr­scheinlich geneigt, der Haltung Muley Hafids nachträg­lich seine Zustimmung zu erteilen, andernfalls werde Bu- ria el Amun nach Marakesch zurückkehren und die Waffen

entscheiden lassen.

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Aus China

werden wieder einmal zur Mwechslung Boxeraus- stände gemeldet und zwar aus der Provinz Kiangsi. Den unmittelbaren Anlaß der jetzigen Unruhen bildete ein Streit zwischen chinesischen Christen und Heiden über den Ankauf von Vieh. Bei diesem Anlaß ergriffen 20000 Heiden die Waffen und ermordeten zahlreiche Christen. General Hsiahsinyu, der kommandierende General der Pro­vinz, Jünnan, hat Befehl erhalten, mit den verfügbaren Truppen nach dem unteren Pangtsetal zn marschieren, üm im kommenden Winter die durch das Austreten von Ge­heimsekten bedrohte Ordnung aufrecht Zu erhalten.

Eine weitere Mitteilung ans China, die uns Abend­länder interessiert, ist die, daß der Kaiser die vom Kriegs­minister ausgearbeitete Armeereform genehmigt Md die Aufstellung von 36 Divisionen bis 1912 befohlen hat. Besohlen ist gut.

Tages-Chromk.

Berlin, 1. Oktbr. Die Teilnahme des Fürsten Bülow an dem Besuch des KaiserpaarS in Eng­land steht wie der Rheinisch-Westfälischen Zeitung ge­meldet wird, im Prinzip fest. Es ist dabei jedoch Voraus­setzung, daß der Besuch nicht durch anderweüige kaiserliche Dispositionen verschoben wird. Zu der aaf den 21. Novem­ber festgesetzten Eröffnung des Reichstags wird Fürst Bülow in Berlin anwesend sein. Sollte der Besuch m England deshalb in diese Zeit fallen, so wäre die Teilnahme des Reichskanzlers unmöglich.

Berlin, 1. Okt. Gegen den Schriftsteller Brandt ist ein Strafverfahren wegen Beleidigung des Reichskanzlers eingeleitet. Brandt hatte, wenn auch in versteckter Weise, behauptet, daß auch der Reichskanzler perverse Neigungen habe. Der Beleidiger ist tdemtsch mit jenem Brandt, der seinerzeit vor dem Reichstagsgebäude den Zentrumsabgeord­neten Dr. Lieber überfiel und vor mehreren Jahren auch durch Herabwerfen von Flugblättern in den Plenarsitzungs- saal des Reichstags Aussehen erregte. Also ein oerrücfier Mensch.

Berlin, 2. Okt. Eine B r ochü r e des Schriftstellers