iletarische Jugend, noch ehe sie in die Kasernen kommt, das erreicht, dann bricht der Militarismus von selbst zusammen. (Beifall).

Gemoll (Essen) kritisierte mit scharfen Worten die Kruppschen Wohlfahrtseinrichtungen.

Abg. Bebel (Berlin): Ich bedauere, daß ich heute vormittag in der Kommission arbeiten mußte und daher der Debatte nicht beiwohnen konnte. Daß auch die Fraktion der rücksichtslosesten Kritik unterworfen ist, ist ganz selbst­verständlich. Die Rede Noskes und auch meine Rede über den Militäretat sind eingehend kritisiert worden. Ich kann Ihnen nur sagen, die Noskesche Rede war eine gute, obwohl ich nicht alle Stellen unterschreiben kann. Wenn inan alle Reden der Abgeordneten im Reichstage unter die Luppe nehmen wollte, dann dürften sehr wenige Gnade finden. (Heiterkeit). Ich muß es aber als falsch be- tpJ 'tvh' uzxjvhM 3 q 3 . 1 va.rnH 3M3 3;so;g tzvq OwnchwL bitte nicht zu übertreiben. Ich ersuche eventuell, die Be­urteilung einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Wenn die Genossin Zetkin so manches in der Rede vermißt hat, so liegt das daran, daß ich über den Militaretat schon häufig gesprochen habe. Es wird den meisten Rednern passieren, daß sie einmal gut und fünfmal schlecht sprechen. Ich muß sagen, die heutige Rede der Genossin Zetkin gehört auch nicht zu den besten; sie hat schon einmal besser gesprochen. (Heiterkeit). Ich habe im Reichstage gesagt: Wenn Rußland es wagen sollte, Deutschland mit Krieg zu überziehen, dann würde ich auf meine alten Tage noch die Flinte aus den Buckel nehmen und in den Krieg ziehen, iveil ich Rußland als Feind aller Kultur halte. Ich glaube, noch die Kraft zu haben, mit der Flinte in den Krieg zu ziehen. Nun sagte Kautsky, woran sollen wir erkennen, daß es sich um einen Angriffskrieg handelt. Genossen, trotz des Intrigenspiels des Fürsten Bismarck haben wir 1870 sofort den wahren Charakter des Krieges erkannt. Bedauerlicherweise ist der Stand­punkt, den Liebknecht und ich 1870 im Reichstage einge­nommen haben, von der Partei nicht voll geteilt worden. Selbst der braunschweiger Ausschuß hat sich damals gegen uns erklärt. Ob unsere Reden im Reichstage Anerkenn­ung finden, ist Geschmacksache, jedenfalls sind wir stets be­müht, den Standpunkt der Partei in jeder Beziehung zu wahren. (Lebhafter Beifall).

Abg. v. Voll mar (München).: Er habe die Rede Noskes im Reichstage gehört und könne nur sagen, daß sie vollständig korrekt war. Er bedauere, daß Liebknecht seine antimilitärische 'Agitation noch immer nicht eingestellt habe. Es wäre grundverkehrt, der Jugend das Dasein in der Kaserne zu verekeln. D »nn Hütte die Fraktion nicht für höhere Löhnung, für das warme Abendbrot usw. stimmen können und könnte auch nicht gegen die Militär- nnßhandlungen austreten. Die Sozialdemokratie habe stets eine antimilitaristische Haltung beobachtet. Sie habe es stets als ihre Aufgabe angesehen, in der Jugend das Ehrgefühl zu wecken, und sie zu belehren, daß sie auch im Waffenrock ihre Ehre nicht verletzen lassen. Die antimilitaristifche Agitation, wie sie von dem Genossen Liebknecht betrieben werde, führe nicht zum Ziele: sie sei gefährlich, zum mindesten unvorsichtig. Der Sozialismus könne nicht nrit Gewalt, sondern nur nach und nach her­beigeführt werden. (Lebhafter Beifall.)

Redakteur Dr. KurtEisner- Nürnberg: Er stimme Bebel zu, daß. sowohl die Rede Noske's als auch die Bebels dem Parteiprogramm entsprochen haben. Trotzdem sei nicht zu leugnen, daß wegen dieser Reden eine weitgehende Mißstimmung in Parteikreifen entstanden sei. Er halte es für erforderlich, daß sich die deutschen Genossen in der Haltung der Militärstage die franzöfizschen Genossen, mit Ausnahme von Herve, zum Vorbild nehmen. (Lebhafter Beifall.)

Abg. Dr. David-Mainz: Die Genossin Zetkin sag­te: Man müsse die Köpfe revolutionieren. Ja, Genossen, ist das etwa eine neue Forderung? Betreiben wir die Revolution der Köpfe nicht von jeher. Ich bin auch der Meinung, daß gegen die Reden Noske's und Bebels nichts einzuwenden sei; es ist jedoch von Noske und Bebel unter­lassen worden, die Einkreisungspolitik des Königs Eduard zu berücksichtigen.

Abg. Ledebour-Berlin: Er ßi auch der Meinung, daß in den Reden beim Militäretat die Situation nicht volle Berüch'ichtigung erfahren habe. Wenn aber Genosse David sagt: Die Einkreisungspolitik des Königs Eouard sei nicht berücksichtigt worden, so habe er gezeigt, daß er noch in bürgerlicher Anschauung befangen sei. (Wider­spruch des Dr. David.) Die ganze angebliche englische Einkreifungspolitik sei ein grober Schwindel dev herrschen­den Klassen, auf die ein Sozialdemokrat nicht hineinfallen sollte. Die Engländer denken nicht daran, Deutschland mit Krieg zu überziehen.

Schriftsteller,Kautsky-Berlin: Er müsse dem Ge­nossen Bebel sagen, daß die Sozialdemokraten sich auch nicht für jeden Angriffskrieg erklären können. Der Stand- vunkt, den die Sozialdemokratie bei Ausbruch eines Krie­ges einzunehmen habe, sei auf dem internationalen Kon­greß in Stuttgart festgetegt worden.

Abg. Bebel: Japan hat ja Rußland angegriffen und das hat uns sehr gefreut. Wir haben trotzdem nicht daran gedacht, die russischen Genossen für verpflichtet zu halten, für Rußland in den Krieg zu ziehen. Eine ähnliche Haltung würden wir selbstverständlich beobachten, wenn aus Anlaß der Marokkostage ein Krieg ausbräche. 1870 handelte es sich nicht um eine Republik, damals regierte noch Napoleon in Frankreich. Wir haben trotzdem unse­ren grundsätzlichen Standpunkt gewahrt. Wenn ich einen ähnlichen Fall noch erleben sollte, so werden wir bemüht sein, denselben Scharfsinn an den Tag zu legen.

Henke (Bremen): Er müsse bemerken, daß die Leip­ziger Volkszeitung nicht die erste war, die gegen die Rede Noskes scharf gemacht habe. Schon vorher habe die Bre­mer Bürgerzeitung die Rede kritisiert.

Abg. Dr. Südekum: Die Erörterung habe jeden­falls ergeben, daß der Parteitag, von dem Fall Noske abgesehen, mit der Haltung /er Fraktion voll einverstan­den sei.

Nach noch persönlichen Bewertungen zwischen Dr. Lenfch und Noske, wurde der Antrag der Kieler Genossen fest einstimmig abgelehnt. Alle anderen Anträge wur­

den der Reichstagsfraktion zur Berücksichtigung über­wiesen.

Abg. Singer-Berlin berichtete danach über den Verlauf und die Beschlüsse des internatio­nalen Sozia listen kong ress es in Stuttgart. Der Redner wies ganz besonders auf die Haltung der deutschen Delegation bezüglich der Militärstage und der Kolonialpolitik hin.

Abg. Ledebour-Berlin. Er müsse leider mittei- len, daß die Erklärung des internationalen Kongresses in der Kolonialstage nicht allgemeine Zustimmung in deut­schen Parteikreisen gefunden habe.

Abg. Bebel: Ich habe, da ich in Stuttgart Mitglied der Militärkommission war, mich an der Erörterung der Kolonialfrage nicht beteiligen können. Ich bin der Mein­ung, bei einem geschickten Vorgehen hätten sich alle Zwi­stigkeiten in dieser Frage vermeiden lassen. Es hätte ein Leichtes sein müssen, die Resolution, die wir auf dem Parteitage in Mainz gefaßt haben, zur Annahme zu brin­gen. Daß die kapitaustische Kolonialpolitik zu verwerfen ist, ist selbstverständlich. Und ob es eine sozialistische Ko­lonialpolitik gibt, d. h. ob wir, wenn der Sozialismus zum Siege gelangt ist, Kolonialpolitik treiben werden, halte ich für eine müßige Frage, die ich nicht beant- w ortenkan u. Ich, habe allerdings im Reichstag einmal gesagt. Unter Umstäitden kann Kölonialpolitik eine Knl- turtat sein, wenn es sich um Befreiung und Hülfe der Ein­geborenen handelt. Ein solches Beginnen ist aber unter den heutigen Verhältnissen ausgeschlossen. Ledebour, dem in einer Berliner Versammlung entgegengerufen wurde, Bebel ist für die Kolonialpolitik, sagte Bebel ist kein Papst. Das ist richtig und sehr erfreulich für mich. Wir haben glücklicherweise keinen Papst und brauchen auch keinen Sollte man mir die Papstkrone anbieten, dann würde ich nrich dafür bedanken, denn das wäre eine Dor­nenkrone im schönsten Sinne des Wortes. Ich wieder­hole, daß ich die Erörterung, ob eine sozialistische Ko- lonialvolitik möglich fei, für vollständig überflüssig halte (Lebhafter Beifall.)

Tie Verhandlung wurde darauf auf Mittwoch, vor­mittags 9 Uhr vertagt.

Rundschau.

Beamte als Abgeordnete.

Ter Zentrumsabgeordnete Hamacher, der zugleich Postsekretär ist, hat nach erfolgter Vertagung des Reichs­tags von seiner Vorgesetzten Dienstbehörde die Aufforder­ung erhalten, für die Zeit bis zum Wiederbeginn der Reichs­tagsverhandlungen seine Geschäfte als Beamter wieder auf- Kunehmen. Hamacher weigert sich jedoch mit der Beruf­ung auf seine Abgeordneteneigenschaft. Er stützt sich da­bei auf ein Gutachten des Zentrumsführers Spahn, der nach derDeutschen Zeitung" erklärt hat, er selbst nehme zwar, weil es ihm Freude mache, seine Geschäfte als Be­amter während der Parlamentspause wieder aus, .er er- ! achte aber die Beamten hiezu für nicht verpflichtet. Das ) Reichspostamt soll nach dem genannten Blatte der Ober­postdirektion den Bescheid erteilt haben, man soll Herrn Hamacher vom vorläufigen Wiederantritt seines Dienstes entbinden, obwohl er nach Auffassung des Reichspostamts formell dazu verpflichtet sei. Herr Hamacher erklärt, die Zeit bis zur Wiedereröffnung des Reichstags zur Einhol­ung von Informationen und zur weiteren Vorbereitung auf seinen Beruf als Reichstagsmitglied zu bedürfen. Da ähnliche Fälle sich sehr häufig ereignen können, wäre es wünschenswert, wenn die hier zweifellos bestehende Lücke in der Gesetzgebung recht bald ausgefüllt werden würde.

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Vo« dsr Haager Konferenz.

Schiedsgericht und Seekrieg.

Der Ausschuß L der Schiedsgerichtskommission be­schloß auf Grund einer von dem englischen Delegierten Frey beantragten und auf Vorschlag der Delegierten Merey (Oesterreich-Ungarn) und Nelidoff (Rußland) abgeänderten Resolution, der Plenarversammlung der Kon­ferenz den Entwurf einer Konvention betr. die Errichtung eines ständigen Schiedsgericht shoscs zu unter­breiten und nach dem Beschluß der Plenarversammlung den Regierungen eine Resolution zu übermitteln, wo­rin die Errichtung eines ständigen Schiedsgerichtshofes empfohlen wird, sobald ein Einvernehmen über die Frage erzielt sei.

Die 4. Kommission, die sich mit gewissen Fragen betr. den Seekrieg zu befassen hat, nahm die Berichte und Entwürfe betr. die Freilassung der Mannschaf­ten feindlicher, von den Kriegführenden gekaperter Han­delsschiffe, sowie betr. den Schutz gegen Kaperung für Küstenfischereiboote, den Lokal-Verkehr besorgende Fahr­zeuge und wissenschaftlichen, religiösen oder philanthropi­schen Zwecken dienende Schisse,, desgleichen das Reglement betr. das Umwandeln von Handelsschiffen in Kriegsfahr­zeuge einstimmig mit 6 Stimmenthaltungen an. Hier­auf wurde der Bericht über die Frage der Unverletz­lichkeit des Privateigentums zur See, in wel­chem festgestellt wird, daß die Meinungsverschiedenheiten eine Kodifikation nicht zulassen, einstimmig genehmigt. Bei der Diskussion über den Bericht betr. die Duld­ungsfrist für feindliche Handelsschiffe, wel­che sich bei Ausbruch eines Krieges in den Hafen der kriegführenden Mächte befinden, erklärte der deutsche Delegierte, er bedaure, daß der russische Vorschlag betr. eine obligatorische Frist, welcher lediglich den seit einem halben Jahrhundert bestehenden Brauch sanktionie­ren sollte, zurückgezogen worden sei. Die deutsche Delegation nehme, da eine Einmütigkeit nicht erzielt wer­den könne, den französischen Vermittlungsvorschlag an, nach welchem die durch den Ausbruch eines Krieges über­raschten Handelsschiffe nicht weggenommen, sondern nur beschlagnahmt werden können, gegen die Verpflichtung, sie wieder zurückzuerstatten. Die deutsche Delegation lehne je­doch Artikel 3, sowie Absatz 2 des Art. 4 ab, wonach ber Benützung oder Vernichtung beschlagnahmterHaudelsschisfe eine Entschädigung gezahlt werden müsse. Diese Artikel bildeten eine Beeinträchtigung jener Mächte, welche nur

wenig Flottenstützpunkte besäßen und gezwungen seien, beschlagnahmte Handelsschiffe, welche sie incyr nach einem Hafen bringen könnten, zu vernichten. Diese- Erklärung schloß sich der Vertreter Rußlands, Tscharykew, an. Der Entwurf wurde sodann unter oen erwähnten Vorbehal­ten e i n st i m m ig bei 3 Stimmenthaltungen angeno in- men. Die Berichte betr. Kriegskonterbande und Blok- kade, über die in dem Komitee kein Einvernehmen erzielt wurde, werden in der nächsten Plenarsitzung der Kommis­sion beraten werden.

Tages-Chronik.

Berlin, 21. Sept. DerReichsanzeiger" veröffent­licht die am 1. Oktober in Kraft tretenden Aender- ungen der Postordnung vom 20. März'1900.

Norfolk, 20. Sept. In eurer Ansprache auf dem Jahreskonvent des Verbandes amerikanischer Stüdtever- waltungen auf der Queenstowner Ausstellung verglich Kontreadmiral Chadwick die amerikanischen mit den euro­päischen Stadtverwaltungen und bezeichnet^ dre deut­schen Verwaltungen als die besten der Welt.

In Wemdi n-g bei dl u gsburg sind zwei Wohnhäm ser und acht gefüllte Scheunen abgebrannt. Es wich Brandstiftung vermutet.

Infolge einer Zersetzung sind der Mischraum und die Wäscherei in der in der Nähe des Schießplatzes Wahn bei Köln gelegenen Dynamitfabrik infolge einer Ex­plosion in die Luft geflogen. Durch die Explosion wurden größere Verwüstungen in der Nachbarschaft an­gerichtet. Die Arbeiter konnten sich rechtzeitig flüchten, sodaß glücklicherweise Menschenleben nicht zu beklagen sinh.

In Sulmierzyce (Reg.-Bez. Posen > äscherte Großfeuer zehn Gehöfte ein. Eine Frau erstickte Viel Vieh ist verbrannt.

Alan kabelt aus Marquette (Michigan): Ein För­derkorb mit 17 Bergleuten der John McLaughlin Com Pony in Negaunee stürzte 700 Friß tief hinab, wobei E Leute sofort getötet, die anderen schwer verletzt wurden.

Aus Mexiko wird gemewet: Bei einem Zusam­menstoß eines Schnellzugs mil einem Güterzug in der Nähe der Station Encarnacion sind 32 Personen ge­tötet und 33 verletzt worden. Die beiden Maschinen urrd mehrere Wagen des Schnellzugs sind zertrümmert wor­den. Die Schuld an dem Unfall soll den Lokomotivführer des Güterzugs treffen, der die Vorschriften nicht beachtet hat.

Aus Württemberg.

Tuttlingen, 20. S»pt. Im Aber von 75 Jahren ist heute hier der Stadischultheiß a. D. Christian Storz gestorben. Derselbe vertrat den Bezirk Tuttlingen von 18681876 im Landtag. Die Stille als Stadrschuldheiß bekleidete er von 18771903.

Bor einigen Monaten tauchte in Wasse rburg am Bodeirsee eine elegant gekleidete, etwa 40 Jahre alte Dame aus, die sichBaronin von Wertheim" nannte und auchFrau Generalin" titulieren ließ. Am Mitt­woch verschwand die Dame plötzlich, nachdem sie mehreren Personen ansehnliche Geldbeträge entlockt hatte. Wie in­zwischen festgestellt werden könnt«, ist die Dame die Witwe eines Hemdenhändlers in Meran, die vor einiger! Jah­ren einen Offizier in so schwierige Verhältnisse brachte, daß dieser Selbstmord verübte. Die H o ch sta Pl er in als solche qualifiziert sich die Dame wird polizeilich nerfolgt.

Gerichtssaal.

Zur Han-Affäre.

Ter Generalmajor z. D. Sachs in Berlin sendet dem Berliner Tageblatt eine längere Erklärung, in der er sich als Becustragter der Familie Molitor gegen die von Paul Lirdenau soeben veröffentlichte Broschüre über den Fall Han wendet. Ans der Erklärung geht her­vor, daß der Oberleutnant Molitor von Paul Lindau einen Widerruf verlangt hat. Da Lindau diesen ablehnte, ließ Oberleutnant Molitor Paul Lindau durch den Generalmajor Sachs und den Rechtsanwalt v. Pann- witz fordern. Lindau nahm diese Forderung nicht an. Er erklärt in einer Wiener Zeitung, kein Wort gesagt zu haben, 'bas die Ehre des Fräulein ,Molitor und deren Angehörige verletzen könnte. Wenn die ernste, sachliche Behandlung einer /Frage von öffentlichein Interesse den Autor immer veranlassen würde, mit den Waffen in der Hand Rechenschaft zu geben, würde jede Diskussion über psychologische Fragen für die Presse zur Unmöglichkeit werden.

Prozeß Roeren-Dchmidl.

Köln, 18. Sept. (W. B.) Zu Beginn der Nachmit- tagssitznng wurde zunächst Pater Müller nochmals ver­nommen. Er bekundet, es sei das Gerücht gegangen, daß Kukowina an Vergiftung oder Selbstmord gestorben sei. Zum Falle der Frauenkönigin Sihakbe erklärt Schmidt, auch hier seien die Angaben unwahr und wider besseres Wissen. Pater Kost bemerkt, er habe sich, als Schmidt fort war, bezüglich der Sihaköe an den Gouverneur ge­wandt. Dieser habe erklärt, daß er der Sihakbe bereits die Gerichtsbarkeit entzogen habe. Rocren bekundet, ein gewisser Boko habe «dem Präfekten Bücking erklärt, die Sihakbe fei die Konkubine Schmidts genesen. Rechtsan­walt Brederik bezeichnet Bok) als einem ganz unglaubwür­digen Menschen. Pater Müller erklärt, er habe wie­derholt gehört, die Sihakbe sei die Konkubine Schmidts gewesen, auch sei er durch sie geschlechtlich infiziert worden. Zeuge hat den Boko, der der Koch Schmidts war, früher für vollkommen glaubwürdig gehalren, aber Schmidt habe alles aufgeboten, um ihn unglaübwürflig zu machen. Als er (Zeuge) von einer Versammlung ^rückgekommen sei, hätten die Leute ihm gesagt, Schmidt hübe die Sihakbe zur i Königin ausgerufen und alle müssen ihr gehorchen. . Die Männer Hütten es bitter empfunden, daß die Tihukbe