Versammlung der Freisinnigen Volks- Partei im Zirkus Busch.
Als Abschluß ihres diesjährigen Parteitages veranstaltete die Freisinnige Volkspartei eine große Volksversammlung im Zirkus Busch. Schon lange vor Beginn der Versammlung, die auf 12 Uhr angesetzt war, wurde der große Steinbau polizeilich gesperrt, da alle Plätze besetzt waren. Es mochten gegen 6000 Menschen anwesend sein. Die Mitglieder der Freisinnigen Volkspartei im Reichstag und Preußischen Landtag waren fast vollzählig erschienen, von der Freisinnigen .Vereinigung bemerkte man den Dr. Nauman n. Der Vizepräsident des Reichstages Abg. Kaempf eröffnete die Versammlung mit einer kurzen Begrüßungsansprache. Darauf ergriff das Wort, mit stürmischem Beifall empfangen der Abg. Traeger: Der liberale Gedanke ist leider immer mehr zurückgedrängt worden. Die politische Freiheit ist aber kein Dispositionsfond der Regierung, aus dem sie nach Belieben austeilen kann. Wir verlangen Freiheit auf allen Gebieten. Daß der liberale Gedanke in den Hintergrund gekommen ist, ist Schuld des liberalen Bürgertums selbst. Der Bürger darf nicht bloß am Wahltage an seine Pflicht denken. Jedoch blicken wir Mit Vertrauen in die Zukunft. Diese große Versammlung läßt auch nach außen erkennen, daß wir keine Führer ohne Heer, sondern eine tapfere, entschlossene Schar sind. (Lebh. Beifall). So schwer der Kampf auch ist, den wir zu bestehen haben, der Tag der Freiheit wird kommen. Wenn wir ihn nicht mehr erleben, so doch unsere Enkel, die dankbar unser Andenken segnen und sagen werden, daß wir brave und tapfere Männer waren (Stürmischer, langanhaltender Beifall).
Abg. Dr. Wiemer: Der Liberalismus ist bereit mit anderen Parteien zusammenzuarbeiten und die Regierung zu unterstützen, wenn diese den berechtigten Wünschen des Liberalismus entgegenkommt. Für uns ist Blockpolitik nichts anderes als ein Zusammengehen mit anderen Parteien von Fall zu Fall, um einer schwarzroten Mehrheit zu begegnen, einer Mehrheit, die nicht der Ausdruck der politischen und intellektuellen Anschauungen des deutschen Volkes ist. Es ist gespottet worden über die Freisinnigen in der Blockhütte des großen Bernhard. Nun eine Hütte gewährt in schwierigem Terrain manchmal guten Schutz und in Amerika sind Blockhütten im Kampf gegen Rote und Schwarze unentbehrlich (Heiterkeit). Der verhetzenden Agitation der Sozialdemokratie gegenüber wollen wir den wirtschaftlichen Frieden und die Standarte der Versöhnung aufpflanzen. (Stürmischer Beifall.)
Abg. Fis ch b eck-Berlin behandelt die Stellung der Freisinnigen Volkspartei zur preußischen Wahlrechtsfrage. Auch wir wollen das Reichstagswahlrecht für Preußen, aber wir verwerfen die Mittel der Sozialdemokratie, wie den Massenstreik. Hierzu sind unsere Arbeiter zu gut. (Stürmischer Beifall.)
Abg. Müller- Sagan behandelte die nationale Stellung der Freisinnigen Volkspartei, Abg. Müller-Meiningen die politischen Verhältnisse in Bayern: Bei uns Bayern herrscht der Ultramontanismus, der heute in Byzantinismus macht und morgen das Volk demagogisch aufhetzt. Kein Wunder, daß der wackre bayrische Leu tintenschwarz herumläuft, am Schwanz nur ist ein kleines Stückchen rot (große Heiterkeit). Die Sozialdemokratie ist für den Ultramontanismus einmal eine Zulassung Gottes. Wenn sich die beiden Herren aber in die Haare geraten, wird sie zum widerhaarigen Scheusal, das der Teufel in die Welt gesetzt hat (Erneute stürmische Heiterkeit). Redner schließt mit einem Aufruf zu rastloser Arbeit, damit das Wort wahr werde „am deutschen Wesen soll die Welt genesen. (Stürmischer, langanhaltender Beifall).
Abg. Cassel sprach über Berliner politische Verhältnisse. Abg. Weill - Karlsruhe kritisiert einzelne preußische Einrichtungen vom Standpunkte des Süddeutschen aus. Nachdem noch Abg. Rektor K o Pf ch-Berlin gesprochen, schließt der Vorsitzende mit einem dreifachen Hoch auf die Freisinnige Volkspartei die Versammlung.
Rundschau.
Handwerk und Scheckverkehr. Aus den Verhandlungen des deutschen Handwerks- und Gewerbekammertags, der letzte Woche in Straßburg stattfand, verdient eine Resolution, die im Anschluß an ein Referat des Bremer Gewerbekammerkonsulenten Michaelis über die „Ausdehnung des Ueberweisungs- und Scheckverkehrs im Handwerk" gefaßt wurde, besonderes Interesse. Die einstimmig angenommene Kundgebung lautet:
„Ter 8. Deutsche Handwerks- und Gewerbekammertag begrüßt im Interesse der nationalen Volkswirtschaft, insbesondere aber auch vom Standpunkte der wirtschaftlichen Interessenvertretung des deutschen Handwerks und seiner Genossenschaften die für die Ausdehnung des Scheck- und Ueberweisungsverkehrs zur Zeit sich geltend machenden Bestrebungen, sowie den in Aussicht stehenden Erlaß eines Scheckgesetzes. Er beauftragt den Ausschuß bezw. seine Kommission für Geld- und Kreditverkehr, das zur Aufklärung über die Frage vorhandene Material zu sammeln, zu sichten und für die Agitationstätigkeit der Kammern nutzbar zu machen, sowie letztere in dieser Arbeit möglichst zu unterstützen. Sollten sich hinsichtlich des Scheckgesetzes wider Erwarten Bestrebungen geltend machen, die eine Beeinträchtigung der Interessen des Handwerks und der Genossenschaften befürchten lassen, so hat die Kommission Hand in Hano mit den Handwerksgenossenschaftsverbünden eine etwa erforderlich werdende Stellungnahme des Handwerksund Gewerbekammertages vorzubereiten."
Außerdem beschloß der Kammertag auf Ersuchen der Handwerkskammer Düsseldorf, durch einen besonderen Ausschuß ein Merkblatt ausarbeiten zu lassen, das die Handwerker und Gewerbetreibenden über das Wesen und die Bedeutung des Schecks und über den Nutzen des Scheckverkehrs aufklären soll.
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Die Pfälzische« Weinhänvler gegen die Winzer. Veranlaßt durch die an den Landgerichten Landau, Frankenthal und Kaiserslautern verhandelten Weinprozesse, sehen sich die drei in der Pfalz bestehenden Weinhänd- ! lerverbände veranlaßt, Stellung zu nehmen, zu dem l
den gesamten pfälzischen Weinhandel schädigenden Treiben einzelner Weinhändler und Winzer. Die Verbände bezw. deren Bäitglieder beabsichtigen in Zukunft von den Winzern keinen Most, sondern nur noch die Trauben zu kaufen. Um diese Angelegenheit in Fluß zu bringen, hatte der Verband der Weinhündler und Weinkommissio- nüre von Landau und Umgebung nach Landau eine allgemeine Jnteressentenversammlung einberufen, in der über den Einkauf der Trauben anstatt des Mostes Beschluß gefaßt werden sollte. Es hatten sich Zu der Versammlung über 300 Weinhändler, Weinkom- missionüre und Winzer des oberen Haardtgebirges eingefunden. Die Meinungen waren sehr geteilt. Während die Weinhändler nur in dem Einkäufe der Trauben eine Wiedergesundung des Weinhandels erblicken, waren die anwesenden Winzer der gegenteiligen Meinung, sie erblicken in solchen Verkaufsabschlüssen nur eine Chikane der Weinhändler. Die geführten Debatten waren überaus lebhafte. Zum Schlüsse gelangte folgende Resolution zur nahezu einstimmigen Annahme:
„In der heute zu Landau stattgefundenen, von 300 bis 400 Weinhändlern, Winzern, Weinkommissionären und Interessenten besuchten außerordentlichen Generalversammlung des Landauer Verbandes der Weinhändler und Wein- kommissionüre wird auf Grund der Beratungen beschlossen, nach Möglichkeit nur Trauben anstatt des Mostes einzukaufen. Der Verband erblickt die beste und idealste Lösung der gesamten Frage im Einkauf nach Gewicht per Liter oder per 100 Kilo und beauftragt den Ausschuß, behufs Erreichung dieses Zieles baldmöglichst mit sämtlichen Bürgermeisterämtern der weinbautreibenden pfälzischen Gemeinden und nach Möglichkeit in Gemeinschaft mit den beiden übrigen pfälzischen Fachvereinen geeignete Verhandlungen anzubahnen."
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Oesterreich voran! Der österreichische Ministerpräsident Frhr. v. Beck hat sich einer Abordnung des sozialdemokratischen Reichsverbandes über das Landtags- Wahlrecht wie folgt geäußert: Die besondere Aufgabe der Landtage als Verwaltungskörper bedinge, daß das wirtschaftliche Gefüge der Bevölkerung, die Verhältnisse in Stadt und Land und gewisse politische und soziale Momente in angemessener Weise berücksichtigt würden, insbesondere könne von einer Berücksichtigung der Besteller- ungsverhältnifse nicht vollkommen abgesehen werden. Mg es ehen von diesen Einschränkungen bekenne sich die Regierung zu dem Gedanken einer möglichsten Erweiterung des Landtagswahlrechts und werde alles zum Abschluß eines Reformwerks ausbieten, das allen maßgebenden Verhältnissen gerecht werde. Bezüglich der Frage der Wahlreform für den böhmischen Landtag erklärte der Ministerpräsident, die Regierung sei bestrebt, durch eingehende Verhandlungen mit den Parteien die Aktion vorzubereiten und möglichst bald die Erweiterung des Wahlrechts zum Durchbruch zu bringen.
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Parlamentseröffnung im Haag. Am Dienstag sind im Haag die Generalstaaten zusammengetreten. Königin Wilhelmine gab in ihrer Thronrede ihren besten Wünschen für den Erfolg der Friedenskonferenz Ausdruck, deren Arbeiten sie mit besonderem Interesse gefolgt sei. Die Thronrede führt weiter aus, daß der Zustand des Landes und der Kolonien zufriedenstellend sei. Die Beziehungen zu den fremden Mächten seien die freundschaftlichsten. Entwürfe zur Herbeiführung einer Verfassungsänderung bezüglich des Wahlrechts würden den Generalstaaten vorgelegt werden. Tie Küstenverteidigung solle eine Besserung erfahren. Ferner werden angekündigt: Vorschläge zur teilweisen Trockenlegung der Zuyder-See, Maßregeln zur Rettung Schiffbrüchiger, die Uebernahme der Desinfektionseinrichtungen durch den Staat und die Fleischbeschau.
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Tic Friedensbedingungen des Generals Drude. General Trude hat den Abgeordneten der Stämme, die in seinem Lager zum Zweck der Unterhandlung erschienen waren, die Friedensbedingungen Frankreichs diktiert. Sie lauten auf Verbot des Waffentragens in einem Umkreis von 12 Kilometer von Casablanca. Jeder, der diesem Verbot zuwiderhandelt, wird, unter Verantwortlichmachung der Stämme mit einer Geldbuße von 12 Duros belegt, und im Falle des Ausbruchs einer gegen die Europäer gerichteten Unruhe vom Wachsen bestraft, Entwaffnung der Stämme, Auslieferung de r Mörder vom 30. Juli und Auslieferung des Kaids Ulad Hari Uled El Hardisamen, des hauptsächlichsten Anstifters der Unruhen von Casablanca, die Wiedereröff- nu ng des Marktes von Casablanca. Jede Person, die Kriegskonterbande treibt, soll als Kriegsgefangene behandelt werden. Jeder Stamm soll als Geisel eine Person stellen, die aus den einflußreichsten Leuten des Stammes zu wählen ist. Wegen der Kriegsentschädigung soll zwischen Frankreich und Marokko verhandelt werden. Die Abgesandten der Stämme haben eine Frist bis Donnerstag vormittag erhalten, um den Stämmen die Bedingungen zu unterbreiten. — In Marakesch trafen am 17. Ben Omar und viele andere hervorragende Kaids des marokkanischen Südens ein. Zugleich kamen von verschiedenen Kaids des nördlichen Marokkos Briefe yn, die die Huldigung für Muley Hasid aussprechen und erklären, die Kaids würden dem Sultan Abdul Aziz schnellstens entgegenziehen und ihn zur Abdankung auffordern und andernfalls eine Entscheidung der Waffen herbeiführen. Frankreich gegenüber verlangen die Kaids die sofortige Räumung der besetzten Gebiete von den französischen Truppen, dann würde den Franzosen jede Entschädigung gewährt werden. Der Handel soll in der bisherigen Weise fortdauern; Reformen sollen aber nicht eingeführt werden und die Kontrolle der in Marokko noch einzurichtenden Telegraphenlinien und Eisenbahnen soliden Marokkanern Vorbehalten bleiben. — Die „Tepeche Maro- caine" meldet, Muley Hafid hat 100 Reiter nach Sasfi und ebensoviele nach Mogador geschickt, um dort eine Waffen sendung entgegenzunehmen, deren Wert zwei Millionen betragen soll. Unter den Waffen befinden sich zwölf Schnellst uerkanonen.
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? Tie Zustände in Odessa, Aus einem Privak- ' briefe aus Odessa wird folgende, für die letzten Vorgänge daselbst sehr bezeichnende kurze Schulderung mitgeteilt: „Tie armen Odessaer sind durchaus nicht zu, beneiden. Ich war selber während meines dortigen Aufenthaltes Augenzeuge dortiger Krawalle und spitzbübischer Jude n h e tzen; vor mir flohen in einer unbeschreiblichen Panik eine Menge von zu Tode erschreckten Leuten Alt und Jung, Jude und Christ, den scheußlichen Vergewaltigungen und Greueltaten der kalmukischen „Gelbblu- sen" (Volksverbändler) entkommend; vor meinen Augen und Ohren blitzten und knallten auf der Straße Revolverschüsse, und ich sah, nicht weit von der Wohnung, wo ich logierte, Pfützen von vergossenem unschuldigem Menschenblut. — Ja, es ist eine nähre Hölle, in dieser schönen, reizenden Hafenstadt jetzt zu wohnen, und alle diese Schrek- ken mitzuerleben. Die armen Bewohner Odessas dauern mich ungemein, und bange wird es einen:, wenn man sich erinnert, daß in einer solchen Hölle so viele unserer Verwandten und Bekannten ihre prekäre Existenz Hinschleppen müssen."
Tages-Chronik.
Lörrach, 16. Sept. Freisinnige Vertrauensleute des Wahlkreises Lörrach-Land hatten gestern eine, gemeinsame Sitzung mir nationalliberalen Vertretern des Wahl- kreises in Halringen. Man einigte sich nach längeren Verhandlungen, daß für die am 19. Oktober staktfindende Ersatzwahl der bisherige Abgeordnete Landgertchtsdinkioc Obktrcher als Kandidat wieder aufgestellt werde. Bü den Hauptwohlen 1909 soll dann ein Kompromißkmdrda: gemeinsam nominiert werden.
Mjjocheu, 16. Sept Eine vom Abg. Granbing er in einem zweiten Lokal in Kronbach versuchte Versammlung wurde wegen ihres stürmischen Verlaufs poli- zeiltch aufgelöst.
Bern, 17 Sept. Der Ständerat beschloß einstimmig, dem Kanton Bern eine Bundesfubvenlion von sechs Millionen Franken zu gewähren, um die Anlage des Löisch- berg-Tunnels doppelspurig ausführen zu können
Wien. 18. Sept. Der Kaiser empfing gestern Mittag die abessinische Gesandtschaft in besondere. Audienz und nahm die Geschenke, sowie ein eigenhändiges Schreiben Meneliks entgegen. Abends fand in Schönbrun.i zu Ehren der Gesandtschaft Hoflafek statt.
New-Uork, 17. Sepr. Nach einer Meldung der „Times" weilen die Gräfin Montignsso und der Pianist Toselli in London und suchen eine Spezial- lrzenz zum Heiraten.
Kapstadt, 18. Sept. (Kobelgr.) Das Kap Parlament ist aufgelöst worden, da die Regierung im Oberhaus in der Minorität rst, wenn das Haus als Komitee sitzt. Man erwartet, daß die Bondpartei bei len Neuwahlen die Majorität erhält.
Am 16. Septernber rannte umveit Kirchhain bei Marburg einen führerloses Bierfuhrwerk gegen die geschlossene Schranke der Strecke Kassel-Frankfurt. Der Schrankenwärter Rhein wollte es aufhalten, kam aber durch den Anprall gegen die geschlossene Schranke mit dem Pferde auf dem Wegübergang zu Fall und wurde von dem gerade heranbrausenden Schnellzug 74 v. Kassel-Frankfurt überfahren. Wärter und Pferd wurden getötet, das Fuhrwerk zertrümmert.
Im Kaisermanöver, das gegenwärtig im Stadium des Festungskrieges vor Posen steht, sind auch wieder einige Unglücksfälle vorgekommen. Ein Landwehrmann des Eisenbahnbataillons, Vater von 6 Kindern, wurde infolge eines Rucks an einer Kurve von einer in der Fahrt befindlichen Maschine der Militäreisenbahn gegen einen Baum geschlendert. Er erlitt einen Schädelbruch und starb alsbald. Einem Soldaten der Schöneberger Eisenbahnbriga.de wurden beide Beine abgefahren. Ein Reservist per Artillerie erlitt durch einen Sturz vom Wagen einen Schädelbruch.
Ein erschütterndes Familiendrama hat sich am Dienstag in früher Morgenstunde in einem Hanse der Michaelkirchstraße in Berlin abgespielt. Der Pförtner Karl Lo rb e ertö t ejte sein einjähriges Söhnchen durch einen Revolverschuß, verletzte ans gleiche Weise sein 7jäh- riges Töchterchen tödlich und stürzte sich dann vom Dach in den Hof hinab, wo er mit zerschmetterten Gliedern liegen blieb. Das Motiv zu der Fat dürste Eifersucht gewesen sein, da aus einem hinterlassenen Zettel des Mannes zu lesen war: „Dir deine Freiheit, mir meine Kinder!"
Der 23jährige Knecht Otto Thiers ch m a n n, welcher am 13. September in Bindfelde bei Stendal den 44- jährigen Gutsbesitzer Wilhelm Schulze aus Rache erschlug, wurde im Krankenhaus in Rathenow, wo er! wegen kranker Füße Aufnahme gefunden hatte, verhaftet.
Ein entsetzliches Verorechen wurde, einem Berliner Blatte zufolge, in Sokol tn Galizien aufge- dcckt. Hier fand der jährliche Ablaß der Kirche der L Bernhardiner statt. Hiezu kommen Wallfahrer aus ganz Gaiizren und auch aus den nahen russischen Dörfern. Bettler, verschiedene Krüppel kann man hier zu Tausenden zählen. Zwer derselben waren in Sireit geraten und einer begab sich kurz daraus zum Genvarmeneposten und machte folgende Anzeige: Sein Kollege, der Bettler Basyl, Patte vor vier Jahren von einem Felde den damals achtjährig!» viehweidendcn Knaben Basyl Trojan geraubt und war mit ihm m die Will gegangen. Mit Hilfe einiger feiner Kollegen hatte er den Knaben gebunden, worauf ihm mit kochendem Schmalz dte Augen ausgebrannt wurden. Der arme Knabe verlor gänzlich sein Sehvermögen und mußte bettelnd mitz'ehen. Der unmenschliche Bettler wurde verhaftet.
Der L.-A. meldet aus Karlowitz in Ungarn, daß bei den dortigen Manövern Soldaten mit scharfen Patronen geschossen haben. Mehrere Soldaten fielen. Einige Verhaftungen wurden vorgenommen.
In Bagni Acqne bei Tivoli ereignete sich im Laboratorium einer Fabrik für Feuerwerkpnlver eine furchtbare Explosion. Dem „Massaggero" zufolge sind 7 Arbeiter derselben zum Opfer gefallen. Drei van ihnen sind tot, auch eine Frau befindet sich unter den. Getöteten.