Rundschau.
Dritter deutscher Bankiertag. Der dritte allgemeine deutsche Bankiertag setzte am Freitag seine Beratungen fort, zu denen auch der am Donnerstag verhinderte Unterstaatssekretär im Handelsministerium, Richter, erschienen war, der im Auftrag der Regierung an den Verhandlungen teilnimmt. Justizrat Prof .Dr. Rießer wies daraus hin, daß die Behörden, die an den Vorarbeiten für die Reform des Börsengesetzes beteiligt sind, sowie der Reichskanzler und der Handelsminister, den größten Wert auf die Verabschiedung des Gesetzes legen, das berufen sei, den Börsenverkehr wieder in andere Bahnen zu lenken und ihm eine gesunde wirtschaftliche Grundlage zu geben. — Zu dem Thema „Verlängerung des Reichsbankprivilegs" sprach als 1. Berichterstatter der Präsident der Hamburger Handelskammer, Max Schinkel. Nach weiteren Allsführungen des Geh. Oberfinanzrats Klitzing und Brunno Edler, v. d. Planitz, sowie nach einer anregenden Erörterung wurde die von dem ersten Redner vorgeschlagene Erklärung einstimmig angenommen. Diese fordert eine in den Grundzügen unveränderte Verlängerung des Reichsbankprivilegs etwa auf 25 Jahre, Beibehaltung der gegenwärtigen st euer freien Notengrenze nndden Ausbau des Giroverkehrs unter Anlehnung an diePo st einricht ung. Die Erklärung besagt ferner, die Höhe des Reichsbankdiskonts sei nur durch die allgemein wirtschaftliche Lage bestimmt. Eine Veränderung der Währungspolitik, ebenso wie die Verstaatlichung der Reichsbank sei untunlich und eine Erhöhung des Grundkapitals und des Reservefonds der Reichsbank nicht erforderlich. In der Nachmittagssitzung gelangten nach einem Referat und einer Diskussion über die Frage: „Bedarf das Dispositionswesen in Deutschland einer gesetzlichen Regelung?" sechs vom Geh. Obersi- nanzrat Müller zusammengestellte Leitsätze zur Annahme. Darauf wurde der Baukiertag mit einem Hoch auf den Kaiser und die Kaiserin geschlossen.
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Morenga wird nicht gefährlich werden. Diese von alten Südwestafrikanern ausgesprochene Ansicht, wird durch folgende Meldung bestätigt: Nach einem vom Kommandeur der Schutztruppe für Südwestafrika, Oberstleutnant v. Estorff, eingegangenen Telegramm ist die Hottenlottenbande, welche am 26. August die Pserdewache eines Telegraphenpostxns etwa 30 Kilometer südlich von Hasnur erfolglos angriff, in die Kalahari z urüäg ekehrt. Ihre Stärke wird auf etwa 35 Mann geschätzt. Bis Mitte dieser Woche sollte die englische Grenzpolizei östlich von Aries,aus 100 Mann verstärkt sein. Verabredet war, daß alsdann die Truppen in Mamas und Utabis gemeinsam mit ihr gegen Morenga, der dort weilt, nach Backreviermund Vorgehen sollten. Tie Offensive ist jedoch zunächst eingestellt, da am 29. August Boten der bei Morenga befindlichen BondelsZarts in Warmbad eintrafen und um Frieden baten. Nach Mitteilung dieser Boten sollen sich bei Morenga nur etwa 70 Bondelzwart s, sein Bruder und einige Kassernfamilien befinden. Auch' soll er nur über eine geringe Anzahl Gewehre verfügen. Die Boten sind am 31. August mit dem Unterwerfungsbefehl von Warmbad aus zurückgeschickt worden. Sobald die Besserung der Lage sich bestätigt, wird die Zurücksendung der Heimtransporte fortgesetzt.
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Dic Arbeiter-Unruhen in Antwerpen. Im Hafen sind bis Freitag nachmittag neue Brände oder Ausschreitungen nicht vorgekommen. Einige Plünderer wur- .den in den ausgebrannten Industrieanlagen festgenommen. Die Arbeiter der Güterabfuhrgesellschaft, die sogenannten Nations, die Karrensuhrleute, ebenso zahlreiche Kohlenträger sind vormittags zur Arbeit angetreten, so daß wenigstens die Kohlenversorgung und die Abfuhr der in ungeheuren Massen auf dem Südquai seit Wochen lagernden Gütern stattfinden kann. Angesichts der fortgesetzten Bedrohung ani Lande logieren die Reeder all die fremden Arbeiter aus sechs großen Transportdampfern ein, von wo sie, ohne das Land betreten zu müssen, durch Schlepper zu ihren Schiffsarbeitsstätten gebracht werden. Es wird alles vermieden, um den Ausständigen Gelegenheit zu Angriffen zu geben. Die verschiedenen Dampfer werden durch einen dichten Kordon Infanterie bewacht. Die Zahl der „Gelben", wie die fremden Arbeiter bezeichnet werden, ist über 4000. Davon sind 2150 Engländer und 936 Deutsche. Außerdem führen die regelmäßigen F-racht- dampfer zwischen englischen, sowie deutschen Häsen und Antwerpen jetzt doppelte Mannschaft. In einer Versammlung der Ansständigen hielten die sozialistischen Abgeordneten Anseele, Langendock, Bergmann Ansprachen, in denen sie den Ausständigen vollkommenen Sieg versprachen. Die Genossen in Berviers haben 30500 Francs, die Antwerpener sozialistische Gewerkschaft auch 30000 Francs an die Kasse der Ausständigen überwiesen. Weitere Summen dürsten folgen. Heute sind 10 000 Kilogr. Kartoffeln verteilt worden.
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Heber den Pogrom in Odessa berichten Augenzeugen wahrhaft haarsträubende Tatsachen. Der Verband der wahrhaft russischen Leute, das heißt die Revolution von rechts, hat eine regelrechte Miliz organisiert aus etwa 100 halbwüchsigen jungen Leuten, darunter Gymnasisten, welche bewaffnet und gut ausgebildet und außerdem von verschiedenen Offizieren befehligt werden. Die wahrhaften Russen verprügelten die jüdische Bevölkerung unangefochten, oft sogar sin Gegenwart der Schutzleute, die teilnahmslose Zuschauer bleiben. Bei dem letzten Pogrom wütete diese Milizpolygam mit Revolvern und Messern. Tie jüdische Bevölkerung wurde vom Schrecken ergriffen, viel kletterten a>ut die Dächer, andere versteckten sich unterm Bett. In Banden von 15—50 Personen zogen sie, „die echten Russen", durch die Straßen Odessas. Alle Indens die ihnen begegneten, wurden entweder durch Schüsse schwer verletzt oder mit Gummiknütteln bearbeitet. Dabei riesen die Angreifer: Tod den Juden. Sie schonten weder Kinder noch Greise. Im jüdischen Hospital fanden mehrere Kinder im Alter von 4 bis 10 Jahren und 60 Erwachsene Ausnahme, viele leicht Verletzte begaben sich in die eigene
Wohnung. Die jüdischen Magazinsbesitzer wurden schweb verletzt, viele von ihnen ausgeplündert. Die Behörden sind vollkommen passiv.
Tages-Chronik.
Berlin, 6. Sept. Staatssekretär Dernburg beabsichtigt einer gestein aus Tabora eingegangenm telegraphischen Nachricht zufolge, am 13. Oktober mit dem Dampfer „Prinzregent" die Heimreise anzutreten.
Berlin, 8. Sept. Der Reichstagsabg. Payer von der deutschen Volkspartei weilte heute auf Einladung des Reichskanzlers Fürst Bülo w in Norderney.
Kopenhagen, 6 Sept. In der gestern Abend stattgehabten Verhandlung zwischen den Vertretern der Arbeitgeber und den a usst ä n di g en B a u t i schl e r n wurde volle Einigung erzielt und der Vermitttungsvorschlag vom 23. August angenommen. Die Arbeit wird am 9. September wieder ausgenommen. Der Streik dauerte vier Monate.
Nizza, 7. Sept. In dem Hüttenwerk St. Roche wurde Gas beim Umfüllen infolge Zerreißens eines Ventils in die Retorte zurückgedrängt, wo das Berühren mit dem Kesselfeuer eine Explosion verursachte. Die Vorderseite des Gebäudes stürzte ein. 13 Arbeiter sind dabei verletzt worden.
Paris, 7. Sept. Der Jahrgang 1904 wird am 28. September entlassen werden. Die Kavallerie soll für den dienstlichen Bedarf bis zum 20. Oktober zurückgehalten werden.
Sosootviee (Russisch Polen), 6. September. Gestern Abend wurde der Generaldirektor KwaSniemskt von der Renardarube durch sechs Schüße ermordet.
Sosnowice, 7. Sept. In zwei unweit von hier gelegenen Ortschaften sind ein Bahnhofsgendarm und die Frau eines Bahnhofgendarmen an Cholera gestorben.
New Jork, 5. September. Die streikenden Telegraphisten bemühen sich um andere Stellungen während der Dauer des Streiks. Viele sind bereits von den Eisenbahnen engagiert; die Aussichten der Streikenden werden dadurch wesentlich verbessert. Der Telegraphmdienst ist unverändert gelähmt. _
Die fünf Italiener, die kürzlich in Bonn unter dem Verdachte verhaftet worden waren, dendretfachen Raubmord an den Eheleuten Raas und einer Verwandten begangen zu haben, haben der „Deutschen ReichSzcitung" zufolge nach bisherigem hartem Leugnen nun die Tat e in gesta nd en.
In Rosen dorf, einer kleinen Ortschaft bei Wittenberge, sind 20 Gebäude durch eine Feucrsbrunst eingckäschert worden. Die Erntevorräte sind vernichtet. Menschenleben sind nicht zu beklagen.
Zur Elsenbahnkatastrophe in Strausberg wird gemeldet: Die Untersuchung der Wagentrümmer an derZugs- unsallstelle in Strausberg ergab bestimmte Anhaltspunkte, daß der bisher vermißte Bankdirektor K r a s ch ü tz k i - Königsberg das Opfer des Unglücks geworden ist. Es steht, außer Frage, daß er verbrannt ist. — Die Nachricht! von der Auffindung von K u o ch e n r e st e n, Geldstücken und sonstigen Gegenständen, als von Bankdirektor Kraschützki herrührend, ist amtlich bestätigt worden. — Die Polizei ist aus eine Spur gelenkt worden: sie hat erfahren, daß ein Unbekannter bei einem Strausberger Schlossermeister einen Schraubenschlüssel bestellte, wie er in die Schienenschraüben paßt. Der Unbekannte ist 1.68 bis 1.70 Meter groß und sehr schlank; er hat ein mageres Gesicht, gesunde Farbe und einen kleinen blonden Schnurrbart. Er trug blondes Haar, hälb- lang, glatt, einen grau karrierten, abgetragenen Jakettan- zug, ein rötliches Trikothemd ohne Kragen und schwarze Schnürschuhe. Beim Gehen schleift er ein Bein nach. Er spricht den Dialekt der Gegend. Der Mann trug ein unruhiges Wesen zur Schau. -
In Klein-Ross ein (Lothringen) wurde der 26- jährige Bergmann Stemmler wegen Mißhandlung seiner erst 17 Jahre alten Frau verhaftet; gleichzeitig lenkte eine anonyme Anzeige die Aufmerksamkeit des Gerichts auf den am 12. Juli d. I. unter sonderbaren Umständen erfolgten Tod des halbjährigen Kindes. Die Ausgrabung der kleinen Leiche rechtfertigte den Verdacht nur zu gut; der Körper des Würmchens war über und über mit Wunden bedeckt; fünf Rippen und beide Beine waren gebrochen, das eine zweimal. Der Unmensch soll das Kindchen an die Wand geschleudert haben; die Frau wagte aus Furcht vor der Brutalität ihres 'Mannes nicht, Anzeige zu erstatten.
In Konstantinopel brach im Stadtviertel Iedi- leula ein Brand aus, durch den 100 Häuser und Kaufladen ein geäschert worden sind.
Aus Santiago de C hile wird gemeldet: Durch eine Lawine wurde das Zollhaus aus dem Iuncal in den Kordilleren mit fünfzig Personen, die in dem Hause waren, verschüttet.
Die Folgen der Ueberschwemmung in Japan stellen sich wie folgt dar: Die Eisenbahn ist auf allen Linien wieder tn Betrieb. Die Zeitungen schätze» den Schaden an landwirtschaftlichen Produkten auf lO bis 15 Millionen Aen, an Brücken, Straßen, Telegraphen und der E.senbahnen auf 10 Millionen Den. Der Schaden an der Reis- erme kann noch nicht geschätzt werden, doch ist auch nach der Ueberjchwemmung eine durchschnittliche Ernte sicher, wenn nicht in den nächsten 14 Tagen ein ungünstiges Wetter eintritt.
Aus Württemberg.
Neuer Kurs? Der „Neuen Badischen Landeszeitung" in Mannheim wird im Anschluß an einen Bericht über die Rede des Abg. Keil zur Etatsbewilligung der württ. Landtagsfraktion geschrieben: „Diese Kampfansage (Keil hat in dieser Rede , wie erinnerlich, ausgeführt: Wenn die Regierung solche Bahnen einschlage, Frontangriff auf die Beamtenorganisationen, Mißachtung des Landtags in Sachen der Landeskarten, so werde sich ganz von selbst die allerschärfste Kampfesstellung der Sozialdemokratie ergeben) kam von sozialdemokratischer Seite
nicht unerwartet. Auch in den Kreisen der Volkspartei wird die Regierungsweise des Ministerpräsidenten von Weizsäcker mit steigendem Unbehagen verfolgt. Der Erlaß über das Beschwerderecht der Beamten und das Hinweggehen über den Beschluß der Abgeordnetenkammer in Sachen der Landeskarten werden als die Einleitung zu einem „neuen Kurs" aufgefaßt, dessen Richtung den liberalen Traditionen der württ. Regierung wenig entsprechen wird.
Der Württ. Laudesverbaud d»r evangelische« Arbeitervereine veranstaltet tn der Zeit vom 16.—21. September zum erstenmal einen sozialen Ausbildungskurs. Dazu sind erwa 25, zumeist dem Arbeiterstand angehörtge Mitglieder, aus dem ganzen Land etnberufen, zu denen noch einige Gäste auch aus Baden kommen. Der Zweck der Veranstaltung ist, in 6 tägiger Arbeit die Teilnehmer in ein Verständnis der Wirtschaft!. Fragen der Gegenwart ein- zusühren, damit sie tn ihren Kreisen weiter wirke» können. Hiezu hält Prof. Dr. K i n d e rm an n-Hohenheim an 6 Abenden Vorlesungen über die Hsupiprobleme des Volks- und Wirtschaftswese»; Dr. jur. W. Schall-Stuttgart untertags einige Referate über den gewerblichen Arbetrs- vertrag und der Vorsitz-nde des Landesverbands, Stadtpfc. M a y e r - Smllgart. einige Vorträoe über die soziale Bewegung im 19. Jahrhundert. Die einzelnen Vorträge werden nachher besprochen und werter verarbeitet. Die Kkndermann'schen Borträge, die im Kreutzersaal oer Liederhalle gehalten werden, find jedermann zugänglich. Der Redner hat in Baden und der Pfalz (auch in Heilbron« d. Red.) schon ähnliche volkswirtschaftliche Vorlesungen gehalten, die reichen Beifall bet den Teilnehmern aus den verschiedensten Ständen gefunden haben.
Stuttgart, 6. September. Die Einnahmen aus dem württeuibergtschen Post-T»legruphen- und Fernsprecherbetrieb beliefen sich im Juli 1907 auf insgesamt Mki 1666232.—. (mehr gegenüber dem Vorjahr Mk 128679.79). Vom April 1907 bis letzten Juli 1907 bezifferten sich die Einahmen auf Mk. 7187603.44. — (Mehr gegenüber dem Vorjahr Mk 424211.75 —
Stuttgart, 7. Sept. Die Versteigerung der Plätze für Schaubuden, Karussels usw. für das diesjährige Volksfest fand gestern vormittag unter lebhafter Beteiligung ans dem Wasen statt. Der Festplatz ist bedeutend vergrößert worden, so daß mehr Plätze abgegeben werden konnten. Die Stadtgemeinde hat im letzten Jahr mehrere Wiesenplätze um 250 000 Mark angekaust; auch wurden zwei neue Straßen angelegt. Durchweg wurden höhere Preise erzielt, als bei den letztjährigen Versteigerungen. Für den laufenden Meter wurden 20—83 Mk. erlöst, gegen 20—60 Mk. im Vorjahr. Für 20 Plätze auf der Neckarseite wurden allein über 19 000 Mk. erlöst. Insgesamt kamen über 70 Plätze zur Versteigerung.
Blaubeuren, 6. Sept. In Oberherrlingen ist gestern der Staatsrat a. D. Frhr. Eugen v. Mancher gestorben. Er war bis 1893 württ. Gesandter und bevollmächtigter Minister am k. u. k. österr. Hof in Wien.
Von der oberen Donau, 6 Sept. Die in den letzttn Jahre» im Donautol und tn den angrenzenden Ortschaften ziemlich hochgekommene Schneckenindustrte har sich infolge der neuerlichen warmen R genfälle zu ihrem Höhepunkt entwickelt. Hauptsächlich sind es ote Ortschaften Nenbingen bis Gutenstetn, ferner die seitwärtsliegenven Orte Langenburg und Zizenhausen, welche durch das SammK dieser Mollusken jährlich nicht unbeveutenden Gewinn erziel An den Sammelstellen in Gutenstetn wurden tm vergangnen Jahr ca. 2 Millionen Stück Weinbergschnecken abgelwsett, welche bis zu ihrer Entwicklung tm Spätherbst tn sogenannten Schneckengärten gehegt und mit Gemüseabfällen und Kleie gefüttert werden. Das Einsammeln wird an regnerischen .Tagen m der Morgenfrische hauptsächlich von Kindern und älteren Personen betrieben, wobei für 100 Stück ca. 25 bis 50 Pfg. vezahlt werden. Der nach Elsaß, Frankreich und die Schweiz gehende Versandt, liegt in den Händen einiger Großhändler, welche die Schnecken in Etsenbahnladungcn in Fässern zu je 5000 Stück tm Spätherbst nach der Etnveckel- ung verschicken. Der Hauptabsatzplatz ist Paris in der Zeit zwischen Fastnacht und Ostern. Der Verkaufspreis schwank! zwischen 12—14 Mk. pro 1000 Stück. Die Weinbergschnecke wird entweder m Salzwasser gekocht mit Essig, Oel, Zwrebeln und Gewürzen genossen, tn Frankreich und m Elsaß wird die Schnecke gekocht und im eigenen Häuschen gebacken und mit Zusatz von Sardellenbutter verspeist.
In der Nacht auf den Samstag gerieten in der Lud- wigsburgerstraße in Stuttgart einige Personen in Streit, in dessen Verlauf der 30 Jahre alte Metzger Johann Maier von Dettingen OA. Heidenheim dem verheirateten Taglöhner Friedrich Maier einen Messerstich in den rechten und einem zweiten Beteiligten einen solchen in den linken Oberarm beigebracht hat. Dem Maier wurde die Hauptschlagader durchschnitten. Beide Verletzte kamen noch an das Haus eines Arztes. Maier brach dort zusammen und wurde auf Veranlassung des Arztes in die Pragpolizeistation verbracht, wo er alsbald gestorben ist. Die Verletzung des zweiten ist nicht lebensgefährlich. Der Täter ist festgenommen.
Freitag vormittag beging ein Stuttgarter Restaurateur einen Selbstmord, indem er bei Cannstatt in den Neckar sprang. Er wurde alsbald bemerkt und herausgezogen, doch waren die angestellten Wiederbelebungsversuche vergeblich.
In Wassers bei Wolfegg wurde der 30jährige verheiratete Taglöhner Kehle von einem Sägeklotz so auf den Kopf geschlagen, daß er alsbald eine Leiche war.
Gerichtssaal.
Stuttgart, 6. Sept. (Strafkammer). Der in einer hiesigen Fabrik als Buchhalter angestellt gewesene 34 Jahre alte verheiratete Kaufmann Paul Anger von Limbach, eignete sich von den für die Arbeiter bestimmten Löhnen, die an ihn von der Fabrikkasse ausbezahlt wurden, in der Zeit vom April 1906 bis August 190/ insgesamt etwa 15 000 Mark an. Die Unterschlagungen führte er in der Weise aus, daß er höhere Lohnbeträge verrechnet«, als er tatsächlich an die Arbeiter ausbe-